Tropenwald Entdecken Forschen Experimentieren

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Tropenwald Entdecken Forschen Experimentieren Ein Lehrmittel des zu Konsum und nachhaltiger Entwicklung

Vorwort Tropenwälder das sind Baumriesen, faszinierende Ge - räusch kulissen, dampfende Feuchtigkeit, Leben und Zersetzung. Der Tropenwald ist Geheimnis, Versprechen und Drama in einem auch für die, die ihn noch nie betreten haben. Wir begegnen dem Tropenwald aber auch täglich im Dickicht unserer Ladenregale: Wer weiss schon, dass der Hauptrohstoff von Margarine oder Lippenpomade Palmöl auf ehemaligen Tropenwaldflächen produziert wird, oder dass Autopneus, Schokolade und viele lebenswichtige Medikamente ohne Tropenwälder undenkbar wären. Tropenwälder bedeuten Leben für Tausende von Tier- und Pflanzenarten und Leben für viele Völker wie die Penan in Borneo. Für sie sind Wälder Heimat und wichtigste Lebensgrundlage. Wälder können uns Menschen als riesige Quellen für Holz, Medizinalpflanzen, Nahrungsmittel und viele andere umweltfreundliche Rohstoffe, Produkte und Dienstleistungen dienen, solange sie sorgfältig genutzt werden. Doch die Tropenwälder werden schlecht behandelt. Sie sind in einem erbärmlichen Zustand und ihre Zerstörung verläuft dramatisch. Zwei Drittel aller Wälder auf unserem Planeten wurden bereits durch den Menschen vernichtet. Der WWF setzt sich gemeinsam mit seinen Mitgliedern aktiv gegen diese Zerstörung ein. Er führt seit 1996 die weltweite Forests for Life Kampagne, die darauf hin arbeitet, mehr Wälder besser zu schützen und der nachhaltigen Nutzung der Wälder überall auf der Welt zum Durchbruch zu verhelfen. Diese Kampagne will Banken, Regierungen, Unternehmen, Lehrerinnen, Schüler und Bürger dazu bringen, verantwortungsvoll zu handeln und Entscheidungen zu treffen, die Wälder erhalten und nicht gefährden. Das Pandamobil, unsere interaktive fahrende Ausstellung, bringt die Geheimnisse des Tropenwaldes, aber auch seine Vernetzung mit unserem täglichen Leben, seine Bedrohungen sowie Möglichkeiten zu seiner Erhaltung in Ihre Schule. Nach dem Umherstreifen in den einheimischen Wäldern mit der Schulkampagne «Der Wald gewinnt!» ermöglicht das Pandamobil Ihnen und Ihren Schülerinnen und Schülern, nun in die Ferne zu schweifen und die Geheimnisse des Tropenwaldes zu entdecken. Zur Vorbereitung auf dieses vernetzte Thema dient das vorliegende Lehrmittel. Neu ist die konsequente Verbindung zwischen dem faszinierenden Ökosystem und unserem Konsumverhalten im Alltag. Das Lehrmittel ermöglicht Ihnen, mit gut aufbereiteten, spannenden und unterhaltsamen Lektionen direkt in die Vielfalt des Themas einzutauchen. Es ist so aufgebaut, dass Sie es auch ohne den Besuch der Ausstellung problemlos für Ihren Unterricht einsetzen können. Lassen Sie sich und Ihre Klasse von den Geheimnissen des Tropenwaldes verzaubern! Sabine Siegrist Leiterin Jugend & Umwelt Damian Oettli Leiter Waldkampagne

Inhaltsverzeichnis Einleitung Tropenwald Entdecken Forschen Experimentieren Ein Lehrmittel des zu Konsum und nachhaltiger Entwicklung 2 1. Der Wald in den Tropen 4 Der Tropenwald im Klassenzimmer 6 * Warum heisst der Regenwald so? 7 * Kampf ums Licht der Stockwerkaufbau des Regenwaldes 8 Tiere im Regenwald 9 Der Tropenwald-Rap 10 * Entstehung des Regens 11 Nährstoffkreislauf Zersetzung 12 * Spiele zur Artenvielfalt und Vernetzung 13 Arbeitsblätter Zimmerpflanzen 15 Weltkarte 16 Steckbrief der Tropenwaldtiere 17 Schematische Darstellung des Stockwerkaufbaus 19 4. Tropenwälder in Gefahr 50 Die Gegenteile 53 Kann Tropenwald wieder nachwachsen? 54 * Ein Wald in Gefahr 56 Wir retten unseren Wald 57 5. Schützen durch sinnvolles Nutzen 60 ** Ein nachhaltiger Basilikum-Wald 63 ** Nutzen ohne Zerstörung 65 Arbeitsblatt Was geschieht in Abengs Tropenwald? 67 Vom Wissen zum Handeln Auf deinen Einsatz kommt es an! 68 Literatur- und Medienhinweise 70 2. Der Dschungel im Supermarkt Produkte aus dem Tropenwald 20 * Der Dschungel im Einkaufskorb 23 Safari im Supermarkt 26 Früchte aus dem Tropenwald 27 Gewürze und Genuss aus dem Tropenwald 29 ** Die Ölpalme eine heisse Sache 31 Kakao: Speise der Götter und Getränk der Könige 33 Arbeitsblätter Tropenwaldprodukte 35 Tropische Früchte im Klassenzimmer 37 3. Menschen im Tropenwald 38 Kwamanya, der Schamanenlehrling 40 Heilpflanzen im Tropischen Regenwald 42 Die Heilpflanze Papaya 44 Das Problem der Siedler 45 Arbeitsblätter Heilpflanzen aus dem Tropenwald 47 Oringio Siedler im Tropischen Regenwald 48 Rollenkarten «Siedler» 49 * Empfohlen als Vorbereitung für Pandamobilbesuch ** Empfohlen nach dem Pandamobilbesuch 1

Einleitung Tropenwald Entdecken Forschen Exper Ein Lehrmittel des zu Konsum und «Wir müssen einen Lebensstil finden, den alle Menschen leben können, ohne dass dabei die Welt zugrunde geht. Nötig ist eine universelle Kultur der Nachhaltigkeit, in der alle Zugang zu Ressourcen und Einkommen haben. In dem Mass, wie wir auf diesem langen Weg vorwärts kommen, wächst auch die Hoffnung für die Wälder.» Zitat Christian Küchli in «Wälder der Hoffnung» Verlag NZZ, Zürich 1997 Tropische Regenwälder die artenreichsten Gebiete unserer Erde Nahe beim Äquator legen sich die artenreichsten Landbiotope der Erde, die Tropischen Regenwälder, wie ein Gürtel um den ganzen Erdball. Hier ragen Baumriesen in den Himmel, klettern Lianen an den Baumstämmen empor, verströmen wuchernde Orchideen ihren Duft. In der Baumkrone klettern Faultiere oder Orang-Utans. Stummelaffen oder Gibbons springen kunstvoll und gewagt von Ast zu Ast. Kronenadler, Nashornvögel, Papageien, Kolibris und Schmetterlinge in allen Farben lassen sich auf den Ästen nieder. Unten am Urwaldboden wohnen Wald - elefant, Gorilla oder Tapir im Dämmerlicht. Unterirdisch züchten Blattschneiderameisen Pilze, die sie ihren Larven verfüttern. Nirgendwo sonst auf der Erde hat die Natur so mannigfaltige Lebewesen geschaffen. Obwohl sie nur etwa 7% der Landoberfläche bedecken, beherbergen die Tropischen Regenwälder über 50% aller terrestrischen Tier- und Pflanzenarten der Erde. Dabei sind die einzelnen Pflanzen- und Tierarten des Tropenwaldes Teil eines ausgedehnten, vielschichtigen Beziehungs netzes. So ist jede Pflanzenart mit mehreren Tierarten verbunden. Verschwindet eine davon, zieht das in diesem sensiblen Gefüge unter Umständen weitreichende Schäden nach sich. Diese komplexen Zusammenhänge können deutlich werden, wenn der Mensch versucht, eine Frucht zu kultivieren. Die Blüte des südamerikanischen Paranussbaums wird nur von einer bestimmten Prachtbienenart bestäubt, die den Duftstoff zur Partnerfindung in der Blüte einer bestimmten Orchideenart findet. Nur das Aguti mit seinen äusserst scharfen Zähnen ist in der Lage, die harte Schale der Paranuss zu knacken und so die Samen zu verbreiten. Dieser mannigfaltigen Abhängigkeiten wegen gelingt es nicht, die Paranuss in Monokulturen anzubauen. Sie kann darum nur im Wald geerntet und angebaut werden. Fast alle Tropenwälder werden von Menschen bewohnt, für die der Wald Raum und Grundlage ihres Lebens zugleich ist. Ihnen ist es gelungen, sich in die komplexen Beziehungsstrukturen einzufügen, ohne sie zu zerstören. Tropenwälder in Gefahr Die Bedrohungen der Tropenwälder sind zahlreich. Nicht nachhaltige Holz wirt schaft, agroindustrielle Landnutzung, Abbau von Rohstoffen, extensive Viehwirtschaft, Grossprojekte wie Staudämme und Erdölpipelines sowie die Neubesiedlungen von Menschen sind einige der wichtigsten. Bis heute ist beinahe die Hälfte der ursprünglich tropischen Wälder vernichtet worden, und diese Zerstö - rung hat gravierende ökologische und ökonomische Auswirkungen. Wo Tropenwälder verschwinden, gibt es Überschwemmungen und Erdrutsche, weil Blätter den Regen nicht mehr auffangen und Wurzeln die 2

imentieren nachhaltiger Entwicklung dünne Bodenschicht nicht mehr halten. Die Landschaft wird kahl, die Flüsse versanden und Wüsten entstehen. Waldbrände sind verantwortlich für fast ein Drittel der menschlich verursachten CO2-Emissionen und belasten damit das Klima erheblich. Jedes Jahr verschwinden unwiederbringlich etwa 140000 Quadratkilometer Tropenwald etwa vier mal die Fläche der Schweiz! Wenn die Zerstörung so weitergeht, wird der Tropische Regenwald ganz verschwunden sein, wenn unsere Kinder so alt sind wie ihre Grosseltern jetzt. Der Tropenwald bei uns Die Zerstörung von Tropenwäldern findet weit weg von uns statt. Den wenigsten von uns ist es bewusst, wie oft wir mit dem Tropenwald in Berührung kommen und somit in seine fragilen Beziehungsnetze eingreifen. Doch reicht es, sich kurz zu überlegen, was man im Laufe eines Tages alles braucht und verbraucht. Kaffee, Schokolade, Bananen, Coca-Cola und Kaugummi stammen aus dem Tropenwald. Lippenpomade und Waschmittel beinhalten Palmöl die Hauptursache für die verheerenden Waldbrände in Indonesien. Etwa zwei Drittel unseres Speisezettels verdanken wir dem Tropenwald sowie auch dem Wissen der Menschen, die in und um ihn lebten und leben viele Medikamente und Rohstoffe wie Harze, ätherische Öle, Pflanzenfasern und den Kautschuk unserer Autopneus und Schuhsohlen. Über den alltäglichen Konsum von Tropenwaldprodukten sind wir mit dem Tropenwald und den Menschen, die diese Produkte anbauen, eng verbunden. Die Tropenwälder mit ihrem Artenreichtum haben eine grosse Bedeutung für die darin und davon lebenden Menschen, Tiere und Pflanzen und auch für die Zukunft unserer Welt. Sie beherbergen eine immense Vielfalt an Pflanzen und Tieren. Gleichzeitig liefern Tropenwälder Holz und eine Menge weiterer wertvoller Rohstoffe. Nur eine nachhaltige Waldbewirtschaftung kann beides in Einklang bringen. Zum Lehrmittel Dieses Lehrmittel ist primär an die Mittelstufe gerichtet. Die Lektionen können aber in vielen Fällen auch für die Oberstufe angepasst werden. Wir haben uns bemüht, die oft komplexen Phänomene und Zusammenhänge für die Schülerinnen und Schüler auf spielerische und einfache Weise fassbar zu machen, beispielsweise mit einfachen Versuchsreihen. Der Lebensraum Tropenwald wird vorgestellt, seine Bedeutung für die Menschen, die in und um ihn leben, veranschaulicht. Seine akute Gefährdung und der unmittelbare Zusammenhang mit unserem Leben in Mitteleuropa werden verdeutlicht. Es wird auch aufgezeigt, wie wir als Konsumentinnen und Konsumenten dazu beitragen können, diese einzigartigen und unersetzlichen Lebensräume zu erhalten. Die Autorinnen dieses Lehrmittels haben sich vor etwa sieben Jahren im Tropischen Regenwald Westafrikas bei der Erforschung wildlebender Schimpansen kennen gelernt. Das Leben im Wald hat jede von uns tief geprägt. Es ist unser Anliegen, mit diesem Lehrmittel dazu beizutragen, die Schülerinnen und Schüler an dieses wichtige Thema heranzuführen und sie für die Notwendigkeit der Erhaltung der artenreichsten Landbiotope unserer Erde und ihrer Bewohner zu sensibilisieren. 3

Der Wa Tropen Damit ein Tropischer Regenwald entstehen kann, braucht es zwei wichtige klimatische Voraussetzungen: Konstant hohe Temperaturen (20 28 Grad Celsius) und konstant hohe Niederschlagsmengen (2000 4000 mm jährlich). In den Tropen ist es also ständig warm und feucht. Es herrscht ein Treibhausklima. Am frühen Vormittag bilden sich Quellwolken, die sich um die Mittagszeit verdichten und dann in starken Regengüssen herunterprasseln. Am Spätnachmittag haben sich die Wolken aufgelöst die Sonne scheint wieder. In den Tropen gibt es keinen Jahreszeitenwechsel wie bei uns. Deshalb wachsen, blühen und fruchten Pflanzen das ganze Jahr über. Jede Pflanze hat ihren eigenen Rhythmus. Es ist sogar möglich, an einem Baum gleichzeitig verschiedene «Jahreszeiten» zu beobachten: Ein Ast steht in voller Blüte, während ein anderer seine Blätter abwirft und wieder ein anderer Früchte trägt. Tropische Regenwälder sind in sich geschlossene Systeme mit verschiedenen Kreisläufen: Wasser und Nährstoffe werden ständig zyklisch hin und her bewegt, alles ist im Fluss, nichts ruht. Der tägliche Mittagsregen hat seine Ursache am beinahe senkrechten Sonnenstand am Äquator. Ähnlich wie heisse Luft über einer Zentralheizung, steigt die erhitzte Luft auf. Dabei kühlt sie sich ab, und da kalte Luft weniger Feuchtigkeit als warme aufnehmen kann, kondensiert der Wasserdampf: Es bilden sich Wolken, die abregnen. Man kann sich den Tropischen Regenwald wie ein Haus mit zwei Etagen und einem Dachgeschoss vorstellen. Das Dachgeschoss bilden die vereinzelt stehenden 40 70 m hohen Urwaldriesen, die auf weit ausladenden Brettwurzeln stehen. Die Bäume müssen

1 ld in den sich besonders gut gegen die intensiven Sonnenstrahlen schützen und haben daher kleine, dicke, behaarte oder wachsüberzogene Blätter, die sich tagsüber zusammenrollen, damit sie nicht austrocknen. Viele Blätter haben eine Abtropfspitze, wie z.b. der Gummibaum, damit das Regenwasser schnell von der Blattoberfläche abtropft und nicht wie ein Brennglas wirken kann. Der Kampf um das Licht bringt viele Pflanzenarten zu erfinderischen Höchstleistungen. Die Epiphyten, die wohl typischste Lebensform der Tropischen Feuchtwälder, lassen sich auf Astgabeln im Kronenbereich der Baumriesen nieder. Wasser und Nährstoffe beziehen sie direkt aus der Luft. Ein grosser Teil der rund 13000 tropischen Orchideen sind Epiphyten. Die Lianen entgehen dem dunklen Waldboden, indem sie rasch ihre Stängel in die Höhe treiben, ohne Ausbildung eines starken, tragfähigen Stammes. Statt dessen stützen sie sich an vorhandenen Bäumen ab und schaffen es so, mit minimalem Aufwand an das begehrte Licht zu gelangen. Entsprechend dem reichhaltigen Angebot an Pflanzennahrung und den vielfältigen Nischen in den verschiedenen Schichten des Tropenwaldes, hat sich hier auch die artenreichste Tierwelt auf dem Lande entwickelt. Je grösser die Zahl der Arten in einem Ökosystem ist, desto grösser und vielschichtiger sind auch die Wechselbeziehungen der Arten untereinander. Wird eine Art ausgerottet, hat das unabsehbare Folgen für das gesamte Gefüge. Dieser reich strukturierte und artenreichste Lebensraum der Erde steht aber auf nährstoffarmem Boden. Während die Humusschicht in den Wäldern Europas bis zu einem halben Meter dick ist, finden wir in den Tropenwäldern nur ein dünnes «Bodenhäutchen». Die meisten Nährstoffe sind in den Pflanzen gespeichert. Das heisse und zugleich feuchte Klima ermöglicht eine extrem rasche Zersetzung der anfallenden organischen Masse. Die Bakterienkulturen finden in diesem Klima optimale Lebensbedingungen und haben darum ein totes Blatt binnen weniger Tage völlig zersetzt. Die somit freigewordenen Nährstoffe gelangen mit Hilfe eines Pilzgeflechtes (Mykorrhiza) in den oberen Bodenschichten an die Wurzeln der Pflanzen und werden rasch wieder aufgesogen. Ein eigentlicher Humusboden kann sich gar nicht bilden. Die Nährstoffe bewegen sich also in einem steten Kreislauf. Das gilt auch für das Wasser, das zum Transport der Nährstoffe dient. Von den Wurzeln aus dem Boden aufgenommen, wird es durch den Pflanzenkörper geleitet, um über die Blätter wieder zu verdunsten. Auf diese Weise in die Atmosphäre gelangt, steht es dem Klima- und Wettergeschehen wieder neu zur Verfügung. Der Tropische Regenwald ist ein perfektes «geschlossenes» ökologisches System. 5

Der Wald in den Tropen 1 Leitidee: Diese Lektionsreihe leitet in das Thema «Tropischer Regenwald» ein. Da der Tropische Regenwald weit von der Schweiz entfernt liegt, sollen die Kinder mit einfachen Mitteln, wie Zimmerpflanzen, selbstgemalten Urwaldkulissen, Abdunkeln (1% des Lichtes fällt auf den Regenwaldboden) und selbsterzeugten Geräuschen den Tropenwald eigenhändig nachbauen, sinnlich erfahren und kennen lernen, damit sie einen emotionalen Bezug zu dieser fremden Umgebung herstellen können. Der Tropenwald im Klassenzimmer Lektionsskizze: ❶Die Zimmerpflanzen werden gemeinsam betrachtet. Die Lehrperson kann das Sortiment allenfalls ergänzen. ❷Die Kinder werden in Vierergruppen eingeteilt, um mit Hilfe des Arbeitsblattes «Zimmerpflanzen» die mitgebrachten Pflanzen zu bestimmen. Die Schülerinnen und Schüler finden heraus, woher die Pflanzen stammen und versuchen, die Herkunftsländer auf dem Globus zu finden. Die gefundenen Länder werden auf dem Arbeitsblatt «Weltkarte» bemalt. ❸Klassengespräch: Was habt ihr herausgefunden? Was fällt euch auf? Die Schüler finden heraus, dass sämtliche Herkunftsländer wie ein Gürtel um den Bauch des Globus liegen. Der Lehrer erklärt, dass dieser Gürtel auch als Tropen bezeichnet wird und vom Wendekreis des Krebses nördlich und dem Wendekreis des Steinbocks südlich begrenzt wird. In der Mitte liegt der Äquator. Didaktische Hinweise Lernziel: Die Schülerinnen und Schüler wissen, wo und was der Tropische Regenwald ist. Sie kennen einige Pflanzen des Tropenwaldes ❹Die Kinder erhalten die Aufgabe, auf dem Globus die Schweiz zu finden. Sie vergleichen ihre Grösse mit derjenigen aller Tropenländer. Wieviel mal grösser als die Schweiz ist die Fläche der Tropenländer? Stufe: Material: Vorarbeiten: Ort: Zeitaufwand: 4. 9. Klasse (Mittel- und Oberstufe) Zimmerpflanzen (siehe Arbeitsblatt «Zimmerpflanzen») Arbeitsblatt «Zimmerpflanzen» Arbeitsblatt «Weltkarte» Globus Die Kinder bringen von zu Hause Zimmerpflanzen mit (keine Kakteen) Schulzimmer 1 2 Lektionen 6

1 Der Wald in den Tropen Warum heisst der Regenwald so? Lektionsskizze: ❶Klassengespräch: In unserem Schulzimmer stehen Pflanzen aus dem Tropenwald. Welches ist der Unterschied zwischen diesen Zimmerpflanzen und den Pflanzen draussen? Warum heissen sie Zimmerpflanzen? Warum können sie draussen nicht existieren? ❷Die wesentlichen Unterschiede werden an der Wandtafel notiert. ❸Die Lehrperson zeigt, wenn vorhanden, die beiden Baumquerschnitte (einheimischer und Tropenwald-Baum) oder zeigt die Illustration beider Holzquerschnitte auf dem Hellraumprojektor. Gruppenarbeit: Die Schüler überlegen sich anhand der beiden Baumquerschnitte, wie sich das tropische Klima von unserem unterscheidet. Sie stellen bei den Querschnitten Unterschiede bezüglich Form, Grösse und Strukturen fest und bestimmen das Alter der beiden Bäume. Unsere Pflanzen Laubfall im Herbst ein Teil des Jahres ohne Laub ertragen unterschiedliche Temperaturen Unsere Bäume runde Form kleiner Querschnitt Jahrringe Tropische Pflanzen ständiger Laubabwurf immergrün wachsen nur bei ganzjährig warmen Temperaturen Tropische Bäume unregelmässige Form grosser Querschnitt keine Jahrringe ❹Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden zusammengetragen, Unterschiede diskutiert und in der Tabelle notiert. ❺Falls den Schülern gewisse Kenntnisse fehlen, hilft die Lehrperson mit folgenden Erklärungen: Betrachten wir den Querschnitt des europäischen Holzes, bemerken wir Jahrringe. Ein heller und ein dunkler Ring bedeuten zusammen ein Jahr. Im Frühjahr und Sommer sind die Lebensbedingungen gut, es gibt ausreichend Licht und Wärme. Der Baum trägt viele Blätter und legt im Stamm relativ dicke Leitungsbahnen für das Wasser an. Deshalb ist der helle Ring so breit. Im Herbst und Winter wächst der Baum nur noch wenig oder gar nicht. Die Leitungsbahnen haben nur noch einen kleinen Durchmesser. Der dunkle Ring ist relativ dünn. Auf diese Weise können wir das Alter der Bäume bestimmen. Wie alt war dieser Baum? Im Vergleich dazu, wie alt ist wohl der Baum des Tropischen Regenwaldes? Didaktische Hinweise Lernziel: Stufe: Material: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler lernen die klimatischen Bedingungen des Tropischen Regenwaldes kennen. 4. 9. Klasse (Mittel- und Oberstufe) Folie: Querschnitte des einheimischen und tropischen Holzes Von Vorteil: Querschnitt eines einheimischen und tropischen Holzes. Schulzimmer 1 2 Lektionen 7

Der Wald in den Tropen 1 Da die Kinder keine Jahrringe feststellen, könnten sie daraus schliessen, dass der Tropische Regenwald keine Jahreszeiten kennt. Die Bäume in den Tropen wachsen unter optimalen Bedingungen von gleichbleibender warmer Temperatur und gleichmässigen Niederschlägen. Die Bäume wachsen darum viel mehr in die Höhe als bei uns. Da die tropischen Bäume als Stütze riesige Brettwurzeln haben, sind ihre Querschnitte bis zu 4 m über dem Boden unförmig. Orang-Utan: Führe doch ein Büchlein über meine Heimat! Dieses Regenwald-Journal begleitet dich nun während der gesamten Arbeit am Thema Tropenwald. Es soll dir helfen, Beobachtungen und Ergebnisse zu vergleichen. In ihm kannst du sämtliche Neuigkeiten über Regenwälder, die du über Radio, Fernsehen, Zeitungen oder im Internet erfährst, sammeln. Schneide Bilder aus Magazinen aus, klebe sie in dein Büchlein und erzähle deiner Klasse deine neuesten Entdeckungen. ❻Die Schülerinnen und Schüler zeichnen abschliessend einen Tropenwaldbaum auf ein grosses Zeichnungsblatt und überlegen, was der Baum alles braucht, damit er so gross und stark wird. Kampf ums Licht der Stockwerkaufbau des Tropischen Regenwaldes Didaktische Hinweise Lektionsskizze: Lernziele: Stufe: Material: Vorarbeiten: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler wissen, dass nur gerade 1% Licht im Erdgeschoss des Tropischen Regenwaldes vorhanden ist, und dass die Pflanzen sich darum anpassen müssen. Sie wissen, dass der Tropische Regenwald in drei Stockwerke gegliedert ist, die von ganz verschiedenen Organismen bewohnt werden. Stufe: 3. 6. Klasse (Mittelstufe) Kerze Arbeitsblatt: «Stockwerkaufbau des Tropischen Regenwaldes» Papierrollen oder Packpapier Klassensatz von Zetteln versehen mit Namen bereits bekannter Zimmerpflanzen (siehe Arbeitsblatt: «Zimmerpflanzen») Schulzimmer 4 6 Lektionen ❶Wenn nur 1% des vorhandenen Lichtes auf den Boden des Tropischen Regenwaldes kommt, welche Problematik ergibt sich für die Pflanzen da unten? Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, wird das Klassenzimmer vollkommen abgedunkelt, eine Kerze angezündet, und die Lehrerin führt die Schülerinnen auf eine kleine Imaginationsreise (siehe Seite 9). ❷Als nächstes erhalten die Kinder einen kleinen Zettel mit einem Pflanzennamen, den sie so schnell wie möglich entziffern sollen. Die Schüler sind so gezwungen, möglichst nah an die Lichtquelle zu kommen. Der Kampf ums Licht wird damit am eigenen Leib spürbar. ❸Die Lehrperson bespricht mit den Schülern, welche Erfahrung sie gemacht haben. Die Schülerinnen erfahren, dass Pflanzen zum Überleben Licht brauchen, so wie sie selbst eben die Lichtquelle zum Lesen benutzt haben. Es findet also ein regelrechter Kampf ums Licht im Tropischen Regenwald statt, da die dichte Kronendecke beinahe sämtliche Sonnenstrahlen abschirmt. Welche Strategien bleiben den Jungpflanzen demzufolge, um doch an das Licht zu gelangen? ❹Die Schüler überlegen sich verschiedene Pflanzenstrategien. ❺Die Lehrperson erklärt den Kindern, dass durch die verschiedenen Pflanzenstrategien der Tropische Regenwald aufgebaut ist wie ein Haus mit drei Etagen und verteilt das 8

1 Der Wald in den Tropen Arbeitsblatt «Stockwerkaufbau des Tropischen Regenwaldes». Die Schüler lesen das Arbeitsblatt. Lianen, Epiphyten und Würgfeige werden ausgemalt. ❻Könnt ihr nun versuchen, die Pflanze, welche auf eurem Zettel steht, aufgrund der Beschreibungen auf der Rückseite einer dieser Etagen zuzuordnen? ❼Die Schüler malen auf ein wandgrosses Papier einen Tropischen Regenwald mit den drei Stockwerken. Die Lianen können z.b. mit hängenden Schnüren oder Seilen dargestellt werden. Welche Pflanzen sind wo anzutreffen? Auf welcher Etage würden sich die Schülerinnen am wohlsten fühlen? Imaginationsreise: Wenn du im Regenwald bist, sei darauf vorbereitet, dass du ziemlich bald nass wirst. Bevor es zu regnen beginnt, wirst du zu schwitzen beginnen. Deine Kleider kleben dir am Körper du kannst der Feuchtigkeit des Waldes nicht entrinnen. Ûberall wo du schaust, siehst du Bäume, Bäume und noch mehr Bäume. Die meisten von ihnen sind so hoch wie ein Gebäude mit 15 Stockwerken. Die gigantischen Riesen öffnen sich zuoberst wie ein Schirm, mit ihren Blättern und Ästen zuoberst. Wieviele Blätter sind wohl dort oben? So viele, dass man den Himmel kaum sieht. Es sind so viele, dass nur der kleinste Teil des Sonnenlichtes (1%) durchdringt, so viel Licht, wie uns diese Kerze gibt. Es ist ein Wunder, dass hier unten Pflanzen überhaupt wachsen können. Weiterarbeit: In der Turnstunde kann das Hangeln von Liane zu Liane an Kletterseilen geübt werden. Besuch im Botanischen Garten oder Madagaskar Haus (ab 30.6.2003 im Zoo Zürich), um einen Regenwald eindrücklich erleben zu können. Wo sind die eben kennen gelernten Zimmerpflanzen? Siehst du den Stockwerkaufbau? Welches sind die Aufsitzerpflanzen, Kletterpflanzen, Lianen? Pflanzenstrategien, um ans Licht zu gelangen: Schneller Wuchs Möglichst in die Höhe, viele Kletterpflanzen (z.b. Lianen) Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), die auf Stämmen, Ästen und sogar auf lebenden Blättern wachsen. Tiere im Regenwald Lektionsskizze: Didaktische Hinweise ❶Die Schülerinnen erhalten eine Kopie des Arbeitsblattes «Steckbrief der Tropenwaldtiere». Klassengespräch: Die Lehrperson fragt die Schüler, ob sie ein paar Tiere auf den Bildern kennen. Welche? ❷Die Kinder bilden Vierergruppen und versuchen, die Tiere zu beschriften und sie den Stockwerken des Tropenwaldes zuzuordnen. ❸Die Schülerinnen erhalten eine Kopie mit den Beschreibungen der Tiere und ordnen sie den jeweiligen Bildern zu. Die Bilder und die Beschreibungen werden ausgeschnitten und zusammengeklebt. ❹Die Lehrperson legt eine Folie des Arbeitsblattes mit den Tierbildern auf den Hellraumprojektor. Die auf der Wand projizierten Tropenwaldtiere können von den Schülern bis lebensgross auf Papier oder Kartons nachgezeichnet und bemalt werden. ❺Die gemalten Tiere werden nun in das richtige Stockwerk der Tropenwald-Wand platziert. Lernziel: Stufe: Material: Vorarbeiten: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler kennen verschiedene Tiere, die im Asiatischen Tropenwald leben und können sie den drei Etagen zuordnen. Stufe: 3. 6. Klasse (Mittelstufe) Arbeitsblatt «Steckbrief der Tropenwaldtiere» Folie der Tierbilder (Arbeitsblatt «Steckbrief der Tropenwaldtiere») Tiermagazine, Bilder von tropischen Tieren Von Vorteil: Bilderbuch aus der Bandserie «Was ist was?» Der Regenwald, Band 90 Lektionsreihe: «Kampf ums Licht der Stockwerkaufbau des Regenwaldes» Schulzimmer 1 2 Lektionen 9

Der Wald in den Tropen 1 Der Tropenwald-Rap Lektionsskizze: Die Schülerinnen zählen auf: Auto, Tram- und Fluggeräusche, Kirchenglocken, Kinderstimmen, Hundegebell, Rasenmäher etc. Tiger, Affe, Blättergeräusch, Regen, Vögel, Insekten, Nüsse oder Früchte, die vom Baum fallen, ein fallender Baum etc. Didaktische Hinweise ❶Klassengespräch: Was hören die Schüler, wenn sie nach draussen gehen? ❷Die Schüler überlegen sich nun, welche Geräuschquellen im Tropischen Regenwald existieren. Welche Geräusche, die bei uns zu hören sind, können wir im Tropenwald nicht hören? ❸Der Tropenwald-Rap: Die Kinder stellen sich ein Tier vor und beginnen, mit einem Instrument frei zu improvisieren. Da die Ausdrucksbreite der verfügbaren Instrumente begrenzt ist, können die Schülerinnen im zweiten Schritt erproben, welche Töne mit dem Körper erzeugt werden können (Klatschen, Stampfen, Klopfen). Leisere Töne können folgendermassen entwickelt werden: Schlagen der Zunge in der Mundhöhle, Klopfen der Finger auf verschieden offene Wangen, leises Streichen mit den Finger(nägel)n, Klopfen auf Gegenstände, Öffnungs- und Schliessgeräusche der Lippen etc. Weiter können Geräusche mit Hilfsmitteln erzeugt werden: Wie klingen Nussschalen, aneinander geriebene Kokosnusshälften, leere Schneckengehäuse, Rindenstücke, Steine? ❹Als letztes werden verschiedene Rollen verteilt wie Tiger, Orang-Utan, Vogel, Regen, Blätterrascheln, umfallender Baum, Plumplori (nachtlebend) etc. und gemeinsam ein Tagesablauf komponiert. Lernziel: Stufe: Material: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler haben mit der Klangebene des Tropischen Regenwaldes experimentiert und Erfahrungen gesammelt. 3. 6. Klasse (Mittelstufe) Percussionsinstrumente Regenstab Flöten Nussschalen Steine Grashalme Wasserschlauch Wasserbecken Rindenstücke Schneckenhäuser Laub etc. Schulzimmer 1 Lektion 10

1 Der Wald in den Tropen Entstehung des Regens Lektionsskizze: ❶Versuchsvorbereitung: Einige Zimmerpflanzen werden gut begossen und anschliessend in eine Plastikfolie eingepackt. ❷Beobachtungsauftrag: Die Schülerinnen beobachten täglich was geschieht und protokollieren im Tropenwald- Journal. ❸Nach Abschluss der Beobachtungszeit (nach ca. drei Tagen) vergleichen und diskutieren die Schüler in Gruppen ihre Notizen und versuchen herauszufinden, was genau passiert ist. ❹Klassengespräch: Die Ergebnisse der Gruppenarbeiten werden verglichen und diskutiert. Wo nötig, gibt die Lehrkraft Hilfen und korrigiert. ❺Auf ein Zeichnungsblatt oder im Tropenwald-Journal zeichnen die Schülerinnen eine Skizze von einem geschlossenen Wasserkreislauf und beschreiben in einer Legende, wie er funktioniert. Variante: Die Imaginationsreise eines Wassertropfens kann während des Ablaufs oder nach Beendigung des obigen Experimentes durchgeführt werden. Im ersten Fall müssen die Schülerinnen noch keine Kenntnisse haben, wie der Regen im Tropischen Regenwald entsteht. Im Gegenteil, die kleine Reise kann für die Kinder eine Hilfe sein, das obige Experiment zu verstehen. Im zweiten Fall wirkt die Imaginationsreise wie eine kleine Repetition und Verinnerlichung der gemachten Erkenntnisse im Experiment. Der geschlossene Wasserkreislauf Die Pflanzen nehmen das Wasser mit ihren Wurzeln auf. Wasser steigt innerhalb des Pflanzenstängels hinauf zu den Blättern. Dort wird ein Teil des Wassers gebraucht, um Nährstoffe für die Pflanze herzustellen, damit die Zellen der Pflanze am Leben bleiben. Der Rest des Wassers verdunstet durch kleine Spaltöffnungen auf der Unterseite der Blätter. Es bildet sich Wasserdampf. Wenn sich die Luft abkühlt, bilden sich kleine Wassertröpfchen. Es entstehen Wolken. Kühlt sich die Luft noch mehr ab, werden die Wassertröpfchen grösser, bis sie als Regentropfen auf die Erde fallen. Imaginationsreise eines Wassertropfens: Die Kinder legen sich auf Matten bequem hin und schliessen die Augen. Sie werden nun in der Vorstellung eine Reise als Wassertropfen unternehmen: «Stell dir vor, du bist ein Wassertropfen, in der Luft tanzend, vom Himmel im freien Flug auf die Erde fallend. Du wirst vom Boden angezogen und dringst zwischen Sand, Erde und Steine in die dunkle Tiefe. Nun wirst du von den Wurzeln eines Baumes angezogen. Zuerst dringst du in die kleinen, feinen Wurzelhaare und bewegst dich dann in immer grössere Wurzeln, bis du den Baumstamm erreichst. Nun wirst du innerhalb des Stammes langsam nach oben gesogen. Rund um dich ist alles schwarz. Du bewegst dich weiter in die Äste des Baumes, immer weiter zu den Blättern. Langsam, langsam Didaktische Hinweise Weiterarbeit: Mit diesem Experiment kannst du erfahren, wieviel es bei uns regnet. Das Instrument, welches du dafür basteln musst, wird den Regenfall über eine längere Zeit messen. Materialien, die du dafür brauchst, sind: Ein hoher Glasbehälter, ein Massstab, ein wasserfester Filzstift, ein Trichter Mit Hilfe des Massstabs und eines wasserfesten Filzstifts zeichnest du eine Skala in Zentimetern auf dein Glas. Setz den Trichter auf das Glas und platziere deine Versuchsanordnung irgendwo draussen an einem sicheren Ort. Notiere die Mengen täglich und wöchentlich in eine Tabelle (siehe Skizze Seite 12). Lernziel: Stufe: Material: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler kennen den geschlossenen Wasserkreislauf im Tropischen Regenwald. Sie wissen, wie der Regen im Tropischen Regenwald entsteht. 4. 9. Klasse (Mittel- und Oberstufe) Zimmerpflanzen Durchsichtige Plastikfolie Schulzimmer Beobachtungsauftrag während drei Tagen und 1 Lektion für die Auswertung 11

Der Wald in den Tropen 1 wird es um dich immer ein bisschen heller. Du beginnst allmählich, die Wärme der Sonne zu spüren. Nun badest du dich im grünen Licht. Allmählich wirst du immer leichter und du beginnst, dich allmählich in die Richtung der Spaltöffnungen zu begeben, bis du ins Freie trittst. Du schwebst nun im grellen Sommerlicht unter einem hellblauen Himmel. Du schwebst immer weiter nach oben, du verspürst kein Gewicht mehr. Unter dir entfernt sich die Erde immer mehr von dir. Der Wind trägt dich immer weiter hoch, in den Himmel hinauf. Allmählich steigst du nicht mehr höher und es wird kälter. Der blaue Himmel verdunkelt sich zunehmend. Plötzlich stösst du gegen ein Staubpartikel, woran du dich festklammern kannst. Du verbindest dich mit weiteren Regentropfen, bis du zusammen mit ihnen eine Wolke bildest. In der Wolke erscheint dir die Umgebung weiss und kalt. Du erkennst keine Erde, keine Sonne und keinen Himmel. Du siehst nichts anderes als Weiss um dich herum. Du wirst immer kälter und kälter, schwerer und schwerer. Du beginnst allmählich zu sinken, am Anfang ganz langsam, dann immer schneller, lustige Bewegungen in der Luft machend und fällst immer weiter hinunter auf die Erde zu. Du bist der Regen. Lass dich weich auf die Erde nieder. Zähle bis fünf und öffne langsam die Augen.» In Vierergruppen tauschen nun die einzelnen Kinder einander ihre Erfahrungen aus, wie es ihnen auf der Reise ergangen ist und was sie erlebt haben. Nach zwei Wochen schreibt die Lehrperson die Vergleichszahlen zum Regenwald an die Wandtafel. Niederschlag im Regenwald: Dauer 2,5 cm ein Tag 7,5 cm drei Tage 17,5 cm eine Woche 35 cm zwei Wochen 70,5 cm ein Monat 912,5 cm ein Jahr Die Schülerinnen vergleichen diese Werte mit ihren Messungen und diskutieren die Unterschiede. Weshalb kann man beim Regenwald die Jahresniederschläge im Prinzip nach der ersten Messung ausrechnen? Weshalb funktioniert dies bei uns in Europa nicht? Nährstoffkreislauf Zersetzung Lektionsskizze: Didaktische Hinweise Lernziel: Stufe: Die Schülerinnen und Schüler haben verstanden, dass sich Organismen nach einer gewissen Zeit zersetzen und wissen, was die Zersetzung begünstigt 4. 9. Klasse (Mittel- und Oberstufe) ❶Die vier Plastiktüten werden mit den Buchstaben A, B, C und D beschriftet. In Tüte A werden ein paar Scheiben Bananen gegeben; in Tüte B ein paar Scheiben Bananen und eine Packung Hefe; in Tüte C ein paar Scheiben Bananen und etwas Wasser; in Tüte D ein paar Scheiben Bananen, eine Packung Hefe und etwas Wasser. Alle Pl as - tiktüten werden versiegelt und an ein sonniges Plätzchen gelegt. ❷Beobachtungsauftrag: Die Schüler beobachten täglich, was mit den Bananenstücken in den 4 Säcklein geschieht und protokollieren im Tropenwald-Journal. Material: Ort: Zeitaufwand: 4 kleine Plastiktüten eine Banane zwei Packungen getrocknete Hefe Wasser Schulzimmer Beobachtungsauftrag während 3 4 Tagen und 1 Lektion für die Auswertung ❸Gemeinsam werden die Beobachtungen besprochen. Die Lehrperson ergänzt die Berichte der Schülerinnen mit folgender Information: Wenn Pflanzen oder Tiere sterben, werden sie zu einer wichtigen Nahrungsquelle für zahlreiche Mikroorganismen. Diese Mikroorganismen ernähren sich von Kadavern und Pflanzenteilen und zerlegen sie. Hefe besteht aus Millionen von Mikroorganismen, die bei einer geeigneten Umgebung (warm, feucht, Futter) wachsen können. Während sie wachsen, zerlegen sie die Banane. Das gleiche geschieht in der Natur. Die Mikroorganismen zerlegen abge- 12

1 Der Wald in den Tropen storbene Tiere und Pflanzen in wertvolle Nährstoffe für den Boden, sodass diese von den Pflanzen wieder aufge - nommen werden können. Mit anderen Worten, wenn Organismen sterben, dienen sie dem Leben zahlreicher anderer Organismen. Da es im Tropischen Regenwald ständig feucht und warm ist, werden die abgestorbenen Pflanzenteile und Tierreste sofort zersetzt und von den Pflanzen wieder verwertet. Sie werden gar nicht erst im Boden gespeichert, sondern bewegen sich im steten Kreislauf. Der Regenwaldboden ist deshalb, im Vergleich zum Boden in unseren Breitengraden, nährstoffarm. Nach drei oder vier Tagen ist Folgendes zu beobachten: Die Bananenscheiben in A haben sich etwas dunkel verfärbt. Die Hefe in der Tüte B ist ein wenig gewachsen, aber die Veränderung bleibt gering. Die Bananenscheiben in C sind etwas verfault und halb zerfallen. Die Bananenscheiben in der Tüte D zeigen den fortgeschrittensten Zerfall an. Die Flüssigkeit bildet Blasen; Kohlendioxid hat sich gebildet und die Tüte wird sogar etwas aufgesprungen sein und entlässt einen starken Geruch. Spiele zur Artenvielfalt und Vernetzung Lektionsskizze: Didaktische Hinweise ❶Wenn genügend Anschauungsmaterial vorhanden ist, können verschiedene Tiere aus dem Tropenwald vorgestellt werden. ❷Jedes Kind zieht ein Kärtchen und verkörpert dieses Tier während des Spiels. ❸Die Schülerinnen lesen als erstes die auf der Rückseite beschriebenen Lebensbedingungen ihrer Tiere. ❹Die Schüler setzen sich alle in einen Kreis. Eine Schülerin beginnt. Ihr Stuhl wird aus dem Kreis entfernt. Die Schülerin sagt jetzt eine Eigenschaft, z.b. «alle Raubtiere». Alle, auf die diese Eigenschaft zutrifft, müssen jetzt ihren Platz wechseln. Die Schülerin, die die Eigenschaft gesagt hat, versucht einen der frei gewordenen Plätze zu ergattern. Ein Schüler bleibt wieder übrig. Er setzt das Spiel fort, indem er eine weitere Eigenschaft nennt, z.b. «Alle Tiere, die auf Bäumen leben» usw. Ab und zu ruft die Lehrperson TOHUWABOHU in den Kreis. Jetzt müssen alle ihren Platz wechseln. Zwei bis dreimal tauschen die Schülerinnen ihre Kärtchen aus. Lernziel: Stufe: Material: Vorarbeiten: Ort: Zeitaufwand: Die Schülerinnen und Schüler kennen die Lebensbedingungen einiger Tiere des Asiatischen Tropischen Regenwaldes. Sie wissen, was eine Nahrungskette und ein Nahrungsnetz ist. Stufe: 4. 6. Klasse (Mittelstufe) Kärtchen mit 12 asiatischen Tieren (siehe Arbeitsblatt «Steckbrief der Tropenwaldtiere») Anschauungsmaterial: Bilderbuch, Dias etc. von Tropenwaldtieren Folie mit Nahrungskette (Seite 14) Kopie mit Nahrungsnetz (Seite 14) Tierkärtchen vorbereiten Schulzimmer 3 Lektionen 13

Der Wald in den Tropen 1 Die Nahrungskette ❺Klassengespräch: Die Lehrperson zeigt die Folie mit der Nahrungskette und fragt die Kinder, ob sie die Illustration deuten können. Pflanzen und Tiere sind durch zahlreiche Beziehungen miteinander verbunden. Pflanzen nutzen die Energie der Sonne, um Nahrung herzustellen. Diese Nahrung wird von pflanzenfressenden Tieren verwertet, um überleben zu können. Die pflanzenfressenden Tiere wiederum dienen als Nahrung für gewisse Raubtiere. Wir nennen dies auch eine Nahrungskette. Auf der Folie ist eine solche Nahrungskette illustriert. Die Lehrperson erklärt den Schülern, dass es in der Natur oft viel komplizierter ist als hier dargestellt. Weil viele Lebewesen sich von verschiedenen Lebewesen und Pflanzen ernähren und somit gleichzeitig zu unterschiedlichen Nahrungsketten gehören, bilden sie ein Nahrungsnetz. ❻Die Schüler erhalten die Kopie mit dem Nahrungsnetz, schneiden die Tiere aus und kleben sie auf ein A3-Blatt. Mit Pfeilen versuchen sie einzutragen, wer wen frisst. (Siehe Lösung Nahrungsnetz) Das Nahrungsnetz 1. Blätter 2. Früchte, Beeren 3. Blüten 4. Ameisen 5. Termiten 6. Schmetterlinge (Insekten) 7. Fledermäuse ❼Die Schülerinnen versuchen, ein Nahrungsnetz aufzustellen: Jedes Kind zieht ein Tierkärtchen und verkörpert dieses Tier. Auf der Rückseite der Kärtchen sind die Lebensbedingungen beschrieben. Jedes Tier zieht ein Garn zu den Lebewesen, von denen es sich ernährt. Die Schülerinnen überlegen sich mit Hilfe der Lehrperson, warum ein Tier aus dem Nahrungsnetz verschwinden könnte und was das für die übrigen Tiere bedeutet. Gibt es Tiere mit besseren Voraussetzungen und solche mit schlechteren? Warum? Lösung Nahrungsnetz 8. Frösche (Amphibien) 9. Schlangen 10. Kleinvögel (Klappensai) 11. Tukane (Riesentukan) 12. Ameisenbär (Kleiner Ameisenbär) 13. Faultiere (Dreifinger) Pflanzen und Tiere Nahrung/Beute 1. Blätter 2. Früchte, Beeren 3. Blüten 4. Ameisen 1 2 5. Termiten 6. Schmetterlinge 1 6 7. Fledermäuse 2 3 4 6 8. Frösche 3 4 5 9. Schlangen 7 8 10 10. Kleinvögel 2 3 4 5 6 11. Tukane 2 4 10 12. Ameisenbär 3 4 13. Faultiere 1 14. Affen 1 2 3 4 5 6 15. Jaguar 11 12 13 14 16. Harpyie 10 11 13 14 14. Affen (Totenkopfäffchen) 15. Jaguar 16. Harpyie Literatur und Medien zu diesem Kapitel siehe Seite 70 14

Arbeitsblatt Zimmerpflanzen 1 Der Wald in den Tropen Baumfreund (Philodendron scandens): Eine Liane. Glänzend grüne, herzförmig spitz zulaufende Blätter. Herkunft: Peru. Standort: hell, auch leicht beschattet, nicht vollsonnig. Gummibaum (Ficus elastica): grosse, glänzende ledriggrüne Blätter. Herkunft: Indien und Burma. Standort: hell und luftig, keine direkte Sonne. Birkenfeige (Ficus benjamina): kleinere Blätter als der Gummibaum, graziös überhängende Zweige, kann bis 2 m hoch werden. Herkunft: Malaysia. Standort: hell und luftig, keine direkte Sonne. Aaronstab (Spathiphyllum): Die einzige weisse Blüte sitzt an einem das Laub überragenden Schaft. Herkunft: Mittel- und nördlicher Teil von Südamerika. Standort: Hell bis schattig, keine direkte Sonne. Zebrakraut (Zebrina pendula): Breite, silberoder grauweisse Längsstreifen auf den grünen Blättern. Herkunft: Mexiko, Nicaragua. Standort: sehr hell, doch nicht vollsonnig. Usambaraveilchen (Saintpaulia ionantha): Fleischig, grundständige und behaarte Blätter und veilchenähnlichen Blüten in allen Rot-, Rosa- und Blautönen. Herkunft: Kenia, Uganda, Tanzania. Standort: hell bis halbschattig, keine volle Sonne. Pfeilwurz (Maranta leuconeura): Stärkehaltige Nutzpflanze. Auffällig strukturierte, rotgeaderte Blätter. Herkunft: Brasilien. Standort: Hell, auch beschattet, keine volle Sonne. Kanonierblume (Pilea cardieri): Grün-weisse Blätter mit leicht gezacktem Rand. Herkunft: Südliches Thailand. Standort: Mässig hell bis halbschattig, keine Sonne. Lanzenrosette (Aechmea fasciata) Eine Bromelie. In Rosetten angeordnete Blätter, rötliche Hochblätter, rote, gelbe oder violette Blüten. Herkunft: Brasilien. Standort: hell, aber keine pralle Sonne. Begonien (Begoniaceae): Mit zartfleischigen Blättern und unsymetrischem Blattgrund mit Blüten in Scheindolden. Herkunft: Tropische Regenwälder. Standort: Hell, aber ohne direkte Sonnenbestrahlung. Fensterblatt (Monstera deliciosa): Grosse, im Alter tief eingeschnittene Blätter mit wie Bleistifte herabhängenden Luftwurzeln (Aufsitzerpflanze). Herkunft: Mexiko, Guatemala. Standort: Je heller, desto besser der Wuchs, erträgt aber auch Halbschatten. Malayenblume (Phalaenopsis): Eine Aufsitzerpflanze. Längliche, fleischige, grundständige Blätter mit einem zentralen Blütenstand. Herkunft: Malaysia, Indonesien, nördlicher Teil von Australien, Neu Guinea. Standort: hell bis Schatten, keine direkte Sonne. 15

Der Wald in den Tropen 1 Weltkarte Guatemala El Salvador Nicaragua Costa Rica Panama Belize Honduras Peru Westindische Inseln Brasilien Mauretanien Senegal Guinea Sierra Leone Liberia Elfenbeinküste Ghana Mali Niger Nigeria Uganda Kenia Tanzania Indien Sri Lanka China Burma Thailand Vietnam Malaysia Borneo Indonesien Molukken Neu Guinea 16

Arbeitsblatt 1 Der Wald in den Tropen Steckbrief der Tropenwaldtiere 17

Der Wald in den Tropen 1 Arbeitsblatt Schabrackentapir: Der Schabrackentapir ist mit Nashörnern verwandt. Er trägt während seines Lebens zwei verschiedene Tarnkleider. Als Jungtier ist er weiss gesprenkelt und als Erwachsener trägt er die Farbe Schwarz-Weiss. Er lebt am Boden und ernährt sich von Pflanzen des Tropenwaldes. Nasenaffe: Mit seiner langen Nase kann das Nasenaffenmännchen einen tutenden Laut erzeugen. Die Nasenaffen haben grosse Mägen, um Mangrovenblätter verdauen zu können. Sie bewegen sich auch auf dem Boden fort. Sumatra-Nashorn: Das Sumatra-Nashorn zählt zu den 12 gefährdetsten Arten. Es ist die kleinste Nashornart und ist als Pflanzenfresser extrem scheu. Es suhlt sich regelmässig im Schlamm, um sich abzukühlen und sich von Insekten und Parasiten zu befreien. Kleinkantschil (Zwerghirsch): Kleinkantschil ist das kleinste Huftier der Welt und trotz seiner Körperhöhe von nur 30 cm ein entfernter Verwandter der Hirsche. Es ist ein Einzelgänger, ist mit seiner Farbe getarnt und durch seine Körperform sehr flink auf dem Urwaldboden. Es frisst Früchte, Blätter und Knospen. Flugfrosch: Der Flugfrosch kann Finger und Zehen weit abspreizen und mit den dazwischen gespannten «Schwimmhäuten» von einem Baum zum anderen segeln. Er ist ein Insektenfresser. Orang-Utan: Heisst auf indonesisch «Waldmensch». Er hält sich am liebsten in den mittleren und unteren Baum- Stockwerken auf. Er frisst vorwiegend Früchte, Blätter, Knospen, Rinde und Insekten. Manchmal aber auch Eidechsen, junge Vögel und Eier. Schuppentier: Überlappende Schuppen bedecken das Schuppentier, das sich bei Gefahr zu einer Kugel zusammenrollt. Es frisst Ameisen und Termiten. Tiger: Der Tiger jagt in der Nacht und legt dabei eine Strecke bis 30 km zurück. Tagsüber ruht er im Schatten oder im hohen Gras neben einem Fluss. Er liebt es zu schwimmen und verschmäht auch Fische nicht. Er jagt Wildschweine, Tapire und Affen wie Gibbons und Makaken. Plumplori: Die Plumploris sind nachtaktiv und wiegen nur gerade 100 Gramm. Sie springen von einem Baumstamm zum anderen und halten sich mit speziell angepassten Zehenpolstern an der Baumrinde fest. Sie ernähren sich von Insekten, hauptsächlich von Grashüpfern. Malaienbär: Der Malaienbär läuft häufig auf zwei Beinen, klettert und schwimmt gerne. Er ernährt sich von Früchten und Ameisen. Netzpython: Der Netzpython ist mit einer Länge von 5 bis 6 Metern eine der grössten Riesenschlangen. Er ist weitgehend in der Dämmerung aktiv und erbeutet Säugetiere bis Ziegengrösse, Vögel, Schlangen und Fische, die er vor dem Verschlingen erdrosselt. Adler: Er lebt vorwiegend in den Baumkronen und stellt Affen, Vögeln und Kleinsäugern nach. 18

Arbeitsblatt 1 Der Wald in den Tropen Stockwerkaufbau des Tropischen Regenwaldes Das Dachgeschoss wird von den Kronen sehr hoher Bäume gebildet. Manche Tropenwaldbäume können bis 70 Meter hoch werden (z.b. Paranussbaum)! Das ist so hoch wie ein 20-stöckiges Wohnhaus. Zum Schutz gegen die Sonne und Fressfeinde sind die Blätter dicht behaart oder wachsüberzogen. Zusätzlich rollen sie sich tagsüber ein. Wegen extremer Sonneneinstrahlung und intensiven Regengüssen leben auf dieser Etage ausser den Affen nur wenige Tiere. 70 m Die erste Etage befindet sich ungefähr 45 Meter über dem Boden. Das dichte Blätterdach hält den Regen ab und lässt kaum Sonnenstrahlen durch. Hier leben die meisten Tier- und Planzenarten. Die Tiere können alle gut klettern oder fliegen. Auf den Ästen der Bäume wachsen viele Aufsitzerpflanzen (Epiphyten), wie z.b. Bromelien, Flechten, Farne, Moose und Würgfeigen, Lianen hängen auf den Boden hinunter. Das Erdgeschoss liegt im windstillen Dämmerlicht. Alle Pflanzen und Tiere müssen hier ohne direkte Sonnenstrahlen auskommen. Schatten liebende Pflanzen, v.a. Moose, Farne, Pilze, kommen hier vor. Nur 1% des Lichts erreicht die unterste Etage. Es ist feucht und dunkel und es riecht modrig wie in einem Gewächshaus. Es gibt im Gegensatz zu unseren Wäldern kaum eine Krautschicht und ausser den Ameisen und Termiten nur wenige Tiere. Viele der Bäume haben Brettwurzeln oder dicke Stützwurzeln, damit sie nicht umfallen. Um ihre Stämme winden sich Kletterpflanzen. Aufsitzerpflanzen oder Epiphyten: Der Name sagt es bereits, diese Pflanzen wachsen auf Ästen oder Stämmen anderer Bäume. Sie nutzen andere Bäume, um ans Licht zu kommen. Aussergewöhnlich an ihnen ist, dass sie mit ihren Luftwurzeln Nährstoffe und Wasser direkt aus der Luft beziehen können. Diese Pflanzen brauchen keine Erde zum Wachsen. Beispiele von Aufsitzerpflanzen sind Moose, Farne, Orchideen und Ananasgewächse. Lianen: Lianen sind Kletterpflanzen. Sobald ihre Samen zu keimen beginnen, klettert der Trieb in einem rasanten Tempo an einem Baumstamm empor und kann bis zu 400 m lang werden. Auch die Lianen nutzen andere Bäume, um möglichst schnell ans Licht zu kommen. Lianen sind unglaublich stark und werden nicht nur von vielen Tieren zur Fortbewegung benutzt. Auch die Menschen nutzen sie, um Brücken über Flüsse zu bauen oder Rattanmöbel und Körbe herzustellen. 50 m 45 m 35 m 20 m Würgfeige: Eine ganz ausgeklügelte und parasitische Methode hat sich die Würgfeige angeeignet. Erst keimt sie unauffällig in der Krone eines anderen Baumes, während sich ihre Wurzeln allmählich nach unten tasten. Hat sie den Boden erreicht, schlingt sie sich mit immer mehr Trieben enger und enger um ihren Gastgeber-Baum, bis sie ihn vollig umschliesst. Der Gastgeber-Baum stirbt ab und die Würgfeige nimmt allmählich seinen Licht-Platz ein. 19

Der Dschu Produkte a Die Liste von Rohstoffen, Fertig- oder Naturprodukten aus den Tropenwaldländern, die bei uns im Warenregal landen, ist erstaunlich lang. Um sich die Vielfalt ein wenig vorzustellen, reicht es, sich einmal zu vergegenwärtigen, womit man im Laufe eines einzigen Tages in Berührung kommt. Wahrscheinlich beginnen die meisten von uns den Tag mit einer Tasse Kaffee, Kakao oder Tee, also mit einem Getränk aus dem Tropenwald. Einige bevorzugen ein Glas Multivitaminsaft, der unter anderem Extrakte aus Passionsfrucht, Ananas, Mango und Guave beinhaltet. Auf einem Brett, das mit guter Wahrscheinlichkeit aus Tropenholz ist, schneiden wir unser Brot, bevor wir es mit Butter, Margarine (Palmöl), Honig (oft tropisch) oder mit Nuss-Nougat- Creme (Kakao, Vanille) bestreichen. Ob man zum Mittag- oder zum Abendessen den Kartoffelgratin mit Muskat abschmeckt oder einen Risotto isst: Beide enthalten tropische Erzeugnisse und Gewürze, die aus unserer Küche kaum mehr wegzudenken sind. Besonders bei unseren Desserts, sei es Vanilleeis oder ein Fruchtsalat mit Ananas bestückt, möchte man sie nicht missen. Im Müsli oder als Snack zwischendurch eignen sich Bananen besonders gut. In der Schweiz werden pro Jahr mehr als 70000 Tonnen Bananen verzehrt. Auch Nüsse, beispielsweise Cashew-Kerne oder Kokosnüsse sowie Schokolade (Kakao, Vanille) oder Backwaren mit Vanille, Kakao, Zimt, Nelken, Kardamom oder Sternanis gewürzt, sind typisch tropisch. Coca-Cola und Kaugummi sind echte Dschungelwaren, die bis heute Naturprodukte aus dem Regenwald enthalten.

2 ngel im Supermarkt us dem Tropenwald Erstaunlich ist auch die Anzahl der Nahrungsmittel, die mittlerweile fest in unserer Vorstellung als europäisch gelten, aber ursprünglich aus den Tropen kommen. Tomaten beispielsweise stammen aus Mittel- und Südamerika. Basilikum ist in Indien beheimatet und wird auch noch heutzutage überall in den Tropen angebaut. Die Kakifrucht ist eine der ältesten Kulturpflanzen Ostasiens und heute in Italien und im Tessin verbreitet. Die Aubergine ist im tropischen Hinterindien beheimatet und kam mit den Arabern im 13. Jahrhundert nach Europa, währenddem Zucchini, wie alle Kürbisgewächse, aus Mittelamerika stammen. Die Geschichte lässt sich fast endlos fortsetzen. Die Fülle der nützlichen Substanzen und Dinge, die der Tropenwald neben dem Holz noch liefert, wird mit dem Begriff «sekundäre Tropenwaldprodukte» umfasst. Nebst all den Produkten, die unseren Speisezettel bereichern, befinden sich darunter auch pharmazeutisch interessante Wirkstoffe sowie pflanzliche Rohstoffe wie Harze, Zucker und Öl. Auch der Rohstoff Gummi, der zur Erzeugung einer Vielzahl von Produkten, vom Auto- und Flugzeugpneu über den Regenmantel bis zur Schuhsohle, zum Fussball und zum Gartenschlauch verwendet wird, kommt aus dem Tropenwald. Diese Vielfalt an Produkten verdanken wir nicht nur dem Tropenwald, sondern auch dem Wissen, dem Zuchterfolg und der Experimentierfreudigkeit der Bevölkerungen, die im und um den Tropenwald lebten und leben. Die Ausbreitung der Tropenwaldprodukte rund um den Globus geht auf die Zeit der Eroberung von unbekannten Welten sowie auf die traurige Kolonialgeschichte zurück. Der Hauptantrieb für die Entdeckungsreisen und auch der kolonialen Expansion Europas seit dem Spätmittelalter war die Suche nach Gewürzen. Nelken, Zimt, Ingwer, Pfeffer und Muskat waren die Gewürze, die den damaligen Welthandel und damit auch die Politik beherrschten. Portugiesen und Italiener, Holländer und Engländer kämpften um ihren Anteil an dem ertragreichen Geschäft mit den scharfen Sachen aus Fernost. Für die am Gewürzhandel beteiligten Erzeugerländer bedeutete der schwunghafte Handel, dass immer grössere Waldflächen gerodet wurden, mit dem Resultat, dass es heute beispielsweise in Indien und in Sri Lanka sozusagen keinen Tropenwald mehr gibt. Mit dem stetigen Wachsen der Plantagen wurden aber auch die Flächen für den Nahrungsmittelanbau der einheimischen Bevölkerung immer kleiner. An den Gewürzen verdienten und verdienen auch heute noch die Erzeuger am allerwenigsten. Dass Kolumbus Amerika entdeckte, hatte auch mit dem Gewürzhunger der Europäer zu tun. Er wollte einen Seeweg nach Südostasien finden, der die gefährliche Route um das Kap der Guten Hoffnung ersetzen würde. Statt dessen brachte er Tabak, Yamswurzeln, weisse Bohnen, viele neue Früchte und Nüsse, Chili und Nelkenpfeffer aus der Neuen Welt zurück. 1519 führte Hernando Cortez sein Heer gegen Mexiko und eroberte es. Nach Spanien brachte er nicht nur reiche Gold- und Silberschätze zurück, 21