Exkursionsbericht über eine Studienreise nach Berlin zum Besuch des Bundeskanzleramtes und des Deutschen Bundestags am 18. Juni 2011 Die Exkursion fand im Rahmen des Seminars Demokratie und Parlamentarismus im deutsch-polnischen Vergleich von Artur Kopka statt.
Trotz des zunächst noch ungemütlichen Wetters traf sich die Exkursionsgruppe gemeinsam mit Artur Kopka, Prof. Minkenberg und Prof. Asendorf am Samstagmittag um 12 Uhr vor dem Kanzleramt. Neben den Seminarteilnehmer von Herrn Kopka nahmen an der Exkursion zum Regierungs-viertel auch Studierende des Masterstudienganges European Studies teil. Da die Gruppe zunächst noch etwas auf den Einlass in das Kanzleramt warten musste, blieb noch etwas Zeit das Gebäude von außen zu betrachten. Die Bewertungen der Exkursionsteilnehmer fielen dabei ambivalent aus. Das aus der Umgangssprache als Waschmaschine bekannte Gebäude entspricht aufgrund seiner riesigen Glasflächen und organischen Formen den Anforderungen moderner Architektur, allerdings wirkt es durch seine schlichten Strukturen gleichzeitig auch etwas plump und schwerfällig. Nach kurzer Wartezeit und einer umfassenden Sicherheitskontrolle konnten wir dann das Kanzleramt betreten und wurden in der Eingangshalle von einer Angestellten des Besucherdienstes empfangen, die uns an diesem Tag durch die Räumlichkeiten des Gebäudes führte. Zunächst fuhren wir mit dem Aufzug auf die zweithöchste Ebene, da eine Besichtigung der obersten Kanzlerebene aus sicherheitstechnischen Gründen leider nicht mehr möglich ist. Im Mittelpunkt des Gebäudes konnten wir uns von den akustischen Qualitäten des Kanzleramtes überzeugen. Hier sprachen schon Redner wie Günther Grass, allerdings wird die Möglichkeit große Veranstaltungen hier abzuhalten heutzutage viel zu wenig genutzt. Von der großen Aussichtsplattform hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf das Reichstagsgebäude und alle umstehenden Regierungsgebäude sowie weitere Berliner Sehenswürdigkeiten wie den Fernsehturm und den Potsdamer Platz. Nach dem
Verlassen der Terrasse bekamen wir die Möglichkeit den Kabinettssaal zu besichtigen, in dem sich die Kanzlerin wöchentlich mit allen Bundesministern und weiteren wichtigen Vertretern der Bundesregierung trifft. Daraufhin wurden wir in den Bankettsaal geführt, der wohl laut Prof. Asendorf genauso wie der Kabinettsaal einem Konferenzsaal eines Drei-Sterne-Hotels entstammen könnte. Auf der untersten Ebene weiterhin den des größten Kanzleramtes Raum des sahen wir Gebäudes, den internationalen Konferenzsaal, welcher inklusive Dolmetscherkabinen und Regieräumen Sitzplatze für mehr als 200 Gäste bietet. Auch die unterhalb der großen Freitreppe befindliche Porträtgalerie, in der alle ehemaligen deutschen Bundeskanzler verewigt werden, erweckte unsere Aufmerksamkeit. Insgesamt gab uns die Besichtigung des Bundeskanzleramtes auch die Möglichkeit neben harten Fakten auch einige Anekdoten über das Gebäude an sich und die jeweiligen Hausherren zu hören und etwas tiefer in die Geschichte der Bundeshauptstadt Berlin zu tauchen. Nach knapp zwei Stunden endete dann unser Besuch im Kanzleramt und wir machten uns gemeinsam auf den Weg zum Reichstagsgebäude. Nach einer wiederholten Sicherheitskontrolle konnten wir dieses dann problemlos betreten. Zunächst versammelten wir uns im Plenarsaal und nahmen auf der Besuchertribüne Platz, wo uns ein Mitarbeiter des Besucherdienstes in einem Kurzvortrag über die Geschichte des Reichstages sowie die Entwicklung und Bedeutung des Parlamentarismus in Deutschland informierte. Die Beobachtung einer Plenarsitzung war an diesem Samstag leider nicht möglich, dennoch erhielt die Gruppe einen umfassenden Einblick über die Sitzverteilung im Bundestag und die Arbeitsweise des deutschen Parlamentes. Im Anschluss blieb noch ausreichend Zeit für Fragen an den Vortragenden, wodurch wir beispielsweise weitere Informationen über den 2,5 Tonnen schweren Bundesadler, die Farbzusammensetzung im Innenraum des Plenarsaales aber auch über die Umgangsregeln während einer Plenarsitzung sowie die Abstimmungsprozeduren erhielten. Auch der Blick auf die 23 m hohe
und 40 m breite Glasskuppel des Reichstagsgebäudes war von der Besuchertribüne ausgezeichnet. Nach dem obligatorischen Gruppenfoto von der Besuchertribüne, machten wir uns auf den Weg zu einem kleineren Konferenzsaal, in dem wir mit dem Bundestagsabgeordneten Thomas Nord zu einem Gespräch verabredet waren. Thomas Nord fungiert als Landesvorsitzender der Partei Die Linke in Brandenburg und wurde im Jahre 2009 mit einem Direktkandidat im Wahlkreis Frankfurt (Oder) Oder-Spree in den Bundestag gewählt. Herr Nord empfing uns mit einem kleinem Imbiss überaus gastfreundlich, sodass wir uns im Anschluss an diese kleine Stärkung zu einer Diskussionsrunde mit ihm niederließen. Nach einer kurzen Vorstellung beschrieb uns Herr Nord zunächst seine Aufgabenbereiche als ordentliches Mitglied im EU-Ausschuss und stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss und Ausschuss für Kultur und Medien des deutschen Bundestages. Da Herr Nord selbst besonders an der Zusammenarbeit mit den Ländern in Mittel-, Süd- und Osteuropas interessiert ist, kam die Gruppe zuerst auf Themen wie die EU-Erweiterung und die Chancen der Balkanländer und der Türkei auf die EU-Mitgliedschaft zu sprechen. Neben aktuellen innenpolitischen Themen wurden während des Gespräches auch die derzeitige Eurokrise und die Situation in Griechenland thematisiert. Darüber hinaus zeigte Herr Nord großes Interesse an einer Zusammenarbeit der Partei Die Linke mit der polnischen Partei SLD in der Woiwodschaft Lebus und besprach mit uns wichtige Unterschiede der deutschen und polnischen Parteiszene. Nach einer zweistündigen lebhaften Diskussion verabschiedeten wir und von Herrn Nord. Einige Exkursionsteilnehmer nutzen noch die Chance die Reichtagskuppel zu besichtigen, während andere bereits den Heimweg antraten.
Insgesamt kann die Exkursion als äußerst interessant und aufschlussreich bewertet werden. Die Exkursionsgruppe erhielt einen weitreichenden Einblick in die Arbeitsrealität des Bundeskanzleramtes sowie des Deutschen Bundestages und konnte die Funktionsweise der Politik und ihrer wichtigsten Entscheidungsinstanzen in Deutschland besser kennenlernen. Der Bericht wurde von Anne Rühle angefertigt.