Mittelalter Zeitstrahl Entstehung der Judenfeindschaft

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Transkript:

Mittelalter Zeitstrahl Entstehung der Judenfeindschaft Die Teilnehmenden diskutieren anhand von Bildern aus dem Mittelalter zentrale Aspekte des christlichen Antijudaismus. Ziele Vermittlung von Geschichte und Ursprüngen der Judenfeindschaft, des christlichen Antijudaismus Vermittlung von geschichtlichen Zusammenhängen und Entwicklungen Rahmenbedingungen Zeit 60 Minuten Gruppengröße 7 15 (größere Gruppen teilen) Material Texte, Bilder, Eckdaten und Quellen für den Zeitstrahl Klebeband, Pinnwände, Packpapier Raum ein Raum mit Stuhlkreis Ablauf der Übung Nach einem Brainstorming in der Gesamtgruppe zum Thema Mittelalter werden der Gruppe 7 verschiedene Bilder (Kreuzzug, Ritualmord etc.) vorgelegt.

Die Teilnehmenden erhalten je nach Gruppengröße für sich allein oder zu zweit ein Bild mit der jeweiligen Beschreibung. Nun wird gemeinsam in der Gesamtgruppe ein Zeitstrahl erstellt, beginnend mit dem ersten Kreuzzug 1096, dann 1144 erste Ritualmordlüge etc. Die Teilnehmenden stellen der Gruppe jeweils ihr Bild und das auf ihm dargestellte Ereignis vor, die übrigen Teilnehmenden und die Moderation ergänzen geschichtliches Wissen oder stellen bei falschen Zuordnungen Sachverhalte richtig. Im Verlauf der Vorstellung der Arbeitsergebnisse werden nach und nach Kontinuitäten und Entwicklungslinien von Antijudaismus und sowie von einzelnen Stereotypen sichtbar. Anschließend wird der Zeitstrahl an der Wand aufgehängt, sodass während des Seminars auf ihn zurückgegriffen werden kann. Die Moderation sollte sich gut mit der Geschichte des christlichen Antijudaismus und auskennen. Zur Vorbereitung kann der einleitende Text in Geschichte und Gegenwart aus der Methodensammlung Woher kommt der Judenhass? (s.u.) gelesen werden. Und natürlich muss die Moderation die Texte, die die Teilnehmenden erhalten, gut kennen und auf geschichtliche Fragen vorbereitet sein. Auswertung Gruppengespräch mit der Frage: Was für neue Erkenntnisgewinne hat Ihnen diese Übung gebracht?

Gedanken und Fragen, die die Teamenden in die Diskussion einbringen können Die Moderation sollte selbst ein Basiswissen über die Kontinuität der Judenfeindlichkeit als eine 2000 Jahre alte Ausgrenzungsideologie und praxis haben, die bis zum Massenmord reichte. Ebenso sollte die Moderation über die Aktualität der Bilder informiert sein. Beides kann sie in die Auseinandersetzung mit den Teilnehmenden einfließen lassen. Vorschläge für Weiterarbeit Es bietet sich an, die Methode Erscheinungsformen anzuschließen, da hier Aktualisierungen der mittelalterlichen Judenfeindschaft wie z.b. Verschwörungstheorien deutlich werden. Auch wird der christliche Antijudaismus um weitere Formen der Judenfeindschaft ergänzt. Quelle /Tacheles Reden! e.v. (Hrsg.) (2007): Woher kommt Judenhass? Was kann man dagegen tun? Ein Bildungsprogramm. Materialien, Methoden und Konzepte, mit CD-ROM, Mühlheim an der Ruhr. Die Methodensammlung ist vergriffen, Restexemplare sind jedoch über www.bildungsbausteine.de erhältlich.

Material-Anhang Ereignis Bildunterschrift Quelle 1096: Erster Kreuzzug Drei Juden, erkennbar an den Boonstra, Janrense/Jansen, Hüten, werden von zwei Hans/Kniesmeyer, Joke: Kreuzrittern mit dem Schwert Antisemitism, Anne Frank getötet, Bibelillustration, Foundation, Amsterdam 1993, Frankreich ca. 1250. S. 27, (Bibliothèque National, Paris) 1144: Erste Der vermeintliche Ritualmord im Boonstra, Janrense/Jansen, Ritualmordlüge Jahr 1475 an dem dreijährigen Hans/Kniesmeyer, Joke: Simon van Trente, Deutschland Antisemitism, Anne Frank 1493. Foundation, Amsterdam 1993, S. 32 (Comay, Joan: The Diaspora Story. The Epic of the Jewish People among the Nations, Jerusalem 1981) Ab 13. Jahrhundert: Bild Abbildung auf einer deutschen http://www.friends- der Judensau Spielkarte, 15. Jahrhundert. partners.org/partners/beyondthe-pale/eng_captions/132.html 11. 13. Jahrhundert: Ein jüdischer Geldhändler und Boonstra, Janrense/Jansen, Entstehung von Zünften ein deutscher Bauer, Augsburg, Hans/Kniesmeyer, Joke: für Handwerker, aus 1531. Antisemitism, Anne Frank denen Juden Foundation, Amsterdam 1993, ausgeschlossen waren S. 37

1348 50: Pestpogrome Juden werden aufs Rad www.edjewnet.de, geflochten und mit brennenden Fackeln gefoltert, um von ihnen Burmeister, Karl: medinat das Geständnis der bodase. Zur Geschichte der Brunnenvergiftung zu erzwingen. Juden am Bodensee, 1200 1349, Bd. 1, Konstanz 1994, S. 7 Der christliche Inquisitor deutet auf ein Säckchen mit Gift hin, das im Haushalt eines jüdischen Arztes jederzeit leicht zu finden war, Holzschnitt von 1475. 13. 16. Jahrhundert: Pamphlet über eine Wurmbrand, Max/Roth, Cecil: Hostienschändung vermeintliche Hostienschändung Das Volk der Juden. 4000 Jahre in Passau (Bayern), 1478 (im Kampf ums Überleben, Original noch zwei weitere Dreieich, 1980 Zeilen). 1215: 4. Laterankonzil: Frühe Darstellung von Juden mit Gidal, Nachum T.: Die Juden in Kennzeichnungspflicht Spitzhut gemäß der Anordnung Deutschland von der für Juden und Jüdinnen von Papst Innozenz III. auf dem Römerzeit bis zur Weimarer sowie Muslime und Laterankonzil von 1215 (aus dem Republik, Gütersloh 1988, S. 30 Musliminnen 13. Jh.).

1144: Erste Ritualmordlüge Der Junge William aus der Stadt Norwich in England wird tot aufgefunden und die Juden der Stadt des Mordes an ihm beschuldigt. In den folgenden Jahrhunderten kommt es immer wieder zu solchen Vorwürfen. Den Juden wird unterstellt, dass sie das Blut christlicher Knaben für das Backen ihres Brotes (Mazze) verwenden würden.

1215: 4. Laterankonzil: Kennzeichnungspflicht für Juden und Jüdinnen sowie Muslime und Musliminnen Die Kirche bestimmt im bedeutendsten Konzil des Mittelalters die Juden und Jüdinnen als ausgegrenzte Gruppe. Sie mussten sich in ihrer Kleidung durch das Tragen von Spitzhüten und des gelben Flecks oder gelben Kreises von den Christ_innen unterscheiden. Sie wurden aus öffentlichen Ämtern ausgeschlossen.

11. 13. Jahrhundert: Entstehung von Zünften für Handwerker, aus denen Juden ausgeschlossen waren Juden können nicht mehr als Handwerker tätig sein und können nur noch Geld-, Pfand- und Kleinhandel ausüben. Der Vorwurf des Wucherers entsteht. Christ_innen ist es von der Kirche verboten, Zinsen zu nehmen.

13. 16. Jahrhundert: Hostienschändung Juden und Jüdinnen wird vorgeworfen, Hostien, die beim Abendmahl den Leib Christi symbolisieren, zu durchstechen und damit Jesus Christus erneut zu töten. Aufgrund dieser Vorwürfe kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Juden und Jüdinnen.

1348 1350: Pestpogrome In Europa bricht die Pest aus. Den Juden und Jüdinnen wird vorgeworfen, durch die Vergiftung von Brunnen dran schuld zu sein. Viele jüdische Gemeinden in Europa werden vernichtet.

Ab dem 13. Jahrhundert: Bild der Judensau Juden und Jüdinnen werden in inniger Nähe mit Schweinen abgebildet, obwohl laut jüdischer Religion jeglicher Kontakt mit Schweinen vermieden werden soll, da diese als unrein gelten. Seit dem 13. Jahrhundert war die sogenannte Judensau Bestandteil des Figurenschmucks vieler Dome, Kirchen und Rathäuser, der zum Teil bis heute nicht entfernt worden ist.