Predigt Ostersonntag: Vom ausgebluteten zum brennenden Herz

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Transkript:

Ostersonntag 20.04.2014 Predigt Ostersonntag: Vom ausgebluteten zum brennenden Herz Oh mann, hatten die beiden vor kurzem noch Herzklopfen gehabt. Dieses Jahr wird es ein besonderes Passahfest, waren sie sich sicher. Sie haben schon lange darauf hin gefiebert. Passahfest an sich war ja schon etwas Besonderes: Ein Fest zusammen feiern an das denken, wie Gott sein Volk befreit hat gemeinsam singen und beten in vollen Gemeinderäumen so wie bei uns heute Morgen. Und dazu noch das Highlight: Jesus war in der Stadt. Der Mann, in den sie so viele Hoffnungen gesetzt haben. Der sie so faszinierte. Wenn sie ihn reden hörten, dann ging ihnen das Herz auf. Das war so wohltuend, befreiend, ermutigend. Das Wochenende versprach ein geistliches Event zu werden und so waren sie voller Vorfreude und eben aufgeregtem Herzklopfen vor einigen Tagen auf dem Weg nach Jerusalem unterwegs gewesen. Doch auf dem Rückweg war von diesem fröhlichen Herzen nichts mehr übrig. Es ist Sonntag, als sie von Jerusalem zurück nach Hause laufen. Das Passahwochenende hat sich von der Freude zur Katastrophe entwickelt. Aus einem aufgeregt springenden Herzen ist ein träges, blutendes Herz geworden. Lukas 24, ab Vers 13: 13 zwei von den Jüngern gingen an demselben Tage in ein Dorf, das war von Jerusalem etwa zwei Wegstunden entfernt; dessen Name ist Emmaus. 14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Erlebnissen. 15 Und es geschah, als sie so redeten und sich miteinander besprachen, da nahte sich Jesus selbst und ging mit ihnen. 16 Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie ihn nicht erkannten. 17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Dinge, die ihr miteinander verhandelt unterwegs? Da blieben sie traurig stehen. 18 Und der eine, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige unter den Fremden in Jerusalem, der nicht weiß, was in diesen Tagen dort geschehen ist? 19 Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war, mächtig in Taten und Worten vor Gott und allem Volk; 20 wie ihn unsre Hohenpriester und Oberen zur Todesstrafe überantwortet und gekreuzigt haben. 21 Wir aber hofften, er sei es, der Israel erlösen werde. Und über das alles ist heute der dritte Tag, dass dies geschehen ist. 22 Auch haben uns einige Frauen aus unserer Mitte erschreckt, die sind früh bei dem Grab gewesen, 23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben eine Erscheinung von Engeln gesehen, die sagen, er lebe. 24 Und einige von uns gingen hin zum Grab und fanden's so, wie die Frauen sagten; aber ihn sahen sie nicht. 25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren, zu trägen Herzens, all dem zu glauben, was die Propheten geredet haben! 26 Musste nicht Christus dies erleiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Liebe Gemeinde, Es ist ein Weg der beiden Männer zurück in die alte Wirklichkeit, aus der sie einmal aufgebrochen waren, um Jesus nachzufolgen. Sie verlassen Jerusalem, weil er nicht der Ort des Triumphes wurde, sondern der Enttäuschung. Weil Jerusalem der Ort des Scheiterns Jesu, der Ort ihrer verlorenen Hoffnung ist, gehen sie nun zurück nach Emmaus. Mit hängenden Köpfen und trägem Herzen. Da ist kein Leben mehr drin in ihrem geistlichen Herzen. Es ist ausgeblutet, schwach und leer. Vom freudigen, erwartungsvollen Herzen zum ausgebluteten Herzen. So sah die Entwicklung ihres geistlichen Lebens aus.

Das blutende Herz war in der letzten Woche auch mehrfach in den Nachrichten zu sehen: heartbleed (also blutendes Herz) heißt eine Sicherheitslücke in einem Internetprogramm. Sicherlich haben sie davon gehört. Und vielleicht dieses Logo gesehen [LOGO auf Beamer]. Über Jahre ist dieser Fehler nicht sichtbar gewesen, aber jetzt ist er entdeckt worden. Unruhe und Chaos ist ausgebrochen. Manche mussten fast alle ihre Passwörter ändern. Einer der führenden Sicherheitsexperten, Bruce Schreier, sagte: Katastrophal ist das richtige Wort. Auf einer Skala von 1 bis 10 ist dies eine 11. Auf einmal ist alles angreifbar, ungeschützt, verletzlich. Wie beim Internetfehler heartbleed ist auch unser geistliches Herz angreifbar. Ganz plötzlich bricht das auf. So, dass ein Chaos im Leben entstehen kann. Dass der Glaube verletzlich wird. Dass er attackiert wird und nicht mehr freudig hüpft, sondern fast schon einen Nulllinie zeichnet. Diese Sicherheitslücke ist in unserem Glauben da. Manchmal ohne dass man es gleich merkt. Wenn wir verzweifelt sind. Wenn der Glaube enttäuscht wurde. Wenn Hoffnungen sich nicht erfüllt haben. Wir kennen solche Situationen, in denen wir entweder selbst enttäuscht und traurig sind oder wir Menschen begegnen, die das so erleben. Trotz intensivem Gebet ist der liebe Verwandte gestorben. Eine Krankheit erweist sich als unheilbar. Eine Beziehung, in die man so viele Hoffnungen gelegt hat, ist gescheitert. Der Arbeitsplatz ist verloren gegangen. Hoffnungen und Erwartungen zerplatzen wie Seifenblasen. Und mit ihnen wird das Vertrauen auf Gott in Frage gestellt. Enttäuschung und Traurigkeit machen sich breit, so wie bei den Emmausjüngern. In solchen Situationen ist auch das geistliche Herz betroffen!! Die Enttäuschungen im Leben lassen sich nicht einfach vom Glauben trennen. Nach dem Motto: Mir geht s furchtbar, aber im Glauben bin ich fröhlich und hoffnungsvoll. Man kann vielleicht, wenn man noch stark genug ist, nach außen so tun, aber das geistliche Herz in einem springt nicht mehr fröhlich. Es blutet vielmehr. Leben und Glaube hängen zusammen. Wenn wir im Leben Schweres aushalten und Enttäuschungen hinnehmen müssen, dann hat das auch etwas mit unserem Glauben zu tun. Die Jünger aus Emmaus waren nicht nur am Ende, weil sich ihre Erwartungen zerschlagen haben. Weil sie sich offenbar getäuscht haben. An diesem Wochenende ist ihr Glaubensherz ausgeblutet. Auch wenn ein paar Frauen behauptet haben, Jesus sei lebendig, halten sie sich an die Fakten. Und die heißen: Gekreuzigt, begraben, jetzt ist auch noch der Leichnam verschwunden, keiner hat ihn gesehen. Fort, tot, vorbei. Aus und vorbei. Und besonders schlimm: In diesem Fall heißt das: Alles war eine Lüge. Ihre ganze Hoffnung, ihr Glaube an den Messias und ihr Vertrauen auf Gott hat sich in diesen Tagen als ein Kartenhaus erwiesen, das jetzt in sich zusammengefallen ist. Glaube ist angreifbar. Und Enttäuschungen machen das blutende Glaubensherz träge. Zu träge, um zu begreifen, was eigentlich passiert. Da geht plötzlich einer neben ihnen. Ein Wanderer wie sie, ein Unbekannter. Er hört, was sie reden. Er hört lange zu. Er bleibt an ihrer Seite. Die Jünger merken nicht, dass die Hoffnung, die sie schon begraben hatte, lebendig und gegenwärtig ganz direkt bei ihnen ist. Der auferweckte Jesus ist zwar kein anderer als der irdische Jesus, aber er begegnet ihnen anders. Jesus besitzt offenbar eine neue Leiblichkeit, die für das normale Menschenauge nicht sichtbar ist. Jedenfalls können sie ihn nicht erkennen. Ihr Herz ist blind geworden. Als sie erzählt haben, wie alle ihre Hoffnung gestorben ist, ergreift er das Wort: Ihr habt nichts verstanden, sagt er. Euer Herz ist zu träge! Manchmal werden wir geistlich träge. Manchmal sind wir im Glauben wie blind. Wenn unser geistliches Herz so blutleer, so ohne Leben ist, dass wir nicht mal entdecken, dass Jesus direkt an unserer Seite geht. Wie viele Menschen haben schon als sie enttäuscht wurden geschrien Und Gott, wo bist du jetzt? Hier, in der schwierigsten Situation lässt du mich allein. Ich spür nichts von dir. Und sie haben nicht

gemerkt, dass sie es ihm direkt ins Gesicht geschrien haben. Denn er ist da. Ganz nah bei uns. Er hört sich an, was uns fertig macht. Was wir nicht verstehen und was uns die Laune vermiest. Jesus weiß schon, dass wir nicht immer Halleluja rufen und vor Freude tanzen. Er kennt aus eigener Erfahrung ja die Dinge, die unser geistliches Leben ins Stolpern bringen. Er weiß wie sich ein Herz anfühlt, das von Gott verlassen wurde. Doch er lässt uns nicht mit unserem blutenden, trägen Herzen allein. Jesus schließt die Sicherheitslücke. Er tut was gegen unser inneres Chaos und unsere Angst. Er macht aus dem trägen Herz wieder ein feuriges Herz: 27 Und er fing an bei Mose und allen Propheten und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war. 28 So kamen sie nahe an das Dorf, wo sie hingingen. Und er tat so, als wollte er weitergehen. 29 Sie aber drängten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt. Da ging er hinein, bei ihnen zu bleiben. 30 Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen. 31 Da wurden ihre Augen geöffnet und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen. 32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete? 33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, liefen zurück nach Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren; 34 die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen. 35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach. Kein ausgeblutetes Herz mehr. Kein träges Herz mehr. Aus heartbleed wird heartburn, aus dem trägen ein feuriges Herz. Als sie am Brotbrechen abends erkennen Das ist ja Jesus hier bei uns in der Stube da verstehen sie schlagartig auch, was da mit ihrem geistlichen Herzen unterwegs passiert ist. Mensch, das hätten wir doch checken müssen: Brannte nicht unser Herz in uns?? Das hat doch was in uns ausgelöst, als er uns die Heilige Schrift erklärt hat. Wir haben wohl etwas gespürt. Wir haben nur nicht begriffen, woher das Herzbrennen kam. Ostern braucht manchmal ein wenig, bis es von unserem Herz in unser Hirn ankommt. Dass Jesus auferstanden ist, das begreift man mit dem Verstand nicht wirklich. Das spürt man im Herzen. Vielleicht verwirrt es einen auch ein wenig. Aber: An Ostern springt der Funke ins Geist-Herz. Es passiert was in unserem geistlichen Leben, wenn wir begreifen, wie die Bibel schon im Alten Testament auf Jesus hinweist. Wie sich in ihm erfüllt, was die Propheten angekündigt haben. Es geht gar nicht mal drum, das alles zu verstehen, sondern es löst etwas in unserem Herzen aus. Deshalb ist es so wertvoll, wenn man für sich zu Hause, oder noch besser mit Menschen aus der Gemeinde in der Bibel liest, darüber redet, sich Fragen stellt und gemeinsam grübelt. Selbst wenn man nicht gleich Antworten hat. Selbst wenn man manchmal gar nicht richtig hinhört. Es kann etwas auslösen in unserem Herzen, das wir noch gar nicht erklären können. Ein Brennen dass wir Feuer fangen für Jesus dass etwas uns das innere Chaos und die Angst nimmt. Geistliche Prozesse beginnen nicht unbedingt im Verstand. Der braucht nicht selten, bis er hinterherkommt. Das ist wie wenn man verliebt ist. Die allermeisten von ihnen waren schon mal so richtig verliebt. In jemanden total verschossen. Das beginnt auch nicht im Verstand. Der kommt vielleicht dann auch mal dazu ist ja auch nicht das Falscheste Aber beginnen tuts im Herz. Das Herz brennt unerklärlich. Die Emmausjünger haben nicht begriffen, wer da mit ihnen unterwegs ist. Sie haben es auch nicht mit ihren Augen gesehen, wer das ist. Aber ihr Herz hat reagiert.

Jesus entzündet das Herz der Jünger von neuem. Er macht aus den trägen Herzen brennende Herzen. Jesus kann auch unser Herz berühren: Jesus berührt Herzen durch Musik, durch sein Wort, durch Gemeinschaft, durch unerklärliche Gefühle. An Ostern entflammt unser Herz für Jesus. An Ostern wird Enttäuschung in Jubel verwandelt. An Ostern wird Trauer in Freude verwandelt. An Ostern muss man nicht alles verstehen, aber man kann sich berühren lassen. Gott berührt Herzen. Vielleicht lassen wir ihn unser Herz auch leichter berühren als unseren Verstand. Weil wir den doch ganz gern selbst im Griff haben. Beim Herz ist das schwierig. Das übermannt einen manchmal einfach. Und wenn ein Herz dann erstmal Feuer gefangen hat wenn wir geistlich von Jesus berührt wurden dann kann der Funke auch auf andere überspringen. Ja, er will überspringen. Ein Sprichwort sagt: "Wem das Herz voll ist, dem geht der Mund über." Ein brennendes Herz steckt andere mit der Osterfreude an. Das ist ja das Schöne an der Osterfreude: Dass sie ausgerufen, geteilt und mitgeteilt werden will. Wenn junge Leute heutzutage etwas Beeindruckendes erleben - etwas, das ihr Herz berührt dann teilen sie es mit Freunden. Das geht mit einem Klick auf einen Button, auf dem Teilen steht. Die Osterfreude will geteilt werden. Und weil das vor 2000 Jahren nicht per Internet gemütlich von daheim aus ging, rennen die beiden Jünger am selben Abend noch zurück nach Jerusalem. Als die beiden Jünger dort ankommen rufen sie: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden!" Das hat nichts mehr mit Resignation zu tun. Darin klingt vielmehr die Freude, dass Jesus lebt. Darin klingt eine Erkenntnis, ein geistliches Begreifen: Zuerst im Herz, dann auch im Hirn. Lasst uns an Ostern solche Menschen sein. Die es antreibt, den noch Traurigen die frohe Botschaft zu bringen. Die auch ein Risiko eingehen und Aufwand betreiben. Die vom Herz bewegt werden und sich nicht zu sehr vom Kopf bremsen lassen. Und wenn sie auf andere Nachfolger Jesu treffen, denen er auch schon begegnet ist so wie Simon in der Geschichte, dem sich Jesus zwischenzeitlich ja auch gezeigt hat dann freuen sie sich gemeinsam und feiern ein Fest das Osterfest. Ostern-feiern ist nicht gemeinsames Eiersuchen und Schoko-Hasen-Wettessen. Ostern-feiern ist die gemeinsame Freude, dass Jesus uns gefunden hat und dass er sich uns zum Beispiel beim Brotbrechen gezeigt hat. Vielleicht machen sie heute ja auch einen Spaziergang. Einen Osterspaziergang wie die beiden Jünger. Vielleicht grübeln sie auch über so Manches, was an Ostern verkündigt wird: Kann es sein, was die Frauen da erzählt haben? Er ist auferstanden? Das ist doch logisch nicht erklärbar! Dass man in der Kirche noch 2 Jahrtausende später die Auferstehung verkündigt, wo man doch nicht beweisen kann, dass es Auferstehung gibt. Vielleicht ist ihr Herz noch träge. Dann wünsche ich Ihnen die Erkenntnis, dass Jesus lebt und dass er an ihrer Seite ist. Dass er ihnen die Augen öffnen möchte und ihr Herz entzünden will. Vergessen sie nicht: Auch die Emmausjünger waren noch nach ihrem Weg, als sie am Abend des Ostertages daheim beim Essen saßen, traurig und vielleicht ein bißchen verwirrt. Auch die beiden merken erst nachdem ihnen die Augen geöffnet wurden, nachdem sie Jesus erkannt haben und gemerkt haben: Der war ja die ganze Zeit bei uns, erst da haben sie auch verstanden, warum das Herz in ihnen brannte. Was da geistlich bei ihnen passiert ist. Unterwegs war das noch verwirrend, nachdem sie den Auferstandenen kennengelernt haben, klärt es sich für sie. Ich wünsche ihnen, dass sie auch spätestens heute abend entdecken: Ostern heißt: Der Auferstandene Christus ist uns ganz nahe. Ich wünsche ihnen nicht einfach nur Frohe Ostern! Das sagt sich so schnell.

Sondern, dass es Ihnen geschenkt wird, dem lebendigen Gott wirklich zu begegnen. Vielleicht in einem Wort der Heiligen Schrift wie den Emmausjüngern; vielleicht beim Abendessen; vielleicht in einem guten Gespräch auf dem Weg nach Hause. Ich weiß nicht wie, Gott hat ganz viele Wege. Aber dass Sie irgendwo spüren in Ihrem Herzen: ER lebt! Und ich wünsche ihnen, dass sie dann vielleicht auch feststellen: Mensch, brannte nicht das Herz in uns, als wir von ihm gehört haben? Hat das nicht was in uns ausgelöst? Vom trägen zum brennenden Herzen vom heartbleed (blutenden Herzen) zum Heartbeat (zum schlagenden Herzen). Das soll das geistliche Geschehen an Ostern sein. Amen.