Sonderdruck. Schneller gesund bleiben. Häckslerketten virtuell gekoppelt. aus 04/2011

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Transkript:

Sonderdruck aus 04/2011 Biomasse-Logistik von Lacos: Häckslerketten virtuell gekoppelt Einsatzbericht: Holm & Laue coloquick Schneller gesund bleiben Mit coloquick vertreibt Holm & Laue seit gut einem Jahr ein von Calvex in Dänemark entwickeltes System, das die Versorgung neugeborener Kälber entscheidend verbessern soll. Warum und wie das System nach einem Jahr praktischer Erfahrung Landwirt und Kalb das Leben tatsächlich erleichtert, beschreibt profi-redakteur Martin Zäh für Sie. Holm & Laue GmbH & Co. KG Moorweg 6, 24784 Westerrönfeld Telefon: +49 (0) 43 31-2 01 74-0 Telefax: +49 (0) 43 31-2 01 74-29 E-Mail: info@holm-laue.de Internet: www.holm-laue.de

profi VEREDLUNGSTECHNIK Einsatzbericht: Holm & Laue coloquick Schneller gesund bleiben Mit coloquick vertreibt Holm & Laue seit gut einem Jahr ein von Calvex in Dänemark entwickeltes System, das die Versorgung neugeborener Kälber entscheidend verbessern soll. Warum und wie das System nach einem Jahr praktischer Erfahrung Landwirt und Kalb das Leben tatsächlich erleichtert, beschreibt profi-redakteur Martin Zäh für Sie. IEs ist drei Uhr morgens. Eine Kuh kalbt nicht alleine und raubt Ihnen die Nachtruhe. Und jetzt, da das Neugeborene in einer Kälberhütte liegt, will das erschöpfte Kalb um keinen Preis saufen. Sie sind genervt, müde und frieren. Sie kämpfen aber weiter weil Sie wissen, dass das Kalb ohne Immunabwehr zur Welt kommt. Erst die Aufnahme von Biestmilch ermöglicht den passiven Immunschutz. Doch das Zeitfenster für die vollständige Aufnahme der Immunglobuline (Ig) ist begrenzt. Während in Lehrbüchern noch von vier Stunden die Rede ist, wird nach neuesten Erkenntnissen das Tränken binnen der ersten Lebensstunde empfohlen. Jede Stunde später gehen dann auch weniger Abwehrstoffe ins Blut über, und das Risiko von Durchfallerkrankungen steigt extrem. Jetzt ins Bett zu gehen, wäre demnach töricht Das System coloquick erlaubt die schnelle Versorgung des Kalbes nach der Geburt mit Biestmilch. Ein hoher Immunglobulingehalt ist dabei garantiert. Fotos: Tovornik

Einmal eingefroren hält sich die Biestmilch bis zu einem Jahr problemlos. Nach ersten Erfahrungen reichen etwa zehn Koffer für die Kälberversorgung einer 300er Kuhherde aus. In der Praxis sieht das Ganze so aus: Sobald das Kalb lebend zur Welt kommt, nimmt man einen Plastikkoffer aus einem Gefrierschrank im Stall. Im Koffer befindet sich eine spezielle 4-l-Plastiktüte mit tiefgefrorener Biestmilch. Zum Auftauen der Milch legt man den Koffer in einen Wasserbehälter mit integriertem Heizstab. Damit die Globuline in der Milch nicht zerstört werden, begrenzt ein Thermostat die Heizleistung bzw. die Wassertemperatur auf 48 C. Sofern das Wasser vor dem Einlegen des Koffers bereits auf Temperatur war, dauert es rund 15 Minuten bis zum Erreichen der Tränketemperatur. Mit dem Milchkoffer und einer Sonde in der Hand geht es dann zum Kalb. Jetzt noch einen Tropfen Gleitmittel auf die Sonde, den Hals des Tieres strecken und die Sonde unter ständigem Schlucken so weit einführen, bis der Metallstab noch ca. 10 cm übersteht. Dass die Sonde beim Einführen in die Lunge gerät, ist im Übrigen durch die etwas verdickte Spitze, die so genannte Olive, so gut wie unmöglich. DATENKOMPASSI Holm & Laue coloquick Warmwasserbad I Heizanschluss 5 kw, 400 V Drehzahl ca. 30 U/min Wasservolumen ca. 90 l Aufnahmekapazität 2 Koffer Temperaturregelung Thermostat, max. 48 C Maße (L/B/H) 62/53/72 cm Abfülleinheit I Vorratsbehälter 4,0 l Füllstandmarkierung ja Höhe Behälter mit Hahn 40 cm Koffer-Halter 1 Biestmilch-Tester Serie Maße (L/B/H) 61/55/143 cm Milchkoffer I Material Plastik Beutelinhalt 4 l Kolostrum Preis, komplett (ohne MwSt.) 3350 Das Auftauen und Aufwärmen der tiefgefrorenen Biestmilch dauert ca. 20 Minuten, sofern das Wasserbad schon auf Temperatur ist. Die Wassertemperatur ist einstellbar, zum Schutz der Im- munglobuline ist sie aber auf 48 C begrenzt. Eine integrierte Schutz-Schaltung verhindert bei einem leeren Behälter Schäden durch Überhitzung. Die zum Auftauen der Milch sich drehende Halterung bietet Platz für zwei Milchkoffer. Einen Start ins Leben ohne Qualen für Mensch und Kalb verspricht Holm und Laue mit coloquick. Mit Schnelles Kolostrum frei übersetzt ermöglicht das System eine Biestmilchgabe binnen der ersten 30 Minuten nach der Geburt. Das Entscheidende dabei ist jedoch nicht die Sonde zum Verabreichen (auch Drenchen genannt) der Milch. Es ist auch der mit dem System garantierte Mindestgehalt an Immunglobulinen, die Menge von 4 l Kolostrum sowie die optimale Tränketemperatur der Milch von 38 C. Vor dem Abfüllen der Milch fixiert man die speziell geformten Tüten im Plastikkoffer. Bei der ersten Ausführung der Sonde genügte das bloße Anheben des Milchkoffers damit die Milch zum Kalb floss. Doch musste man dazu entweder das Kalb fixieren oder eine zweite Person zu Hilfe holen. Mittlerweile verfügt die Sonde über ein Schließventil. Das Vertränken der 4 l dauert gerade mal zwei Minuten. Danach entfernt man die Sonde vorsichtig und achtet darauf, dass keine Milch in die Lunge gerät. Die Einweg-Milchtüte wirft man weg. Die Sonde sollte man spülen und desinfizieren. Die nächsten 24 Stunden wird das Kalb zufrieden sein und nichts von Ihnen wissen wollen. Der erste Kot, das Pech, geht oft schon 15 Minuten nach dem Drenchen ab. Wenngleich das Kalb jetzt optimal vesorgt ist, duldet das Melken der Mutter kaum Aufschub. Denn bei prallen Eutern und laufender Milch geht wertvolle Biestmilch verloren. Diese aber wird dringend benötigt zum Einfrieren für das nächste Kalb, das geboren wird. Ob das Kolostrum dafür geeignet ist, muss dabei ein Test auf seinen Immunglobulingehalt (IgG) erst noch zeigen.

Damit beim Abfüllen keine Milch danebenläuft und dabei den Beutel verdreckt, gehört eine gut funktionierende Abfüllstation zum Lieferumfang. Der Immunglobulingehalt sollte vor dem Abfüllen geprüft werden. Der Biestmilchtester, eine Spindel, misst allerdings nur die Dichte und nicht den Antikörpergehalt der Milch. Für diesen Test liegt der Lieferung eine Spindel bei. Diese misst zwar nur die Dichte der Milch, aber das Verfahren geht schnell und hat sich bewährt. Steht die Spindel auf Grün, kann ein Beutel davon abgefüllt werden. Die Technik zum Abfüllen ist ebenfalls Teil des Systems. Es besteht aus einem Metallständer, auf dem der Milchkoffer hochkant festgeklemmt wird. Darüber befindet sich drehbar ein Metallbehälter, der dank eines Überlaufs maximal 4 l fasst. Nach dem Öffnen des Kugelhahns fließt ohne dass etwas daneben- oder überläuft der Inhalt vollständig in die Milchtüte. Prima. Nun muss man noch den Schraubverschluss schließen und den Koffer zu den anderen in den Gefrierschrank legen fertig. Soweit die Theorie. In der Praxis haben wir auf einem Betrieb mit 250 Kühen die Technik unter die Lupe genommen. Die Anlage war vor einem gutem Jahr eine der Ersten, die in Deutschland installiert wurde. Die Technik sah deshalb nicht mehr ganz frisch aus, und an einzelnen Punkten hat der Anbieter inzwischen schon nachgebessert. Doch erlaubt uns das Alter gewisse Aussagen zur Alltagstauglichkeit der Technik sowie ihrer Effekte auf die Tiergesundheit. Um mit dem Letzteren gleich anzufangen: Den bereits vor dem Kauf von coloquick herzeigbaren Gesundheitsstatus der Kälber bezeichnet der Betriebsleiter jetzt als tadellos. Kälberverluste nach der Geburt sind demnach für den Betrieb kein Thema mehr. Verschwunden ist auch der che Durchfall, der früher hin gelbliund wieder auftrat. Sonstige gesundheitliche Probleme gab es bei bislang 250 Neugeborenen nur mit einem Tier, das an einer Lungenentzündung erkrankte. Das war s. Trotz der Kosten für Anschaffung und Unterhalt t möchte der Landwirt das System nicht mehr missen. Außerdem genießt der Milchviehhal- ter die mit der Technik erlang- te Lebens- und Arbeitsqualität auch in Verbindung mit Fremdarbeitskräften. räften. Schwer tat er sich allerdings zu Beginn mit dem Drenchen der Kälber. Weniger er aus scher, sondern n mehr aus moralischer Sicht. Inzwischen techni- musste er sich aber selbst eingestehen, dass die Zwangsernährung durch Drenchen gesünder und damit auch besser ist als die zuvor praktizierte, e, eher halbher- zige Biestmilchgabe mit der Nuckelflasche. Biestmilch: Neues es aus der Forschung I Die Olive an der Spitze soll verhindern, dass die Sonde in die Lunge gerät. Wichtig ist, dass man beim Einführen der Sonde den Nacken vom Kalb streckt. Die neueste, ebenfalls in Edelstahl gefertigte Ausführung der Drench-Sonde besitzt für eine leichtere Bedienung ein Abstellventil am ebenfalls neuen Handgriff. 4 Liter keimfreies Kolostrum binnen einer Stunde! Kälber, die binnen 45 Minuten nach der Geburt Biestmilch erhielten, hatten 20 % seltener Durchfall als die Tiere der Kontrollgruppe, die eine Stunde später ihr Kolostrum erhielten so ein Testergebnis der LLFG Iden. Beide Male erhielten die Kälber aber nur 1,6 l. Und so ging in einem weiteren Versuch die Durchfallquote weiter zurück, als die Neugeborenen 2 l statt nur 1 l Biestmilch erhielten. Die frühe, reichliche Gabe von hochwertigem Kolostrum lohnt also. Während man in Deutschland die Obergrenze bei 2,5 l Kolostrum sieht, gehen die Amerikaner hoch auf 4 l. Hintergrund ist eine Studie an der Universität von Ariziona aus 2005. Bei einem Vergleich zweier Kälbergruppen erhielten alle 68 Tiere binnen einer Stunde nach der Geburt Kolostrum von sehr guter Qualität. Doch die 37 Tiere der einen Gruppe erhielten 2 l Kolostrum, die anderen 31 Kälber jeweils 4 l. Danach waren die Haltungsbedingungen für alle Kälber gleich. Ergebnis: Die Tierarztkosten der 4-l-Gruppe fielen deutlich niedriger aus, obwohl vier von ihnen wegen einer Erkrankung an Corona-Viren behandelt werden mussten. In der 2-l-Vergleichgruppe erkrankten acht Tiere: Lungenenzündung (3), Geschwüre (2), Lebensschwäche (3). Das Erstbelegungsalter war mit weniger als 14 Monaten in beiden Gruppen gleich, doch nahmen die mit 4 l Kolostrum im Schnitt 200 g mehr pro Tag zu. 9 der 37 Tiere aus der 2-l-Gruppe vollendeten keine zweite Laktation (gegenüber 4 von 31 in der 4-l-Gruppe). Gründe für das Ausscheiden waren Euter-Erkrankungen oder mangelhafte Milchleistungen. In der ersten Laktation gaben noch die Färsen der 2-l-Gruppe etwas mehr Milch (7 848 zu 7 526 kg). In der zweiten Laktation wendete sich das Blatt deutlich. Dann

Zurück zur Technik. Zentrales Element von coloquick ist das rund 90 l große Warmwasserbad. Holm und Laue empfiehlt, das Wasserbad ständig eingeschaltet zu lassen. Zwei Koffer mit gefrorenen Milchtüten sind so gleichzeitig binnen 20 Minuten auf Tränketemperatur gebracht. Die Kehrseite der Medaille: Der 5-kW-Heizstab im Edelstahlbehälter benötigt zum Halten der 45 C täglich 2,4 kwh. Bei 20 Cent je Kilowattstunde sind dies Stromkosten von 50 Cent am Tag. Die Heizung kann man auch ausschalten, dann aber benötigt die Technik 5 kwh bzw. 1 Euro zum Aufheizen. Und es dauert dann rund 45 Minuten, bis die Milch Tränketemperatur erreicht. Eine Isolierung des Behälters wäre hier hilfreich. Die Milchkoffer werden zum Aufwärmen im Becken auf eine per Motor drehende Konsole geklemmt. Die Milch taut so gleichmäßig auf, und die ständige Wasserbewegung verhindert eine punktweise Schädigung der Immunglobuline. Ob die Apparatur tatsächlich schnelle 30 U/min absolvieren muss, gilt es aber zu prüfen. Gut ist, dass die Temperatur des per Kugelhahn schnell abzulassenden Wasserbads geregelt wird. Insbesondere die Temperaturbegrenzung verhindert Fehlbedienungen und die Zerstörung von Eiweiß. Auf der an- produzierten Tiere der 4-l-Gruppe im Schnitt 1349 kg mehr Milch. Korrigiert auf eine 305-Tage-Leistung erbrachte die höhere Kolostrumgabe über zwei Laktationen betrachtet 550 kg mehr Milch je Tier also pro Laktation knapp 1 kg mehr pro Tag. Höhere, geburtsnahe Kolostrumgaben verbessern demnach die Gesundheit und beeinflussen die Lebensleistung der Tiere. Da die Kälber diese Mengen nicht freiwillig aufnehmen, ist die Kolostrumgabe durch Drenchen notwendig. Dass das Kolostrum ausreichend viel Immunglobuline aufweisen muss (mindestens 50 Gramm Ig/l), versteht sich. Ein Schnelltest sorgt hier für Klarheit. Neuere Untersuchungen zeigen außerdem, dass das ideale Kolostrum möglichst keimfrei sein sollte. Denn Keime im zur Geburt sterilen Darm hemmen die Verwertung der Globuline spürbar. Auch die Verschlüsse am Plastik-Milchkoffer hat der Hersteller inzwischen überarbeitet. deren Seite: Der Hersteller will demnächst ein Gerät neu vorstellen, das die Milch für eine Stunde auf bis zu 60 C erhitzt. Die Biestmilch kann so vor dem Einfrieren pasteurisiert werden. Kritische Keime wie Coli oder Mastitiserreger würden damit ausgeschaltet und die Kälber nicht schon beim ersten Schluck infiziert. Allerdings befindet sich der etwa 5 000 Euro teure coloquick- Pasteur noch in der Erprobungsphase. Die Entnahme der Koffer mit warmer Milch aus der Konsole ist problemlos. Nicht problemlos hingegen waren die Plastikverschlüsse der ersten Koffer, und auch nach einer Korrektur durch den Hersteller ist der Verschluss nicht optimal. Geändert hat der Hersteller auch den Schultergurt, er wurde durch ein Rucksacksystem ersetzt. Der Landwirt muss so das Kalb nicht mehr mit einem Strick fixieren, sondern hat beide Hände zum Einführen der Sonde und zum Halten des Kalbs frei gut. Ersetzt wurde auch die vor einem Jahr noch aus Plastik bestehenden Sonde. Die neue aus Edelstahl verkratzt beim Einführen nicht mehr an den Zähnen. In der neuesten Ausführung ist die Sonde außerdem mit einem Schließventil ausgestattet. Noch ein Wort zu den Milchtüten. Laut Anbieter sind die Tüten mit Schraubverschluss mit einer antibakteriellen Beschichtung versehen. Nach dem Auftauen im Wasserbad sollten sie deshalb kein zweites Mal verwendet werden. Die einmalige Verwendung gewährleistet außerdem, dass im Wasserbad keine Naht aufgeht. Bei einem Kaufpreis ab 2,50 Euro (ohne Mehrwertsteuer) ist allerdings die Versuchung groß, den Beutel ein zweites Mal zu befüllen Gut funktioniert hat das Einlegen der Tüten in den Koffer mit zwei Ösen und einem Ring am Schraubverschluss. Die in Edelstahl gefertige Abfüllstation wies noch scharfe Gra- te auf. Diese hatten jedoch keinen Einfluss auf die sonst einwandfreie Funktion der leicht zu reinigenden Technik. Zu den Kosten: Ein coloquick -System mit Warmwasseraufbereiter, zehn Milchkoffern, Abfüllstation, Kolostrumtester und 35 Tüten kostet 3 335 Euro. Eine Kühltruhe gehört nicht zum Lieferumfang. Bei Nachbestellungen schlägt eine Tüte mit 2,50 Euro zu Buche, ein Plastikkoffer kostet 43 Euro (alle Preise ohne Mehrwertsteuer). Bei einer Abschreibung der Technik auf zehn Jahre und unter Berücksichtigung des Stromverbrauchs kosten Automat und Kühlung rund 700 Euro im Jahr. Bei 100 neugeborenen Kälbern im Jahr würde dies 7 Euro je Kalb bedeuten zuzüglich der Kosten für die Tüte zum Einfüllen des Kolostrums. Macht in der Summe 10 Euro an Ausgaben pro neugeborenem Kalb. Dem gegenüber stehen: niedrigere Ausgaben für Medikamente, Elektrolyte, weniger Kälberverluste und wie beim Test in Arizona vielleicht auch höhere Milchleistungen. PLUS UND MINUS I B Erlaubt geburtsnahe Biestmilchgabe B Ermöglicht Biestmilchselektion mit Test auf ihren Immunglobulin-Gehalt B System ist eine gute Basis für eine optimale Tiergesundheit E Einfrieren und Auftauen verbrauchen elektrische Energie E Fehlende Behälterisolierung E Milchkoffer-Verschluss Fazit: Es klingt umständlich, wenn Biestmilch erst eingefroren werden muss, um sie dann schneller parat zu haben. Doch das System coloquick ist stimmig. Allein die Garantie eines hohen Immunglobulingehalts ist viel wert, während das Drenchen die 100%ige Aufnahme einer ausreichend hohen Menge garantiert. Der einmalige Einsatz der Sonde darf dabei als aktiver Tierschutz betrachtet werden, denn das Verfahren hat bewiesen, dass es Krankheiten vorbeugt, die sonst mit einer verspäteten und unzureichenden Kolostrumgabe einhergehen. Die Tränkemenge von vier Litern erscheint zwar ebenfalls ungewöhnlich, doch hörte man dazu bislang nur Gutes aus der Praxis. Und ebenfalls gut: Das Techniksystem nützt nicht nur dem Tier, sondern auch dem Tierhalter. Es ermöglicht beiden die schnelle, Nerven schonende und komfortable Erstversorgung auch nachts um drei