Gottesdienst im Weigle-Haus Predigt zu Offenbarung 2,8-11 :: Pfr. z.a. Johannes Heun

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Transkript:

1 Gottesdienst im Weigle-Haus 18.11.2012 Predigt zu Offenbarung 2,8-11 :: Pfr. z.a. Johannes Heun Predigttext (Lutherübersetzung) 8 Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: 9 Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut du bist aber reich und die Lästerungen von denen, die sagen sie seien Juden und sind's nicht, sondern sind die Synagoge des Satans. 10 Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. 11 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode. Wir gehen dem Ende des Kirchenjahres entgegen und verweilen heute bei diesem Text aus der Offenbarung des Johannes. Dieser Predigttext für den vorletzten Sonntag im Kirchenjahr spricht von Bedrängnis, von Armut und Lästerungen, von Gefangenschaft, Versuchung und Leiden und vom Tod. Eher dunkle Farbtöne sind das. Aber es gibt auch hellere Töne und sogar strahlendes Licht, der Text malt uns auch ein Ziel vor Augen: die Krone des Lebens, ein Leben, das nicht tot zu kriegen ist und er verkündet: Fürchte dich nicht! Die Offenbarung des Johannes ist ein schwieriger Fall. Denn dieses letzte Buch im Neuen Testament hat es wirklich in sich. Es ist voller Namen, Zahlen und Zeichen, voller Bilder und Symbole, die sich uns nicht auf den ersten Blick erschließen. Kennen sie das? Sie sehen ein Gemälde, ein modernes Kunstwerk und verstehen es nicht. Ein Sammler hat Millionen dafür bezahlt und sie fragen sich, was soll daran Kunst sein? Sie betrachten es eine Weile, aber eine Bedeutung erschließt sich ihnen nicht. Es gibt solche Begegnungen mit Kunstwerken, die uns einfach fragend zurück lassen. Mit der Offenbarung ist das so ähnlich. Die einen halten sie für das Tollste und Beste überhaupt, andere schütteln den Kopf darüber und fragen sich, soll das wirklich ein Teil der Bibel sein, soll mich in diesen Worten tatsächlich Gottes Wort erreichen? Es kostet tatsächlich einige Mühe, sich einen Zugang zu den Texten der Offenbarung zu erschließen, aber es ist die Mühe wert.

2 Johannes redet in der Offenbarung wie ein Prophet im Namen Gottes. Er beschreibt Visionen, Bilder die den Gläubigen vor allem Christus vor Augen führen er ist der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden. Im ersten Kapitel beschreibt Johannes wie in einer Vision sieben goldene Leuchter vor seinem inneren Auge erscheinen. Mitten unter den sieben Leuchtern erblickt er eine Person, Jesus Christus. Die Leuchter stehen für die sieben Gemeinden, an die Johannes schreiben soll. Und Christus, er ist mitten unter ihnen. Er hält sieben Sterne in der Hand. Die Sterne stehen dabei für die sieben Engel der Gemeinden. Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: schon diese Einleitung ist etwas Besonderes, die Vorstellung eines Gemeindeengels finden wir nur hier und nirgends sonst im Neuen Testament. Es muss wohl so eine Art Schutzengel gemeint sein. Eine schöne Vorstellung, dass jede Gemeinde ihren eigenen Engel hat. Für mich ragt schon dieser erste Vers besonders aus dem Text hervor. Denn als mir das mit dem Gemeindeengel auffiel, musste ich direkt an einige Zeilen denken, die ich vor ein paar Monaten gelesen habe. Ein ehemaliger WHler (Pfr. W. Wiemer) hatte mir in Wuppertal einen kleinen Brief mit auf den Weg gegeben, als ich mich dort im Sommer von meiner Gemeinde in Ronsdorf Richtung Weigle-Haus verabschiedet habe. Der Brief lag in einem Buch von Julius Dammann, erstmalig erschienen 1884. Dieser Julius Dammann spielt eine besondere Rolle für die Geschichte des Weigle-Hauses. Denn für Wilhelm Weigle zählte er zu seinen geistlichen Vätern. Dammann war als Kollege ein Vorbild von Wilhelm Weigle, nach ihm wurde sogar ein Raum in der zweiten Etage benannt. Wenn ich das alles richtig rekonstruiert habe, steht just in diesem Raum heute u.a. mein Schreibtisch. In diesem Buch von Julius Dammann lag also ein kleiner Brief. Weil du den Geist einer Gemeinde genauer erkennen kannst, wenn Du die geschichtlichen Einflüsse kennst, die ihn mitgeprägt haben, übergebe ich Dir das Büchlein, das etwas von der Gedankenwelt Julius Dammanns dokumentiert. Möge es Dir helfen, umso gezielter den Engel der Gemeinde ansprechen zu können! Nun bin ich bisher eigentlich nicht so der Engeltyp gewesen und einen Engel anzusprechen ist mir noch nicht in den Sinn gekommen. Aber ich nehme aus diesen Worten jetzt noch einmal neu den Impuls mit, dass die Weigle-Haus-Gemeinde eine besondere Geschichte hat, die wir nicht vergessen dürfen, wenn wir heute hier Gemeinde sind und mit Jesus weiter seine Gemeinde bauen an diesem historischen Ort in unserer Zeit.

3 Mehr noch als der Gedanke, den Engel unserer Gemeinde anzusprechen, bewegt mich der Wunsch, dass dieser Engel uns anspricht. Denn Engel sind schließlich Boten Gottes und so wie der Engel der Gemeinde in Smyrna etwas von Gott zu sagen hatte, so gibt es sicher auch einen Boten Gottes, der uns etwas zu sagen hat. Unter dieser Verheißung kommen wir hier zusammen. In der Erwartung, dass Gott uns etwas zu sagen hat, lesen wir die Bibel und feiern unsere Gottesdienste. Die Predigtvorbereitung hat mich dann natürlich auch dazu angeregt, zu lesen was Julius Dammann, der hundert Jahre vor mir in Essen als Pfarrer gewirkt hat, so alles schreibt. Sein Buch trägt den bedeutungsvollen Titel Das erste und das letzte Blatt der Bibel oder Schöpfung und Erlösung. Immer wieder habe ich Zitate aus der Offenbarung bei Dammann gefunden. Seine Worte sind von einer tiefen Christusfrömmigkeit geprägt. Er schreibt an einer Stelle Zwischen dem Baume des Lebens im Paradiese und dem Holz des Lebens im himmlischen Jerusalem (Off 22,2) steht das Kreuz auf Golgatha. ( ) Zwischen dem ersten und dem letzten Blatt der Bibel leuchtet auf allen Blättern Sein Name und nur Sein Name. Der Erweckungsprediger Dammann beschließt sein Buch mit klaren Worten, die davon zeugen, dass die Offenbarung des Johannes einschließlich unseres heutigen Predigttextes ihm wirklich sehr vertraut war. In seinem Schlusssatz ruft er nämlich dazu auf, es allen zu beweisen, die meinten Christen seien Lügner, weil an ihrem Leben nicht zu erkennen sei, dass sie wirklich glaubten, was sie sagten. Wir wollen dem ( ) beweisen, dass er ein Lügner ist, wir aber wirkliche Christen, die das erhabene Ziel ihrer himmlischen Berufung fest und unentwegt im Auge behalten und ein Leben führen, das dieses Zieles würdig ist. Ja, Für einen ewigen Kranz, Dies arme Leben ganz. Am Schluss seines Buches zitiert er einen Liedvers, der auf seine Weise die Verse unseres Predigttextes aufnimmt. Für einen ewigen Kranz, dies arme Leben ganz. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. (Off 2,10) Die Christinnen und Christen in Smyrna hatten es schwer, von allen Seiten waren sie Anfeindungen ausgesetzt. Doch Gott lässt jedem einzelnen von ihnen ausrichten: Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Es gab viel zu leiden für sie. Alle möglichen Arten von Verfolgungen werden in diesem kurzen Brief aufgezählt und Christus sagt: ich kenne sie. Ich kenne deine Situation und sehe genau, was bei dir los ist. All das wird aber nicht ewig dauern und der Brief, die Worte Jesu, ermutigen sie durchzuhalten.

4 Diese harte Zeit wird vorüber gehen, sagt er und spricht dabei von zehn Tagen der Bedrängnis. Man überliest diese Zahl leicht, aber es ist lohnend der Frage nachzugehen, warum es eigentlich genau zehn Tagen sind. Warum nicht neun oder elf warum gerade zehn? Die Sieben hatten wir schon, die Zwölf kommt ebenfalls häufig in der Offenbarung vor und symbolisiert die Vollendung. Aber für die Zehn spielt in der Zahlensymbolik keine besondere Rolle. Die zehn Tage verweisen stattdessen auf eine Geschichte. Diese Geschichte spielt am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar und ist im Alten Testament beim Propheten Daniel nachzulesen. Zwischen beiden biblischen Bücher, dem Buch Daniel und der Offenbarung gibt es viele Bezüge. Sie sind eng miteinander verwandt. Als König Nebukadnezar also Daniel und drei seiner Freunde an seinen Hof bringen lässt, um sie nach seinen Vorstellungen auszubilden, will er ihnen auch vorschreiben, was sie zu essen haben. Die vier sollen wie alle anderen in ihrer jungen Eliteschule dasselbe Essen und denselben Wein genießen wie der König selbst. Doch Daniel ist auch in der Fremde noch ein treuer Jude geblieben und ist entschlossen, die Reinheitsgebote einzuhalten. Wer weiß, was für Schweinereien im wahrsten Sinne des Wortes sie da hätten essen sollen. Unreine Tiere im Sinne der jüdischen Lebensweise kommen bei Daniel aber nicht auf den Tisch. Das ist für ihn eine Frage der Treue zu seinem Gott. Ein ranghoher Diener des Königs ist Gott sei Dank offen für Daniels Anliegen. Statt all der königlichen Speisen will Daniel nur Gemüse und Wasser. Doch der Diener Nebukadnezars hat Angst, dass die vier jüdischen Jungs schon bald wegen mangelhafter Ernährung schlechter aussehen werden als all die anderen Eliteschüler. Der König würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Für uns klingen Gemüse und Wasser zwar ziemlich selbstverständlich nach einer gesunden Ernährung, aber der babylonische Kammerdiener war da noch anderer Ansicht. Wie dem auch sei, er lässt sich schließlich wenigstens auf eine Testphase sein. Und dieser alttestamentliche Ernährungstest dauert genau zehn Tage. Nach zehn Tagen soll sich zeigen, ob Daniel, Hananja, Mischael und Asarja genauso gesund und kräftig aussehen wie ihre königlich speisenden Altersgenossen am Hofe. Und siehe da, nach zehn Tagen sehen sie sogar noch schöner und kräftiger aus als alle jungen Leute, die des Königs Speise aßen. (Daniel 1,15) Sie sind ihrem Gott treu geblieben auch auf die Gefahr hin beim König in Ungnade zu fallen. Doch sie sind mutig und konsequent auf ihrem Weg. Wenig später steigen sie in höchste Kreise auf und werden zu den wichtigsten Beratern des Königs. Zehn Tage, eine Zeit der Probe zehn Tage, eine Zeit, in der es schwer fällt durchzuhalten zehn Tage, eine Zeit der Angst und Versuchung aber eine begrenzte Zeit

5 Ich wage zu behaupten, dass jede und jeder solche Zeiten im Glauben erlebt. Es gibt Phasen, in denen uns der Glaube durch die Finger rinnt. Wir können ihn nicht festhalten und das Vertrauen in Gott, das Vertrauen, dass er diese Welt und uns in Händen hält, es wird klein und droht zu verschwinden. Wir alle erleben auch Phasen, in denen uns der Mut fehlt, konsequent zu handeln. Nicht jeder ist ein Daniel, der sich mutig dem Befehl des Königs widersetzt. Er geht in die Höhle des Löwen und bleibt dem Weg, auf den Gott ihn weist, treu auch in höchster Gefahr. Doch das ist ein schwerer Weg. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. (Off 2,10) Treu sein im Glauben bis an den Tod, das kann nicht im Sinne einer Leistung gemeint sein, die wir zu erbringen haben. Das würde ja alles auf den Kopf stellen, was wir über Gottes Gnade predigen. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben. Diese Treue kann keine Gefolgschaftstreue sein, die sich gläubige Menschen mühsam abringen müssen, um am Ende das ewige Leben zu erhalten. Das wäre doch reichlich absurd. Denn dass einer glauben kann, ist doch ein Geschenk. Niemand kann glauben machen, also kann auch niemand aus eigener Kraft treu im Glauben bleiben. Es ist Gottes Geschenk, wenn einer bis zum Schluss über Höhen und Tiefen fest im Glauben steht. Daniel war zwar mutig, aber er hat die Sache nicht alleine durchgezogen. Ich habe das eben nur so nebenbei erwähnt, aber die Bibel ist da ganz deutlich. Es war ein Geschenk Gottes, dass der Diener des Königs ihm freundlich gesinnt war. Gott selbst hat also dabei geholfen, dass Daniel ihm treu bleiben konnte. (Dan 1,9) Der Brief an den Engel der Gemeinde in Smyrna endet mit einem Satz, der sich an alle Gemeinden richtet. Wer überwindet (wer durchhält), dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode. Weil wir nur mit Gottes Hilfe durchhalten können, ist das weniger als Aufforderung, sondern vielmehr als Auffrischung unseres Vertrauens und Glaubensmutes gemeint. Wir bitten deshalb auch gleich mit dem nächsten gemeinsamen Lied: Herr, mach uns stark im Mut der dich bekennt. Zuvor hören wir noch einmal Julius Dammann, diesen geistlichen Vater unserer Gemeinde. Er schreibt: Lasst uns festhalten am Bekenntnis unseres christlichen Glaubens. In dieses Bekenntnis wollen wir uns immer mehr hineinbeten, hineindenken und hineinleben. Auf dieses Bekenntnis wollen wir unser ganzes Leben, Leiden, Hoffen, Sterben stellen. Dann gewinnt unser Leben einen unendlichen Wert, unser Leiden eine geringe, vorübergehende Bedeutung, unser Hoffen einen seligen Hintergrund, unser Sterben die Bedeutung eines Heimgehens in das Vaterhaus. Amen.