Passivhaus Objektdokumentation Mehrfamilienhaus Maurener Weg in Böblingen Verantwortlicher Planer: Dipl-Ing. Michael Schönle, Freier Architekt PLANUM architekten m.schoenle@planum.de www.planum.de Der viergeschossige Baukörper wurde mit seinen großzügigen Eckverglasungen nach Süden ausgerichtet. Während sich die Wohn- und Aufenthaltsräume ebenfalls dorthin orientieren, liegen sowohl die Nebenräume wie Bad oder Gäste-WC als auch die Erschließung mit dem separaten Treppenhaus auf der Nordseite. Das Gebäude ist unterkellert, aber dieser liegt nicht innerhalb der thermischen Hülle. Die untersten drei Geschosse und das nicht temperierte Treppenhaus wurden als Massivbau errichtet, während das Penthouse im 3. OG als Holztafelbau aufgesetzt wurde. Besonderheiten: Wärmeversorgung durch zentrale Gas-Brennwert-Therme mit Wärmemengenzähler und Solarthermie; kontrollierte Be- und Entlüftung (dezentral pro Wohneinheit) mit Erdreich-Wärmetauscher; Grauwassernutzung U-Wert Außenwand 0,11 W/(m²K) PHPP Jahresheiz- U-Wert Kellerdecke 0,11 W/(m²K) wärmebedarf 15 kwh/(m²a) U-Wert Dach 0,13 W/(m²K) U-Wert Fenster 0,78 W/(m²K) PHPP Primärenergie 34,7 kwh/(m²a) Wärmerückgewinnung 79% Drucktest n 50 0,35 1/h - 1 -
1 Kurzbeschreibung der Bauaufgabe PH Maurener Weg in Böblingen Eine mutige Bauherrschaft hat sich zum Bau eines Mehrfamilien-Passivhauses in der Böblinger Innenstadt entschlossen. Die Bauherrschaft wollte kein weiteres x-beliebiges Mietshaus errichten, sondern ein Haus, das langfristig die Bedürfnisse der Mieter berücksichtigt und somit dem Vermieter eine wirtschaftliche Sicherheit bietet. Altersgerechtigkeit und Barrierefreiheit spielten ebenso eine Rolle wie energetische Gesichtspunkte. Nach dem Rückbau der vorherigen Einfamilienhausbebauung fanden wir ein ausreichend großes Grundstück in zentraler Lage vor. Mit dem Wunsch der Bauherrschaft nach einer modernen und zeitgemäßen Architektur sowie energetischen Optimierungen wie Südausrichtung und Kompaktheit entwickelte sich das Gebäude aus zwei Kubaturen: dem roten Hauptbaukörper und dem grauen, aufgesetzten Nebenbaukörper. Auch spielten natürlich baurechtliche Beschränkungen wie z.b. Abstandsflächen ein Rolle bei der Findung der Gestalt. 2 Ansichtsfotos PH Maurener Weg Die Ansicht von Westen ist auf dem Deckblatt abgebildet. # Ansicht von Süden mit der großzügigen Übereckverglasung im Wohnbereich (links) - 2 -
Ansicht von Norden Gliederung der Baukörper Innenraumansicht Wohnraum mit Übereckverglasung Richtung Süden - 3 -
3 Schnittzeichnung PH Maurener Weg 4 Grundrisse PH Maurener Weg Grundriss Erdgeschoss (auch 1. und 2. OG) - 4 -
Grundriss 3.OG (Penthouse) Raumprogramm und Baukörper Das Mehrfamilienhaus in Böblingen besteht aus zwei Baukörpern: Dem roten, massiv gemauerten Hauptbaukörper sowie dem grauen Nebenbaukörper, der teilweise massiv und teils als Holztafelkonstruktion ausgeführt wurde. Insgesamt sind in dem viergeschossigen Gebäude 4 voneinander unabhängige Wohneinheiten untergebracht. Die untersten drei Wohnungen sind als 3-Zimmer Wohnungen mit Balkon bzw. Terrasse ausgelegt. Neben dem Wohnraum mit offener Küche gibt es zwei weitere Zimmer. Das Bad wurde behindertengerecht mit bodengleicher Dusche ausgestattet. Die Technikeinheit mit Lüftungsgerät und Leitungsführung wurde in das Gäste-WC integriert. Die bereits erwähnten Balkone erweitern den Wohnraum in die Natur. Das Penthouse bietet neben dem großen Wohnraum ein Schlafzimmer mit angegliedertem Bad. Weiterhin gibt s eine Küche sowie wiederum eine in das Gäste-WC integrierte Technikeinheit. Der Fassadenversatz und die daraus resultierende Dachfläche wird als Austritt und Dachterrasse genutzt. Im Keller befinden sich der Technikraum mit Hausanschluss und Heizanlage sowie ein gemeinschaftlicher Waschraum. Auch hat jede Wohneinheit einen eigenen Abstellraum und einen Parkplatz vor dem Haus zur Verfügung. Die Fundamente für einen eventuell später an das Treppenhaus zu errichtenden Aufzug sind bereits gelegt und auch in der Konstruktion des Treppenhauses berücksichtigt. - 5 -
Konstruktionsdetails Passivhaushülle und technik 5.1 Konstruktion inkl. Dämmung der Kellerdecke mit Anschlusspunkten zu Außen- und Innenwänden + Aufbau Außenwand Mauerwerk Vermeidung von Wärmebrücken am Sockelbereich: Die Perimeterdämmung (Stärke 25 cm) schützt die Stirnkante der Betondecke und überlappt mit der Dämmung im Fußbodenaufbau. Aufbau der Bodenplatte (von innen nach außen) Bodenbelag Fliesen 10 mm Anhydritestrich 50 mm Trennlage PE-Folie Rohrhöhenausgleich 60 mm Dämmung EPS 240 mm PE-Folie Stahlbetondecke 220 mm Aufbau Außenwand Mauerwerk (von innen nach außen) Gipswandputz 15 mm Mauerwerk Porenbeton 175 mm Wärmedämmverbundsystem 250 mm Außenputz 10 mm - 6 -
5.2 Konstruktion inkl. Dämmung der Außenwände Holzbau und Dach 5.3 Konstruktion inkl. Dämmung der Dachterrasse Wandaufbau Holzbau (von innen nach außen): Gipskarton 12,5 mm Lattung 40 x 60 als Unterkonstruktion/Luftschicht Dampfbremse OSB-Platte 15 mm BSH-Ständer 340 x 60 mm dazwischen Mineralfaser WLG 035 DWD-Platte 16 mm Kunstharzputz 15 mm Dachaufbau Holzbau (von außen nach innen) Gründach Substrat 150 mm Drainage Dachabdichtung Folie Vlies Mehrschichtplatte 27 mm Lattung 40 x 60mm Unterspannbahn Sparren BSH 360 x 100 mm dazwischen Mineralfaser WLG 035 Dampfbremse Unterkonstruktion Gipskarton - 7 - Aufbau Dachterrasse (von außen nach innen) Lattenrost aus Holz Unterkonstruktion 60 x 80 mm Abdichtungsebene Gefälle-Dämmung WLG 035, 250 mm, 2% Trennlage Stahlbetondecke
5.4 Fensterschnitte inkl. Einbauzeichnung Fabrikat Fenster: Striegel Ultrapur S Holz/Alu Bautiefe 120 mm Fabrikat Verglasung: Unitop 0.60 3S 6 Beschreibung der luftdichten Hülle; Dokumentation des Drucktests Die luftdichte Hülle wird sowohl durch den Innenputz im Bereich des Massivbaus als auch durch eine PE-Folie im Holzbau-Bereich hergestellt. Die Luftdichtheitsmessung erfolgte mittels Blower-Door-Test (MINNEAPOLIS Blower Door Modell 4) und erbrachte ein Ergebnis von n 50 = 0,35 h -1. 7 Lüftungsplanung Kanalnetz (exemplarisch) Die Frischluft kommt nach der Vorerwärmung über das Erdreich (ca. 50 m EWT, Erdüberdeckung min. 1,50m) in die Technikzentrale im UG. Dort erfolgt die Verteilung der Frischluft vertikal über den Leitungsschacht in die einzelnen Stockwerke. In den Technikeinheiten der jeweiligen Wohneinheit erfolgt die Verteilung über das Lüftungsgerät (Fa. Paul, multi 100 DC) in die jeweiligen Räume (Wohnen, Schlafen etc.). Die Absaugung der verbrauchten Luft erfolgt in Räumen mit schlechter Luftqualität wie z.b. dem Bad oder der Küche. Über den Gegenstromwärmetauscher erfolgt eine Wärmerückgewinnung von 79 %. Die Fortluft entweicht auf dem kürzesten Weg über die Außenwand. 8 Wärmeversorgung Der thermische Flachkollektor wurde auf dem Flachdach des Penthouses installiert und versorgt über den kürzesten Weg den Schichtenspeicher im Kellergeschoss. Wird das Brauchwasser - und die geringe Wärmemenge für den Restwärmebedarf im Falle der Nacherhitzung nicht über die Kollektoren bereitgestellt, so startet die Gastherme automatisch. Die Nacherwärmung der Räume erfolgt schließlich über Heizkörper. Die Nassräume haben einen Handtuchheizkörper erhalten. - 8 -
9 PHPP-Berechnungen Das Passivhaus Maurener Weg wurde am 31.10.2007 vom Passivhaus-Institut in Darmstadt zertifiziert (siehe Kopie Zertifikat). - 9 -
10 Baukosten Die Baukosten betragen für die Kostengruppen 300 bis 400 (nur das Haus, Stand 2007, inkl. 19% Mwst.) ca. 311 /m³. Dies entspricht Kosten von 1900 /m² Wohn-/Nutzfläche. 11 Baujahr Das Passivhaus wurde 2006/2007 in einer Bauzeit von 10 Monaten errichtet und wird aktuell von 7 Personen bewohnt. 12 Daten Wohnfläche: 329,80 m² Umbauter Raum: 1634,2 m³ Grundstück: 449,00 m² - 10 -