Lorenz Peiffer Sport im Nationalsozialismus Zum aktuellen Stand der sporthistorischen Forschung Eine kommentierte Bibliografie VERLAG DIE WERKSTATT
Inhaltsverzeichnis 3 Abkürzungsverzeichnis 6 Vorwort 7 I. Zum aktuellen Stand der sporthistorischen Forschung 1 Vorbemerkung 9 2 Anmerkungen zum Forschungsstand 11 3 Ausblick 20 II. Bibliografie 1 Die Selbstdarstellung der Generation 1890-1910 in der wissenschaftlichen 23 Literatur 2 Die politisch-ideologische Diskussion in der Sportgeschichtsschreibung 24 der 50er und 60er Jahre 3 Wissenschaftliche Überblicksdarstellungen und Dokumentationen 25 Beiträge in Lexika und Enzyklopädien 4 Autobiografische Darstellungen 26 5 Kritische biografische Beiträge aus der Wissenschaft 27 6 Methodologie 32 7 Nationalsozialistische Sporttheorie 34 8 Sport in Schule und Hochschule 37 8.1 Staatliche Organisationen 37 8.2 Sportunterricht und außerschulischer Sport 37 8.3 Hochschulsport 39 8.4 Sportlehrerausbildung 40 8.5 NSDAP-Schulen 41 8.6 Sportwissenschaft 42 9 Vereins- und Verbandssport 42 9.1 Staatliche Organisation und Verwaltung 42 9.2 Vom Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen (DRA) zum Nationalsozialistischen Reichbund für Leibesübungen (NSRL) 42 9.2.1 Die bürgerlichen Turn- und Sportverbände 42 9.2.2 Die auslandsdeutschen Turnverbände / Turnen und Sport in 47
4 Lorenz Peiffer Österreich nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland 9.2.3 Internationale Sportbeziehungen 48 9.3 Sportliche Großveranstaltungen 50 9.3.1 Deutsches Turnfest Stuttgart 1933 50 9.3.2 Olympische Spiele Berlin 1936 52 9.3.3 Deutsches Turn- und Sportfest Breslau 1938 57 9.3.4 NS-Kampfspiele 57 9.3.5 Großdeutsches Olympia 58 9.4 Arbeitersport 58 9.5 Jüdischer Sport 61 9.5.1 Biografische Beiträge 61 9.5.2 Organisation des jüdischen Sports 63 9.5.3 Ausschluss jüdischer Sportlerinnen und Sportler aus der deutschen 66 Turn- und Sportbewegung 9.5.4 Sport und Spiel im Schatten des Holocaust 66 9.6 Konfessioneller Sport 67 10 Sport in den Organisationen der NSDAP 67 10.1 Hitler-Jugend (HJ) 67 10.2 Bund deutscher Mädel (BdM) 67 10.3 SA 67 10.4 SS 68 10.5 Nationalsozialistisches Kraftfahrer Korps (NSKK) 68 10.6 Nationalsozialistisches Flieger Korps (NSFK) 68 10.7 Deutsche Arbeitsfront (DAF) 68 11 Sport bei den Trägern der vollziehenden Gewalt 68 11.1 Wehrmacht 68 11.2 Schutz-, Kriminal- und Geheimpolizei 68 12 Sport bei den Reichsbehörden 69 12.1 Freiwilliger Arbeitsdienst (FAD) und Reichs-Arbeitsdienst 69 (RAD) 12.2 Post- und Bahnbetriebssport 69 13 Wehrsport 69 14 Sport in den Medien 69 15 Nationalsozialistische Sportstättenkonzeption 71
16 Regionale und lokale Studien 72 16.1 Sportverwaltung 72 16.2. Vereins- und Verbandssport 72 16.3 Schulsport 78 16.4. Sportstätten 79 17 Spezielle Fragestellungen u.a. Tanz im Nationalsozialismus 79 18 Entnazifizierung und Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit 79 5
1. Vorbemerkungen In der sportgeschichtlichen Forschung zum Nationalsozialismus sind in den letzten zehn Jahren über 300 neue Publikationen zu verzeichnen, die in dieser Bibliografie thematisch zusammengestellt wurden. Durch die thematische Zuordnung der einzelnen Titel werden auf den ersten Blick Forschungsschwerpunkte, aber auch weiße Flecken deutlich. Die Gliederung orientiert sich dabei im Grundsatz an dem Aufbau der Bibliografie aus dem Jahre 1990 (PEIFFER/SPITZER). Dadurch wird eine Zuordnung der Neuerscheinungen zu den bisherigen Veröffentlichungen in den einzelnen Sachthemen möglich. Ergänzt wurde die Systematik um den Aspekt Sportwissenschaft (8.6), der Aspekt Die auslandsdeutschen Turnverbände wurde erweitert um den Zusatz Turnen und Sport in Österreich nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland (9.2.2). 1 Der Aspekt Sportberichterstattung (14) wurde umbenannt in Sport in den Medien. Insbesondere die immer wieder aufflammenden Diskussionen um die Olympia-Filme 1936 von L. Riefenstahl sind unter diesem Punkt erfasst. 9 1. Die Selbstdarstellung der Generation 1890-1910 in der wissenschaftlichen Literatur 2. Die politisch-ideologische Diskussion in der Sportgeschichtsschreibung der 50er und 60er Jahre 3. Wissenschaftliche Überblicksdarstellungen und Dokumentationen Beiträge in Lexika und Enzyklopädien 4. Autobiografische Darstellungen 5. Kritische biografische Beiträge aus der Wissenschaft 6. Methodologie 7. Nationalsozialistische Sporttheorie 8. Sport in Schule und Hochschule 8.1. Staatliche Organisationen 8.2. Sportunterricht und außerschulischer Sport 8.3. Hochschulsport 8.4. Sportlehrerausbildung 1 Ein Dank gilt an dieser Stelle meinem Wiener Kollegen Dr. Rudolf Müllner, der mich auf die Neuerscheinungen aufmerksam gemacht hat, die die Entwicklung des Sports in Österreich nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland zum Thema haben.
10 Lorenz Peiffer 8.5. NSDAP-Schulen 8.6. Sportwissenschaft 9. Vereins- und Verbandssport 9.1. Staatliche Organisation und Verwaltung 9.2. Vom Deutschen Reichsausschuß für Leibesübungen (DRA) zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) 9.2.1. Die bürgerlichen Turn- und Sportverbände 9.2.2. Die auslandsdeutschen Turnverbände / Turnen und Sport in Österreich nach dem Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland 9.2.3. Internationale Sportbeziehungen 9.3. Sportliche Großveranstaltungen 9.3.1. Deutsches Turnfest Stuttgart 1933 9.3.2. Olympische Spiele Berlin 1936 9.3.3. Deutsches Turn- und Sportfest Breslau 1938 9.3.4. NS-Kampfspiele 9.3.5. Großdeutsches Olympia 9.4. Arbeitersport 9.5. Jüdischer Sport 9.5.1. Biografische Beiträge 9.5.2. Organisation des jüdischen Sports 9.5.3. Ausschluss jüdischer Sportlerinnen und Sportler aus der deutschen Turn- und Sportbewegung 9.5.4. Sport und Spiel im Schatten des Holocaust 9.6. Konfessioneller Sport 10. Sport in Organisationen der NSDAP 10.1. Hitler-Jugend (HJ) 10.2. Bund deutscher Mädel (BdM) 10.3. SA 10.4. SS 10.5. Nationalsozialistisches Kraftfahrer Korps (NSKK) 10.6. Nationalsozialistisches Flieger-Korps (NSFK) 10.7. Deutsche Arbeitsfront (DAF) 11. Sport bei den Trägern der vollziehenden Gewalt
Zum aktuellen Stand der sporthistorischen Forschung 11 11.1. Wehrmacht 11.2. Schutz-, Kriminal- und Geheimpolizei 12. Sport bei den Reichsbehörden 12.1. Freiwilliger Arbeitsdienst (FAD) und Reichsarbeitsdienst (RAD) 12.2. Post- und Bahnbetriebssport 13. Wehrsport 14. Sport in den Medien 15. Nationalsozialistische Sportstättenkonzeption 16. Regionale und lokale Studien zur Alltagsgeschichte 16.1. Sportverwaltung 16.2. Vereins- und Verbandssport 16.3. Schulsport 16.4. Sportstätten 17. Spezielle Fragestellungen u.a. Tanz im Nationalsozialismus 17. Entnazifizierung und Bewältigung der nationalsozialistischen Vergangenheit Die bibliografischen Daten der gemeinsamen Bibliografie (vgl. PEIF- FER/SPITZER 1990) sind unter den jeweiligen Gliederungspunkten vorangestellt. Die Neuerscheinungen seit 1990 - sowie auch Ergänzungen älterer Publikationen folgen sichtbar getrennt wiederum in alphabetischer Reihenfolge. 2. Anmerkungen zum Forschungsstand Das lange Zeit für gültig gehaltene Bild von Verführung und Gewalt als die beiden zentralen Kategorien, die das Verhalten des Regimes gegenüber der deutschen Bevölkerung kennzeichnen, ist nicht haltbar. 2 Der Machteroberungsprozess der Nationalsozialisten ist in den ersten Wochen und Monaten nach dem 30. Januar 1933 nicht von einer kleinen politischen Elite gesteuert und durchgeführt worden, sondern war getragen von einer breiten Massenloyalität in der deutschen Bevölkerung und den verschiedenen gesellschaftlichen Organisationen. Auch ist in der Fachwissenschaft unum- 2 HERBERT, U. (Hrsg.): Nationalsozialistische Vernichtungspolitik. 1939-1945. Neue Forschungen und Kontroversen. Frankfurt/M. 1998, 38.
12 Lorenz Peiffer stritten, dass die Massenloyalität, in welcher die überwältigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung dem NS-Regime nahezu bis zu dessen völligen Zusammenbruch gegenüberstand, keineswegs erzwungen war. 3 An diesem politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozess waren auch und insbesondere nichtstaatliche und parteiungebundene Organisationen wie die deutsche Turn- und Sportbewegung aktiv beteiligt. Diese Erkenntnisse der zeithistorischen Forschung über den Konstituierungsprozess des NS- Regimes und die Rolle gesellschaftlicher Organisationen in diesem Prozess sind auch in der sporthistorischen Forschung rezipiert worden. In jüngeren Arbeiten wird nicht mehr die Frage nach der Instrumentalisierung der Turnund Sportbewegung durch die Nazis gestellt, zumal diese Sichtweise und Fragestellung automatisch die Opferrolle der Verbände impliziert und thematisiert. Vielmehr steht die Frage nach der Rolle der Turn- und Sportverbände als Handelnde im Machteroberungsprozess der Nationalsozialisten und der kumulativen Radikalisierung 4 im Jahre 1933 im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Unter dieser Perspektive erscheinen die politischen Maßnahmen der Gremien der deutschen Turn- und Sportbewegung in den ersten Wochen und Monaten nach dem 30. Januar 1933 in einem anderen Licht. Der ausdrückliche Hinweis des Vorstands der Deutschen Turnerschaft (DT) vom 23. März 1933, dass das Tragen von Uniformen der SA., SS. oder des Stahlhelms bei Versammlungen oder Veranstaltungen der Vereine der DT (...) selbstverständlich gestattet 5 sei, zeigt, dass die DT als größter Sportverband keineswegs in kritischer Distanz stand zu dem rassistisch und politisch begründeten Terror der nationalsozialistischen Parteiorganisationen, der in aller Öffentlichkeit stattfand. Mit dem öffentlichen Zurschautragen der Uniformen der Parteiorganisationen wurde die Verbundenheit der Turnbewegung mit dem Terror- und Propagandainstrument der Partei 6 dokumentiert. Die Führung der DT dokumentierte mit dieser Maßnahme ihre Solidarität mit der NS-Terrororganisation und damit auch mit den Terrorakten der SA u.a. auch gegen die roten Turnbrüder und -schwestern der Arbeitersportbewegung. Mit der Aufforderung an die eigenen Vereinsmitglieder, die Parteiuniform auch bei Aktivitäten der Turnbewegung zu tragen, sprach sie den uniformierten Mitgliedern ihre Anerkennung auch für ihre Terrorakte gegen (sport)politische Gegner und gegen Juden aus. Von dieser 3 SYRING, E.: Das nationalsozialistische Deutschland. 1933-1945. Bonn 1997, 10. 4 MOMMSEN, H.: Der Nationalsozialismus: Kumulative Radikalisierung und Selbstzerstörung des Regimes. In: Meyers Enzyklopädisches Lexikon 16 (1976), 785-790. 5 Deutsche Turn-Zeitung 78 (1933) 13, 230. 6 LONGERICH, P.: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. München 1989, 7.
Zum aktuellen Stand der sporthistorischen Forschung 13 Solidaritätsbekundung war es nur noch ein kurzer Weg zu dem Angebot der Turnbewegung an die Nationalsozialisten, den Vormarsch ins Dritte Reich (...) Schulter an Schulter mit SA. und Stahlhelm 7 anzutreten. Mit dem darüber hinaus freiwillig verordneten Ausschluss der jüdischen Mitglieder aus den Reihen der deutschen Turnvereine, der aktiven Beteiligung an der von den Nazis organisierten Massenkundgebungen am 1. Mai sowie den Bücherverbrennungen brachte sich die DT als aktives Element in den politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozess ein. Die Rolle der DT wie auch anderer Sportverbände als konstitutiver Faktor des NS-Machteroberungsprozesses wird in den neueren Veröffentlichungen von DWERTMANN (<5> 8 2001), HEINRICH 9 (<5> 1996; <9.2.1> 2000) und PEIFFER (<9.2.1> 1999) sowie für Österreich von WEBER (<9.2.2> 1995ff.) herausgearbeitet. Eine fundierte, differenzierte und alle Facetten der Entwicklung des Sports in der Zeit des Nationalsozialismus umfassenden Überblicksdarstellung steht dagegen nach wie vor aus. In Anbetracht der Fülle an Einzelaspekten sowie der bereits vorliegenden Einzeluntersuchungen bleibt zu fragen, ob ein solches Vorhaben überhaupt noch in Einzelarbeit zu leisten ist. Vielleicht können die von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen Sammelbände 10 über die Weimar Republik und die Nationalsozialistische Diktatur bzw. die Enzyklopädie des Nationalsozialismus 11 als Anregung und Beispiel für ein entsprechendes Projekt in der sporthistorischen Forschung dienen. Wenn man die über 300 Beiträge zum Sport im Nationalsozialismus aus den letzten dreizehn Jahren ordnet, kristallisieren sich mehrere thematische Schwerpunkte heraus. Im Vergleich zu der bibliografischen Erhebung aus dem Jahre 1990 haben die biografischen Forschungen, Untersuchungen 7 Brief Neuendorffs an Hitler vom 16. Mai 1933. In: Deutsche Turn-Zeitung 78 (1933) 23, 429. 8 Diese Zahlenangabe weist auf den entsprechenden Gliederungspunkt der Bibliografie hin. 9 Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) verweigert nach wie vor für zeithistorische Forschungen den unbehinderten Zugang zu seinem Archiv. Auf öffentlichen Druck hat der DFB vor einigen Monaten einen Forschungsauftrag an den Mainzer Historiker Havemann vergeben, die Tätigkeit des DFB in den Jahren zwischen 1933 und 1945 aufzuarbeiten (vgl. Frankfurter Rundschau vom 08.12.2000 sowie EGGERS <18> 2003). 10 BRACHER, K.D./FUNKE, M./JACOBSEN, H.-A. (Hrsg.): Die Weimarer Republik 1918-1933. Politik-Wirtschaft-Gesellschaft. 3. Aufl. Bonn 1998; BRACHER, K.D./FUNKE, M./JACOBSEN, H.-A. (Hrsg.): Nationalsozialistische Diktatur 1933-1945. Neue Studien zur nationalsozialistischen Herrschaft. 2. Aufl. Bonn 1993. 11 BENZ, W./GRAML, H./WEIß, H. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Stuttgart und München 1997