Geschichtliches über die Hofer Kirchenglocken von Hans Medwenitsch im Mai 2015 Die Hofer Kirche hatte bis zum Ersten Weltkrieg vier Glocken. Wann diese geweiht wurden, weiß man leider nicht. Das traurigste Geläut dieser Glocken war am 28. Juli 1914 um 2 Uhr nachts zu hören. Anlässlich des Ausbruchs des 1. Weltkrieges wurden die Glocken eine halbe Stunde lang geläutet. Im Jahr 1916 kam dann der Stellungsbrief für die Glocken, was hieß, dass sie abgeliefert werden mussten, um das Bronze für Kriegszwecke verwenden zu können. Sie wurden entweder am Turm zerschlagen oder hinuntergeworfen. Nur die kleinste der vier Glocken, im Volksmund das Zinnglöckerl genannt, durfte man behalten. Von dieser Glocke weiß man ebenso nicht, woher sie kommt. Man vermutet, dass sie vom Kloster St. Anna in der Wüste stammt, das ist jedoch nicht bewiesen. Die Inschriften an dieser Glocke lauten: Benedictum Sid Nomen Domini (das heißt: Gepriesen sei der Name Gottes ) und Franz Josef Scheichel zu Wien goss mich 1780 Das Relief an der Glocke zeigt den gekreuzigten Heiland. Diese Glocke wird heute noch geläutet, wenn ein Einwohner von Hof verstirbt.
Einer der treibenden Personen nach dem 1. Weltkrieg war der damals in Hof amtierende Pfarrer Franz Storn. Ihm und den Hofern ist es gelungen, rasch wieder Glocken für die Pfarre zu erwerben. Im Dezember 1920 wurden diese drei neuen Kirchenglocken geweiht. Es muss damals ein großes Fest vor der Kirche gewesen sein, obwohl es sehr kalt war und Schnee lag. Wie es auf den Bildern ersichtlich ist, gab es viele Mitwirkende, wie die Patinnen mit ihren Weissmädchen und die Mitglieder der Feuerwehr.
Doch diese drei neuen Glocken hatten keine lange Lebensdauer, sie wurden nur 22 Jahre alt. Grund dafür war der Beginn des Zweiten Weltkriegs, und darum wiederholte sich das Schicksal der Glocken: 1942 kam auch für diese Glocken der Stellungsbefehl und sie mussten abgeliefert werden. Dabei wurden die große und die mittlere Glocke am Turm zerschlagen und die Kleine hinuntergeworfen. Das Material wurde nach Mannersdorf zur Bahn gebracht und abtransportiert. Nur das Zinnglöckerl durften die Hofer wieder behalten. Als der Krieg letztendlich vorbei war, sehnten sich die Hofer wieder nach neuen, eigenen Glocken. In der Wüste am so genannten Puchberg wurden Unmengen an Munition gelagert, und die bestand zum Großteil aus Bronze, dem Rohstoff der Glocken. Zu dieser Zeit war ein Pfarrer namens Franz Frana in Hof tätig. Wie er es mit anderen Hofern angestellt hat, sich diese Munitionsteile anzueignen, weiß man nicht. Dennoch haben sie es geschafft, obwohl die Russen zu dieser Zeit hier Ton angebend waren. So wurden die Munitionsteile mithilfe von Fuhrwerken in den Pfarrgarten gebracht, doch um sie verarbeiten zu können, mussten sie zuerst entschärft werden. Junge Burschen haben sich dieser höchst gefährlichen Arbeit angenommen und die Zünder entschärft, und es grenzt an ein Wunder, dass hierbei nichts und niemand zu Schaden kamen. Das Material wurde dann mit LKWs nach Wien zur Firma Pfundner gebracht, wo es eingeschmolzen und daraus die drei neuen Glocken gegossen wurden. Im Juni 1947 wurden sie schließlich von Hofer Bauern mit Pferden und Wägen in Wien abgeholt und nach Hof gebracht.
Am Ortseingang wurde ein prächtiger Triumphbogen aufgestellt, um die Glocken willkommen zu heißen. Die Wägen mit den Glocken wurden mit Blumen geschmückt und in einem Festzug zur Kirche gebracht. Auf dem Kirchplatz wurden die Glocken dann vom damaligen Dechant Otto Pelucha aus Pottendorf geweiht.
Jede Glocke hatte natürlich eine Patin, die von Weissmädchen begleitet wurde. Für die große Glocke war Fr. Rosa Türk Patin. Fr. Elisabeth Kraus durfte für die mittlere Glocke Patin sein und Fr. Maria Mayer für die Kleine. Zu dieser Glockenweihe sind natürlich auch Ehrengäste nach Hof gekommen. Die Pfarrer aus Mannersdorf und Au sowie die Pfarrer Mentrupp und Frana aus Wien kamen angereist. Franz Frana war der Motor zur Wiederbeschaffung der
Glocken, zum Zeitpunkt der Weihe jedoch war nicht mehr er, sondern Maximilian Rademaker Pfarrer von Hof. Begrüßungsworte sprachen Bürgermeister Josef Türk, Nationalratsabgeordneter Josef Rupp sowie Bezirkshauptmann Patisch. Gedichte wurden vorgetragen von Fräulein Bruckner, Mitzi Tasch, sowie den Kindern Huymaier und Bauer. Zimmerleute, allen voran Hr. Scheibenplug, hatten gemeinsam mit Schlossern aus Hof am Turm bereits den Glockenstuhl für die drei neuen Glocken errichtet. Die Glocken wurden dann einzeln in den Turm gebracht, indem sie mit einem Seil händisch über einen Flaschenzug aufgezogen und am Glockenstuhl verankert wurden. Die Bevölkerung freute sich riesig, und jeder der Anwesenden wollte an dem Seil mitziehen. Noch am selben Abend wurden sie zum ersten Mal geläutet, um allen während des Krieges gefallenen und vermissten Hoferinnen und Hofern zu gedenken. Hier noch weitere Informationen über diese Glocken: Die Große, im Volksmund die 12er-Glocke genannt, wiegt 1200kg und ist dem Hl. Michael geweiht. Sie trägt folgende Inschriften: 1. Band Zum Gedenken der im Kriege Gefallenen Gedenke dass du den Feiertag heiligst 2. Band Gemeinde Hof am Leithaberge 1946 Bürgermeister Josef Türk Vizebürgermeister Josef Prekunitsch Ortsbauerratobmann Ferdinant Pieler
Die Mittlere, auch die 11er-Glocke genannt, wiegt 800kg und ist der Hl. Mutter Gottes geweiht. Die Inschriften auf dieser Glocke lauten: 1 Band Ave Maria mächtigste Schutz uns leih 2 Band Kirchenräte Mayer Leopold Medwenitsch Johann Markowitsch Johann Scheller Anton Mayer Stefan Die kleine Glocke nennt man auch die 10er-Glocke. Sie wiegt 500kg und ist dem Hl. Jesuskinde geweiht. Die Inschriften lauten hier: 1. Band Wirket so lange es Tag ist, es kommt die Nacht wo niemand mehr wirken kann. 2. Band Pfarrer Franz Frana, Maximilian Rademaker Mesner Andreas Huber
(Zeitungsausschnitt von der Glockenweihe)
(derzeitige Aufhängung der Glocken am Turm) Zunächst wurden die Glocken mit einem Seil geläutet. 1963 wurde das Geläut dann durch Initiative des damaligen Pfarrers Klein elektrifiziert. 2010 wurde die Elektrik dann erneuert und ein neuer Antrieb der Glocken eingebaut. Hoffen wir, dass uns der Klang unserer Glocken noch viele Jahre lang begleitet und dass sie nur zu friedlichen Zwecken geläutet werden. Danke an alle, die mir durch schriftliche und mündliche Überlieferungen bei diesem Beitrag geholfen haben.