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Transkript:

Junge Menschen wollen sich beteiligen Kinder- und Jugendpartizipation in Deutschland Informationen für junge Menschen zwischen 14 und 18 Ergebnisse einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung

Hallo! Du möchtest, dass Deine Wünsche künftig besser berücksichtigt werden, dass Planungen und Entscheidungen nicht an Deinen Interessen vorbei gehen? Du willst Deine Lebens-, Lernund Freizeitbedingungen aktiv mitgestalten und weißt nicht so genau, wo und wie Du beginnen kannst? Unser Projekt mitwirkung! setzt sich genau mit diesen Fragen auseinander und versucht Lösungsvorschläge auszuprobieren. Mitwirkung! Was ist das? Mitwirken bedeutet eine aktive Teilnahme an Planungen, Entscheidungen und deren Verwirklichung, die Dein Leben, Deine Ausbildung und Arbeit oder auch Deine Freizeit betreffen. Für Mitwirkung werden auch Begriffe wie Beteiligung oder Partizipation verwendet. Wir haben uns mit dem Projekt mitwirkung! zum Ziel gesetzt, die Mitsprachemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass Kinder und Jugendliche Experten ihrer eigenen Sache sind, dass Beteiligung viele Lernchancen bietet und dabei das Miteinander ganz unterschiedlicher Menschen fördert. Beteiligung ist in unserer demokratischen Gesellschaft ein Recht aller Menschen, egal welchen Alters. Unser Projektziel wollen wir erreichen, indem wir gemeinsam mit unseren Partnern, dem Deutschen Kinderhilfswerk und UNICEF, Kinder und Jugendliche befragen, die Ergebnisse in Städten und Gemeinden ausprobieren und anschließend an andere weiter geben. Die Befragung von Jugendlichen haben wir bereits im Jahr 2004 durchgeführt. Dabei haben mehr als 16.000 Schüler, deren Lehrer und Schulleitungen sowie Mitarbeiter der 51 beteiligten Städte und Gemeinden Angaben zu den Mitsprachemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen gemacht. Über einige Ergebnisse der Befragung wollen wir mit dieser Broschüre informieren und damit Anregungen geben für Diskussionen oder Planungen rund um das Thema Beteiligung. Projekt mitwirkung! der Bertelsmann Stiftung An der Erstellung dieses Berichtes haben Lili Dreikopf (Leipzig), Luise Fuchs (Leipzig) und Mona Pokern (Hannover) stellvertretend für den Jugendbeirat der Initiative mitwirkung! aktiv mitgearbeitet. 1

Wichtige Erkenntnisse aus der Befragung kurz vorgestellt Ein wichtiges Ergebnis dieser Befragung lautet: Junge Menschen würden sich stärker als bisher in die Gestaltung ihres Lebensraumes einbringen, wenn sie dafür gute Rahmenbedingungen hätten. Der Studie zufolge finden fast 70 Prozent, junge Menschen sollten in der Politik mehr zu sagen haben und sogar 78 Prozent sind zu einer stärkeren Mitwirkung bereit. Zu fragen ist aber, wie es denn mit der tatsächlichen Beteiligung von Kindern und Jugendlichen aussieht. Die Ergebnisse der Befragungen ergeben folgendes Bild: sehr wenig wenig teils/teils viel sehr viel Zu Hause Schule Wohnort nie selten manchmal oft immer Am meisten können junge Menschen in der Familie mitbestimmen. Entscheidungen werden unter Einbeziehung der Kinder und Jugendlichen ausgehandelt. Allerdings betrifft das vor allem solche Themen, die die Eltern nicht sonderlich berühren. Wenn von Entscheidungen die Interessen der Eltern in starkem Maße betroffen sind, dann haben die jungen Familienmitglieder schon erheblich weniger Mitbestimmungsmöglichkeiten. Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der Schule ab. Wenn es um Themen geht, die den Unterricht selbst betreffen, werden Schüler weit weniger in Entscheidungen einbezogen als bei nebensächlichen Themen. Interessant ist, dass die Einschätzungen von Lehrern und Schülern, wie intensiv Kinder und Jugendliche in der Schule mitwirken können, sehr auseinander gehen. Während die Lehrer von einer hohen Beteiligungsmöglichkeit ausgehen, sehen die Schüler ihren Einfluss in vielen Bereichen des schulischen Lebens weit weniger stark ausgeprägt. 2

0% 20% 40% 60% 80% 100% Anteil [in %] Sitzordnung im Klassenzimmer Ausgestaltung des Klassenzimmers 76,1 Auswahl von Klassenfahrtzielen 72,9 72,4 Auswahl der Unterrichtsform 54,4 Auswahl von Unterrichtsthemen 51,0 Festlegung von Regeln im Unterricht 50,9 Festlegung von Terminen für Klassenarbeiten 49,0 Leistungsbewertung / Notengebung 35,9 Festlegung der Hausaufgaben 24,3 Partizipation der Kinder und Jugendlichen im Unterricht In den Wohnorten der jungen Menschen ist eine Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am wenigsten ausgeprägt. Die Zahl der Formen und Themen, an denen sie sich beteiligen können, ist gering. Darüber hinaus werden Angebote zur Beteiligung in den Dörfern oder Städten relativ wenig genutzt. Dies liegt, so viele der befragten Kinder und Jugendlichen, daran, dass sie kein Interesse am Thema haben und ihnen das Vertrauen in die Politiker fehle, von denen sie sich in vielen Fällen nicht ernst genommen fühlen. Auch hier ist festzustellen, dass Mitarbeiter der Gemeinde- oder Stadtverwaltungen und Politiker die Partizipationsmöglichkeiten in ihrem Ort viel höher einschätzen, als dies die Jugendlichen selbst tun. Diese Ergebnisse setzen ein deutliches Zeichen: Die Mitwirkungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen sollten in allen wichtigen Lebensbereichen gestärkt werden. Besonders gefragt sind dabei die Wohnorte und Schulen: Denn während 75 Prozent der Schüler angaben, zu Hause viel oder sehr viel mitbestimmen zu können, sehen in den Gemeinden oder Städten nur 13,6 Prozent der Befragten diese Möglichkeit. Der Wert in Schulen ist mit knapp 15 Prozent nur unwesentlich höher.! 3

Wie könnten die Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche unterstützt und ausgebaut werden? Sieben Möglichkeiten Beteiligung zu intensivieren Die Untersuchung weist nach, dass die Mitwirkung von jungen Menschen durch fünf zu beeinflussende Bedingungen gefördert werden kann. Dies sind: - Verbesserung des Informationsstandes über Mitwirkungsmöglichkeiten, - Beteiligungsangebote am Wohnort und in der Schule, die die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen aufgreifen, - Qualifikation der Jugendlichen für eine aktive Beteiligung sowie - die Förderung von Mitarbeit in Vereinen. - Dazu kommen noch zwei Faktoren, die das Beteiligungsverhalten von Jugendlichen ebenfalls fördern können, aber von außen wenig beeinflussbar sind: der Freundeskreis engagiert sich oder es liegt ein ausgeprägter persönlicher Wunsch nach Veränderung vor. Die folgende Partizipationsspirale verdeutlicht die Erkenntnisse aus der Untersuchung, wonach die einzelnen Bedingungen schrittweise dazu beitragen können, dass sich das Beteiligungsinteresse der Kinder und Jugendlichen verstärkt. Die Partizipationsspirale 6 Partizipationsaffinität im Freundeskreis Partizipationsintensivierung 5 Partizipationszufriedenheit am Wohnort 7 Konkreter Veränderungswille 4 Vereinsbedeutung Informationsstand bzgl. Mitwirkung 1 2 3 Qualifikationsempfinden Partizipationsintensität in der Schule 4

Faktor 1 / Informationen über Beteiligungsmöglichkeiten sind notwendig Nur wer weiß, wie und wo er sich beteiligen kann, wird auch seine Mitwirkungsmöglichkeiten nutzen. Somit ist ein wesentlicher Faktor, der die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen stärkt, der Informationsstand über die vorhandenen Beteiligungsangebote in der Schule, am Wohnort oder im Rahmen der Freizeitgestaltung. Die Kinder und Jugendlichen müssen Beteiligungsangebote in ihrer Umgebung kennen und über aktuelle Projekte sowie Planungen informiert werden. Fühlen sie sich gut informiert, wirken sie auch stärker in ihrer Umgebung mit. Informationen über Beteiligungsmöglichkeiten bekommen junge Menschen von Freunden, von Eltern, aus der Zeitung, durch Aushänge, durch das Radio, von Lehrern, bei öffentlichen Veranstaltungen, durch Nachbarn, durch Broschüren, durch das Internet, durch E-Mail und SMS. In der heutigen Zeit erhalten die Kinder und Jugendlichen die Informationen über Mitwirkungsangebote aus den verschiedensten Medien, wie z. B. Internet, Radio, SMS usw. Die wichtigsten Quellen sind aber die Eltern und Freunde sowie die Zeitungen. Schau doch mal in Deine Lokalzeitung, ob dort über Jugendbeteiligung berichtet wird oder frag Deine Eltern und Freunde, ob sie Informationen zu diesem Thema haben. Auch in Deiner Schule kannst Du Dich informieren, welche Möglichkeiten zur Mitbestimmung Du als Schüler hast. Faktor 2 / Beteiligung braucht Lernmöglichkeiten Nachdem Du weißt, welche Angebote es in Deinem Wohnort oder an Deiner Schule gibt, ist es wichtig zu wissen, wie Du an ein Projekt zur Beteiligung herangehen kannst oder wie Beteiligung überhaupt gestaltet wird. Viele befragte Kinder und Jugendliche haben angegeben, dass sie sich für eine Beteiligung oft nicht ausreichend vorbereitet bzw. ausgebildet fühlen. Das hindert sie häufig daran, aktiv bei Planungen und Entscheidungen mitzuwirken. Vorbereitung oder Ausbildung bedeutet zum einen, Erfahrungen mit Beteiligungsmöglichkeiten zu sammeln, zum anderen Methoden kennen zu lernen, mit denen Du Deine Beteiligungsmöglichkeiten auch wirklich wahrnehmen kannst, wie zum Beispiel die eigene Meinungen sicher vertreten oder eine Gesprächsrunde erfolgreich anleiten können. Wenn Du Interesse an solchen Schulungen hast, dann frag doch einmal in Deinem Wohnort oder an Deiner Schule nach, wer solche Lernmöglichkeiten anbietet. 5

Faktor 3 / Schule ist ein wichtiges Lernfeld für Beteiligung In der Schule hältst Du Dich die meiste Zeit auf, aber kannst Du dieses Umfeld selbst gestalten? Kannst Du mitbestimmen, wenn es um die Sitzordnung, die Ausgestaltung des Klassenzimmers, Auswahl von Klassenfahrtzielen usw. geht? Die Untersuchungsergebnisse weisen Schule als einen zentralen Ort für Lernerfahrungen im Zusammenhang mit Beteiligung aus. Die dort gemachten Erfahrungen wirken sich sehr stark auf das Beteiligungsverhalten von Kindern und Jugendlichen in anderen Zusammenhängen aus. Können Schüler in der Schule positive Mitwirkungsmöglichkeiten kennen lernen, dann steigt ihre Bereitschaft, sich auch in Bereichen ihres Wohnortes für die Belange von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. Wie sehen die Beteiligungsmöglichkeiten in Deiner Schule aus? Vielleicht kannst Du einmal nachfragen, was die Schülermitverwaltung in Deiner Schule alles macht. Auch ein Gespräch mit Deinen Klassenkameraden könnte interessant sein. Wie erleben sie die Beteiligungsmöglichkeiten in der Schule und was sind Eure Wünsche und Interessen, wie eine Beteiligung eigentlich aussehen sollte? Faktor 4 / Vereinsleben fördert Beteiligungsbereitschaft 6 Viele junge Menschen verbringen ihre Freizeit in einem Verein. Sie nehmen Angebote wahr, arbeiten aktiv mit oder organisieren eigene Veranstaltungen. Ein Verein unterstützt das Miteinander in Gruppen von Gleichaltrigen oder verschiedener Generationen. Es werden Möglichkeiten zur Eigeninitiative entwickelt und die Mitwirkungsmöglichkeiten gefördert. All das trägt dazu bei, so die Studie, dass die Bereitschaft und Offenheit, sich auch am eigenen Wohnort zu beteiligen, gestärkt wird. Damit bietet eine intensive und aktive Teilnahme am Vereinsleben einen guten Baustein, um mit Jugendlichen die Mitwirkung in den Gemeinden und Städten auszubauen. Wenn Du schon in einem Verein mitwirkst, könntest Du dort einmal mit anderen zusammen überlegen, wie andere junge Menschen für Euren Verein zu gewinnen sind. Dies könntest Du dann in Deinem Verein einmal vorschlagen umzusetzen (z. B. über den Vorstand oder andere verantwortliche Personen). Wenn Du in keinem Verein mitwirkst, könntest Du einmal überlegen, wie ein Verein aussehen müsste, an dem Du Dich gerne beteiligst. Vielleicht kannst Du Dich darüber auch mit Freunden austauschen und Dich in Deinem Wohnort umschauen, was schon alles angeboten wird. Welcher Verein interessiert Dich?

Faktor 5 /Positive Erfahrungen mit Partizipation am Wohnort machen Lust auf mehr Gute Erfahrungen mit tatsächlichen Mitwirkungsaktivitäten am eigenen Wohnort führen in der Regel dazu, dass sich Jugendliche auch weiterhin für ihre Interessen in ihrer Gemeinde oder ihrer Stadt einsetzen. Die Zufriedenheit mit dem Verlauf und den Ergebnissen der eigenen Beteiligungsbemühungen motiviert, sich weiter für die Interessen von jungen Menschen einzusetzen. Wie ist Deine Meinung dazu? Gibt es in Deinem Wohnort Möglichkeiten positive Beteiligungserfahrungen zu sammeln? Wenn Du Lust hast, frag doch einmal an Deinem Wohnort konkret nach, welche Möglichkeiten Du zur Mitwirkung hast. Aktivitäten am Wohnort, bei denen Jugendliche schon mal mitgewirkt haben: An einer Diskussion teilgenommen Unterschriften selber gesammelt Bei Jugendforum oder Jugendkonferenz aktiv teilgenommen In einer Bürgerinitiative mitgearbeitet Zu einem Thema abgestimmt Bei einer Stadtteilkonferenz mitgewirkt An einer Jugendsprechstunde des/-r Bürgermeisters/-in teilgenommen An einem Gespräch mit dem/-r Jugendbeauftragten aktiv teilgenommen An einer genehmigten Demonstration teilgenommen An einer verbotenen Demonstration teilgenommen In einem sozialen oder politischen Projekt mitgewirkt Faktor 6 + 7- / Freundeskreis und Veränderungswille Ein engagierter Freundeskreis und der Wunsch nach Veränderung sind weitere verstärkende Faktoren für Kinder- und Jugendbeteiligung. Die Bereitschaft zur Partizipation wird gefördert, wenn der Freundeskreis aktiv an Beteiligungsangeboten teilnimmt. Der Wunsch nach Veränderung kann ausgelöst werden, wenn Verärgerung über bestimmte Ereignisse oder konkrete Wünsche für eine Umsetzung der eigenen Interessen entstehen. Diese Faktoren sind zwar wichtig, können aber nicht direkt beeinflusst werden. Engagieren sich Deine Freunde an Beteiligungsprojekten oder entsteht bei Dir manchmal der Wunsch bestimmte Dinge in Deinem Lebensumfeld zu verändern? Sprich doch einmal mit Deinen Freunden darüber. Vielleicht könnt Ihr Euch gegenseitig Anregungen geben, wie Ihr Euch noch intensiver in der Schule oder am Wohnort für Eure Interessen einsetzen könnt. 7-

Das Projekt mitwirkung! geht weiter Das also sind wichtige Ergebnisse der Untersuchung zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Es liegt auch an Dir, ob die Beteiligungsmöglichkeiten für junge Menschen weiterentwickelt werden können. Schau Dich um. Was willst und kannst Du verändern? Wo kannst Du Deine Meinung, Deine Wünsche und Interessen einbringen? Wir versuchen anhand der Ergebnisse in verschiedenen Gemeinden und Städten auszuprobieren, wie man konkret Jugendbeteiligung verbessern kann. Um Dich über Details der Untersuchung und die weiteren Schritte zu informieren, oder weitere Informationen und Links zu finden, komm uns doch auf unserer Homepage www.mitwirkung.net besuchen. Dort kannst Du auch unseren Newsletter abonnieren und bekommst so regelmäßig Informationen über Veranstaltungen in ganz Deutschland zum Thema Partizipation. Wir hoffen, wir konnten Dich mit dieser Broschüre informieren und Lust machen, aktiv zu werden. Und somit bleibt uns nur, Dir noch viel Spaß und Erfolg zu wünschen. 8

Impressum Herausgeber Bertelsmann Stiftung Gütersloh, 2006 Autor Klaus Appel Start gemeinnützige Beratungsgesellschaft mbh in Zusammenarbeit mit Mitgliedern des Jugendbeirates von mitwirkung! Kontakt Sigrid Meinhold-Henschel Projektleiterin Initiative mitwirkung! Bertelsmann Stiftung Telefon: +49(5241) 81-81252 Fax: +49(5241) 81-681252 Email: Sigrid.Meinhold-Henschel@Bertelsmann.de Layout Karsten Noack, Medienwerkstatt der Internet: www.mitwirkung.net Stiftung Evangelische Jugendhilfe St. Johannis Bernburg Illustrationen: Sandra Henrichfreise Bildnachweis: Veit Mette, Bielefeld

Informationen im Internet: www.mitwirkung.net