zum Bericht der Landesregierung zu den Beschlüssen des Landtags für ein landesplanerisches Nachtflugverbot - Drucksache 5/9227

Ähnliche Dokumente
Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes

2

Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/

Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Brandenburger Landtag. Michael Jungclaus

Fluglärm am Flughafen Leipzig-Halle reduzieren Nachtruhe durchsetzen!

TOP V Deutscher Ärztetag

Einhaltung der vorgeschriebenen Nachtflugregelungen an Flughäfen in Deutschland

Sitzung der Fluglärmkommission Raunheim, den Regine Barth. 3. Änderung Landesentwicklungsplan 2000

BESCHLUSSEMPFEHLUNG UND BERICHT

Neugestaltung des Verfahrens der Verfassungsänderung Vorschlag der Abgeordneten des SSW (Stand: )

Sächsischer Landtag DRUCKSACHE 6/ 6. Wahlperiode

Entwurf eines Gesetzes zum besseren Schutz der Bevölkerung vor Fluglärm

Geschäftsordnung des Österreich Konvents

Entschließung des Bundesrates zur Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans

Landtag von Sachsen-Anhalt Drucksache 7/ Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Verfassung des Landes Sachsen- Anhalt (LV)

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 7/ Wahlperiode

Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 /

Smaller and better regulation Chance für die staatliche Aufsicht?

Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Schutzes der Bevölkerung vor Fluglärm

245. Sitzung der Fluglärmkommission am 2. Mai 2018 TOP 3. Entwurf des Berichts der Bundesregierung zur Evaluation des Fluglärmschutzgesetzes

Mit 16 wählen geht das?

Wie krank macht Umweltlärm? Konsequenzen für Schienenlärm Prof. Dr. med. Eberhard Greiser Epi.Consult GmbH, Musweiler & Zentrum für Sozialpolitik

Vergleich der Bundesratsinitiativen Rheinland-Pfalz, Hessen, Brandenburg. Bemerkungen. Gesetzesantrag des Landes Brandenburg

Der Niedersächsische Ministerpräsident Hannover, 7. Dezember 2016

Festlegung von An- und Abflugrouten für den Ausbau des Frankfurter Flughafens

die Regierung des Landes Baden-Württemberg hat beschlossen, dem Bundesrat die als Anlage beigefügte

Andreas Maurer. Die Entwürfe für die Artikel einer Verfassung der Europäischen Union II

BESCHLUSSEMPFEHLUNG UND BERICHT

Deutscher Bundestag Drucksache 18/ Beschlussempfehlung und Bericht. 18. Wahlperiode

Beschlussempfehlung und Bericht

Beschlussempfehlung und Bericht

Entschließung des Bundesrates "Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft sichern - Handlungsmöglichkeiten der Länder stärken"

Bundesrat Drucksache 742/16 (Beschluss) Beschluss des Bundesrates

BUNDESVERWALTUNGSGERICHT BESCHLUSS

BREMISCHE BÜRGERSCHAFT Drucksache 18/275 Landtag Wahlperiode

die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen hat am 21. März 2017 beschlossen, dem Bundesrat den als Anlage beigefügten

LANDTAG NORDRHEIN-WESTFALEN 17. WAHLPERIODE VORLAGE 17/1047 A05

des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Entschließung des Bundesrates zum Europäischen Fürsorgeabkommen. Der Ministerpräsident Mainz, den 28. Juni 2012 des Landes Rheinland-Pfalz

Gesetzentwurf. 17. Wahlperiode der Fraktionen von CDU/CSU und FDP A. Problem und Ziel

- 2 - B. Lösung Der Beschluss des Europäischen Rates vom 25. März 2011 zur Änderung des Artikels 136 AEUV hinsichtlich eines Stabilitätsmechanismus fü

Ansprache des Staatssekretärs. im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland-Pfalz, Herrn Dr.

Entwurf eines Gesetzes zur Klarstellung der Auskunftserteilung zur Altersvorsorge durch die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung

2. 2 wird wie folgt geändert: a) Absatz 1 wird wie folgt gefasst: (1) Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales errichtet eine unabhängige, ständi

Gesetzentwurf. Deutscher Bundestag 7. Wahlperiode. Drucksache 7/ 506. der Bundesregierung

BESCHLUSSEMPFEHLUNG UND BERICHT

Änderungsantrag der Fraktionen der CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen

Stellungnahme des GKV-Spitzenverbandes vom

Sachstand zum Fluglärm im Darmstädter Norden

Untersuchungssteckbrief

Entschließung des Bundesrates zur Verbesserung der Finanzsituation der Hochschulkliniken in Deutschland

Entschließung des Bundesrates zur Eröffnung der Möglichkeit, Aufträge zur Vermittlung schwerbehinderter Menschen freihändig zu vergeben

Beschlußempfehlung und Bericht

Stellungnahme der Bundesärztekammer

Vorschlag für eine Verordnung (COM(2017)0481 C8-0307/ /0219(COD))

Frage zur Wirkung eines Beschlusses des Deutschen Bundestages Beschluss zu BT-Drs. 18/7365, Ziff. 4

Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 432 des Abgeordneten Erik Stohn der SPD-Fraktion Drucksache 6/932

Dr. Elke Stöcker-Meier. Rede zur Eröffnung der Veranstaltung. Workshop zur Lärmaktionsplanung Lärmarme Mobilität - für Gesundheit, Umwelt und Klima

Das Präventionsgesetz - Ablauf eines politischen Entscheidungsprozesses in Deutschland

Thüringer Landtag 5. Wahlperiode

Meinungen zu Patientenrechten

LANDTAG RHEINLAND-PFALZ 15. Wahlperiode. Unterrichtung. Drucksache 15/4505. durch die Landesregierung

Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 876 der Abgeordneten Anke Schwarzenberg der Fraktion DIE LINKE Drucksache 6/2054

Meinungen zu Patientenrechten

Freiburg im Breisgau Mai 2017

SCHLESWIG-HOLSTEINISCHER LANDTAG

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Grundgesetzes (Artikel 6)

LANDTAG MECKLENBURG-VORPOMMERN Drucksache 6/ Wahlperiode des Abgeordneten Jürgen Suhr, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Entwurf eines... Gesetzes zur Änderung des Strafvollzugsgesetzes

BESCHLUSSEMPFEHLUNG UND BERICHT

Vorabfassung - wird durch die lektorierte Fassung ersetzt.

4. Abschnitt Zusammenarbeit mit fachlich unabhängigen wissenschaftlichen Instituten

Der Bayerische. Land-Tag. in leichter Sprache

Vorblatt. Achtes Gesetz zur Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes

Risikofaktor nächtlicher Fluglärm macht Fluglärm krank?

Die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Deutschland Stellungnahme der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag zum Bundesteilhabegesetz

Mitteilung zur Kenntnisnahme

1. APA-Meldung aus 1998 mit dem Vorschlag von Prof.Fricke:

Zu den Kommunalwahlen 2019 soll das inklusive Wahlrecht in Baden-Württemberg eingeführt werden.

Deutscher Bundestag Drucksache 14/ Wahlperiode

ich danke für die Gelegenheit zur Stellungnahme zu der o. g. Thematik.

Entschließung des Bundesrates zur Erhöhung des Spitzensteuersatzes bei der Einkommensteuer von 42 Prozent auf 49 Prozent

verfassungsrechtlichenvorschrifteninkraft.durchdasgesetzzudembeschlussdeseuropäischenratessollendievondeutscherseiteerforderlichen

Beschlussempfehlung und Bericht

Bundesrat Drucksache 58/1/14 (Grunddrs. 58/14, 104/14 und 105/14)

KOMMISSION DER EUROPÄISCHEN GEMEINSCHAFTEN. Empfehlung für eine ENTSCHEIDUNG DES RATES

Entwurf eines Gesetzes zur Klarstellung der Auskunftserteilung zur Altersvorsorge durch die Träger der gesetzlichen Rentenversicherung

Entschließung des Bundesrates zur Umsetzung eines Nationalen Diabetesplans. Der Ministerpräsident Kiel, 6. Juni 2014 des Landes Schleswig-Holstein

8305/14 ADD 1 kwi/gha/hü 1 DG G 3 B

Rede des Fraktionssprechers für Rechts- und Verfassungsfragen

Sammeldrucksache über Vorlagen gemäß 63 Abs. 1a der Geschäftsordnung des Schleswig-Holsteinischen Landtages

HESSISCHER LANDTAG. Kleine Anfrage

Entschließung des Bundesrates zur Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)

des Ausschusses für Recht und Verbraucherschutz (6. Ausschuss)

Entschließung des Bundesrates - Präventive und repressive Maßnahmen von Bund und Ländern gegen den Crystal-Konsum

Transkript:

Landtag Brandenburg 5. Wahlperiode Drucksache 5/9270 Entschließungsantrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN zum Bericht der Landesregierung zu den Beschlüssen des Landtags zum Volksbegehren für ein landesplanerisches Nachtflugverbot - Drucksache 5/9227 Beschlüsse des 115. und des 117. Deutschen Ärztetags ernst nehmen, Nachtflugverbot am BER von 222 bis 6 Uhr endlich umsetzen Vom 22.5. bis 25.5.2012 tagte der 115. Deutsche Ärztetag. Er befasste sich mit der Problematik des Fluglärms und fasste folgende Entschließung (Drucksache VI 81): Der 115. Deutsche Ärztetag 2012 fordert den Bundesrat, die Bundesregierung und die Landesregierungen sowie die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) auf, die Bevölkerung in Deutschland nachhaltig und umfassend vor den Folgen des Flugverkehrs durch Flugzeugabgase und Lärmemissionen zu schützen. Das bestehende Fluglärmschutzgesetz und die untergeordneten Regelwerke sind kurzfristig so zu überarbeiten, dass aktuelle wissenschaftliche Evidenz berücksichtigt wird. Dazu sind Ärzte und Lärmforscher in die Überarbeitung der Gesetze und Regelungen aktiv einzubeziehen. Sämtliche Regelungen für den Flugbetrieb müssen so angelegt werden, dass sie eindeutig vorrangig den Schutz der Bevölkerung adressieren und erst nachrangig die Wirtschaftlichkeit der Fluganbieter und Flughäfen. Der 117. Deutsche Ärztetag, der vom 27. bis zum 30. Mai 2014 tagte, hat sich erneut zum Thema Lärmschutz zu Wort gemeldet und klar für den Schutz der Bevölkerung positioniert. Es wird darüberr hinaus festgestellt, dass für Diagnostik und Behandlung von vermeidbaren Lärmkrankheiten mehrere 100 Millionen pro Jahr von der Bevölkerung aufgebracht werden müssen. In der aktuell gefassten Entschließung (Drucksache VII 79) wird gefordert, die Verursacher von Fluglärm in maßgeblicher Weise an den notwendigen Behandlungskosten zu beteiligen. Insbesondere wird von der Ärzteschaft auf ein aktuelles Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen SRU verwiesen, das im März 2014 unter dem

Titel Fluglärm reduzieren veröffentlicht wurde. Darin hat der SRU folgende Handlungsempfehlung erteilt: Um den Schutz der Nachtruhe besonders hervorzuheben, sollte die diesbezügliche Rechtsprechung des Bundesverwaltungsgerichts kodifiziert werden. Insoweit sollte der Schutz der gesamten Nachtzeit (22 bis 6 Uhr) gewährleistet bleiben. Die von der Rechtsprechung vorgenommene Flexibilisierung, die zwischen Kernnacht und Randzeiten unterscheidet, muss vor dem Hintergrund der staatlichen Schutzpflicht für die menschliche Gesundheit aus Grundrechten eine besonders rechtfertigungsbedürftige Ausnahme bleiben (Aus der Kurzfassung des Gutachtens) Der Landtag stellt fest: Lärm stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die menschliche Gesundheit dar. Vor allem nächtlicher Fluglärm führt dazu, dass betroffene Anwohnerinnen und Anwohner von Flughäfen einem signifikant erhöhten Gesundheitsrisiko ausgesetzt sind. Der Landtag bestätigt seine Beschlüsse Volksbegehren `Für eine Änderung des 19 Absatz 11 des Landesentwicklungsprogrammes zur Durchsetzung eines landesplanerischen Nachtflugverbotes am Flughafen Berlin Brandenburg International (BER) vom 27.02.2013 (Drucksache 5/6894-B und 5/6916-B) und Akzeptanz für den Flughafen Willy Brandt durch Nachtruhekompromiss (erhöhen) vom 05.06.2013 (Drucksache 5/7376-B). Der Landtag möge beschließen Die Landesregierung wird aufgefordert, die o.g. Forderungen aus der Entschließung des 115. Deutschen Ärztetages zur Grundlage des politischen und des Verwaltungshandelns im Land Brandenburg zu machen. Die Landesregierung wird beauftragt im Bundesrat den Gesetzesantrag Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Luftverkehrsgesetzes (Bundesrat Drucksache 138/13) zurückzuziehen und den Antrag des Landes Rheinland- Pfalz zu unterstützen Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung des Schutzes der Bevölkerung vor Fluglärm (Bundesrat Drucksache 90/13), der im Hinblick auf den Schutz der Bevölkerung und insbesondere der Nachtruhe die weitgehenderen und ernsthafteren Vorschläge unterbreitet. Die Landesregierung wird beauftragt die Gesundheits- bzw. Krankheitskosten die im Zusammenhang mit dem BER dem System der Krankenversicherungen entstehen zu evaluieren und jährlich zu veröffentlichen. gemäß der Landtagsbeschlüsse 5/6894-B, 5/6916-B und 5/7376-B und im Sinne des Lärm- und Gesundheitsschutzes am Flughafen BER ein generelles

Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr zu gewährleisten. Ausnahmen von der Regelung sollen eindeutig und abschließend definiert werden, wie z.b. Rettungsflüge, Katastrophenschutz, Notlandungen etc. das generelle Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6 Uhr spätestens zur Eröffnung des BER zu regeln. Begründung: Bereits bei der Anhörung am 7.4.2011 des Verkehrs- und des Umweltausschusses, auf das Wortprotokoll wird verwiesen, wurde durch den international anerkannten Kardiologen Prof. Martin Kaltenbach auf die Problematik, Folgen und Konsequenzen des Fluglärms und des Nachtflugs hingewiesen. Der Landtag Brandenburg und die Landesregierung haben daraus aber bisher keinerlei Konsequenzen für eigenes Handeln gezogen. Der Landtag Brandenburg und die Landesregierung wurden in der Vergangenheit vielfältig auf die Diskrepanz zwischen den medizinischen Erkenntnissen der Lärmwirkungsforschung und den von Regierung und Verwaltung angesetzten Grenzwerten hingewiesen. Lärm und insbesondere Fluglärm und Nachtfluglärm sind auch nach Meinung des Bundesumweltamtes ernst zu nehmende Risikofaktoren für große Teile der Wohnbevölkerung und der Volksgesundheit mit ernst zu nehmenden Folgen für die Morbidität und Mortalität in der Zukunft und daraus resultierende unabsehbare Kosten für das Gesundheitssystem und die sozialen Sicherungsnetze in Deutschland. Die einschlägige Untersuchung im Auftrage des Umweltbundesamtes wurde durch Prof. Eberhard Greiser im Jahr 2010 abgeschlossen und trägt den Titel Risikofaktor nächtlicher Fluglärm - Abschlussbericht über eine Fall-Kontroll-Studie zu kardiovaskulären und psychischen Erkrankungen im Umfeld des Flughafens Köln-Bonn. Weil offensichtlich die Zeit überreif ist und auch für die Deutsche Ärzteschaft die Untätigkeit von Politik, und Verwaltung nicht mehr zeitgemäß und vor allem hinnehmbar erschien, hat sich der 115. Deutsche Ärztetag der Problematik angenommen und aus medizinisch notwendiger Sicht Forderungen aufgestellt (https://www.fluglaermfakten.de/images/dokumente/entschliessung_115_deutscher_aerztetag_2012_fluglaerm.pdf). Die Bundesärztekammer ist die Spitzenorganisation der ärztlichen Selbstverwaltung. Sie vertritt die ca. 420.000 Ärzte in Deutschland. Der Deutsche Ärztetag ist die jährliche Hauptversammlung der Bundesärztekammer, auf die 250 Delegierte von 17 deutschen Ärztekammern entsandt werden. Zu seinen Aufgaben zählt das Erarbeiten von bundesweiten Regelungen zum Berufsrecht und Positionen zur Gesundheitspolitik. Das Parlament der Deutschen Ärzteschaft ist zugleich das höchste beschlussfassende Gremium der deutschen Ärzteschaft.

Die Entschließung des Ärztetages sollte für Politik und Verwaltung hinreichender Grund sein, endlich aufzuwachen und sich des Problems anzunehmen und nicht weiter aus falsch verstandener Wirtschaftsfreundlichkeit anachronistische Zustände hinzunehmen und weiter zu prolongieren. Der 117. Deutsche Ärztetag tagte vom 27. bis zum 30. Mai 2014 (https://www.fluglaermfakten.de/images/dokumente/entschliessung_117_deutscher_aerztetag_2014_laermind uzierte_gesundheitsschaeden.pdf). Hier wurde beklagt, dass die Adressaten in Bund und Ländern seit dem Beschluss des 115. Ärztetags auf diesem Bereich keine Verbesserungen bewirkt hätten. Zudem wurde auf eine aktuelle Studie verwiesen, die die Kosten, die dem Krankenversicherungssystem durch Lärm und andere Flugzeugemissionen entstehen, alleine für Frankfurt auf 160 Millionen pro Jahr beziffert (https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0033-1333785). In allen Städten in Deutschland, die über große Flughäfen verfügen, bestehen laut Aussage der Ärzteschaft vergleichbare Kosten und Probleme. Dadurch, dass durch vermeidbaren (Flug-) Verkehrslärm ausgelöste Krankheiten aus Versichertengeldern bezahlt werden, wird der Ärzteschaft und dem Gesundheitssystem überall in Deutschland aus den begrenzten Budgets mit Billigung der Verantwortlichen in der Politik Geld entzogen. Aus Sicht der Ärzteschaft hat Prävention immer Vorrang vor der Therapie eindeutig vermeidbarer Krankheiten. Ärzte haben nach eigener Auffassung die Pflicht auf Missstände hinzuweisen, um die Bevölkerung vor unnötigen Gesundheitsgefahren zu warnen. Aus Sicht der Ärzte ist es außerdem unverantwortlich, wenn krankmachende Wirtschaftszweige finanziell gefördert werden, und die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung aktiv darunter leidet. In seiner Entschließung bezieht sich der 117. Deutsche Ärztetag ausdrücklich auf das Sondergutachten des Sachverständigenrates für Umweltfragen SRU, das im März 2014 unter dem Titel Fluglärm reduzieren veröffentlicht wurde (http://www.umweltrat.de/shareddocs/downloads/de/02_sondergutachten/2012_20 16/2014_03_KF_Fluglaerm.html). Hier wurde eine Vielzahl von Vorschlägen ausgearbeitet, die letztlich dem Schutz der menschlichen Gesundheit vor Fluglärm dienen. Auch über die Entschließung des Ärztetages hinaus sollte dem SRU-Gutachten und insbesondere seiner Empfehlung eines Nachtflugverbots von 22 bis 6 Uhr großes Gewicht beigemessen werden. Der Sachverständigenrat für Umweltfrage SRU ist ein bedeutendes wissenschaftliches Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung. Der SRU begutachtet die Umweltsituation in Deutschland und berät die Bundesregierung hinsichtlich ihrer zukünftigen Umweltpolitik. Der Umweltrat ist nicht an Weisungen gebunden und entscheidet selbst über die Themen seiner Gutachten, Stellungnahmen und sonstigen Publikationen.

Ein Antrag auf ein Nachtflugverbot am BER zum Schutz der menschlichen Gesundheit (Drucksache 5/5800) wurde vom Landtag Brandenburg am 30.08.2012 abgelehnt. Allerdings waren in der Zwischenzeit Ereignisse zu verzeichnen, die eine politische Neubewertung des Gegenstands notwendig machen, denn zum einen hat es ein erfolgreiches Volksbegehren mit 106.000 Unterschriften von Brandenburger Bürgerinnen und Bürgern gegeben, das bewiesen hat, dass das Nachtflugverbot nicht die Forderung einer verschwindend kleinen Minderheit von Betroffenen ist, sondern von einer großen Bevölkerungsgruppe getragen und geteilt wird. Darüber hinaus hat der Landtag mehrheitlich am 27.02.2013 und am 05.06.2013 Beschlüsse zur Annahme des Volksbegehrens gefasst. Beides sind Tatsachen, die eine politische Neubewertung des Nachtflugverbots erforderlich machen bzw. direkten Einfluss auf die Mehrheiten im Landtag Brandenburg haben, was eine neue Abstimmung auch über diesen Teil des vorliegenden Entschließungsantrags im Parlament erforderlich macht. Fraktion Bündnis 90/Die Grünen