Aktuelle Handlungsfelder der liechtensteinischen Wirtschaftspolitik. Referat von Regierungschef- Stellvertreter Dr. Martin Meyer

Ähnliche Dokumente
Liechtenstein als Industriestandort in einem globalen Netzwerk

am 27. Juni 2014 in Vaduz

Begrüssung von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des. Europatages in Vaduz. 60 Jahre Römische Verträge. Vaduz, 12.

Industriestandort Liechtenstein Tragender Wirtschaftsfaktor an der Grenze zur Schweiz und inmitten von Europa

Eröffnungsrede des Regierungschefs Adrian Hasler am Festakt 20 Jahre EWR am 11. Mai 2015

Es gilt das gesprochene Wort

Erneuern um zu wachsen Oberösterreichs Unternehmen stärken

«Die Klaviatur für eine wettbewerbsfähige Schweizer MEM-Industrie» Referat Hans Hess, Präsident Swissmem Jahres-Medienkonferenz vom 27.2.

Kantons- und Gemeindefinanzen: Herausforderungen der Zukunft

ANSPRACHE SEINER DURCHLAUCHT ERBPRINZ ALOIS VON UND ZU LIECHTENSTEIN ANLÄSSLICH DER ERÖFFNUNG DES LANDTAGES

ANSPRACHE SEINER DURCHLAUCHT ERBPRINZ ALOIS VON UND ZU LIECHTENSTEIN ANLÄSSLICH DER 200-JAHR-FEIER

Rede von Regierungschef Adrian Hasler. Botschafterinformationstag Es gilt das gesprochene Wort

Impulsvortrag Wirtschaftstag 2012 des Wirtschaftsrats der CDU e.v. 12. Juni 2012, Berlin. Aus den Ausführungen von. Dr. Axel C.

Jahrhundertchance Zuwanderung. Prof Dr. Henrik Müller Frankfurt am Main, 21. April 2015

Arbeitgeberanlass des RAV Thalwil

Bedeutung von Unternehmensgründungen

Bedeutung von Unternehmensgründungen

Abteilung 14 Wirtschaft und Innovation

ATTRAKTIVER STANDORT FÜR VERTRAUENSVOLLE GESCHÄFTS- BEZIEHUNGEN. Standort. STABILITÄT im Zeichen des Wandels LIECHTENSTEIN SPITZENPLÄTZE.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

Die KMU-Offensive der WiBAG - Stark im neuen Europa! Risikokapital -

Die Schweiz im globalen Standortwettbewerb: Welche Trümpfe haben wir in der Hand?

Grusswort von Regierungschef Adrian Hasler

Wir bringen Deutschland voran

Einwanderungsland Liechtenstein Bedeutung der Migration

Kurzreferat von Regierungschef-Stellvertreter Dr. Thomas Zwiefelhofer, Minister für Inneres, Justiz und Wirtschaft

Regierungschef Adrian Hasler

Rede Carsten Kengeter, Jahreseröffnung Deutsche Börse 2016

Grussworte von Regierungschef Adrian Hasler

Rede Dr. Reinhold Festge Präsident des VDMA anlässlich der PK zur Vorstellung der VDMA/ McKinsey Studie Zukunftsperspektive deutscher Maschinenbau

Ansprache von Regierungschef Adrian Hasler anlässlich des Neujahrsempfangs der Liechtensteinischen Landesbank

Dr. Anno Borkowsky Vorsitzender des Verbandes der Chemischen Industrie e.v., Landesverband Baden-Württemberg

Deutschland: Schön hier

Öffentliche Investitionen und inklusives Wachstum in Deutschland. Tom Krebs Universität Mannheim Martin Scheffel Universität zu Köln

Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie

Für eine europäische Investitionsoffensive

Begrüßung. Herbert Sommer, Präsident der IHK Ostwestfalen. anlässlich der IHK-Veranstaltung Bulgarien + Rumänien. Die Neuen 2007

Der innovative Staat Innovationsförderung aus Sicht der KTI. Bern, 26. November 2015 Annalise Eggimann, Geschäftsführerin KTI

Rede des Bundesministers für Wirtschaft und Technologie Dr. Philipp Rösler anlässlich der Jahreskonferenz der Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft

14. November 2011 Hei/St/I-126. Begrüßungsworte von Herrn Peters auf der Abendveranstaltung des ZDS am 14. November 2011 an Bord der Rickmer Rickmers

Unternehmer-Frühstück Mittelstandsunion

Pressekonferenz LVI-Standpunkte 1/ März Herzlich willkommen!

Frieden wahren mit schöpferischen Anstrengungen

Der 7. Kohäsionsbericht als Auftakt zu Zukunft der Kohäsionspolitik

Der Bericht und Antrag der Regierung trägt die Nr. 104/2008 und steht zur Diskussion.

Geldpolitik an der Nulllinie aktuelle Herausforderungen für das Eurosystem

Rede von Regierungschef Adrian Hasler. anlässlich des. 4. Finance Forum Liechtenstein 21. März 2018 Vaduzer Saal

Rede von Bernd Westphal, MdB am 17. Mai 2018 im Deutschen Bundestag

Eröffnung Karrieremesse IKOM. Grußwort. Bertram Brossardt

FINANZEN: Haushalte konsolidieren, Investitionen

Zuger Steuerstrategie in dynamischem Umfeld

Meinungen der Bürger zum Standort Deutschland

Globalisierung als Gestaltungsaufgabe. Grußwort. Holger Schlienkamp Unterabteilungsleiter Industrie für Mobilität der Zukunft, Raumfahrt

Direktinvestitionen der international tätigen Unternehmen als Schlüsselfaktor für Wachstum und Wohlstand in der Schweiz

sehr geehrter Herr Benkler, sehr geehrte Damen und Herren,

1900 zählte die Schweiz 1,6 Millionen Erwerbstätige, davon arbeiteten 0,7 Millionen in der Industrie und im Gewerbe über 40 Prozent der

Weltwirtschaft: Chancen und Risiken. Dr. Klaus W. Wellershoff

37. Wirtschaftsvolontariat Grußwort. Bertram Brossardt

Ansprache. von Bürgermeister lic. oec. Karlheinz Ospelt. anlässlich der Feierlichkeiten zur 200-Jahrfeier Tag der Souveränität am 12.

Tag der Deutschen Papierindustrie

Dialog International Investitionspartnerschaft mit Afrika

Entwicklung der M+E-Industrie 2016 und ihre Erwartungen für 2017

ManuFuture CH Stade de Suisse, Bern 15. November 2005 Bundesrat Joseph Deiss. Eine Zukunft für den Produktionsstandort Schweiz

Liechtenstein Empfang. Ansprache von Regierungschef Adrian Hasler an der Botschaft des Fürstentums Liechtenstein am 18.

Konjunktur Wochenrückblick

Noch deuten die Signale auf eine Fortsetzung der guten wirtschaftlichen Entwicklung hin. Eine global gesehen kräftige Konsum- und

Grusswort von Regierungschef Adrian Hasler

Wie geht es Deutschland?

Markus Scheib Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Chemie Baden-Württemberg e.v.

Herzlich Willkommen! Добро пожаловать!

1 von :59

Selbstständig? Nein danke!

Bayerische Staatskanzlei

Aktuelles aus Japan. Mittelständische Unternehmen haben besondere Chancen. Marcus Schürmann. Rosenheim

Ordentliche Hauptversammlung 5. Juni 2018

ANSPRACHE LANDTAGSPRÄSIDENT ARTHUR BRUNHART ANLÄSSLICH DES STAATSFEIERTAGES 2009

EU-Sparpolitik: Geld her!

Zukunft in Bayern Europäischer Sozialfonds. Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung

Rede des Ministers Antoniadis zur offiziellen Eröffnung des Tagesmütterhaus Eynatten

Kommunen sind Wirtschaftsstandorte im Wettbewerb -

Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben. Gute Gründe, CDU zu wählen.

AHK-Konjunkturumfrage AHK Bulgarien 26. April 2017

Wohin steuert die russische Wirtschaft?

Kulturapéro der Stadt Chur im Bündner Kunstmuseum vom 4. November 2016

Europa weiß-blau Politischer Jahresauftakt der vbw im Brüssel

ANSPRACHE SEINER DURCHLAUCHT ERBPRINZ ALOIS VON UND ZU LIECHTENSTEIN ANLÄSSLICH DES STAATSFEIERTAGES

Rede Versand Dr. Michael Stahl Geschäftsführer

Konjunkturumfrage 2017

Zur Zukunft der Fachkräfteversorgung in Mittelstand und Handwerk über das duale System

Vorsprung Bayern Breitbandausbau und Digitalisierung

Konjunkturumfrage 2015

Die Zukunft des Staates und der Politik

Bäuerliche Prinzipien der Zukunft Im Einklang mit Ökologie, Ökonomie und Unternehmertum. Bauernstammtisch Derndorf, 08. April 2010

DABEI SEIN, WENN SENSOREN ZUKUNFT MÖGLICH MACHEN BERICHT DES VORSTANDS ZUR ORDENTLICHEN HAUPTVERSAMMLUNG 2017 DR. DIRK ROTHWEILER, CEO

Baustatistik. 1. Quartal 2016

Spitzengespräch vbw Katholische Kirche Bayern

Der ESF im Rahmen der Lissabon-Strategie

Roman Herzog Forschungspreis Soziale Marktwirtschaft

Der Industriestandort

Entwicklung der Chemieproduktion in Deutschland Index 2015=100, Halbjahre, saisonbereinigt, Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent

Transkript:

Aktuelle Handlungsfelder der liechtensteinischen Wirtschaftspolitik Referat von Regierungschef- Stellvertreter Dr. Martin Meyer LIHGA, 6. September 2010 1

Sehr geehrte Frau Bundespräsidentin Sehr geehrter Herr Regierungschef Sehr geehrter Herr Landtagspräsident Sehr geehrte Frau Landtagsvizepräsidentin Sehr geehrte Frau Regierungsrätin Sehr geehrte Damen und Herren Landtagsabgeordnete Sehr geehrte Frau Botschafterin Sehr geehrter Herr Botschafter Sehr geehrte Damen und Herren Ich möchte an die Begrüssungsworte des Regierungschefs anknüpfen, mit welchen sinngemäss ausgeführt wurde, dass sich unser Land in den letzten Jahren zu einem modernen Industrie- und Dienstleistungsstandort entwickelt hat und werde Ihnen aufzeigen, wo sich Liechtenstein in seiner wirtschaftlichen Entwicklung heute befindet und welche Akzente wir setzen müssen, um künftig wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Gleichzeitig möchte ich so überleiten zum Referat von Frau Bundespräsidentin Doris Leuthard, welche im Anschluss an meine Überlegungen, die primär auf unser Land bzw. unsere Region ausgerichtet sind, über die Herausforderungen einer globalisierten Wirtschaft sprechen wird. Geschätzte Gäste Die internationale Politik hat die letzten beiden Jahren wichtige Erfahrungen gemacht. Wir mussten zusehen, wie Banken gerettet werden mussten, weil sie die Welt durch exzessive Spekulationen an den Rand des Abgrunds gebracht haben. 2

Viele Staaten mussten Konjunkturprogramme auflegen, weil die Weltwirtschaft stabilisiert werden musste. Fast alle Staaten mussten dafür mehr Schulden machen und stehen jetzt an der Stelle, an der zum Teil wiederum spekuliert wird gegen Staaten, die Schulden angehäuft haben. Bei uns schaut dies zum Glück ein wenig differenzierter aus dies vor allem auch, weil wir in der Vergangenheit auf Basis einer liberalen Wirtschaftspolitik - die Weichen richtig gestellt haben. Dennoch ist anzumerken, dass die grösste Weltwirtschafts- und Finanzmarktkrise seit 80 Jahren und der schärfste globale Wirtschaftseinbruch auch unser Land in den letzten 1.5 Jahren sehr stark beeinflusst haben. Folgende Beispiele sollen dies verdeutlichen: Auftragseingänge, Produktion und Absatz sind im Höhepunkt der Krise regelrecht weggebrochen. Die Exporte sind um rund 27 % auf den Stand von 2005 gesunken. Die Zahl der Beschäftigten sank von 33'400 (2008) auf 32'600 (2009), was einem Minus 2.4 Prozent entspricht. Die Zahl der in Kurzarbeit befindlichen Personen stieg kurzfristig auf über 3'000 Personen an und die Arbeitslosenrate erreichte im Februar 2010 mit 3.2 Prozent den Höhepunkt. Liechtenstein ist schneller aus der Krise herausgekommen als andere. So mussten wir keine staatlichen Rettungspakete und Konjunkturprogramme schnüren und unsere Staatsreserven betragen derzeit noch rund 1.4 Mrd. CHF. Gründe für diese gute Ausgangslage sind beispielsweise: 3

Weil wir einen liberalen und dadurch höchst flexiblen Arbeitsmarkt haben. Weil sowohl unsere Exportindustrie als auch die vielen KMUs sich aufgrund unserer offenen Volkswirtschaft seit jeher im harten regionalen oder internationalen Wettbewerb stellen mussten. Weil wir attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmer haben. Weil wir mit der Mitgliedschaft in zwei Wirtschaftsräumen Zollvertrag und EWR - in den letzten 10 Jahren enorm profitieren konnten. Weil die staatlichen Organe Regierung und Parlament in den vergangenen Jahrzehnten immer sehr sorgsam mit unserem Staatshaushalt umgegangen sind, sodass wir heute keine staatlichen Schulden haben. Dennoch müssen auch wir uns aktiv dem derzeitigen Wandel stellen. Sie, geschätzte Anwesende, erleben dies als Unternehmer, Entscheidungsträger oder Mitarbeiter ja täglich auch in Ihren Unternehmen, indem Sie sich den neuen Herausforderungen stellen müssen, indem Sie auf die Innovationen der Mitbewerber reagieren müssen oder indem Sie sich in bestehenden Märkten behaupten müssen. Welche Akzente muss nun aber die Politik setzen? Welche Massnahmen haben wir zu treffen? Welches sind unsere Handlungsfelder? Andere Regionen und Staaten verändern ihre Rahmenbedingungen und nähern sich steuerlich immer stärker an uns an oder bieten sogar bessere Unternehmensbesteuerungstarife an. Hier müssen wir die 4

Wettbewerbsbedingungen positiv verändern! Aus diesem Grund führen wir derzeit eine Reform unseres Steuerrechts - mit dem Fokus auf einer Modernisierung des Unternehmenssteuerrechts - durch, um dadurch künftig unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wir brauchen mehr Freiräume für private Investitionen und weniger Regulation, die freies Unternehmertum hemmt. Lassen Sie mich dies an einem Beispiel verdeutlichen: Bill Gates hätte Microsoft nie in einer liechtensteinischen Garage im Hinterhof gründen können, weil er dafür nie eine Bewilligung bekommen hätte, da seine Betriebsstätte in der Garage aufgrund der geltenden Zonenplanung nicht bewilligt worden wäre. Wir brauchen also mehr Flexibilität in unserer Raumordnung. Mehr Wachstum - und damit auch mehr Steuereinnahmen für den Staatshaushalt - werden wir nur bekommen, wenn wir kleinen und mittleren Betrieben Wachstumsmöglichkeiten bieten. Dies setzt voraus, dass wir deren Innovationskraft stärken. Darum hat die Regierung ihre Anstrengungen im Bereich der Innovationsförderung verstärkt und im letzten Jahr z.b. einen Innovationscheck eingeführt. Wir brauchen den Schulterschluss zwischen der Wirtschaft und der Politik, damit uns die grossen anstehenden Infrastrukturprojekte gelingen. Ich denke hierbei v.a. an die anstehende Ertüchtigung unserer Eisenbahninfrastruktur und unseren Anschluss ans internationale Schienennetz. Ein internationaler Wirtschaftsstandort wie Liechtenstein ist auf eine moderne Infrastruktur angewiesen. Wer sein Unternehmen durch solch schwieriges Fahrwasser steuert, der verdient keine Neiddebatte, sondern höchsten Respekt. Aus diesem Grund müssen wir das Ansehen von KMUs und vor allem unseren Handwerkbetrieben stärken. Gerade sie waren und sind die Stütze der liechtensteinischen Wirtschaft! Nicht zuletzt brauchen wir einen gesunden uns soliden Staatshaushalt. Wir sind heute in der komfortablen Lage, dass wir keine Schulden haben und damit auch keine Zinszahlungen leisten müssen. Dennoch müssen wir uns anstrengen und unser Budgetdefizit, welches gemäss unseren Prognosen in den nächsten Jahren im Durchschnitt rund 160 Mio. CHF 5

beträgt, durch eine aufwandseitige Budgetkorrektur mittelfristig wieder ins Lot bringen. Dadurch können wir uns diesen grossen Wettbewerbs- und Standortvorteil bewahren. Sehr geehrte Gäste Bei all diesen Anstrengungen baue ich auf Ihre Mithilfe, weil ich der festen Überzeugung bin, dass nur Staat und Wirtschaft gemeinsam die Herausforderungen meistern können! Wenn uns dies gelingt, dann wird unser Standort und unsere Region auch in Zukunft erfolgreich sein. Schliessen möchte ich meine Überlegungen mit folgendem Zitat, welches sowohl für die Politik als auch für die Wirtschaft Gültigkeit hat: Business in schweren Zeiten ist wie Fussballspielen auf tiefem Boden: die wirklich Guten werden bei diesen Platzverhältnissen noch besser, denn sie wissen, dass sie sich jetzt besonders konzentrieren müssen. KarlHeinz Karius, (*1935), Urheber, Mensch und Werbeberater Ich freue mich nun auf das Referat von Frau Bundespräsidentin Doris Leuthard und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. 6