Der Gewinn hat als Steuerungsgr e ausgedient



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Transkript:

Mittwoch, 19.01.2011 FREDMUND MALIK Der Gewinn hat als Steuerungsgr e ausgedient Fredmund Malik ist einer der erfolgreichsten Management- Berater. Seine B cher sind Bestseller und seine Seminare ausgebucht. Ab heute steht Maliks neues Werk "Strategie - Navigieren in der Komplexit t der neuen Welt" beim Buchh ndler. Im Gespr ch mit Handelsblatt Online definiert Malik die notwendigen Ver nderungen, die der Wirtschaft bevorstehen und was das f r Manager bedeutet. 17.01.2011 von Thorsten Giersch Herr Malik, uns steht eine gro e Revolution ins Haus. Sie nennen sie die "Transformation 21". Was haben wir zu erwarten? Fredmund Malik ist ein gefragter Unternehmensberater und Bestsellerautor. Wir stehen mitten in einer der geschichtlich gr ten Umwandlungen von Wirtschaft und Gesellschaft, an deren Ende eine neue Demokratie stehen wird. Es ist der bergang von einer Alten Welt zu einer Neuen Welt. Das geht nicht reibungslos. Die Krise sind die Geburtswehen der Neuen Welt. Im Zuge dieser Transformation wird sich weltweit fast alles ndern, was Menschen tun, wie sie es tun und warum sie es tun, und auch ihr Verst ndnis wer sie sind. Es entstehen neue Gesellschaftsstrukturen, neue Machtverh ltnisse, ein neues Wirtschaften und neue Arbeits- und Lebensformen. Mit welchen Folgen? Das Finanzsystem in seiner heutigen Form wird verschwinden. So gut wie alle ffentlichen Systeme werden grundlegend um- und neugebaut werden m ssen, seien es Bildungs- und Gesundheitswesen, die Sozialsysteme oder Verwaltung und Regierung. Besonders tiefgreifend m ssen sich unsere Verfahren des Probleml sens, Entscheidens und Umsetzens auf allen Gesellschaftsebenen ver ndern, weil diese so wichtigen Systeme durch die heutige Komplexit t am meisten gefordert und berfordert sind. Die herk mmlichen Methoden haben ihre Probleml sungskraft weitgehend verloren. Wir m ssen die Demokratie neu erfinden. Die L sungen f r all das gibt es bereits, aber sie sind den meisten Entscheidern noch nicht bekannt. Aber solche Phasen gab es doch schon. Wiederholt sich Wirtschaftsgeschichte? Solche Transformationen sind bisher etwa alle 200 Jahre vorkommen. In der j ngeren Geschichte eine erste im 13. Jahrhundert als etwa die Gotik und die moderne Stadt entstanden. Dann zwischen 1455 und 1517 mit der Erfindung des Buchdruckes, der Entdeckung Amerikas und der Renaissance; und schlie lich ab der zweiten H lfte des 18. Jahrhunderts mit der beginnenden Industrialisierung, der amerikanischen Verfassung, den Kriegen Napoleons und schlie lich dem Zusammenbrechen des Feudalismus. Jeweils ist eine neue Zivilisation entstanden. Immer wieder ist es dabei auch zu tiefgreifenden Wirtschaftskrisen undzusammenbr chen gekommen.

Gibt es Parallelen zur heutigen Situation? Die Bedingungen daf r sind erf llt, dass sich eine Depression wie in den 1930er-Jahren wiederholt, aber es muss diesmal keineswegs so sein. Denn erstmals gibt es neue L sungen f r das Umgehen mit solchen Problemen. Wie es wirklich kommt, h ngt daher diesmal weit weniger von der Wirtschaftspolitik ab, sondern von einem neuen Funktionieren der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Organisationsformen, also f r ein neues Funktionieren unter den heutigen Bedingungen gr ter Komplexit t und der Dynamik global vernetzter Systeme. Was fr her eine Revolution durch Maschinen war, ist diesmal eine Revolution durch Organisation. Haben wir das Schlimmste hinter uns oder stehen uns die gr ten Turbulenzen noch bevor? Die gr ten Schwierigkeiten stehen noch bevor und mit den konventionellen Denkweisen werden sie nicht bew ltigt werden k nnen. Die bisherigen Ma nahmen zur L sung finanziellen Seite der Krise haben zwar Zeitgewinn gebracht, und eine partielle Erholung, aber so gut wie keine der Krisen-Ursachen wurde dadurch beseitigt. Mit den gigantischen Finanzmitteln hat man im Gegenteil die alten Strukturen zementiert, statt die n tigen Ver nderungen herbeizuf hren. Wenn weiterhin herk mmliche konomische Denkweisen, Management- und Regierungsmethoden angewandt werden, wird es zu einer der gr ten Deflationen und Wirtschaftsdepressionen kommen, zur Verarmung weiter Teile des Mittelstandes, zu Massenarbeitslosigkeit, Unternehmensbankrotten, reihenweisen Bankenzusammenbr chen und zu zahlreichen Staats-Bankrotten. Es wird auch zu soziale Unruhen und zur Radikalisierung gro er Bev lkerungsgruppen kommen. Wenn sich etwas "fundamental" und "radikal" ndern muss, wie Sie schreiben, scheint ja derzeit etwas schiefzulaufen. Was machen Manager verkehrt? Manager brauchen neue Fr hwarn-, Navigations- und Informationssysteme, die meisten Strategien m ssen neu ausgerichtet oder zumindest gepr ft werden und so gut wie alle Organisationen m ssen viel schneller und aktionsf higer werden. Sie brauchen Beschleunigersysteme und Real Time Steuerung. Sie sind kein Freund des Shareholder-Value-Prinzips, oder? Die angels chsische Corporate Governance ist eine wirtschaftliche Zerst rungsmaschine und wir haben sie in wichtigen Bereichen unkritisch bernommen. Das Shareholder Value Prinzip ist die entscheidendste, bisher unerkannt gebliebene Ursache der Krise und deswegen muss sie rasch und kompromisslos beseitigt werden. Wo liegt der Fehler im System? Das Shareholderprinzip hat die geschichtlich gr te Fehlleitung der Unternehmensf hrung verursacht und die tiefgreifendste Fehlsteuerung von wirtschaftlichen Ressourcen. Es hat auch zur weitgehenden Verrottung etwa der amerikanischen Realwirtschaft und Infrastruktur gef hrt und zum riskantesten Finanzsystem aller Zeiten. Die Shareholder Orientierung verhindert Investitionen und Innovationen und das sch digt gerade die Shareholder. Mit innerer Zwangsl ufigkeit hat das Shareholderprinzip zu einer exzessiven Geldgetriebenheit gef hrt, zu Bonussystemen mit falschen Anreizen sowie zu den Kollapsen an den Finanzm rkten, wodurch zuvorderst die Shareholder massiv Geld verloren haben. Welche Rolle spielt die Ausbildung an den Universit ten? Sie waren selbst Professor in St. Gallen. Insbesondere Betriebswirtschaftlehre und konomie stehen vor ihren gr ten Reformen - und diese sind rasch n tig, am besten schon f r das n chste Semester. Insoweit man die Kraft daf r aufbringt, werden sie zur Bew ltigung der Krise beitragen, ansonsten versch rfen und verl ngern sie aber das Debakel. Die universit re Ausbildung ist die geistige Wiege der tiefgreifenden Fehlentwicklungen und geh rt somit zu

den Haupttreibern der Krise. Insbesondere die verbreiteten US-imitierenden MBA-Ausbildungsprogramme vermitteln eine heute veraltete Denkweise aus dem vorigen Jahrhundert und ein Wirtschaftsbild, das in seiner Logik etwa dem geozentrischen Weltbild vor Kopernikus entspricht. Aber auch die konomischen Mainstreamtheorien sind etwa damit vergleichbar. Meine akademische Lehrt tigkeit habe ich deshalb seit l ngerem aufgegeben, damit ich umso mehr Zeit f r die direkte Ausbildung von F hrungskr ften in der Praxis. Daher konnten wir die Programme entwickeln, die das jetzt n tige Umlernen erleichtern und beschleunigen, denn dieser Bedarf ist enorm. Wenn der Gewinn nicht mehr Lenkungsgr e sein soll und Sie Wachstumsvorgaben auch ablehnen - was bleibt denn dann? Gewinn- und Wachstum sind wichtig, aber sie gen gen bei weitem nicht, insbesondere in Zeiten so gro er Ver nderungen. Sie sind keine origin ren Ziele, sondern die Folge von ganz anderen, weit in die Zukunft reichenden Zielen. Verwendet man nur diese beiden Steuerungsgr en, kommt es zu einer systematischen Fehlsteuerung, die so lange unerkannt bleiben kann, bis es zu Krisen kommt. Nachhaltig funktionierende Unternehmensf hrung braucht daher die weit dar ber hinausgehenden Navigationssysteme, die ich in meinem neuen Buch vorstelle. Von Dreijahres-Pl nen oder F nfjahres-sparprogrammen halten Sie nichts? Solche Programme f hren fast immer zu unvermeidbarer Fehlsteuerung. Sie entsprechen etwa der Navigation mit dem Sextanten der mittelalterlichen Schifffahrt. Man braucht aber zum Gl ck solche willk rlich fixierten Zeitschubladen nicht mehr, weil es inzwischen viel bessere, flexible Methoden gibt. Die Zukunft ist offen und daher m ssen die Planungssysteme ebenfalls offen sein. In immer mehr Industrien muss man entwicklungs- und technologiebedingt zehn, 20 und mehr Jahre berblicken. Bildlich gesprochen braucht man daf r das Pendant der modernen Satellitennavigation. Daher sind auch die von den konomen so vielger hmten Marktinformationen so gut wie unbrauchbar gerade f r die bedeutendsten Entscheidungen der Unternehmensspitze. Die Gesellschaft kann doppelt so gut funktionieren f r die H lfte des Geldes, steht gleich im Vorwort. Wie denn? Durch g nzlich neue Organisationsformen, die zum Teil durch die phantastischen Funktionsweisen der Natur inspiriert sind und durch die neuen kybernetische Lenkungsmethoden. Au erdem durch die innovativen ganzheitlichen Managementsysteme, die die Unternehmensspitze genau so unterst tzen, wie im modernen Auto die High Tech-Driver-Assistant Systeme dem Fahrer helfen. Damit wird auch gr te Komplexit t beherrschbar. Mit den neuen Methoden kann man dies alles zum Gl ck fast mit Lichtgeschwindigkeit einf hren und zum Funktionieren bringen, weil die gesamte Logik und Methodik von Corporate Change damit revolutioniert wird. "Freude am Funktionieren" kann das neue Motto f r das Topmanagement sein. Wenn Sie von Unternehmensstrategie sprechen: Wie definieren Sie eigentlich Strategie? Strategie ist richtiges Handeln wenn wir nicht wissen, wie die Zukunft sein wird. W rden wir sie kennen, w ren keine Strategien n tig, sondern dann w rden logisch abgeleitete Pl ne gen gen. Management ist also kein linearer Prozess? Management ist ein kybernetisch-evolution rer Kreislauf-Prozess der kontrollierten Selbstorganisation und Selbstregulierung. Damit kann auch h chste Komplexit t und Dynamik zuverl ssig gemeistert werden. Fehler geh ren zum Leben dazu. Aber wo liegt der Unterschied zwischen gew hnlichen und strategischen Fehlern?

Gew hnliche Fehler kann man rechtzeitig entdecken und daher meistens wirksam korrigieren. Strategische Fehler hingegen sind irreversibel, unter anderem deswegen, weil man sie mit den herk mmlichen Mitteln viel zu sp t entdeckt. Es ist mit ihnen wie bei vielen Krebserkrankungen: Wenn es weh tut, ist es zu sp t. Insbesondere sind die heute dominierenden Instrumente des Finanz- und Rechnungswesen von ihrer "Bauweise" her f r Strategiefehler blind, denn sie wurden f r die operative F hrung erfunden. Sie schreiben: "Strategieplanung muss so aufgebaut sein, dass sie gar nicht von der Genauigkeit der Daten abh ngt." Warum? Weil man die wirklich entscheidenden Strategiedaten gar nicht pr zise kennen kann, denn dazu sind die Wirtschaftsbedingungen viel zu komplex. Strategien m ssen daher robust sein gegen Datenfehler. Aber dar ber weit hinaus sind f r Strategien in Wahrheit nicht Daten sondern Muster wichtig, n mlich die Verlaufsmuster bestimmter Prozesse, z. b. von Innovations- und Substitutionsprozessen, von Wertewandel und generell von gro en Umwandlungen, wie wir sie erleben. ber diese kann es naturgem noch kaum Daten geben, aber dennoch muss man handeln. Wenn man die Daten dann sp ter kennen kann, ist es f r die Entscheidungen h ufig bereits zu sp t. H heres Management ist also das Entdecken und Erkennen von Mustern, insbesondere Muster des Wandels. Sie haben jahrelange Erfahrung als Unternehmensberater und beschreiben in Ihrem Buch zahlreiche Management-Tools, wie zum Beispiel den MG-Navigator. Was steckt dahinter? Der "MG-Navigator" ist das oben bildlich erw hnte Satelliten-Navigationssystem, mein integriertes Instrumentarium f r die zeitoffene zuverl ssige ganzheitliche Unternehmens-Steuerung. Ich sagte, dass Strategie richtiges Handeln sei, wenn man nicht wei, wie die Zukunft wird. Genau hierf r ist der MG (Malik- G lweiler) Navigator das Universalsystem um sich in Perioden grundlegender Neuorientierung verl sslich zurechtzufinden. Der MG-Navigator ist so gebaut, dass gerade die komplexesten Strategiefragen leicht, pr zise und elegant l sbar werden. Wie mit einem Navigationssystem im Auto macht das Fahren dann auch dort Vergn gen, wo man sich nicht auskennt: Jederzeit sicher wissen, wo man ist, und was der beste Weg ist. Damit ist der MG-Navigator unabh ngig von Prognosen und Hochrechnungen. Richtig. Denn f r das Neue k nnen wir per Definition noch keine zutreffenden Hochrechnungen machen. An die Stelle von illusion ren Prognosen und Hochrechnungen treten im MG-Navigator kybernetische Steuerungsgr en und Lenkungsprinzipien, wie etwa das Prinzip von Real Time Control, eingebettet in lebensf hig-adaptive Organisationsstrukturen. Sie betonen die Bedeutung der Liquidit t. Solange die vorhanden ist, "ist man beim kapitalistischen Spiel dabei". Warum favorisieren Sie die Liquidit t als kurzfristige Lenkungsgr e gegen ber dem Gewinn? Die Wirtschaft ist nicht durch die Gewinnerzielung definiert, sondern durch die jederzeitige Zahlungsf higkeit. Vielen konomen scheint das nicht bewusst zu sein. Solange jemand seine Rechnungen bezahlen kann, ist er noch "dabei". Wenn er das nicht mehr kann, scheidet er aus. Woher das Geld zum Bezahlen kommt, ist den Gl ubigern letztlich egal. Nur wer die Liquidit t versteht, kann die freie Wirtschaft verstehen, und so konnte ich die im Neoliberalismus steckenden Zeitbomben von Anfang an gut erkennen. In Ihrem Modell folgen auf den folgenden Ebenen der Erfolg und Erfolgspotentiale. Inwiefern sind diese nicht identisch mit der H he des Marktanteils? Marktanteile sind strategisch immer eminent wichtig, aber in der gro en Transformation gen gen sie nicht, denn die Frage ist: In welchem Markt brauche ich Marktanteile? Noch wichtiger sind daher die technologische Substitution und neue L sungen f r die Kundenprobleme. Wer sich vorwiegend an den

Marktanteilen orientiert, wird blind gegen ber der weit gef hrlicheren Substitutions-Konkurrenz. So hat die 100 Jahre erfolgreiche Analogfotographie die digitale Bilderzeugung so lange bersehen oder ignoriert, bis es zu sp t war. Dasselbe ist z. B. Siemens in der Telefonie passiert. Die direkte Konkurrenz um die Marktanteile kennen die meisten Firmen sehr genau, nicht hingegen die t dliche Substitutionsgefahr. Wie werden in Ihrem Modell Kundenprobleme gel st? Es gibt zwei "archimedische" Punkte, und allein von diesen aus kann man das Wirtschaften berhaupt verstehen. Der eine ist der Unternehmenszweck. Der andere ist die Einsicht, dass jedes Produkt eine L sung f r ein Kundenproblem ist. Folglich darf man strategische Entscheidungen niemals am Produkt selbst orientieren, wie das meistens geschieht, sondern muss zum eigentlichen Problem vordringen, f r welches das Produkt eine L sung ist. So bauen Autounternehmen nicht wirklich Autos, sondern z. B. Distanzen berwinder oder Balzger te, Fortschrittsbringer oder Freudemacher. Die Unternehmen der Analogfotografie, der Festnetztelefonie sowie die fr here Schweizer Uhrenindustrie sind gescheitert, weil sie das nicht verstanden hatten. Nokia und Microsoft sind auf dem Wege, dasselbe Schicksal zu erfahren. Sie geben als Unternehmensberater Seminare unter anderem auch f r Dax-Konzerne. In Ihrem Buch beschreiben Sie von einem Treffen der 40 F hrungskr fte. Was l uft da ab? In meinem neuen Buch beschreibe ich die von uns entwickelten "Super-Syntegrations"-Verfahren, die sich eine der bisher gr ten sozialtechnologischen Innovationen erweisen k nnten. Denn mit diesen Methoden wird die F hrungs-effektivit t der obersten Organisationsebenen exponentiell vervielfacht, was mit herk mmlichen Mitteln v llig utopisch w re. In Zeiten des Umbruches ist das gerade f r die gro en und komplexen Organisationen erfolgsentscheidend, denn erstmals wird das Meistern auch der allerkomplexesten Herausforderungen, insbesondere tiefgreifender Wandel, zuverl ssig m glich. "Syntegration" ist ein Begriff, der "Synergie" und "Integration" neuartig miteinander verbindet. Also keine gew hnlichen Workshops? Mit Workshops im herk mmlichen Sinne haben diese Verfahren keine Gemeinsamkeiten, sondern sie bedeuten im Gegenteil Schluss mit den so h ufigen endlosen frustrierend unergiebigen Workshopserien und ebenso das Ende von qu lend ineffizienten Management-Gro konferenzen, die viele F hrungskr fte nur mit berdosis an Humor und Langm tigkeit ertragen k nnen. Au erdem gibt es deutlich k rzere Treffen innerhalb des Unternehmens, um neue Strategien festzulegen. Welche Gruppengr e empfehlen Sie hier? Immer fter geht es um "gr er" statt "kleiner". Das kleine Team von 5-7 Personen ist zwar effizient, aber man braucht immer h ufiger eine weit gr ere Zahl von Personen, um Organisationen zu bewegen, Wissen zu nutzen und Konsens zu erzielen. Mit unseren Syntegrationsverfahren k nnen beliebig viele F hrungskr fte simultan mit derselben Effizienz zusammenwirken, wie sie das professionelle kleine Team hat. Sie erw hnen Kondratieff, der einen Rhythmus von langfristigen, wellenf rmigen Wirtschaftszyklen beschreibt. Wo befinden wir uns gerade und was wird kommen? Nach dem Muster fr herer Zyklen w rden wir am Beginn einer langen wirtschaftlichen Zerst rungsperiode stehen, die gr er als in den 1930er-Jahren ist und die in eine sozialen Katastrophe f hren kann. Aber mit den neuen Organisationsformen, Management-Instrumenten und gerade mit den Syntegrations-Methoden k nnen wir geschichtlich erstmals auch die zerst rerischen inneren Kr fte des Kondratieff-Zyklus umlenken und sogar ins positive Gegenteil verkehren, sodass dieser Zyklus in Zukunft vielleicht gar nicht mehr auftritt. Sie sind in der Freizeit Extrem-Bergsteiger. Wenn der Gipfel die Transformation 21 darstellt, wie

befinden Sie sich gerade? Mit den Denkweisen des vorigen Jahrhunderts wird der Tiefpunkt der Krise etwas 2015-16 sein und es wird mindestens ein Jahrzehnt dauern, bis ein Aufschwung berhaupt sp rbar werden kann. Mit dem neuem Denken wird hingegen das Zerst rungsprogramm der Krise gestoppt und umgekehrt und statt eines Tiefpunktes kann 2015 das neue Wirtschaftswunder in vollem Gange sein, weil es l ngst vorher auf seinen Weg gebracht wurde. Herr Malik, vielen Dank f r das Gespr ch. Bibliografie: Fredmund Malik Strategie: Navigieren in der Komplexit t der Neuen Welt Campus Verlag, Frakfurt am Main 2011 392 Seiten, 39,90 Euro 2010 Handelsblatt GmbH Verlags-Services f r Werbung: www.iqm.de (Mediadaten) Verlags-Services f r Content: Content Sales Center Sitemap Archiv Schlagzeilen Powered by Interactive Data Managed Solutions Keine Gew hr f r die Richtigkeit der Angaben. Bitte beachten Sie auch folgende Nutzungshinweise, die Datenschutzerkl rung und das Impressum.