Fair play in der Fußballherstellung



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Transkript:

Fair play in der Fußballherstellung ab 7. Klasse ca. 45 Min. Benötigtes Material Arbeitsblätter Worum geht es? Die Schüler/-innen (SuS) setzen sich anhand der Arbeitsblätter mit dem Thema Fußball, Produktion der Fußbälle und fair gehandelten Bällen auseinander. In Kleingruppen reflektieren und diskutieren sie das Thema und erfahren wesentliche Unterschiede zwischen konventionell und fair gehandelten Bällen Dabei werden die Informations-, Kommunikations- und Argumentationsfähigkeit sowie das vernetzte Denken der SuS gefördert. Durchführung Wichtig beim Einsatz der Arbeitsblätter ist es, dass zuvor in das Thema Fußball eingeführt wird. Dazu bietet sich beispielsweise das faire Fußball-Quiz Spielst du nur oder weißt du es auch? oder eine Diskussion zur WM 2014 in Brasilien an. (Was wissen die SuS über die WM, welche Probleme gibt es diesbezüglich in Brasilien, was berichten die Medien?) Weitere Informationen - Fairtrade Deutschland: http://www.fairtradedeutschland.de/produzenten/sportbaelle/

Fußball... ist mehr als ein Spiel! Wo kommen eigentlich die Fußbälle her und wie werden sie hergestellt? Kick it Fußball ist weltweit eine der beliebtesten Sportarten. Ob im Sportverein, auf der Straße oder in hochprofessionellen Anlagen, gespielt wird überall. Begeisterung und Emotionen spielen fast immer eine große Rolle. Vereine, Spieler und Großevents sind dabei gut bekannt und begeistern jung und alt. Weniger bekannt sind die Lebens- und Arbeitbedingungen in dem Land, wo die meisten Fußbälle hergestellt werden. Pakistan Pakistan ist ein großes Land und liegt zwischen Iran, Afghanistan, China und Indien. Knapp 180 Millionen Menschen leben in Pakistan (Weltbank 2012). Davon sind 140.000 Menschen in der Produktion von Sportartikel beschäftigt. Eine Stadt hat sich der Ballproduktion verschreiben. 100% der in Pakistan produzierten Fußbälle kommen aus Sialkot. Das bedeutet einerseits Arbeitsplätze und andererseits eine große Abhängigkeit. Pro Monat werden 2,5 Millionen Bälle in Pakistan produziert; davon wird die Mehrzahl in Handarbeit gefertigt. Nach aktuellen Zahlen geht man von 65 % per Hand genähten Bällen aus, 35 % werden maschinell genäht und 5% geklebt. Jedoch geht der Trend immer mehr zum maschinengenähten Ball. Wurden vor fünf Jahren noch rund 90 Prozent der Fußbälle mit der Hand genäht, sind es heute nur noch rund die Hälfte. Geklebt versus Handarbeit Vor einigen Jahren wurden die maschinengenähten Fußbälle ausschließlich in China gefertigt. Das ist vorbei, inzwischen kehren diese Aufträge nach Pakistan zurück. Das ist zwar für die Fabrikanten gut, doch den Näher/-innen hilft es nicht weiter. Und die Bälle, die bei der WM gekickt werden, sind Hightechbälle, die in Thailand oder aktuell in China geklebt werden. Die qualitativ sehr guten Trainingsbälle entstehen zwar weiterhin in Handarbeit, doch viele Auftraggeber geben sich auch mit weniger zufrieden. Für die Näher/-innen bleiben immer weniger Aufträge übrig, und darunter haben ganz besonders die Frauen zu leiden: Ein Mann kann auf die Veränderungen reagieren, indem er sich für die Arbeit an den Nähmaschinen ausbilden lässt. Doch Frauen sind darauf angewiesen, in einem der speziellen Frauennähzentren zu produzieren in dem konservativen, muslimischen Land ist es Lebensbedingungen in Sialkot Währung: 1 = 144,35 PKR (Stand: 2014) Produkte Kartoffeln (1 kg) Reis (1kg) Rinderfleisch (1 kg) Hühnerfleisch (1kg) Lammfleisch (1 kg) 1 Ei Öl zum Kochen (1 Liter) Weizenmehl (1 kg) Gemüse (1 kg) Hülsenfrüchte (1 kg) Zwiebel (1 kg) Preise PKR. 30 PKR. 100 PKR. 300 PKR. 200 PKR. 600 PKR. 15 PKR. 190 PKR. 50 PKR. 20 PKR. 90 PKR. 50 undenkbar, dass Frauen und Männer gemeinsam in einem Raum arbeiten. Auch die Weltwirtschaftskrise hat sich in den letzten Jahren ausgewirkt. 25 Prozent weniger Bälle wurden produziert. Näherin Rahila: Früher saß ich mit 30, 40 anderen Frauen im Nähzentrum. Heute sind wir hier gerade mal zu siebt. Mein Einkommen ist ein wichtiger Beitrag zur Ernährung unserer Familie. Ohne dieses Geld wüssten wir nicht, wie wir zurechtkommen sollten. Aber wenn das mit den Aufträgen so weitergeht wie bisher, dann werden irgendwann alle Bälle mit Maschinen genäht werden, und für uns wird es keine Arbeit mehr geben.

Wie wird aus 32 Waben ein Ball? Ein Fußball besteht aus 32 Waben 20 Sechsecke und 12 Fünfecke. Diese werden von Nähern oder Näherinnen von Hand zusammengenäht. Im Inneren des Balles befindet sich die über ein Ventil aufpumpbare Blase die entweder aus Butyl oder Latex besteht. Zunächst werden die Kunststoffbahnen zugeschnitten und auf der Rückseite mit Hilfe von Latex mehrere Lagen von Baumwoll- oder Polyesterstoff aufgeklebt. Das Textilinnenfutter des Fußballs bewirkt, dass der Ball auch bei intensiver Beanspruchung seine runde Form behält. Qualitätsmerkmale eines Fußballs sind deshalb die unterschiedlichen Polyurethan-Sorten sowie die Anzahl und Qualität der Futterlagen. Mit einer Stanzpresse werden aus den Polyurethan-Bahnen die fünfeckigen bzw. sechseckigen Waben ausgestanzt. Gleichzeitig werden die Waben am Rand mit einer vorperforierten Naht versehen. Je nach Vorstellung des Auftraggebers werden die Waben mit einem entsprechenden Muster bedruckt. Die Blase für die Fußbälle wird aus Butyl oder Latex hergestellt. Zusammengenäht werden die Fußbälle in den Nähzentren. Jeder Näher und jede Näherin bekommt ein so genanntes Panelset. Das sind Nähsets, in denen 32 Waben 20 Sechsecke und 12 Fünfecke - sowie Garn und die Blase enthalten sind. Bevor die Waben aneinander genäht werden, muss die vorperforierte Naht mit einem spitzen Gegenstand durchstochen werden. Mit den Knien drücken die Näher und Näherinnen die Holzspanner zusammen, in denen die Sechsecke bzw. Fünfecke stecken, die sie mit ihren Händen blitzschnell zusammennähen. Konzentration ist wichtig, um mit den beiden Nadeln möglichst schnell die Löcher zu treffen. Am Ende jeder Naht wickeln die Näherinnen und Näher den Faden um kleine Holzstücke und ziehen die Naht mit einem kräftigen Ruck fest. 32 Waben müssen so zusammengenäht werden, um einen Fußball herzustellen. Für einen Fußball benötigt ein geübter Näher oder eine erfahrene Näherin etwa eine bis zwei Stunden. Bezahlt wird pro Ball und nach Qualität. Die fertig genähten Bälle werden einer Qualitätskontrolle unterzogen und danach bis zur Verschiffung gelagert. Aufgaben: Setzt euch in Kleingruppen mit den Aufgaben auseinander. Haltet eure Antworten schriftlich fest. 1. Markiert die für euch wichtigsten Informationen zum Thema Fußball auf. 2. Welche Konsequenzen haben die maschinell hergestellten Fußbälle für Sialkot? Listet die Konsequenzen auf und diskutiert diese in Arbeitsgruppen. 3. Errechnet anhand der Tabelle wie teuer für 6 Personen ein Mittag- oder Abendessen ist. Wählt dazu eine Variante aus. Berechnungsgrundlage: Pro Person 200gr Gemüse/Kartoffeln/Reis und pro Person 50gr Fleisch, für 6 Personen 50ml Öl. 4. Nimmt Stellung zu der Frage, ob ihr von eurem Taschengeld fair gehandelte Produkte kaufen würdet. Aktivität 1: Besprecht mit eurem Klassenlehrer/-in bzw. Schulleiter/-in, ob ihr nicht faire Bälle für den Sportunterricht anschaffen könnt. Aktivität 2: Gestaltet im Sommer ein FairPlay-Turnier mit fairen Bällen und informiert andere über den Fairen Handel.

Faire Bälle sind Fair Play Weltweit werden die meisten Fußbälle in Pakistan von Näher/-innen in handarbeit hergestellt. Das ist eine sehr mühsame, aufwendige und überwiegend schlechtbezahlte Arbeit. Aber es gibt auch Ausnahmen; im Fairen Handel sehen die Arbeitsbedingungen anders aus. Die GEPA das größte Fairhandels-Unternehmen in Europa bezieht seit 1998 ihre fairen Bälle von dem Sportartikelhersteller Talon Sports aus Pakistan. Talon Sports ist ein mittelständisches Unternehmen. Neben Fußbällen stellt Talon u.a. auch Schuhe her. Durch die Weltwirtschaftskrise im Jahr 2010 mussten aufgrund der schlechten Auftragslage viele Arbeiter/- innen entlassen werden. Das war gerade für viele Näherinnen sehr schwierig, da es wenige, alternative Arbeitsmöglichkeiten für sie gibt. Talon Sports bekommt für die Fußbälle von der GEPA einen Mehrpreis. Über die Verwendung dieser Gelder entscheidet die Talon Fair Trade Workers Welfare Society. Diese Vereinigung setzt sich aus Näher/-innen sowie Vertretern von Talon zusammen. Im Direktorium sitzen acht von der Belegschaft gewählte Vertreter/- Innen und drei Mitarbeiter/-innen des Managements von Talon Sports. Der GEPA-Mehrpreis für die Bälle fließt vorwiegend in fünf Bereiche: Höhere Stücklöhne Für einen fair gehandelten Ball bekommen die Näher/-innen je nach Qualität des Balles 23 bis 50 % mehr, als für einen Ball, den Talon Sports an einen kommerziellen Kunden verkauft. Der Stücklohn für einen Ball der Qualität A liegt Z.B. bei 110 Rupien (Währung: 1 = 144,35 PKR (Stand: 2014)). Für einen konventionellen Ball gleicher Qualität bekommt der Näher /die Näherin 85 Rupien. Schulbildung Im Frauennähzentrum bei der Fabrik hat Talon Sports eine Vorschule für drei- bis fünfjährige Kinder der Näherinnen und Näher eingerichtet. So können die Eltern sicher sein, dass ihre Kinder während der Arbeitszeit gut betreut werden. Außerdem haben diese Kinder eine bessere Ausgangsposition beim Schulbesuch und gehören hoffentlich zukünftig nicht zu den vielen Analphabeten des Landes. Auch als das Nähzentrum wegen mangelnder Aufträge vorübergehend schließen musste, blieb die Vorschule geöffnet und für Betreuung der Kinder war gesorgt. Gesundheit Bisher werden die Mitarbeiter in der Fabrik sowie die Näher/-innen sowie deren Angehörige im Gesundheitszentrum von Talon kostenlos medizinisch betreut. In Zukunft soll ein Ambulanzwagen regelmäßig in die Dörfer fahren, in denen die Arbeiter und Näherinnen leben. Für die Kranken werden so die Wege kürzer und weniger beschwerlich. Erhalt von Frauenarbeitsplätzen Talon Sports engagiert sich zudem besonders für die Erhaltung von Frauenarbeitsplätzen. Fußbälle nähen ist eine der wenigen Möglichkeiten für Frauen in Pakistan Geld zu verdienen. Denn in dem islamischen Land wäre es undenkbar, dass Männer und Frauen in einem Raum arbeiten. In den Frauennähzentren sind sie unter sich. Doch die Arbeitsplätze der Frauen sind bedroht vom Erfolg maschinengenähter Bälle auf dem Weltmarkt. Zwar sind immer noch etwa 60 % der am Weltmarkt gehandelten Bälle Handarbeit, doch bereits 30 bis 40 % werden von Maschinen genäht. Und ihr Anteil steigt. Bei Talon Sports entstehen bereits 55 % der Bälle an Maschinen, weil die Kunden es so verlangen. Zwar sind handgenähte Bälle immer noch von höchster Qualität, doch die Maschinen sind schneller und billiger. Die Aufträge für faire Bälle vergibt Talon deshalb vorwiegend an Frauen. Der Sportartikelhersteller sucht zudem nach Alternativen, um Frauen weiter Arbeit geben zu können.

Zurzeit sind die Näher/-innen allerdings froh um jeden Auftrag. Die Wirtschaftskrise hat Talon Sports hart getroffen. Letztes Jahr produzierte der Sportartikelhersteller lediglich ein Viertel so viele Bälle wie im Vorjahr. Auch die Näherinnen und Näher werden durch gestiegene Lebenshaltungskosten beeinträchtigt. Deshalb entschloss sich Talon, den Näher/-innen vorübergehend auch für konventionelle Bälle den fairen Preis zu zahlen. Die Fußballweltmeisterschaft lässt den Hersteller auf eine bessere Auftragslage hoffen. Kleinkredite Von der Talon Fair Trade Workers Welfare Society können die Ballnäher/-innen Darlehen zur Existenzgründung erhalten. So entstanden Dorfläden oder Gewebebetriebe wie Schmieden, Teehäuser, Frisörgeschäfte. Näherin Rahila kaufte sich von ihrem Darlehen z. B. eine trächtige Büffelkuh, mit der ihr Mann Sultan Ali auf dem Reisfeld der Familie arbeitete. Nach zwei Jahren war der Kredit zurückbezahlt und die beiden Büffel für 280 Euro verkauft. Den Gewinn investierte die Familie in neues Werkzeug für Sultan Ali, damit dieser mit seiner Installateurwerkstatt mehr Geld verdienen kann. Inzwischen ist auch der älteste Sohn als Installateur in den Betrieb des Vaters eingetreten. Arbeitsschutz Um Unfällen vorzubeugen finanzierte die Talon Fair Trade Workers Welfare Society aus den Mehrpreisen des Fairen Handels Sicherheits- und Gesundheitstrainings für die Fabrikarbeiter. Außerdem wurden Masken und Handschuhe angeschafft, die Räumlichkeiten besser belüftet und beleuchtet. Die Maschinen verfügen über Sicherheitsschalter und Absperrungen an allen beweglichen Teilen. Ein Maß an Betriebssicherheit, das in Pakistan nicht üblich ist. Auch die Arbeitsbedingungen in den Nähzentren wurden verbessert. Genossenschaftsladen Die Talon Fair Trade Workers Welfare Society hat einen Genossenschaftsladen eingerichtet, weil die Lebenshaltungskosten in Pakistan immer weiter steigen. Dort sollen die Arbeiter/-innen günstiger einkaufen können, als in anderen Geschäften. Durch den Umsatz von Lebensmitteln in großen Mengen kann die Vereinigung die Lebensmittel billiger ankaufen und weitergeben als kleine Händler. Talon in Kategorie A des IMAC-Programmes Nach wie vor werden alle registrierten Nähzentren in Sialkot von der unabhängigen Kontrollorganisation IMAC (Independent Monitoring Association for Child Labour) regelmäßig auf Kinderarbeit kontrolliert. Talon Sports befindet sich mit A in der besten Kategorie. Unter www.imacpak.org kann man die Bewertungen der verschiedenen Ball-Hersteller für Sport- Markenartikel einsehen. IMAC überprüft die pakistanischen Zulieferer für Sport-Markenartikel hinsichtlich Kinderarbeit und sozialer Standards. Mit Stand April 2010 sind von 146 Ballzulieferern, die am IMAC-Programm teilnehmen, 60 in die Kategorie A eingestuft. Die IMAC schätzt, dass etwa 78 Hersteller gar nicht am Monitoring-Programm teilnehmen, und daher auch nicht kontrolliert werden.

Aufgaben Setzt euch in Kleingruppen mit den Aufgaben auseinander. Haltet eure Antworten schriftlich fest. 1. Erläutert auf der Textgrundlage wofür der Faire Handel im Bereich Fußball steht. Listet die Kriterien und Unterschiede zum konventionellen Handel auf. 2. Schreibt mit euren eigenen Worten mit 120 Zeichen (SMS) an einen Freund/eine Freundin was der Faire Handel ist. 3. Diskutiert über die verschiedenen Kriterien des Fairen Handels und entscheidet euch für eure TOP 3 mit Begründung. 4. Welche Produkte kennt ihr noch aus dem Fairen Handel, was habt ihr schon mal gehört? 5. Nimmt Stellung zu der Frage, ob ihr von eurem Taschengeld fair gehandelte Produkte kaufen würdet. Aktivität 1: Besprecht mit eurem Klassenlehrer/-in bzw. Schulleiter/-in, ob ihr nicht faire Bälle für den Sportunterricht anschaffen könnt. Aktivität 2: Gestaltet im Sommer ein FairPlay-Turnier mit fairen Bällen und informiert andere über den Fairen Handel.