Islamische Landschaft in Vorarlberg. Muslime in Europa Elisabeth Dörler, Islamische Landschaft. in Vorarlberg

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Islamische Landschaft Elisabeth Dörler Christlich-Islamisches Forum Istanbul-St.Georg Batschuns www.frohbotinnen.at/cmf Muslime in Europa Österreich 2001: 8,7 % Fremde 4,2 % Muslime Ca. 3/5 aus der Türkei ca. 2/5 aus Bosnien- Herzegowina/Montenegro Daten Volkszählung 2001 1

Bundes- Insgesamt Katholike Katholi Katholike Katholike Muslime Muslime o.r.b. o.r.b. land n 2001 ken % n 2010 n 2001 % 2001 % % 2010 Burgen- 277.569 220.512 79,4 % 3.993 1,4 % 11.102 4,0 % land 284.897 204.375 71,7 % Steier-mark 1.183.303 961.630 81,3 % 19.007 1,6 % 117.589 9,9 % 1,210.614 878.659 72,6 % Kärnten 559.404 432.011 77,2 % 10.940 2,0 % 43.916 7,9 % 558.271 395.955 70,9% Nieder- 1.545.804 1.226.411 79,3 % 48.730 3,2 % 166.832 10,8 % österreich 1,611.981 532.441+ Oberöster- 1.376.797 1.093.624 79,4 % 55.581 4,0 % 120.906 8,8 % reich 1,412.640 1,016.947 72 % Tirol 673.504 561.680 83,4 % 27.117 4,0 % 35.139 5,2 % 710.048 397.935+ Salzburg 515.327 383.486 74,4 % 23.137 4,5 % 49.238 9,6 % 531.721 491.800- Wien 1.550.123 762.089 49,2 % 121.149 7,8 % 397.596 25,6 % 1,714.142 1,281.161- Vorarlberg 351.095 273.978 78,0 % 29.334 8,4 % 20.945 6,0 % 369.938 253.461 67,68 % 35.000 9.5 % Österreich 8.032.926 5.917.274 73,7 % 338.988 4,2 % 963.263 12, 0 % 8,404.252 5,452.734 65,9 % 500.000 6 % Geschichte Muslime in Österreich 1867 Österr. Staatsgrundgesetz (Glaubensund Gewissensfreiheit) 1874 Anerkennungsgesetz für Religionsgesellschaften ohne besondere Vorschriften 1878 Besetzung von Bosnien-Herzegowina nach dem Krimkrieg (Berliner Kongress) 1908 Annektion von Bosien-Herzegowina 1912 Islamgesetz für den Islam des hanefitischen Ritus 1918 Untergang des Habsburgerreiches Geschichte Migration von Muslimen Ab ca. 1955 Islamische Studenten, v.a. in Wien und Graz (Araber und Türken) Seit 1960 Einwanderung von Gastarbeitern (Türken und Bosnier) => heutige Migranten 1964 Vertrag zwischen der Republik Türkei und Österreich über Arbeitskräfte Wien seit 1965 OPEC- und seit 1979 UNO- Standort: Politiker und Wirtschaftsleute Ab 1990er Jahre: Flüchtlinge aus dem Balkan, jetzt tschetschenische Flüchtlinge 2

Migration ab 1960 Migration von Gastarbeitern ab 1970 Familienzusammenführung Um 1990: - Rezension - Ausländerquote - Beginn des Balkankrieges - Möglichkeit, sich aus der Türkei ausbürgern zu lassen - Theologische Lösung: Haus des Vertrags - 3. Generation in Österreich lebender Muslime Islamische Grundidentität Exkurs Gastarbeiter -Migration In Vorarlberg ab den 1960er Jahren zunächst zahlenmäßig etwa gleiche Migrantenanzahl aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei 3

Exkurs Migration Türkei Relativ einheitlich türkischsprachig und muslimisch wahrgenommen (erst später Differenzierung ethnisch auch kurdisch bzw. religiös auch alevitisch) Erst ab ca. 1990 signifikante Annahme der österr. Staatsbürgerschaft Balkankrieg, Rezension, Theol. Möglichkeit des Haus der Freundschaft, Möglichkeit der Entlassung aus der türk. Staatsbürgerschaft, Ausländerquote, 2./3. Generation Exkurs Migration Ehemaliges Jugoslawien Von Anfang an Unterschiede in der Religion, aber gemeinsame Sprache: serbokroatisch Slowenen und Kroaten: römisch-katholisch Serben: serbisch-orthodox Bosnien-Herzegowina: mehrheitl. muslimisch Montenegro: Mischgebiet Gastarbeiterreferat der kath. Kirche mit jeweils einem Slowenen- und Kroatenseelsorger sowie Zusammenarbeit mit dem serbisch-orthodoxen Pfarrer RU bei Christen kein Problem, da schon existent (bes. r.k.) Aufnahme in die religiöse Infrastruktur der Mehrheitsbevölkerung (Friedhof) Exkurs Migration Durch Balkankrieg klarere ethnische und religiöse Differenzierung, aber auch Nationalisierung: slowenisch, kroatisch, serbisch (Schrift!), bosnisch Von Anfang an Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft Tito-Kommunismus hatte sowohl ethnisch als auch religiös nivelliert, Anerkennung dieser Unterschiede in Österreich Differenzierung nach relig. Verhalten aus Statistiken nicht möglich Durchschnittlich berufliche Qualifikation vorhanden, wenn auch nicht ausgeübt 4

Migration Ab 1990 massive Annahme der österreichischen Staatsbürgerschaft Statt Duldung nun Beginn der Institutionalisierung auf breiter Ebene Juridische Grundlagen 1912 Islamgesetz für den Islam des hanefitischen Ritus 2. Mai 1979 Bescheid - Wiener Islamische Religionsgemeinde - Verfassung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) 1983 Lehrplan Islamische Religion 1988 Erweiterung des Islamgesetzes für alle Riten 2009 neue Verfassung der IGGiÖ Exkurs: Islamische Rechtsschulen Islam 90 % Sunna Heterodoxe Gruppenn 10 % Schia (Iran, Irak) Hanefiten (Balkan, Türkei, Asien) Schafiiten (Naher Osten) Aleviten (Türkei) Malekiten (Nord-Afrika) Hanbaliten (Saudi-Arabien) 5

Verbreitung der Rechtsschulen Rechtsschulen 80 % Sunniten des hanefitischen Ritus 20 % Aleviten Wenige Sunniten anderer Rechtsschulen Einzelne Schiiten Bereich Schule 1983 Lehrplan Islamische Religion 1998: Gründung der Islamischen Religionspädagogischen Akademie (IRPA) 2003: Gründung des Islamischen Religionspädagogischen Instituts 2005: Bestellung von 8 Islamischen Religionsinspektoren 2007: Master LG für RL an Höheren Schulen Uni Wien 2007: Umgestaltung der IRPA in Islamische Religionspädagogische Ausbildung (privatrechtlich) Ab 2009/10 Ausbildung für Imame in Wien Ab 1012/13 Master LG für RL an Höheren Schulen Uni Innsbruck 6

Staatlich anerkannte Religionsgemeinschaft: Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) seit Verfassung 2009: 9 Islamische Religionsgemeinden Wahl 2010/11 Registrierte Mitglieder: A:124.465 Wahlberechtigte: A: 27.095 V: 3.208 Wahlbeteiligung: A: 75% V: 87,68 % Beteiligte Moscheen bzw. Vereine: A: 225 V: 27 Vereine mit religiösem Teilzweck Verein in Beziehung zur Republik Türkei: - ATIB Diyanet A: 60 V: 13 Stichwort: von der Republik Türkei organisierter Islam Vereine mit religiösem Teilzweck In Beziehung zu in Europa organisierten türkischislamischen Vereinen (Zentren in Deutschland) Verband Islamischer Kulturzentren (VIKZ), Süleymancılar A: 50 - V: 6 Stichwort: Koranschulen Österreichische Islamische Föderation AIF (Milli Görüş) A: 50 V: 5 Stichwort: islamische Grundregeln 7

Vereine mit religiösem Teilzweck In Beziehung zu in Europa organisierten türkischislamischen Vereinen (Zentren in Deutschland) Türkisch Österreichische Föderation Idealistenverein A: 25 V: 3 Stichwort: Türken sind Muslime in der Türkei: MHP Vereine mit religiösem Teilzweck In Beziehung zu in Europa organisierten türkischislamischen Vereinen (Zentren in Deutschland) Nurcular Institute + Fethullahcilar Seit ca. 2000 Stichwort: junge, gebildete Muslime Vereine mit religiösem Teilzweck - Bosnischer Dachverband A: 23 V:3 - Arabische, Asiatische, Afrikanische Vereine A: 10 V: 0 8

Alevitische Gruppen - AABF (Föderation der alevitischen Gemeinden in Österreich) (mit islamischen Wurzeln) www.aleviten.or.at A: 11 V: 1 - Islamisch Alevitische Glaubensgemeinschaft in Österreich IAGÖ (islamisch, Bekenntnisgemeinschaft) www.aleviten.at A:13 (u.a. Cem Vakfi V: 1) 9