Erfolgsfaktoren zur beruflichen Reintegration nach stationärer Suchtrehabilitation

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Transkript:

Erfolgsfaktoren zur beruflichen Reintegration nach stationärer Suchtrehabilitation NLS Fachtagung: Berufliche Integration und Teilhabe für Suchtkranke? Hannover, 20. Mai 2014 Referent: Wolfgang Indlekofer Therapeutischer Gesamtleiter der Rehaklinik Freiolsheim

Netzwerk der Rehaklinik Freiolsheim Stationäre Rehabilitation Freiolsheim - 1 Aufnahmestation - 2 Langzeittherapie-Stationen - 1 Familienstation - 1 Kurzzeit- u. Kombistation - 1 Interne Adaption Ambulante Reha (Kombitherapie) Ambulante Nachsorge 60 Therapieplätze 8-26 Wochen Behandlungszeit Tagesklinik in Karlsruhe-Durlach - Direktaufnahmen - Kombitherapien 24 Therapieplätze 12-24 Wochen Behandlungszeit Integrationszentrum Lahr (IZ) Adaption 20 Therapieplätze 8-16 Wochen Behandlungszeit Ambulante Reha (Kombitherapie) Ambulante Nachsorge Betreutes Wohnen Lahr u. Offenburg 20 Betreuungsplätze BISS Angebot Berufliche Integration nach stationärer Suchtbehandlung Selbsthilfegruppe für ehemalige Drogenabhängige Stand: 01.05.2014

Die Ausgangslage: Über 50% der Alkoholabhängigen und bis zu 90% aller Drogenabhängigen beginnen ihre Rehabilitation ohne Arbeitsplatz Abgebrochene Schulkarrieren und Berufsausbildungen, sowie häufig wechselnde Arbeitsstellen sind bei jungen Abhängigen die Regel und nicht die Ausnahme Viele Suchtmittelabhängige treten ihre Rehabilitation in arbeitsentwöhntem Zustand an Mangelnde Grundarbeitsfertigkeiten wie Zuverlässigkeit, Belastbarkeit, Durchhaltevermögen, soziale Kompetenz am Arbeitsplatz und Leistungsbereitschaft sind bei jungen Abhängigen häufige Teilhabedefizite Arbeit und beruflicher Erfolg sind eine zentrale Selbstwertquelle, die viele Abhängige nicht oder nicht mehr kennen

Was bedeutet das für die Rehabilitation von Suchtmittelabhängigen? Schulische, berufliche und arbeitsbezogene Teilhabedefizite gehören in das Zentrum der Medizinischen Rehabilitation vieler Suchtmittelabhängiger Schulische Förderung, Training von Grundarbeitsfertigkeiten, Berufsfindung, Bewerbungstraining und die Durchführung von Praktika in Betrieben sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer zufriedenen Abstinenz Je realitätsnaher die Arbeitstherapie oder Praktika in der Klinik gestaltet werden, desto besser ist die Chance einer gelingenden beruflichen (Re)Integration nach der Therapie Langfristige Abstinenz und berufliche Integration brauchen im 1. Jahr nach der Rehabilitation eine intensive Begleitung

Einige kritische Anmerkungen: Obwohl die ICF die Orientierung an den Teilhabedefiziten vorgibt, ist die Medizinische Rehabilitation mit ihren Strukturvorgaben nicht an den Erfordernissen vieler Suchtmittelabhängiger ausgerichtet (KTL, Personalschlüssel) Arbeitsintegrationsquoten zu fordern, ohne den Einrichtungen die notwendige personelle und strukturelle Ausstattung anzubieten, ist zu kurz gesprungen MBOR und die geplante Adaption für die Suchtrehabilitation, drückt den Wunsch und das Bemühen der DRV nach mehr beruflicher Orientierung aus. Leider bildet sich dies nicht in den Strukturvorgaben, den Personalanforderungen und der KTL aus

Entstehung des Modellprojektes BISS Viele PatientInnen erhalten über das Praktikum während der Adaptionsphase ein Arbeitsplatzangebot. Die ersten Monate laufen gut, dann kommen die Krisen Ehemalige PatientInnen und Arbeitgeber kontaktieren die Adaptionseinrichtung häufig erst, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist 2007-2010 Entwicklung und Umsetzung der Projektidee mit der DRV Baden-Württemberg 2010 2012 Modellprojekt, ab 2014 Regelfinanzierung

Zielsetzung des BISS-Angebotes: 1.Förderung der langfristigen beruflichen Integration in den Ersten Arbeitsmarkt von ehemals Suchtmittelabhängigen nach regulärem Abschluss einer Rehabilitationsbehandlung 2.Unterstützung und Begleitung ehemaliger PatientInnen während des ersten Arbeitsjahres nach der Therapie 3.Unterstützung der Arbeitgeber, die ehemalige Suchtmittelabhängige einstellen

Angebote für die Klienten: Unterstützung einer langfristigen Abstinenz durch freiwillige Teilnahme an Rückfallprophylaxe-Gruppen und Förderung der Selbsthilfeintegration Unterstützung bei der Suche nach einem Arbeitsplatz bzw. Vermittlung von Praktikaplätzen (für Teilnehmer ohne Arbeitsplatz) Krisenintervention und rasche Organisation von Hilfen im Falle von Rückfälligkeit Unterstützung und Förderung von Ausgleichsmaßnahmen im Freizeitbereich zur Kompensation von Arbeitsbelastungen

Angebote für Arbeitgeber Regelmäßige Besuche am Arbeitsplatz Arbeitsbezogene Gesprächsangebote für Arbeitgeber und Projektteilnehmer Ansprechpartner bei Rückfallverdacht oder sonstigen betrieblichen Auffälligkeiten Angebot von Konfliktlösungsgesprächen mit Arbeitgeber und Projektteilnehmer

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!