Naturnah geniessen KOMPAKT KONSUM. Mit Messeführer 21. 24. 2. 2008



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Transkript:

KONSUM 8. Februar 2008 KOMPAKT Mit Messeführer 21. 24. 2. 2008 Naturnah geniessen w Ressourcen: Beim Verbrauch sparen, ohne zu verzichten: So gehts w Geld: Grüne Anlageprodukte stehen für Nachhaltigkeit und gute Rendite

*Empfohlener Nettoverkaufspreis Ab Fr. 19 999.- * Der neue Ibiza Ecomotive. Senkt Emissionen, aber nicht Emotionen. Das nennen wir einen Kompromiss: Ein CO2-Ausstoss von nur 99 g/km (EU-Zielsetzung bis 2012 = 130 g/km im Durchschnitt) und der sparsame Treibstoffverbrauch von 3,8 l/100 km machen ihn äusserst umweltverträglich, ohne auf Komfort und Sicherheit verzichten zu müssen. Auch der Fahrspass bleibt nicht auf der Strecke: dafür sorgt ein 80 PS starker 1.4 TDI mit Dieselpartikelfilter. Und damit Sie Ihren Ibiza Ecomotive noch umweltschonender bewegen können, schenken wir Ihnen noch ein halbtägiges Eco-Fahrtraining dazu. Denn was nützt die umweltfreundlichste Technologie, wenn man sie nicht richtig einzusetzen weiss? Der neue Ibiza nur Fr. 199.- Rate inkl. MWST.. Jetzt auch im attraktiven 1.99% Superzins-Leasing für monatlich 48 Monate Laufzeit, 10 000.- km/jahr, 10% obligatorische Sonderzahlung. Leasing ist unzulässig falls es zur Überschuldung führt. Limitierte Leasing-Sonderaktion. Infos bei Ihrem SEAT-Partner. Treibstoffverbrauch Gesamt 3,8 l/100 km, CO2-Ausstoss 99 g/km, Energieeffizienz-Kategorie A. s e a t. c h

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 3 KONSUM Eine Erde muss reichen TITELBILD: GETTYIMAGES/ALTRENDO; INHALT: GETTYIMAGES, CORBIS (2) Hätten alle Erdenbewohner denselben Lebensstandard wie ein durchschnittlicher Schweizer, bräuchten wir 2,8 Planeten. Das heisst, wir konsumieren fast dreimal so viel Ressourcen, wie die Erde liefern kann. Das ist zwar nicht ganz so viel wie die 5,4 Planeten, die der Lebensstil einer US-Bürgerin hochgerechnet beansprucht, aber doch deutlich mehr als die 1,2 Planeten, mit denen wir auskämen, führten wir alle das Leben eines durchschnittlichen Türken. Dass dieser allzu sorglose Umgang mit unserem Erdball auf Dauer weder für den Schweizer noch für die Amerikanerin, noch für den Türken ein gutes Ende nehmen kann, leuchtet ein. Die Zahlen stammen von Global Footprint Network. Mathis Wacker nagel, Mitbegründer der Organisation, prophezeit denn auch den baldigen «ökologischen Bankrott» der Erde (siehe auch das Interview ab Seite 4). Alles nur Schwarzmalerei? Wacker nagel widerspricht: Seine Haltung sei keineswegs pessimistisch im Gegenteil, Pessimisten seien jene, die diese Probleme leugnen und so die Chance verpassen, sie zu lösen. Er selbst sei vielmehr Optimist: Es gebe durchaus Wege aus der Misere. Gehören Sie auch zu den Optimisten? Bereiche, in denen man sein Verhalten ohne Einbussen verändern kann, gibt es viele: Einige stellen wir Ihnen in dieser «Kompakt»-Ausgabe vor. Und an der NATUR-Messe vom 21. bis 24. Februar in Basel können Sie erleben, dass Nachhaltigkeit keineswegs Genussverzicht bedeutet. Iwon Blum Inhalt Global Footprint Network 4 Global Footprint Network Wir verbrauchen zu viele Ressourcen der Nachschub wird in nicht allzu ferner Zeit versiegen: Mathis Wackernagel zeigt Lösungen auf 10 Abfall Die Schweizer sind Weltklasse im Recycling. Doch die Wiederverwertung kostet auch Energie. Besser wäre es, weniger Güsel zu produzieren 12 Geldanlage Wer nicht nur gewinnbringend, sondern auch nachhaltig investieren will, setzt auf grüne Geldanlagen. Ein Überblick über die zahlreichen Möglichkeiten 19 Messeführer NATUR 3/08 Vom 21. bis 24. Februar findet in Basel die NATUR 3/08 statt das ganze Messeprogramm plus Ausstellerverzeichnis 31 Autos Treibstoffverbrauch und Schadstoffausstoss sollen gesenkt werden doch die Politik wird die Ziele verfehlen. Nun ist es an den Autofahrern, umzudenken 36 Ökotextilien Bio ist schick: Grosse Kleidermarken und Designer buhlen vermehrt mit dem Verkaufsargument Nachhaltigkeit um Kundschaft. Das kommt gut an 42 Fast Food Bio an der Imbissbude? Eine Schweizer Firma versucht, Bio, Zeitnot und günstige Preise unter einen Hut beziehungsweise in ein Sandwich zu bringen 44 Pionierarbeit Heinzpeter Studer setzt sich seit 30 Jahren für Nutztiere ein. Für glückliche Fische scheint die Zeit aber noch nicht reif sein Fair-Fish-Projekt liegt auf Eis 47 Weitere Infos, Buchtipps, Impressum Grüne Anlageprodukte Recycling

4 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 GLOBAL FOOTPRINT NETWORK «Es droht der ökologische Bankrott» Die Menschen verbrauchen mehr Ressourcen, als die Erde bereithält das kann nicht mehr lange gutgehen, sagt Mathis Wackernagel von Global Footprint Network. Es sei im ureigensten Interesse jedes Einzelnen, umzudenken. Interview: Christian Kaiser Beobachter: Herr Wackernagel, Sie leben in Kalifornien. Die USA sind der grösste Klimasünder der Welt. Können wir wirklich das Weltklima retten, indem wir weniger Auto fahren, mehr Energie sparen oder bewusster einkaufen, solange die Amerikaner sich nicht anstrengen? Mathis Wackernagel: Es gibt Länder und Städte, die pro Kopf mehr CO2 ausstossen als ein Durchschnittsamerikaner. Auch viele Schweizer tun das, wenn sie beruflich viel herumreisen, wie ich zum Beispiel. Es geht hier nicht primär um Moral oder Schuldzuweisung. Sondern um die Frage: Wie können wir den ökologischen Bankrott abwenden? Genauso wenig, wie wir wirtschaftlich bankrottgehen wollen, sollten wir den ökologischen Bankrott einfach auf uns zukommen lassen. Das liegt im Interesse der gesamten Menschheit. Die Klimagipfel zeigen es: Die Interessen der Menschen rund um den Globus sind unterschiedlich, Kompromisse schwierig. Das Problem sind die unterschiedlichen Risiken. Die Schäden der Übernutzung sind sehr ungerecht verteilt. Die Afrikaner beispielsweise emittieren weniger als zwei Prozent des CO2, sind aber von den Folgen des Klimawandels stark betroffen: Vielleicht 70 oder mehr Prozent der Klimatoten wird es in Afrika geben. Die Europäer dagegen werden verhältnismässig kleine Schäden hinnehmen müssen, obwohl sie viel CO2 ausstossen. Das ist enorm ungerecht. Gemäss neusten Berechnungen Ihres Global Footprint Network würde es 2,8 Planeten brauchen, wenn alle Erdenbewohner so verschwenderisch leben würden wie die Schweizer. Wir verbrauchen also viel mehr Ressourcen, als zur Verfügung stehen. Inwiefern steht der Einzelne hier in der Pflicht? Es gibt ja diesen Spruch der Cree-Indianer: «Wenn der letzte Baum gefällt, der letzte Fisch gefischt, der letzte Fluss vergiftet ist, dann merken wir, dass Geld nicht essbar Allein die Flugindustrie emittiert so viel CO 2 wie der ganze afrikanische Kontinent. ist.» Was mir dabei fehlt: Im gegenwärtigen System können sich die, die Geld haben, den letzten Fisch kaufen. In diesem Teufelskreis stecken wir drin: Unsere finanzielle Stärke ermöglicht es uns, die Auswirkungen des ökologischen Kollapses lange von uns fernzuhalten. Damit beschleunigen wir aber den Zusammenbruch, weil der Ressourcenverbrauch weiter ansteigt. Mit unserer ökologischen Buchhaltung, dem ökologischen Fussabdruck, wollen wir Staaten, Unternehmen und Individuen vor Augen führen, dass der ökologische Bankrott auch für sie gefährlich ist. Viel Kaufkraft heisst also viel Zerstörung? Schweizer und Amerikaner haben grosse Kaufkraft, verbrauchen viel, fliegen häufig und so weiter. Die Flugindus trie emittiert weltweit gleich viel CO2 wie der ganze afrikanische Kontinent. Aber wir können unsere Kaufkraft auch einsetzen, um un sere Häuser energieeffizient zu machen, lokale und biologische Nahrung zu kaufen oder in Nachhaltigkeitsbereiche wie Technologie und Infrastruktur zu investieren. Wo liegt die Verantwortung des Einzelnen? Wie bestimmen wir die Grösse unseres Fussabdrucks? FOTOS: GETTYIMAGES, VALÉRIE CHÉTELAT

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 5 «Selbst wenn wir die moderatesten Prognosen erfüllen, wird die Menschheit 2050 doppelt so viele ökologische Ressourcen brauchen, wie uns die Erde zur Verfügung stellt.» Mathis Wackernagel, Global Footprint Network Der Ort, wo man lebt, hat einen sehr grossen Einfluss auf den eigenen ökologischen Fussabdruck. Ein Schweizer, der nach Houston zieht, wird seinen Umweltkonsum verdoppeln, während eine Schweizerin in Siena nur einen Drittel ihres Kollegen in Houston beansprucht praktisch ohne Einbusse an Lebensqualität. Der Grund: Siena ist viel kompakter gebaut, und man konsumiert zum Beispiel auch mehr lokale Produkte. Wo man leben will und wie energieeffizient das Haus ist, in dem man lebt, das sind die zentralen Entscheidungen, die die Grösse unseres Fussabdrucks bestimmen. Im Vergleich dazu spielt die Frage, ob man den Joghurtbecher rezykliert, praktisch keine Rolle. Das grösste Sparpotential besteht also bei der Behausung? Ja, wir sollten von heute an nur noch Nullenergiehäuser bauen. Der CO2-Ausstoss wächst gemäss Energiekommission und Klimarat IPCC stärker, als die Vereinten Nationen das in ihren schlimmsten Prognosen voraussagen. Selbst wenn es uns gelänge, die moderatesten Prognosen zu erfüllen, würde die Menschheit im Jahr 2050 doppelt so viele ökologische Ressourcen brauchen, wie uns die Erde zur Verfügung stellen kann. Das ist natürlich unmöglich, und es wird ohne Gegenmassnahmen vorher schon zu unangenehmen Korrekturen kommen. Das bedeutet, dass wir jetzt damit beginnen müssen, Sachen anzupacken, die sich nur langsam ändern lassen: Wenn wir heute damit beginnen, nur noch Nullenergiehäuser zu bauen, dauert es immer noch mehrere Jahrzehnte, bis auch nur die Hälfte von Zürich auf dem Nullenergiestand ist. Beim ökologischen Fussabdruck spielen neben den CO2-Emissionen auch andere Faktoren wie Wasser, Artenschutz oder Landverbrauch eine Rolle. Der «Stoffwechsel» der Menschheit ist mittlerweile so gefrässig, dass die Erde mit Regenerieren nicht mehr nachkommt. Das CO2 hat daran grossen Anteil. Aber wir essen auch Fleisch und Gemüse, für deren Erzeugung es Fläche braucht, wir verbrauchen Wasser, Holz für Papier und so weiter. Es geht also nicht nur um das CO2. Unser Budget ist der Planet als Ganzes. Und wie lässt sich unser individuelles Budget berechnen? Wenn man die Oberfläche dividiert durch die Anzahl Menschen, kommt man auf 1,8 Hektaren produktive Fläche, die pro Kopf zur Verfügung stehen. Einen Teil sollten wir reservieren für Tierarten und Pflanzen, die auch Nahrung brauchen. Dieses Budget von 1,8 Hektaren kann man vergleichen mit der Fläche, die wir brauchen, um unsere Ressourcen zu produzieren sowie Abfall und Abgase zu absorbieren. Ein Schweizer braucht im Schnitt 5,1 Hektaren pro Kopf, das 2,8fache des globalen Budgets. Würden alle so wirtschaften, bräuchten wir also 2,8 Planeten. w Entspannt ans Ziel Mit dem neuen GPS nüvi 760 finden Sie immer den besten Weg und erreichen entspannt das Ziel. Einfach zu bedienen und präzis, der nüvi 760 ist ab Werk mit detaillierten Strassenkarten von 33 europäischen Länder ausgerüstet. Garmin Schweiz - 032 755 95 85 - www.garmin.ch

6 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 Footprint: Auf wie grossem Fuss leben Sie? USA: 5,4 Planeten Schweden: 3,4 Planeten Die Menschheit verbraucht zurzeit im Schnitt 1,3 Planeten. Schweiz: 2,8 Planeten Unter www.footprint.ch können Sie testen, wie viele Planeten Sie verbrauchen: Ein Fussabdruck von 1 beansprucht die Erde lediglich bis zu ihrer natürlichen Regenerationsfähigkeit. Wer auf grösserem Fuss lebt, beutet die Erde auf Kosten künftiger Generationen aus. Gegenwärtig beansprucht die Schweiz 2,8 Planeten, Schweden 3,4, die USA beanspruchen 5,4, China beansprucht hingegen nur 0,9. Der Weltdurchschnitt liegt heute bei 1,3 Planeten. Das heisst: Die Menschheit konsumiert 30 Prozent mehr, als die Erde auf Dauer liefern kann. Auf ein Jahr umgelegt, bedeutet das: Bereits am 6. Oktober haben wir Menschen verbraucht, was die Erde im ganzen Jahr erneuern kann. Fast drei Monate lang leben wir also auf Pump. Auf Dauer kann das nicht gutgehen. Der World Wide Fund for Nature (WWF), dessen Schweizer Ableger die Website www.footprint.ch betreibt, will darum den weltweiten Verbrauch bis zum Jahr 2050 wieder auf einen Planeten verkleinern. Ungarn: 2 Planeten Türkei: 1,2 Planeten China: 0,9 Planeten Bangladesch: 0,3 Planeten Der Konsument kann doch nicht bei jedem Kaufentscheid die ganzen globalen Auswirkungen im Auge behalten. Nein, das wollen wir auch gar nicht. Letztlich geht es darum, dass die Menschheit nicht mehr verbraucht, als die Erde regenerieren kann. Denn sonst zerstören wir die ökologische Kapazität der Erde. Eine Möglichkeit besteht in freiwilligen Selbstbeschränkungen bei jedem Kaufentscheid ein unrealistischer Weg. Bessere Rahmenbedingungen zu setzen ist effektiver. Und wie macht man das? Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Erstens: eine ökologische Steuerreform: Das, was viel Ressourcen braucht, muss teurer werden, ressourcensparende Dinge entsprechend billiger also Energie steuern rauf und Lohnsteuern runter. Zweitens: Städte und Besiedlungen müssen besser geplant werden: dichtes Bauen wie in Paris statt weiträumiger Streusiedlungen wie in Houston. Dazu strenge Energienormen für Bau und Betrieb der Bauten. Drittens: Eine schrumpfende Bevölkerung ist von Vorteil, ökonomisch und ökologisch. Dafür müsste allerdings das irrwitzige Pensionssystem, das auf einer Bevölkerungspyramide aufbaut, umgedacht werden. Viertens: Investitionen in Nachhaltigkeitsinnovationen, beispielsweise neue Technologien, bauen einen globalen Wettbewerbsvorteil auf. Reiche Länder können es sich auch leisten, ihren übermässigen CO2-Ausstoss mit Geld

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8 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 «All jene, die das Problem leugnen, geben auf und überlassen unsere ökologische Schuld der jungen Generation.» Mathis Wackernagel, Global Footprint Network zu kompensieren. Bringt das etwas, oder ist das moderner Ablasshandel? Verhindern Kompensationszahlungen allenfalls gar, dass wir die Probleme anpacken, die wir haben? Ich glaube, wir müssen alles ausprobieren, um unseren Ressourcenverbrauch auf ein verträgliches Mass zurückzufahren. Scharf gesagt: Jede Ausrede, nichts zu tun, ist ein Verbrechen gegen die Menschheit. Immerhin schaffen Kompensationszahlungen wirtschaftliche Möglichkeiten, Nachhaltigkeit voranzutreiben. Im Moment verbraucht die Menschheit ins gesamt 1,3 Planeten, also rund einen Drittel zu viel. Was passiert, wenn das so weitergeht? Wann geht die Bank Erde pleite, weil wir zu viel Kredit bezogen haben? Wie lange das so weitergehen kann, wissen wir nicht genau. Es ist aber klar, dass in einzelnen Gebieten der Welt die Ökologie bereits zusammenbricht. Zum Beispiel in Haiti: Was dort die Ökosysteme hervorbringen, reicht nicht mehr, um die heimische Bevölkerung voll zu ernähren, und die Leute sind zu arm, um die fehlenden Güter zu importieren. Das führt zu sozialen Konflikten und Bürgerkriegen. Ähnlich ist die Situation in Darfur, Ruanda oder Bangladesch. Solche Gebiete, die ökologisch und ökonomisch am Kollabieren sind, spielen aber an der Wall Street oder an der Bahnhofstrasse keine grosse Rolle, deshalb nehmen wir reichen Leute sie nicht wahr. Sie sagen, Sie machen Buchhaltung für die Erde. Braucht es diese ökonomische Sicht, damit die Wirtschaft ein Einsehen hat? Ökonomische Aktivitäten können nicht stattfinden ohne Umweltressourcen. Daher sollte uns ökologisches Vermögen ebenso wichtig sein wie ökonomisches. Also müssen wir auch mit den ökologischen Ressourcen buchhalterisch umgehen. Jeder Bankier würde doch fragen: «Was kommt rein, und wie viel gebt ihr aus?» Die Antwort «Wir haben keine Ahnung» würde er nicht akzeptieren. Man kann doch so etwas Wichtiges wie unser ökologisches Vermögen nicht einfach nach Gefühl bewirtschaften. Ein Vermögensverwalter ohne Buchhaltung ist blind. Wenn ich Sie richtig verstehe, ist die Erde also eine Art Kreditinstitut, bei dem man ständig grosszügig Kredit beziehen kann. Ja, wenn der Bankrott da ist, wird es hart. Nehmen wir Haiti: Selbst Entwicklungsorganisationen ziehen ab, das Land wird völlig aufgegeben. Dem könnte man entgegenhalten, solche Horrorszenarien würden genauso wenig eintreffen wie die Prognosen zum Waldsterben. Sie betreiben Schwarzmalerei. Nein, wir sind Optimisten. Wir glauben, dass es möglich ist, auf Dauer gut von der Natur zu leben. All jene, die das Problem leugnen oder nicht angehen wollen, sind die Pessimisten. Die geben auf und überlassen unsere ökologische Schuld der jungen Generation. Ein trauriges Erbe. Genauso, wie wir mit einem finanziellen Budget umgehen können, sind wir in der Lage, auch mit einem Ressourcenbudget umzugehen. Es gibt viele Möglichkeiten, innerhalb des vorhandenen Budgets zu bleiben wenn wir wollen. Können wir unser Budget nicht erhöhen? Sicher, bessere Pflanzenarten, Züchtungen beim Reis beispielsweise, erhöhen die landwirtschaftliche Produktivität. So haben wir in den letzten 40 Jahren die Produktivität der Erde um rund 15 Prozent erhöhen können. Allerdings hat sich unsere Nachfrage im selben Zeitraum verdoppelt und die Artenvielfalt hat sich stark reduziert. Es geht also nicht ohne eine Reduktion des Verbrauchs. Welche Rolle kommt dabei dem einzelnen Konsumenten vor dem Einkaufsregal zu? Wir können viel entscheiden: Wie geben wir unser Geld aus, wie nutzen wir unsere knappe Zeit auf diesem Planeten? Wie wenden wir unser Wissen an? Wie setzen wir unsere berufliche Karriere ein, wie nutzen wir unsere Möglichkeiten, politisch etwas zu bewegen? Und: Wie nutzen wir unsere Intelligenz und Kreativität, um gute globale Lösungen zu finden oder um andere zu überzeugen? Wir leben in einer der spannendsten Zeiten, die es je gegeben hat. Wir haben weit mehr Möglichkeiten, als nur mit unserem Einkaufsverhalten Einfluss zu nehmen. n Mathis Wackernagel ist Mitbegründer und Direktor des Global Footprint Network (www.footprintnetwork.org). Die gemeinnützige Organisation beschäftigt 20 Mitarbeitende. Wackernagel erhielt mehrere Auszeichnungen für sein Wirken im Bereich der Nachhaltigkeit: 2007 beispielsweise nahm er in Oxford den renommierten Skoll Award entgegen, die Universität Bern verlieh ihm für sein Engagement einen Ehrendoktor. Mathis Wackernagel wurde 1962 in Basel geboren, hat einen Abschluss der ETH Zürich als Maschineningenieur und doktorierte an der Universität von British Columbia in Vancouver. Heute lebt er mit seiner Familie in Kalifornien. FOTO: VALÉRIE CHÉTELAT

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10 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 ABFALL Sammeln ist gut, vermeiden besser Die Schweizer sind Weltmeister bei der Wiederverwertung von Altglas, Papier oder Alu. Die Müllberge wachsen dennoch weiter. Denn Recycling heisst nicht Abfall vermeiden. Wer weniger Güsel will, muss es anders anpacken. Text: Anouk Holthuizen Vor einigen Jahren zog das Tamagotchi Tausende Kinder und Erwachsene in seinen Bann. Doch das elektronische Küken, das rund um die Uhr versorgt werden wollte, hatte ein kurzes Leben: Wenige Monate nach dem Import der ersten Tamagotchis in die Schweiz landeten die meisten im Abfall. 20 Tonnen Elektroschrott für ein paar Minuten Glück. Das Drama wiederholt sich jährlich, in wechselnder Besetzung und ändernden Mengen; containerweise werden vermeintlich notwendige Produkte nach kurzer Lebenszeit entsorgt. Dabei gibt man sich in der Schweiz die grösste Mühe, den Abfall gering zu halten. Zahlreiche Stunden pro Jahr verbringen die Schweizerinnen und Schweizer damit, Flaschen zu sortieren, Alubüchsen zusammenzuquetschen und Altpapier zu bündeln. Der Satz «Die Schweizer sind Weltmeister im Alusammeln» gehört denn auch zu den Werbe slogans von Swiss Recycling, dem Dachverband diverser Entsorgungsunternehmen. 2006 gelangten erstmals mehr Siedlungsabfälle in den Recyclingprozess als in die Verbrennungsanlagen damit zählt die Schweiz tatsächlich zu den Ländern mit der höchsten Recyclingquote. Das hört sich nach Umweltbewusstsein an. Einkauf: So entsteht weniger Abfall w Auf Verpackungen verzichten: Kaufen Sie Lebensmittel möglichst offen ein. Wählen Sie nach Möglichkeit Mehrweg- oder Nachfüllpackungen. Ideal für den offenen Einkauf sind Wochenmärkte. w Recyclingprodukte: Recycling nützt nichts, wenn Recyclingprodukte nicht auch gekauft werden, etwa Toilettenpapier und Schreibblöcke. Kaufen Sie Getränke möglichst in Retourflaschen und nicht in Einwegbehältern aus Alu, PET oder Glas. w Mengen dosieren: Kaufen Sie keine grossen Vorräte. Oftmals landen sie im Müll, weil das Verfallsdatum nicht beachtet wurde. w Auf Labels achten: Labels weisen auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit hin. Informieren Sie sich unter www.labelinfo.ch. Aber: Wer Abfall trennt, vermeidet ihn nicht. Güsel entsteht, wenn man ein Produkt kauft, und nicht erst, wenn man es wegwirft. Die Schweizer Müllberge wachsen, sowohl in absoluten Zahlen als auch gemessen am Pro-Kopf-Beitrag. In den Kehrichtverbrennungsanlagen lösten sich im Jahr 2006 3,65 Millionen Tonnen Abfall in Rauch und Asche auf rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Schuld daran sind nicht nur mehr Abfallimporte aus dem Ausland, sondern auch die gute heimische Konjunkturlage, die die Kauflust steigerte. Die gesamte Abfallmenge nahm zu, obwohl die Sackgebühren eine Verlagerung weg vom Kehricht hin zum Recycling bewirkten. Hinsichtlich Umweltschutz ist die Entsorgung ohnehin nicht das grösste Problem: Den Hauptharst der Umweltbelastung verursacht der masslose Verbrauch von Ressourcen und Energie für die Herstellung und den Transport von immer mehr Produkten. Billige Wegwerfware löst zunehmend qualitativ hochwertige und langlebige Produkte ab. Auch die Wiederverwertung benötigt zudem Energie: Um beispielsweise Papier oder Stahlblech zu recyceln, braucht es noch einmal halb so viel Energie wie bei der Herstellung. Häufig müssen beim Recycling zudem Rohstoffe ergänzt werden. Ein Bericht im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) von 2006 empfiehlt deshalb den Aufbau einer umfassenden Strategie zur Schonung der Ressourcen. Doch bis zur Umsetzung stellen Herr und Frau Schweizer noch viele Abfallsäcke vor die Tür. Denn die Projekte, die das Abfallproblem bei der Wurzel packen, kann Annetta Steiner von der Stiftung Praktischer Umweltschutz Schweiz (Pusch) an einer Hand abzählen. «Solange Rohstoffpreise günstig sind, wird nichts geschehen. Wer heute seine Kaffeemaschine reparieren lassen will, wird fast ausgelacht. Ein Neukauf kommt billiger. Es besteht ein Missverhältnis zwischen billigen Rohstoffen und teuren Arbeitskräften.» Die Verknappung bei Ressourcen wie Erdöl und Kupfer wird die Preise aber weiter erhöhen und die Industrie irgendwann zum Umdenken zwingen, prophezeit Steiner. Die Verwaltung von Basel-Stadt gehört zu den wenigen, die nicht einfach zuschauen wollen. Mit dem Arbeitslosenkomitee und der Offenen Kirche Elisabethen wurde vor zehn Jahren die Geschenk-Tausch-Aktion ins Leben gerufen. Das Ziel: Spielzeug weitergeben statt wegwerfen. So wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch Freude be reitet. Das geht so: Ein Kind bringt zwei Spielzeuge vorbei und erhält dafür einen Bon für ein anderes gebrauchtes Spielzeug. Ein zweiter Bon geht an ein Kind aus einer finanziell schlechter gestellten Familie. An einem Tag pro Jahr können dann alle Kinder ihren Bon einlösen. Die Botschaft der Aktion: Umweltvorsorge ist kinderleicht und kann Spass machen. Jährlich erhalten so 350 Kinder ein Spielzeug, das sonst in einer Verbrennungsanlage gelandet wäre. Die billige Massenproduktion setzt auch Brockenhäusern zu. Viele haben eigene Werkstätten, in denen gebrauchte elektronische Geräte für den Wiederverkauf aufbereitet werden. Die meisten verstauben jedoch in den Regalen. Genau wie die Kleider, das Geschirr, die Möbel. «Die Leute

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 11 FOTO: GETTYIMAGES Auf dem Siegertreppchen: Die Schweiz hat eine der höchsten Recyclingquoten. sind immer weniger bereit, gebrauchte Waren zu kaufen», sagt Laurent Zahn, Leiter von La Bonne Combine in Prilly, einem Lausanner Vorort. «Wenn der Mixer bei der Migros nur wenige Franken mehr kostet, kaufen sie lieber den neuen im Glauben, dass neu auch besser heisst.» La Bonne Combine umfasst drei Werkstätten, in denen seit 28 Jahren Stereoanlagen und elektronische Haushaltsgeräte repariert werden. Die Idee: Konsumenten werden vom Neukauf abgehalten, die Lebensdauer der Geräte wird verlängert, die Umwelt geschont. «Wer einen Staubsauger beim kleinsten Defekt entsorgt, belas tet nicht nur die Umwelt, sondern desavouiert auch den Wert der Arbeit, der durch das Projektieren, Herstellen und Liefern des Staubsaugers entstanden ist», sagt Zahn. Einen Staubsauger einzuschi cken koste heute aber so viel, dass die Eigentümer abwinken. Bei La Bonne Combine entfallen diese Beträge, dennoch wolle kaum noch jemand gebrauchte Waren. Grössere Projekte, die auf eine tatsäch liche Vermeidung von Abfällen abzielen, gibt es in der Schweiz genaugenommen nur ein einziges: das «Impulsprojekt zur Abfallvermeidung und Ressourcenschonung» des Kantons Baselland. Dieses wurde 1994 initiiert, als der Kanton einen Fonds in der Höhe einer halben Million Franken eröffnete, mit dem er neuartige Projekte zur Abfallvermeidung unterstützte. Die Bedingung: Die Projekte sollten einen Wertewandel herbeiführen. Als grössten Erfolg wertet Petra Staps Dinkel, Projektverantwortliche vom Amt für Umweltschutz und Energie, den nachhaltig veränderten Umgang mit Produkten in 13 Alters- und Pflegeheimen. Der Materialeinsatz liess sich um bis zu 60 Prozent reduzieren, ohne Qualitätseinbusse der Leistungen. So hatte etwa eine Untersuchung gezeigt, dass der Verbrauch bestimmter Hygieneprodukte mehr von der Haltung des Pflegepersonals abhing als vom tatsächlichen Bedarf. Für Staps ist klar, dass es bei der Vermeidung von Abfall vor allem auf das Engagement jedes Einzelnen ankommt: «Die Leute müssen erkennen, dass der Verbrauch von Ressourcen von ihrer Handlungsweise abhängt. Bei jedem Kauf sollte man sich überlegen: Was kaufe ich genau? Brauche ich es wirklich?» So sei es zum Beispiel wichtig, dass ein Produkt langlebig ist: Ein Bett sollte mehrere Umzüge überstehen. Vielleicht sei dazu beim Kauf eine grössere Investition nötig, im Gegenzug müsse man aber nicht so schnell ein neues kaufen und schone so die Umwelt. Staps weiss aber, dass sich Gewohnheiten nur schwer ändern lassen. Die Stiftung Pusch setzt deshalb seit 1991 bewusst bei den Kleinen an. Heute besuchen rund 130 Lehrkräfte Kindergärten und Primarschulen in zehn Kantonen. Die Kinder sollen lernen, wie sie mit der Natur und ihren Rohstoffen sorgsam umgehen können. Einiges davon dürfte bei den Kindern hängenbleiben. Bleibt zu hoffen, dass sie dann nicht in die Tamagotchi-Falle des schnellen Glücks tappen. n

12 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 GELDANLAGE Gewinn mit gutem Gewissen Immer mehr Menschen wollen ihr Geld bewusst so anlegen, dass es weder der Umwelt noch künftigen Generationen schadet. Die Branche hat reagiert: Die Auswahl an grünen Anlageprodukten mit interessanter Rendite ist gross. Text: Christian Kaiser Wer Geld anlegt, schickt es zur Arbeit. «Bei uns arbeitet Ihr Geld», warben die Kantonalbanken vor ein paar Jahren. Heute wird die Fondsgesellschaft der Kantonalbanken nicht müde, zu beteuern, dass «Geld glücklich macht». Aber für wen arbeitet das investierte Geld? Wen macht es glücklich, wenn es in einem Fonds parkiert ist? Wer Geld anlegt, hat auch einen Stimmzettel in der Hand. Man kann entscheiden, welche Wirtschaft man unterstützen möchte: Grosskonzerne oder innovative Klein unternehmen? Solarenergie oder Erdölkonzerne? Manager mit exorbitanten Salären oder Patrons mit Verantwortungs bewusstsein? Umweltsünder oder ökologische Vorzeigeunternehmen? Lohndrücker oder faire Arbeitgeber? Nachhaltige Forstwirtschaft oder die Abholzung der Regenwälder? Die vierte Dimension: Der Entscheid, in welche Kanäle das Ersparte fliessen soll, ist kein einfacher. Die Informationslage ist In der Schweiz werden über 25 Milliarden Franken nach Kriterien der Nachhaltigkeit verwaltet das Volumen verdoppelt sich von Jahr zu Jahr. Nachhaltigkeit: Wofür steht dieser Begriff? Der Nachhaltigkeitsgedanke stammt aus der Forstwirtschaft und sollte im 18. Jahrhundert der unkontrollierten Abholzung der Wälder Einhalt gebieten. 1987 hat ihn die Uno unter der Norwegerin Gro Harlem Brundtland aufgegriffen und präzisiert: Demnach gilt eine Entwicklung als nachhaltig, wenn sie «den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen». Nachhaltigkeit ist also ein langfristiger, generationenübergreifender Ansatz, der im Widerspruch zur vorherrschenden kurzfristigen Renditemaximierung an den Finanzmärkten steht. Hinter nachhaltigen Geldanlagen steht die Überzeugung, dass sich ökologisches und sozial verantwortliches Verhalten auf lange Sicht auch für die Unternehmen und deren Aktionäre auszahlt. Auch Bäume wachsen schliesslich nicht von heute auf morgen in den Himmel. So wirken nachhaltige Investments 1. Wer direkt (Aktien) oder indirekt (Fonds) Anteile an einem nachhaltigen Unternehmen kauft, stellt diesem Kapital für Wachstum und Entwicklung zur Verfügung. (Achtung: Zertifikate und Derivate sind nur eine Wette auf den Kurs, keine Beteiligung.) 2. Analysten für Nachhaltigkeit bewerten das ökologische und soziale Verhalten von Unternehmen. Dabei bringen sie allfällige unsaubere Praktiken ans Licht und wirken auf Verhaltensänderungen ein. 3. Ratingagenturen vergeben Ratings, und Fonds investieren nur in die Besten einer Branche. Der Konkurrenzkampf, zu den Besten zu gehören, spornt die Firmen an. 4. Die Aufnahme in Nachhaltigkeitsfonds ist eine Bestätigung für das Umwelt- und Sozialmanagement einer Firma und stärkt die Position der Verantwortlichen innerhalb des Unternehmens. 5. Nachhaltigkeitsfonds sind langfristige Investoren und keine kurzfristigen «Nach-mir-die-Sintflut-Spekulanten». Das ermöglicht den Unternehmen, langfristige Strategien zum Wohle aller zu entwickeln. FOTO: CORBIS

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14 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 Wer in einen gut geführten Ökofonds investiert, verdient in der Regel mindestens gleich viel wie mit einem herkömmlichen Fonds. oft diffus, herkömmliche Fonds sind eigentliche Wundertüten, in denen sich Rüstungskonzerne, Hedge-Fonds oder an der Kreditkrise mitschuldige Grossbanken finden. Fondsverwalter, Bank- und Versicherungsberater präsentieren Grafiken, sprechen gewöhnlich nur von Rendite und Risiko einer Anlage. Wie die Firmen, in die ein Fonds investiert, ihr Geld verdienen, ist selten das Thema. Bei grünen Geldanlagen kommt nun aber zum klassischen Dreieck aus Rendite, Sicherheit und Liquidität noch eine vierte Dimension hinzu: die ökologische und soziale Qualität eines Finanzprodukts. w Sozial verantwortliche Unternehmen: Die Finanzanbieter sprechen in diesem Zusammenhang neudeutsch von Corporate Social Responsibility (CSR) Investment oder Socially Responsible Investing (SRI), also sozial verantwortlichen Unternehmensanlagen. Ob CSR oder SRI, «grünes Geld», «prinzipiengeleitetes Investment», «ökologische Geldanlagen», «ethische Investments» oder «nachhaltiges Investieren» hinter all diesen Begriffen steckt ein einheitliches Konzept: Solche Finanzprodukte investieren ausschliesslich in Unternehmen, die in ihrer Geschäfts politik ökologische und soziale Grund sätze verfolgen und deren Produkte und Dienstleistungen einen ökonomischen und ökologischen Mehrwert bringen, ergo für die gesamte Gesellschaft von Nutzen sind. w Umwelttechnologiefonds: Die ersten Ökofonds kamen mit der Umweltdebatte in den achtziger Jahren in Deutschland auf. Sie investierten vorwiegend in Firmen der Umwelttechnologie wie Recycling, Wasseraufbereitung oder Energieeffizienz. Unter der Bezeichnung Ökoeffizienz- oder Öko-Pionier-Fonds verfolgen einige Fonds diesen Ansatz bis heute. Der Oekosar von Sarasin war der erste Ökofonds eines Schweizer Anbieters, ihn gibt es schon seit 1994. Im Laufe der neunziger Jahre kamen dann eigentliche «Nachhaltigkeitsfonds» hinzu: Sie beschränkten sich nicht mehr nur auf die Umwelttechnologie, sondern investierten in die besten Firmen punkto Ökologie und Sozialverhalten aller Branchen, also beispielsweise auch in die besten Autoproduzenten oder in die nachhaltigsten Banken. w Die Klassenbesten: Dieser sogenannte Best-in-Class-Ansatz wurde mit Ausschluss kriterien kombiniert: Die Bank Sarasin schliesst etwa alle Unternehmen aus, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes mit Kernenergie, Tabak, Pornographie, schädlichen Chemikalien, Rüs tung oder Gentech verdienen. Bis Ende 1999 gab es im deutschsprachigen Raum erst rund zwei Dutzend solcher Anlage vehikel. 2008 existieren in ganz Europa bereits über 400 Fonds mit mehr oder weniger nachhaltiger Ausrichtung. 1996 waren in der Schweiz erst 70 Millionen Franken in nachhaltigen Fonds parkiert, Ende 2001 waren es bereits 1,4 Milliarden. Heute werden in der Schweiz über 25 Milliarden Franken Anlagegelder nach Nachhaltigkeitskriterien verwaltet das Volumen verdoppelt sich von Jahr zu Jahr. w Klimadebatte als treibende Kraft: Beschleunigt haben den Trend die Klimadebatte sowie steigende Erdölpreise; sie führten den Anlegern vor Augen, dass nachhaltig wirtschaftende Unternehmen die Profiteure der aktuellen globalen Entwicklung sind. Die weltweiten Bestrebungen zur CO2-Reduktion, die Förderung erneuerbarer Energien, das stärkere Konsumentenbewusstsein für Themen wie Kinderarbeit oder Menschenrechte das alles kommt Unternehmen zugute, die nicht erst seit gestern ökologisch und sozial als Vorzeigeunternehmen gelten. Beispielsweise sparen sie Energie und damit Kosten, und das Risiko, von neuen politischen Vorschriften überfahren zu werden, ist deutlich geringer. Ein positives Image in der Öffentlichkeit ist zudem nicht nur gut für den Absatz der eigenen Produkte, man ist auch als Arbeitgeber für die hellsten Köpfe attraktiver.

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 15 Grüne Geldanlage: Zehn Grundsatzfragen Welches nachhaltige Investment am besten zu einem passt, hängt von den eigenen Ansprüchen ab (siehe Fragen 5 bis 10). Interessierte sollten sich aber auch Grundsatzfragen stellen, wie sie zu jedem Anlageprozess gehören (Fragen 1 bis 4): 1. Risikoneigung: Steht für mich die Sicherheit im Vordergrund (Sparbuch, Obligationen, Mischfonds), oder will ich auch etwas riskieren (Aktien, Aktienfonds und Zertifikate)? 2. Risikofähigkeit: Wie viel Risiko kann ich mir aufgrund meiner Vermögenssituation leisten? Das Mass für das Risiko ist die Volatilität. Am schwankungsanfälligsten sind Fonds, die vorwiegend in junge Kleinfirmen, die neue Technologien entwickeln, investieren (Pionier-Fonds, Private Equity, zum Beispiel im Bereich Alternativenergie). 3. Anlagehorizont: Wie lange kann ich das Geld entbehren? Auch grüne Investments binden Kapital. In Aktienanlagen (auch Fonds und Zertifikate) sollte man nur Spargelder stecken, auf die man in den nächsten fünf bis zehn Jahren nicht angewiesen ist. 4. Anlagemix: Welche Anlageform (Obligationen, Einzelaktien, Fonds, Zertifikate, dritte Säule) passt zu meinen übrigen Kapitalanlagen (etwa Immobilien, Gold, Sparkonti)? Ist das Risiko gut verteilt (Diversifikation)? Es ist zum Beispiel nicht sinnvoll, einen grossen Teil seines Vermögens allein in Solarfirmen zu stecken. 5. Anlagethema: Was ist mir wichtig? Stehen ökologische, soziale oder ethische Aspekte im Vordergrund? Welche Firmen aus welchen Branchen will ich mitfinanzieren? Welche Themen sind mir wichtig? Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Wasserversorgung, soziale Verantwortung, erneuerbare Energie, Mikrokredite für Entwicklungsländer? In welche Branchen will ich auf keinen Fall investieren (zum Beispiel Rüstung, Erdöl, Gentech)? 6. Angebotssuche: Welche Finanzprodukte kommen in Frage? Wie haben sie in der Vergangenheit abgeschnitten (Rendite)? Welche Erfahrung, welchen Erfolgsausweis haben die Anbieter vorzuweisen? Wie ist deren Renommee, und wie wird deren finanzielle Sicherheit durch Ratingagenturen (vor allem bei Zertifikaten wichtig) bewertet? w Tipp: Die Website www.nachhaltigesinvestment.org hilft mit Suchkriterien bei der Auswahl. 7. Transparenz: Wie legt das Management mein Geld an? Verstehe ich den Anlageprozess? Reichen mir die veröffentlichten Angaben zum Auswahlverfahren? Erhalte ich Aufschluss über Unternehmensbewertung, Ausschlusskriterien und investierte Firmen? Sind die Gebühren transparent? Wie setzt der Fonds seine Stimmrechte ein? w Tipp: Fonds, die sich an die Transparenzleitlinien des Forums Nachhaltige Geldanlagen halten, sind in diesem Punkt vorbildlich. Die Liste finden Sie unter www.forum-ng.de. 8. Kontrolle: Wie wird die Einhaltung der Anlagekriterien sichergestellt? Bewertet eine Fondsgesellschaft das Umwelt- und Sozialverhalten der Firmen selbst, oder vertraut sie auf externe Spezialisten (Ratingagenturen)? Wacht ein unabhängiger Beirat über die Anlagepolitik? 9. Entscheid: Entspricht der Investmentansatz meinen Wünschen? Werden meine persönlichen Ausschlusskriterien eingehalten? Vertraue ich Anbieter und Management? Habe ich das Gefühl, dass mein Geld hier in die richtigen Kanäle fliesst? w Tipp: Nehmen Sie direkt mit der Fondsleitung Kontakt auf, wenn Sie noch Fragen haben. 10. Timing: Wie beurteile ich das momentane Börsenumfeld? Ein günstiger Einstiegszeitpunkt? w Tipp: Sinnvollerweise werden die Investments zeitlich gestaffelt. w Einfluss auf die Aktienbewertung: Wirtschaftswissenschaftler gehen davon aus, dass der Ruf einer Firma in der Öffentlichkeit rund 40 Prozent ihres Börsenwerts ausmacht. Wissenschaftliche Studien belegen zudem, dass ein guter sozialer und ökologischer Leistungsausweis die finanzielle Wertentwicklung einer Firma positiv beeinflusst. Wenig überraschend deshalb, dass viele nachhaltige Aktienfonds in den letzten Jahren so gut abgeschnitten haben, dass sie punkto Rendite in vielen Anlagekategorien auf den vordersten Rängen zu finden sind. Der «Raiffeisen Futura Swiss Stock» oder der «Green Invest» der Kantonalbanken zum Beispiel haben über die letzten drei Jahre gut 20 Prozent pro Jahr eingebracht. Angst vor Renditenachteilen ist deshalb fehl am Platz. Wer in einen gut geführten Ökofonds investiert, kann davon ausgehen, dass er mindestens gleich viel verdient wie mit einem herkömmlichen Fonds. Das zeigen verschiedene in- und ausländische Untersuchungen. w Neue Themenfonds: Der finanzielle Erfolg zieht neues Kapital an. Und so sind nachhaltige Investments zum absoluten Mega-

16 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 Im Überblick: Grüne Anlageinstrumente Spareinlagen/Kleinkredite Alternative Banken wie die ABS in Olten bieten die Möglichkeit, Kredite für umweltfreundliche und soziale Projekte zu finanzieren. Wer Kleinfirmen in ärmeren Ländern auf die Beine helfen möchte, kann sein Geld einem Mikrokreditfonds zur Verfügung stellen. Die Verzinsung, aber auch das Ausfallrisiko sind relativ gering. Vorsorgeprodukte Die Altersvorsorge mit ihrem langfristigen Sparhorizont eignet sich hervorragend für nachhaltige Geldanlagen. Der AHV-Ausgleichsfonds etwa legt fünf Milliarden Franken nach nachhaltigen Kriterien an. Auch einige Pensionskassen lassen sich bei ihren Anlageentscheiden von Nachhaltigkeitskriterien leiten. Eine Wahlmöglichkeit für Einzelpersonen besteht aber einzig bei der dritten Säule, wo einige Anbieter entsprechende nachhaltige Anlagemöglichkeiten geschaffen haben: Beispielsweise investiert der «BVG Oeko 3» von Swisscanto, der Sammelstiftung der Kantonalbanken, sein Geld «nur in Unternehmen und Schuldner, die im Vergleich zu ihren Konkurrenten zu den fortschrittlichsten in Sachen Umwelt gehören». Einzelne Versicherungen haben Lebensversicherungen im Angebot, die sich mit nachhaltigen Fondsanlagen kombinieren lassen. Fonds Ökoeffizienz-Fonds, Öko-Pionier-Fonds, Nachhaltigkeitsfonds, Themenfonds grüne Fonds unterscheiden sich nicht nur in der Stossrichtung der Anlagepolitik. Auch bezüglich der Anlageklassen, in die sie investieren, gibt es Schattierungen: reine Obligationenfonds, Mischfonds mit Aktien und Obligationen oder reine Aktienfonds. Die Unterscheidung ist wichtig: Denn je höher der Aktienanteil, desto höher das Risiko. Die Fondsangebote unterscheiden sich auch bezüglich der geographischen Streuung der Investments: Einige investieren nur in Schweizer Aktien, andere nur in Emerging Markets, viele haben ein weltweites Anlageuniversum. Auch hier gilt: Je breiter die Streuung, desto geringer das Risiko. Zertifikate Immer mehr Indizes bilden die Entwicklung nachhaltiger Aktien ab. Mit Zertifikaten können Anlegerinnen und Anleger einfach und kostengünstig einen Index oder einen Aktienkorb (Basket) «kaufen». Das Angebot an Indexzertifikaten ist riesig: Es gibt Zertifikate auf den Global Consumption Index (Konsum aktien), den Öko-Dax (die grössten deutschen Firmen aus dem Bereich Alternativenergie), den Emerging Markets Eco Index (chinesische oder brasilianische Firmen aus den Bereichen Solar oder Wasser), den Vontobel-Klimaschutz-Index, den Global Alternative Energy Index der CS, den S-BOX Dr. Höller Cool Climate Index und so weiter. Der Wert der Indexzertifikate bewegt sich analog zu den Indizes. Der Vorteil von Zertifikaten: Ausgabeaufschläge fallen weg, die Verwaltungsgebühren sind in der Regel tiefer als bei Fonds. Bereits mit kleinen Beträgen lässt sich so günstig und gut diversifiziert in die nachhaltigen Trends investieren. Der Nachteil von Zertifikaten: Zertifikate sind vom Gesetz weniger gut geschützt als Fonds, Anlegerinnen und Anleger können darum bei einem Konkurs des Herausgebers leer ausgehen. Einzelaktien Die langfristigen Perspektiven von Wind-, Wasser- oder Solarfirmen sind vielversprechend, und man spart sich die Gebühren für das Fondsmanagement. Trotzdem ist es aus Sicherheitsüberlegungen nicht sinnvoll, auf wenige Einzeltitel zu setzen. Fonds oder Zertifikate streuen das Risiko besser. Wer es dennoch versuchen will: Gute Einzeltitel lassen sich etwa aus den gängigen Nachhaltigkeitsindizes filtern (siehe «Nachhaltigkeitsindizes: Spektakuläre Entwicklung», Seite 18). Reihenfolge der Anlagemodelle mit aufsteigendem Risiko trend in der Vermögensverwaltung avanciert; derzeit vergeht kaum eine Woche, in der die Finanzbranche nicht ein neues Produkt für ein gerade besonders «heisses» Anlagethema lanciert: Solarenergie, künftige Wasserknappheit, Armutsbekämpfung via Mikrokredite zum Beispiel. Besonders Fonds oder Zertifikate, die auf erneuerbare Energien setzen, sind in den letzten Monaten zahlreich neu aufgelegt worden. Allein im «MLIIF Energy Fund» von Merrill Lynch, dem grössten seiner Art, sind über acht Milliarden Franken investiert. Solche Themenfonds kommen beim Publikum zwar gut an, nicht immer aber sind sie auch wirklich nachhaltig. w Mehr als Etikette: Nicht in allem, was sich mit einem grünen Mäntelchen umgibt, steckt auch wirklich nur Grünzeug drin: Einige Biotreibstoffe, die in vielen solcher Fonds stecken, sind alles andere als ökologisch, wie eine Untersuchung der Empa 2007 gezeigt hat. Nicht jede Firma, die Trinkwasser in Flaschen abfüllt, leistet

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 03/2008 17 Im Einklang mit Mensch und Natur. Weleda entwickelt und produziert Arzneimittel- und Körperpflegeprodukte auf Basis eines ganzheitlichen Menschen- und Naturverständnisses. Die Rohstoffe werden wenn immer möglich aus biologischdynamischem Anbau bezogen, und über alle Stufen des Produktionsprozesses gelten höchste Ansprüche an eine soziale und ökologi sche Nachhaltigkeit. Auf künstliche Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe, auf mineralölbasierte Stoffe oder Tierversuche wird gänzlich verzichtet. Viele nachhaltige Aktienfonds haben in den letzten Jahren so gut abgeschnitten, dass sie punkto Rendite auf den vordersten Rängen zu finden sind. So stärken die Produkte von Weleda Gesund heit und Wohlbefinden in einem umfassenden Sinne. Und so ist aus einer kleinen Firma, die vor über 80 Jahren gegründet wurde, ein starkes Unterneh men geworden, das mit über 1800 Mitarbeiter in nen und Mitarbeitern in 51 Ländern vertreten ist.

18 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 Nachhaltigkeitsindizes: Spektakuläre Entwicklung Verschiedene Indizes bilden die Entwicklung nachhaltiger Aktien ab. Die meisten zeigen in den letzten Jahren steil nach oben. Bereits seit 1997 gibt es zum Beispiel den Natur-Aktien-Index (NAI). Dieser Ökoaktien- Index hat sich in den letzten fünf Jahren glatt vervierfacht. Der Hamburger Fonds «GreenEffects» bildet diesen Index eins zu eins nach. Ein weiterer Indexpionier ist die Zürcher SAM Group: Sie entwickelte mit den Dow Jones Sustainability Indexes 1999 eine ganze nachhaltige Indexfamilie. Ein Pionier im Bereich Indexbildung ist auch der österreichische Öko-Invest-Verlag von Max Deml: Dessen Nach haltigkeitsindex nx25 hat im letzten Jahr rund 16 Prozent besser ab geschnitten als der MSCI World Index, der Solaraktienindex PPVX stieg gar um 100 Prozent. Die jeweils acht grössten Werte aus nx25 und PPVX fliessen in das Ökoinvest-Zertifikat von ABN Amro. Dessen Wert hat sich 2007 fast verdoppelt. Finanzieller Erfolg zieht neues Kapital an: So sind nachhaltige Investments zum absoluten Megatrend avanciert. einen Beitrag zu einer nachhaltigen Wasserversorgung. Aus der Perspektive der Nachhaltigkeit ist die gesamte Öko- und Sozialbilanz eines Unternehmens massgebend. Deshalb sollten sich Anleger nicht von schicken Bezeichnungen wie «Clean Energy», «Sustainable Water» oder «Klimawandel» blenden lassen. Entscheidend ist der Bewertungs- und Auswahlprozess. Bevor sie investieren, sollten sich Interessierte darum zwei zentrale Fragen stellen: Nach welchen Kriterien wählt das Management die Unternehmen aus? Und: Entspricht dieses Vorgehen auch meinen Wünschen? w Engagement für Aktionärsdemokratie: Andere werden vielleicht Wert darauf legen, dass ihr Fonds seine Stimmrechte an Generalversammlungen nutzt, um bei der Unternehmensleitung aktiv auf Veränderungen hinzuwirken: beispielsweise gegen Doppelmandate, für eine gute Sozial- und Umweltberichterstattung oder zur Reduktion von exorbitanten Managersalären. Auch solche Fonds gibts, beispielsweise den «Pictet-Ethos Swiss Sustainable Equities». Die Anlagestiftung Ethos verspricht, dass sie die Traktanden der Generalversammlungen aller Beteiligungen genau analysiert und ihre Stimmrechte systematisch und verantwortungsbewusst nutzt. Anlageprodukte gibt es mittlerweile für jedes Bedürfnis: Die Kunst besteht einzig darin, im Dickicht der nachhaltigen Anlage das Produkt zu finden, das zu einem passt (siehe «Grüne Geldanlage: Zehn Grundsatzfragen», Seite 15). Langsam, aber sicher finden sich Anlegerinnen und Anleger in einer ähnlichen Situation wieder wie in den neunziger Jahren die Konsumenten vor dem Eierregal: Plötzlich sind Eier nicht mehr einfach nur Eier. Ein herkömmlicher Fonds ist gewissermassen das Boden- oder Käfighaltungsei. Wer ihn kauft, hat die Devise: «Hauptsache gut fürs Portemonnaie.» Wer sich beim Blick auf die Schachteln aber Gedanken macht, wie es den Hühnern, die diese Eier gelegt haben, wohl so geht und künftig noch ergehen wird, wird sich früher oder später auch für eine grüne Geldanlage entscheiden. Auch beim Geldanlegen wird es eines nicht allzu fernen Tages für viele völlig selbstverständlich sein, einen ökologischen oder sozialen Mehrwert zu verlangen und irgendwann wollen dann alle nur noch Eier von glücklichen Hühnern. n

KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 19 Messeführer NATUR 3/08 Die führende Schweizer Messe für nachhaltige Lebensstile 21. bis 24. Februar 2008, Messezentrum Basel w Green Fashion Switzerland, die erste Öko- und Fair-Trade-Modeschau der Schweiz, täglich 11, 14, 16 Uhr w begehbare Schmetterlingsvoliere des Papilioramas w Filmfestival faszinatur mit den schönsten Natur- und Tierfilmen w kulinarisches Verwöhnangebot für jeden Geschmack w Wettbewerbe, Workshops und Entdeckungsreisen für Schülerinnen und Schüler w seltene Nutztierrassen und weitere Bauernhoftiere auf dem NATUR-Aussengelände Der Eintritt zur NATUR gilt zugleich als Muba-Eintritt. www.natur.ch Trägerschaft Sponsoren Medienpartner

20 KONSUM BEOBACHTER KOMPAKT 3/2008 NATUR 3/08 Allgemeine Infos Wann: 21. bis 24. Februar 2008 Wo: Messezentrum Basel, Halle 4.1 Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr NATUR-Messe 3/08 Die NATUR, eine einzigartige Kombi nation aus Messe, Festival und Kongress, ist die führende Schweizer Lifestyle- Plattform für Genuss und Nachhaltigkeit mit den Kernthemen «Natürlich einkaufen» und «Natur Wissen». Auf 2500 Quadratmetern finden Sie informative Stände, innovative Produkte, Wettbewerbe und ein Markt-Village (siehe Ausstellerverzeichnis, Seite 25 bis 28). Eintrittspreise Messe Der Eintritt berechtigt zum Besuch der NATUR (21. bis 24. Februar 2008) sowie der Muba (15. bis 24. Februar 2008). w Tageskarte (inklusive Rentnern, Lehrlingen, Studenten): Fr. 14. w GA- und Color-Key-Inhaber: Fr. 8. w Kinder bis 16 Jahre (nur in Begleitung Erwachsener) haben freien Eintritt. w Für beeinträchtigte Besucherinnen oder Besucher und eine Begleitperson ist der Eintritt gratis. Hinweis für beeinträchtigte Besucherinnen und Besucher Das Parkhaus der Messe Schweiz ist rollstuhlgängig (ausser die Etagen 8 und 9). Hinter der Halle 3 befindet sich der IV-Parkplatz. Roll stühle können an jeder Informationsstelle in den Eingangsbereichen der Messehallen gegen ein Depot von 100 Franken be zogen werden (solange Vorrat). NATUR-Festival w Filmfestival faszinatur (Programm siehe Seite 21) w NATUR-Forum (siehe Seite 23) w NATUR-Schulprogramm (siehe Seite 25) w Pro-Specie-Rara-Tierpark und Erlebnishof Hatti: Tiere zum Streicheln und Beobachten Anreise mit dem öffentlichen Verkehr w ab Bahnhof SBB/SNCF mit Tram Nr. 1 und 2 direkt zur Messe w ab Badischem Bahnhof mit Tram Nr. 1, 2 und 6 direkt zur Messe w Mit dem Zug sparen Sie bis zu 25 Prozent! Besucherinnen und Besucher der NATUR-Messe und der Muba von ausserhalb des Tarifverbunds Nordwestschweiz TNW profitieren vom Muba- Kombi mit einer Ermässigung von 25 Prozent. Inbegriffen sind die ermässigte Bahnfahrt, der Messeeintritt sowie der Tramtransfer in Basel. w Mit dem «S-Billett» 25 Prozent beim Tram sparen! Besucherinnen und Besucher der NATUR-Messe und der Muba von innerhalb des Tarifverbunds Nordwestschweiz TNW profitieren vom «S-Billett», das an allen Billettautomaten der Region erhältlich ist. Es ist 25 Prozent billiger als das Normalbillett und gültig für eine Hinund Rückfahrt (für die Rückfahrt nur in Kombination mit einem NATUR-Messeoder Muba-Eintritt, der an der Tageskasse erhältlich ist). w Familienangebot Kinder (6 bis 16 Jahre) reisen mit der SBB-Junior- oder SBB-Enkelkarte gratis und haben freien Eintritt zur NATUR-Messe und zur Muba. w Fahrplan Die besten Verbindungen finden Sie auf www.sbb.ch, beim Rail-Service Telefon 0900 300 300 (Fr. 1.19/Minute) sowie an jedem Bahnschalter. Anreise mit dem Auto Bitte beachten Sie Signalisierungen und Anweisungen der Polizei. Es stehen zahlreiche Parkplätze zur Verfügung. Hunde haben keinen Zutritt (ausgenommen Blindenführhunde).