3. Modelle und Konzepte der Erwachsenenbildung 3.1 Religiöse EB als Dienst an der Menschwerdung (A. Exeler) 3.2 Erwachsenenbildung als lebenslanges Christsein Lernen 3.3 Erwachsenenbildung als Wellness der Seele: Die heilende Kraft der EB 3.4 EB als Aufbau von Solidarität 3.5 EB als Laboratorium des Glaubens und als Sprachschule der Freiheit (Ernst Lange 1997-74) 3.6 EB nach Auschwitz (anamnetisches Lernen) 3.7 EB als kulturelle Diakonie 1
3.1 Erwachsenenbildung als Dienst an der Menschwerdung Religiöse Erziehung als Hilfe zur Menschwerdung. (Mü 1982) Das Projekt geht zurück auf Adolf Exeler (1926-1983) Keine ideologische Verzweckung des Lernens, sondern der Mensch und seine Entfaltung sind Zentrum und Ziel der EB Es geht um eine dialogisch subjektorientierte Bildung, in deren Prozesse sich die Person ganz einbringen soll Der Glaubenssinn, die Lebenskompetenz, die Charismen sollen zum Zuge kommen, bewusst werden und für die Gemeinschaft fruchtbar werden Erwachsenenbildung steht ganz im Dienst von Personen Literatur: Erich Feifel, Adolf Exeler (1926-1983), in: Klassiker der Religionspädagogik, hg. von H. Schroer, Frankfurt 1989, 291-303. 2
3.2 Erwachsenenbildung als lebenslanges Christsein- Lernen Bei dieser Konzeption steht der Lernbegriff im Zentrum Lernen ist heute eine lebenslange Aufgabe von der Wiege bis zur Bahre. Die sich schnell ändernde Welt mit stets steigenden beruflichen Anforderungen verlangt lebensbegleitendes Lernen. Mit Schule, Berufslehre und Unistudium ist Lernen nicht zu Ende; vielmehr sind Weiterbildung, und Fortbildung lebenslang nötig. Lernen heißt, Informationen und Wahrnehmungen kreativ zu verarbeiten, um sich besser zu adaptieren. Dies setzt eine Korrektur der Vorstellungen und Verhaltensmuster voraus. Beim Lernen spielen Begegnung und Sprache große Rollen. In diese Lernaufgabe verwoben ist das Projekt des christlichen Lebens, das stets im Prozess ist! 3
3.2 Erwachsenenbildung als lebenslanges Christsein- Lernen Worin besteht der Prozess des Christwerdens? Ist mit der Taufe alles abgeschlossen? Welche Entwicklungen gibt es? Es gibt im Glauben ein Wachstum (1 Kor 13,8-13) Die Fähigkeiten werden erst im Laufe des Lebens entfaltet Im Gleichnis von den Talenten wird auf die Nutzung und den Ausbau der Talente gesetzt, nicht auf das Vergraben Die Sakramente nähren das Leben der Christen Lernen tönt nach eigener Anstrengung, während Glaube stets auch Geschenk ist Eph 2,8) Beide Größen sind dialektisch verbunden Gruppenarbeit mit Texten Mt 25,14-30; 1 Kor 14 4
3.2 EB als lebenslanges Christsein-Lernen Glaube ist nicht mit dem Katechismus zu Ende: Auch der Glaube ist ein Prozess mit Veränderungen und offenem Ende. Es gilt ihn stets neu zu wenden und Gottes Botschaft zu verheutigen (aggiornamento). Glaube setzt Umkehr voraus, und Umkehr die Bereitschaft zu lernen Frage: Besteht ein Widerspruch zwischen Glaube und Lernen? 5
3.3 EB als heilender, therapeutischer Vorgang Wellness für die Seele (Antje Rösener) Bibliodramaarbeit, Filmvisionieren, Meditieren, Seele baumeln lassen Gruppendynamisches, konfliktorientiertes Lernen, analog zum therapeutischen, sozialisationsbegleitenden RU Nicht neue Information und neues Wissen stehen an erster Stelle, sondern das Bewältigen von Problemen, Stress und Enge. Die Erwachsenenbildung bietet einen Raum zur Heilung an. Hier werden erhöhte Anforderungen an die TrainerInnen gestellt. 6
3.4 EB als Aufbau von Solidarität In unübersichtlicher, anonymisierter Zeit sucht der/die Einzelne Halt, Unterstützung und Solidarität Es handelt sich um übergreifenden Aspekt jeder EB Das persönliche Kennenlernen und die Gruppenbildung werden wichtig Kirche kann zur Heimat werden Die Themen sind Fahrzeuge, die zur Lebensbewältigung in Gruppensolidarität beitragen Der Glaube ist wie ein Anker in anonymisierter Zeit Das erfordert spezifische didaktische Arrangements 7
3.5 EB als Laboratorium des Glaubens und als ( Sprachschule der Freiheit ) Ausgehend von Paolo Freire, Befreiungspädagogik Pädagogik der Unterdrückten ohne Sprache Er fordert Bewusstwerdungsprozess durch Alphabetisierung Durchbuchstabieren des eigenen Lebens mit seinen Defiziten (Lateinamerikanische Befreiungstheologie). Er kämpft gegen bevormundende Kommunikation Das Evangelium reimt sich auf Freiheit Das Evangelium ist parteiisch für die Armen Dialog im Sinne einer Ökumene des Erdkreises Mensch ist ein Projekt mit Potential Ernst Lange, Ev. Theologe + EB (1927-1974) 8
3.6 EB nach Auschwitz (Anamnetisches Lernen) Die Kategorie der Geschichte und des Verhältnisses zwischen Christen und Juden kommt in den Blick Was in der Schoah geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden und ist einzubeziehen. Religiöses Lernen ist erinnerndes Lernen, das den Holocaust nicht ausblendet und eine neue Beziehung zum Judentum sucht. Alle Veranstaltungen zum christlichen Glauben sollten einen Bezug zum Judentum einbeziehen. Gemeinsame Feiern von Christen und Juden sind möglich Dabru Emet 9
10
3.7 EB als kulturelle Diakonie Ausgangssituation: Wir leben in einer orientierungsarmen, sinnschwache Zeit, in der die Gesellschaft selbst ihr Ziel verloren hat EB bringt christliches Menschenbild ins Spiel und damit: Würde, Freiheit, Wille, Respekt Bildung ist Hilfe zum Menschsein im Raum der Gesellschaft Religiöse EB stützt Menschen, bringt Ausrichtung und Dialogmöglichkeiten Religiöse EB hat den Auftrag Salz der Erde zu sein und die Gesellschaft zu bereichern Auch kirchlich Distanzierte sind angesprochen Religiöse EB stützt Vereine, Bildungsarbeit, Kommunikation und Kultur der Gesellschaft 11
3. Modelle und Konzepte der Erwachsenenbildung Zfg. 3.1 Religiöse EB ist Dienst an der Menschwerdung (A. Exeler) 3.2 Erwachsenenbildung hat mit lebenslanges Christsein Lernen zu tun 3.3 Erwachsenenbildung ist auch Wellness der Seele: Die heilende Kraft der EB 3.4 EB versteht sich als Aufbau von Solidarität unter Menschen 3.5 Sie ist ein Laboratorium des Glaubens und als Sprachschule der Freiheit (Ernst Lange 1997-74) 3.6 EB nach Auschwitz ist anamnetische Lernen 3.7 EB ist endlich kulturelle Diakonie 12