Phänologie in Rheinland-Pfalz

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Transkript:

BUND für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Rheinland-Pfalz e.v. Tagung: Klimawandel Herausforderung für Rheinland-Pfalz 08.11.2003 in Bingen/Rhein Phänologie in Rheinland-Pfalz Beitrag von Yvonne Henniges Das Wort Phänologie kommt aus dem Griechischen und bedeutet : Lehre von den Erscheinungen. Sie befasst sich mit dem im Jahresablauf periodisch wiederkehrenden Wachstums- und Entwicklungserscheinungen bei Pflanze und Tier. Bei Pflanzen ist das beispielsweise die Blattentfaltung, Blüte oder Fruchtreife und bei Tieren periodische Wanderungen oder bestimmte Verhaltensweisen zur Fortpflanzung. Meistens ist jedoch, wenn von Phänologie gesprochen wird, die Pflanzenphänologie gemeint. Die Phänologie ist eine sehr alte Wissenschaft; die ältesten phänologischen Beobachtungen reichen bis in das Jahr 705 zurück und beinhalten die Eintrittsdaten der Kirschblüte in Kyoto. Den Grundstein für flächenmäßige phänologische Beobachtungen legte der schwedische Botaniker Carl von Linné, der 1752 in Schweden ein Netz mit 18 phänologischen Stationen einrichtete, welches allerdings nur 3 Jahre existierte. Das erste internationale phänologische Beobachtungsnetz wurde von der Pfälzischen Meteorologischen Gesellschaft von 1780 bis 1792 betrieben. In Deutschland erfuhr die Phänologie einen gewaltigen Aufschwung durch Karl von Frisch. Er erließ 1853 für meteorologische Stationen eine Instruktion für Vegetationsbeobachtungen mit einem Meldeformular. Hermann Hoffmann und Egon Ihne sammelten und veröffentlichten von 1879 bis 1941 nach einheitlicher Methode regelmäßig phänologische Daten von zahlreichen europäischen und einigen außereuropäischen Stationen. Untersuchungen zeigten, dass Pflanzen in ihrer Entwicklung, gleichsam als Universal-Messinstrumente, auf die Gesamtheit der Witterungseinflüsse ansprechen und mithin alle meteorologischen Faktoren registrieren. Dies führte dazu, dass die Phänologie, neben der Klimatologie, bei den Wetterdiensten vieler Länder eingerichtet wurde. In Deutschland gehört das Aufgabengebiet der Phänologie seit 1936 zum Wetterdienst und wurde seitdem maßgeblich von Fritz Schnelle beeinflusst. Seit 1951 existieren Aufzeichnungen für Rheinland-Pfalz. Die Erfassung der phänologischen Daten wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern, den so genannten Phänologischen Beobachtern ausgeführt. Jeder Beobachter führt seine Beobachtungsgänge in einem durch ihn festgelegten Gebiet durch. Diesem Gebiet wird vom Netzverwalter des Deutschen Wetterdienst (DWD) eine Stationskennzahl zugewiesen. Sobald die zu beobachtenden Phasen eintreten, notiert der Phänologische Beobachter die Termine und schickt die Daten am Ende der Vegetationsperiode in einem Meldebogen zur weiteren Bearbeitung an den DWD. Dort werden die gesammelten Werte in einer Datenbank gespeichert und die Plausibilität sowie Qualität der Daten aufgrund von räumlichen Vergleichen überprüft. Für Rheinland-Pfalz gibt es 386 solcher phänologischen Stationen, die gleichmäßig über das Land verteilt sind.

Der DWD teilt die, an solchen Stationen zu beobachtenden Pflanzen in 4 Gruppen ein: Wildpflanzen, Forst- und Ziergehölze (mit 37 Pflanzenarten) Landwirtschaftliche Kulturpflanzen (mit 23 Pflanzenarten) Obst (mit 21 Pflanzenarten) Wein (mit 5 Pflanzenarten) an denen die jeweils unterschiedlichen Entwicklungsphasen registriert werden. Unter diesen Pflanzen sind so genannte phänologische Zeigerpflanzen. Das Jahr wird in 10 physiologisch-biologisch begründete Phänologische Jahreszeiten eingeteilt, wobei spezielle Phasen der Zeigerpflanzen dafür charakteristisch sind: Frühling Vorfrühling: Haselnuss (Blüte), ersatzweise Schneeglöckchen (Blüte) Erstfrühling: Forsythie (Blüte), ersatzweise Stachelbeere (Blattentfaltung) Vollfrühling: Apfel (Blüte), ersatzweise Stiel-Eiche (Blattentfaltung) Sommer Frühsommer: Schwarzer Holunder (Blüte) Hochsommer: Sommer-Linde (Blüte), ersatzweise Winter-Linde (Blüte) Spätsommer: Frühapfel (Fruchtreife), ersatzweise Eberesche (Fruchtreife) Herbst Frühherbst: Schwarzer Holunder (Fruchtreife) Vollherbst: Rosskastanie (Fruchtreife) Spätherbst: Stiel-Eiche (Blattverfärbung), ersatzweise Rosskastanie (Blattverfärbung) Winter Vegetationsruhe: Winterweizen (Auflaufen), ersatzweise Apfel, spätreifend (Blattfall) Der Frühling z.b. wird also noch mal unterteilt in Vorfrühling, Erstfrühling und Vollfrühling, wobei der Vorfrühling mit dem Erblühen der Haselnuss beginnt und mit der Blüte der Forsythie endet, der Erstfrühling gleichzeitig beginnt wieder mit der Apfelblüte endet usw.. Diese Phänologischen Jahreszeiten werden grafisch in einer so genannten Phänologischen Uhr dargestellt.

WINTER Winterweizen (Auflaufen) 117 Tage 117 SPÄTHERBST Stiel-Eiche (Blattverfärbung) 21 Tage 21 32 VORFRÜHLING Hasel (Blüte) 32 Tage VOLLHERBST Rosskastanie (Frucht) 24 Tage FRÜHHERBST Schwarzer Holunder (Früchte) 16 Tage 24 16 SPÄTSOMMER Apfel, frühreifend (Früchte) 40 Tage 40 1951-1960 36 19 HOCHSOMMER Sommer-Linde (Blüte) 36 Tage 33 27 ERSTFRÜHLING Forsythie (Blüte) 27 Tage VOLLFRÜHLING Apfel (Blüte) 33 Tage FRÜHSOMMER Schwarzer Holunder (Blüte) 19 Tage Im Rahmen der Auswertungsarbeiten wurde diese phänologischen Jahreszeiten ausgewertet, jedoch nicht nur für ganz Rheinland-Pfalz, sondern einzelne Gebiete von Rheinland-Pfalz untereinander verglichen. Zur Aufteilung des Landes diente die so genannte Naturräumliche Gliederung.

Die naturräumliche Gliederung ist auf Grund von Geländestudien des Reliefs, der Böden, des Regionalklimas, des Wasserhaushaltes und der Vegetation erarbeitet worden. Rheinland-Pfalz ist in 16 Gebiete dieser naturräumlichen Gliederung 3. Ordnung aufgeteilt, wobei Naturraum 55 nicht ausgewertet wurde, da er nur eine Station enthält. Die oben dargestellte Phänologische Uhr ist für den Naturraum 22, das nördliche Oberrheintiefland, erstellt worden. Es sind die ersten 10 Jahre der Aufzeichnung von 1951 bis 1960 gemittelt worden. Als Gegensatz dazu dienen die Jahre von 1991 bis 2000. Zur besseren Vergleichbarkeit dieser Uhren ist die Doppelte Phänologische Uhr (DPU) erstellt worden. Winter Herbst Frühling Sommer Der äußere Ring zeigt das Zehnjahresmittel von 1951 bis 1960, der innere Ring das Zehnjahresmittel von 1991 bis 2000. Die Kreisfläche stellt die so genannten Klimatologischen Jahreszeiten dar, bei denen das Jahr in Frühling, Sommer, Herbst und Winter eingeteilt ist und jeweils genau 3 Monate lang dauert. Der Winter z.b. beginnt am 1. Dezember und endet mit dem letzten Februar Tag. Bei Betrachtung dieser Doppelten Phänologischen Uhr ist zu erkennen, dass sich die Jahreszeiten verschoben haben und die klimatischen Jahreszeiten früher besser mit den phänologischen Jahreszeiten überrein stimmten.

In allen Gebieten von Rheinland-Pfalz verschieben sich die Jahreszeiten. In den meisten Gebieten des Landes verlängern sich Frühling und Herbst, Sommer und Winter werden kürzer, vor allem in der Rheinebene. Der Westerwald (Naturraum Nr. 32) und das Bergisch-Sauerländische Gebirge (Naturraum Nr. 33) sind gegenläufig, d.h. Frühling und Herbst werden kürzer, Sommer und Winter länger. Das Klima ist in Bewegung, nicht nur global, sondern auch regional!