Übersicht. Isaac Newton. Farbe bei Platon. Farbe aus verschiedenen Sichten. Seminar Farbwahrnehmung. Dr. Thorsten Hansen

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Die drei Komponenten Helligkeit, Farbton und Sättigung erlauben die Beschreibung von Farben.

Transkript:

Seminar Farbwahrnehmung Übersicht Dr. Thorsten Hansen Justus-Liebig-Universität Giessen Abt. Allgemeine Psychologie Farbe aus verschiedenen Sichten Chemie: Farbstoff, Physik: Spektrum, Reflexion, Dispersion, Neurophysiologie: Zapfen, Farbopponente Zellen, Farbzentrum, Psychologie: Simultancontrast, Gegenfarben, Emotionen, Farbtest, Farbtherapie, Kunst und Kultur: Farbsymbolik,Pointillismus, color field painting, XXX: xxx, Philosophie: Qualia, Farbe bei Platon Platon Aristoteles Platon (427-349 v. Chr.): Timaios. Aber wenn jemand dies auf dem Wege des praktischen Versuchs erproben wollte, so würde er damit den Unterschied der menschlichen und göttlichen Natur verkannt haben, denn nur Gott besitzt die hinreichende Macht und Einsicht, das Viele in Eins zu verbinden und das Eine wieder in Vieles aufzulösen, von den Menschen aber kann keiner weder das Eine noch das Andere ins Werk setzen, weder jetzt noch in Zukunft. Isaac Newton Opicks, or a Treatise of the Reflections, Refractions, Inflections & Colours of Light. 1642-1727 Newtons Experimente Newtons Experimente

Newtons Experimente Newtons Farbkreis 7 Farbbezeichnungen im Spektrum: Rot Orange Gelb Grün Blau Indigo Violett Farbe Farbe ist keine Eigenschaft der physikalischen Welt, sondern eine Sinnesempfindung (sensation). Eine Definition Farbe ist diejenige Empfindung, die es uns erlaubt, zwei strukturlose Oberflächen gleicher Helligkeit zu unterscheiden. The Rays to speak properly are not coloured. In them there is nothing else than a certain Power and Disposition to stir up a Sensation of this orthat Colour. Isaac Newton (1642-1727) Farbensehen Eine Funktion der Farbe: Segmentierung bis zu 7 Millionen Farbvalenzen können unterschieden werden über 200 Farbtöne (hue) über 20 Sättigungsstufen (saturation) über 500 Helligkeitswerte (brightness) Farbe erlaubt die Unterscheidung von Objekten gleicher Textur. Wo sind hier die Blumen?

Farbe und Segmentierung luminanceimage chromatic isoluminant image Farbe und Segmentierung + = Farbe und räumliche Auflösung (spatial frequency) Simultaneous contrast Josef Albers (1888-1976) smoothed chromatic channel smoothed luminance channel Color is sensed at low spatial frequencies. Simultaneous contrast Simultaneous contrast

Farbige Nachbilder Farbige Nachbilder Farbige Nachbilder bei Goethe Chromatic Assimilation Farbkonstanz Licht und visuelle Wahrnehmung

Lichtreize Reflektion und Absorption Ein Teil des einfallenden Lichts wird reflektiert, der andere Teil absorbiert. Ändert sich die Beleuchtung, dann ändert sich auch die spektrale Zusammensetzung des Lichts, das ins Auge fällt. Das Sehsystem ist empfindlich für elektromagnetische Strahlung in einem eng umgrenzten Bereich von Wellenlängen. Nur für Strahlung dieser Wellenlängen besitzen wir Rezeptoren. Aber: Der Grad an Absorption über alle Wellenlängen hinweg ist charakteristisch für ein bestimmtes Objekt, unabhängig von der Beleuchtung. Wellenlänge und Farbe Visuelle Verarbeitung Stadien der Farbverarbeitung Cone photoreceptors Electron micrograph of rods and cones Spectral sensitivities of cones cones

Spectral sensitivity of cones Verschaltung der Zapfen zu Gegenfarbkanälen (hypothetisch) Eingabe: Aktivierung der drei Zapfen S M L Exzitatorische Eingabe: Summation 3 different kinds of cones: S, M, L sensitive to a large range of wavelengths large overlap between M and L cones S-(L+M) L+M L-M blau-gelb Helligkeit rot-grün Ausgabe: Aktivierung der drei Gegenfarbkanäle Inhibitorische Eingabe: Differenzbildung Funktion der Gegenfarbkanäle Decorrelation Dekorrelation der überlappenden Spektren von L und M Zapfen S-(L+M) L+M L-M Zapfenspektren Gegenfarbspektren Opponent channels visual input DKL color space One luminance axis (L+M+S), two chromatic axes L-M: red/green : L and M cone excitation, S cone constant S-(L+M): yellow/blue : S cone excitation changes 90 S-(L+M) L+M L-M 180 0 270

DKL Farbraum: Primärfarben und Herings Gegenfarbraum LGN color opponent cells clusteralong the cardinal directions: Cortical color processing a simplistic overview Color in V2 continuum between pure chromatic and pure achromatic cells no clustering at cardinal directions Farbe und Sprache Berlin & Kay: Elf Hauptfarbnamen (basic color terms): Orange Schwarz Grün Rot Blau Braun Purpur Weiß Gelb Rosa CIE Normfarbtafel Jeder Farbton kann durch eine Mischung von 3 Grundfarben erzeugt werden Weiß entsteht durch Mischung von Komplementärfarben Nicht dabei z.b. Grau Farben verhalten sich wie Vektoren Magenta Cyan Violett Indigo (Pink) (Türkis)

Farbmischung Farbschema von Küppers Die Grundfarben bei der Farbenmischung sind im Prinzip beliebig. In der Praxis wählt man die Grundfarben so, dass eine möglichst grosse Vielfalt an Farben gemischt werden kann. Für die subtraktive Farbmischung sind das meist cyan, magenta und gelb, für die additive Farbmischung rot, grün und blau. Farbkreisel von Itten Goethes Farbkreis cyan magenta Idee der Farbentrias Wo bleibt das Grün? Die kostbarsten Pigmente für die Darstellung des Göttlichen: Gelb: Gold Rot: Zinnober giftgrün Grüne Dämonen im Mittelalter Blau: Ultramarin Meister von S. Francesco: Kreuzigung. Umbrien, 13. Jhd.

Grüne Monster heute Savage Hulk Guilt Hulk Kandinsky über Grün Kandinsky über Grün Das Grün ist wie eine dicke, sehr gesunde, unbeweglich liegende Kuh, die nur zum Wiederkäuen fähig mit blöden, stumpfen Augen die Welt betrachtet. Über das Geistige in der Kunst, 1923. Kandinsky malt Grün Kandinsky: Rot, Gelb, Blau Offenes Grün Standhaftes Grün

Piet Mondrian 1872-1944 Who s afraid of red, yellow, blue? Komposition in Rot, Gelb und Blau, 1921, Öl auf Leinwand, 39x35 cm Broadway Boogie Woogie, 1942-43, Öl auf Leinwand, 127x127 cm Barnett Newmann, 1967-70. Acryl auf Leinwand. 2.74 x 6.05m Farbkontrast in der Kunst Farbkontrast in der Kunst Jan Vermeer: Magd. Andy Warhol. Marilyn Farbwahrnehmung Farbe ist eine Empfindung Im Auge gibt es drei Arten von Zapfen, die Licht in Nervenimpulse umwandeln Diese werden in den Ganglienzellen der Retina in Gegenfarben transformiert Im Gehirn werden diese Erregungsmuster dann als Farben interpretiert Ludwig Wittgenstein Das Licht ist farblos. Wenn, dann in dem gleichen Sinne, wie die Zahlen farblos sind. Bemerkungen über die Farben Ich kann z.b. sagen: Ich sehe jetzt einen roten Kreis auf blauem Grund. Das ist ein Satz. Aber ich kann nicht sagen: Ein roter Kreis ist auf blauem Grund. Aus dem nachgelassenen Werk 1889-1951