Beurteilung der Auswirkungen einer Allergie gegenüber p-phenylendiamin: Erläuterungen anhand von Fallkonstellationen

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& BK5101 Allergy & BK5101 Dermatologie in Beruf und Umwelt, Jahrgang 57, Nr. 4/2009, S. 167 171 Beurteilung der Auswirkungen einer gegenüber p-phenylendiamin: Erläuterungen anhand von Fallkonstellationen C. Skudlik 1, W. Wehrmann 1, S.M. John 1, D. Becker 2, H. Dickel 3, J. Geier 4, H. Lessmann 4, V. Mahler 5, F.-D. Zagrodnik 6, E. Wagner 7, E. Weisshaar 8 und T.L. Diepgen 9 für die Arbeitsgruppe Bewertung der Allergene bei BK 5101" der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 1 Fachgebiet Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Universität Osnabrück, 2 Universitäts-Hautklinik Mainz, 3 Universitäts-Hautklinik Bochum, 4 Informationsverbund Dermatologischer Kliniken, Universität Göttingen, 5 Universitäts-Hautklinik Erlangen, 6 Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung, Berlin, 7 Fachärztin für Dermatologie, Berlin, 8 Abteilung Klinische Sozialmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg Schlüsselwörter Allergisches Kontaktekzem Berufsdermatologie Typ-IV- p-phenylendiamin Epikutantest Key words allergic contact dermatitis occupational dermatology delayed type allergy p-phenylendiamine patch test 2009 Dustri-Verlag Dr. Karl Feistle ISSN 1438-776X Beurteilung der Auswirkungen einer gegenüber p-phenylendiamin: Erläuterungen anhand von Fallkonstellationen Die nachfolgenden Empfehlungen anhand von Fallkonstellationen dienen zur Beurteilung der Auswirkungen einer gegenüber p-phenylendiamin in Abhängigkeit des Ausprägungsgrades der Sensibilisierung (inklusive Kreuzsensibilisierungen). Die hieraus resultierenden Bewertungen sind die Basis für die Einschätzung der Minderung der Erwerbsfähigkeit (MdE) bei berufsbedingten Hauterkrankungen nach BK-Nr. 5101 der Berufskrankheitenverordnung. Evaluating the effects of an allergy to p-phenylendiamine: comments on the basis of model cases The following recommendations on the basis of model cases shall aid in the evaluation of effects due to an allergy to p-phenylendiamine by taking into account the severity of the sensitization (including cross-sensitivity). This is necessary to evaluate the reduction in earning capacity in occupational skin diseases according to BK (occupational disease) No. 5101, according to the German regulations for occupational diseases. Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin sind mit einer Prävalenz von 4 6% bei Patienten mit einer Kontaktallergie und von 1% in der Allgemeinbevölkerung häufig [5, 6]. Entsprechend wird der berufsdermatologische Gutachter nicht selten mit der Notwendigkeit der Beurteilung der Auswirkungen einer Typ-IV- gegenüber diesem Leitallergen der p-amino-verbindungen konfrontiert, was unter anderem aufgrund zu beurteilender Kreuzsensibilisierungen [7, 9] häufiger eine vertiefte Auseinandersetzung mit der jeweiligen Allergen-Verbreitung und der hieraus resultierenden Minderung der Erwerbsfähigkeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt erforderlich macht. Seitens der Arbeitsgruppe Bewertung der Allergene bei BK 5101 der Arbeitsgemeinschaft für Berufs- und Umweltdermatologie in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft wurden für die Beurteilung der Auswirkungen einer p-phenylendiamin- Vorschläge erarbeitet [2, 3]. Unter Zugrundelegung der Bewertungsmaßstäbe zur MdE-Tabelle nach dem Bamberger Merkblatt [1] wurde vorgeschlagen, eine Typ-IV- gegenüber p-phenylendiamin im Regelfall gering- bis mittelgradig, in begründeten Ausnahmefällen schwerwiegend zu beurteilen [2]. Hierbei resultiert die jeweilige Einschätzung der Schwere der Auswirkungen der aus dem Umfang und der klinischen Relevanz der Typ-IV- unter Berücksichtigung etwaiger Kreuzallergien. Die bisherige Erfahrung seit erstmaliger Publikation der oben genannten Beurtei-

Skudlik, Wehrmann, John et al. 168 lungsempfehlungen (2002) hat gezeigt, dass sich hiermit dem Ziel einer weitgehenden Gleichbehandlung der Versicherten und einer Transparenz in der gutachterlichen-versicherungsrechtlichen Beurteilung weiter angenähert werden konnte. Dennoch traten auch zwischen erfahrenen Gutachtern bei der Anwendung der Beurteilungsempfehlungen abweichende Interpretationen zutage. Ziel der vorgelegten Arbeit ist es, im Hinblick auf die Beurteilung der Typ-IV- gegenüber p-phenylendiamin und gegebenenfalls etwaiger Kreuzallergien bei der MdE-Bewertung anhand von Fallkonstellationen dem berufsdermatologischen Gutachter weitere Anhaltspunkte basierend auf den publizierten Empfehlungen für die MdE- Bewertung zu geben. Fallkonstellation 40-jähriger Friseur; nach 20-jähriger Berufstätigkeit erfolgte die Aufgabe der beruflichen Tätigkeit aufgrund eines seit 5 Jahren bestehenden Handekzems und die Anerkennung einer Berufskrankheit nach Nr. 5101 der BKV durch den Unfallversicherungsträger. Zum Zeitpunkt einer aktuellen Begutachtung zur Beurteilung der Berufskrankheitenfolgen und Einschätzung der MdE liegen 26 Wochen nach Aufgabe der schädigenden Tätigkeit keine berufsbedingten Hauterscheinungen mehr vor. Zustand nach kumulativ-subtoxischem Handekzem mit klinisch stummer Typ-IV- Sensibilisierung gegenüber p-phenylendiamin. Es liegt eine mit Wahrscheinlichkeit berufsbedingt erworbene Typ-IV-Sensibilisierung vor. Diese ist auch wenn als klinisch nicht relevant beurteilt als Berufskrankheitenfolge mitzuberücksichtigen, aber entsprechend im unteren Bereich der Empfehlungen anzusiedeln [2, 4]. Konstellationen B F Bei diesen Fallkonstellationen wird jeweils von einer klinischen Relevanz der Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber p-phenylendiamin ausgegangen. Konstellation B Konstellation A In der Epikutantestung Nachweis einer Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber p-phenylendiamin. Trotz der beruflichen Exposition ergibt sich aus Anamnese und Verlauf, dass eine klinische Relevanz der Sensibilisierung nicht wahrscheinlich ist 1. 1 Besonderheit der Konstellation A: Der Versicherte war in den letzten 10 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit als Friseur ausschließlich in einem Herrensalon mit sehr seltenem Umgang mit Oxidationshaarfärbemitteln tätig. Eine Verschlechterung des beruflichen Kontaktekzems wurde zu den sehr seltenen Zeiträumen der Durchführung von Haarfärbungen nicht beobachtet. In der Epikutantestung ausschließlich Nachweis einer Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber p-phenylendiamin. bei Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber p- Phenylendiamin.

Beurteilung der Auswirkungen einer gegenüber p-phenylendiamin 169 Die isolierte Sensibilisierung gegenüber p-phenylendiamin verschließt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt Tätigkeiten im Friseurhandwerk sowie darüber hinaus nur noch wenige, sehr spezielle Arbeitsbereiche wie zum Beispiel Tätigkeiten mit Umgang mit bestimmten Farbstoffzubereitungen zur Pelzund Lederfärbung, speziellen Fotokopiersystemen sowie Stempel- und Druckfarben, gegebenenfalls auch von Textilfarbstoffen und einigen Medikamenten [2]. Eine darüber hinausgehende Verschlossenheit von Tätigkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ist nicht zu konstatieren. Konstellation C Nachweis von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin. bei Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p- Phenylendiamin und p-toluylendiamin. p-toluylendiamin kommt auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt praktisch nur in Oxidationshaarfärbemitteln vor. Kreuzreaktionen zu p-phenylendiamin sind relativ häufig [8]. Insgesamt ist ein relevant erhöhter Anteil verschlossener Arbeitsmöglichkeiten gegenüber der Konstellation B bei zusätzlichem Vorliegen einer Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber p-toluylendiamin nicht festzustellen. Konstellation D In der Epikutantestung Nachweis von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin (jeweils mit klinischer Relevanz) sowie zusätzlich von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber Dispers Orange 3 und p-aminoazobenzol (ohne Hinweis für eine etwaige klinische Relevanz zum Beispiel gegenüber dunkel gefärbten Textilien, technischen Flüssigkeiten oder Schmiermitteln). bei Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p- Phenylendiamin und p-toluylendiamin mit klinisch stummen Kreuzsensibilisierungen gegenüber Dispers Orange 3 und p-aminoazobenzol. Mittelgradig. Neben den unmittelbar berufsbedingt erworbenen Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber Bestandteilen von Oxidationshaarfärbemitteln zeigen sich als mittelbare Berufskrankheitenfolgen weitere Typ-IV- Sensibilisierungen gegenüber p-amino-verbindungen, letztere jedoch ohne Hinweis auf eine klinische Relevanz. Dennoch ergibt sich aus diesen zusätzlichen Sensibilisierungen aufgrund der potenziellen Verbreitung dieser Allergene insgesamt das Vorliegen eines höheren Sensibilisierungsgrades bzw. einer weiteren Verschlossenheit von Arbeitsmöglichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt (z.b. beim Umgang mit technischen Flüssigkeiten oder Schmiermitteln) als bei den Konstellationen A C [2]. Konstellation E In der Epikutantestung Nachweis von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin (jeweils mit klinischer Relevanz) sowie zusätzlich von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber

Skudlik, Wehrmann, John et al. 170 Dispers Orange 3 und p-aminoazobenzol. Übereinstimmend anamnestisch angegeben und ärztlich dokumentiert ist ein einmaliges Kontaktekzem an den Füßen/Fußknöcheln erstmalig nach Aufgabe der schädigenden Tätigkeit nach dem Tragen neu erworbener, schwarz gefärbter Strümpfe. Es finden sich keine weiteren Hinweise auf eine klinische Relevanz der Sensibilisierungen gegenüber letztgenannten p-amino-verbindungen (z.b. gegenüber technischen Flüssigkeiten oder Schmiermitteln). n bei Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin mit klinisch stummer Kreuzsensibilisierung gegenüber p-aminoazobenzol. Verdacht auf Zustand nach außerberuflichem allergischem Kontaktekzem der Füße/Fußknöchel bei mittelbar berufsbedingter Typ-IV-Sensibilisierung gegenüber Dispers Orange 3. Beurteilungen der Auswirkungen der Mittelgradig. Die (ärztliche) Dokumentation einer allergischen Reaktion gegenüber wahrscheinlich mit p-amino-verbindungen gefärbten Textilien kann Hinweise für einen höhergradigen Sensibilisierungsgrad geben, sodass bei vorliegenden Kreuzsensibilisierungen gegenüber p-amino-verbindungen nach Möglichkeit immer eine Klärung angestrebt werden sollte, inwieweit anamnestisch und/oder ärztlich beschriebene Reaktionen tatsächlich auf diese Kreuzsensibilisierung im Einzelfall zurückzuführen sind. Bei der vorliegenden Fallkonstellation E mit lediglich einmaligem Ereignis einer Textilunverträglichkeit lässt sich, insbesondere aufgrund differenzialdiagnostisch möglicher weiterer konkurrierender Verursachungsfaktoren der beschriebenen Hauterscheinungen, eine entsprechende Kausalität einer Verursachung der Textildermatitis durch p-amino- Verbindungen nicht ausreichend belegen, sodass ein MdE-relevanter höhergradiger klinischer Sensibilisierungsgrad nicht mit der erforderlichen Wahrscheinlichkeit konstatiert werden kann. Daher resultieren bei der beschriebenen Fallkonstellation mittelgradige Auswirkungen der. Sollten aber rezidivierend Textildermatitiden gegenüber dunkel gefärbten Textilien dokumentiert werden und/oder sollte sich mittels Epikutantestung mit angeschuldigten Materialien der Nachweis eines Kontaktekzems gegenüber wahrscheinlich mit p-amino- Verbindungen gefärbten Textilien führen lassen, würde die Beurteilung schwerwiegender Auswirkungen der resultieren. Maßgeblich hierfür ist, dass dann aufgrund des Nachweises eines klinisch höheren Sensibilisierungsgrades auch außerhalb des aufgegebenen Berufes bereits durch den Kontakt zu geringen Mengen von p-amino-verbindungen mit hoher Wahrscheinlichkeit das Auftreten allergischer Reaktionen konkret zu befürchten ist, sodass sich hieraus eine weitergehende Verschlossenheit von Erwerbsmöglichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ableiten lässt [2]. Konstellation F Nachweis von Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin (jeweils mit klinischer Relevanz) sowie Dispers Orange 3, p-aminoazobenzol, Benzocain und N-Isopropyl-N -phenyl-pphenylendiamin mit (nach Aufgabe der schädigenden Tätigkeit) anamnestisch angegebenen und ärztlich mehrfach dokumentierten allergischen Kontaktekzemen nach Expositionen gegenüber neu erworbener, dunkel gefärbter Textil- und Lederkleidung sowie nach gelegentlichen Schwarzgummi-Kontakten (z.b. bei Ausübung bestimmter sportlicher Hobbys und privaten Kfz-Tätigkeiten). n bei Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber p-phenylendiamin und p-toluylendiamin

Beurteilung der Auswirkungen einer gegenüber p-phenylendiamin 171 mit klinisch stummen Kreuzsensibilisierungen gegenüber p-aminoazobenzol und Benzocain. Zustand nach multilokulären außerberuflichen allergischen Kontaktekzemen bei mittelbar berufsbedingten Typ-IV-Sensibilisierungen gegenüber Dispers Orange 3 und N-Isopropyl-N -phenyl-p-phenylendiamin. Auswirkungen der Schwerwiegend. Es liegt mit Wahrscheinlichkeit ein ausgeprägter Sensibilisierungsgrad mit breiter (mittelbar berufsbedingter) Gruppenallergie gegenüber p-amino-verbindungen mit gesicherter klinischer Relevanz vor, sodass aus dieser breiten Kreuzsensibilisierung mit klinisch manifesten Reaktionen eine relativ weite Verschlossenheit von Erwerbsmöglichkeiten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt resultiert [2]. der Begutachtung Wie könnte damit umgegangen werden? J Dtsch Dermatol Ges. 2008; 6: 34-39. [5] Schnuch A, Lessmann H, Frosch PJ, Uter W. para-phenylenediamine: the profile of an important allergen. Results of the IVDK. Br J Dermatol. 2008; 159: 379-386. [6] Thyssen JP, White JM. Epidemiological data on consumer allergy to p-phenylenediamine. Contact Dermatitis. 2008; 59: 327-343. [7] Uter W, Lessmann H, Geier J, Becker D, Fuchs T, Richter G. The spectrum of allergic (cross-)sensitivity in clinical patch testing with para amino compounds. Allergy. 2002; 57: 319-322. [8] Uter W, Lessmann H, Geier J, Schnuch A. Contact allergy to hairdressing allergens in female hairdressers and clients current data from the IVDK, 2003 2006. J Dtsch Dermatol Ges. 2007; 5: 993-1001. [9] Uter W, Lessmann H, Rothe A. Kreuzreaktionen/ Gruppenallergie. In: Fuchs T, Aberer W (Hrsg). Kontaktekzem, 2. Auflage. München Orlando: Dustri; 2007, 369-393. Prof. Dr. med. C. Skudlik Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Universität Osnabrück Sedanstraße 115 D 49090 Osnabrück cskudlik@uos.de Literatur [1] Diepgen TL, Bernhard-Klimt C, Blome O, Brandenburg S, Dienstbach D, Drexler H, Elsner P, Fartasch M, Frank KH, John SM, Kleesz P, Köllner A, Otten H, Pappai W, Römer W, Rogosky E, Sacher J, Skudlik C, Zagrodnik F. Bamberger Merkblatt: Begutachtungsempfehlungen für die Begutachtung von Haut- und Hautkrebserkrankungen. Teil I: Hauterkrankungen. Dermatol Beruf Umwelt. 2008; 56: 132-150. [2] Diepgen TL, Dickel H, Becker D, Blome O, Geier J, Schmidt A, Schwanitz HJ, Skudlik C, Wagner E. Beurteilung der Auswirkung von n bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit im Rahmen der BK 5101. Teil I: Acrylate/Methacrylate, Epoxidharz-Systeme, Formaldehyd, Dichromat, Kolophonium, Latex, Nickel, p-phenylendiamin. Dermatol Beruf Umwelt. 2002; 50: 139-154. [3] Diepgen TL, Dickel H, Becker D, Geier J, Mahler V, Schmidt A, Schwanitz HJ, Skudlik C, Wagner E, Wehrmann W, Weisshaar E, Werfel T, Blome O. Evidenz-basierte Beurteilung der Auswirkung von Typ-IV-n bei der Minderung der Erwerbsfähigkeit Begutachtung berufsbedingter Hautkrankheiten. Hautarzt. 2005; 56: 207-223. [4] Fartasch M, Drexler H, Diepgen TL, John SM, Brandenburg S. Die stumme Sensibilisierung in