Histologie des Epithelgewebes. Äußere und innere Oberflächen des Körpers

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Transkript:

Histologie des Epithelgewebes Das Epithel ist Grenzflächengewebe der inneren und äußeren Körperoberfläche, einschließlich der Auskleidung in den Gefäßen (Blut- und Lymphgefäße). Epi, lat. oben auf, steht für den Teil, der den Abschluss zur Oberfläche (Grenzfläche) bildet. Das Epithel sitzt stets auf einer bindegewebigen Unterlage. Bei inneren Körperoberflächen ist dies das Stratum fibrosum (Stratum, lat, das Lager und fibra, lat. die Faser). Bildet das Epithel den Abschluss einer äußeren Oberfläche, so befindet es sich auf der Lamina propria (Lamina, lat. die Platte und proprius, lat. allein zu mir gehörend). Das Epithelgewebe sitzt stets einem Bindegewebe auf und bildet die Grenzfläche der Organe bzw. des Organismus. Äußere und innere Oberflächen des Körpers Beispiele für innere und äußere Körperoberflächen äußere Oberfläche innere Oberfläche Harnblase, Übergangsepithel Blutgefäße (Endothel) Verdauungskanals, Mukosaepithel Bauchfell/Rippenfell (Mesothel) Atmungsapparats, repiratorisches Epithel Organkapseln (Stratum epitheliale) Zusammenfassung Die epitheliale Auskleidung der Blut- und Lymphgefäße erfolgt durch Endothelzellen. Mesothelien bilden den Abschluss innerer Körperoberflächen. Innerhalb des Körper grenzt sich jedes Organ durch ein Epithel ab (Stratum epitheliale). Der Bau des Epithels äußerer Oberflächen ist auf die entsprechende Funktion abgestimmt. Das Epithelgewebe grenzt uns gegenüber der Umwelt ab und teilt, gemeinsam mit dem Bindegewebe, den Körper in verschiedene Bereiche. Für ein biologisches System reicht die Abgrenzung allein nicht aus. Kennzeichnend für das Leben ist die Wechselwirkung zwischen Individuum und Umwelt. Dabei verlangt die Verschiedenartigkeit der Umgebung eine Anpassung des Epithels. So erlaubt das Grenzflächengewebe des Atmungsapparats den Gasaustausch, das Epithel im Dünndarm vollzieht die Resorption von Nährstoffen und das Grenzflächengewebe in der Harnblase toleriert osmotische Schwankungen und passt sich dem Füllungszustand des Organs an. Die verschiedenen Bauformen des Epithels sind des Ergebnis des Evolutionsdrucks, der Anpassung an die Umweltbedingungen durch Spezialisierung. Einfache Lebewesen, wie beispielsweise Fadenwürmer, benötigen nur zwei verschiedene Typen von Epithelzellen, um dem Evolutionsdruck standzuhalten.

Bauformen des Epithelgewebes 1. Einschichtiges Epithel platte Epithelzellen, kubisches Epithel, prismatisches Epithel 2. Mehrschichtiges Plattenepithel 3. Übergangsepithel 4. Einreihiges Epithel 5. Mehrreihiges Epithel Das Endothel (platte Epithelzellen) Abb. 1 Arteriole Mensch, immunhistologische Darstellung von Aktin, Kerne Hämalaun Mehr als nur eine Barrierefunktion Die innerste Zellschicht der Gefäße erreicht beim Erwachsenen 500 Quadratmeter. Das Endothel trennt das versorgende und entsorgende Organ Blut von den anderen Geweben. Es bildet eine schützende Barriere vor Fremdstoffen und Tumorzellen, verfügt über selektive Transportmechanismen und synthetisiert wichtige metabolisch und endokrin wirksame Substanzen. Endothelien regulieren den Tonus der Gefäße durch Bildung von Stickoxid (NO) und Prostacyclin zur Vasodilatation. Endothelin ist ein aus 21 AS bestehendes Peptid zur Gefäßverengung (Vasokonstriktion) und wird vom Endothel und der glatten Muskulatur gebildet. Der Rezeptoren für Endothelin befinden sich in der Aorta und in den Arterien und Venen des Herzens. Endothelin ist an der Hypertonie und Atherogenese beteiligt: Offen ist, ob es zur Krankheitsursache zählt oder als Marker die Erkrankung widerspiegelt. Durch Zigarettenrauch steigt der Endothelinspiegel bereits nach 10 Minuten an.

Abb. 2 fenestrierte Kapillare im Knochenmark der Ratte Die Kapillare wird von einer Endothelzelle gebildet. Im Lumen liegt ein Erythrozyt. Die amorphen Gebilde um die Blutzelle herum sind die Proteine des Blutplasmas. Das Endothel des Gehirns Das gesamte Blutgefäßsystem des Gehirns umfasst etwa 600 km mit 6 000.000.000 Endothelzellen. Lückenlos verfugt bilden die porenfreien Zellen auf rund 15 Quadratmetern die Blut-Hirn- und die Blut-Liquor-Schranke. Die Interzellularspalten sind durch tight junctions (zonula occludentes) verschlossen. Fenestriert sind lediglich die den Plexus choreoideus und die Hypophyse versorgenden Kapillaren. Lipophile Substanzen (Bilirubin, Alkaloide) können das Endothel durch Diffusion leichter durchdringen als hydrophile (Ionen): Selbst Wasser passiert das Endothel nicht ungehindert. Die zerebralen Endothelzellen regulieren den Transport durch energieunabhängige und gepumpte Mechanismen. Energieunabhängige Transportsysteme gibt es für: Glukose, Aminosäuren, Lactat, Pyruvat, Hydroxybutyrat, Adenin, Guanin, Nucleoside, Vitamine, Zink, Mangan, Selen u.a. Der Transport erfolgt substratspezifisch durch Trägerproteine und Tunnelproteine. Pumpmechanismen für energieabhängigen Transport bestehen für: Na+, K+, Ca2+, das Alaninsystem für neutrale Aminosäuren sowie für die Botenstoffe Adrenalin, Noradrenalin und Serotonin. Das kubische Epithel Die Basalzellen im mehrschichtigen Plattenepithel haben häufig eine kubische Gestalt. Auch in einem mehrreihigen Flimmerepithel sind kubische Basalzellen zu beobachten. Strukturen, die aus kubischen Zellen bestehen sind beispielsweise Endstücke seröser Drüsen und Ausführungsgänge von Drüsen.

Abb. 3 Gallengang Mensch, HE Abb. 4 Prismatisches Epithel (einreihiges Epithel) Die langgestreckten Zellen sind besonders für die Sekretion sowie Resorption geeignet. Typisch ist ihr Vorkommen im Darm aber auch in anderen Organen wie Tuba uterina oder Uterus. Abb. 5 sekretierende Zellen Abb. 7 Gallenblase Mensch, Kernechtrot/Alzianblau Mitose einer Reservezelle Reservezellen dienen der Regeneration (Markierung). Abb. 6 Duodenum Mensch, HE

Mehrreihiges Epithel Mehrreihiges Epithel tritt im menschlichen Körper an zahlreichen Orten auf. Große Ausführungsgänge von Drüsen besitzen diese Auskleidung ebenso wir Nebenhoden oder der Respirationstrakt: letzterer soll zur Verdeutlichung des Baus dienen. Abb. 8 Bronchie Ratte, Kernechtrot/Alzianblau Der blau gefärbte Schleim in den Becherzellen dominiert die Abbildung. Zilien und Zellkerne sind gut differenzierbar. Abb. 9 grafische Darstellung Schematische Anordnung der Zellrassen, die sich in Basalzellen, Intermediärzellen, bewimperte Zellen und Becherzellen unterteilen. Aus einer Basalzelle kann sich jede weitere Zelle des Epithels differenzieren. Der Begriff Zellrasse bezeichnet diese Fähigkeit treffend. Interessant ist die Tatsache, dass beispielsweise bei einer Erkältung die Basalzellen stärker zu Becherzellen proliferieren als üblich. Abb. 10 Die digital bearbeitet Aufnahme verdeutlicht die zart Gestalt der Flimmerzellen.