Erfahrungsbericht North Vancouver Master-Thesis bei der Infinity Engineering Group Ltd. 21. Februar 2011-17. Juli 2011 Christina Baur Master Konstruktiver Ingenieurbau SS 2010
Schon zu Beginn meines Masterstudiums hatte ich den Wunsch meine Master-Thesis im Ausland zu schreiben. Kanada war hierbei mein Favorit, aber ich wollte mich nicht von vornherein darauf festlegen. Bei einem Gespräch mit einem Kommilitonen stellte sich heraus, dass Prof. Meiss sehr gute Kontakte nach Kanada, genauer gesagt nach North Vancouver, hat. Durch Prof. Meiss kam somit der erste Kontakt mit Matthias Schüller von der Infinity Engineering Group Ltd. zu Stande. Schon mit der ersten E-Mail bekam ich einen groben Themenvorschlag für meine Master-Thesis und somit auch eine umgehende Zusage, sofern mich denn das Thema ansprechen würde. Da der 01.März 2011 als gewünschter Starttermin auch für Herrn Schüller in Ordnung war konnten nun die weitergehenden Planungen beginnen. Für die Arbeit in Kanada wird entweder ein "Working Holiday Visum" oder ein "Internship Visum" benötigt. Hierfür wird ein polizeiliches Führungszeugnis sowie - für das "Internship Visum" - die Zusage eines zukünftigen Arbeitgebers benötigt. Zuständig für die Visavergabe ist die kanadische Botschaft in Berlin, die jedes Jahr zum 1. Dezember ein gewisses Kontingent an Visa freigibt. Ist dieses Kontingent erschöpft muss man bis zum nächsten Jahr warten, weshalb man rechtzeitig mit seinen Planungen beginnen sollte. Die Bearbeitungszeit beträgt ungefähr 6 Wochen.
Nach einer einwöchigen Eingewöhnungszeit hatte ich bereits meinen ersten Arbeitstag in bei der Infinity Engineering Group Ltd. in North Vancouver. Das Team bestand aus Ingenieuren, Zeichnern und den drei Chefs, von denen einer gleichzeitig mein Betreuer war. Es war ein sehr junges Team und alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Auch mit meinem Betreuer klappte die Zusammenarbeit zu Beginn problemlos. Leider verging der erste Monat ohne dass ich ein konkretes Thema bekommen habe. Nachdem ich ein Thema hatte, hat das Büro kurze Zeit später leider den Auftrag für das Projekt um das es in meiner Thesis gehen sollte nicht bekommen. Somit war meine Thesis nicht mehr nützlich für das Büro, was ich auch deutlich zu spüren bekommen habe. Naja, es läuft eben nicht immer so wie man sich seinen Aufenthalt vorstellt.
North Vancouver liegt an der Nordseite des Burrard Inlet und ist mit dem Seabus und über zwei Brücken in 10 Minuten von Downtown Vancouver zu erreichen. Es ist eine eigenständige Stadt, die aber dennoch direkt mit Vancouver verknüpft ist. Während meines Aufenthalts in North Vancouver habe ich bei einer sogenannten "homestay family" gewohnt. Hierbei bieten Familien mit und ohne Kinder ein Zimmer in ihrem Haus zur Untermiete an und man ist Teil der Familie. Oftmals nehmen diese Familien mehrere Studenten auf, sodass man auch gleich Anschluss hat. Ich hatte mir ein Ehepaar ausgesucht dessen Kinder nicht mehr im Haus leben, aber die stattdessen mehrere Studenten aufnehmen. Mit meiner Wahl war ich vollkommen zufrieden. Es hat alles super gepasst mit dem Ehepaar und meine Mitbewohner waren auch sehr nett. Das Haus war in einer sehr guten Wohngegend und auch der Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr war gegeben. Das Leben in North Vancouver spielt sich hauptsächlich im Freien ab. An den Wochenenden trifft man sich zum BBQ oder betreibt gemeinsam irgendeinen Sport, denn die Kanadier sind sehr Sport begeistert und fast jeder betreibt dort Sport oder ist wenigstens Fan einer Mannschaft. Im Winter dreht sich sehr viel ums Skifahren und sobald der Frühling anfängt gehen viele Mountainbike oder Kajak fahren. Während der Stanley Cup Playoffs war es auch ein "Muss" gemeinsam die Eishockey Spiele der Vancouver Canucks zu schauen. Das war ungefähr so wie bei uns die WM 2006.
Trotz mancher negativer Erfahrungen kann ich abschließend ein sehr positives Fazit meines Auslandsaufenthalts in Kanada ziehen. Meine Gastfamilie hat mich mit offenen Armen empfangen und auch generell sind Kanadier sehr offene und aufgeschlossene Menschen. Die meisten sind sehr freundlich und hilfsbereit. Ein Nachteil sind die sehr hohen Lebenshaltungskosten, daher sollte vorher auf jeden Fall die Finanzierbarkeit vollständig durchdacht werden. Vor allem auch, weil Praktika und Abschlussarbeiten in Kanada meistens nicht bezahlt werden. Schlussendlich kann ich jedem nur empfehlen im Laufe des Studiums einen Auslandsaufenthalt zu absolvieren. Die persönlichen und fachlichen Erfahrungen, die man bei einem solchen Aufenthalt sammelt, sind einfach unersetzbar und meiner Meinung nach extrem wichtig für das spätere Berufsleben.