Influenza nicht unterschätzen

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Transkript:

Influenza nicht unterschätzen Im Sauenstall ist die Impfung gegen Influenza immer anzuraten. Sie kann sich aber auch in der Mast lohnen. Das Influenza-Virus spielt nicht nur bei Atemwegserkrankungen der Schweine eine Rolle, sondern kann bei Sauen auch zu erheblichen Fruchtbarkeitsproblemen führen. Die beste Vorbeuge ist immer noch die Impfung, sagt Dr. Franz Lappe, Fachtierarzt für Schweine aus Geseke. Bei der Vielzahl an Impfstoffen, die in der Schweineproduktion zum Einsatz kommen, stellt sich immer wieder die Frage nach der betriebsindividuellen Empfehlung. Dabei kommen Impfstoffe zum Einsatz, die es ermöglichen, schwerwiegende wiederkehrende Bestandserkrankungen (z. B. PRRS, Glässer, Mykoplasmen) zu lindern oder gar zu beseitigen. Andererseits werden Impfungen programmgemäß eingesetzt, um folgenschwere Krankheitseinbrüche zu verhindern (z. B. Parvo- und Rotlaufinfektionen). Die Influenza- Impfung gehört sicher zur letztgenannten Gruppe. Während sich problemorientierte Impfungen zumindest vorübergehend etablieren lassen, ist es mit der Influenza-Impfung wie mit einer Risikoversicherung. Im Rahmen der Risikoabwägung fällt sie gerade bei dem gegenwärtigen Preisdruck in der Schweineproduktion, aber auch nicht zuletzt aus Unkenntnis, schnell unter den Tisch. Wie hoch ist die Infektionsgefahr? Welche Schäden sind zu erwarten? Was leisten Impfstoffe und welche Tiergruppen sollten geimpft werden? Wie verträglich ist die Impfung? Im Folgenden sollen diese von Praktikern immer wieder gestellten Fragen näher beleuchtet und aktuelle Tendenzen in der Impfstoffentwicklung dargestellt werden. Derzeit drei Subtypen Influenza führt zu entzündlichen Veränderungen des Lungengerüsts. Das Influenza-Virus des Schweins ist ein Typ-A-Virus. Typ-A-Viren kommen auch bei Vögeln und Menschen vor. Das Schwein gilt als idealer Wirt für die Bildung von neuen Virusstämmen, die unter Umständen auch auf den Menschen übertragen werden können (Zoonosecharakter). Die wohl schlimmsten Fotos: nagelvet (3), Lappe (1), Bräunig (2) Auswirkungen durch ein Schweine-Influenza-Virus wurden 1918 dokumentiert. In Form einer Pandemie kostete die Spanische Grippe weltweit etwa 20 bis 40 Millionen Menschen das Leben. Beim Schwein kommen derzeit drei Subtypen des Influenza-A-Virus vor. Dies sind H1N1, H3N2 und seit geraumer Zeit zunehmend H1N2. Zwar sind diese Stämme für den Menschen weniger gefährlich. Jedoch können diese Viren im Schwein auf Influenza- Stämme des Menschen oder von Geflügel treffen, woraus sich gefährliche Neukombinationen für den Menschen oder das Schwein entwickeln können. Dass sich diese Situation in der Vergangenheit gemessen an dem Vorkommen der Schweine-Influenza kaum ergeben hat, liegt sicher nicht zuletzt am üblicherweise raschen Krankheitsverlauf, wodurch die Virusvermehrung und -ausscheidung auf etwa sieben Tage begrenzt bleibt. Die Einteilung der Subtypen orientiert sich an den Oberflächenantigenen Haemagglutinin (H) und Neuraminidase (N). Den Subtypen untergeordnet sind die Virusstämme. Die vollständige Bezeichnung eines Virus kann lauten: A/Swine/Bakum/1832/2000/(H1N2). Hierbei handelt es sich um ein Schweine-Influenza-Virus vom Typ A und Subtyp H1N2. Es wurde 2000 in Bakum isoliert und trägt die Stamm- oder Labor- Nr. 1832. Die Bezeichnung der Subtypen lässt Aussagen über die Wirksamkeit handelsüblicher Vakzinen zu, da zwischen den Subtypen kein ausreichender Kreuzschutz besteht. Impfstoffe für Schweine beinhalten derzeit die Subtypen H1N1 und H3N2. Der Subtyp H1N2 ist bislang in keinem verfügbaren Impfstoff enthalten. So sieht die Lunge aus, wenn Mykoplasmen hinzukommen. 40

Wie erfolgt die Krankheitsübertragung? Über das Nasensekret infizierter Tiere wird der Erreger als Tröpfcheninfektion ausgeschieden. Eine Übertragung geschieht sicher über direkten Nasenkontakt, ist aber auch bei entsprechenden Windgeschwindigkeiten, ausreichender Erregerkonzentration sowie kühler und feuchter Witterung über weite Strecken (mehrere Kilometer) möglich. Schon zwei Stunden nach der Infektion ist der Erreger in den Zellen der Bronchialschleimhaut nachweisbar. Etwa fünf Tage nach Beginn der Infektion erreicht die Viruskonzentration ihr Maximum. Die Übertragungsgefahr innerhalb und außerhalb des Bestands ist nun am höchsten. Auf diese Symptome achten Die typischen klinischen Erscheinungen im Mastbestand sind gekennzeichnet durch hohes Fieber (41 bis 42 C), sowie erhebliche Störungen des Allgemeinbefindens mit Futterverweigerung, trockenem Husten und pumpender Atmung (verstärkte Bauchatmung). Die Tiere liegen in Bauch-Brust-Lage oder nehmen eine hundesitzige Haltung ein. Nach etwa drei Tagen bessert sich der Allgemeinzustand allmählich, sofern keine bakteriellen Sekundärinfektionen ausgelöst werden, was jedoch regelmäßig der Fall ist. Sauen können latent (im Verborgenen) eine Infektion durchleben, die klinisch nicht wahrgenommen wird. Sofern keine Immunität besteht (ausbleibende Impfung oder keine vorausgegangene Influenza-Infektion mit kreuz-reagierendem Stamm), können die Auswirkungen bei den Sauen erheblich sein. Fieber, Fressunlust, Husten und Atemnot sind nicht selten begleitet von Aborten, Milchmangel und einer Le-» «Die Influenza-Impfung ist günstiger als eine Tierversicherung und sollte angesichts drohender Schäden Standardimpfung bei Sauen sein.

Antikörpergehalte ohne Impfung der Sauen* Antikörpergehalte bei Impfung in der Frühträchtigkeit* 2 5 394 398 583584 976 18711872 1874 18761877 *Antikörpergehalte vier Wochen alter Ferkel ungeimpfter Sauen 1880 1883 3,5 3,0 2,5 113 114 117 160 253 291 297 5322 5388 *Antikörpergehalte vier Wochen alter Ferkel bei Influenza-Impfung der Sauen zwischen dem 1. und dem 38. Trächtigkeitstag bensschwäche bei den neugeborenen Ferkeln. Verheerend wirken sich Mischinfektionen mit dem PRRS-Virus aus, bei denen die Fruchtbarkeitsprobleme (Aborte, lebensschwache Ferkel, Umrauschen) in sehr deutlicher Ausprägung auftreten. Aber auch bakterielle Infektionen (z. B. durch Streptokokken) können als Folge einer Influenza-Erkrankung Gelenk- und Hirnhauterkrankungen auslösen. Das Gleiche betrifft alle im Atemwegskomplex der Schweine beteiligten Keime, wobei das Influenza- Virus eine Hauptrolle spielt. Die akute Verlaufsform der Influenza, so schlimm sie auch sein mag, limitiert sich letztlich selbst und ist oft nach 10 bis 14 Tagen überstanden (je heftiger, desto kürzer). Ab und an treten auch chronische Verlaufsformen auf, bei denen die Übertragung langsam stattfindet. Typisch ist, dass selbst Schweine innerhalb einer Bucht nach und nach erkranken. Durch das weitere Aufstallen neuer Tiere in den Betrieb wird die Infektkette weiter unterhalten. Bis zum Erlöschen der Erkrankung vergehen Wochen bis Monate. Zur Diagnostik: Wie bei allen Virusinfektionen ist das Lungenbild zunächst Typische Symptome sind Fieber und trockener Husten. durch entzündliche Veränderungen an den elastischen Fasern des Lungengerüsts (Interstitium) gekennzeichnet. Hierdurch wird die Elastizität der Lunge herabgesetzt, weshalb die Tiere verstärkt ihre Bauchatmung einsetzen, um die Luft aktiv aus der Lunge herauszupressen. Oft verändern sich sekundär durch bakterielle Erreger weitere Bereiche des Lungengewebes. Für die Erregerdiagnostik bietet sich der direkte Virusnachweis über die Anzüchtung in embryonierten Hühnereiern an, was aber zeitaufwändig (ca. sechs Wochen) ist. Schneller ist die Bestimmung von Virus-Genom mittels PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion). Als Probenmaterial eignen sich Lungengewebe verendeter Tiere und Nasentupfer akut erkrankter Tiere. Dabei dürfen die Tiere bei der Probenentnahme bereits antibiotisch vorbehandelt sein. Können die Tupferproben nicht am selben Tag versandt werden, so lassen sie sich zum Beispiel über das Wochenende tiefgefrieren. Ein indirekter Nachweis ist über die Bestimmung von Antikörpern im Blut möglich. Es sollten bei Erkrankungsbeginn und etwa 10 bis 14 Tage später gepaarte Proben von denselben Tieren entnommen werden, um durch Titerveränderungen die Infektion zweifelsfrei nachweisen zu können. Vorbeuge durch Impfen Zur Therapie kommen fiebersenkende und entzündungshemmende Präparate sowohl zur oralen als auch zur intramuskulären Gabe zum Einsatz. Um die Folgen bakterieller Sekundärinfektionen zu mildern, werden Antibiotika nach Resistenzlage verabreicht. Medikamente, die die Virusvermehrung hemmen, stehen in der Veterinärmedizin (im Gegensatz zur Humanmedizin) nicht zur Verfügung. Zur Influenza-Prophylaxe werden von verschiedenen Herstellern Impfstoffe angeboten, die zwei der gängigen Subtypen beinhalten (H1N1 und H3N2). Dabei werden zum Teil sehr alte Stämme verwendet, die einen immer kleiner So viel kostet ein Influenza-Einbruch in Ferkelerzeugung 200 Sauen 11 Aborte (je Abort ca. 300 ) 3300 3 verendete Sauen (je Sau ca. 500 ) 1500 Saugferkelverluste 12 250 Umrauscher 2200 Tiergesundheitskosten 1900 Gesamt 21 150 Ferkelaufzucht 780 Ferkel Verluste 5300 verschlechterte Futterverwertung 800 Tiergesundheitskosten 600 entgangene DkfL* der fehlenden Ferkel 3900 Gesamt 10 600 Schweinemast 1600 Mastschweine Verluste 1400 verschlechterte Futterverwertung 1000 verringerte Tageszunahmen/ verlängerte Stallbelegung 1600 Tiergesundheitskosten 1500 entgangene DkfL* der fehlenden Mastschweine 15 000 Gesamt 20 500 *DkfL: Direktkostenfreie Leistungen; (Quelle: Boehringer Ingelheim: Impfen, wachsen, profitieren die wirtschaftlichen Auswirkungen von Leistungsminderungen ) 42

Antikörpergehalte bei Impfung in der Hochträchtigkeit* 3,0 2,5 4 396 397 399 580 581 1870 werdenden Teil der Influenza-Viren beim Schwein abwehren. Es gilt die Regel wie in der Humanmedizin: Je aktueller die Stämme, desto besser ist die Wirksamkeit des Impfstoffs. Allerdings gibt es für das Schwein eine gewisse Einschränkung. Vermutlich kann das Influenza-Virus aufgrund der relativ kurzen Lebenszeit des Schweins sein Potenzial, sich zu wandeln, nicht voll ausschöpfen. Somit bleiben Influenza- Impfstoffe für das Schwein länger aktuell als für den Menschen, für den sich bis zu einmal jährlich die Impfstoff-Zusammensetzung ändert. Üblicherweise kommt der Impfstoff in Sauenbeständen zum Einsatz. Die Impfung kann bestandsweise oder auch reproduktionsorientiert erfolgen. Bei der 1873 1875 1878 1879 1881 1882 *Antikörpergehalte vier Wochen alter Ferkel bei reproduktionsorientierter Influenza-Impfung der Sauen zwei Wochen vor dem Abferkeln (Auffrischung). Impfung in der Hochträchtigkeit (etwa drei Wochen vor dem Abferkeln) werden neben der Muttersau auch die Nachkommen über maximale kolostrale Antikörper für bis zu 8 bis 13 Wochen geschützt (siehe nebenstehende Abbildung). Durch die relativ feste Bindung von Plazenta und Gebärmutter in dieser Phase ist die Abortgefahr nach eigenen Erfahrungen geringer als in der Frühträchtigkeit (insbesondere in der Einnistungsphase). Allerdings kann jede Impfung das Immunsystem derart anregen, dass der Fetus plötzlich als fremd (väterliches Antigen) erkannt wird und der Abort eingeleitet wird. Die beiden Abbildungen auf Seite 42 zeigen die Antikörpergehalte von Ferkeln ohne Impfung der Sauen sowie bei der Impfung in der Frühträchtigkeit. Zwar handelt es sich nur um einen Totimpfstoff, der naturgemäß verträglicher als eine Lebendvakzine sein müsste, dennoch werden in den Der Lungencheck am Schlachthof gibt wichtige Hinweise. herkömmlichen Influenza-Impfstoffen Mineralöle als Adjuvanzien verwendet, die als Seiteneffekt ihrer immunstimulierenden Wirkung auch das Allgemeinbefinden der geimpften Schweine beeinträchtigen können. Daher zeigen Tiere kurz nach der Impfung häufig über einen Tag lang eine höhere Temperatur sowie eine reduzierte Futteraufnahme. In einzelnen Beständen wurden allerdings auch Aborte unmittelbar nach der Impfung beobachtet. Eine Erklärung dafür gibt es noch nicht. Möglicherweise ist die durch Mineralöle bedingte, kurzzeitige hohe Fieberinduktion die Ursache. Grundsätzlich sollte aber, wie auch bei jeder anderen Impfung, auf eine angemessene Impfhygiene geachtet werden (Kühlkette einhalten, angebrochene Impfstoffe alsbald verbrauchen, Kanülen häufiger wechseln). Durch bakterielle Verunreinigungen wird nicht nur die Wirksamkeit der Impfstoffe aufs Spiel gesetzt, sondern es werden auch 43

unerwünschte lokale und systemische Reaktionen (z. B. Abort) ausgelöst. Die Impfung in der Mast bleibt eher der Ausnahmefall. Dennoch gibt es Regionen mit zeitweilig erhöhtem Vorkommen von Influenza-Infektionen beim Schwein. Vier bis fünf Erkrankungen pro Jahr konnten bereits in einzelnen Mastbeständen mit akuten Verläufen nachgewiesen werden. Folgen der Influenza waren schwer therapierbare bakterielle Infektionen mit zum Teil verlustreichen Erkrankungen in der Endmast (z. B. APP). In solchen Beständen kann sich die regelmäßige Impfung bei Tieren ab der 9. Lebenswoche (Dauer maternaler Antikörper) rechnen. Eine Kosten-Nutzen-Rechnung sollte auf der Grundlage einer gründlichen Diagnostik erfolgen und gegebenenfalls zur Impfentscheidung führen. Bezüglich der Tageszunahmen und der Futterverwertung wirken sich Influenza-Einbrüche in der Mittelmast besonders folgenschwer aus, da hier das Leistungspotenzial am größten ist und sich Wachstumsverluste später nicht mehr einholen lassen. Neuer Impfstoff im Test Derzeit befindet sich ein neuer Influenza-Impfstoff (IDT Biologika GmbH) in der Endphase der Entwicklung. Die Feldversuche sind weitestgehend abgeschlossen. In einzelnen Testbetrieben wird der Impfstoff mit einer Sondergenehmigung ( 17c Tierseuchengesetz) bereits eingesetzt. In dem Impfstoff sind aktuelle Stämme vertreten, wobei erstmalig auch der Subtyp H1N2 berücksichtigt wird. Außerdem wurde ein für die Tiere besser verträgliches Adjuvans eingesetzt und auch der Virusgehalt (vor Inaktivierung) des Impfstoffs im Vergleich zum Vorgängerpräparat um mehr als das Hundertfache erhöht. Dies bewirkt eine ausgeprägte Serokonversion (Bildung von Antikörpern) und damit 14,0 kg verbunden eine 1 bessere Schutzwirkung nach der 8,0 1 Impfung, wie Versuche an mehr als 4,0 6,0 500 Schweinen belegen. Geimpfte Tiere zeigten im - Vergleich zu ungeimpften signifi- -4,0 kant geringere klinische Symptome, eine deutlich geringere Viruslast der Lungen und eine bessere Lebendmasseentwicklung (siehe Grafik Geimpfte Schweine wachsen schneller ). Nach eigenen Anwendungserfahrungen kann eine ausgezeichnete Verträglichkeit der neuen Vakzine festgestellt werden. Der Impfstoff wurde an Sauen in allen Trächtigkeitsstadien (Bestandsimpfung) sowie reproduktionsorientiert in der Hochträchtigkeit verabreicht. Nebenwirkungen wie Fressunlust und Fieber ließen sich im Zusammenhang mit der Impfung nicht beobachten. Auch in der Mast wurde die Impfung breitflächig über einen Zeitraum von mehreren Monaten in einem Influenza- Problembetrieb eingesetzt. Dabei gab es keinerlei Beeinträchtigungen des Allgemeinbefindens oder der Futteraufnahme. In diesem Betrieb wurden fast jährlich vier bis fünf Influenza-Einbrüche festgestellt. Diese zogen langwierige, schwer behandelbare bakterielle Mischinfektionen nach sich, die zu teils erheblichen Wachstums- und Totalverlusten führten. Während der Impfphase traten keinerlei Atemwegsprobleme im Bestand auf. Erst nach Been- Die Impfung der Sauen kann bestandsweise oder reproduktionsorientiert erfolgen. Geimpfte Schweine wachsen schneller* digung der Impfphase konnte bei 80 kg schweren (nicht geimpften) Tieren erneut eine Influenza-Infektion nachgewiesen werden. In einem anderen Testbetrieb (Ferkelerzeugung mit 150 Sauen), in dessen Radius von etwa 6 km kein benachbarter Schweine haltender Betrieb vorzufinden war, V d-4 - d0 d0 - d4 d4 - d8 d0 - d8 d-4 - d8 wurde zunächst nach Risikoabwägung von einer Influenza-Impfung abgesehen. Dieses erwies sich leider als Fehler. Im vergangenen Jahr gelang während einer Erkrankung im Sauenbestand der Virusnachweis. Zunächst wurden die Sauen mit einer handelsüblichen Vakzine um den 30. Trächtigkeitstag (nach positivem Trächtigkeitsbefund) gegen Influenza geimpft. Je Durchgang resorbierten etwa 8 von 25 tragenden Sauen ihre Früchte. Die Impfung wurde deshalb nach zwei Durchgängen eingestellt. Anschließend kam der neu entwickelte Impfstoff zum Einsatz. Es wurden nun hochtragende Sauen gruppenweise geimpft. In der Folge gab es keinerlei Reproduktionsstörungen mehr. Fazit Zeitspanne Kontrolle * Wirtschaftlichkeit anhand der Lebendmassezunahmen im Vergleich geimpfter und ungeimpfter Schweine nach experimenteller Influenza-Virusinfektion: Beeinträchtigung der Lebendmassezunahmen bei ungeimpften Schweinen (d0 = Tag der Infektion); V = vakziniert Die Influenza-Impfung ist günstiger als eine Tierversicherung und sollte angesichts drohender Schäden als Standardimpfung bei den Sauen etabliert sein. Welche wirtschaftlichen Einbußen ein Influenza-Einbruch verursachen kann, zeigt die Tabelle auf Seite 42. In der Mast muss eine Kosten-Nutzen- Analyse zur Impfentscheidung beitragen. Für Risikobetriebe, in denen im Jahresverlauf wiederholt Influenza-Einbrüche festgestellt wurden, mag sich die Läuferimpfung rechnen. Bei Verdachtsmomenten sollten umgehend Nasentupfeproben zur Untersuchung versandt werden, um die Dunkelziffer der Influenza-Infektionen aufzudecken. Mit dem zu erwartenden neuen Impfstoff wird eine hohe Aktualität der Stämme mit einer guten Verträglichkeit kombiniert. Nach den bisherigen Erfahrungen in Testbetrieben lässt sich damit wirksam gegen das Influenza-Virus in Schweinebeständen vorgehen. (br) Quelle: R. Dürrwald 44