nanotechnologie aktuell Spitzenjobs für Nano-Nachwuchs Chancen und Initiativen für Karrieren vom Feinsten Die erfolgreiche Umsetzung nanotechnologischer Erkenntnisse in Zukunftsmärkte ist neben dem starken Engagement von Politik und Wirtschaft auf hochqualifizierten Nachwuchs angewiesen. Nanotechnologie lässt Spitzenjobs und Karrieren vom Feinsten für diejenigen erwarten, die sich schon heute den Herausforderungen von morgen stellen und sich beruflich entsprechend orientieren. AUTOR Dr. Waldemar Baron DIE TECHNOLOGIE VON MORGEN Nanotechnologie gilt als eine der aussichtsreichsten Technologiefelder der Welt. Für 2015 wird ein Marktvolumen für nanotechnologisch basierte Produkte von mehr als Tausend Milliarden Euro prognostiziert. Die künftige Wettbewerbsfähigkeit innovativer Produkte wird in Deutschland und weltweit ganz wesentlich von der Erschließung des Nanokosmos abhängen. In der Nanotechnologie ist Deutschland in Europa führend, gemessen an den Ausgaben für Forschung und Entwicklung und der Zahl der beteiligten Firmen und Forschungsinstitute. In 2006 investierte die Öffentliche Hand rund 330 Millionen Euro für Forschung und Entwicklung in die Nanotechnologie, davon etwa 134 Mio. Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). Die»Nano-Initiative Aktionsplan 2010«setzt als Meilenstein der Hightech-Strategie für Deutschland Zeichen. Mit der Nano-Initiative schafft das BMBF erstmals einen einheitlichen und ressortübergreifenden Aktionsrahmen, der Ziele und Handlungsansätze der Nanotechnologie bündelt. Eine Aktionslinie zielt darauf, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern und qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen. Dazu gehört die gezielte Ansprache von Jugendlichen, die stärkere Ausrichtung der Berufsorientierung auf neue, aussichtsreiche Beschäftigungsmöglichkeiten und die Verzahnung neuer Bildungsangebote mit dem Bedarf der Unternehmen. Nanotechnologie befasst sich mit der Analyse, Entwicklung und Anwendung von Strukturen, molekularen Materialien und Systemen in einer winzigen Größenordnung typischerweise unterhalb von unter 100 Nanometern. Dies ist zum Vergleich bis zu 50.000mal feiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares, ein Nanometer ist der milliardste Teil eines Meters. Das Größenverhältnis eines Nanometers zu einem Meter entspricht dem eines Cent-Stückes zum Durchmesser der Erde. Aus der Nanoskaligkeit dieser Materialien und Systemkomponenten resultieren prinzipiell neue Funktionen und Eigenschaften, die für innovative Produkte und faszinierende Anwendungen in zum Teil revolutionärer Weise genutzt werden können. 66
ARBEITSPLÄTZE IN ZAHLREICHEN BRANCHEN In Deutschland sind schon heute rund 700 innovative Unternehmen mit der Entwicklung, Anwendung und dem Vertrieb nanotechnologischer Produkte befasst. Mindestens 50.000 Arbeitsplätze sind in diesen Unternehmen auf nanotechnologische Entwicklungen gerichtet. Insbesondere bei den derzeit etwa 570 kleinen und mittleren Unternehmen und Start-ups, die der Nanotechnologie zugerechnet werden, ist mit einer starken Zunahme an neuen Arbeitsplätzen zu rechnen. Mit»NanoChance«, einer Fördermaßnahme des BMBF, erhält diese Zielgruppe verstärkt Unterstützung. Allein in diesem Bereich sind zumindest 20 Mio. Euro an Fördermitteln vorgesehen, wie in der Nano- Initiative des BMBF dargelegt. Darüber hinaus engagieren sich in Deutschland etwa 130 Großunternehmen in der Nanotechnologie, Tendenz ebenfalls steigend. Dazu gehören beispielsweise weltweit ausgerichtete Unternehmen mit guten Aufstiegsmöglichkeiten und Spitzenjobs wie Daimler, Carl Zeiss, Degussa, BASF und Bayer. Den neuen Herausforderungen der Nanotechnologie stellt sich eine Vielzahl großer Industriebranchen wie Automobil, Chemie, Medizin, Informationstechnik, Optik oder auch die Textilund Bauindustrie. Neueste Entwicklungen der Nanotechnologie eröffnen gute Aussichten auf sehr attraktive Arbeits- und Beschäftigungsfelder. Nanopartikel, die punktgenau Tumore bekämpfen, winzige Datenspeicher, die auf der Größe eines Cent-Stückes ganze Bibliotheken umfassen, oder Autolacke, die nie wieder verschmutzen, rücken dank Nanotechnogie in die Nähe des technisch Machbaren. Arbeitsplätze die hier entstehen, eröffnen Chancen und ganz neue Möglichkeiten, faszinierende Produkte und Dienstleistungen für zukünftige Generationen kreativ zu entwickeln. INITIATIVEN FÜR KARRIERE AUF DER ÜBERHOLSPUR Prognosen gehen davon aus, dass Deutschland aufgrund der demographischen Entwicklung und des wirtschaftlichen Strukturwandels auch künftig einen deutlich zunehmenden Bedarf an Fachkräften haben wird. Dies gilt für Facharbeiter und Techniker, vor allem aber auch für akademisch gebildete Fachkräfte in Hightechfeldern wie der Nanotechnologie, da die erwartete Nachfrage in den kommenden zehn bis 20 Jahren besonders bedeutsam ist.»in der Hochphase des Fachkräftemangels Mitte der 2020er Jahre werden jährlich über 50.000, im ungünstigsten Fall auch über 80.000 absolventen pro Jahr fehlen«, prognostiziert Dieter Dohmen, Leiter des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS). Eine Reihe von Initiativen des BMBF trägt aktuell dazu bei, junge Menschen für neue Arbeitsplätze mit faszinierenden Tätigkeiten im Bereich der Nanotechnologie zu gewinnen. So macht etwa die nanotruck-initiative des BMBF öffentlichkeitswirksam deutlich, dass technologische Leistungsfähigkeit mittels Nanotechnologie Wirtschaft und Beschäftigung in Deutschland voranbringt. Die Roadshow, koordiniert durch das VDI Technologiezentrum (VDI TZ), tourt auch 2008 erneut durch Deutschland, vermittelt Nano als chancenreiche berufliche Perspektive und erreicht jährlich etwa 100.000 vorwiegend jugendliche Besucher vor Ort. Abbildung 1 Förderung der Nanotechnologie im europäischen Vergleich Deutschland an der Spitze vor Frankreich und Großbritannien Abbildung 2 Datenspeicher auf der Größe eines Cent-Stückes mit dem Wissen von Millionen Menschen rücken in die Nähe des technisch Machbaren. 67
nanotechnologie aktuell Abbildung 3 Start der neuen BMBF-Initiative nanotruck auf der didacta 2008; Quelle: VDI TZ Abbildung 4 rechts Ingenieurabsolventen im internationalen Vergleich Deutschland deutlich unter dem OECD-Durchschnitt Abbildung 5 Experimentelles Lernen im Rahmen der Initiative»Naturwissenschaften entdecken!«quelle: CC-NanoChem Ein weiteres Engagement richtet sich direkt auf schulische Vermittlung. Dabei gilt das Motto»Aus der Praxis für die Praxis«. Schulen ans Netz, eine Initiative des BMBF und der Deutschen Telekom AG, unterstützt im Rahmen des Projektes»Naturwissenschaften entdecken!«die didaktische Aufbereitung von Unterrichtseinheiten zur Nanotechnologie für interessierte Lehrer. Die Initiative wird durch Fachtagungen flankiert, die den Erfahrungsaustausch fördern und persönliche Kontaktmöglichkeiten bieten. Als Projektpartner sind unter anderem das Nano-Kompetenzzentrum NanoChem und das VDI TZ engagiert. Angehende Nachwuchswissenschaftler, die sich bereits qualifiziert haben, fördert das BMBF seit 2002 mit mehr als 40 Mio. Euro über den Wettbewerb NanoFutur. Die ausgewählten Preisträgerinnen und Preisträger erhalten die Möglichkeit, über einen Zeitraum von fünf Jahren eigene Nachwuchsgruppen aufzubauen und Forschungsarbeiten zur Nanotechnologie mit Blick auf industrielle Anwendungen voranzutreiben. Die ausgewählten Forschungsansätze umfassen ein breites Spektrum und reichen von der Elektronik über die Optik bis hin zu den Lebenswissenschaften und der Chemie. Im Auftrag des BMBF entwickelte interaktive Medien dienen dazu, junge Menschen für die Nanotechnologie zu interessieren. Die über www.nanoreisen.de online verfügbaren»nanoreisen Abenteuer hinterm Komma«führen auf spielerische Weise schrittweise in virtuelle Welten des Mikro- und Nanokosmos. Die virtuellen Nanoreisen wurden mit dem if Communication Design-Award in Gold ausgezeichnet. Zur Berufsorientierung und Weiterbildung sowie für Unterricht, Vorträge und Seminare können vielfältige Bildungsinformationen zur Nanotechnologie genutzt und über www. nanotruck.de online abgerufen werden. Weitere Initiativen wie z. B. der Verein»Nanotechnologie und Schule e.v.«engagieren sich auf Landesebene, um Nanotechnologie stärker in die schulische Praxis zu integrieren. INNOVATIVE STUDIENGÄNGE UND AUSBILDUNGEN Grundlagen der Nanotechnologie werden an einer Vielzahl von Hochschulen vermittelt. Für angehende Nano-Experten sind erste innovative Studiengänge speziell zur Nanotechnologie für Aufgaben von morgen und Karrieren vom Feinsten entstanden. Die Angebote richten sich als grundständige Studiengänge an Abiturienten oder als Aufbaustudiengänge an Studierende mit einem Bachelor oder einem vergleichbaren Abschluss. Zu den grundständigen Angeboten gehören»nanostrukturtechnik«in Würzburg,»Molecu- 68
lar Science«in Erlangen-Nürnberg,»Nanostrukturwissenschaften«in Kassel und»mikround Nanostrukturen«in Saarbrücken. Kürzlich hinzugekommen ist der Studiengang»Nano- Engineering«an der Universität Duisburg- Essen. Die Fachhochschule Iserlohn ermöglicht ein Studium der»bio- und Nanotechnologien«. Darüber hinaus bieten einige Hochschulen spezielle Aufbaustudiengänge und Vertiefungsrichtungen zur Nanotechnologie mit Aussichten auf Spitzenjobs an. Ein Fernstudium zur Nanobiotechnologie ist an der Universität Kaiserslautern möglich. Erste Informationen zu Hochschulinstituten, Berufen und Weiterbildungsträgern mit einschlägigen Angeboten zur Nanotechnologie sind online unter http://bildung-beruf. nanonet.de abrufbar. Die Informationen werden laufend aktualisiert, ein schnelles Auffinden des geeigneten Angebotes wird zudem durch eine interaktive kartografische Darstellung erleichtert. Zu den Nano-Studiengängen können strukturierte Portraits abgerufen werden, so dass die jeweiligen Unterschiede schnell deutlich werden. Die Suche nach dem passenden Angebot wird erleichtert. Einschlägige Weiterbildungsangebote zur Nanotechnologie sind in einer Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit mittels des Suchbegriffes»Nanotechnologie«in KURSNET, der Datenbank für Aus- und Weiterbildung, verschlagwortet worden. Wege in eine spannende berufliche Ausbildung mit Hightech wie Nanotechnologie für angehende Facharbeiter zeigt die BMBF-Broschüre»Duale Ausbildung in innovativen Technologiefeldern«. Auszubildende und Ausbilder in Berufen wie Physik-, Chemie-, und Biologielaborant/-in, Mechatroniker/-in oder Mikrotechnologe/-in vermitteln die Faszination der Beschäftigung mit neuen technologischen Trends. Eine begleitende CD enthält audiovisuelle Statements von Personalverantwortlichen aus Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Nanotechnologie. Broschüre und CD werben dafür, in diesem Bereich vermehrt Ausbildungsplätze anzubieten und wahrzunehmen. Die mit Unterstützung des VDI TZ 2005 realisierte Broschüre wurde 2007 neu aufgelegt und um das Technologiefeld der neuen Werkstoffe ergänzt. Wie ausgewählte Unternehmen der Nanotechnologie ihre Akademiker/innen auf Herausforderungen der Zukunft gut vorbereiten und was sie von ihrem Nachwuchs erwarten, zeigt eine aktuelle Studie, die im Auftrag des BMBF Abbildung 6 Nanoreisen ermöglichen auf drei Routen virtuelle Expeditionen in die sonst unsichtbaren Welten des Mikro- und Nanokosmos. 69
nanotechnologie aktuell STUDIENGÄNGE DER NANOTECHNOLOGIE AN DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN UND FACHHOCHSCHULEN Grafik Studiengänge der Nanotechnologie an deutschen Universitäten und Fachhochschulen Universität U Duisburg-Essen... U Erlangen-Nürnberg U Kassel........... U Saarbrücken...... U Würzburg......... RWTH Aachen....... U Bielefeld......... TU Chemnitz........ U Bielefeld......... U Bremen.......... TU Dresden......... U Hannover......... TU Ilmenau......... TU Kaiserslautern... U Ulm............. Studiengang NanoEngineering................... Molecular Science.................. Nanostrukturwissenschaft........... Mikro- und Nanostrukturen.......... Nanostrukturtechnik................ Studiengang / Schwerpunkt Materialwissenschaften / Mikro- und Nanotechnologien.................. Physik / Nanowissenschaften......... Elektrotechnik / Mikro- einschl. Nanoelektronik.................... Aufbaustudiengang Nanowissenschaften................ Nanomolecular Science............. Nanobiophysics.................... Material- und Nanochemie........... Mikro- und Nanotechnologien......... Nanobiotechnologie................. Materials Science.................. Abschluss Bachelor / Bachelor / Diplom Diplom Bachelor / Bachelor / Bachelor Bachelor Zertifikat Fachhochschule FH Iserlohn......... FH Isny............ FH München........ FH Nürnberg........ FH Zwickau......... Studiengang Bio- und Nanotechnologien.......... Studiengang / Schwerpunkt Physik-Ing. / Optical Engineering und Nanotechnologien.................. Aufbaustudiengang Mikro- und Nanotechnik............. Neue Materialien, Nano- und Produktionstechnik................. Nano- und Oberflächentechnologien... Bachelor Diplom Quelle: VDI TZ im Auftrag des BMBF
erstellt und vom VDI TZ betreut wurde. Interviews des ISW-Institutes in Halle mit Forschern und Personalverantwortlichen in sechs ausgewiesenen Innovationsfeldern der Nanotechnologie zeigen, dass Nano-Unternehmen ihren Nachwuchs zunehmend bereits während des Studiums an das Unternehmen binden. Dazu werden Praktika, Projekt- und Diplomarbeiten sowie Promotionen genutzt. Nano-Unternehmen setzen ausgezeichnete Fachkenntnisse und gutes naturwissenschaftliches Basiswissen voraus. Zunehmend werden Persönlichkeitseigenschaften wie unternehmerisches Denken, Flexibilität und Teamfähigkeit erwartet. Fundierte Sprachkenntnisse in Englisch sowie interkulturelle Kompetenzen sind für Akademiker/innen in den international tätigen Unternehmen zudem eine wichtige Voraussetzung für beruflichen Erfolg. FAZIT Erfolgreiche innovative Entwicklungen sind auf junge Menschen angewiesen, die gut auf die betriebliche Praxis vorbereitet und bedarfsgerecht qualifiziert sind. Die Entscheidung für ein Studium oder eine Ausbildung in Richtung Nanotechnologie schafft gute Voraussetzungen für sichere Arbeitsplätze. Nano als eine der Spitzentechnologien dieser Welt bietet Perspektiven vom Feinsten und eröffnet Wege in die Zukunft mit Hightech und Karrieren auf der Überholspur. WEITERE INFORMATIONEN www.bmbf.de/de/nanotechnologie.php http://bildung-beruf.nanonet.de www.nano-bildungslandschaften.de KONTAKT Dr. Waldemar Baron VDI Technologiezentrum GmbH Düsseldorf Zukünftige Technologien Consulting E-Mail baron@vdi.de Abbildung 7 Nano-Kompetenz in Unternehmen ist gefragt. Quelle: Qimonda