Rolf Weingartner: Hydrologie der Alpen und ihre Bedeutung für das Rheineinzugsgebiet. Rolf Weingartner

Ähnliche Dokumente
Rolf Weingartner. Das Klima lässt uns nicht kalt Wasser in den Gebirgen der Welt

Einführung. Rolf Weingartner, Präsident MRI Gruppe für Hydrologie Oeschger Centre for Climate Change Research Universität Bern.

101 Jahre VSGG 1911 bis 2012 Auswirkungen der Klimaänderung auf Hydrologie und Wasserverfügbarkeit in der Schweiz

Entwicklung der Abflüsse und ihre Auswirkungen auf die Wasserkraftnutzung in der Schweiz inkl. Fallstudien Löntsch und Prättigau

Anpassungsstrategien am Oberlauf des Rheins (CH)

Scnat Jahreskongress 2012, Interlaken Auswirkungen der Klimaänderung auf Wasserverfügbarkeit und Wassernutzung im Alpenraum

PROGRAMM KLEINWASSERKRAFTWERKE

Massimiliano Zappa 1 WWSL

LARSIM Anwendertreffen 2015

NIEDERSCHLAG. Hausübung 1

Rheinwasser ein Qualitätsprodukt mit geringen Risiken und Nebenwirkungen

Entwicklung der hydrologischen Verhältnisse in der Schweiz

11. Symposium Energieinnovation. Die Wasserkraftnutzung in Österreich bei Klimaänderungen

Gewässerperlen vom Aussterben bedrohte Paradiese

Klimaänderung und Wasserressourcen Projekt CCHydro

Hydro-CH2018 Klimawandel und Hydrologie

Die hydrologische Bilanz in Kärnten 2015

GLOWA-Danube Klimawandel und Wasserperspektiven für die Obere Donau. 26. April 2010 Regionalkonferenz GLOWA-Danube 1

Klimawandel in der Region CISBL

Die hydrologische Bilanz Kärntens 2017

Die Bedeutung des (Rest-) Wassers

BDU. Klimawandel: Was heisst das für den Wassereinsatz in der Landwirtschaft. Jürg Fuhrer Forschungsanstalt ART, Zürich

Klimawandel und Wasserkraft: Trends im 21. Jahrhundert

Der Rhein im Zentrum von Hochwasserschutz, Gewässerentwicklung und Klimawandel. Bernd Mehlig LANUV NRW Ratingen,

Wetternachhersage. 500 Jahre Klimavariationen und Naturkatastrophen ( ) SS A\ SoZ. Christian Pfister. Verlag Paul Haupt Bern Stuttgart Wien

Hochwasser und hydrologische Dürre bei 1.5, 2 und 3 Grad Erwärmung

Wasserkraftpotenzial der Schweiz - Möglichkeiten und Grenzen

Anpassungsstrategien an den Klimawandel für Österreichs Wasserwirtschaft - Studie von Bund und Ländern

Abfluss in Ökozonen II

Vorlesung «Binnengewässer Konzepte und Methoden für ein nachhaltiges Management» Fliessgewässerrevitalisierung. 10. November 2014

Januar-Hochwasser 2018 in Deutschland 3. Update

Klimaänderung Strategien des Bundes im Bereich Wasser

Die hydrologische Bilanz in Kärnten 2014

Mögliche Auswirkungen des Klimawandels und der Klimafolgen auf die Abflussverhältnisse an hessischen Gewässern

Mikroverunreinigungen in den Oberflächengewässern aus diffusen Quellen

Globaler Wandel im Elbeeinzugsgebiet - Auswirkungen und Anpassungsoptionen für die Region Brandenburg/Berlin

Anpassung an den Klimawandel in der Schweiz

awa fakten Fachbericht Seeregulierung Auszug aus: awa report Jahresbericht des AWA 2013 AWA Amt für Wasser und Abfall

KliWES Klimawandel und Wasserhaushalt in Sachsen

2. Regionaler Workshop im Projekt NEYMO

Naturwissenschaftliche Grundlagen der Allg. Ökologie: Wasser. Prof. Dr. Rolf Weingartner Geographisches Institut

Das Forschungsprogramm KLIWAS Ziele und Zwischenergebnisse für den Rhein

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Priorisierung von Handlungsfeldern und Massnahmen in der Anpassungsstrategie

III. Folgen des Klimawandels in Hessen

Auswirkungen des Klimawandels auf die Hoch- und Niedrigwasserverhältnisse in Baden-Württemberg

Programm Fliessgewässer Schweiz

Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt

Erstellung, Inhalt und Nutzen von Hochwasser-Gefahrenkarten Hochwasser-Risikokarten. Ernesto Ruiz Rodriguez

Gewässerkunde und Hydrometrie

Expedition Dorfbach. Markus Zumsteg, dipl. Kulturing. ETH/SIA Leiter Sektion Wasserbau, Abteilung Landschaft und Gewässer. Seite 1

AWA Amt für Wasser und Abfall. OED Office des eaux et des déchets

Bündner Vereinigung für Raumentwicklung

Inhalt. Portrait des Deutschen Alpenvereins. Alpine Raumordnung. Wasserkraft im Alpenraum. Position des DAV. Auswirkungen von Pumpspeichern

REGIONALE STRATEGIEN FÜR DIE WASSERKRAFTNUTZUNG UND DEN SCHUTZ DER GEWÄSSER. Standpunkt der Arbeitsgruppe Dialog Wasserkraft

Renaturierungsprojekte Flussauen in Deutschland eine Übersicht

Massnahmen zur Geschiebereaktivierung im Hochrhein

Abflussregime des Rheins und seiner Nebenflüsse im 20. Jahrhundert. Internationale Kommission für die Hydrologie des Rheingebietes

Einfluss des Klimawandels auf die Wasserressourcen. Petra Döll

ÜBERSICHTSANALYSE der Regionen. Schwerpunkt Wald Soboth, April 2012

Einführung in die Europäische Wasserrahmenrichtlinie und Ergebnisse der Bestandsaufnahme

Auswirkungen des regionalen Wandels von Klima, Landnutzung und Demographie Prof. Dr. Manfred Stock Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK)

Universität Kassel Fachgebiet Wasserbau und Wasserwirtschaft Univ.-Prof. Dr.-Ing. Stephan Theobald

Massnahmen zur Erhöhung der Abflusskapazität am Alpenrhein

Wasser aus den Alpen Globaler Wandel regionale Anpassung

INTERNATIONALER VERGLEICH VON RESTWASSER- BEMESSUNGSVERFAHREN Eine exemplarische Analyse

Umgang mit lokaler Wasserknappheit in der Schweiz Bericht des Bundesrates zum Postulat Walter Wasser und Landwirtschaft

Wasserbau-Praxis Mit Berechnungsbeispielen

Entwicklung historischer Niedrigwasserereignisse

Alpine Retention von Hochwässern

Klimawandel und Konsequenzen für f r den Wasserbau

Die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie und der EU-Hochwasserrisikomanagementrichtlinie - Gemeinsamkeiten, Synergien und Unterschiede

Botschaft zur Energiestrategie 2050 Screening mit Fokus auf die (Klein )Wasserkraft

Veränderungen beim durchschnittlichen Niederschlag zu

Auswirkungen des Klimawandels auf die großen Flüsse in Deutschland

Projekt Zukunft Fließgewässer Alpen

Stratégie énergétique. Delegiertenversammlung der Grünen, Bümpliz, 3. November 2012 Assemblée des délégués des Verts, Bümpliz, 3 novembre

Hydrologische Prozessmodellierung im Hochgebirge

Klimawandel in der Lausitz Anforderungen an Brandenburg

STATISTISCHES JAHRBUCH DER STADT ZÜRICH 2012

Analyse & Konsequenzen des Hochwasserereignisses am Morsbach

1 NIEDERSCHLAGSMENGEN

Vorlesung «Binnengewässer Konzepte und Methoden für ein nachhaltiges Management» Geschiebehaushalt. 13. Oktober 2014

WASSERKRAFT Beitrag zur Energiewende, Potential, Grenzen

Präsentation Bauen und Wassergefahren

Symposium: Hochwasserrisiken gemeinsam meistern Maßnahmen gemeinsam umsetzen. Wie die Wasserwirtschaft Hochwasserrisiken mindert

Anpassung an den Klimawandel durch Gemeinden. Mit einem Beispiel aus der Stadt Zürich*

Die hydrologische Bilanz Kärntens 2016

Die größten Hochwasser im Gebiet der Mulden

Aktionsplan Hochwasserschutz Elbe der IKSE. Ein wesentlicher Bestandteil der Hochwasservorsorge

Alean Workshop (b) Hochgebirge: Herausforderungen mit neuen Landschaften

Ziele der integralen Wasserwirtschaft. (Wasser Agenda 21) welchen Beitrag kann Landmanagement leisten?

Hochwasser August 2005 Ausgangslage-Maßnahmen- Herausforderungen. für die Wasserwirtschaft Vorarlbergs. Martin Netzer, Wasserwirtschaft

Wie soll die Praxis bei der Abschätzung von Hochwasserabflüssen mit dem Phänomen der Klimaänderung umgehen?

Klimaänderung in Mitteleuropa? Was wissen wir heute

Einfluss der Wasserführung auf das Erscheinungsbild von Wasserfällen

Validierung von Klimamodellniederschlägen

Kanton Bern. Nutzen und Schützen von. Landschaft und Natur. Foto Markus Zeh

Hochwasserschutz in der Schweiz: eine Herausforderung!

Transkript:

Rolf Weingartner: Hydrologie der Alpen und ihre Bedeutung für das Rheineinzugsgebiet Rolf Weingartner

1000 km 180 km 180 000 km 2 Rolf Weingartner Einleitung

RHEIN Basel Zürich Thunersee Interlaken Wehren (2010) Bern Genève Hydrologische Charakteristika Fallbeispiel Kander Rolf Weingartner Fallbeispiel Kander

Kander ein typisches nordalpines Einzugsgebiet Mittlerer Abfluss 20.9 m 3 s -1 42 l s -1 km 2 mittlere Gebietshöhe: 1900 m Vergletscherung: 8% Fläche: 500 km 2

Kander ein typisches nordalpines Einzugsgebiet Mittlerer Abfluss 20.9 m 3 s -1 42 l s -1 km 2 Mittleres Hochwasser 123 m 3 s -1 250 l s -1 km 2

Kander ein typisches nordalpines Einzugsgebiet Mittlerer Abfluss 20.9 m 3 s -1 42 l s -1 km 2 Mittleres Hochwasser 123 m 3 s -1 250 l s -1 km 2 Grösstes Hochwasser 273 m 3 s -1 550 l s -1 km 2 (Aug 2005, 1902-2010)

Wasserbauliche Massnahmen 1714 1914 StAB aus: Reichen 2006 1899 StAB Vischer 2003

Herausforderungen 2010 Langfristig gefährdeter Hochwasserschutz Konkurrenz zw. Nutzungen Ökologische Defizite

Abflussregime [mm] 250 200 150 100 50

Abflussregime und Steuergrössen (Prinzipskizze) Schneeschmelze Eisschmelze

Veränderung der Abflussregimes Niederschlagsveränderung +20% +0% -20% grau: heute farbig: Szenario Temperaturveränderung +0 C +2 C +4 C Wehren (2010)

Interannuelle Variabilität des Abflussregimes Bsp. Kander langjähriger Mittelwert Einzeljahre 2000-2009 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009

Interannuelle Variabilität des Abflussregimes Alpen Voralpen Mittelland Einzeljahre Einzeljahre

Kander Alpenraum Rolf Weingartner Charakterisierung Alpenraum

Hydrologische Abgrenzung des Alpenraums Weingartner und Aschwanden (1992) mittlere Höhe > 1550 m Dominanz von Schnee und Gletscher (Retention, Schmelze)

Wasserbilanz wasserwirt. Gunstraum Wehren (2010) TEGe Kander Schweiz grosse Mengen, kleine Variabilität wasserwirtschaftl. Gunstraum

Alpen: Wasserwirtschaftlicher Gunstraum [ ] = ρ g Q Δh η P kw Leistung eines Kraftwerks Quelle: BfE (2004) Weisse Kohle Pionierzeit Wasserkraft Aufschwung Blütezeit Konsolidierung KEV: neue Goldgräberstimmung

Alpen: Wasserwirtschaftlicher Gunstraum und die Auswirkungen Durch die Wasserkraftnutzung beeinflusste Wasserführung Fliessgewässer, deren Wasserführung durch die Wasserkraftnutzung beeinflusst ist (Massstab des Gewässernetzes 1:200'000) [%] aus: Hydrologischer Atlas der Schweiz, Tafel 5.3 aus: Weingartner (1999)

Alpen: Hydrologische Gefahren und Risiken aus: Weingartner et al. (2003)

Alpen: Hydrologische Gefahren und Risiken HHQ[m 3 /s] aus: Weingartner et al. (2003) Fläche [km 2 ] Höchste Hochwassergefahren im peripheren Alpenraum

Kander Alpenraum Vorland V O R L A N D Kander A L P E N Rolf Weingartner Vergleich und Fernwirkung

Rhein-Basel: Grösste beobachtete Hochwasserseit 1250 Wetter, Pfister, Luterbacher, Weingartner (in review) Winterhalbjahr Sommerhalbjahr 1250 1350 1450 1550 1650 1750 1850 1950 Höhere Spitzen, da Berner Oberland direkter mit Rhein verbunden? 1714 Kander-Korr 1868 1891: 1. JGK

Hochwasser der Aare vor Zusammenfluss mit dem Rhein Rolle des Alpenraums um 1700: vor JGWK, vor KK 900 m 3 /s Hochwasser Aug. 2007 um 1800: vor JGWK, nach KK beobachtet Jura- gewässer- Korrektion (JGWK) Kander-Korr (KK) Wetter, Pfister, Weingartner et al. (in review) plus: veränderte hydraulische Eigenschaften

Rhein-Basel: Grösste beobachtete Hochwasser seit 1250 Wetter, Pfister, Luterbacher, Weingartner (in review) 900 m 3 /s 1250 1350 1450 1550 1650 1750 1850 1950 Höhere Spitzen, da Berner Oberland direkter mit Rhein verbunden? 1704 Kander-Korr 1868 1891: 1. JGK

Bedeutung der alpinen Ressourcen

Bedeutung der alpinen Ressourcen Tiefland Alpen s.l. Anteil Alpen (s.l.) Fläche: 15% Abfluss: 34%

Bedeutung der alpinen Ressourcen Schweiz Deutschland Niederlande Ungarn Inland 5 605 1 303 696 596 Zuflüsse 1 822 865 5 062 11 323 Total 7 427 2 168 5 758 11 919 Per-Capita-Dargebot [m 3 /E a] < 500 Akuter Mangel 500 1000 Knappheit 1000 1700 Einschränkungen > 1700 Ausreichend

Alpen/Rhein Gebirge der Erde Hydrologische Bedeutung der Gebirge Kapos et al. (2000) 24% (bis etwa 35%) Rolf Weingartner Hydrol. Bedeutung Gebirge

Hydrologische Bedeutung der Gebirge - Resultate Viviroli, D. et al. (2007) 18 000 km 3 a -1 42 000 km 3 a -1 Grosse hydrologische Bedeutung der Gebirge Rio (1992), Agenda 21, Kapitel 13 Viviroli, D., Dürr, H., Messerli, B., Meybeck, M., Weingartner, R. (2007)

Rio 1992 integrales Flussgebietsmanagement Erdgipfel Rio 1992, Kapitel 13 der Agenda 21 Gebirge Wichtige Ökosysteme Verletzliche Ökosysteme Sofortiges Handeln ist notwendig! Wissen über das Gebirgsökosystem vertiefen und Strategien zur nachhaltigen Entwicklung erarbeiten Förderung des integralen Einzugsgebietsmanagements

263 internationale Flussgebiete (mit zwei und mehr Staaten) ähnliche Ausgangslage wie im im Rhein-EG 47% der Landoberfläche, 40% der Erdbevölkerung, 80% des Abflusses Karte: GRDC, Daten: Wolf (2007)

263 internationale Flussgebiete (mit zwei und mehr Staaten) Transformationswissen yoptionen, um ein System zu zu optimieren, in in eine bestimmte Richtung zu zu lenken R(h)eines Wissen umsetzen Finalmente: Ein grosser Dank geht an Frau Pascale Künzi