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Transkript:

Dienstag, 14.09.04, Santorin Protokoll: U. Ludwig, M. Hamm Mit der Fähre Flying Cat IV (Hellas Flying Dolphins) fuhren wir um 9.25 Uhr ab Iraklion (Kreta) in Richtung NNW nach Santorini (an 11.25 Uhr). Dort wurden wir mit dem hoteleigenen Bus abgeholt und zum Hotel Babis (Katerados, 84700 Santorini, 160 m ü. NN) gebracht. Nach der Mittagspause ging es um 14 Uhr per Hotelbus nach Thira. Aufschluß 14.1: Promenade von Thira (14:19 Uhr, 225 m ü. NN) Einführung in die Geologie von Santorin Santorin liegt ca. 200 km südöstlich von Griechenlands Hauptstadt Athen im ägäischen Meer als südlichste Insel der Kykladen (Abb. 14.1). Abb. 14.1: Übersichtskarte über die Ägäis, Santorini in rot dargestellt. (aus: DRUITT et al.: Santorini Volcano, 1999). Durch die Ägäis zieht sich ein 20 km breiter Bogen mit 12 rezenten Vulkanzentren. Er tritt auf den Inseln Nisiros, Santorin, Milos und Ägina an die Oberfläche. Dieser vulkanische Bogen der hellenisch-ionischen Subduktionszone enthält kalalkaline Produkte (Andesite, Rhyodazite). Die subduzierte Platte liegt in 120 km Tiefe unter diesem Bogen und wird mit 5-6 cm/a subduziert. Die Benioff-Zone fällt mit 30 nach NW ein. Die Mächtigkeit der kontinentalen Kruste in der Ägäis beträgt etwa 20-32 km Im Oligozän/Miozän befand sich der magmatische Bogen weiter im NE, man hat ein Wandern der vulkanischen Aktivität von N nach SW festgestellt. Die eurasische Platte wandert mit 1 cm/a nach SW, die Kompensation dieser Bewegung in der Ägäis erfolgt durch mit dextralen Blattverschiebungen. Santorini befindet sich auf einer dieser Blattverschiebungszonen. Der Vulkanismus auf Santorini hat im Pliozän frühestens vor ca. 2 Ma, intensiv aber erst ab 550 ka begonnen. Große plinianische Ausbrüche erfolgten hier zyklisch alle 20-30000 Jahre und förderten mehrere 10er Kubikkilometer Magma. Sie hinterließen nacheinander vier große Calderen. Santorini besteht aus mehreren Inseln: Thera, der Hauptinsel, Therasia, Aspronisi, die die jüngste Caldera umgeben sowie die neuen Inseln

Palea Kameni und Nea Kameni in der Mitte der Caldera. Zur Stratigraphie und Vulkangeschichte siehe S.80/81 Exkursionsführer. Aufschluß 14.2: Alter Hafen von Thira (15:13 Uhr, 5 m ü. NN) In der Steilwand unterhalb des Hauptortes Thira sind 300000 Jahre Vulkangeschichte erhalten. Im Süden des alten Hafens kann man an einer Steilwand vier Einheiten erkennen, von denen die drei ältesten zum frühesten explosiven Zyklus gehören: ganz unten die Kap Thermia 1-Einheit (345 ka), darauffolgend die Andesite von Kap Alonaki (224 ka). Im Hangenden steht der Untere Bimssteinhorizont (ca. 203 ka) an, nach einer Diskordanz gefolgt vom Kap Thera-Tuff und schwarzen Aschelagen (56 ka). Nach oben hin schließt sich der Mittlere Bimssteinhorizont an (auf dem Bild nicht zu sehen). Die Diskordanz zeigt die früheste Calderenbildung vor ca. 100 ka an. Der Kap Thermia-Tuff ist hier besonders mächtig (bis 60 m) und ist ein Lapillituff. Es sind unverschweißte Glutwolkenablagerungen, die eine heterogene Zusammensetzung haben. Zum Komponentenspektrum gehören Bimse und Lithoklasten (Quarzite) aus dem Untergrund. Anhand des Fragmentierungsgrads kann man die Stärke des Ausbruchs bestimmen. Die dunkleren andesitischen Laven stammen aus einem jüngeren Ausbruch (ca. 224 ka) mit Ausbruchszentrum in der Nähe von Thira. Abb. 14.2: Kap Thermia. Foto: J. Kröchert. Der untere Bimssteinhorizont als markanter Leithorizont ist deutlich zu sehen Aufschluß 14.4: Alter Hafen von Thira - Kap Thira-Ignimbrit (16:01 Uhr, 10 m ü NN) Im nördlichen Hafenteil des alten Hafens von Thira steht der leicht verschweißte Kap Thira- Ignimbrit an (basaler Teil ap4, Abb. 14.3), der zum zweiten explosiven Zyklus gehört. Es handelt sich dabei um andesitische bis dazitische Pyroklastika von 60 m Mächtigkeit. Es folgt darüber eine hellrosa-farbene Tuffbrekzie aus einer feinkörnigen Matrix mit vielen cm-großen Bimsen und andesitischen Lapilli. Das Gestein ist blasenreich und die Komponenten sind

nicht verschweißt. Viele Komponenten sind gefrittet und verwittern schneller. Bomben und Blöcke sind selten. Sie wurden in der Glutwolke mitgerissen. Abb. 14.3: Kap Thira-Ignimbrit. Foto: M.Hamm. Aufschluß 14.5: Jakobsweg hinauf nach Thira schwarze Lage (16:24 Uhr, 45 m ü NN) Ebenfalls zu ap4 gehört der schwarze verschweißte Tuff. Es sind Ablagerungen der plinianischen Phase der Eruption unterhalb des mittleren Bimssteinhorizontes. Das massive Gestein hat einen sehr hohen Anteil an Glas und geplätteten Bimsen. Aufschluß 14.6: weiter Jakobsweg nach oben Mittlerer Bimshorizont (16:35 Uhr, 60 m ü NN) Im Hangenden der schwarzen Lage folgt eine lithische Brekzie, die von pyroklastischen Strömen der Mittleren Bimsstein-Eruption stammt (60 ka). Das Komponentenspektrum ist heterogen, die Korngröße geht von Lapilli bis zu Blöcken. Das Gestein weist einen geringen Grad an Verschweißung auf. Die hohe Anzahl von Blöcken weist darauf hin, dass das Eruptionszentrum nicht weit entfernt war (Abb. 14.4). Diese Ablagerungen sind hier unterhalb von Thira ca. 60 m mächtig.

Abb. 14.4: Abfolge im alten Hafen von Thira. Foto: M. Hamm. Aufschluß 14.7: Jakobsweg weiter oben Antidünen (16:58 Uhr, 85 m ü NN) Einige Meter weiter oben stehen braune Lapillituffe an. Sie gehören stratigraphisch noch zum Mittleren Bimshorizont. Man kann deutlich eine sehr flache Schrägschichtung erkennen, wobei sich einzelne Lagen abschneiden. Die Komponenten sind gradiert, zum Teil sogar innerhalb der einzelnen Lagen. Es handelt sich wahrscheinlich um Antidünen, die extrem hohe Geschwindigkeiten der pyroklastischen Ströme anzeigen und gegen die Strömungsrichtng wandern (Abb. 14.5). Abb. 14.5: Antidünen im mittleren Bimshorizont. Foto: J. Kröchert.

Aufschluß 14.8: weiter Jakobsweg Skaros-Laven (17:17 Uhr, 145 m ü NN) Es folgt eine im Gelände schwer erkennbare Diskordanz infolge der Bildung einer zweiten Caldera vor ca. 50 ka, auf der sich die Laven des Skaros-Vulkans ablagerten. Die Skaros- Laven (as2) sind aus Andesiten und Basalten aufgebaut. Sie sind bis zu 300 m mächtig, streichen an dieser Stelle jedoch nur mit ca. 25 m Mächtigkeit aus. Der Skaros-Vulkan mit Zentrum nördlich von Thera baute sich als Schildvulkan innerhalb der zweiten Caldera auf und erreichte maximal 350 400 m Höhe über dem Meeresspiegel. Die Skaros-Laven werden von Rhyodaziten des Therasia Domkomplexes überlagert. (siehe Abb. 14.6; 21 ka) Abb. 14.6 Um 17:30 Uhr wurden wir vom Babis-Bus abgeholt und hatten Feierabend.