DAS EINSTEIGERSEMINAR Drupal 7 Thorsten P. Luhm LERNEN ÜBEN ANWENDEN
Vorwort Das Internet ist ein Massenmedium geworden. Faszinierten zunächst einfach nur die neue Technik der vernetzten Computer oder toll animierte Grafikeffekte, rücken jetzt die Inhalte wieder in den Vordergrund. Doch nicht nur große Konzerne und Universitäten betreiben eine Homepage, sondern auch viele kleine Firmen, Vereine und Freiberufler. Und sogar Privatleute widmen ihrem Hobby eine eigene Website. Doch nicht jeder, der etwas Interessantes zu sagen hat, möchte eine Homepage aufwendig von Hand programmieren oder gar kostenpflichtig in Auftrag geben. Aber selbst bunte Monsterprogramme, die für viel Geld den Traum der bunten Netzwelt versprechen, setzen solide Grundkenntnisse voraus, wenn es über die einfachsten Standardfunktionen hinausgehen soll. Ein Content-Management- System (CMS) wie Drupal kann die ideale Lösung sein. Mit einem CMS wie Drupal kann man die technische Administration von der inhaltlichen Verwaltung trennen: Wer also die Stichworte»HMTL«,»PHP«oder»SQL«eher abschreckend findet und einfach nur eine Vereins- oder Fan-Seite ins Netz stellen möchte, kann mit der Installation der Software auch einen Freund oder einen externen Berater beauftragen. Das Erstellen und die Pflege der Inhalte kann man dann anschließend nahezu mit der Leichtigkeit einer Textverarbeitung wiederum selbst erledigen. Ein unschätzbarer Vorteil gegenüber konventioneller HTML- Programmierung ist die Möglichkeit, mit mehreren Personen ohne besondere Abstimmung an einer Website arbeiten zu können: Gerade bei Vereinsseiten bleibt die mühsame Arbeit, Termine zu recherchieren, das aktuelle Veranstaltungsprogramm zu erstellen oder Berichte der letzten Versammlung zu schreiben, nicht mehr automatisch am Webmaster als einzigem Technikkundigen hängen, sondern kann unabhängig von technischen Aspekten auf mehrere Personen verteilt werden. Dabei können sogar unterschiedliche Kompetenzen vergeben werden (wer darf was). Vorwort 11
Als Open-Source-Software ist Drupal grundsätzlich kostenlos erhältlich, was erst einmal die Erprobung ohne finanzielles Risiko ermöglicht: Erfüllt ein solches Programm grundsätzlich die Anforderungen? Ist Drupal für den geplanten Einsatz überhaupt geeignet? Man kann Erfahrungen sammeln und ggf. mit dem erarbeiteten Know-how auch andere Systeme erproben. Darüber hinaus gibt es bei Open Source wenig Geheimniskrämerei über Schnittstellen, Dateiformate oder heimliche Aktivitäten à la»nach Hause telefonieren«(wobei hierbei die automatische»update«-erinnerung von Drupal nicht ganz unumstritten, aber im Gegensatz zu anderen Programmen bekannt ist). Prinzipiell kann jeder im Quellcode nachsehen. Durch die Trennung von Layout und Inhalt wird eine Konsistenz bei Daten und Aussehen erreicht unter dem Strich immer gut für einen professionellen Internetauftritt, selbst wenn es um eine Hobbyseite geht. Trotz der vielen Möglichkeiten ist man natürlich nicht verpflichtet, alle Funktionen von Drupal zu nutzen. Man kann auch erst einmal eine konventionelle Webseite»transplantieren«und später nach und nach weiterentwickeln. Da es sich um ein Einsteigerseminar handelt, ist es vorrangiges Ziel dieses Buches, grundlegende Funktionen zu erläutern und konkrete Arbeitsschritte zu vermitteln. Dabei werden notwendige Zusatzprogramme oder nützliche Websites ebenso berücksichtigt wie der Test-Server zu Hause oder die Suche nach Speicherplatz beim Webhoster. Da der Aufbau einer Website mit Drupal in vielen Punkten eine bestimmte Reihenfolge erfordert, sollte man sich zumindest beim Erstkontakt mit Drupal an der Kapitelfolge orientieren. Dabei kann man entweder parallel zum»lernen«-teil dieses Buches seine erste Website erstellen oder aber den dritten Teil»Anwenden«als Leitfaden nutzen. Bei»Lernen«werden schwerpunktmäßig Grundlagen oder Varianten erläutert und wie Funktionen aufeinander aufbauen.»anwenden«geht hier von den Inhalten und dem Nutzen der geplanten Website aus. 12 Vorwort
Nicht jedes Detail ist erklärt, aber man kann ja auch zurückblättern. Der»Üben«-Teil dazwischen vertieft das Grundlagenwissen des»lernen«-teils und in einem Glossar werden die wichtigsten Fachbegriffe erläutert. Ein Einsteigerseminar ist keine vollständige Referenz. Das heißt, es werden nicht alle in Drupal möglichen Funktionen bis ins letzte Detail erklärt, um nicht vom Stock aufs Stöckchen zu kommen. Das ist aufgrund der Komplexität und vieler externer Zusatzmodule auch kaum möglich. Das ist allerdings nicht schlimm, denn wer die Grundsätze aus den exemplarischen Arbeitsschritten einmal erfolgreich nachvollzogen hat, kann mit etwas Neugier und gesunder Experimentierfreude auch nicht ausdrücklich erläuterte Funktionen selbstständig erkunden. Hier geht es primär darum, das System zum Laufen zu bringen! Gerade ungeduldigen Webmastern, die schnell Ergebnisse sehen und sich nicht lange mit»langweiligen«vorbereitungen und»überflüssiger«planung aufhalten wollen, sei der Zwischenschritt mit einem lokalen Server wie XAMPP ans Herz gelegt, wo ein Fehler nicht gleich zum Desaster führt. Wenn man die im Buch erläuterten Schritte nachvollzieht, steht zum Schluss die eigene Website. Unter http://drupal.org findet man die englische Homepage des Drupal-Projekts, doch es gibt unter http://drupal.org/drupal-7.0/de auch eine kleine deutschsprachige Abteilung. Obwohl das Open-Source-Projekt Drupal»nebenan«in Belgien gestartet wurde, ist dieses CMS hierzulande noch ein Geheimtipp (obwohl von den meisten deutschen Nutzern als»drupal«bezeichnet, müsste es in Anlehnung an den Tropfen eher Druppel heißen). In Übersee und Asien hat man das Potenzial schon länger erkannt und dort ist Drupal erheblich bekannter. Drupal lässt sich leicht installieren und (grund-) konfigurieren, kann aber nicht zuletzt aufgrund vieler zusätzlicher Module zu einem sehr leistungsfähigen System erweitert und individuell angepasst werden, wobei es schnell ans»eingemachte«geht. Da Vorwort 13
die Grundausstattung gegenüber der Konkurrenz eher spartanisch ist, muss man Drupal auch als Framework bezeichnen, auf dem man das Wunsch-CMS mithilfe von Modulen und ggf. eigener Programmierkunst entwickeln kann. Dann ist ein gewisses Grundverständnis von Programmierung und den zugrunde liegenden Internettechniken bei kniffeligen Aktionen empfehlenswert. In einschlägigen Foren gibt es einen regen Gedankenaustausch, kein Grund zur Sorge also, dass man mit einem»elitären«cms bei Problemen im Regen steht. Der Autor Thorsten Luhm M. A. studierte Germanistik, Politologie sowie Controlling in Hannover und arbeitet europaweit als Fachjournalist, EDV-Trainer sowie Berater für Online-PR und Social Media. Den beruflichen Einstieg in die vielseitigen Facetten des Journalismus absolviert Luhm beim Markt-&-Technik-Verlag in München sowie bei der Pressearbeit für die Volkswagen AG in Wolfsburg. Zum Arbeitsgebiet gehören die Recherche technisch-wissenschaftlicher Themen für Tagespresse und Fachzeitschriften. Arbeitsschwerpunkte sind u. a. GPS-Navigation (Buchveröffentlichung»Der große Navi-Guide«), Digitalfotografie, Internet (Buchveröffentlichung»Das Einsteigerseminar Joomla«sowie»Das Einsteigerseminar Drupal«) und Automobil. Die journalistische Tätigkeit wurde mit dem Christophorus- Preis ausgezeichnet. Sie erreichen den Autor über die Business-Portale Xing oder Linkedin. Zielgruppe Anmerkung eines Lesers zum Einsteigerseminar:»Mich wundert es immer, wenn sich Leute Anfänger-Bücher kaufen und sich dann beschweren, dass dort Sachen für Anfänger drinstehen.«14 Vorwort
Das Einsteigerseminar Drupal wendet sich an Nutzer, die erstmals eine Website aufsetzen oder bisher nur ein kleines Projekt in statischem HTML betreuen und mit Drupal 7 nun auf ein dynamisches Content-Management-System umsteigen wollen. Es ist kein Computerkurs für blutige Anfänger, denen man noch das Dateisystem oder das Internet erklären muss, es ist aber auch kein Programmierfreak-Fachbuch! Da Drupal allerdings auch kein Programm ist, das man einfach per Doppelklick vom Desktop aus startet, werden im Vorbereitungsabschnitt ebenso Zusammenhänge zur notwendigen Infrastruktur im Internet erläutert wie hilfreiche Programme vorgestellt. Da manche Links zu weiterführenden Informationen im Internet sehr lang ausfallen können und ein Abtippen oft mühselig und vor allem fehlerträchtig sein kann, gibt es in vielen Fällen zusätzlich Kurzlinks über den Service von www.bit.ly. Die zum Teil kryptische Buchstabenfolge führt dann zum selben Ziel. Auch wenn Besserwisser gern behaupten, ein Drupal-Einsteigerbuch dürfe sich ausschließlich mit dem Backend von Drupal befassen und müsse darüber hinaus auch einem Einsteiger komplizierte Node-, View- und Code-Änderungen erläutern, sollten sich Anfänger mit solchen Details nicht gleich belasten. Schließlich lernt man Autofahren ja auch nicht, indem man in einem auf dem Parkplatz abgestellten Auto anhand der Bedienungsanleitung Knöpfe drückt und sich von einem Mechaniker theoretisch den Wechsel einer Zylinderkopfdichtung erklären lässt. Beim Autofahren wie bei einer Website ist es dagegen unbedingt nötig, auch die Infrastruktur drum herum und die Wechselwirkungen mit anderen Verkehrsteilnehmern kennenzulernen. Deshalb geht dieses Buch gerade weil es ein Einsteigerseminar ist einerseits besonders auf die reine Installation und deren Tücken ein, berücksichtigt andererseits aber auch hilfreiche Software und Strategien für Aufbau und Pflege einer erfolgreichen Homepage. Wer hier im Blindflug nur ein Zufallsergebnis erreicht, wird langfristig keine Freude an dem CMS haben. Trotz aller Basics ist das Einsteigerseminar Vorwort 15
allerdings auch keine Klickanleitung, die man gedankenlos nachmachen kann. Ziel ist es auch, grundlegendes Wissen zu vermitteln. Denn wer die Grundzüge verstanden hat, kann sich bei Problemen oder der Weiterentwicklung selbst helfen und ist nicht auf andere angewiesen. Wer dazu nicht bereit ist, sollte ein fertig konfiguriertes»managed System«mieten, wo dem Webmaster gegen entsprechende Gebühren unangenehme Details vom Halse gehalten werden. Die praktische Arbeit mit diesem Buch ist auch möglich, wenn man noch keinen eigenen Webspace bzw. im Server im Internet hat, denn zu Übungszwecken kann man zunächst komplett lokal arbeiten mehr dazu im Kapitel»Lokaler Webserver XAMPP«. Welche Vor- oder Nachteile die Arbeit mit einer englischen oder deutschen Version hat, wird im Kapitel»Drupal auf gut Deutsch«ausführlich erläutert wer in der Spracheinstellung ein erhebliches Problem sieht, möge sich ruhig vor den ersten Schritten dort vorab informieren. Auch das Thema»deutsche Sprache oder nicht«wird in Bezug auf Fachbücher gern kontrovers diskutiert. Dazu sei zuallererst angemerkt, dass es unglaublich anmaßend ist, von einer international professionell entwickelten, aber dennoch komplett kostenlos vertriebenen Software eine deutsche Lösung auf dem Silbertablett serviert zu erwarten. Zwar bietet Drupal eine»eigentlich«perfekte Lokalisierungslösung, aber in der Praxis kommt es immer wieder zu Problemchen. Soll man da heile Welt spielen und den Einsteiger im Regen stehen lassen, weil man als»profi«vom Idealfall ausgeht, oder vielleicht doch lieber auf mögliche Unannehmlichkeiten und Lösungsansätze hinweisen? Wenn s glatt durchläuft, soll man sich doch freuen, statt über angeblich»unnützes Troubleshooting«zu meckern. Und last but not least wird man abseits weniger deutschsprachiger Quellen immer wieder auf englischsprachige Module, Erläuterungen oder»howtos«stoßen (z. B. bei dem kostenlosen Angebot von Drupal Gardens). Es wäre also ziemlich dumm, den Kopf in den Sand zu stecken und auf seinen Vorurteilen zu 16 Vorwort
beharren. Wenn Englisch tatsächlich eine Sprachbarriere ist, die einem Schweißperlen auf die Stirn treibt, sollte man zuerst das Kapitel»Drupal auf gut Deutsch«lesen, das die unterschiedlichen Möglichkeiten ausführlich erläutert. Es ist halb so schlimm, wie es sich anhört. Die Verwendung eines CMS wie Drupal ist nicht an ein bestimmtes Betriebssystem wie Windows, Linux oder Mac OS gebunden. Wenn's sein muss, kann es auch ein Commodore 64, Amiga oder Atari ST sein, Hauptsache es stehen genug Speicher und alle notwendigen Programme, mindestens jedoch ein Browser nach aktuellem Stand zur Verfügung. Obwohl seit Einführung des Personal Computers das papierlose Büro propagiert wird, sollte man nicht nur konsumieren, sondern auch ein wenig selbst produzieren. Dies betrifft vor allem die Planung wie die Dokumentation der Website. Im Teil»Anwenden«wird dazu exemplarisch die Entwicklung einer Website dargestellt. Darüber hinaus gibt es noch ein paar interessante Alternativvorschläge zum»alles selbst machen«. Website ist übrigens kein Tippfehler von Webseite, sondern meint die Gesamtheit aller Seiten, Funktionen und Elemente. Man könnte auch Homepage sagen. Der deutsche Begriff aus dem Marketingumfeld»Internetauftritt«fühlt sich immer etwas theatralisch an, schlimmer noch die»internetpräsenz«. Als Seite wird dann oft ein einzelner Beitrag oder eine spezielle Ansicht bezeichnet. Auch für ein Einsteigerseminar gilt: Es hilft nicht, das Buch ungelesen unter das Kopfkissen zu legen und zu hoffen, dass das Wissen über Nacht ins Hirn diffundiert. Man muss es durcharbeiten und vor allem nachvollziehen, statt nur zu reproduzieren. Dann hilft ein Einsteigerseminar zu Drupal sogar bei der Installation anderer CMS, weil bestimmte Grundlagen, Zusammenhänge und Vorgehensweisen bei allen sehr ähnlich sind. Vorwort 17