atemwegs.erkrankungen Viren Pilze Bakterien Parasiten Allergene Foto:s Brandel/HiM, privat Umwelteinflüsse

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Pilze Viren Parasiten Bakterien Allergene Umwelteinflüsse Foto:s Brandel/HiM, privat 24 RHEINLANDS REITER+PFERDE 1-2011

Wer rastet, der hustet! Atemwegserkrankungen sind neben Koliken die häufigsten Krankheiten bei Pferden. Dabei ist der Anteil chronischer Atemwegserkrankungen höher als der akuter. Die Ursachen sind vielfältig, vermehrt aber in falscher Haltung zu suchen. Atemwegserkrankungen sind ein ständiges Leid- und Reizthema unter Pferdebesitzern: Laut einer Studie aus dem Jahr 2005 machen Atemwegserkrankungen rund 40 Prozent der weltweit erfassten, internistischen Erkrankungen bei Pferden aus (Thein 2005). Allein in unseren Breitengraden wird bei schätzungsweise rund 50 Prozent der Pferde über zwölf Jahren eine derartige Diagnose gestellt. Der Anteil chronischer, meist allergischer Erkrankungen ist inzwischen sogar höher als der akuter Fälle, bestätigt Tierarzt Dr. Malte Harland von der Pferdeklinik Mühlen. Die hohe Fallzahl hat nach Einschätzung von Tierärzten unter anderem zunächst genetische Ursachen: In Deutschland haben 48 bis 69 Prozent der Nachkommen von dämpfigen Elterntieren ebenfalls deutliche Probleme mit dieser Erkrankung (Marti 2002). Grundsätzlich steigt der Anteil chronischer Erkrankungen mit zunehmendem Alter der Pferde und nicht artgerechter Haltung dramatisch an, ergänzt Dr. Malte Harland. Die Gründe dafür sind vielfältig: Ein entscheidender Faktor ist aber die Haltung, weiß Dr. Harland. Boxenhaltung, mangelnde Stallhygiene, fehlende Bewegung, ein hoher Infektionsdruck durch nicht ausreichend gegen Equine Influenza und EHV 1 und 4 geimpfte Pferde sowie nicht ausgeheilte akute Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Bronchitis begünstigen die Entstehung chronischer Beschwerden. Eine artgerechte Haltung mit viel Luft, Licht, Sozialkontakten und ausreichend Bewegung zusammen mit einem guten Impfmanagement bilden grundsätzlich die beste Prophylaxe, melden Tierärzte. Bei den akuten Atemwegserkrankungen ist die Anzahl der Fälle an die Jahreszeiten gebunden, sagt der Experte der Mühlener Pferdeklinik. Gerade in den Wintermonaten steigt die Anzahl der akuten Atemwegserkrankungen stark an (bei Menschen um das Doppelte). Weil die Menschen vor Kälte bibbern, bleiben Stalltüren und -fenster geschlossen und in den Boxen wächst die Strohmatratze mit jedem Einstreuen. So wird selbst dem besten Stallklima der Winterschlaf verordnet! Die Weiden sind geschlossen; die Paddocks wenn überhaupt nur stundenweise zu benutzen. Mal abgesehen von einer Stunde DER RRP-EXPERTE Dr. Malte Harland Der 34-jährige Veterinär studierte von 1997 bis 2002 an der Tierärztlichen Hochschule Hannover; 2003 folgte dort seine Dissertation. Nach einem einjährigen Aufenthalt in den USA folgten Stationen in Bochum und München. 2007 wurde er Assistenztierarzt in der Tierärztlichen Klinik für Pferde in Mühlen. Seit 2008 ist er Fachtierarzt für Pferde und FEI-Tierarzt. Im Januar 2010 stieg er als Partner ein. Seine Fachgebiete sind Orthopädie, Chirurgie und Sportmedizin sowie Innere Medizin. Infos: www.pferdeklinik-muehlen.de Reiten müssen die Pferde 23 Stunden Boxenhaft erdulden. Viele kommen in den Wintermonaten höchstens auf dem Weg von der Box zur Halle noch in den Genuss von Frischluft. Nach dem Reiten stehen sie nass geschwitzt oder nachschwitzend in der Box die Luftfeuchtigkeit im Stall steigt dann auf über 60 Prozent. Es wird feucht, warm und muffig. Dann schwächelt das Immunsystem optimale Voraussetzungen für einen Angriff durch Viren und Bakterien. Auch Stress induzierte Immunsuppression ist bei Pferden häufig, so Dr. Malte Harland: Stressoren können unter anderem Fütterungs-, Haltungs- und Hygienefehler sein, aber auch körperliche und psychische Belastung. Gustav Heess 214/57 (Anschnitt) Bronchitis/Husten, rechts N622926 1-2011 RHEINLANDS REITER+PFERDE 25

Der Atmungsapparat des Pferdes Was oft im Winter mit einem scheinbar harmlosen Hüsterchen beginnt, kann sich im Verlauf als akute Erkrankung entpuppen und zu einer chronischen Erkrankung führen. Der Übergang ist fließend, erklärt Dr. Harland, und wird von Laien oft gar nicht wahrgenommen. Weil die Symptome bei der primären Infektion (viral) oft nicht wahrgenommen werden und die Pferde trotz angegriffenem Immunsystem weiter normal gearbeitet werden, wird eine Zweitinfektion möglich (bakteriell). Heilt diese nicht vollständig aus, kann eine chronische Erkrankung entstehen. Die Atemwege Grundsätzlich wird zwischen Erkrankungen der oberen (Nüstern, Nasenhöhlen, Nasengang, KM-Horses 91/30 Bronchitis/Husten 26 RHEINLANDS REITER+PFERDE 1-2011 Kehlkopf, Luftröhre) und unteren Atemwege (Bronchien, Lunge) unterschieden in vielen Fällen sind auch beide Bereiche betroffen. Skizze dazu Leitsymptom Husten Husten ist ein lebenswichtiger Reflex: So wird die Lunge vor dem Eindringen von Fremdkörpern (Staub, Schleim, Pollen, Pilzsporen usw.) geschützt. Allerdings ist die Reizschwelle für einen Hustenstoß tierartspezifisch bei Pferden relativ hoch, weshalb dieses Symptom bei chronischen Atemwegserkrankungen fehlen kann. Dennoch gilt Husten als das Leitsymptom bei Atemwegserkrankungen. Er kann sowohl produktiv (feucht mit Auswurf) als auch unproduktiv (trocken ohne Auswurf) sein. Generell ist Husten zunächst einmal ein Ganzheitliche + Physikalische Therapie bundesweit u. stationär Tierphysiotherapie, Akupunktur, Heilpraktik, Laser-, Magnetfeld-, Blutegeltherapie, N622976 Lymphdrainage, Seminare u.v.m. www.km-horses.de ++ Tel. 01 62/1 07 79 29 ++ Katja Meyer u. Team Hinweis auf verschiedene gesundheitliche Probleme: Reizungen der Nüstern und des Kehlkopfes, verursacht u. a. durch Dämpfe, Viren, Staub oder Gase Erkrankungen der oberen Atemwege Erkrankungen der tiefen Atemwege Tumore Allergien Organerkrankungen im Brust- und Bauchraum. Bronchitis Die häufigste Atemwegserkrankung mit Husten ist die Bronchitis. Je nachdem, welcher Abschnitt betroffen ist, spricht man von Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung), Tracheitis (Luftröhrenentzündung), Tracheobronchitis (Luftröhre & Bronchien) oder Bronchiolitis (Bronchiolen = kleinste Bronchien). Der im Volksmund verwendete Begriff Bronchitis umfasst also verschiedene Krankheitsbilder, die sich zwar hinsichtlich ihrer Lokalisation, ihres Auslösers und ihrer Ausprägung unterscheiden, weniger jedoch hinsichtlich Krankheitsverlauf und Symptomatik: In allen Fällen handelt es sich um eine Entzündung der Atemwege. Ausgelöst wird eine akute Bronchitis in der Regel durch Viren, aber auch durch Bakterien oder seltener durch Pilze und Parasiten. Eine Bronchitis zeigt sich in vielen Facetten: von akut bis chronisch, von kurz bis lang, von schwach bis heftig. Ja nach Auslöser, körperlicher Ausgangssituation des Patienten und dem Management des Heilungsprozesses. Die chronisch-obstruktive Bronchitis äußert sich vor allem durch die so genannten AHA- Symptome: Auswurf Husten Atemnot Virusinfektionen: kurz & heftig Untersuchungen belegen, dass rund 80 Prozent der Pferde in europäischen Reitställen von viralen Infekten der Atemwege, die sich in der Regel durch die Symptomatik einer Bronchitis äußern, betroffen sind. Akute Fälle beginnen mit Fieber, das oft bereits nach einem Tag wieder abklingt. Es folgen Husten und Nasenausfluss. Eine Virusinfektion ist meist kurz und heftig. Ausgelöst wird sie durch Influenza- oder Herpesviren (HV 1 und HV 4), seltener auch Reo- und Rhinoviren oder Adeno- und Parainfluenzaviren. Viren sind kleinste Krankheitserreger, die in den Körper ihres Wirtes eindringen, sich auf den Schleimhäuten der Atemorgane ansiedeln und deren Zellen zerstören. Der Körper wehrt sich gegen die Eindringlinge mit einer vermehrten Durchblutung und Schleimbildung. Es entsteht eine Entzündung, die einzelne oder mehrere Bereiche der oberen und unteren Atemwege betreffen kann. Viren werden durch Tröpfcheninfektion verbreitet betroffene Pferde sollten daher möglichst schnell von anderen isoliert werden was allerdings in normalen Ställen aus Grafik: PEMAG

CHECKLISTE Typische Symptome chronischer Atemwegserkrankungen Zäher Nasenausfluss: weiß, gelblich bis grünlich Husten, Schnauben, Prusten Mattigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit erschwerte Atmung (Dyspnoe) leicht bis stark erhöhte Atemfrequenz (normal 8 bis 16 Atemzüge/Minute) kein Fieber veränderte Nüsternstellung Dampfrinne Platzgründen schwierig bis unmöglich ist. Virusinfektion können gefährlich sein: Im Gegensatz zu bakteriellen Erkrankungen verändern Viren die körpereigenen Zellen. Weil Viren keine eigene Zellstruktur besitzen, benötigen sie zum Überleben die Körperzelle eines Wirtes. Bei ihrer Vermehrung schädigt das Virus die Wirtszelle. Es bilden sich Antigene auf der Oberfläche der befallenen Zelle. Es kommt zur Immunsuppression (Unterdrückung) oder zu einer Steigerung der Immunvorgänge. So kann die extreme Alarmbereitschaft des Immunsystems dazu führen, dass ein Körper während der Virusabwehr auch an sich harmlose Substanzen als Antigene versteht und daraufhin Antikörper bildet, zum Beispiel gegen Milben im Kraftfutter oder Pilzsporen im Heu. So entwickelt sich in nur wenigen Atemzügen aus einer vermeintlich überstandenen Virusinfektion eine dauerhafte Schädigung. Daher ist es wichtig, dass Impfungen den kompletten Pferdebestand eines Stalles betreffen! Der Hustenstoß eines Pferdes verteilt Viren in einem Umkreis von rund 50 Metern. Bakterielle Infektionen Bakterien sind Mikroorganismen, die in der Regel unschädlich sind und im Körper sogar lebenswichtige Aufgaben erfüllen, zum Beispiel zur Erhaltung einer gesunden Darmflora. Es gibt aber auch schädliche Bakterienarten, die Endotoxine (Gifte) freisetzen und Entzündungen hervorrufen. Im Gegensatz zu Viren benötigen die meisten Bakterien keine Wirtszelle, da sie über eine eigene Zellstruktur verfügen. Deshalb können sie nicht nur durch direkten Kontakt, sondern auch durch indirekten, zum Beispiel über Putzutensilien, übertragen werden. Wie Viren befallen die Bakterien die Schleimhäute der Atemwege, wo sie optimale Bedingungen zur Vermehrung vorfinden. Das Pferd reagiert mit Fieber, Husten und Nasenausfluss. Eine bakterielle Atemwegserkrankung ist die Druse (Streptokokkus, bei Menschen vergleichbar mit Scharlach/ Ziegenpeter). Als weitere bakterielle Infektionsauslöser sind Staphylokokken, E. coli, Mykoplasmen und beim Fohlen die Rhodokokken zu nennen. Häufig handelt es sich bei bakteriellen Erkrankungen um Sekundärinfektionen, denen eine primäre Virusinfektion vorausgegangen ist. Denn der bei einer Virusinfektion gebildete Schleim, der sich auf die Atemwege und -organe legt, bildet einen optimalen Nährboden für Bakterien, deren Vermehrung das ohnehin geschwächte Immunsystem nicht mehr verhindern kann. Pilze und Parasiten Auch Parasiten und Pilze (Mykotoxine) können Atemwegserkrankungen hervorrufen. Letztere kommen wie Bakterien in der gesamten Umgebung eines Pferdes vor und sind meistens unschädlich. Ist jedoch das Immunsystem zum Beispiel durch eine Primärinfektion geschwächt, können Pilze zu einer so genannten Mykose, einer weiteren Infektionsart, führen. Wenn, dann treten Mykosen häufig in den Luftsäcken an den Ganaschen auf. Die so genannte MVD Medisalon 44/20 Bronchitis/Husten, Insel N622995 Luftsackmykose ist zwar selten, aber schwerwiegend. Eine Diagnose ist zunächst nicht leicht: Denn betroffene Pferd husten nicht, sondern leiden nur unter Nasenausfluss oder sogar Nasenbluten. Schimmelpilze sind unter anderem in Heu und Stroh zuhause. Gelangen die Pilze in die Atemwege, besiedeln sie zwar nicht die Schleimhäute, verschlimmern aber bereits bestehende Atemwegserkrankungen bis hin zu chronischen Beschwerden. In seltenen Fällen lösen Parasiten Atemwegserkrankungen aus. Dabei handelt es sich um so genannte Endoparasiten, die die Eingeweide befallen (Ektoparasiten befallen die Haut). Zur Kategorie der gefährlichen Allgäuer Kräuterhaus 91/20 Bronchitis/Husten, rechts N623118 Endoparasiten gehören beim Pferd die Lungen- und Spulwürmer. Lungenwürmer (Dictocaulus arnfieldi) treten ziemlich selten auf, können aber die Atemwege irreversibel schädigen. Meistens erfolgt die Ansteckung über Esel, die Träger der Erreger sind, in der Regel aber symptomfrei leben. Die über den Eselkot ausgeschiedenen Eier werden von den Pferden auf der Weide aufgenommen. Die Eier gelangen in die Lunge, wo sie das Gewebe durchbohren und in die kleinen Bronchien eindringen. Ein starker Befall von Lungenwürmern führt bei Pferden zu einer Bronchitis: Husten, Schleimbildung, geschwollene Schleimhäute und Nasenausfluss sind die geläufigen Symptome, dazu kommen Leistungsschwäche sowie Appetitlosigkeit. Die Krankheit verläuft bei Pferden oft dramatisch, führt bei Fohlen unter Umständen sogar zum Tod. Eine Kotprobe bringt Gewissheit: Ist der Befall amtlich hilft nur eine konsequente Entwurmung des kompletten Pferdebestandes! Wer Wechselbeweidung mit Pferden und Rindern betreibt, muss sich keine Sorgen machen: Zwar sind auch Rinder und Schafe häufig von Lungenwürmern befallen, diese Arten sind jedoch für Pferde ungefährlich. Auch Spulwürmer sind für Pferde gefährlich. Hat das Pferd die Eier aufgenommen und sind die Larven im Dünndarm geschlüpft, treten die Parasiten eine Reise durch ihren Wirt an. Gelangen Larven in die Atemorgane, verursachen sie dort Blutungen und Entzündungen. Symptome sind neben Husten und Fieber auch Mattigkeit und Fressunlust. Da Spulwürmer sehr robust sind, hilft im Ernstfall nur eine komplette Intensivreinigung des Stalls mit Desinfektionsmittel. 1-2011 RHEINLANDS REITER+PFERDE 27

Therapie Um eine Atemwegserkrankung genau diagnostizieren zu können, lokalisiert der Tierarzt mithilfe klinischer Untersuchungsmethoden, zum Beispiel Endoskopien und bildgebenden Verfahren, den erkrankten Bereich und nimmt Proben. Bakterielle und virologische Untersuchungen von Tracheal- sowie Bronchalsekret sind unabdingbar, um Infektionen auszuschließen bzw. zu bestätigen; bei chronischen Lungenerkrankungen sind zytologische Untersuchungen zur Beurteilung wichtig. Akut erkrankte Pferde müssen von einem Tierarzt medikamentös behandelt werden. Der wird zunächst mit Mukolytika (Schleimlöser), Bronchodilatatoren (Wirkstoffe, die die Bronchien weitstellen), Expektorantien (schleimlösendes und auswurfförderndes Mittel), gegebenenfalls Kortikosteroiden (Steroidhormone der Nebennierenrinde) und auch mit einem Antibiotikum behandeln. Dabei wird zunächst ein schnell wirkendes Breitband-Antibiotikum ausgewählt, um möglichst viele Erregerarten abzudecken. Sobald mit Hilfe eines Antibiogramms der Erreger bestimmt wird, kann ein spezielles Antibiotikum verwendet werden. Vorsicht bei Fohlen Fohlen sind besonders gefährdet. Eine Studie in den USA (Harper 1999) fand heraus, dass 15 Prozent aller Fohlen schon in den ersten zwölf Lebensmonaten eine schwere Atemwegserkrankung durchmachen. Die meisten erkranken zwischen zwei und sechs Monaten. Der Grund: Fohlen verbringen deutlich mehr Zeit am Boden, wo ÜBERSICHT ATEMWEGSERKRANKUNGEN IAD = Inflammatory Airway Disease Häufigkeit: kommt bei 10 bis 15 Prozent der jungen Pferde, in einigen Stallungen bis 45 Prozent vor; virale und bakterielle Ursache Symptome: Trotz Schleimansammlung in den Atemwegen oft kein Husten, mit oder ohne Nasenausfluss (zähflüssig, eitrig), Mattigkeit, verminderte Leistung, Muskelschmerzen, schnelle, flache abdominale Atmung, fieberlos bis hochfieberhaft, unter Umständen geschwollene Lymphknoten Therapie: Behandlung der Symptome mit Hustenmitteln, Antibiotika, Schleimlösern, Entzündungshemmern; homöopathische Mittel zur Therapieunterstützung haben sich bewährt RAO (Recurrent Airway Obstruction) Dämpfigkeit, früher COPD/COB genannt; zwei Komponenten, genetische Prädisposition nachgewiesen; im Gegensatz zur IAD ein Problem bei älteren Pferden, wird durch organische Staubpartikel ausgelöst, diese führen zu Bronchospasmus mit Schleimansammlung und Verdickung der Wände der Luftwege. Hustenreflex ist in der Folge vermehrt ausgeprägt. Symptome: wässriger klarer bis weißer Nasenausfluss, Abhusten zu Beginn der Bewegung; im späterem Stadium angestrengte Atmung, kleine Entzündungsherde in den Atemwegen, geschwollene Schleimhäute, verstärkter Husten (dunkel, kurz & kraftlos), das Endstadium mündet in das irreversible Lungenemphysem (Dämpfigkeit), die Symptome müssen mindestens sechs Wochen bestechen, das Allgemeinbefinden kann gar nicht, gering bis schwer beeinträchtigt sein Therapie: Vor der Therapie sollte eine Broncho-Alveoläre-Lavage (BAL) durchgeführt werden, um eine zielführende Therapie durchführen zu können. Hierbei wird eine Spülprobe aus den Bronchien und im Labor auf Zellgehalt und Qualität unersucht. Behandlung der Symptome durch Antibiotika, Schleimlöser, Entzündungshemmer, Krampflösern, Inhalation, Eigenbluttherapie zur Immunstimulierung, Lungenspülung; dauerhafte Verbesserung durch Umstellung der Haltung (Staubbelastung muss deutlich reduziert werden); unterstützend Phytotherapie, Akupunktur. Pneumonie (Lungenentzündung) zwei Formen: primär infektiös oder allergisch, sekundär durch Inhalation von toxischen Gasen oder Fremdkörpern; Entzündungen, die vom Herz-Kreislaufapparat oder den Bronchien aus übertreten, lösen eine Entzündung im Bereich der Alveolen oder des Lungenzwischengewebes aus. Aus der Pneumonie kann durch Übertreten der Keime in den Brustraum eine Pleuropneumonie (Reisefieber) oder eine Pleuritis werden; bakteriell bedingte Pneumonien verlaufen oft subakut bis chronisch, wobei meist Abszesse in der Lunge entstehen Symptome: Fieber, Appetitlosigkeit, verminderte Leistungsfähigkeit, Dyspnoe, produktiver Husten, seröser bis muköser Nasenausfluss, Atembeschwerden; Muskelschmerzen, zyanotische Schleimhäute, Rasselgeräusche, Dauer meistens über drei Tage, in der Regel nicht von Tier zu Tier übertragbar Therapie: Nach bakteriologischem Keimnachweis im Tracheobronchialsekret antibiotische Bekämpfung der Bakterien und Entleerung der Pleurahöhle von entzündlichem Exsudat; ergänzend fiebersenkende Medikamente. Pleuritis (Rippenfellentzündung) Brust-Lungenfell-Entzündung: durch defekte Abwehrmechanismen, stress-, virenbedingt, der Lunge ist ein bakterieller Infekt (Bronchitis, Pneumonie, Lungenentzündung) die Folge, Keime treten in den Brustraum über. Es kommt zur Pleuritis. Symptome: Flüssigkeitsansammlung mit Entzündungsprodukten, über Wochen wiederkehrendes Fieber, mögliche Abmagerung. Therapie: Antibiotika, Entzündungshemmer. In schweren Fällen möglicherweise Thoraxdrainage bei der bis zu 40 Liter entzündliche Flüssigkeit abgelassen werden können. Die Erkrankung kann lebensbedrohlich werden, z. B. durch Herzmuskelerkrankungen und Verklebungen der Lunge mit der Brustwand nach sich ziehen. Influenza Virusinfektion Symptome: Rötung der Nasenschleimhaut, wässriger Nasen- und Augenausfluss, trockener harter Husten, hohes Fieber; gelb-grünlicher Nasenausfluss auf eine Sekundärinfektion hin; Mattigkeit; Übertragung via Tröpfcheninfektion; als Komplikationen können Lungen- und Herzmuskelentzündungen auftreten; Therapie: fiebersenkende Medikamente und Antibiotika, Isolierung des erkrankten Tieres, kann tödlich verlaufen Prophylaxe: Impfung Druse (Streptokokkos equi) Hoch ansteckende bakterielle Infektion Symptome: hohes Fieber; Husten; schleimiger Nasenausfluss; Mattigkeit; Vereiterung des Kopflymphknotens und des Luftsacks; Therapie: fiebersenkende Medikamente und Antibiotika, Isolierung des erkrankten Tieres, Prognose gut Prophylaxe: Impfung 28 RHEINLANDS REITER+PFERDE 1-2011

die Ammoniak-Konzentration sehr hoch ist. Weil ihr Respirationstrakt noch nicht vollständig ausgereift ist, sind sie extrem anfällig. Umdenken im Haltungsmanagement Optimal ausheilen kann eine Atemwegserkrankung nur mit einer parallel zur medikamentösen Therapie initiierten Haltungsumstellung. Hustende Pferde sollten möglich staubarm gehalten werden, um die ohnehin gereizten Schleimhäute nicht noch weiter zu belasten, um die schnelle Heilung von einer akuten Krankheit zu gewährleisten, zum anderen um die Entwicklung von einer akuten zu einer chronischen Erkrankung zu vermeiden oder um bei Patienten mit bereits bestehenden chronischen Reizungen eine deutliche Besserung zu erzielen. Generell gilt: Ohne eine Beseitigung der Ursachen keine Heilung! Haltungsmanagement Foto: van de Kasteele/HiM Folgende Maßnahmen können ergriffen werden: Heu nass füttern/umstellung auf Heulage Ausgeprägte Futter- und Stallhygiene Späne/Torf statt Stroh in der Box Täglich sorgfältiges Misten Umstellung auf Außenbox oder Offenstall, Paddockbox Pferd beim Misten, Kehren sowie Füttern von Raufutter nicht in der Stallgasse/Box lassen Stallgasse vor dem Kehren anfeuchten, um Staub zu binden Vorlegen statt Aufschütteln des Heus Mischen des Getreides direkt vor dem Füttern mit Öl oder Melasse Korrektes Impfen Eine artgerechte Haltung ist der Schlüssel zur Gesundheit! Das richtige Gesundheitsmanagement kann vor allem bei chronischen Atemwegserkrankungen eine deutliche Linderung erzielen. Dabei kommt der Atemluft eine tragende Rolle zu: Ihre Qualität hat direkten Einfluss auf die Atemwege des Tieres. Während die Temperatur nur eine untergeordnete Rolle spielt und Temperaturwechsel möglichst den Jahreszeiten angepasst sein sollten, ist ihre Frische entscheidend. Vor diesem Hindergrund hat die traditionelle Boxenhaltung ausgesorgt: Andere Modelle, die den Bedürfnissen des Klimawiderständlers Pferd besser gerecht werden, zum Beispiel der Bewegungsstall, sind inzwischen bewiesenermaßen weitaus artgerechter. Ein extrem wichtiger Punkt im Rahmen des Gesundheitsmanagements ist auch das BUCHTIPPS Hannelore M. Becker: Akute Bronchitis beim Pferd Naturheilkunde kann helfen. Bei www.bookrix.de Sabine Heüveldop: Atemwege Erkrankungen vorbeugen, erkennen, behandeln. ISBN 3-275-01425-0 Ingolf Bender: Praxishandbuch Pferdehaltung. ISBN 978-3-440-90830-1 Maß an Bewegung. Heimische Pferde bewegen sich viel zu wenig. Doch wer rastet, der hustet! Inzwischen wird versucht, Pferden mit Führanlagen oder Laufbändern zusätzlich Bewegung zu verschaffen, doch diese ersetzen keinesfalls die natürliche, freie Bewegung auf einer Weide, zumal dabei Sozialkontakte mit Artgenossen gänzlich zu kurz kommen. Ingolf Bender, Tina Maria Ritter: Praxishandbuch Pferdegesundheit. ISBN 978-3-440-11064-5 Anke Rüsbüldt: Atemwegserkrankungen beim Pferd: Erkennen, Behandeln, Vorbeugen. ISBN 978-3-861-27392-9 Jürgen Bartz: Husten und Allergien bei Pferden: Ursachen und Symptome. Vorbeugen und Therapie. ISBN 978-3-440-09956-8 MAREIKE ROSZINSKY 1-2011 RHEINLANDS REITER+PFERDE 29