Probleme des Wachstums - Konflikte ernst nehmen und gemeinsam lösen Apostelgeschichte 6, Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1

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Transkript:

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 1 Begrüßung Bekanntmachungen - Orgelvorspiel Eine alte Frau kam zum Küster und brachte ihm einen Sack mit Haselnüssen. Der Küster bedankte sich. Einige Zeit später kam die Frau wieder, der Küster bedankte sich wiederum. Als die alte Frau wenig später wieder einen Sack voll Nüssen brachte, fragte der Küster: Gute Frau, von wo haben sie nur diese guten Nüsse? Die Frau antwortete: Wissen sie, ich esse so gerne Toffifee, aber die Nüsse kann ich einfach nicht mehr beißen. Was behalten wir für uns selbst, was geben wir ab? Was ist für uns der Grund zu spenden, abzugeben? Sortieren wir aus und geben was uns stört, ist es der schon belastende Überfluss, der abfließt, oder sind wir dem anderen in Liebe zu gewandt und werden durch die Liebe motiviert? - Das hört sich ja gut an und das möchten wir gerne, von der Liebe geprägt sein, aber die nüchterne Selbsterkenntnis zeigt auch viel Selbstsucht. Wir haben unsere Grenzen. Nur Gott ist die vollkommene Liebe. Er gibt die Liebe. Er kann auch uns verändern. Ihm wollen wir uns zuwenden. Lied: Komm jetzt ist die Zeit wir beten an Wochenspruch Christus spricht: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Matthäus 25,40 Gebet Lied: Vater ich komme jetzt zu dir Schriftlesung: 1. Johannes 4,7-12 7 Ihr Lieben, wir wollen einander lieben. Denn die Liebe kommt von Gott. Und wer liebt, hat Gott zum Vater und kennt ihn. 8 Wer nicht liebt, kennt Gott nicht. Denn Gott ist Liebe. 9 So ist Gottes Liebe bei uns sichtbar geworden: Gott sandte seinen einzigen Sohn in die Welt, damit wir durch ihn das Leben bekommen. 10 Die Liebe besteht nicht darin, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat. Er hat seinen Sohn gesandt, der für unsere Schuld sein Leben gegeben hat. So hat er uns mit Gott versöhnt. 11 Ihr Lieben, wenn Gott uns so sehr geliebt hat, dann müssen auch wir einander lieben. 12 Niemand hat Gott jemals gesehen. Aber wenn wir einander lieben, ist Gott in uns gegenwärtig. Dann hat seine Liebe in uns ihr Ziel erreicht. Halleluja Glaubensbekenntnis Seite - 1 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 2 Gedanken zu einer Urlaubserfahrung von Birgit Guhl zum Thema: Verständnis von Christen bei unterschiedlicher Sprache und Kulturen Der Predigttext zu dem gleich Matthias etwas sagen wird, beginnt: In dieser Zeit wuchs die Gemeinde rasch. Dabei kam es zu Schwierigkeiten zwischen den Juden, die griechisch sprachen, und denen mit hebräischer Muttersprache. Die griechischen Juden beklagten sich darüber, dass ihre Witwen bei der täglichen Versorgung benachteiligt würden. Apostelgeschichte 6, Vers 1 Die Griechisch sprechenden verstanden also die hebräisch sprechenden nicht und umkehrt. Und wie lösten Sie das Problem? Zunächst einmal stritten sie und fühlten sich benachteiligt. Soweit der Beginn der Apostelgeschichte 6, dem Text für die heutige Predigt. Die letzten Wochen haben wir Urlaub in den USA gemacht. Einmal besuchten wir auch samstags abends einen Gottesdienst auf dem Campingplatz. Als Eingangslied sangen wir God save America. Dabei haben wir zwar den Text verstanden, aber als Gottesdienstlied war es uns doch sehr fremd. Danach beteten wir gemeinsam um Vergebung das war uns nicht unbekannt. Doch mit dem dann im Ablauf angekündigten Sharing the Peace wussten wir erst nichts anzufangen. Aber wir begriffen dann sehr schnell (ohne Worte), dass sich alle die Hände reichten und sich gegenseitig Friede seit mir dir wünschten. Die Predigt war ein persönliches Bekenntnis, das wir ebenso verstehen konnten wie das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser. Nach dem Gottesdienst kamen alle auf uns zu und wollten wissen, woher wir kämen, wie lange wir bleiben würden und wie es uns gefiele. Wir haben uns sehr wohl gefühlt und es sehr bedauert, dass wir die sehr herzlich ausgesprochene Einladung zum sonntäglichen Gottesdienst in einer Gemeinde nicht annehmen konnten. Welche Geschichte gefällt Ihnen nun besser die einleitenden Worte der Apostelgeschichte oder unser Erlebnis in den USA? Machen wir es doch wie die herzlichen Christen auf dem Campingplatz. Nehmen wir alle, die uns im Gottesdienst besuchen, in unserer Mitte auf. Die, deren Sprache wir verstehen, aber auch die, die wir nicht so einfach verstehen. Denn durch offene Arme und aufeinander zugehen, verstehen wir Christen uns immer. Egal, ob unsere Muttersprache rumänisch, syrisch oder deutsch ist. Versuchen Sie das doch einfach einmal selbst und sprechen nach dem Gottesdienst jemanden an mit dem Sie noch nie vorher gesprochen haben. Denn niemand sollte sich von unserer Gemeinschaft ausgeschlossen fühlen. Wir sind alle Glieder eines Körpers und in Matthäus 18 Vers 20 heißt es: denn wo zwei oder drei in meinem Namen zusammenkommen, bin ich in ihrer Mitte. Kinder gehen zum Kindergottesdienst - Gebet Lied: EG 414 Lass mich o Herr in allen Dingen Liebe Gemeinde! Der junge Pfarrer war neu und auch etwas nervös vor seiner ersten Predigt. Schließlich - es war schon Samstagabend - ging er zum reichen Bauern im Dorf und bat den um einen ordentlichen Geldbetrag. Tausend, zweitausend, was auch immer der ihm gerade borgen kann, er bekäme es auch so zurück. Gleich am Montagmorgen. Versprochen. Gesagt, getan. Am Montagmorgen kriegt der reiche Bauer sein Geld zurück und fragt den Gottesmann: Nun, sag mir doch endlich, wofür du das ganze Geld gebraucht hast! Da lacht der und meint: Ich musste doch gestern meine erste Predigt halten. Und na ja, was soll ich sagen, mit so viel Geld in der Tasche hast du immer gut reden. Das nötige Geld fehlte in der Gemeinde der ersten Christen in Jerusalem. Es gab Probleme, dass überhaupt alle Gemeindeglieder genug zu essen hatten. Von der Urgemeinde schwärmen ja viele Christen. Die Urgemeinde, die ersten Christen, unter der Führung der Jünger Jesu, kurz nach seiner Auferstehung. Begeisterte Jünger, engagierte Christen, je- Seite - 2 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 3 der half dem andern wo er gebraucht wurde. Menschen wurden von Krankheiten geheilt; ja, das ist die gute alte Zeit, davon darf man schon einmal schwärmen. Aber die Urgemeinde damals in Jerusalem war keine Insel der Seligen. Unser heutiger Predigttext zeigt, dass es damals auch ordentlich Schwierigkeiten, richtiggehend Streit gab. Apostelgeschichte 6,1-7 6 1 Die Gemeinde wuchs und die Zahl der Jünger und Jüngerinnen wurde immer größer. Da kam es um eben diese Zeit zu einem Streit zwischen den Griechisch sprechenden Juden in der Gemeinde und denen mit hebräischer Muttersprache. Die griechische Gruppe beschwerte sich, weil ihre Witwen bei der täglichen Versorgung übersehen wurden. 2 Da riefen die Zwölf die ganze Gemeinde zusammen und sagten:»es geht nicht an, dass wir die Verkündigung der Botschaft Gottes vernachlässigen und uns um die Verteilung der Lebensmittel kümmern. 3 Darum, liebe Brüder, wählt aus eurer Mitte sieben Männer aus, die einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sind. Ihnen wollen wir diese Aufgabe übertragen. 4 Wir selbst werden uns auch weiterhin mit ganzer Kraft dem Gebet und der Verkündigung der Botschaft Gottes widmen.«5 Alle waren mit dem Vorschlag einverstanden. Sie wählten Stephanus, einen Mann voll lebendigen Glaubens und erfüllt vom Heiligen Geist; außerdem Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen Nichtjuden aus der Stadt Antiochia, der zum Judentum übergetreten war. 6 Diese sieben brachten sie zu den Aposteln. Die beteten für sie und legten ihnen die Hände auf. 7 Die Botschaft Gottes aber breitete sich weiter aus. Die Zahl der Glaubenden in Jerusalem stieg von Tag zu Tag. Auch viele Priester folgten dem Aufruf zum Glauben. Diese Probleme möchten viele Gemeinden heute gerne haben: Probleme des Wachstums. Die Gemeinde hat nicht mehr den Überblick. Es läuft nicht mehr alles rund. Das wird auf den Tisch gebracht. Davon können wir lernen. Drei Punkte dazu: 1. Konflikte ernst nehmen 2. Das Gemeinsame betonen 3. Konflikte gemeinsam lösen. 1. Konflikte ernst nehmen Das Problem der griechisch sprechenden Witwen wird ernst genommen. Bei so unterschiedlichen Gruppen kann es vorkommen, dass Einzelne nicht ausreichend gesehen werden. Sprachliche Probleme erschweren das Gespräch. Aber: es gibt keine Ausländerfeindlichkeit. Die griechisch sprechende Gruppe beschwert sich, bringt die Probleme zur Sprache und sie werden ernst genommen. Die Gruppe der griechisch Sprechenden wendet sich nicht verärgert von der Gemeinde ab. Sie beschimpfen die Apostel nicht und sie machen auch nicht hinten herum Stimmung gegen die Gemeindeleitung. Sie sagen, dass ihre Witwen übersehen werden. Es kommt zu einem offenen Gespräch. Seite - 3 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 4 Es ist von beiden Seiten her offen. Die Apostel hören sich genau an und nehmen ernst, dass da einiges falsch läuft. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit in jeder Familie, in jedem Betrieb und in jedem Verein sein und erst recht in der Gemeinde. Es ist wichtig, dies offene Gespräch über Probleme immer wieder zu üben. Die Apostel erkennen dabei auch ihre eigenen Grenzen und die Grenzen der Gemeindeleitung. Wahrscheinlich hatte die Gruppe, die Griechisch als Muttersprache hatte, erwartet, dass sich die Apostel jetzt endlich mehr um ihre Witwen kümmern und dass sie jetzt eine gute Lebensmittelverteilung vornehmen. Das passiert nicht. Problemlösung ist nicht Wunscherfüllung. Viele Probleme bestehen entweder verdeckt immer weiter oder führen zu offenen Konflikten und Streit, weil jeder denkt, es gäbe dann eine Lösung, wenn es so läuft, wie er sich das vorstellt. Aber das geht nicht. Auch die Gruppe, die die Beschwerde vorbringt, erkennt die eigenen Grenzen. Das ist wichtig, die Konflikte ernst nehmen, den anderen ernst nehmen, aber die eigenen Vorstellungen, Ideen und Wünsche nicht ganz so ernst zu nehmen, sondern die eigenen Grenzen sehen. Gut ist es auch, wenn man dabei über sich selber lachen kann. In wachsenden Gemeinden wird nachweislich mehr gelacht, als in nicht-wachsenden Gemeinden. Das ist eines der Ergebnisse von Christian A. Schwarz in einer Untersuchung in über 1000 Gemeinden weltweit in unterschiedlichsten Kulturen. Lachen bzw. eine fröhliche Atmosphäre ist demnach ein Indikator für eine gesunde Gemeinde. Dabei geht es nicht um einen Witz in der Predigt Es geht um die Atmosphäre, die in einer Gemeinde herrscht. In einer fröhlichen, entspannten Atmosphäre wird einfach mehr gelacht auch ohne Witze. Da kann man über sich selbst lachen. In gesunden Gemeinden können Menschen über sich selbst lachen. Diese Menschen wissen, dass ihnen vergeben wurde. Vergebung macht frei und entspannt. Wer weiß, dass er ein geliebter Sünder ist, kann sich selbst annehmen und über sich lachen. Denn er weiß, dass er von Gott angenommen ist. Wer Vergebung erfahren hat, muss keine Masken tragen. Er kann über sich lachen, und muss sich selbst nicht mehr so wichtig nehmen und kann anderen vergeben. Denn man weiß sich grundsätzlich angenommen. In einer solchen Atmosphäre wird Freude geteilt und es macht Spaß zu einer solchen Gemeinde zu gehören. In einer solchen Atmosphäre kann man dann auch Konflikte offen ansprechen und ernst nehmen. Man muss nicht unbedingt für sich selber kämpfen oder sich verteidigen. So kann man die Konflikte ernst nehmen. 2. Das Gemeinsame betonen Es kommt über den Kern der Beschwerde überhaupt nicht zur Diskussion. Man ist sich sofort einig, dass alle in gleicher Weise gut versorgt werden müssen. Es wäre schön, wenn das immer in der Seite - 4 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 5 Gemeinde und auch in unserer Gesellschaft - so wäre, dass allen Menschen die gleichen Rechte gewährt werden, dass keiner Vorteile für sich gegenüber anderen herausholen möchte und man nur gemeinsam überlegt, wie man das hinbekommt. Es geht nicht nur formal um die Versorgung. Es ist der Gemeinde grundsätzlich klar, dass das Teilen und das Tun des Guten für das Leben der Christen wichtig ist. Darin sind sich alle einig. In der Situation des Konfliktes wird gerade das Gemeinsame gesehen und betont. Auch die Tatsache, dass sich die Apostel überhaupt nicht selber um das Problem kümmern wollen, sondern betonen, dass für sie Gebet und Verkündigung der Guten Botschaft von Jesus Christus im Mittelpunkt steht, verschärft den Konflikt nicht. Im Gegenteil. Sie werden dafür weiterhin freigestellt und von anderen Aufgaben der Gemeindeleitung entlastet. Auch für die neu eingesetzten Diakone, die für die Verteilung der Lebensmittel unter den griechisch Sprechenden zuständig sind, wird darauf geachtet, dass sie voll lebendigen Glaubens sind und sich vom Geist Gottes leiten lassen. Es gibt hier keine Unterschiede zwischen den besonders frommen Aposteln und den mehr praktischen Diakonen. Alle Christen haben einen gemeinsamen Auftrag und sind gemeinsam unterwegs. Alle brauchen in gleicher Weise den Heiligen Geist. Es gibt also klare Kriterien für die Auswahl: Sie müssen einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sein. Sie sollen bei der Ausübung der Aufgabe Gottes Willen tun. Es geht nicht darum, dass hier eine Gruppe, die lautstark protestiert hat, nun befriedigt wird und ihren Willen bekommt. Christen sind bei allem, was sie tun, abhängig von Gott. Wenn wir uns ganz von Gott abhängig machen und ihm dienen, werden wir frei und kreativ. Das hört sich wie ein Widerspruch an, ist aber die Erfahrung der Christen durch die Jahrhunderte. Solche Leute, die in dieser Abhängigkeit von Gott lebten, wurden damals ausgewählt für die besonderen Aufgaben. Das gilt nicht nur für die Diakone damals, sondern jedem von uns, wenn wir ganz abhängig sind von Jesus, dann sind wir innerlich frei zum Dienst für andere. Die Diakone waren zugleich Gemeindeleiter und Evangelisten. Stephanus wurde wegen seiner offenen und kompromisslosen Verkündigung zum ersten Märtyrer. Von Philippus wird berichtet, wie er einen Mann aus Äthiopien tauft. Alle Christen sind gemeinsam auf dem Weg, um die Botschaft von Jesus auszubreiten. Daran beteiligen sich alle. Auch denjenigen, die die Aufgabe der Lebensmittelverteilung übernommen haben, ist es wichtig, dass viele Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden. Seite - 5 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 6 3. Konflikte gemeinsam lösen Der Bericht über den Konflikt und die Konfliktlösung ist ja recht kurz. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Es hört sich so an, als ob die Apostel souverän die Sache klären. Aber es gehört hier mehr dazu. Die Lösung wird gemeinsam gesucht und gefunden. Die ganze Gemeinde wird zusammen gerufen. Alle bekommen mit, wo die Probleme in der Gemeinde liegen. Die Apostel machen auch deutlich, warum sie die Probleme alleine nicht lösen können. Diejenigen, die um Unterstützung gebeten wurden, bitten nun um Unterstützung. So wird deutlich, dass man nur gemeinsam eine Lösung findet. Es wird auch deutlich, dass es für jedes Problem ein zuständiges Gremium gibt. Wenn Kinder mit Problemen zur Mutter kommen, gibt es manchmal sofort eine Antwort und eine Lösung, es gibt aber auch Situationen, wo die Eltern gemeinsam überlegen oder ein Familienrat abgehalten wird oder auch Hilfe von außen hinzukommen muss. Es gibt für jedes Problem eine angemessene Ebene. So ist es auch in der Gemeinde. Manche Konflikte klärt man im direkten Gespräch oder in der Gruppe oder man bittet jemanden dazu, oder es muss im Kirchenvorstand, im Konvent oder der Gemeindeversammlung besprochen werden. Die Rede der Apostel hört sich oberflächlich betrachtet an wie ein typische Ablehnung des Anliegens: Es geht nicht an, dass wir die Verkündigung der Botschaft Gottes vernachlässigen und uns um die Verteilung der Lebensmittel kümmern. Solches Abwimmeln von Beschwerden kennen wir. Das kann ich nicht auch noch machen. Ich habe schon genug zu tun. Ich habe andere Aufgaben, die ich unbedingt erledigen muss. Wenn man so etwas hört, wenden sich viele gleich enttäuscht ab. Da ändert sich doch nichts. Es lohnt sich nicht, mit denen zu sprechen. Aber hier läuft es anders. Die ersten Christen bleiben zusammen und hören bis zum Ende zu. Die Apostel erkennen ihre Grenzen, aber sie bleiben dabei, dass die Problemanzeige berechtigt ist. Die Zwölf, die Apostel meinen nicht, dass sie alles selber lösen müssen. Sie vertrauen darauf, dass Gott durch andere Menschen wirkt. Sie vertrauen der Gemeinde und hier der benachteiligten Gruppe, dass sie die richtigen Leute auswählen, die sich um die Probleme kümmern. Es muss nicht jeder alles machen. Die Apostel können Aufgaben abgeben. In der Gemeinde ist es möglich, einander zu vertrauen. Gemeinsamkeit und Dienst in der Gemeinde bedeutet nicht, dass einige alles tun, sondern dass sich viele einbringen und dass sich für neue Aufgaben auch neue Leute finden, die die Aufgaben übernehmen. Als ich vor einigen Jahren im KU die Konfirmanden für ein Anspiel lobte und sagte, dass auch andere, die nicht mitgespielt haben, das könnten, kam sofort die Gegenfrage: Woher wissen Sie, dass ich das kann? Viele Probleme werden nicht gelöst, viele Dinge nicht getan, weil wir denken, Seite - 6 -

14.09.2014 Ev. St.-Markus-Gemeinde, Bremen 7 Das können nur andere. Von den ersten Christen können wir lernen, darauf zu vertrauen, dass Gott viele Menschen mit Begabungen ausrüstet, auch uns selbst, und dass wir so eine Dienstgemeinschaft sein können, die gemeinsam unterwegs ist. Was ist Deine Gabe und Deine Aufgabe in der Gemeinde? Wo dienst Du? Die Apostel wollen sich weiterhin dem Gebet und der Verkündigung widmen. Hier wird deutlich, dass auch das Gebet eine wichtige Aufgabe ist. Vor allem wird deutlich, dass es in der Gemeinde insbesondere um die Beziehung zu Gott geht, dass Gott gelobt wird und dass die Botschaft Gottes weiter gegeben wird. Um die richtigen Leute für die neue Aufgabe zu finden, hat die betroffenen Gemeindegruppe von den Aposteln und der Gemeindeversammlung klare Kriterien erhalten und alle haben darin übereingestimmt: Sie müssen einen guten Ruf haben und vom Geist Gottes und von Weisheit erfüllt sein. So sollen sie die Leute suchen und auswählen. Menschliche Auswahl und klares Suchen nach der Leitung Gottes gehören zusammen. Es geht nicht um Kompromisse! Die Gemeindegruppe hatte offenbar die Kriterien beachtet. Sie haben dann eine Wahl durchgeführt, die zugleich demokratisch war, wie auch theokratisch. Sie wollten, dass alle in der Gemeinde sich an der Problemlösung beteiligen, sie wollten aber vor allem, dass Gottes Wille geschieht. Nach der Wahl werden die sieben nicht gleich in ihr Amt eingesetzt. Sie werden vor die Apostel gebracht. Die Apostel beten für sie und legen ihnen die Hände auf. Das ist ein Symbol für die Beauftragung und zugleich für die Bevollmächtigung durch den Geist Gottes. Der Konflikt wird nicht durch einen Kompromiss zwischen den verschiedenen Gruppen in der Gemeinde gelöst, sondern es geht darum, dass Gottes Wille geschieht. Dem ordnen sich alle unter. Geht es uns darum, dass Gottes Wille geschieht, oder darum, die Interessen einer Gruppe bei Kompromissen möglichst weitgehend durchzusetzen? Gerade weil die neu gewählten Diakone den Dienst annehmen und sich um andere kümmern, sind sie jetzt noch intensiver auch in die Verkündigung eingebunden. Aus einem Problem ist keine Gegeneinander und kein Nebeneinander sondern eine Dienstgemeinschaft geworden. Die Zahl der Glaubenden in Jerusalem nahm zu. Wenn wir genauso einander dienen und gemeinsam Gott dienen, wird es genauso bei uns geschehen. Amen. Lied: EG 613 Liebe ist nicht nur ein Wort Fürbittengebet, - Gesungenes Vaterunser: Bist zu uns wie ein Vater Segen Lied EG 612 Herr gib mir Mut zum Brücken bauen Orgelnachspiel Seite - 7 -