Interview mit Nurcan Hofmann und Peter Hofmann Izmir

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Transkript:

13 Interview mit Nurcan Hofmann und Peter Hofmann 03.09.2008 Izmir Würden Sie sich bitte kurz vorstellen. NH: Mein Name ist Nurcan Hofmann, ich bin 45 Jahre alt. Mit 10 Jahren kam ich mit meinen Eltern nach Deutschland. Nach Abschluss der Schule habe ich eine Ausbildung zur Bürokauffrau gemacht. Ich bin seit 26 Jahren mit einem Deutschen verheiratet und habe zwei Kinder im Alter von 23 und 19 Jahren. PH: Mein Name ist Peter Hofmann, ich bin 57 Jahre alt und von Beruf Rechtsanwalt. Wann und wo haben Sie Ihren Partner kennen gelernt? NH: Wir haben uns in Schweinfurt auf einer türkischen Hochzeit, zu der wir beide eingeladen waren, kennen gelernt. Wir leben auch immer noch in Schweinfurt, sind im Moment aber für einige Wochen hier in Izmir, weil unsere Tochter hier einen Türkischkurs besucht. Sind Ihre Kinder mehr von der deutschen oder der türkischen Kultur geprägt? NH: Wir haben zwei Kinder. Unsere Tochter ist 19 Jahre alt, unser Sohn ist 23 Jahre alt. Ich denke, dass sie von beiden Kulturen geprägt wurden. Da wir allerdings in Deutschland leben, steht die deutsche Kultur und Mentalität im Vordergrund. PH: Da ich mich sehr für die türkische Kultur und Geschichte interessiere, bin ich über diese auch informiert und versuche deshalb meinen Kindern vor allem geschichtliches Wissen über die Türkei zu vermitteln. Welche Sprache wird bei Ihnen daheim gesprochen? NH: Fast nur Deutsch. Türkisch spreche ich nur mit meinen Eltern oder türkischen Freunden, allerdings handelt es sich dabei teils auch um ein deutsch-türkisches Gemisch. PH: Wir sprechen wie gesagt daheim nur deutsch, allerdings habe ich bereits einige Türkisch-Volkshochschulkurse besucht, um mich in der Türkei auch selbstständig einigermaßen verständigen zu können. Haben Sie ihren Kindern auch Türkisch beigebracht? NH: Leider haben wir unsere Kinder nur deutschsprachig erzogen. Da mein Mann aus beruflichen Gründen nicht so viel zu Hause war und die Kinder somit fast nur von mir

erzogen wurden, hatte er Angst, dass sie dadurch später Verständigungsprobleme auf Deutsch haben könnten, wenn ich Sie türkischsprachig erziehe. Dies bereuen wir mittlerweile beide, vor allen Dingen ich. Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass unsere Tochter jetzt für drei Monate in der Türkei ist, um hier einen Sprachkurs zu machen. PH: Ich wollte damals möglichst vermeiden, dass meine Kinder einen Nachteil in der Schule haben. Wir wollten unseren Kindern sprachlich gute Voraussetzungen für ihre Schullaufbahn bieten, deshalb haben wir sie nur deutschsprachig erzogen. Aber nun freuen wir uns sehr darüber, dass sie auch Türkisch lernen werden. Außerdem haben beide in der Schule noch weitere Fremdsprachen erlernt: Spanisch, Italienisch, Latein und Englisch. Was tun Sie, damit Ihr Kind die erlernte Sprache nicht vergisst? NH: Nachdem meine Tochter ihren Sprachkurs beendet haben wird, werde ich überwiegend türkisch mit ihr sprechen. Und ich würde mich freuen, wenn meine Kinder beispielsweise ein Auslandssemester in der Türkei machen würden. PH: Auch ich befürworte ein Auslandssemester in der Türkei oder Ähnliches. Bei welchen Themen kommt es bei Ihnen zu Auseinandersetzungen? Nennen Sie Beispiele. NH: Hierzu fällt mir konkret nichts ein. Natürlich gibt es auch bei uns die typischen alltäglichen kleinen Konflikte, wobei diese nur manchmal mit unserem kulturellen Ursprung zusammenhängen. Gibt es Auseinandersetzungen auf Grund von unterschiedlichen religiösen Ansichten? NH: Eigentlich wenige Da meine Eltern nicht so religiös waren, hat dieses Thema bei uns keine allzu große Rolle gespielt. Ich halte mich aber dennoch für einen spirituellen Menschen, wenn auch nicht im Sinne des Islam. Da mein Mann allerdings ein Atheist ist, fühle ich mich diesbezüglich nicht immer von ihm verstanden. PH: Von Religionen halte ich wenig. Ich bin schon seit langem aus der katholischen Kirche ausgetreten und glaube, dass man, um ein guter Mensch zu sein, nicht gläubig sein muss. Deshalb gibt es bei uns diesbezüglich kaum Konflikte, weil keiner von uns beiden streng nach einer Religion lebt und leben will. Was hatten Sie, Frau Hofmann, für einen Vorteil davon, in ein fremdes Land zu ziehen und dort neue Menschen kennen zu lernen? NH: Natürlich prägt das einen Menschen sehr, vor allem weil ich schon als Kind hierher kam und hier erwachsen geworden bin. Man muss sich einer neuen Kultur öffnen, was am Anfang alles andere als leicht ist, vor allem wenn man die Sprache in dem Land noch nicht beherrscht. Wenn man es aber erst einmal geschafft hat, erweitert es natürlich den Horizont und gibt einem die Möglichkeit, für sich zu entscheiden, welche Aspekte aus verschiedenen Kulturen man verinnerlichen möchte.

Wie hat Ihre Umwelt auf die Ehe reagiert? Gab es Bedenken gegen Ihre Verbindung? NH: Vor 25 Jahren war es alles andere als üblich, dass eine türkische Frau einen deutschen Mann heiratet. Deshalb waren anfangs meine Eltern dagegen, weil Sie ursprünglich wollten, dass ich einen Türken heirate. Später haben sie sich damit arrangiert, vor allem als unsere Kinder zur Welt kamen. Bei der restlichen türkischen Verwandtschaft und bei den Freunden meiner Eltern war es ähnlich, aber mittlerweile ist es selbstverständlich geworden und sie mögen meinen Mann alle sehr. PH: Meine Eltern hatten nicht die geringsten Einwände und meine Freunde fanden meine zukünftige Frau toll. Wenn Sie beide Kulturen miteinander vergleichen, welcher fühlen Sie sich näher? NH: Vom Herzen her der türkischen, vom Kopf her der deutschen. [lacht] PH: Weder noch. Ich bin ein Kosmopolit. [lacht] Denken Sie darüber nach, irgendwann in die Türkei zu gehen? NH: Ich kann mir nicht mehr vorstellen, für immer in die Türkei zurückzugehen, aber da wir dort ein Ferienhaus besitzen, verbringen wir dort jedes Jahr mehrere Wochen, die ich immer sehr genieße. PH: Ich glaube, ich könnte mir eher vorstellen als meine Frau, dort länger zu wohnen. [lacht] Wir reisen mehrmals im Jahr in die Türkei. Allerdings finde ich das Gesundheitssystem und die medizinische Versorgung in Deutschland besser, das wäre eher ein Grund hier zu bleiben. Was denken Sie über die Türken in Deutschland? NH: Ich denke, dass einige Türken in Deutschland ein falsches Bild von der türkischen Gesellschaft vermitteln. Meiner Meinung nach liegt das daran, dass viele in Deutschland lebende Türken aus ländlichen Kreisen der Türkei kamen und der soziale Unterschied zu groß war, was zu Integrationsproblemen führte. Ich sehe das auch in der dritten und vierten Generation der türkischen Immigranten, dass sich die Jugendlichen zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissen fühlen. Das Ideale wäre, dass man sich ohne die eigenen Wurzeln zu verlieren in die deutsche Gesellschaft integriert und vor allem die deutsche Sprache lernt. Nur so kann man sich selber wohl fühlen und auch das soziale Umfeld kann sehen, dass man bereit ist, sich zu integrieren. PH: Sehr unterschiedlich. Es gibt nicht DIE Türken. Leider sind sie Deutschen gegenüber verschlossener als in der Türkei. Auch ist die Islamisierung hier ausgeprägter. Ein Teil hat sich jedoch gut integriert. Hier müssten jedoch auch von türkischer Seite mehr Initiativen ergriffen werden, um Schranken und Vorurteile abzubauen. Gibt es in Ihrer Umgebung noch andere deutsch-türkische Ehen und denken die Ehepartner ähnlich wie Sie? NH: Ja, gibt es und wir stimmen in Vielem überein.

Verdienen Sie mit Ihrem Beruf genug Geld, um gut zu leben? Wie wäre es mit demselben Beruf in der Türkei? NH: Ich bin seit der Geburt unserer Kinder nicht mehr berufstätig. Das Geld verdient bei uns mein Mann. Das reicht vollkommen. Ich denke, dass er in der Türkei nicht so viel Geld verdienen würde wie hier. Haben sich Ihre Ansichten gegenüber der Türkei nach Ihrer Eheschließung geändert? Spielt ihr Ehepartner dabei eine Rolle? NH: Es haben sich einige Ansichten geändert, teils spielte dabei mein Mann eine Rolle, teils meine persönliche Weiterentwicklung. PH: Ja, aber nicht aufgrund der Ehe, sondern aufgrund der positiven Erfahrungen, die ich in der Türkei gemacht habe. Ist es schwierig sein Leben mit einem Partner aus einer anderen Kultur zu teilen? NH: Manchmal ja, aber es stellt kein großes Problem dar. PH: Schwierig? Warum? Alles eine Frage der Toleranz und der Vernunft! Gibt es Probleme, weil Ihre Kinder aus einer Mischehe stammen? Wenn ja, wie sind ihre Reaktionen? NH: Nein es gibt keine Probleme und wenn es welche gäbe, haben wir unseren Kindern so viel Selbstbewusstsein anerzogen, dass sie damit umgehen könnten. Ich denke vielmehr, dass es für meine Kinder eine Bereicherung ist, zwei Kulturen zu kennen und dass es sie in ihrer Persönlichkeit stärkt. Mit Ausländerfeindlichkeit hatten wir nie Probleme. Fragen Sie sich manchmal: Hätte ich doch einen Landsmann heiraten sollen? NH: Nein, ich bin mit meinem Mann rundum zufrieden und sehr glücklich. PH: Nein. Hätten Sie Ihren Partner auch dann geheiratet, wenn er aus einem Land käme, dass Ihnen nicht sehr sympathisch ist? NH: In dieser Situation war ich noch nie, deshalb ist die Frage schwer zu beantworten. Ich denke aber, dass ich eher nach dem Menschlichen und der Persönlichkeit gehen würde, als nach der Herkunft. PH: Ja. Der Mensch zählt, nicht das Land! Gibt es in Ihrem Familienleben irgendetwas, das Sie gerne ändern würden? NH: Nein, außer dass ich mich gerne auch mit meinen Kindern auf Türkisch unterhalten würde. Was machen Sie gerne, wenn Sie mit Ihrer Familie zusammen sind? PH: Gemeinsame Unterhaltungen, etwas Essen gehen, in den Urlaub fahren, zusammen DVDs anschauen. Wohin fahren Sie am liebsten in den Urlaub und warum?

NH: Ich würde sehr gerne noch viele andere Länder sehen, aber am häufigsten verbringen wir unsere Urlaube in der Türkei, da wir dort ein Ferienhaus haben, ich somit in meine Heimat reise und es zudem ein sehr schöner Urlaubsort ist. PH: Die Türkei ist Urlaubsland Nummer 1 aufgrund der liebenswerten Menschen und der Gastfreundschaft, die wir hier immer wieder erfahren. Man sollte sich jedoch auch andere Länder ansehen. Indien ist das nächste Ziel. Was denken Sie über den EU-Beitritt der Türkei? NH: Ich denke für die Türkei würde der EU-Beitritt große Vorteile mit sich bringen, allerdings finde ich, dass die Türkei noch nicht so weit ist. Ich hoffe, dass die Türkei, nachdem dort einige Probleme gelöst worden sind, der EU beitreten wird, denn die Zukunft kann für dieses Land in Europa liegen. Alles andere wäre ein Rückschritt. PH: Für die Türkei wäre es ein großer wirtschaftlicher Fortschritt, der allerdings zunächst für die Türkei und auch für Europa mit Opfern verbunden ist. Für Europa wäre es strategisch kurzfristig und wirtschaftlich langfristig ein Gewinn, deshalb sollte der Beitritt möglichst schnell umgesetzt werden. Die zunehmende Islamisierung der Türkei ist sicher ein neues Problem. Vielen Dank, dass Sie während Ihres Aufenthalts hier in Izmir Zeit für uns gefunden haben.