1/2012. Eine weltumspannende Krisenidee. aus dem Inhalt. Das Potsdam-Magazin der Wohnungsgenossenschaft KMKarl Marx.

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www.wgkarlmarx.de Das Potsdam-Magazin der Wohnungsgenossenschaft KMKarl Marx 1/2012 aus dem Inhalt Bei der Karl Marx zu wohnen ist attraktiv. Das zeigen die Zahlen der Ein- und Auszüge sowie der Wohnungswechsel von 2011, die KM sich mal näher angeschaut hat. SEITE 4 Der Fernsehempfang in der Genossenschaft bleibt trotz Abschaltung der analogen Übertragungssatelliten auch nach dem 30. April ungestört. Es gibt sogar mehr zu sehen. SEITE 6 Auch Wohnen will gelernt sein, sagt sich ein Berliner Projekt und empfiehlt jungen Leuten vor den ersten eigenen vier Wänden einen Wohnführerschein. SEITE 8 NOTFALLNUMMERN bei Havarien: Firma Wärme und Bäder, Boris Hartl 0331 5810784 / 0160 5810700 Bei Störungen des Fernseh- und Rundfunkempfangs: Firma telecolumbus 0800 5223588 Eine weltumspannende Krisenidee Die UNO hat 2012 zum Internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt Weltweit sind 800 Millionen Menschen in über 100 Ländern in Genossenschaften organisiert. Für die UNO ein Motiv, 2012 als Internationales Jahr der Genossenschaften auszurufen. Und doch wohl nicht der eigentliche Grund. Die Tatsache, dass die Welt seit über drei Jahren von einer Wirtschafts- und Finanzkrise in die nächste taumelt, ruft viele Zweifler am aktuellen Wirtschaftssystem auf den Plan. So ist etwa selbst ein Unternehmer wie Klaus Schwab, Gründer und Präsident des Weltwirtschaftsforums in Davos der Ansicht: Man kann durchaus sagen, dass das kapitalistische System in seiner jetzigen Form nicht mehr in die heutige Welt passt. Was aber dann? In Deutschland zum Beispiel sind etwa 21 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft. Genossenschaften erinnern uns daran, dass Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung vereinbare Ziele sind. Es sind zwei Seiten einer Medaille. Die Genossenschaft ist Vorbild der sozialen Marktwirtschaft, sie ist die gelebte soziale Marktwirtschaft. Das sind für einen Liberalen durchaus bemerkenswerte Erkenntnisse, geäußert vom Bundeswirtschaftsminister Phillip Rösler (FDP). Genossenschaften, findet er, denken über den Tag hinaus. Es gibt also gute Gründe, die genossenschaftliche Idee auf der Welt bekannter zu machen. Sie war schon immer ein taugliches Rezept in Zeiten der Krise, wenn andere gesellschaftliche Strukturen versagten. Wenn ein Einzelner wohl zu schwach, sich ein Zusammenschluss von gleichberechtigten Menschen aber durchaus als fähig erwies, ein bestimmtes drängendes Problem zu stemmen. Das war auch im Mai 1954 als die Karl Marx entstand so. Und UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon ist sicher: Genossenschaften verhinderten, dass Menschen in Armut abrutschen. Sie schaffen Arbeitsplätze. Sie stehen für eine bessere Zukunft.

(H)AUSBLICK Abseits der Krisennachrichten Die Karl Marx verspricht auch im neuen Geschäftsjahr einen stabilen Geschäftsverlauf Der Neujahrsempfang der Karl Marx ist ein sehr traditionelles Ereignis. Wie der Rückblick auf das alte und der Ausblick auf das neue Jahr zum Programm gehören, bildet schlechtes Zum diesjährigen Neujahrsempfang kamen 36 Vertreter Wetter noch jedes Jahr einen verlässlichen Rahmen. Regenschauer und Windböen peitschten am 12. Januar über Potsdam als sich neben Vorstand und Aufsichtsrat 36 Vertreter der Genossenschaft im Restaurant Kutschstall am Neuen Markt trafen. Doch Vorstandvorsitzender Ulf Hahn hatte ein Kontrastprogramm im Gepäck. Er könne im Unterschied zur Lage beim Euro oder dem Wetter nicht mit Krisennachrichten dienen. Die Genossenschaft blicke auf ein weiteres Jahr stabiler Entwicklung, was Ulf Hahn mit einigen ausgewählten Zahlen untermauerte. So sei die Mitgliederzahl 2011 auf 7.422 um 132 neue Genossenschafter gewachsen. Zum Jahreswechsel standen nur 37 Wohnungen davon 28 wegen anstehender Modernisierungsmaßnahmen leer. Die Mietschuldenquote läge deutlich unter einem Prozent. Der Bauplan des vergangenen Jahres konnte vollständig umgesetzt werden. Das bedeute, dass 80 Wohnungen in der Waldstadt II (Kiefernring) 50 Wohnungen im Wohngebiet Am Stern (Ziolkowskistraße) auf moderne Standards umgerüstet werden konnten. An den Aufgängen Kiefernring 43 und 48 sowie Ziolkowskistraße 22 wurden Aufzüge angebracht. Planmäßige Instandsetzungen samt modern umgebauter Bäder erfolgten Am Alten Markt in der Stadtmitte wie Am Stern im Leibnizring und der Gaußstraße sowie in Drewitz in insgesamt 230 Wohnungen. Dass dieser Kurs auch im neuen Geschäftsjahr 2012 beibehalten werden soll, bekräftigte der Kaufmännische Vorstand Bodo Jablonowski. Die Modernisierungs- und Instandhaltungsarbeiten inklusive weiterer Aufzugsanbauten konzentrierten sich zunächst weiter auf die Waldstadt II und den Stern. Knapp zehn Millionen Euro sind dafür in den aktuellen Haushalt eingestellt und werden für die Bestandsaufwertung eingesetzt. Parallel dazu wird voraussichtlich im Mai die neue Geschäftsstelle in der Saarmunder Straße 2 ihren Betrieb aufnehmen. An einem Tag der Offenen Tür soll sie zuvor mit all ihren Funktionen rechtzeitig den Mitgliedern vorgestellt werden. Daneben würden auch die bei vielen Mitgliedern begrüßten Kiezgespräche in weiteren Wohngebieten das gesamte Jahr über fortgesetzt. Für die Vorbereitungen wünschte sich die Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Elke Marek ein stärkeres Engagement der Vertreter. Darüber hinaus wird sich die Karl Marx in die Aktivitäten zum Internationalen Jahr der Genossenschaften einbringen, das die Vereinten Nationen für 2012 ausgerufen haben und in dessen Zeichen auch der Potsdamer Genossenschaftstag am 8. September steht. Kälte-Wunder Weil in den Regionen am Nordpol zu wenig Eis war, mussten wir hier im Lande bibbern, erklären die Forscher. Wetter ist nix für Rechthaber. Und schon gar nicht für Weicheier. Bis zu minus 25 Grad Celsius mussten wir verkraften. War es das jetzt mit der Kälte? Wer weiß. Es wäre seit langem ein kalter Winter ohne Beschwerden über den Winterdienst. Die Hausmeister könnten aufatmen und müssen nicht mehr mit Schneeschieber ins Bett. Schade ist es aber auch ein bisschen. Wann kommt schon mal so ein herrliches Schlittschuh-Wetter? Mal ehrlich, auf 15 mal 30 Metern Kunsteis laufen wie zum Jahresende am Luisenplatz, ist wie Kaffee aus dem Bahnhofsautomaten. Bei der Karl Marx übrigens haben alle die kurze Eiszeit gut überstanden. Keine Wasserrohrbrüche oder Heizungsausfälle. Nur in der Breiten Straße zeigte sich die Lüftung zeitweise von den tiefen Temperaturen beeindruckt. 2

POTSDAM Immer mehr neue Genossenschaften Dr. Eckard Ott ist Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV). Im KM-Interview erklärt er die wachsende Popularität der Genossenschaftsidee, ihre volkswirtschaftliche Bedeutung und seine Erwartungen an das Internationale Jahr. Genossenschaften wurde oft ein etwas angestaubtes Image angedichtet. Ist der zuletzt oft behauptete wachsende Zuspruch eher geschicktes Marketing oder wirklich messbar? Der aktuelle Zuspruch ist kein Marketing-Trick, sondern eine tatsächliche Entwicklung. Nehmen Sie z.b. die Anzahl der neuen Genossenschaften. In den vergangenen drei Jahren sind etwa 700 Genossenschaften gegründet worden. Das ist eine erhebliche Steigerung, wenn man etwa im Vergleich die Zahlen von vor zehn Jahren betrachtet. Hier wurden jährlich etwa dreißig Gründungen gezählt. Worauf führen Sie die gestiegene Popularität zurück? Das hat zum einen mit der viel zitierten Krise zu tun, die beispielsweise viele Menschen dazu veranlasst hat, ihre Bankverbindung wieder bei einer Volksbank oder Raiffeisenbank Aktionslogo des Internationalen Jahres der Genossenschaften einzurichten. Zum anderen wird diese Entwicklung sehr stark von der dezentralen Verbreitung erneuerbarer Energien getrieben. Vor allem die Energiegenossenschaften haben zu einer höheren Aufmerksamkeit geführt. Sie selbst haben früher für eine der großen Prüfungs- und Beratungsfi rmen gearbeitet, die viele börsennotierte Großunternehmen betreut. Was ist der wesentliche Unterschied zwischen der kapitalmarktorientierten und der genossenschaftlichen Wirtschaftsweise? Der wesentliche Unterschied ist der sogenannte genossenschaftliche Förderzweck. Für Genossenschaften steht nicht die möglichst hohe Verzinsung der Kapitaleinlagen im Mittelpunkt. Und diese Mitgliederorientierung führt zu seriösen und nachhaltigen Geschäftsmodellen. Ist das Genossenschaftswesen auf irgendeine Art ein Alternativmodell? Es ist insoweit als ein Gegenentwurf zu verstehen, dass man bei einer Genossenschaft nicht auf bestimmte Marktentwicklungen spekuliert. Man sollte daraus aber bitte nicht den Schluss ziehen, dass alle börsennotierten Unternehmen nun Heuschrecken sind. Dr. Eckard Ott, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) Welchen volkswirtschaftlichen Stellenwert haben die Genossenschaften? Das kann man ganz einfach an den statistischen Daten verdeutlichen: In Deutschland gibt es 7.600 Genossenschaftsbanken, landwirtschaftliche Genossenschaften, gewerbliche Genossenschaften sowie Konsum- und Wohnungsgenossenschaften. Etwa 21 Millionen Menschen sind Mitglied einer Genossenschaft. Und rund 860.000 Arbeitsplätze werden von Genossenschaften bereitgestellt. In welchen Bereichen erfolgen die meisten Neugründungen? Die meisten Genossenschaftsgründungen gibt es im Bereich der Erneuerbaren Energien. Privatpersonen und Unternehmen betreiben gemeinsam Solaroder Windenergieanlagen und errichten Nahwärmenetze. In genossenschaftlich organisierten Bioenergiedörfern wird der Wärme- und Strombedarf einer Kommune vollständig durch nachwachsende Rohstoffe gedeckt. Gibt es neue Felder und Ideen für genossenschaftliches Engagement? Auch immer mehr Freiberufler und Selbständige wie IT- Dienstleister, Ingenieure oder Kreative aus der Werbebranche entdecken die Genossenschaft. Im Gesundheitswesen werden Genossenschaften von Medizinern, Apothekern oder Krankenhäusern gegründet. Für Städte und Gemeinden, die oftmals mit einer angespannten Haushaltslage zu kämpfen haben, bieten Genossenschaften ebenfalls viele Möglichkeiten. Und in vielen ländlichen Regionen werden genossenschaftliche Dorfläden initiiert. Was kann das internationale Jahr der Genossenschaften bewirken, was müsste es bewirken? Das Genossenschaftsjahr 2012 bietet den Genossenschaften einen guten Anlass, sich vor Ort als Teil der großen genossenschaftlichen Gruppe zu präsentieren. Zur Unterstützung haben die Genossenschaftsverbände eine dezentrale Mitmach- Kampagne gestartet - unter dem Motto Ein Gewinn für alle Die Genossenschaften. Auf der zentralen Internetseite www. genossenschaften.de sind alle Mitmach-Ideen und Werbemittel bereitgestellt. Insoweit würde ich mich sehr freuen, wenn sich möglichst viele Genossenschaften gemeinsam mit einer Aktion oder Veranstaltung beteiligen würden. 3

POTSDAM Wenig echte Wechselwillige Was die Zahl der Ein- und Auszüge 2011 bei der Karl Marx verrät Die Genossenschaft als Langweiler? Beim Auszug aus einer Wohnung kann man in der Regel von einem gut überlegten Schritt ausgehen. Daher besitzt die Zahl der Ein- und Wegziehenden für jedes Wohnungsunternehmen erheblichen Aussagewert, wie wohl sich die Mieter in ihren vier Wänden fühlen. Bei der Karl Marx gab es im Jahr 2011 582 Einzüge und 531 Auszüge. Der Zuzugsüberschuss ist den 68 neuen Wohnungen an der Saarmunder Straße zu verdanken, die im vergangenen Jahr alle zum ersten Mal bezogen wurden. Ohne sie wäre die Bilanz ziemlich ausgeglichen gewesen. Leerstand gibt es derzeit in der Genossenschaft praktisch nicht. Sieht man von jenen Wohnungen ab, deren Mieter wegen anstehender umfassender Modernisierungsarbeiten umquartiert wurden. Wie begehrt die Wohnungen der Karl Marx derzeit sind, beschreibt die Situation von Ende Januar recht treffend. Von den 13 am 31. Januar freien Quartieren waren zehn Tage später nur noch zwei ohne neuen Mietvertrag. Betrachtet man bei den Auszügen nur die Anzahl derjenigen, die die Genossenschaft verlassen haben, betrifft das 390 Haushalte. Das sind etwa sechs Prozent des gesamten Bestandes. Der weitaus wichtigste Grund für diese Mitglieder, ihre Wohnung aufzugeben, war ein beruflich oder familiär bedingter Wohnortwechsel über die Stadtgrenzen Potsdams hinaus. Beinahe jeder dritte beendete Genossenschaftsvertrag hatte solche Gründe. Am stärksten davon betroffen war die Waldstadt II, dicht gefolgt von Schlaatz und Stern, kaum betroffen das Wohngebiet Babelsberg. Der zweitwichtigste Grund, sich aus den Reihen der Karl Marx zu verabschieden, betrifft die Aufgabe der Wohnung aus Altersgründen. In 75 Fällen (19 Prozent) war dieser Schritt durch Eintreten des Todesfalles, Das internationale Jahr der Genossenschaften ist nun bereits anderthalb Monate alt. Aber man kann nicht sagen, dass es sich bereits in den Fokus der Aufmerksamkeit gedrängt hätte wie etwa Friedrichs 300. Geburtstag oder gar die Griechenlandkrise. Als etwa das ARD-Morgenmagazin gleich zu Jahresanfang das Thema aufgriff, gähnte der Moderator provokativ in seiner Ansage, um die Öffentlichkeit bei einem vermeintlichen Vorurteil abzuholen. Genossenschaften, das sei doch etwas ziemlich Langweiliges. Ungewöhnlich ist nur, dass sich allein in Deutschland 21 Millionen Menschen, ein knappes Viertel der Bevölkerung, genossenschaftlich engagieren? Also langweilen? Wohl kaum. Aber so schwer zu verstehen ist die Idee ja auch nicht: Was dem einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele. So hat es Friedrich Raiffeisen, Mitbegründer des Genossenschaftswesens in Deutschland einst ausgedrückt. Die Idee ist aus Krisen geboren. Auch die Karl Marx entstand 1954 vor dem Hintergrund einer noch Jahre nach dem Umzug in ein Seniorenheim oder betreutes Wohnen unvermeidlich. Die meisten dieser Betroffenen wohnten bis dato Am Schlaatz, Stern, in Zentrum Ost und der Stadtmitte. An dritter Stelle der Wegzugsgründe standen veränderte Lebensumstände. In 66 Fällen (17 Prozent) war die bisherige Wohnung zu klein oder zu groß geworden oder entsprach die Wohnlage nicht mehr den persönlichen Lebensumständen. Wechselwillige aus diesem Grund wohnten insbesondere Am Stern. Weitere 23 Fälle (6 Prozent) zeigten sich unzufrieden mit ihrem Wohnumfeld. Betroffen ist besonders der Schlaatz. UM- UND WEGZUGGRÜNDE 2011* Wohnortwechsel Wohnungsgröße (zu klein, zu groß, Lage im Haus) Ausstattung (ohne Balkon, Aufzug, etc.) Wohnumfeld fam. Zusammenführung Altersgründe (Altenheim, Pflege, ect.) Modernisierung Sonstige Nur in sieben Fällen (2 Prozent) wurde ein unzureichender Ausstattungsgrad der Wohnung wie noch unsaniert, fehlender Balkon oder Aufzug als Wegzugsgrund ins Feld geführt. Das zeigt uns, dass wir mit unseren Modernisierungsvorhaben nicht nachlassen sollten, sagt Sylvelin Holland-Merten, Leiterin der Wohnungsverwaltung. Denn vier der sieben Fälle betrafen den Modernisierungsschwerpunkt Stern. Sie sieht in den Zahlen aber auch eine Bestätigung der Mietpreisstrategie der Genossenschaft: Unter allen genannten Abschiedsgründen war in keinem Fall der Mietpreis das ausschlaggebende Argument. Angaben in % 20 24 4 5 6 14 17 10 *2011 gab es bei der Genossenschaft 582 Einzüge und 531 Umzüge innerhalb der WG und nach außerorts die wetterlage Weltkriegsende andauernden Wohnungsnot in Potsdam und in Deutschland. Das war in den 80er und 90er Jahren im neuen gesellschaftlichen Rahmen längst vergessen. Vergessen in einer Zeit, in der die Gesellschaft das Aufregende und Spektakuläre einer Sache immer einseitiger damit verknüpfte, wie viel Gewinn man damit machen kann. Alles wurde zur Kostenstelle. Von allem wissen wir inzwischen den Preis, von immer weniger den Wert. Die schwarze Null in der Bilanz einer Genossenschaft, die vorzugsweise auf niedrige Mieten setzt, erscheint langweilig gegenüber den Milliardengewinnen etwa der Deutschen Bank. Auch wenn die zugunsten ihrer Aktionäre tausende Beschäftigte dafür vor die Tür setzt. Aber diese Betrachtungsweise, die Privat vor Katastrophe stellt, hat sich gesamtgesellschaftlich als existenzgefährdend herausgestellt. Ganz anders die Genossenschaften: Sie sind die insolvenzfesteste und damit nachhaltigste Unternehmensform, sagt zum Beispiel Justizministerin Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. So langweilig ist das gar nicht. KM Redaktion, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam 0331 6458-0, magazin@wgkarlmarx.de 4

STADTGESCHEHEN Ulf Hahn übergibt den Vorsitz von StadtSpuren an Christiane Kleemann, Uwe Marz und Matthias Pludra (v.l.n.r.) Wechsel an der Spitze von StadtSpuren Neue Sprecher für den Arbeitskreis der Wohnungswirtschaft An der Spitze des Arbeitskreises StadtSpuren, in dem acht Potsdamer Wohnungsunternehmen seit nunmehr 15 Jahren miteinander kooperieren, hat es zum Jahresbeginn einen Wechsel gegeben. Ulf Hahn, der langjährige Sprecher, hat den Vorsitz von StadtSpuren an eine dreiköpfige Führungsgruppe abgegeben. Ulf Hahn begründete den Schritt mit der notwendigen Arbeitsteilung: Die Arbeit von StadtSpuren ist in den letzten Jahren thematisch immer vielfältiger geworden. Auch in diesem Jahr wird die Karl Marx die Reihe der Kiezgespräche mit ihren Mitgliedern in deren Wohngebieten fortsetzen. Den Anfang macht am 20. März die nächste Runde Am Schlaatz. Ort und Uhrzeit werden jeweils per Aushang in den dortigen Häusern rechtzeitig vorher mitgeteilt. Wie die bisherigen Veranstaltungen gezeigt haben, verstehen sich die Runden nicht als erweiterte Verwaltersprechstunden, sondern diskutieren übergreifende Fragen in den Quartieren Auftakt Am Schlaatz Wieder Kiezgespräche in fünf Wohngebieten Hier brauchen wir jetzt mehrere Spezialisten in der ersten Reihe. Künftig werden Christiane Kleemann, Geschäftsführerin der GEWOBA, Uwe Marz, Technischer Vorstand der GWG Bauverein Babelsberg eg sowie Matthias Pludra, Vorstandsmitglied der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eg die Leitung des Arbeitskreises übernehmen. Mit den neuen Sprechern bilden wir die unterschiedlichen Interessen ab, die kleine und große Genossenschaften sowie das kommunale Unternehmen haben. Ich denke, dies ist eine gute Wahl, die die Kontinuität des Arbeitskreises sichert, kommentierte der bisherige erste Ansprechpartner die Zusammensetzung des Führungstrios. Ulf Hahn hatte vor neun Jahren den Vorsitz des Arbeitskreises übernommen. Unter seiner Leitung erarbeitete sich StadtSpuren eine zunehmend kritische Sicht auf die Entwicklung der Wohnnebenkosten und widmete sich verstärkt der qualitativen Entwicklung der Plattenbaugebiete. Initiativen des Arbeitskreises, wie die zum Ausbau des Campus am Stern oder die Erarbeitung des Masterplanes Stern/Drewitz/Kirchsteigfeld fallen in diese Zeit, ebenso die Umgestaltung des Wohnhofes am Biberkiez, bei der mehrere Unternehmen im Schlaatz beispielhaft zusammenarbeiteten. Die Zahl der Mitglieder des Arbeitskreises stieg in der Amtszeit von Ulf Hahn von fünf auf acht Unternehmen. Mit gemeinsam rund 34.000 Wohneinheiten vertreten sie die Interessen von rund 40 Prozent des Potsdamer Wohnungsbestandes. wie die Zufriedenheit mit dem Wohnumfeld, dem Zusammenleben in den Häusern, Wünsche und Forderungen an die künftige Entwicklung der Genossenschaft. Gleichwohl gaben die Hinweise der Mitglieder immer auch Anstöße für den Arbeitsalltag. So wurden in Teilen der Waldstadt die Müllstandsflächen neu berechnet. Oder die Anregungen strahlten auf andere Gebiete aus und führten etwa in Zentrum Ost dazu, die Kombination der Mülltonnenarten zu überdenken. Der Jahresüberblick über die Termine soll nun auch den Vertretern der jeweiligen Wohngebiete helfen, die Vorbereitungen für ihr Kiezgespräch besser zu koordinieren. Denn eine Intention der Reihe ist es, die gemeinsame Willensbildung von Vertretern und Mitgliedern zu bestärken. DIE NÄCHSTEN KIEZGESPRÄCHE 20.03.2012 Schlaatz 03.04.2012 Waldstadt I 12.06.2012 Potsdam-West 25.09.2012 Zentrum Ost 16.10.2012 Drewitz news und tipps MIETSPIEGEL FORTGESCHRIEBEN Der Mietspiegel von 2010 wird gegenwärtig fortgeschrieben. Der so aktualisierte Mietspiegel, der nach zwei Jahren der Marktentwicklung angepasst wird, soll im 3. Quartal 2012 erscheinen. Der Mietspiegel stellt eine Übersicht über die im Gemeindegebiet Potsdam gezahlten Mieten für nicht preisgebundenen Wohnraum vergleichbarer Art, Größe, Ausstattung und Beschaffenheit dar. Mit dem vorliegenden Mietspiegel aus dem Jahr 2010 wurde insoweit Neuland betreten, dass erstmals energetische Merkmale in den Mietspiegel aufgenommen wurden, die eine gerechtere Kostenverteilung energetischer Sanierungsmaßnahmen bewirken sollen. KÖPFE IM KIEZ Macht Fernsehen unsere Kinder schlau?, dieser Frage geht Dr. Sandra Niebuhr-Siebert in der Mittwochsvorlesung am 21. März in der Reihe Köpfe im Kiez nach. Dabei geht es vor allem um einen bewussten Umgang mit allem, was auf der Mattscheibe zu sehen ist, sei es Fernsehen, Videospiele oder die kindgerechte Nutzung des Computers. Die Dozentin von der Hoffbauer Berufsakademie Potsdam stellt neue Studien vor, wie verschiedene Medien auf Kinder wirken. Die Vorlesung im Haus der Generationen und Kulturen am Milanhorst 9 beginnt um 18 Uhr. ORCHIDEENBLÜTE Mit der jährlichen großen Orchideen-Schau läutet die Biosphäre am 14. März das Frühjahr ein. Bis zum 1. Mai verwandelt sich der Tropengarten in ein Blütenmeer aus Farben und Düften. 5

STADTGESCHEHEN Nur ein Kabel für alles Potsdamer Wohnungsunternehmen setzen auf Breitbandversorgung statt auf Glasfaserkabel nur fürs Internet Wer bei der Karl Marx wohnt, braucht fürs Fernsehen, Telefonieren und fürs Surfen im Internet nur ein Kabel. Die Versorgung läuft über die Firma telecolumbus. So weit, so gut. Doch in den letzten Tagen sorgte ein Artikel unter den Potsdamer Vermietern für Unmut, in dem ihnen von Seiten der Telekom vorgeworfen wird, sich der modernen Glasfasertechnik zu verschließen. Das ist eine sehr schmalspurige Betrachtungsweise und stimmt so nicht, stellt Ulf Hahn, Vorstandsvorsitzender der Karl Marx, klar. Kurz zur Erläuterung: 2011 startete die Telekom unter anderem in Potsdam ein Modellprojekt, wonach alle Hausbesitzer in Potsdam-West und Waldstadt in den vorzeitigen und vergünstigten Genuss eines Glasfaser- Anschlusses kommen sollten. Im Frühjahr 2011 informierte uns die Telekom über ihr Vorhaben, schnelle Glasfaserleitungen zu verlegen, die ausschließlich fürs Internet genutzt werden können. Allerdings genaue Aussagen zu wesentlichen Details konnten von der Telekom zu diesem Zeitpunkt nicht getroffen werden. So war u. a. nicht klar, wie die Glasfaserkabel im Haus verlegt werden sollen. Können vorhandene Kabelkanäle genutzt werden, müssen neue gezogen werden. Solche technischen Belange waren bis dato nicht geklärt. Auch über die Konditionen, die dann für den Endverbraucher und damit für die Mitglieder gelten, gab es keine Aussagen. Außerdem gab es von der Telekom zu dem Zeitpunkt kein Konzept, ob und wie neue Trassen für die Glasfaserkabel angelegt werden müssen. Das hätte zur Folge, dass die gerade erst angelegten Grünanlagen der Genossenschaft stark in Mitleidenschaft gezogen werden. Alles in allem zu vage Aussagen. Denn ohne ein klares Konzept lassen sich solche Maßnahmen nicht zufriedenstellend umsetzen. Zudem lassen sich die Glasfaserleitungen ausschließlich fürs Internetsurfen nutzen. Das würde bedeuten, dass diese Leitungen zusätzlich in den Häusern verlegt werden müssen. Im Grunde wird das vorhandene Netz noch einmal verlegt, doch ausschließlich fürs Internet. Ein Aufwand, der aus Sicht der Genossenschaft nicht gerechtfertigt ist. Für uns ist nur ein Anbieter interessant, der das Gesamtpaket TV/Radio, Telefon/Internet komplett übernimmt, erklärt Ulf Hahn. Diese Position vertreten auch die anderen Mitglieder des Arbeitskreises StadtSpuren. Auf einigen Grundstücken der Karl Marx liegen dennoch neue Glasfaserkabel. Wir haben zwei Bauvorhaben der Telekom in der Waldstadt zugestimmt, wo die Trassen über unsere Grundstücke verlaufen. Alle Programme wie gewohnt Fernsehempfang bei der Karl Marx von Abschaltung nicht betroffen Viele Fernsehsender verstärken derzeit ihre Hinweise auf die Abschaltung des analogen Empfangs über Satellit Ende April. Auf der eigens dazu eingerichteten Internetseite heißt es: Am 30. April 2012 um 03.00 Uhr morgens wird die analoge Programmverbreitung über Satellit bei allen deutschen Fernseh- Veranstaltern eingestellt. Bewohner der Karl Marx können beim Hören der Botschaft aber unbesorgt bleiben. Sie sind von dieser technischen Veränderung nicht betroffen. Ihr analoges Fernsehsignal wird durch den Versorger telecolumbus nicht via Satellit sondern per Kabel in ihre Wohnungen geliefert. Pressesprecher Hannes Lindhuber versichert: Unsere Kunden können auch nach dem 30. April wie gewohnt alle ihre bisherigen Programme weiter empfangen. Nach Lindhubers Worten profitieren sie sogar von der Abschaltung. Durch frei werdende Übertragungskapazitäten wird es möglich, zehn weitere Programme einzuspeisen, die Teil des frei empfangbaren Angebotes der öffentlich-rechtlichen Sender sind. Dazu zählen etwa arte HD, 3sat HD, phoenix HD der ZDF-Info HD. Wer sich näher mit den Unterschieden des digitalen und analogen Empfang befassen möchte, bekommt auf der Internetseite www.klardigital.de einen tieferen Einblick in die Materie. 6

STADTGESCHEHEN KM sucht Fotos und Erinnerungen Wer hat noch Aufnahmen der alten Geschäftsstellen? Frieda Machurig im ersten richtigen Büro im Kantinengebäude des "Karl-Marx-Werkes" An dieser Stelle müssen wir unsere Leser um Mithilfe bitten! Wie Sie vielleicht wissen, wird die Geschäftsstelle der Genossenschaft voraussichtlich Ende Mai umziehen. Sie wechselt vom jetzigen Standort in der Jagdhausstraße Am Stern in die Saarmunder Straße 2 in der Waldstadt. Das dortige neue Gebäude ist in wenigen Wochen bezugsfertig und soll dann alsbald geschäftsfertig gemacht werden, um anschließend seine Besucher in gewohnter Weise mit verbessertem Service zu empfangen. Die KM-Redaktion wird den Umzug und die Einweihung auch mit einer Historie der bisherigen Geschäftsstellen Die Bewohner der Innenstadt werden es längst registriert haben, das Service Center der Karl Marx am Platz der Einheit wurde Ende des vergangenen Jahres geschlossen. Die Außenstelle der Genossenschaft im Stadtzentrum zog zu wenig Besucher an. Das ist jedoch nur ein Grund. Service Center in der Innenstadt geschlossen begleiten. Die Jagdhausstraße 24 war längst nicht die erste Zentrale der Karl Marx. Der erste Ort, den man als solchen bezeichnen könnte, war der Schreibtisch von Hans Enders im Konstrukteursbüro des damaligen Lokomotivwerk Karl Marx Mitte der fünfziger Jahre. Enders ist der erste Vorsitzende der noch jungen Genossenschaft. Zwischenzeitlich kommt man in der Betriebswache am Werkseingang unter. Nach weiteren Stationen findet sich Ende der Fünfziger das erste ordentliche Büro mit Telefon in einem Nebenraum der Werkskantine (Siehe Foto). 1961 folgt der Umzug in drei verbundene Einraum-Wohnungen in der Rosenstraße 40 an der Sandscholle. 1975 Umzug ins Zentrum Ost in die Lotte- Pulewka-Straße 11. Und erst von dort geht es 1979 in die noch aktuelle Jagdhausstraße 24. Unsere Frage und Bitte! Wer hat noch Fotos von außen oder innen dieser alten Geschäftsstellen? Wer weiß noch, wie es dort zuging und wer dort arbeitete? Der möge uns bitte etwas Zeit schenken und leihweise hoffentlich vorhandene Fotos überlassen. Unsere Hoffnung sind die Erinnerungen unserer Leser. Danke. Wer mit solchen Erinnerungen dienen kann, wende sich bitte telefonisch an Frau Mende. 0331 6458-107 Mit der neuen Geschäftsstelle in der Saarmunder Straße ist die Genossenschaft künftig aus allen Richtungen gut zu erreichen. Damit hat sich die Außenstelle sozusagen überlebt. Im November 2008 hatte die Karl Marx den Ableger der Geschäftsstelle am Platz der Einheit eingerichtet zum einen um mehr Präsenz im Zentrum Potsdams zu zeigen, zum anderen um den Mitgliedern, die in der Innenstadt zu Hause sind, kurze Wege zu ermöglichen. An drei Tagen in der Woche wurden Vor-Ort-Anfragen von Mitgliedern und Wohnungsinteressenten bearbeitet. Zwei Servicekräfte kümmerten sich im Wechsel um alle Aufgaben der Außenstelle. news und tipps AUF SPURENSUCHE Potsdam lädt einmal im Monat zu einer gewinnbringenden "Spurensuche" ein. Als Preise locken Eintrittskarten für Veranstaltungen, die den preußischen König Friedrich II. in seinen verschiedenen Facetten darstellen. Jeweils am Anfang des Monats sind bis zu drei Aufsteller in der historischen Innenstadt zu sehen. Die Standorte variieren von Monat zu Monat. Bis zum 5. des Monats ist einer von den insgesamt bis zu drei Standorten zu finden. Es handelt sich stets um ein Gebäude, das in der Zeit von Friedrich II. gebaut wurde. Auf dem Aufsteller sind Informationen über die Geschichte des Hauses, über die aktuellen Nutzer sowie deren Veranstaltungen zum Thema Friedrich 300 zu lesen. Der Entdecker informiert den Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Marketing der Landeshauptstadt Potsdam per Mail, Fax oder Telefon, welchen Standort er ausfindig gemacht hat. Derjenige mit der ersten richtigen Lösung erhält zwei Eintrittskarten für eine Veranstaltung im Jubiläumsjahr zugeschickt. Mehr Informationen: www.potsdam.de/friedrich300 impressum HERAUSGEBER Wohnungsgenossenschaft Karl Marx Potsdam eg, Jagdhausstr. 27, 14480 Potsdam, 0331 6458-0, www.wgkarlmarx.de REDAKTION Anke Ziebell, Martin Woldt GRAFIKDESIGN Lübbe Liceni Claassen Ecker BILDER Tina Merkau, Titel Dorothee Mahnkopf, S.3 DGRV, S.6 oben Telekom, unten Landesmedienanstalten, S.7 WG Karl Marx, S.8 oben Kristof Margull, unten Laura Jost, S.9 oben Filmmuseum Potsdam, unten Studio Babelsberg DRUCK Druckerei Gieselmann 7

GESCHICHTE(N) Der Wohnführerschein Drei Marzahner Wohnungsunternehmen machen Jugendliche fit für ihre erste eigene Wohnung Wenn Jung und Alt beisammenwohnen, läuft nicht immer alles reibungslos. Auch in den Kiezgesprächen der Karl Marx war öfter mal von Ruhestörung, vergessenem Treppefegen oder allzu leichtfertig entsorgtem Müll zu hören. Solche Nachlässigkeiten werden unter Nachbarn schnell als rücksichtslos emfpunden. Mitunter aber liegt es bei manchen Neu- Mietern auch an der mangelnden Erfahrung um die Auswirkungen ihrer Unachtsamkeiten. Oftmals fehlt einfach das nötige Wissen. Denn auch Wohnen will gelernt sein. Junge Leute, die zum ersten Mal eine Wohnung mieten, haben oft wenig Ahnung von ihren Rechten und Pflichten. In Berlin- Marzahn wurde daher die Idee zu einem Wohnführerschein geboren. Drei Wohnungsunternehmen die allod, Immobilienverwaltungsgesellschaft, die degewo, Wohnungsgesellschaft und die Wohnungsgenossenschaft Marzahner Tor eg haben sich im vergangenen Jahr zusammengetan, um Jugendliche für die eigene Wohnung fit zu machen. Aus gutem Grund. Immer wieder fällt uns auf, dass es jungen Mietinteressenten häufig an ausreichendem Wissen über die wesentlichen Dinge des Wohnens mangelt. Oft entstehen dadurch Schwierigkeiten im Mietverhältnis, Mietschulden laufen auf und Nachbarschaftsprobleme kommen dazu, erläutert Daniela Staeck, Stellvertretende Leiterin der degewo Kundenzentrale Marzahn. Wunsch und Wirklichkeit prallen bei jungen Leuten nicht selten aufeinander, besonders dann, wenn die Finanzen knapp und die Ansprüche hoch sind. Der Wohnführerschein soll helfen, beides in Übereinstimmung zu bringen, damit böse Überraschungen von vornherein ausgeschlossen werden. Als erstes durften Schüler des Tagore-Gymnasiums ihren Wohnführerschein ablegen. Kein Führerschein ohne Fragebögen und Prüfung, auch der Praxistest spielte eine Rolle. In einer Testphase hatten die Jugendlichen mit professioneller Unterstützung nützliches Basiswissen für alle Mietneulinge zusammengestellt. Dazu hatten die Schüler Gespräche mit den Vermietern geführt, notwendige Informationen gesammelt und die grundsätzlichen Fragen gemeinsam erarbeitet. Etliche Fragen waren zu beantworten: Wie finde ich die passende Wohnung? Was kostet eine Wohnung mit allem Drum und Dran? Was kann ich mir leisten? Welche Folgen hat ein Schufa-Eintrag für die Wohnungssuche? Was steht eigentlich im Mietvertrag über meine Rechte und Pflichten? Was darf ich in meinen eigenen vier Wänden verändern? Wie kann ich sie gestalten? Was muss ich im täglichen Zusammenleben beachten? Wann gelten Ruhezeiten? Muss der Müll getrennt werden? Welche Rolle spielt die Hausordnung? Wann darf ich Party machen? Die Theorie für den Führerschein wurde in einem Wohnseminar vermittelt. Solche Themen wie Wohnungssuche, Kosten, Renovierung und Neben der Theorie gehörte das Streichen einer Wohnung zum Wohnführerschein Einrichtung standen auf dem Lehrplan, aber auch verschiedene Wohnformen, genauso wie Rücksichtnahme gengenüber Nachbarn und die Hausordnung. Im Praxistest hatten die Schüler die Aufgabe eine Fünfzimmerwohnung zu renovieren und WG-tauglich einzurichten. Die Jugendlichen konnten die fünf Zimmer farblich gestalten und mit einem Budget von 500 pro Zimmer nach ihren Vorstellungen einrichten. Das Resultat ist beeindruckend. Die Schüler haben Kunstsinn, handwerkliches Geschick und Teamgeist bewiesen, sagt Daniela Staeck. Zugleich war der Praxistest eine gute Übung, mit dem vorhandenen Budget zu haushalten. Die Schüler hatten gut kalkuliert, nur für die Matratzen auf den Betten reichte am Ende das Geld nicht. Der Lehrplan für den Wohnführerschein steht. Nach der Pilotphase wollen die drei Marzahner Wohnungsunternehmen künftig weitere Schulen einbinden, am liebsten Sekundarschulen. Hier finden wir schließlich unsere künftigen Mieter, sagt Daniele Staeck. Und der Wohnführerschein hat natürlich auch einen ganz praktischen Nutzen: Die Absolventen werden bei der späteren Suche nach der ersten eigenen Wohnung nicht nur unterstützt, sondern auch bevorzugt berücksichtigt, wenn es mehrere Interessenten für ihre favorisierte Wohnung gibt. 31 Schüler des Tagore-Gymnasiums in Berlin Marzahn haben als erste ihren Wohnführerschein gemacht 8

WISSENSWERT Ursprung des Filmstudios: Hier wurde 1912 der erste Film ("Der Totentanz") mit Asta Nielsen gedreht Traumfabrik auf märkischem Sand Die Filmstudios in Babelsberg feiern 100 Jahre Geschichte Als Boden hat der märkische Sand nur wenige fruchtbare Eigenschaften. Aber einige seiner Setzlinge gedeihen doch prächtiger als andere. Das sind neben Schlössern, Sportlern, Königen, Kartoffeln oder Spargel vor allem Träume. Letztere sprießen seit nun mehr 100 Jahren auf einem kleinen Anbaugebiet in Potsdam-Babelsberg. Ein eigens vom Berliner Kameramann Guido Seeber erbauter Glaspavillon wurde 1912 zum Treibhaus des mittlerweile ältesten Filmstudios der Welt und zum Frühbeet der deutschen Filmindustrie. Unzählige Filmideen nahmen hier Gestalt an. Es sind etwa 3.000 abendfüllende Spielfilme: bei der Ufa 1.200, bei der DEFA 720 Langmetrage-Spielfilme plus 500 Fernseh-Spielfilme. Zählt man alle Teile von TV- Mehrteilern kommt man auf ca. 900. Seit 1992 entstehen jährlich bis zu elf Kinofilme, dafür produziert allein die Grundy UFA seit 1995 pro Woche fünf Teile von GZSZ. Es hängt also davon ab, was genau gezählt werden soll. Die Frau, die das alles so gut weiß, ist Dr. Bärbel Dalichow, Direktorin des Filmmuseum Potsdam. In ihrem Haus läuft gegenwärtig eine Dauerausstellung zum Thema. Und sie kann deswegen auch die besondere Babelsberger Handschrift erklären. Ja, alle Filme sind Studioproduktionen, nutzten also eine große Filmfirma. Schräge Anarcho-Filme mit Laien, gefilmt an Originalschauplätzen mit wackliger Handkamera findet man in der Filmographie der vergangenen 100 Jahre nicht. Ein typischer Babelsberg-Film verwendet Kulissen und Studio-Bauten für Außen-und Innenräume, ist mit professionellen Schauspielern besetzt und so entstanden, wie Filmkulisse: die Berliner Straße im Profi-Spielfilm traditionell seit 100 Jahren gearbeitet wird: arbeitsteilig mit vielen Spezialisten. Tatsächlich gab es in Babelsberg durch die Jahre so viele Profis Alfred Hitchcok war hier Regieassistent wie später Andreas Dresen wie nur an wenig anderen Orten der Welt. Und man muss auch sagen: deutlich mehr hinter der Kamera als im Licht der Scheinwerfer. Denn was dem Publikum die Stars sind den Filmproduzenten die Kulissenbauer und Requisiteure, um nur einige der zahllosen Gewerke zu nennen. Zu DEFA-Zeiten hatten die meisten von ihnen eine feste Anstellung (2.400) und man zählte 180 verschiedene Berufsbilder. Heute arbeiten in der Medienstadt Babelsberg über 3.500 Mitarbeiter in etwa 130 Medienunternehmen. Sie genießen nach wie vor weltweites Ansehen, wie Dr. Bärbel Dalichow weiß: Zum guten Ruf gehören vier Zutaten: Das Studio gilt als Traditionsstandort mit historischer Aura. Es hat sehr kompetente Handwerker mit hochaktuellen Fähigkeiten und außerdem Kontakte zu allem und jedem, was man zum Filmemachen brauchen kann. Es liegt direkt vor einer angesagten Metropole. Und es beschafft deutsche Steuermittel aus verschiedenen Fördertöpfen. Die in den Jahren entstandenen Filme sind so widersprüchlich wie ihre Zeit. Da gibt es Visionäres wie Fritz Langs Metropolis (1927), Verblendendes wie Hitlerjunge Quex (1933), Scheußliches wie der antisemitische Streifen Jud Süß (1940), Propagandistisches wie Ernst Thälmann Sohn seiner Klasse (1954), Kultiges wie die Legende von Paul und Paula (1973) oder Oskarprämiertes wie Inglourious Basterds (2009). Was aber war der erfolgreichste Film aus Babelsberg? Dr. Bärbel Dalichow meint: Der langfristig erfolgreichste Film ist wahrscheinlich 'Die Geschichte vom kleinen Muck' von Wolfgang Staudte (1953), der ein Kassenschlager war, ein Exporterfolg und ein Longseller als Fernsehware ist. Aber natürlich misst sich der Babelsberger Erfolg nicht nur an der Kinokasse. Darüber hinaus zählt, dass 100 Jahre Filmgeschichte auch 100 Jahre eigene Geschichte sind, die sich immer wieder neu entdecken lässt. Und sie betrifft manchen bei der Karl Marx sehr persönlich. So einige ihrer Bewohner haben an zahlreichen Filmen mitgearbeitet, andere sind gerade heute in den Studios bei den aktuellen Produktionen damit befasst. Szenenbild aus "The Ghost Writer" von Roman Polanski (2010) mit Pierce Brosnan 9

WISSENSWERT D DER LIEBLINGSPLATZ In gehobener Position Jutta Wichert hat einen eigenen Thron, der besondere Entdeckungen möglich macht Jutta Wichert hat ihren eigenen Thron. Ohne großen Pomp, aber dafür umso gemütlicher. Wenn die 82-Jährige ihren Stammplatz im Wohnzimmer einnimmt, liegt ihr die Welt zu Füßen. Zugegeben, das ist etwas übertrieben, doch jeden Tag von Neuem genießt sie ihre gehobene Position. Von hier aus kann sie den Blick schweifen lassen und besondere Entdeckungen auf ihrer Terrasse, vor ihrem Fenster machen. Aber dazu später mehr. Vor 16 Jahren zog sie mit ihrem Mann in die Erdgeschosswohnung unmittelbar am Waldrand in eine altersgerechte Wohnung ohne viel Treppensteigen. Allerdings im Laufe der Jahre machten mir meine Gelenke immer mehr zu schaffen, so dass sich mein Leben fast nur noch innerhalb der eigenen vier Wänden abspielt, erzählt sie. Und wenn ich auf meiner Couch saß, schaute ich entweder auf die Wand oder auf die Heizung. Von der wunderbaren Umgebung unmittelbar vor meiner Tür bekam ich nur einen kleinen Ausschnitt mit. Doch Jutta Wichert ist keine Frau, die so etwas ohne weiteres hinnehmen würde. Mir fiel der Thron meiner Großmutter ein. Sie hatte damals so etwas wie ein Podest mit einem kuscheligen Sessel und einem kleinen Nähwagen drauf. Dort saß sie gern. Zu ihren Füßen lag ein Eisbärenfell, auf dem ich stundenlang spielen durfte. Für mich war das ein Ort der Glückseligkeit. Genauso ein Podest ließ sich Jutta Wichert von ihrem Schwiegersohn bauen 1,50 m x 1 m aus solidem Holz. Darauf steht ihr Sessel, ein Hocker um die Füße hochzulegen und ein kleines Tischchen. Seit ihrer Thronbesteigung vor gut zwei Jahren macht ihr keiner in der Familie den Platz streitig. Nur mit Genehmigung darf man sich auf ihrem Sessel niederlassen. Das ist ohnehin fast unmöglich. Die meiste Zeit des Tages verbringe ich hier. Hier lese ich meine Zeitung, ruhe mich nach dem Mittag aus, trinke Kaffee und schaue ins Ihren Lieblingsplatz macht Jutta Wichert keiner streitig, auch nicht ihr Mann Otfrid Grüne. Das ist eben mein ausgemachter Lieblingsplatz. Und das hat nicht nur mit dem bequemen Sessel zu tun, der sich in fast alle Positionen verstellen lässt. Das Schönste ist der Blick aus dem Fenster, erzählt sie munter. Bei uns auf der Terrasse und im Garten sind etliche Tiere zu Hause Eichelhäher, Amseln, Blaumeisen, die drei Katzen vom Nachbarn, deren ausgemachter Lieblingsplatz der Fußabtreter ist, Eichhörnchen, Igel, Rehe und hin und wieder sogar Wildschweine. So nehme ich noch am Leben teil, auch wenn ich meine Wohnung nur noch einmal in der Woche zum Einkaufen verlasse. Auch sonst haben Wicherts die drei Zimmer ihrem Alter angepasst ein höheres Bett wurde angeschafft, in der Küche gibt es erhöhte Barhocker, mit dem man mühelos vom Tisch zum Herd rollen und auch beim Kochen sitzen kann. Und einmal am Tag kommt der Pflegedienst So lässt es sich alt werden. D STADTPLAN Dem Mächtigeren gebeugt Was immer sich Robert Neddermeyer (1887-1965) hatte zu schulden kommen lassen, ist nicht bekannt. Aber 1993 musste der Name des einstigen kommunistischen Reichstagsabgeordneten und späteren DDR-Landwirtschaftspolitikers auf den Straßenschildern in der Waldstadt II weichen. Die Straße, an der auch das Einkaufszentrum des Wohngebietes das heutige Waldstadtcenter liegt, heißt fortan Am Moosfenn. Womöglich war Neddermeyer trotz seines Einsatzes für Land und Forst einfach nicht identitätsstiftend genug, um langfristiger Bestandteil im Zuhausegefühl der Waldstädter werden zu können. Aber wie auch? Der neue Name hat Jahrtausende Bezug zur Gegend und spielt auf die Nähe zum wenige Spazierminuten entfernten Naturschutzgebiet Moosfenn an. Das Fenn, ein Moor oder Sumpf, war lange vor und wird lange nach Neddermeyer die Nachbarschaft bestimmen und soll schon seit 12.000 Jahren nahe der heutigen Waldstadt zu finden gewesen sein. Das Hochmoor liegt im kleinsten Naturschutzgebiet Brandenburgs, das etwa drei Hektar misst und bereits seit 1937 unter Schutz steht. 10

Pfändungsschutz nur mit dem P-Konto Seit Januar kann man Guthaben auf einem Konto vor Gläubigern sichern Wer finanzielle Schwierigkeiten hat, sollte sich ein Pfändungsschutzkonto kurz P-Konto genannt einrichten. Denn seit Januar 2012 können Schuldner ihr Existenzminimum vor den Gläubigern nur noch mit dem Pfändungsschutzkonto schützen. Der automatische Grundfreibetrag auf dem P-Konto liegt bei 1.028,89 Euro. Dieser Betrag darf nicht gepfändet werden. So können weiter wichtige Zahlungen wie Miete, Strom und Versicherungen geleistet werden. Der Schutzbetrag erhöht sich jeden Monat um den Betrag, den der Schuldner im Vormonat nicht angetastet hat. Der persönliche Freibetrag kann zudem höher ausfallen, wenn auf das Konto Sozialleistungen für mehrere Personen überwiesen werden. Allerdings muss das vom Jobcenter bescheinigt werden. Zusätzlich kann der Kontoinhaber mit dem Bescheid der Familiengeldkasse das Kindergeld schützen. Jeder Schuldner darf nur ein P-Konto einrichten. Wer bereits ein Konto bei einer Bank hat, kann dies kostenlos umwandeln lassen. Die Bank ist verpflichtet das innerhalb von vier Geschäftstagen vorzunehmen. Auf das Einrichten eines P-Kontos besteht leider kein Rechtsanspruch. Umwandeln oder Einrichten ist kostenfrei, das Führen des P-Kontos nicht. Teilweise liegen die Gebühren über 10 Euro und sind damit höher als für normale Girokonten. Das P-Konto darf seitens der D MITARBEITERPORTRÄT Spaß am Organisieren Claudia Mende koordiniert seit April vergangenen Jahres die Öffentlichkeitsarbeit der Genossenschaft. Sie ist für den Kontakt zu den Medien zuständig, pflegt die Internetseite der Karl Marx und ist für das KM-Magazin verantwortlich. Das fängt bei der Themenplanung an, geht übers Korrekturlesen und hört mit der Auslieferung der Zeitung auf. Allerdings zu wahrer Höchstform läuft die 33-Jährige auf, wenn Veranstaltungen anstehen. Zu planen und zu organisieren macht mir Spaß und ist für mich die eigentliche Herausforderung, sagt sie in ihrer ungezwungenen Art. In den ersten zehn Monaten hatte sie bei der Karl Marx dazu ausreichend Gelegenheit in der Saarmunder Straße wurde im Mai Richtfest für die neue Geschäftsstelle gefeiert, im Juni wurde zum ersten Mal zu den Kiezgesprächen eingeladen, die Werkstatt im Oktober musste vorbereitet werden und vier Wochen später standen die Filmtage im Thalia auf dem Plan. Meine Arbeit ist vielfältig. Das Spannende daran ist, dass ich sowohl mit den Vertretern, dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und natürlich mit den Mitgliedern in Berührung komme. Das ist wohl der Grund, warum für mich die Vorbereitung der Werkstatt eine größere Herausforderung war, als beispielsweise das Richtfest. Mit Bauvorhaben kennt sich die gelernte Bürokauffrau recht gut aus zwei Jahre war sie in einem Berliner Architekturbüro für die Organisation zuständig und elf Bank nicht mehr gesperrt oder gekündigt werden, wenn ein Pfändungsbescheid eingeht. Allerdings sind mit dem P-Konto auch Einschränkungen verbunden. Es muss stets ein Guthaben aufweisen. Ist das Konto im Minus, dann bleibt nur eine Schutzfrist von 14 Tagen, um über die Sozialleistungen bzw. Rente, die auf das P-Konto überwiesen wurde, zu verfügen. Auch Überziehungen sind nicht zulässig, ein Dispo-Kredit ist damit ausgeschlossen. Kreditkarten werden nicht ausgestellt und das Konto wird bei der Schufa gemeldet. Grundsätzlich ist das P-Konto eine normales Girokonto, über das der tägliche bargeldlose Zahlungsverkehr abgewickelt wird. Für dieses Girokonto wird ein Antrag auf Pfändungsschutz bei der Bank gestellt, so dass das Girokonto als P-Konto bis zu einem Betrag von 1.028,89 Euro monatlich pfändungssicher ist. Claudia Mende Jahre hat die blonde Frau bei einem großen Baukonzern als Assistentin der Geschäftsführung gearbeitet. Nicht zu vergessen, auch bei der Karl Marx ist Claudia Mende für das Sekretariat des kaufmännischen Vorstandes verantwortlich. Wer mit Bodo Jablonowski einen Termin vereinbaren will, kommt an ihr nicht vorbei. Das ist nun mal meine Aufgabe, meint sie mit einem Lachen. 6458-107 WISSENSWERT die geburtstage im februar/märz 90 + JAHRE Brunhilde Buchholz, Helga Dittmer, Martha Eisenhardt Lucie Honka, Anneliese Hübbe, Hildegard Mansfeld, Hildegard Nagler, Werner Quessel, Ursula Scheil, Erna Schindler, Hermann Schunke, Ilse Weber, Heinz Zimmermann 85 JAHRE Jürgen Bartsch, Ernst Diehl, Ingeborg Drosch, Gertrud Heinrich-Philipp, Anneliese Klinkow, Gerda Scharf, Gisela Starke, Werner Tietz 80 JAHRE Günther Beier, Lotte Blaurock, Helene Eckardt, Anita Habermann, Regina Haseloff, Sonja Haseloff, Johannes Hoyer, Edith Keding, Ilse Krämer, Alfred Kruse, Heinrich Liese, Lotar Nickel, Ilse Peters, Waltraud Pohland, Undine Regber, Margrit Trebeß 75 JAHRE Renate Bergemann, Ursula Bierfreund, Danika Depner, Karl-Heinz Engel, Günther Griebel, Dora Hartfelder, Walter Heller, Hans-Günter Hümbert, Christa Jäkel, Rosemarie Jordan-Pohl, Horst Karth, Rosemarie Klee, Regina Krell, Manfred Luczak, Hartmut Meyer, Werner Nopens, Rosalinde Oriwol, Marianne Peters, Inge Scheibner, Ingeborg Schirmer, Christine Schultze, Renate Sedlak, Elli Stage, Ursula Villbrandt, Willi Wenzel, Klaus Zywicki herzlichen glückwunsch! 11

VIS A VIS Frühe Funken späte Zündung Edeltraud Langhoff und Hans-Joachim Ickert haben sich nach über 50 Jahren (wieder)gefunden Glauben Sie an Schicksal? Es wäre durchaus zu überlegen. Wenn es so etwas gibt, dann hatte es bei Edeltraud Langhoff und Hans-Joachim Ickert die Hände im Spiel. Und als Schicksalstag lässt sich der 22. Dezember 2010 datieren. Allerdings kennen sich beide schon seit Ewigkeiten. Vor 60 Jahren sind sie zusammen aufs Helmholtz Gymnasium gegangen. Ich fand Trautchen damals recht nett, aber sie war zu schüchtern, erzählt Hans- Joachim Ickert und seine blauen Augen leuchten. Mir hatte Knigge - alle nannten ihn so, weil er immer so schick und korrekt angezogen war - schon immer gut gefallen. Doch er schien für mich unerreichbar. Er war nun mal der Liebling auf jedem Schülerball, erinnert sich Edeltraud Langhoff. Nach dem Abitur trafen sie wieder aufeinander. Beide bekamen nicht den gewünschten Studienplatz und traten eine Lehre bei der Notenbank an. Fast hätte es damals schon gefunkt. Auf dem Abschlussfest an der Ostsee. Aber eben nur fast. Zu mehr als einem schüchternen Abschiedskuss vor der Haustür kam es nicht. Danach trennten sich die Wege Hans Joachim Ickert lernte seine Frau kennen und ging nach Berlin. Edeltraud Langhoff studierte und zog mit ihrem Mann nach Nauen. Während der ganzen Jahre haben wir nie wieder etwas voneinander gehört, erzählt der 74-Jährige. Erst als beide ihre Partner nach langer schwerer Krankheit verloren, kamen sie wieder in Kontakt. Das war reiner Zufall, beteuert Hans-Joachim Ickert. Oder aber ein bisschen Glück. Am 22. Dezember bekam ich eine E-Mail, ob ich Edeltraud Langhoff kenne, erzählt er. Natürlich konnte ich mich an Trautchen Häuschen, wie wir sie damals nannten, erinnern. Also schickte ich ihr meine Telefonnummer. Keine fünf Minuten später klingelte das Telefon. Dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Erst wurden E-Mails hinund hergeschickt. Kurze Zeit später stand das erste Treffen fest. Als sie aus dem Bus stieg, habe ich sie sofort erkannt, erzählt Hans-Joachim Ickert. Und Edeltraud begrüßte ihn mit den Worten: Nun haste mich gesehen, nun kannste mich wieder nach Hause schicken. Doch die Befürchtung war grundlos. Beiden war klar, dass es nicht nur bei einem Treffen bleiben sollte. Er besuchte sie in Nauen, übernahm sogar das von ihm ungeliebte Unkrautzupfen in ihrem Garten und sie war immer häufiger in Potsdam. Von Zusammenziehen war noch nicht die Rede. Den Ausschlag gab die Edeltraud Langhoff und Hans-Joachim Ickert heute und 1959 an der Ostsee Karte, die er mir von der Kur schickte: 'Alles wird gut.' Von da an wusste ich, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben, sagt die zierliche Frau mit den braunen Haaren. Alles andere ist schnell erzählt. Für beide stand fest, dass sie sich eine gemeinsame Wohnung suchen wollen. Mein Haus in Nauen wurde mir zu groß und den Garten konnte ich ohnehin nicht mehr allein bewirtschaften. Hans-Joachims Wohnung, war für uns zu klein. Und wir hatten Glück, die Saarmunder Straße wurde zu diesem Zeitpunkt gerade fertig. Seit dem 15. September wohnt das Paar dort. Ich fühle mich hier so wohl und verspüre keine Sehnsucht nach meinem alten Zuhause, schwärmt Edeltraud Langhoff. Auch die Familien haben es beiden nicht schwer gemacht. Ich bin von ihren Kindern sehr gut aufgenommen worden. Ein besonders schöner Moment war, als wir Edeltrauds Sohn in Magdeburg besuchten und er sagte: Mutti lacht wieder. Edeltraud hingegen hatte eine regelrechte Aufnahmeprüfung zu bestehen. Allerdings nicht in der Familie ihres neuen Mannes, sondern bei seinen Bootsfreunden. Seit mehr als 20 Jahren hat Hans-Joachim Ickert ein eigenes Boot, mit eigenem Liegeplatz. Natürlich musste Edeltraud auf dem Bootsplatz vorgestellt werden. Hans-Joachim Ickert und Edeltraud Langhoff haben noch viel gemeinsam vor. In diesem Jahr stehen mehrere Kurzreisen auf dem Plan, Freunde besuchen, alte Klassenkameraden wiedertreffen und der Sommer auf dem Boot. 12 0331 6458-0 www.wgkarlmarx.de