Deutsch- Jugoslawischer Sprachkontakt Von René Bogdanski Inhalt Was ist Serbokroatisch? Die Südslawischen Sprachgebiete Abgrenzung Kroatisch, Serbisch & Bosnisch Slovenisch Deutsche Lehnwörter im Kroatisch-, Serbisch-, Bosnischen Deutsch- kroatischer Sprachkontakt: Das Burgenland Hauptseminar: Sprachkontakt Dozent: Prof. Dr. Wegera 2
Was ist Serbokroatisch? Bis zu den neunziger Jahren wurden Serbisch, Kroatisch & Bosnisch unter dem Begriff "Serbokroatisch" zusammengefasst. Seit dem Zerfall Jugoslawiens in verschiedene Nationalstaaten wurden die jeweiligen Varianten der Standardsprache als verschiedene Sprachen anerkannt. Nach Zerfall des 2. bzw. Tito-Jugoslawiens wurde das staatlich verbindliche Serbokroatisch aufgegeben Schon vorher starke Opposition durch Kroaten (Unterbrechung während der faschistoiden Ustaša- Bewegung 1941-1945) Hauptseminar: Sprachkontakt 3 Bestand insgesamt vom ersten Königreich Jugoslawien 1918-1941 und dem zweiten Tito Jugoslawien 1945-1991) stellte eine Art Vereinheitlichung der regionalen Unterschiede dar auf Basis des štokavischen Dialektes dar Hauptseminar: Sprachkontakt 4
Lokalisierung des Serbokroatischen Hauptseminar: Sprachkontakt 5 Die südslawischen Sprachgebiete Hauptseminar: Sprachkontakt 6
Vereinfachte Abgrenzung des Kroatischen, Serbischen und Bosnischen Kroatisch, Serbisch & Bosnisch haben die selbe linguistische Grundlage. Sie bilden die zur südslawischen Untergruppe des slawischen Zweigs der indogermanischen Sprachen Alle drei Sprachen verwenden dieselben Phoneme. Einige Wörter unterscheiden sich jedoch ihrer lautlichen Form. Hauptseminar: Sprachkontakt 7 Das Bosnische zeichnet vor allem durch eine hohe Anzahl von Fremd- und Lehnwörtern aus dem Türkischen, Arabischen und Persischen (Turzismen) aus; Schrift: Latein Die kroatische Standardsprache basiert auf dem ijekavischen Dialekt; Schrift: Latein; Tendenz Fremdwörter oder Doppeldeutige Wörter durch Neuschöpfungen zu ersetzen Die serbische Standardsprache basiert auf dem ekavischen Dialekt; Schrift: kyrillisch Hauptseminar: Sprachkontakt 8
Slovenisch Mehr Anlehnung an westslavische Sprachen als Kroatisch, Serbisch & Bosnisch) Schrift: Lateinisches Alphabet Slowenisch war lange Zeit eine zweitrangige Sprache in der Österreich-Ungarischen Monarchie. Bis 1918 war es durch die Deutsche Sprache in Bereichen wie Verwaltung und Wissenschaft zurückgedrängt. Um 1900 nahm man die alte Schrifttradition wieder auf und entwickelte eine puristische (Germanismen entfernende) Sprachform, wobei Wortschatzentlehnungen gezielt aus anderen slawischen Sprachen erfolgten. Hauptseminar: Sprachkontakt 9 Besonderheiten des Slovenischen 6 Fälle (vs. 7 bei den übrigen südslawischen Sprachen) Dual (Zweizahl neben Singular/Plural) Nur 3 Zeiten (+ Aspekttrennung, ähnlich dem Russischen) Hauptseminar: Sprachkontakt 10
Deutsche Lehnwörter im Kroatischen, Serbischen & Bosnischen verhältnismäßig große Anzahl: schätzungsweise an die 2000 der größte Teil stammt aus neuerer Zeit Haupteinflüsse auf: Slowenien (Brückenstellung) & Kroatien (örtl. Nähe) 16 Jh.: Schaffung der Militärgrenze (Statut von 1553) zwischen Österreich-Ungarn und den Osmanen (größtenteils wurden deutschsprachige Grenzsoldaten angesiedelt und entsprechende Schulen eingerichtet) Nach Niederlage der Türken vor Wien Ausbreitung Habsburgs nach Serbien > militärisch geleitete Kolonisation etwa 10000 Siedler aus Schwaben, Franken und vom Rhein wurden in 57 Siedlungen angesiedelt. Hauptseminar: Sprachkontakt 11 Österreich - Ungarn Hauptseminar: Sprachkontakt 12
Belgrad bekam den Beinamen Deutschenstadt (Schon 1689 74 dt. Hausbesitzer mit einem dt. Bürgermeister und Stadtrichter an der Spitze) Im 18 Jh. rücken die Türken erneut an. Die deutschen Volksgruppen siedeln um in die Gebiete um Zemun, Novi Sad, Pantschewo und Vrač letzter großer Zustrom nach Serbien in Napoleonischer Zeit (Kriegsarchiv: Wiener Akten) (Serb.: Švaba) Kroatien: Adel orientiert sich nach Österreich (Wien als wichtiger Kulturmittelpunkt) Verbindung durch die Eisenbahn schafft viele deutsche Ausdrücke aus Verkehr und Handwerk nach Kroatien Zagreb: Amtssprache bis 1848 Latein, Verkehrsprache des Adels und des Geschäftslebens im 18./19 Jh. war Deutsch Die erste zagreber Zeitung erschien 1789 in Deutsch ( Der kroatische Korrespondent ) seit 1918 wird Deutsch an südslavischen Mittelschulen mehr gepflegt als Englisch oder Französisch Hauptseminar: Sprachkontakt 13 Beispiele deutscher Lehnwörter Hauptseminar: Sprachkontakt 14
Deutsch-Kroatischer Sprachkontakt: Das Burgenland Das Burgenland in Österreich Hauptseminar: Sprachkontakt 15 Geschichte Flüchtlingsbewegung vor den vordringenden Osmanen aus der Lika, Zentral-Dalmatien, Binnenkroatien und Teilen Slawoniens seit dem 14. Jh. Ansiedlung im damals westlichen Teil Ungarns, Niederösterreich & Mähren Vorraussetzung für Ansiedlung in der neuen Heimat war die Entvölkerung weiter Landteile durch die Pest 1408/1409 Ständige Kriegssituation im 16. Jh. sorgte für Mangel an Arbeitskräften Hauptseminar: Sprachkontakt 16
Burgundenlandkroaten verstehen sich selbst als kroatisch & katholisch (Dialektgrundlage: ikavisch/ekavisch) ca. 20 000 Sprecher (auch in Wien/Graz) waren nicht an der Herausbildung einer einheitlichen Standardsprache beteiligt viele deutsche/ungarische Lehnwörter (kaum Turzismen) 1992 erschien Deutsch-burgundenländischkroatischkroatisches Wörterbuch, sowie eine Normative Grammatik (1995) - dreispaltig seit 1929 pflegen kulturelle und folkloristische Vereine Laienspiel, Volkstanz und musik) Hauptseminar: Sprachkontakt 17 eigene Volkshochschule seit 1984 An 28 weiteren Volksschulen wird zweisprachig unterrichtet seit 1987 zweite Amtssprache: Burgundenlandkroatisch 1989: Kindergartengesetz: keine einsprachig-kroatischen Kindergärten Mehrere Zeitungen: Hrvatske Novine, Glas Hauptseminar: Sprachkontakt 18
Sprechergruppen des Burgenlandes Hauptseminar: Sprachkontakt 19 Transkription eines Sprechers des Burgundenlandkroatischen Aufnahmen vorhanden im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften Hauptseminar: Sprachkontakt 20