Carlo Wilkens, Bahnhofstr. 14, 21379 Rullstorf Tel: 04136-8556 E-Mail: carlo_und_bula@web.de Angeln Erstausstattung Nach schon so vielen Anrufen bei mir zu Hause möchte ich dieses zum Anlass nehmen, aus meiner gut 50-jährigen Angelpraxis Tipps für die Erstausstattung zu geben. So nun habe ich meine Fischereiprüfung bestanden und möchte zum Angeln. Die gelernte Theorie endlich in die Praxis umsetzen. Doch wie geht es weiter? In Deutschland sind fast alle Gewässer verpachtet oder stehen im Eigentum. Das heißt: was will ich für ein Gewässer nutzen um die großen Fische zu angeln. Möchte ich Fließgewässer, stehendes Gewässer beangeln, Hochseefischen oder spezielles Fischen durchführen? Erst wenn ich mir selbst sage, fange mal klein an, größer geht immer, also Fließgewässer mit vorhandenem stehenden Gewässer, ist der Erfolg greifbar nahe. Welcher Angelverein bzw. welcher Eigentümer besitzt das für mich interessante Gewässer? (Achtung hier entstehen Aufnahmegebühren!) Ein vor Ort bestehender Angelverein oder auch Angelverkaufsläden geben gern Auskunft. Diese Hürde ist genommen und ich habe einen Haufen Papiere. Nur wie soll ich damit angeln? Was benötige ich so an Ausrüstung? Mindestens sollte man haben: Kescher, Angelruten, Rollen, Rutentasche (nicht zu kurz, also erst nach dem Kauf der Ruten anschaffen), Hakenlöser, eine kleine Handtasche oder kleinen Rucksack, Messer, Kopflampe für die Nachtangelei, ein cm-maß, Rutenständer, Angelstuhl aber mit breiten Füßen, damit man im sumpfigen Untergrund nicht versinkt, Putzlappen und einen Aufbewahrungsbehälter für gefangene Fische, Köderdose, Aalglocken oder Knicklichthalter, Posen verschiedener Größen, Angelhaken (welche Größen hängt davon ab, was ich angeln will), Lochbleie und Klemmblei, Grundbleie meiner Meinung nach sind hier Birnenbleie die besten, da sie den geringsten Widerstand an die Schnur abgeben (Gewicht so um 60 g). Alles andere ist rein spekulativ, denn ich weiß nicht was Du angeln möchtest. Auf elektronische Ausrüstungen gehe ich später ein. Nun komme ich zu den einzelnen Ausrüstungsgegenständen. Angelrollen Aus meiner Erfahrung sind für alle Deutschen Gewässer Stationärrollen die beste Möglichkeit. Ich empfehle die Rollen mit Kopfbremse und nicht die Heckbremse. Die Bremswirkung ist besser, aber vor allen Dingen ist bei einer Eigenreparatur oder Fettung der Rolle das Zusammensetzen der einzelnen Bremsscheiben einer Heckbremse ein Puzzlespiel mit 3.000 bis 5.000 Teilen. Die Rolle sollte eine starke Mittelachse und eine Übersetzung von mindestens 4,5 : 1 haben. Sie sollte mindestens 200 Meter Schnuraufnahme bei einer 0,30 Schnur besitzen. Weiterhin sollte ein großes Schnurlaufröllchen vorhanden sein, welches den Schnureinzug gerade bei Belastung erheblich erleichtert. Ausreichend sind Angelrollen mit 3 Kugellagern. Die Anzahl der Kugellager sagt nichts aber auch gar nichts über die Qualität der Rolle aus. Lass dich nicht durch den Glanz einer Rolle verunsichern. Viel Farbe und viel Chrom bringen nicht wirklich Qualität. Zur Pflege von Rollen, wie auch von anderen Teilen siehe Technik. Zum Aufspulen von Angelschnüren komme ich ebenfalls unter Technik (unbedingt lesen!). Spezielles Angeln wie z.b. Hochseefischen in Tiefgewässern (Norwegen usw.) oder Fliegenfischen erfordert besondere Rollen, auf die ich hier nicht weiter eingehen will. 1
Angelruten Nichts ist schwieriger, als sich über die verschiedenen Arten von Ruten zu äußern. Ich lasse die speziellen Ruten wie z.b. zum Hochseefischen in der Tiefsee oder zum Fliegenfischen unberücksichtigt und gebe nur meine Erfahrungen aus der Süßwasserfischerei zum Besten: Teleskopruten: Allgemeines: sie haben den Vorteil der Transportlänge. Teilweise können sie auch vormontiert mitgenommen werden. Sie sollten über dem Rollenhalter noch einen kleinen Handgriff (meist Kork) haben, damit lässt sich die Rute besser halten. Die Beringung der Schnurlaufröllchen sollte aus Metall sein, damit die jährliche Inspektion durchgeführt werden kann, siehe Technik. Bei gebundenen Schnurlaufröllchen ist eine Durchsicht nicht möglich, da die Rutenteile nicht zerlegt werden können. Dieses bedeutet bei einer schlechten Lackierung der Rute, dass diese schon nach einem Jahr unbrauchbar werden kann. Ich gehe mal von drei Angelruten aus und empfehle: Für Friedfische: eine Länge von 4,0 bis 4,5 Metern Länge, Wurfgewicht bis 60 g. Für die Aalangelei: eine Länge von 3,6 bis 4,2 Metern, Wurfgewicht bis 120 g. Für die Angelei mit Wurfködern: eine Länge von 2,7 bis 3,0 Metern, Wurfgewicht bis 100 g. Bei Pilkruten bis 150 g. Aber beachte, dass Tele-Ruten für die Pilkerei sehr schlecht sind, da sich ständig die einzelnen Rutenteile ineinander schieben. Warum solch lange Ruten? Na aus Erfahrung! Versuche es einmal an einem schilfbewachsenen Uferrand mit einem zweipfündigen Aal, ihn mit einer kurzen Rute oder mit einer langen Rute aus dem Wasser zu heben. Ich kann nur sagen, kurze Rute, kurzer Spaß und weg ist er und wenn es sein muss im Schilf, weil er dort durchgezogen werden muss und nicht angehoben werden kann! Beachte immer bei Teleskopruten: Nicht die Einzelteile kräftig auseinander ziehen, denn sie lassen sich sonst nicht mehr zusammen schieben, gerade wenn es geregnet hat. Steckruten: Für die Steckruten gelten ungefähr die gleichen Angaben wie für die Tele-Ruten. Diese Ruten haben aber meistens die Probleme in der Transportlänge. Aber es gibt sie auch 3 teilig wenn auch selten. Oder man läßt sich auf die Feeder-Ruten ein. Hierzu kann ich aber nichts sagen, ich habe hiervon keine Rute. Die Steckrute ist die ideale Rute für das Pilken auch in tiefen Gewässern. Sie ist äußerst strapazierfähig und extrem belastbar. Rutenbruch gibt es hier so gut wie gar nicht. Aber achte bitte nicht auf die Gleichgewichtsregulierung der Rute. Es gibt Steckruten, die haben besondere Gewichte in ihrem hinteren Teil, angeblich um die Ausgewogenheit herzustellen. Das ist absoluter Unsinn und kostet auch noch viel Geld. Angelschnur Welche Angelschnur benötige ich: Mono oder Geflochtene? Ich selbst habe meine gesamte Mono-Schnur verbannt. Ich habe alles auf Geflochtene umgerüstet und dieses schon seit Einführung der geflochtenen Schnur. Für mich war das eine echte Sensation, welche Tragkraft sich da entwickelt hat. Ich empfehle jedem, sich bei seinem Angelauftritt auf maximal und nicht auf minimal einzustellen. Einem großen Fisch, wenn er Hunger hat, ist es völlig egal, welche Angelschnur vor dem Köder liegt. Nur dir selbst sollte es nicht egal sein, einmal einen Fisch von z.b. 1,60 Meter Waller der zufällig deine Aalangelei begrüßt, verabschieden zu müssen, nur weil du meintest, es gibt hier nur Kleinfisch und Miniaale und deine Feinstschnur reicht aus. Vergiss es. Du ärgerst dich dein ganzes Leben und kannst es aber nur über dich selbst (habe ich selbst erlebt sorry). Also verwende ich 0,30 Schnur mit einer Tragkraft von 29 kg für alle Arten der Angelei. Außer für das Köderfischangeln natürlich! 2
Zum Friedfischangeln kann eine 0,15 bis 0,20 Schnur Tragkraft bis ca. 16 kg verwendet werden. Ich empfehle, sie aber nicht für die Nachtangelei verwenden. Wer weiß was kommt! Beachte aber: Diese Schnur hat fast keine Dehnung. Das bedeutet, dass der Anschlag nicht zu hart sein darf. Ansonsten gibt es Rutenbruch bei Tele-Ruten (Ich habe in der Erprobungsphase insgesamt 3 Ruten zerlegt). Abgefangen werden kann dieser Nachteil, indem weichere Ruten verwendet werden. Besonders ist bei geflochtener Schnur das Aufspulen auf der Rolle (wie unter Technik beschreiben) zu beachten. Elektronische Geräte Es gibt sie, die Technik. Nur was bringt sie mir? Als erstes muss ich sagen, trotz meines Alters, kann ich auf die Elektronik verzichten. Sie kostet viel Geld ohne m.e. einen besonderen Erfolg zu versprechen. Die elektronischen Bissanzeiger taugen nur etwas im stehenden Gewässer. Im Fließgewässer wo Blätter, Zweige, Kraut usw. durch das Wasser treiben, wird ständig der Kontakt ausgelöst und man rennt sich die Hacken wund, ohne einen Fisch zu angeln. Das elektronische Echolot zum Messen von Wassertiefen kostet viel Geld und bringt auch nichts genaues. Eine Pose an der Angel ein schweres Blei am Haken und schon kann ohne finanziellen Aufwand die Gewässertiefe festgestellt werden. Dieses Gerät soll auch die dort vorhandenen Fische aufzeigen. Ein absoluter Unsinn. Wir haben solche Geräte vor drei Jahren getestet. Technik Angelrolle und (geflochtene) Angelschnur Nach dem Kauf einer Rolle sollte diese zerlegt werden. Die Schmierung und die Fettung einer neuen Rolle kostet fast jedem Hersteller wahrscheinlich zu viel Geld und der Verschleiß (damit wieder eine neue Rolle gekauft wird) ist bei fehlender Fettung vorprogrammiert. Also vorsichtig die Kurbel lösen, den Deckel aufschrauben und das Getriebe vernünftig mit Walzoder Kugellagerfett einfetten. (einmal richtig gefettet bedeutet fünf Jahre Ruhe).Man kann den oberen Teil der Rolle, also wo die Spule läuft, auch abbauen. Ich empfehle jedoch, dieses nicht zu tun, da dort Federn sitzen können, die aufgrund der Fettung ihrer Dienst z.b. in der Rücklaufsperre aufgeben. Einfach die Rolle auf den Kopf stellen und am Rand etwas Öl einlaufen lassen,das reicht völlig aus. Aber jährlich mindestens einmal wiederholen. Wichtig ist das Schnurlaufröllchen zu fetten. Dieses muß mindestens 1 x im Jahr erfolgen. Bei häufigen Angelbetrieb sogar zweimal im Jahr. Ansonsten verliert das Röllchen seine Funktion durch Rost sehr schnell. Beim Fischen im Salzwasser sollte die Rolle spätestens am Abend mit lauwarmem Wasser abgespült werden. Bei Beachtung dieser Grundregeln hält eine Rolle viele, viele Jahre. Aufspulen der Angelschnur (hier Geflochtene, gilt aber auch für Monofile) Die Rolle am Rollenhalter der Rute befestigen. Die gekaufte Angelschnurspule freilaufend irgendwo einspannen (hierbei z.b. einen großen Nagel oder Bohrer als Laufachse verwenden). Die Angelschnur durch eine Rutenöse führen. Jetzt eine Schlaufe mit Knoten erstellen, die lange Schnur dort durchführen und eine große Schlaufe bilden, die über den Spulenkopf der Angelrolle passt, darüber legen und festziehen (Achtung: vorher aber den Bügel der Rolle aufklappen). Ich nehme jetzt einen Putzlappen und lege mir diesen um die Hand, mit der ich nicht kurbele. Die Schnur lege ich zweimal um die gespreizte Hand und halte sie mit dem Daumen auf dem Zeigefinger im Putzlappen fest. Geflochtene Schnur muss sehr stramm aufgespult werden, damit sie sich nicht selbst beim Wickeln oder Fischen unterzieht. 3
Auch sonst sollte beim Fischen, wenn die Angelschnur ohne Belastung eingezogen wird, ein wenig Belastung beim Aufspulen vorhanden sein (also leicht zwischen den Fingern halten). Wurde die Schnur richtig aufgespult, gibt es keine Probleme in der Weite beim Auswerfen. Mit der Mono-Schnur geht es nur geringfügig weiter. Angelruten Bei Steckruten sollte das Teil, welches in das andere Teil geschoben wird, nach jedem Gebrauch mit dem Putzlappen abgewischt werden. Das Teil, in das die Rute hineingesteckt wird, sollte mindestens zweimal im Jahr mit Hilfe von Putzlappen und dünnem Schraubendreher o.ä. gereinigt werden. Nach jedem Salzwasserkontakt sollten die Ösen und der Rollenhalter mit warmem Wasser abgespült werden. Bei Teleskopruten gibt es besondere Verhaltensmaßnahmen. Die äußere Reinigung nach der Berührung von Salzwasser ist identisch mit der Steckrute. Auf die Beringung war ich schon eingegangen. Jetzt hierzu die Praxis. Mit einer Heißluftpistole können die Ringe warm gemacht und dann abgezogen werden. Fast alle Ruten haben ihre Ösen mit Heißkleber befestigt. Die Teleskoprute kann dann in ihre Einzelteile zerlegt werden, indem man den unteren Verschluss, meist eine Plastik- oder Gummikappe, öffnet. Jetzt werden die einzelnen Rutenteile in die Badewanne gelegt. Warmes Wasser und ein wenig Spüli o.ä. dazu und nun schön die Rutenteile unter Wasser hin- und herschieben. Somit sind die Rutenteile auch von Innen gereinigt. Die Rutenteile eine Nacht an einem Heizkörper senkrecht zum Trocknen aufstellen. Am nächsten Tag die einzelnen Rutenteile auf Verschleiß testen. Das bedeutet: Das oberste Teil (Spitze) wird in das nächste Teil geschoben. Mit einem Filzstift einen Ring dort um das obere Teil zeichnen, wo das untere Teil aufhört. Rutenteile wieder zerlegen und schauen, wo ich meinen Ring gezeichnet habe. Hierdurch ist erkennbar, wie weit sich das obere Einzelteil aus dem nächsten Teil herausziehen läßt. Ist die Fläche, die im unteren Teil steckt, zu klein, muss der obere Teil neu lackiert werden. Normaler Lack taugt gar nichts, er ist spätestens nach dem 10-ten Mal des Auseinanderziehens der Rute wieder aufgebraucht. Ich empfehle hier einen Zwei-Komponenten-Lack (gibt es in Bastelläden). In diesem Lack gibt es einen Lackhärter. Dieser hält mindestens 1 bis 2 Jahre. Also das Unterteil lackieren, trocknen lassen und dann die gesamte Rute wieder zusammenbauen. Hier beginnt man bei dem unteren Teil. Also sollte hier die Schnurlauföse abgebaut sein. Die Öse wird mittels Heißkleber wieder aufgesetzt. Praktisch heißt das: Schnurlauföse mit Heißkleber innen einstreichen, am besten geht dieses, wenn die Öse leicht erhitzt ist, und auf das vordere Teil wieder aufsetzen und trocknen lassen. So geht dieses von unten nach oben. Als letztes wird die Spitzenöse aufgesetzt. Hier wird der Metallkörper voll Heißkleber gefüllt und die Spitze aufgeschoben, bis das Heißklebemittel wieder aus dem Metallkörper dringt. Beherrscht man dieses, kann auch eine größere Spitzenöse, welche nicht so ganz auf die Spitze passt, verwendet werden. Bei den einzelnen Rutenteilen unbedingt darauf achten, dass der Klebstoff nicht in die Rute läuft. Sollte dieses geschehen, mit einem kleinen Messer oder Schraubendreher die Klebemasse entfernen. Nun der Schluss: Ich kann hier nur meine Erfahrungen preisgeben. Es ist nicht die Garantie zum Fangen von Fischen. Dieses soll nur ein Anhalt zur Zusammenstellung der Erstausstattung sein. Vielleicht geben hier auch noch andere Angelkollegen ihre Hinweise. Ich bitte aber zu beachten, dass es nicht um professionelles Angeln, sondern um die Erstausstattung geht. Hier dreht es sich auch nicht darum, wie ich Hecht, Zander, Karpfen, Wels usw. fange. 4
Schön wäre es, wenn sich hier einzelne Profis mit beteiligen würden, z.b. Erstausstattung: Fliegenfischen Erstausstattung: Hochseefischen Ost- und Nordsee Ausstattung schweres Meeresfischen: Norwegen Atlantik usw. Ausstattung schweres Süßwasserfischen: z.b. Waller Ich wünsche dir Petri Heil und ein glückliches Händchen beim Kaufen einer Angelausrüstung. Deine persönlichen Fragen werde ich gern beantworten. Meine Anschrift findest du auf der Seite 1 oben. Carlo Wilkens 5