Heinrich VIII. und die Anglikanische Kirche

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Transkript:

Heinrich VIII. und die Anglikanische Kirche

Heinrich VIII. Heinrich VIII. von England (1491-1547) *28.Juni 1491 in Greenwich 1509 König von England Heiratet Katharina von Aragonien, die Tochter Ferdinands II. und Isabellas von Spanien. Anfangs bei Untertanen sehr beliebt (gutes Aussehen, herzliche Art, militärische Fähigkeiten), sehr gebildet, versammelt zahlreiche Gelehrte und Künstler an seinem Hof. 1511 zusammen mit Ferdinand II. Krieg gegen Frankreich, einige Siege. Von Verbündeten im Stich gelassen, gibt er seine Schwester Maria König Ludwig XII. von Frankreich zur Frau, verbündet sich mit ihm. 1520 prachtvolles Treffen mit Nachfolger Franz I.. Zwei Jahre später erneut den Krieg gegen Frankreich. 1525 Unruhen in England (überzogene Steuerforderungen). 1527 Wunsch, sich scheiden zu lassen. Vorgeschobener Grund: päpstliche Dispens bezüglich der Eheschließung ungültig! Wirklicher Grund: Katharina hat keinen männlichen Erben geboren, nur Maria (spätere Maria I. von England). Außerdem in Hofdame Anne Boleyn verliebt. Aber Hindernisse: Kaiser Karl V. (Neffe Katharinas) gegen Scheidung, und Papst KlemensVII. (momentan Gefangener Karls) kann Karl nicht vor den Kopf stoßen. 1528 beauftragt Papst den englischen Kardinal und Kanzler Thomas Wolsey, den Fall an englisches Legatgericht zu übertragen, 1529 Verhandlung wieder in Rom. Nichtigkeitserklärung erscheint hoffnungslos: Entlassung Wolseys durch Heinrich, stattdessen Sir Thomas More Lordkanzler. Der will aber Scheidung nicht unterstützen. Heinrich löst Bindungen an Papsttum Schritt für Schritt. Gesetze durch Parlament: Kontrolle über den Klerus; 1532 vom Klerus als Oberhaupt der englischen Kirche anerkannt.

Heiratet heimlich Anne Boleyn. Erzbischof von Canterbury, Thomas Cranmer, erklärt Ehe mit Katharina für nichtig und die mit Anne für rechtmäßig; Anne wird zur Königin gekrönt. Daraufhin Exkommunikation durch den Papst - Heinrich erkennt sie nicht an, sagt sich 1533 von Rom los. Begründet 1534 anglikanische Staatskirche mit dem König als Oberhaupt. Englisches Volk: Eid (Anerkennung Heinrichs kirchliche Oberhoheit). Thomas More und Kardinal John Fisher weigern sich, werden hingerichtet. Nachfolger Cromwell (1540 ebenfalls hingerichtet). Heinrich löst Klöster auf, zieht Besitz ein; Großteil an Adel. Veränderung der Kirchenstruktur. Hinrichtung der Suprematsgegner, Verfolgung von Protestanten und Katholiken. Reformen: englische Übersetzung der Bibel und der Liturgie. 1536 Hinrichtung Anne Boleyns ( wegen Inzest und Ehebruch ). Wenige Tage danach Heirat von Jane Seymour (stirbt bei Geburt des einzigen legitimen Sohnes, des späteren Königs Eduard VI). 1538 Heirat der unattraktiven Anna von Cleve (politische Gründe), Scheidung nach einigen Monaten.

Heiratet 1540 Catherine Howard; Hinrichtung 1542 wegen ihres unkeuschen Lebenswandels und wegen Ehebruches. 1543 heiratet Heinrich seine sechste (und letzte) Frau, Catherine Parr; sie überlebt ihn. Kriege mit Schottland und wieder mit Frankreich. Sieg über die Schotten, Einnahme von Boulogne. 1546 Friedensschluß mit Frankreich. Tod am 28. Januar 1547 in London. Thomas More (Thomas Morus) John Fisher.

Die Anglikanische Kirche Seit der Reformationszeit Staatskirche von England Oberhaupt: der König bzw. die Königin Geistlicher Leiter: Erzbischof von Canterbury (Amtssitz London). Heinrich VIII. verärgert über die Weigerung des Papstes, Ehe mit Katharina v. Aragonien für ungültig zu erklären -> Gesetze, die Papst jegliche Macht oder Rechtsprechung über die Kirche von England versagen. Damit Wiedereinsetzung alten Rechtes: christlicher Monarch mit Oberherrschaft über die kirchlichen Angelegenheiten innerhalb seines Reiches. Von geistlichen wie weltlichen Untertanen in überwältigender Mehrheit unterstützt. Mit Maria I. (1553) England erneut in formeller Abhängigkeit vom Papsttum (bis zum Tod der katholischen Königin 1558). Elisabeth I. führt Großteil der von HeinrichVIII. erlassenen Kirchengesetze wieder ein, erneut Autoriät der Krone über die Kirche festgestellt. Während Regierungszeit Elisabeths I.: Puritaner festigen ihre Macht, wollen weitere Reformierung im Sinn der Schweizer Protestanten. König Jakobs II., will wieder Formen des Katholizismus' in England einführen. Revolution 1688: Jakob muß Macht an Wilhelm III. und Maria II. abgeben. 18.Jahrhundert: neue Form der Frömmigkeit, neue Bestrebungen in der Mission, der religiösen Erziehung und im Kampf gegen soziale Mißstände. Führend: John Wesley und Anhänger; Abkehr von der anglikanischen Kirche, Begründung des Methodismus (nur Taufe und Abendmahl); Betonung der persönlichen religiösen Erfahrung, der universellen Erlösung und der praktischen Ethik. Oxfordbewegung ( High Church ): Wandel in anglikanischer Kirche. Neuer Wert auf Würde und Schönheit religiöser Riten gelegt; Gottesdienst wieder zentrale Stellung; geistliches Amt und Sakramente. Meist diskutiertes Thema heute: Priesterweihe der Frau. Erste weibliche Diakone 1987 ordiniert.

1994 Ordination der ersten 22 Priesterinnen der anglikanischen Kirche. Einige Priester verlassen daraufhin die anglikanische Kirche (vor allem High-Church-Anhänger), treten zur katholischen Kirche über. Kirchengemeinden, die keine Priesterinnen akzeptieren, können von Gastbischöfen betreut werden. Weltweit etwa 27,5 Millionen getaufte Mitglieder. Lehre der anglikanischen Kirche ist zusammengefaßt im Common Prayer Book (in Neununddreißig Artikeln ); Grundlage des Glaubens ist Bibel und Nizäanisches Glaubensbekenntnis Unterschied zur katholischen Kirche: lehnt Gerichtsoberhoheit des Papstes und Unfehlbarkeit ab keine Zölibatspflicht Weihe v. Priesterinnen liturgische Praxis stützt sich auf vorreformatorische Liturgie. katholisches Sakramentenverständnis (aber nur Taufe und Abendmahl), aber reformatorische Einstellung zu Bibel und Evangelium.