Was ich vergessen habe 9+ von Edward van de Vendel Uraufführung Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf Dramatisierung von Andreas Steudtner

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Transkript:

Junges Staatstheater Braunschweig Spielzeit 2010/2011 www.staatstheater-braunschweig.de Junges@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 542 Was ich vergessen habe 9+ von Edward van de Vendel Uraufführung Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf Dramatisierung von Andreas Steudtner Materialmappe 1»Alt und Jung«Warum vergessen alte Leute Dinge? Und warum machen das auch junge Leute? Ist Vergessen manchmal auch gut? Und wo können wir voneinander lernen, die Alten von den Jungen und die Jungen von den Alten?

Elmers Großvater (Peter Korn), Soscha (Alisa Levin) und Elmer (Holger Foest) Was ich vergessen habe Materialmappe 2

Herzlich Willkommen! Mit unserer Produktion von Edward van de Vendels»Was ich vergessen habe«starten wir in unsere erste Saison. Das Junge Staatstheater hat sich in der Spielzeit 2010/2011 neuformiert, unter neuer Leitung und mit neuem Team wollen wir mehr Theater für junge Leute anbieten. Wir wollen Theater zeigen, dass die jungen Zuschauer in eine andere Welt entführt; eine Welt, die ihnen erst einmal ungewohnt erscheint; eine Welt, die sie mit ihren Augen überprüfen können; eine Welt, die aber eigentlich doch nicht so»fremd«ist. So können sie ihre eigene Lebensrealität anhand der Bühnenwirklichkeit»geschützt«überprüfen. In van de Vendels Roman, der nun erstmals auf die Bühne kommt, geht es um den 11jährigen Elmer. In seine Klasse kommt eine neue Schülerin, Soscha. Beide verstehen sich auf Anhieb und werden Freunde. So lernen sie auch die Familie des anderen kennen: Soscha lebt in einer Großfamilie; Elmer hingegen hat nur seine Mutter, seine Tante und einen Großvater, der nicht mehr redet. Wie gehen Kinder mit ihren Großeltern um? Wie erleben die Kinder ihre Großeltern? Wie können Kinder mit der Krankheit»Alzheimer«umgehen? Unsere Materialmappe soll sich an alle unsere Zuschauer richten. Sie bietet einen Überblick über das Stück, informiert über den Autor, dient zur Vor- und Nachbereitung. Christoph Macha für das Junge Staatstheater Kontakte Junges@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 542 Leitung AndreasSteudtner@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 521 Dramaturgie ChristophMacha@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 524 Organisation/Künstlerische Mitarbeit JudithZeitner@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 542 Leitung Theaterpädagogik CarmenWaack@staatstheater-braunschweig.de Tel. (0531) 1234 541 Was ich vergessen habe Materialmappe 3

Besetzung Inszenierung Sebastian Wirnitzer Bühne und Kostüme Vinzenz Gertler Musik Marko Werner Dramaturgie Christoph Macha Theaterpädagogik Carmen Waack Elmer Jonas de Jong Holger Foest Soscha Londerseel Alisa Levin Elmers Mutter, Schuldirektorin/Anja, Elmers Tante/Maud, Altenpflegerin Nina El Karsheh Mark/Jackson, eigentlich: Ivar, Soschas Bruder Marko Werner Marianne Fantou, Französischlehrerin Annagerlinde Dodenhoff Remmelt de Jong, Elmers Großvater Peter Korn Klein-Elmer auf dem Tonband Viktor Caplan Regieassistenz, Spielleitung und Soufflage Marie Rodewald Produktionsassistenz Christine Wagenleiter Technischer Direktor Heiner Heumann Ausstattungswerkstätten Petra Röder Produktionsingenieur Stephan Busemann Bühnentechnik, Beleuchtung und Ton Thoralf Kotlenga, Frank W. Rosenthal Kostümabteilung Antonia Fietz Chefmaskenbildner Steffen Gerber Maske Lisa Widdecke Leitung der Requisite Peter Fligg Tischlerei Peter Kranzmann Schlosserei Armin Zühlke Malsaal Sonja Bähr Deko- und Möbelabteilung Axel Schneider Premiere 26.09.2010, 16.00 im Haus Drei Vorstellungsdauer ca. 75 Minuten keine Pause Aufführungsrechte Verlag für Kindertheater Uwe Weitendorf GmbH, Hamburg Was ich vergessen habe Materialmappe 4

Themen In dem Stück»Was ich vergessen habe«werden mehrere Themen angesprochen, fünf zentrale Themen nennen wir hier:»alt und Jung«,»Freundschaft«,»Erste Liebe«,»Familie«und»Demenz«. Dem»Alt und Jung«widmen wir uns dabei besonders in dieser Materialmappe. Alt und Jung»Es schadet niemals, sich für alle Lebensabschnitte ein Stück Jugend zu bewahren, und es ist immer besser, im Alter jugendfrisch zu sein, als greisenhaft in jungen Tagen.«Wilhelm Heinrich Riehl»The old believe everything; the middle-aged suspect everything; the young know everything.«oscar Wilde»Opa ist müde.«elmer Freundschaft»Freundschaft erlaubt einem nicht automatisch, dem anderen unangenehme Dinge zu sagen. Je näher man einem Menschen ist, desto wichtiger werden Taktgefühl und Höflichkeit. «Oliver Wendell Holmes»Ein Freund ist gleichsam ein anderes Ich.«Marcus Tullius Cicero»Wer Freundschaft schließen will, muss über die Vorgeschichte des anderen Bescheid wissen.«soscha Erste Liebe»Die ersten Schritte, die uns in den Irrgarten der Liebe bringen, sind so angenehm, die ersten Aussichten so reizend, dass man sie gar zu gern in sein Gedächtnis zurückruft.«johann Wolfgang von Goethe»O zarte Sehnsucht, süßes Hoffen, der ersten Liebe goldne Zeit! Das Auge sieht den Himmel offen, es schwelgt das Herz in Seligkeit. O dass sie ewig grünen bliebe, die schöne Zeit.«Friedrich von Schiller»Hast du Lust auf ein Problem? Vielleicht bin ich gerade dabei, mich zu verlieben!«soscha Was ich vergessen habe Materialmappe 5

Familie»Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürliche.«jean-jacques Rousseau»Familien haben heute ein Schmarotzerimage. Sie müssen sich von Finanzexperten vorrechnen lassen, wie teuer Bildungsinstitute für ihre Kinder sind.«susanne Mayer»Scheint eine sehr lebendige Familie zu sein.«mutter Demenz»Vergessen, Verwirrung, Veränderung. Was bleibt ist ein Mensch.«Mathilde Tepper»Die Person sickert Tropfen für Tropfen aus der Person heraus.«arno Geiger»Wenn man alles vergisst, dann kann man eine ganze Menge nicht mehr.«elmer Was ich vergessen habe Materialmappe 6

Elmer (Holger Foest) und seine Mutter (Nina El Karsheh) Was ich vergessen habe Materialmappe 7

Inhalt des Stücks Soscha kommt neu in die Klasse, sie sucht sich den Platz neben dem 11jährigen Elmer aus. Er wird rot. Mark macht sich über Elmer und Soscha lustig, Soscha schlägt Mark eine blutige Lippe. Elmer und Soscha müssen Strafarbeiten erledigen, die beiden werden Freunde.»Wer Freundschaft schließen will, muss über die Vorgeschichte des anderen Bescheid wissen.«beide schreiben eine Liste über sich selbst. Elmer fragt seine Mutter, was er über seinen Vater schreiben soll.»was wir immer sagen. Vor zehn Jahren weggegangen und nie mehr wiedergekommen«, antwortet seine Mutter und fragt ihren Sohn, was er über seinen Großvater schreibt. Elmer will nichts über Opa Remmelt schreiben. Die beiden Kinder tauschen ihre Listen aus. Beide leben in unterschiedlichen Familienmodellen, Elmer allein mit seiner Mutter und Soscha in einer Großfamilie. Soscha erklärt Elmer, dass sie sich vielleicht in ihn verliebt.»geküsst wird erst, wenn du es willst.«elmers Mutter, die Schuldirektorin ist, schickt ihren Sohn für einen Abend zu Soschas Familie, weil sie am Abend»Mitbestimmungsratsversammlung«hat. Beide sind darüber überrascht, dass ihre Mütter deshalb miteinander telefoniert haben. Mark fragt Elmer, ob Elmer mit Soscha geht; er will wissen, ob er bei Soscha noch eine Chance hat. Mark versteht nicht, dass ein Mädchen Elmer»nett«findet. Elmer lernt Soschas Familie kennen. Soscha bringt ihm die polnischen Worte für»kein Problem«-»Nie ma problemu«bei. Soschas Bruder, Jackson, stört die beiden. Soscha und Elmer besuchen Elmers Tante Anja, diese telefoniert mit ihrem neuen Freund. Anja schenkt ihrem Neffen ein altes Tonbandgerät, welches Opa Remmelt gehörte. Auf einem Tonband spricht eine Frauenstimme ein französisches Gedicht, es ist»für Remmelt«. Elmer stutzt, denn es war nicht die Stimme von Elmers Großmutter. Abends erzählt Elmer seiner Mutter von dem Tonband. Soscha möchte Elmers Opa kennen lernen, Elmer will eigentlich nicht, gibt dann nach:»nie ma problemu.«. Elmers Mutter versichert ihrem Sohn, dass Oma und Opa immer zusammen waren. Sein Großvater war Seemann, im Alter ist er gereist, im Kopf und beim Malen seiner Bilder. Soscha möchte mit Elmer den Opa besuchen, Jackson erinnert seine kleine Schwester an den Zahnarztbesuch, sie mussweg. Die beiden Jungen spielen Fußball, quatschen über ihre Väter. Der eine hat keinen und der andere kommt mit seinem nicht klar. Elmer und Soscha kommen im»haus Sonne«an, sie werden von Pflegerin Maud begrüßt und zu Opa Remmelt geführt. Dieser rührt sich auch nach vie- Was ich vergessen habe Materialmappe 8

len Bemühungen nicht. Elmer ist traurig, dass er mit seinem Großvater nicht kommunizieren kann. Am Abend überrascht Jackson Elmer zu Hause (»Freundschaftspolizei«), sie reden über Soscha. Jackson findet es gut, dass seine kleine Schwester neuerdings»leuchtet«. Jackson raucht in der Wohnung, Elmer hat keine Ahnung, dass es Haschisch ist. Die Mutter möchte nicht mehr, dass Jackson Elmer besucht und Drogen in die Wohnung bringt. Mark fragt Elmer erneut, ob er mit Soscha geht. Er antwortet nicht richtig, bietet Mark an»ein gutes Wort«einzulegen. Soscha findet Mark nett, er sei ein»pony«; streicheln wäre okay, aber mehr nicht. Elmer und Soscha reden über den Opa und seine Bilder, Elmer holt ein Bild. Sie beschließen es mit ins Pflegeheim zunehmen. Soscha besucht Elmer wieder; bei ihr zu Hause gab es einen großen Streit zwischen ihrem Vater und Jackson,»ein blutiger Kampf zwischen zwei Pitbulls ist nichts dagegen«. Soscha schaut sich wieder das Bild von Opa Remmelt an, die beiden Kinder entdecken auf einer Fahne eine Telefonnummer. Sie wählen die Nummer, es ist die Frauenstimme vom Tonbandgerät: Marianne Fantou. Die beiden besuchen Frau Fantou, Opa Remmelt hat bei ihr Französisch- Stunden genommen, sie lasen zusammen Sonette. Elmer macht Frau Fantou klar, dass Opa und Oma immer zusammen waren, er rennt weg. Elmer ist wütend, er versteht die Welt nicht mehr: Jackson und die Drogen, seine Mutter, Frau Fantou und natürlich seine Gefühle für Soscha. Jackson kommt auf dem Bolzplatz. Beide streiten sich, Elmer versteht den Kampf zwischen Jackson und seinem Vater nicht, er versteht die Drogen nicht, Elmers Mutter weiß von Soscha über den Besuch bei Frau Fantou Bescheid, Die Mutter erklärt Elmer, dass Frau Fantou und Remmelt nicht»rumgemacht«haben. Elmer ist immer noch verwirrt, er muss morgen nicht in die Schule. Mark besucht Elmer, sie reden über Soscha. Elmer glaubt, dass Soscha auf ihn böse ist, Mark erklärt ihm das Gegenteil. Elmer will zum»haus Sonne«Die Mutter und Soscha kommen nach Hause, sie gibt ihm einen Kuss. Elmer schenkt Frau Fantou Opa Remmelts Bild mit der Telefonnummer. Im Pflegeheim angekommen, spielt Elmer Opa Remmelt das französische Sonett über die Liebe vor, der Opa reagiert nicht. Soscha und Elmers Mutter sind traurig. Erst als auf dem Tonband ein Lied beginnt, welches Elmer als sehr kleines Kind gesungen hat, reagiert der Großvater mit einer Bewegung. Die drei sind erstaunt. Soscha möchte Elmer zu sich einladen, dieser möchte nicht, er braucht Zeit. Aber sie werden sich bald wiedersehen. Soscha schaut Elmer lange an. Und dann spitzt sie die Lippen und leise, ganz leise, sagt sie:»nie ma problemu«. Was ich vergessen habe Materialmappe 9

Autor Edward van de Vendel wurde an einem Sommertag 1964 in einer kleinen Stadt im Herzen der Niederlande geboren. Als Junge träumte er davon Profifußballer oder ein berühmter Sänger zu werden. Stattdessen wurde er Lehrer an einer Grundschule. Und weil er seinen Beruf sehr liebte, gründete er zusammen mit anderen Kollegen eine eigene Schule, deren Schulleiter er für einige Jahre war. Aber langsam wurde eine andere Liebe stärker: die Liebe zur Sprache. Er begann Gedichte zu schreiben und 1996 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. Seither sind viele weitere Bücher von ihm erschienen, unter anderen»tage der Bluegrass-Liebe«,»Die langen Nächte der Stille«,»Großvater, Kleinvater«,»Twice oder cooler als Eis«,»Super Guppy«,»Zwei Millionen Schmetterlinge«, «Anna Maria Sofia und der kleine Wim«,»Spring, wenn du dich traust«und natürlich»was ich vergessen habe«(»wat ik vergat«). Dieser Roman ist 2001 in den Niederlanden erschienen, 2005 war er für den Deutschen Kinderbuchpreis nominiert. In Deutschland ist es beim Carlsen-Verlag erschienen. Inzwischen arbeitet Edward van de Vendel hauptberuflich als Autor und lebt in Rotterdam. Er schreibt sowohl Jugendromane als auch Bücher für Leseanfänger, Texte für Bilderbücher, Gedichte für alle Altersgruppen und sogar Sachbücher. Er schreibt aber auch Liedtexte für befreundete Künstler. Drei seiner Bücher wurden mit dem "Gouden Zoen" (bestes Jugendbuch) ausgezeichnet, vier weitere mit dem "Zilveren Griffel" (bestes Kinderbuch) und eines mit dem "Woutertje Pieterse Prijs" (Kritikerpreis für das beste literarische Buch des Jahres). Lizenzen seiner Bücher wurden nach Deutschland, Italien, Spanien, Slowenien, USA, Portugal, Indien, Brasil, Norwegen, Dänemark und Frankreich verkauft.ien Mehr über den niederländischen Autoren ist auf seiner Website zu finden: www.edwardvandevendel.com. Was ich vergessen habe Materialmappe 10

Elmer (Holger Foest) und Jackson (Marko Werner); unten Elmers Großvater (Peter Korn) Was ich vergessen habe Materialmappe 11

Vorbereitung Listen 1 Das Mädchen Soscha findet, wenn man Freundschaft schließt, dann muss man über die Vorgeschichte des Anderen Bescheid wissen. Deshalb schreiben sie und Elmer eine Liste über sich. Fertigt auch eine Liste über euch an. In der Liste können zum Beispiel euer Lieblingsessen, wie viele Brüder und/oder Schwestern ihr habt, wie eure Eltern heißen, wo ihr herkommt stehen, Alles ist möglich. Vielleicht schreibt ihr auch etwas über eure Großeltern. Nachdem ihr eure Liste habt, lest sie euch in Zweier-Gruppen gegenseitig vor. Versucht, euch so viel wie möglich zu merken. Nachdem ihr fertig seid, erzählt euch noch einmal eure Liste. Diesmal aus dem Kopf und diesmal die Liste von euren Gegenüber. Habt ihr euch alles merken können? Oder habt ihr etwas vergessen? 2 Macht noch eine Liste: Stellt euch vor, ihr seid 40 Jahre alt. Wie sieht jetzt die neue Liste aus? Habt ihr Kinder? Was ist euer Beruf? Lest euch auch diese Liste in Zweier-Gruppen vor. Merkt euch wieder so viel wie möglich und zählt dem anderen auf, was er auf seiner Liste stehen hat. 3 Stellt euch vor, ihr seid 70 Jahre alt. Wie habt ihr euer Leben gelebt? Was habt ihr gemacht? Habt ihr Enkel? Wie ist euer Verhältnis zu euren Enkeln? Lest diese Liste in Zweier-Gruppen vor. Merkt euch wieder die andere Liste und erzählt sie euch gegenseitig. Ganz schön schwer, nichts zu vergessen. Oder? Liebe nachfragen 1 Macht einander in Zweier-Gruppen eine Liebeserklärung ohne Worte. Wie verlieben sich Tiere ineinander? Bildet Zweier-Gruppen und verliebt euch als Tiere ineinander. Probiert verschiedene Gattungen aus (Löwen, Papageien, Krokodile, Hunde, Würmer, Schnecken etc.) und kommuniziert dabei über die Körpersprache (Geräusche dürft ihr natürlich auch einsetzen). Was ich vergessen habe Materialmappe 12

Wie verändert sich die Körpersprache? Wie nähern sich die unterschiedlichen Arten einander an? 2 Sucht euch nach mehreren Tierarten eine Tierart aus, die ihr besonders mögt. Baut ein Standbild! Ein Standbild ist eine»lebendige«skulptur. Sucht euch eine typische Szene für das Verlieben eurer Tierart aus und»friert«die Szene ein. Bleibt in der Bewegung stehen, bewegt euch nicht mehr. Zeigt anderen euer Standbild. Ist eure Szene so»richtig«? Ist das typisch genug, erkennen die anderen die Tierart? 3 Wie haben sich eure Eltern kennen gelernt? Eure Großeltern verliebt? Fragt sie und erzählt am nächsten Tag euren Freunden davon. Was war bei den Eltern und Großeltern besonders spannend? Haben sie vielleicht schon vergessen, wie es war Wie stellt ihr euch euer erstes Verlieben vor? Nehmt euch ein Blatt Papier und malt einen großen Kreis, in die Mitte des Kreises macht ihr einen Punkt. Der Punkt in der Mitte steht für ein»tolles«gefühl beim Verlieben, der Kreisrand für ein»schlechtes Gefühl«. Nehmt euch jetzt einen Stift in einer anderen Farbe. Wenn ihr euch verliebt, wo würde der Verliebtheitspunkt in dem Kreis liegen? Gibt es vielleicht mehrere Punkte? Ist Verliebt sein ein schönes oder nicht so schönes Gefühl? 4 Küssen: Elmer hat keine Ahnung, sagt er. Soscha hingegen weiß, dass es schön werden wird. Sie will ihren Elmer küssen. Mark würde auch gern Soscha küssen, mit ihr gehen. Soscha will nicht. Stellt euch vor ihr wärt Mark. Wie würde euer Gesicht aussehen, wenn ihr wisst, dass Soscha nicht mit euch gehen will? Wen würdet ihr gern küssen? Schreibt den Namen auf einen Zettel und steckt in eure Hosentasche und vielleicht werden Wünsche war. Hebt euch den Zettel immer auf, vielleicht vergesst ihr so eure erste Liebe nie. 5 Wie würdet ihr euch necken? Soscha und Elmer»kabbeln«sich in unserer Inszenierung und werfen sich kleine Schimpfwörter zu, die eigentlich keine sind. Wie geht die Reihe weiter? Börsenmakler Zahnarzthelferin Kinderbuchautorin -? Was ich vergessen habe Materialmappe 13

Theaterbesuch In unserer Inszenierung reden die Figuren nicht nur deutsch. Die Handlung spielt in den Niederlanden, deshalb begrüßen und verabschieden sie sich auf Niederländisch. Das Mädchen Soscha hat eine polnische Mutter, deshalb sagt sie manchmal was auf Polnisch. Und Frau Fantou kommt aus Frankreich. Niederländisch Geen problem Hartelijk bedankt Goedemorgen Goedemiddag Goedenavond Goedenacht Waar kom je vandaan? Varweel Tot morgen Kein Problem Dankeschön Guten Morgen Guten Tag Guten Abend Gute Nacht Wo kommst du her? Tschüss Bis morgen Polnisch Nie ma problemu Dziękuję Dzień dobry Dzień dobry Dobry wieczór Dobranoc Skad jesteś? Cześć Do jutra Kein Problem Dankeschön Guten Morgen Guten Tag Guten Abend Gute Nacht Wo kommst du her? Tschüss Bis morgen Französisch Frau Fantou spricht ein altes französisches Sonett. Hier könnt ihr das Gedicht lesen und auch eine Übersetzung davon. Wenn man das Sonett übersetzt, dann funktionieren einige Sprachspiele aus dem Französischen nicht mehr. Der Übersetzer des Romans Rolf Erdorf hat dazu einige Anmerkungen gemacht, diese sind hinter dem Sonett gedruckt. Was ich vergessen habe Materialmappe 14

Et la mer et l amour par Pierre de Marbeuf Et la mer et I amour ont I amer pour partage, Et la mer est amére, et lamour est amer, L on s abime en l amour aussi bien qu en la mer. Car la mer et l amour ne sont point sans orage. Celui qui craint les eaux qu il demeure au rivage, Celui qui craint les maux qu on souffre pour aimer, Qu il ne se laisse pas á l aaour entflammmer, Et tous deux ils seront sans hasard de naufrage. La mére de l amour eut la mer pour berceau, Le feu sort de l amour, sa mère sort de l eau, Mais l eau contre ce feu ne peut fournir des armes. Si l eau pouvait éteindre un brasier amoureux, Ton amour qui me brule est si fort douloureux, Que j`eusse éteint son feu de la mer de mes larmes. Das Meer und die Liebe von Pierre de Marbeuf Und das Meer und die Liebe, sie schmecken so gleich Herb ist die Liebe und herb ist die See. Die eine, die andre wird Abgrund dir jäh, Denn Liebe und See sind an Sturmtiefen reich. Wer fürchtet die Wasser, der bleibe an Land. Wer fürchtet die Schmerzen, die leidet, wer liebt, Wenn auch der sich den Flammen der Liebe nicht gibt, Ist die Fährnis des Schiffbruchs für beide gebannt. Die Mutter der Liebe hat die See einst gewiegt, Das Feuer aus Liebe, deren Mutter dem Wasser entstieg, Und gegen diese Feuer kein Wasser je siegt. Löschte aus denn ein Wasser der Liebe Glut Mich brennt deine Liebe mit so schmerzender Wut, Im Meer meiner Tränen hätte ich sie erstickt. Anmerkung des Übersetzers Dieses französische Sonett ist berühmt wegen der ersten Strophe, insbesondere seiner beiden ersten Zeilen. Der Dichter Pierre de Marbeuf spielt hier mit dem in nicht-romanischen Sprache unnachahmlichen Gleich- und Ähnlichklang folgender Wörter: l amour (die Liebe) la mer (das Meer, die See) l amer (das Bittere) la mère (die Mutter). Was ich vergessen habe Materialmappe 15

Diese Wortspiel»l amour - la mer l amer«stammt allerdings nicht ursprünglich von Pierre de Marbeuf, sondern ist geklaut: Es findet sich bereits in einer altfranzösischen Version der berühmten Geschichte von Tristian und Isolde, und zwar in dem erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten sogenannten»carlisle-fragment«, einer mittelalterlichen Handschaft, die Teile des Epos «Tristian et Yseut«von Thomas von England enthält. Thomas von England verfasste sein Werk um 1160 und sein»tristan et Yseut«war die direkte literarische Vorlage für Gottfried von Straßburgs mittelhochdeutsches Tristian-Epos. Gottfrieds»Tristan und Isolde«entstand 1210 und ist in mehrere Handschriften erhalten. Der Stoff war also schon damals in ganz Europa berühmt nicht zuletzt wahrscheinlich deshalb, weil er von ebendiesen drei Dingen handelt: la mer, l amour und l amer. Was ich vergessen habe Materialmappe 16

Soscha (Alisa Levin), Elmer (Holger Foest) und Frau Fantou (Annagerlinde Dodenhoff) Was ich vergessen habe Materialmappe 17

Nachbereitung Vergessen 1 Wer ist Opa Remmelt? Warum schweigt Opa Remmelt? Warum kann er sich nicht mehr allein anziehen? Warum kann er nicht mehr malen und singen wie früher? Warum will Elmer nicht über seinen Opa erzählen? Was ist Erinnerung? Was bedeutet eigentlich»er schweigt«? Was ist das Schlechte am Vergessen? Was ist das Gute am Vergessen? Bildet Dreier-Gruppen und beantwortet diesen Fragen. Sammelt eure Antworten auf kleinen Klebezetteln. Sortiert sie: Was ist»gutes«vergessen? Was ist»schlechtes«vergessen? Gibt es auch Zettel, die ihr nicht richtig einordnen könnt? 2 Wie ist es mit euren Großeltern? Wisst ihr alles von ihnen? Haben sie schon Dinge vergessen? 3 Habt ihr schon einmal Dinge vergessen? Baut einen Stuhlkreis auf, setzt euch alle hin. Jemand fängt an und sagt zum Beispiel :»Ich habe schon einmal vergessen mir die Zähne zu putzen.«der linke Nachbar wiederholt den Satz und bildet einen Neuen dazu.. Der nächste Nachbar wiederholt beide Sätze und ergänzt einen neuen. So geht es weiter. Vergessen geht sehr schnell, probiert das Spiel mehrmals aus. Wer vergisst als Erster? 4 Alzheimer? 1901 von dem deutschen Arzt Alois Alzheimer zum ersten Mal beschrieben Morbus Alzheimer ist eine Form einer Demenzerkrankung. Bei einer Demenzerkrankung vergisst der Mensch der Dinge; nicht nur sein Denken, auch Körperbewegungen Was ich vergessen habe Materialmappe 18

60-70% der Demenzkranken leiden unter Morbus Alzheimer Typisch: Anosognosie (Unfähigkeit der Wahrnehmung der eigenen Erkrankung: «Ich bin doch nicht krank»; gilt auch für andere Demenzen) Zunächst Gedächtnisstörungen das Kurzzeitgedächtnis betreffend; später Wortfindungsstörungen, Verlernen alltäglicher Verrichtungen/Abläufe, Patienten erkennen vertraute Menschen und Gegenstände nicht mehr wieder etc. Zum Teil große Persönlichkeitsveränderungen (z.b. unbegründete Wut- und Gewaltausbrüche) Stetiger Muskelabbau, kann dazu führen, dass der Kranke nur noch im Bett liegen kann Morbus Alzheimer verläuft langsam, ist nicht heilbar Bis heute ist die Ursache der Alzheimer-Erkrankung nicht vollständig erforscht Erinnern 1 Malt einen Strich auf den Boden (oder klebt ihn mit Malerkreppband auf den Boden). Schließt die Augen und lauft von einem Ende des Strichs zum anderen Ende. Wenn ihr glaubt, dass ihr angekommen seid, öffnet die Augen und überprüft, wo ihr gelandet seid. 2 Baut mit Stühlen ein Labyrinth. Sucht euch einen individuellen Weg durch dieses Labyrinth. Geht den Weg mehrere Male mit offenen Augen ab und prägt ihn euch gut ein. Versucht dann, den Weg mit geschlossenen Augen wieder zu finden. 3 Findet euch in Zweier-Gruppen zusammen. A verbindet sich die Augen mit einem Tuch. B nimmt den blinden A an der Hand und führt ihn langsam durch den Raum. B muss die absolute Verantwortung für A übernehmen und Unfälle vermeiden. Je grösser das Vertrauen zwischen euch ist, desto schneller kann B durch den Raum führen. Nach einer Weile könnt ihr den Handkontakt reduzieren, sodass sich nur noch die Fingerspitzen berühren. Wenn das gut funktioniert, könnt ihr den Körperkontakt ganz auflösen und B führt A nun mit seiner Stimme durch den Raum (indem er Anweisungen gibt wie: «Rechts!» «Geradeaus!» «Stopp!» etc.). A läuft nur in dem Tempo, das er sich zutraut und B muss sehr verantwortungsbewusst handeln, damit A nichts passiert. Anregungen für den anschließenden Austausch: Habt ihr euch gegenseitig vertraut? Warum? Warum nicht? Was braucht es, um einander in dieser Übung zu vertrauen? Muss nur der Blinde seinem Führer vertrauen? Oder auch umgekehrt? Im Vergleich zu den vorhergehenden Übungen: Was ist anders wenn man die eigene Verlorenheit der Obhut eines anderen anvertraut? Was ich vergessen habe Materialmappe 19

Was hat die Übung mit dem «richtigen» Leben zu tun? Welche Situationen fallen euch ein, in denen ein «Blinder» (im übertragenen Sinn) von einem anderen Menschen geführt wird? Inwiefern hat diese Übung etwas mit dem Stück zu tun? Wer führt wen? (Soscha Elmer, Elmer Mutter, Elmer Tante Anja, Günay Anja, oder ist es andersrum?) Vergessen 1 Schickt einen von euch (A) aus dem Raum. Während A vor der Tür wartet, verändert ihr drei Dinge im Raum. Anschließend holt ihr A wieder herein. Nun ist A aufgefordert, zu benennen, was ihr verändert habt. Kann er sich erinnern? 2 Steht euch zu zweit gegenüber. Ihr habt 30 Sekunden Zeit, euch anzusehen. Auf ein Zeichen dreht ihr euch den Rücken zu. Könnt ihr euch daran erinnern, welchen Pullover der andere trägt? Welche Augenfarbe er hat? Hat er Muttermale im Gesicht? Oder sonstige Besonderheiten? Trägt er Schmuck? Eine Armbanduhr? Welche Farbe haben seine Schnürsenkel? Was ich vergessen habe Materialmappe 20

Elmers Großvater (Peter Korn) Was ich vergessen habe Materialmappe 21

Theaterknigge Ein Theater ohne Publikum ist wie eine Wüste ohne Kamel. Braunschweig ohne den Löwen. ein Schwimmbad ohne Wasser. ein Märchen ohne»es war einmal «. ein Witz ohne Pointe. Daher freuen wir uns darüber, dass ihr da seid! Da es im Theater ein paar Regeln zu beachten gibt, haben wir dieses kleine Lexikon als Hilfe für euch zusammengestellt: Abendkleid, das: Viele Menschen ziehen sich gerne schön an, wenn sie ins Theater gehen. Sie wollen den Schauspielerinnen und Schauspielern ihren Respekt erweisen, oder selber auch ein bisschen glitzern, falls jemand zu ihnen in die Loge schaut. Heute ist schicke Kleidung aber keine feste Regel mehr im Theater. Essen, das: Ihr könnt euch vorstellen wie sehr es stören würde, wenn bei ganz leisen oder traurigen Szenen plötzlich jemand im Publikum in einen knackigen Apfel beißen würde. Und dann stellt euch vor, dass jemand neben euch eine Knistertüte auspackt... Also, das Essen im Theater ist grundsätzlich nicht erlaubt. Fotografieren, das: Auch das Fotografieren ist leider nicht erlaubt. Wenn ihr schöne Bilder von dem Stück haben wollt, fragt doch im Theater nach. Meistens gibt es Erinnerungsbilder zum mit nach Hause nehmen auf Plakaten und Postkarten. Handy, das: natürlich ist wichtig, dass eure Freunde erfahren, dass ihr grade im Theater seid, aber bitte nicht während der Vorstellung. Wie sollen sich denn die Schauspielerinnen und Schauspieler an ihren Text erinnern, wenn ständig jemand dazwischen quatscht? Ihr könnt euch vorstellen, wie allein das Klingeln eines Handys alle Menschen auf der Bühne und im Publikum stört. Klatschen, das: Nachdem ein Stück vorbei ist, kommen die Schauspielerinnen und Schauspieler auf die Bühne und alle können heftig applaudieren. Je besser einem das Stück gefallen hat, desto lauter kann der Applaus sein. Regenschirme, die: Zum Glück hat unser Theater ein Dach. Falls es also regnen sollte, könnt ihr eure Schirme in der Garderobe trocknen lassen. Niemals beim Zuschauen einen Schirm über euch aufspannen. Die Leute hinter euch, könnten dann nicht mehr so gut auf die Bühne gucken Turnschuhe, die: Turnschuhe sind im Theater erlaubt. Vielleicht solltest du sie nicht grade ausziehen, wenn du deine Füße vorher nicht gewaschen hast und deine Socken stinken könnten. Was ich vergessen habe Materialmappe 22

Impressum Herausgeber Junges Staatstheater Braunschweig, Am Theater, 38100 Braunschweig Generalintendant Joachim Klement Leiter Junges Staatstheater Andreas Steudtner Redaktion & Gestaltung Christoph Macha Theaterknigge Carmen Waack Fotos Karl-Bernd Karwasz Redaktionsschluss 24.09.2010 Änderungen vorbehalten Was ich vergessen habe Materialmappe 23