Bitraten, Codecs und Container Sicherung von digitalen und digitalisierten AV-Materialien im Landesarchiv Baden-Württemberg
Audiovisuelle Bestände beim Landesarchiv BW Audiovisuelles Archiv des Landesarchivs Baden- Württemberg (angesiedelt beim Hauptstaatsarchiv Stuttgart) seit 1989, AV-Überlieferung reicht wesentlich weiter zurück Ältestes Tondokument aus dem Jahr 1890 Ältestes Filmdokument aus dem Jahr 1908
Audiovisuelle Bestände beim Landesarchiv BW Wichtige Provenienzen - Rundfunkanstalten (v. a. SWR und seine Vorgängeranstalten SDR und SWF) - Baden-Württembergischer Landtag - Behördenüberlieferung - Politische und private Nachlässe - Politische Parteien - Vereine und Verbände
Audiovisuelle Bestände beim Landesarchiv BW Wichtige Kategorien - Rundfunk- und Fernsehmitschnitte - Ton- und Videomitschnitte von Landtagssitzungen - Ton- und Videomitschnitte von Veranstaltungen (z. B. Theateraufführungen) - Ton- und Filmdokumentationen - (Wahl-) Werbespots - Im Großen und Ganzen nicht vorhanden: Professionelle Produktionen (Broadcastingbereich)
Audiovisuelle Bestände beim Landesarchiv BW Analoge Ausgangsformate: - Tonbänder, Schallplatten, Kompaktkassetten - Normal-, Super-8, 16/35 mm- und U-Matic-Filme - VCR-, Betacam- und (S)VHS-Videokassetten
Audiovisuelle Bestände beim Landesarchiv BW Digitale Ausgangsformate: - DAT-Kassetten (digitales Signal auf analogem Träger) - CD-ROMs - DVDs - BlueRays
Digitalisierung (allgemein) Seit 2001: Konsequente Digitalisierung - Kleinere Bestände mit Ausnahme der 35mm-Filme in Eigenregie - Größere Bestände durch Dienstleister - Provisorische Ablage auf NAS-Server mit Sicherung auf externen Festplatten - Bisher: MOV/MPEG2
Digitalisierung (allgemein) Digitalisierungszweck - Vermeidung der Obsoleszenz der Ausgangsträgermaterialien (Kompaktkassetten, DATs, VHS/SVHS- Kassetten, ) - Vereinheitlichung der Formate und damit der Archivierungsprozesse - Möglichkeit der späteren Datenmigration (Emulation i. d. R. weniger sinnvoll)
Digitalisierung (Audio) Digitalisierungsparameter für Audiodateien - Zielformat: WAVE (*.wav) -> Containerformat - Audiocodec: PCM - Abtastrate: 48 khz - Audiobitrate: 16 Bit
Digitalisierung (Audio) Vorteile des WAVE-Formats: -in der Fachwelt als langzeittauglich anerkannt -weit verbreitet -unkomprimiert -robust -offene Spezifikation -keine Lizenzgebühren Einzig ernsthafte Alternative: FLAC -geringere Dateigrößen als WAVE -jedoch weniger verbreitet
Digitalisierung (Audio) - In manchen Empfehlungen werden höhere Frequenzen (96 oder 192 khz) und Bitraten (24 oder 32 Bit) oder das BWF-Format (Broadcast Wave) genannt - Nur bei professionellen Aufnahmen (z. B. Klassik- Konzerte) sinnvoll, ansonsten
Digitalisierung (Video) - Kein allgemein anerkanntes bzw. standardisiertes Archivierungsformat für den Bereich Film und Video - Derzeit Ausarbeitung von Empfehlungen u. a. durch Ausschuss Bestandserhaltung der KLA Nestor AG Media (Beteiligung LABW) Österreichische Mediathek 12
Digitalisierung (Video) Anforderungen an langzeittaugliche Formate - Weite Verbreitung - Offene Spezifikation - Robustheit - Kompressionsalgorithmus möglichst ressourcenschonend und gleichzeitig möglichst verlustfrei 13
Digitalisierung (Video) Kandidaten für Formate: Material Exchange Format (MXF) Matroska (MKV) Audio Video Interleave (AVI) Kandidaten für Codecs: IMX50 (in Verbindung mit MXF) FFV1 Version 3 (verlustfrei, in Verbindung mit AVI/MKV) 14
Digitalisierung (Video) - Bei allen Kandidaten handelt es sich um offene, lizenzfreie Containerformate - MXF: Entwicklung aus dem Broadcasting-Bereich (seit 2003), SMPTE*-Standard (aber nicht DIN/ISO!) - AVI: Microsoft-Entwicklung (seit 1992) - MKV: Entwicklung von Matroska.org (seit 2003) - FFV1 Version 3 (von FFMPEG entwickelt) ist ein verlustfrei komprimierender Codec *Society of Motion Picture and Television Engineers 15
Digitalisierung (Video) MXF/IMX50: - Insbesondere in Rundfunkarchiven eingesetzt - Teilweise auch von klassischen Archiven favorisiert - Support durch zahlreiche Firmen, aber vermutlich teuer - Kostenlose Tools (z. B. Abspielsoftware zur Qualitätsprüfung, Konverter, ) nur schwer verfügbar - Digitalisierung/Konvertierung in Eigenregie schwieriger - Komplexität des Formats/Codecs - Lohnenswert für klassische Archive??? 16
Digitalisierung (Video) AVI/FFV1: - In der Österreichischen Mediathek eingesetzt - Support gewährleistet - Freie Tools (z. B. Konverter, Abspielsoftware zur Qualitätsprüfung, ) verfügbar (z. B. FFMPEG-Suite) - Digitalisierung/Konvertierung ggf. auch als Eigenleistung möglich (z. B. mit FFMPEG) - AVI bereits 1992 entwickelt, daher bewährt, aber dafür etwas veraltet - FFV1: Sehr gute Kompressionsrate, Unterstützung durch FFMPEG-Toolkit, FFV1V3 verlustfrei komprimiert 17
Digitalisierung (Video) MKV/FFV1: - Von der Nestor AG Media favorisiert - Support gewährleistet - Freie Tools (z. B. Konverter, Abspielsoftware zur Qualitätsprüfung, ) verfügbar (z. B. FFMPEG-Suite) - Digitalisierung/Konvertierung ggf. auch als Eigenleistung möglich (z. B. mit FFMPEG) - Neuer, aber komplexer als AVI (seit 2003), zunehmende Implementierung in gängige Software, kann viele Arten von Metadaten aufnehmen 18
Digitalisierung (Video) Allgemeine Fragestellungen/Probleme: - Fehlende Standardisierungen (MXF als ISO-Standard vorgeschlagen) - Unkomprimierte und verlustfrei komprimierte Codecs führen auch bei guter Kompressionsrate immer noch zu einem vergleichsweise hohen Speicherbedarf (25-30 GB/h) - Unterschiedliche (Qualität der) Ausgangsmaterialien -> Hinterfragung eines einheitlichen Zielformats? 19
Digitalisierung (Video) - Zwischenlösung im LABW: Digitalisierung/ Konvertierung nach MKV/H.264 (verlustbehaftet - verlustfreie Version von H264 vorhanden, aber langsamer als FFV1V3, schwächere Kompressionsrate und von vielen Applikationen nicht unterstützt) - H.264: standardisierter, weit verbreiteter (Youtube!) und robuster Codec - Deutlich kleinerer Speicherbedarf als bei FFV1V3 20
Digitalisierung (Video) - Vorüberlegungen/Thesen: - Ausgangsmaterialien in klassischen Archiven i. d. R. nicht aus dem Broadcastingbereich, ohnehin oft verlustbehaftet komprimiert - Ein leichter Verlust wird in Kauf genommen, um später auf eine technisch bessere Lösung zurückgreifen zu können - Bereits digitalisierte Materialien (MPEG-2) werden vorerst nicht konvertiert - Aber: Technische Entwicklung muss besonders genau beobachtet werden 21
Digitalisierung (Video) - Storage wird künftig voraussichtlich billiger -> Migration in einen verlustfreien Codec kann dann bei voraussichtlich nicht spürbarem Qualitätsverlust nachgeholt werden - Neuere Formate werden künftig technisch besser sein (weniger Artefakte/systematische Fehler) - Bewusstsein für die Langzeitarchivierung wird in der IT Branche allgemein und im Speziellen bei potenziellen Dienstleistern steigen 22
Nutzungsformate - Als Nutzungsformate eignen sich i. d. R. gängige, verlustbehaftet komprimierte Formate und Codecs, z. B. - Audio: MP3, 44,1 khz, 16 Bit - Video: MP4/H.264 mit entsprechend komprimierter Audiobitrate 23
Langzeitsicherung - Aus obsoleten Datenträgern digitalisierte AV-Materialien werden im Digitalen Magazin (DIMAG) abgelegt - DIMAG gewährleistet alle wichtigen Prozesse der digitalen Archivierung nach dem OAIS-Referenzmodell - Formaterkennung, Validierung und Metadatenextraktion mit Hilfe von MediaInfo (PRONOM/DROID bzw. JHOVE i. d. R. unzureichend) - Das PREFORMA-Projekt der EU bietet inzwischen mit MediaConch eine Weiterentwicklung von MediaInfo an (besonders gut geeignet zur Validierung von MKV/FFV1) 24
Technische Metadaten - Dateiformat und -größe - Hashwert (MD5) - Formatklassifikation - Mime-Type - Abspieldauer - Gesamt-, Audio- und Videobitrate - Anzahl der Kanäle (mono/stereo) - Audio-/Videocodec 25
Technische Metadaten - Audio-Abtastrate - Farbmodell (Video) - Seitenverhältnis (Video) - Bildfrequenz (Video) - Bildhöhe/-breite (Video) 26
Zusammenfassung - Audio: Weitgehende Einigkeit in der Formatfrage - Video: Mehrere Formate und Codecs denkbar, die jeweils Vor- und Nachteile haben - Überschaubare Dateigrößen lassen sich i.d.r. nur durch Komprimierung erreichen - Verlustfrei komprimierende Codecs sind grundsätzlich immer die bessere Lösung, das Kosten-Nutzen- Verhältnis aber nicht immer optimal - LABW verfolgt auf Grund fehlender Storagekapazitäten derzeit eine Zwischenlösung 27
Hilfreiche Links - Katalog archivischer Dateiformate der KOST (http://www.kost-ceco.ch/wiki/whelp/kad/index.php) - Comparing video codecs and containers for archives (Österreichische Mediathek, http://download.daswerkstatt.com/pb/mthk/info/video/comparison_video_ codecs_containers.html#codec_tests) 28
Hilfreiche Links - Ole Fischer, Überlegungen zum Umgang mit digitalisierten und digitalen AV-Aufzeichnungen im Landesarchiv Baden-Württemberg (http://www.landesarchivbw.de/sixcms/media.php/120/57172/transferarbeit201 4_Fischer.pdf) - Peter Bohl und Johannes Renz, AV-Unterlagen für DIMAG (http://www.staatsarchiv.sg.ch/home/auds/16/_jcr_con tent/par/downloadlist_2/downloadlistpar/download_1. ocfile/bohl_renz_av-unterlagen_fuer_dimag.pdf) 29
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Johannes Renz -Dipl.-Archivar (FH) - Landesarchiv Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart Konrad-Adenauer-Str. 4 70173 Stuttgart Tel.: 0711/212-4330 E-Mail: johannes.renz@la-bw.de 30