Entwurf der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren Stellungnahme des Vereins CULTURA

Ähnliche Dokumente
Bundesamt für Kultur Stabstelle Direktion Hallwylstrasse Bern

RESSORT KULTUR FÜRSTENTUM LIECHTENSTEIN. Kulturleitbild. Regierungsgebäude Peter Kaiser Platz 1 Postfach Vaduz Liechtenstein T

Konferenz der Schweizerschulen im Ausland

23. Juli 2018 FÖRDERZUSTÄNDIGKEITEN AARGAUER KURATORIUM UND SWISSLOS-FONDS KANTON AARGAU. Zur Vergabe von kantonalen Fördermitteln im Kulturbereich

Stellungnahme von Memoriav zur URG-Teilrevision

gestützt auf Art. 90 und Art. 31 Abs. 1 der Kantonsverfassung 2), nach Einsicht in die Botschaft der Regierung vom 17.

vom 23. November 2011 (Stand am 1. Januar 2012) 1. Abschnitt: Koordination und Zusammenarbeit

Nachhaltiges Bauen neue Perspektiven, Rollen und Verantwortungen

Konferenz der Schweizerschulen im Ausland

Organisationsstrategie der SAJV

Kapitel 9: Kunst, Kultur und Medien

Grünbuch der EU-Kommission Erschließung des Potenzials der Kultur- und Kreativindustrien: Stellungnahme des Deutschen Kulturrates

How To Implement The Small Business Act

Recht auf Kultur Teilhabegerechtigkeit, kulturelle Vielfalt und Bekenntnis zum Individuum

KONZEPT FÜR DIE VERGLEICHENDE ANALYSE VON LJUBLJANA UND GRAZ

LEADER Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald e.v.

Rat der Künste Düsseldorf

Regionale Konferenzen Das neue Kulturfördergesetz Perspektiven und Chancen seiner Umsetzung

Soziale Innovation In Europa. Sehr geehrter Herr Staatssekretär Hintersberger, Sehr geehrter Herr Hauptgeschäftsführer Dr. Semper,

Die BRK als Leuchtturm? Chancen und Herausforderungen bei der Umsetzung vom «Wirkungsbericht Behindertenpolitik» des Kantons St.

Nationaler Kulturdialog; Arbeitsprogramm der Jahre

Richtlinien für das Ressort Literatur

Bundesamt für Berufsbildung und Technologie Leistungsbereich Berufsbildung 3003 Bern

Bundesgesetz über die Unterstützung der nationalen Menschenrechtsinstitution MRIG

Auf diesen Einstieg folgten drei Kurzvorträge der Impulsgeber zu inklusiven Kunstprojekten/- angeboten verschiedener Sparten:

STELLUNGNAHME KULTURBOTSCHAFT

Rede von Bernd Westphal, MdB am 17. Mai 2018 im Deutschen Bundestag

Das Stadttheater Bern in der Kulturlandschaft des Kantons Bern. Medienkonferenz zur Sanierung Stadttheater Bern, 2. November 2012

Auf dem Weg zu einem Kulturpolitischen Leitbild

Land voller Stimmen, herzlich willkommen zum zweiten Mal in Frankfurt, welcome to Frankfurt, bem-vindo!

Leitbild Aargauer Kuratorium AARGAUER KURATORIUM

LEITBILD DER JUGENDARBEIT REGENSDORF

Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt. An die Vernehmlassungsadressaten gemäss. (elektronischer Versand) Basel, 17.

Politische Gemeinde Uesslingen-Buch Richtlinie über die Ausrichtung von Unterstützungsbeiträgen an Vereine und Kulturschaffende

Zukunft gestalten in Demokratien

Ihr Zeichen Ihre Nachricht Unser Zeichen Datum 940/2 30. März 1999

Verordnung über Massnahmen zur Verhütung von Straftaten im Zusammenhang mit Prostitution

1. Abschnitt: Ziele. 2. Abschnitt: Instrumente. vom 25. November 2015

Verordnung des EDI über das Förderungskonzept für die Unterstützung von Museen, Sammlungen und Netzwerken Dritter zur Bewahrung des kulturellen Erbes

Das politische System der Schweiz verstehen

Begrüßung durch Frau Brigitte Döcker Mitglied des Vorstands, AWO Bundesverband e.v. BAGFW-Fachtagung:

Kulturkommission Zusammenspiel von Kanton und Gemeinden in der Kulturförderung

Theater Marie Postfach 4105 CH Aarau T / F

Staatssekretariat für Bildung,Forschung und Innovation SBFI Abteilung allgemeine Bildung und Bildungszusammenarbeit Effingerstrasse Bern

Nachdem sich die Premiere vor zwei Jahren Vanity Flair Luxus und Vergänglichkeit

Entwurf für ein neues Bundesgesetz über elektronische Medien; Vernehmlassung

Kulturapéro der Stadt Chur im Bündner Kunstmuseum vom 4. November 2016

Internationales. Grundlagen

INTERNATIONALES FORUM FÜR KULTURMANAGEMENT UND KULTURPOLITIK 2016

Die Umsetzung des VN-Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. - Aktionsplan -

Vernehmlassung zum Vorentwurf eines Bundesgesetzes über die Anstalt zur Verwaltung der Ausgleichsfonds von AHV, IV und EO (Ausgleichsfondsgesetz)

vom 23. November 2011 (Stand am 1. Januar 2013) 1. Abschnitt: Koordination und Zusammenarbeit

AG visuelle Kunst c/o Schweizer Kunstverein, Postfach, 8026 Zürich

Vernehmlassungsantwort der SVP Kanton Bern zur Totalrevision des kantonalen Kulturförderungsgesetzes

Gelingensbedingungen und Herausforderungen von Kooperationen zwischen Bildungs- und Kultureinrichtungen am Beispiel des Programms Kunst & Spiele

LeitbiLd ZieLe Werte

Bundesrat Drucksache 546/17. Unterrichtung durch die Europäische Kommission

Schule und Elternhaus Schweiz W O F Ü R W I R S T E H E N W I E W I R A R B E I T E N W E R W I R S I N D

Seite 1. Grußwort PSt in Marks

Stellungnahme zum Vorentwurf des Weiterbildungsgesetz (VE-WeBIG)

Der Dachverband der Arbeitgeber

Dazu fördert der Kanton Institutionen der anwendungsorientierten Forschung und Entwicklung mit den Instrumenten von Artikel 3.

Projektauswahlbogen LEADER LAG Flusslandschaft Peenetal Projekt-Nr.: Projektträger: Titel:

Erstellung eines Griesheimer Aktionsplans. Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung

Jahrgang 10. Thema + Leitfrage Kategorien: Erdkunde = E Politik = P Geschichte = G Wirtschaft = W. Projekte Medien Methoden

Sehr geehrte Frau Vorsitzende, Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

Wir sind Schüler der Sekundarstufe 2, Studenten an Universitäten, junge Arbeiter,

HIPHOP PARTEI KICK OFF

#ODD16 #OGMNRW 1/5

über die Integration der Migrantinnen und Migranten und die Rassismusprävention

vom 20. Juni 2014 (Stand am 1. Januar 2017)

Gemeinschaftskunde Curriculum Kursstufe 4-stündig

Kulturdialog Kulturperspektiven Schleswig-Holstein

Baukultur als öffentliche Politik

Der Strukturierte Dialog mit den Jugendlichen in der EU Sachstand und Handlungsbedarf

Wir möchten uns recht herzlich bedanken, dass Sie uns die Möglichkeit geben, zur HF- Verordnung Stellung zu nehmen.

Workshop mit den Kulturakteuren zum Leitbildentwurf Kultur in Gießen

Rede anlässlich der Veranstaltung Zukunft der Kultur - Perspektiven für Politik und Gesellschaft

Politik. Treffpunkte für die Sekundarstufe I

vom 19. März 1976 (Stand am 2. August 2000)

Chancen-Analyse. Relevanz-Check. Aktive Gestaltung der Zivilgesellschaft. Relevanz des Handlungsfeldes für meinen Verein

Verordnung des EDI über das Förderungskonzept für die Leseförderung

Die Umsetzung des VN-Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. - Aktionsplan der Bundesregierung-

Manifest. für eine. Muslimische Akademie in Deutschland

Wir möchten Sie einladen, sich erstmals oder erneut mit einer Veranstaltung an diesem Aktionstag zu beteiligen!

Vergabe der Förderpreise Kultur der Internationalen Bodenseekonferenz

Veranstaltungsreihe: Jugend als einzige Zukunft in Graubünden!? Chur,

Prozess der Kulturentwicklungsplanung Salzgitter / Kick-Off. Salzgitter, 7. November 2017

Vernehmlassung zum Entwurf für eine Totalrevision des Gesetzes über das Gesundheitswesen des Kantons Graubünden (Gesundheitsgesetz)

Grußwort. von. Hartmut Koschyk MdB Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten

Bundesrat zu Drucksache 37/17 (Beschluss) (2) Unterrichtung durch die Europäische Kommission

Leitbild. des Deutschen Kinderschutzbundes

1. Beschreibt das Konzept aus Ihrer Sicht eine inhaltlich kohärente Strategie für die kantonalen Aufgaben?

career:forum INKLUSION impulse für die diskussion

Kunsthaus Grenchen Jubiläum 10 Jahre Erweiterungsbau 27. Februar 2018, Uhr Kunsthaus Grenchen. Grussbotschaft Regierungsrat Dr.

Willkommen zum Vernetzungsanlass für Projektleitende. Bienvenue à la manifestation pour responsables de projet

Transkript:

Verein CULTURA c/o Kathrin Lötscher Hallerstrasse 58 3012 Bern Bundesamt für Kultur Stabstelle Direktion Hallwylstrasse 15 3003 Bern Per Mail an Daniel.zimmermann@bak.admin.ch Bern, 17. September 2014 Entwurf der Botschaft zur Förderung der Kultur in den Jahren 2016-2019 Stellungnahme des Vereins CULTURA Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset Sehr geehrte Frau Direktorin Chassot Sehr geehrter Herr Zimmermann Wir danken Ihnen für die uns eingeräumte Möglichkeit, zum Entwurf der Kulturbotschaft vom 28. Mai 2014 Stellung zu beziehen. Der Verein CULTURA, der als Dachverband den Berufstheatern, Orchestern und Konzertveranstaltern, Museen und Kunsthochschulen spartenübergreifend und auf nationaler Ebene eine gemeinsame Stimme geben will, überlässt seinen Mitgliedern die Stellungnahme zu spartenspezifischen Anliegen und konzentriert seine Meinungsäusserung auf Themen des Botschaftsentwurfs, die allen Mitgliedern gemeinsam sind. 1. Allgemeine Beurteilung Die Botschaft ist klar aufgebaut und folgt einer nachvollziehbaren Argumentationskette. Wie der Bund, gehen auch wir davon aus, dass Kultur als existenzielle Aufgabe der Gesellschaft zu verstehen ist: Künstlerinnen und Künstler schaffen und vermitteln mit ihren Werken Wert- und Verhaltensmuster für die Gegenwart, aber auch für die Zukunft. Kulturförderung kann deshalb nicht als Kür betrachtet werden, die ins Belieben der Politik gestellt ist. Kultur ist auch kein Luxus, den man sich leistet oder nicht. Kultur als gemeinsamer Hintergrund unseres Handelns und Verhaltens ist eine Sache aller und muss darum auch von allen stellvertretend für sie: von der öffentlichen Hand getragen werden. So gesehen gehören Kulturpolitik und Kulturförderung zu den unausweichlichen und immer wichtiger werdenden Aufgaben des Staates nicht anders als Bildungspolitik und Bildungsförderung. Kultur und Bildung sind 1

Voraussetzungen für die Erhaltung und Fortentwicklung unserer demokratischen Gesellschaft. Die Umfeldanalyse mit der Benennung von fünf Megatrends, die die Schweizer Kulturpolitik vor Herausforderungen stellt und alle Staatsebenen (Bund, Kanton, Gemeinden) gleichermassen betreffen, halten wir für überzeugend. Wir begrüssen deshalb auch die daraus entwickelten Ansätze zu einer nationalen Kulturpolitik mit dem Ziel, die Aktivitäten aller in die Kulturförderung involvierten Instanzen inskünftig stärker zu koordinieren. Ebenso unterstützen wir die Ausrichtung der Bundeskulturförderungspolitik entlang der drei Handlungsachsen - kulturelle Teilhabe - gesellschaftlicher Zusammenhalt sowie - Kreation und Innovation. Erfreut sind wir über die in Aussicht gestellte Erhöhung der finanziellen Mittel gegenüber der gegenwärtigen Vierjahresperiode. Wir haben auch volles Verständnis für die Feststellung, dass die als Antwort auf die Herausforderungen geplanten Neuerungen nur durchgeführt werden können, wenn die beantragten Mittel bewilligt werden. Dies halten wir für eine grosse Qualität des Botschaftsentwurfs. Die enge Verbindung zwischen den Neuerungen und ihrer Finanzierung durch den Bund wird die Kulturschaffenden und kulturellen Organisationen dazu zwingen, jetzt gemeinsam am gleichen Strick zu ziehen und nicht in Grabenkämpfe zu fallen. Alle an Kunst und Kultur interessierten Parteien müssen sich bewusst sein, dass die vorgesehenen zusätzlichen Mittel vom Parlament erst noch zu bewilligen sind. 2. Nationale Kulturpolitik Globalisierung, Digitalisierung, demographischer Wandel, Individualisierung und Urbanisierung werden als Megatrends bezeichnet. Sie bringen gesellschaftliche Veränderungen mit sich, die sich positiv, aber auch negativ auswirken können. Mit kulturpolitischen Massnahmen können die negativen Folgen gemildert und die positiven verstärkt werden. Dies bedingt aber, wie in der Kulturbotschaft richtig festgehalten wird, ein gemeinsames Vorgehen aller relevanten Akteure auf allen politischen Ebenen. Leider ist in der Folge aber nur vom Bund, den Kantonen und den Städten die Rede, die sich zum sogenannten Nationalen Kulturdialog zusammengeschlossen haben. Vergessen geht dabei die entscheidende Rolle der Zivilgesellschaft, die sich in den Aktivitäten der kulturellen Institutionen, Organisationen und Verbände ausdrückt. Diese verfügen über Knowhow, das den staatlichen Instanzen oft abgeht, weil sie näher als die öffentliche Hand am Puls des Geschehens sind. Ihr Wissen und ihr Netzwerk müssen unbedingt in diesen nationalen Kulturdialog mit einfliessen. Der Verein CULTURA fordert deshalb den Einbezug der wichtigsten Kulturverbände in diesen Dialog. Nur so kann die verdienstvolle Absicht des Bundes, eine nationale Kulturpolitik zu formulieren und zu entwickeln, ihre volle Wirksamkeit entfalten. 2

3. Kulturelle Teilhabe Für den Verein CULTURA ist die Handlungsachse Kulturelle Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen der Anknüpfungspunkt für die Fokussierung seiner Anliegen. Wir unterstützen vorbehaltslos die Aussage auf S. 26 des Entwurfs: Teilhabe am kulturellen Leben wirkt den Polaritäten in der Gesellschaft entgegen und ist damit eine zentrale Antwort auf die Herausforderungen der kulturell diversen Gesellschaft. Wer am kulturellen Leben teilnimmt, wird sich der eigenen Prägungen bewusst, entwickelt eine eigene kulturelle Identität und trägt so zur kulturellen Vielfalt der Schweiz bei. Im Kapitel 2.2.5 des Entwurfs, das die kulturelle Teilhabe näher erläutert, werden insbesondere die musikalische Bildung, die Leseförderung, die Kunstvermittlung und die Laien- und Volkskultur erwähnt. Dabei heisst es, dass Fördermassnahmen in allen Sparten und Bereichen umgesetzt werden sollen. Allerdings dürfte es bei der tatsächlichen Umsetzung der geplanten Massnahmen etwas schwieriger werden. So heisst es auf S. 70 unter dem Titel Herausforderungen, dass die kulturpolitische Bedeutung des Handlungsfelds Teilhabe die tatsächlichen Handlungsmöglichkeiten des Bundes deutlich übersteigt. Bis jetzt seien die Fördermöglichkeiten auf einzelne Sparten (Musik und Lesen), bestimmte Adressaten (Organisationen kulturell tätiger Laien) oder besondere Formate (einmalige Vorhaben) begrenzt. Aus diesem Grund müsse die Förderkompetenz des Bundes im Bereich kulturelle Teilhabe erweitert und auch finanziell abgesichert werden. Der Verein Cultura unterstützt diese Absicht mit Nachdruck. Im Weiteren sollen die staatlichen und nicht-staatlichen Aktivitäten und Akteure koordiniert werden. Auch diese Absicht unterstützen wir mit Vehemenz und weisen auf die unter Ziffer 2 erhobene Forderung hin, die kulturellen Verbände in den nationalen Kulturdialog mit einzubeziehen. Schliesslich will der Bund eine umfassende und kohärente Förderstrategie zur Stärkung der kulturellen Teilhabe formulieren. In diesem Zusammenhang will der Bund spezifische Massnahmen umsetzen. Der Verein CULTURA begrüsst die in den Abschnitten Musikalische Bildung, Leseförderung und Laien- und Volkskultur erwähnten Vorkehren, bedauert jedoch das Fehlen konkreter Massnahmen im Abschnitt Kunstvermittlung. Wie diese aussehen könnten, zeigt das Beispiel der Leseförderung. Dort sollen das Verlagswesen, die literarische Übersetzung sowie die Literaturzeitschriften öffentliche Unterstützung erhalten, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen. Für die visuelle Kunst und die visuelle Frühförderung, aber auch für andere, in der Kulturbotschaft nicht erwähnte Bereiche sind analoge Fördermassnahmen zu treffen. 3

4. Änderung des Kulturförderungsgesetzes Zur Stärkung der kulturellen Teilhabe soll der Bund eine explizite Förderkompetenz erhalten, die sich über die musikalische Bildung und die Leseförderung hinaus auf weitere kulturelle Sparten erstreckt. Im Botschaftsentwurf wird deshalb die Erweiterung des Kulturförderungsgesetzes mit einem Artikel zur kulturellen Teilhabe vorgeschlagen. Wir unterstützen diese Absicht mit Nachdruck und würden es begrüssen, wenn die neue Bestimmung als Soll- Vorschrift und nicht nur als Kann-Vorschrift formuliert wird. 5. Kulturelle Organisationen Der Vernehmlassungsentwurf hält fest, dass kulturelle Organisationen Akteure und Träger der kulturellen Vielfalt sind, ob sie nun Interessen der professionellen Kulturschaffenden vertreten oder Laien den Zugang zur Kultur sowie die Teilhabe an der Kultur ermöglichen. Insofern sind sie wichtige Partner des Bundes im Hinblick auf die Ausgestaltung und Umsetzung seiner Kulturpolitik. Der Verein CULTURA ist erfreut über diese Aussage und insbesondere über den Umstand, dass die Kulturpolitik nicht einseitig die kulturelle Produktion in den Vordergrund rückt, sondern der Vermittlung des Produzierten genauso viel Gewicht beimisst. Produktion und Vermittlung sind die zwei Seiten ein und derselben Medaille: Keine Kultur ohne Öffentlichkeit, keine Öffentlichkeit ohne Vermittlungsinstitutionen. 6. Zusammenarbeit zwischen Kultur und Wirtschaft Kulturelle Institutionen schaffen Arbeitsplätze und tragen messbar zur wirtschaftlichen Prosperität des Landes bei. Es ist heute unbestritten, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft eine immer wichtigere Rolle bei der Bruttowertschöpfung spielt, da sie sich dynamischer als die Gesamtwirtschaft entwickelt. CULTURA will Sprachrohr für die Anliegen der Kulturinstitutionen sowie der Kulturförderung auch gegenüber Partnern im wirtschaftlichen Bereich sein. Wir begrüssen deshalb die Ausführungen auf den S. 86 ff. des Vernehmlassungsentwurfs sowie die geplanten Ziele und Massnahmen, insbesondere das Observatoire Kulturwirtschaft, das uns als geeignetes Instrument erscheint. Dies vor allem dann, wenn es die Studienergebnisse den Interessierten in leicht zugänglicher Form zur Verfügung stellt. 7. Urheberrecht Das Urheberrecht wird im Botschaftsentwurf zwar nur am Rande gestreift, aber es besteht kein Zweifel, dass es im Rahmen der Kulturpolitik eine entscheidende Rolle spielt. Es ist kein Geheimnis, dass zwischen den Kulturschaffenden und den Vermittlungsinstitutionen Interessengegensätze bestehen, die es im Rahmen einer klugen 4

Strategie zu überbrücken gilt. Der Verein CULTURA hält jedoch an einer liberalen und sachgerechten Formulierung der urheberrechtlichen Bestimmungen fest. Natürlich ist der Schutz der Künstlerinnen und Künstler der Ursprung des Urheberrechts, aber die darauf aufgebaute Ordnung muss auf den Ausgleich eines komplexen Interessengegensatzes hinzielen: Dem Interesse des Urhebers an einem Recht, das ihn berechtigt, von der Nutzung seiner Werke materiell zu profitieren, steht das Interesse der Öffentlichkeit an einem offenen Kultur- und Wirtschaftsleben gegenüber, welches das kulturelle Schaffen unter gegenseitiger Inspiration erst voll zum Blühen bringt. Die Kulturbotschaft 2016-2019, die sich auf die drei Handlungsachsen Kulturelle Teilhabe, Gesellschaftlicher Zusammenhalt, Kreation und Innovation abstützt, dokumentiert, dass das Spannungsfeld zwischen diesen drei Achsen zu einer produktiven und konstruktiven Dynamik führen kann, wenn die drei Bereiche in einem gewissen Gleichgewicht stehen. Viel zu lange war die Kulturpolitik einseitig auf die Produktion ausgerichtet. Nun hat man realisiert, wie wichtig die aktive und passive Teilhabe möglichst Vieler am Kulturleben ist. Das URG muss diese Entwicklung mitmachen. Wir danken Ihnen für die Berücksichtigung unserer Stellungnahme und grüssen Sie freundlich Im Namen des Vereins CULTURA Felix Gutzwiller Präsident 5