Energiekonzeptstudie für die Gereuthsiedlung in der Stadt Bamberg Konzept zur energetischen Sanierung der Gereuthsiedlung mit zentraler Wärmeversorgung Google maps
1. Zusammenfassung Die Stadt Bamberg beauftragte die ENERGIEregion GmbH eine Energiekonzeptstudie für die Gereuthsiedlung in Bamberg zu erstellen. Die Gereuthsiedlung wurde in den 50/60er Jahren ohne Anforderungen an den Wärmeschutz erbaut und umfasst 43 Wohnblocks mit 96 Hausnummern. Die drei- bis viergeschossigen Gebäude mit 636 Wohnungen haben eine gesamte Wohnfläche von ca. 35.785 m². Die Studie beinhaltet die Entwicklung, energetische Bilanzierung und wirtschaftliche Betrachtung eines Sanierungskonzeptes für die gesamten Gebäude sowie eine neue Wärmeversorgung mit Fernwärmenetz und Heizzentrale. Im Rahmen dieser Untersuchung sollte bereits die EnEV 2009 berücksichtigt werden, die im Oktober dieses Jahres in Kraft treten wird. Somit wurden jeweils der EnEV 2009 Neubaustandard und der EnEV 2009 Altbaustandard berechnet. Der Altbaustandard darf die Werte des Neubaustandards um 40% überschreiten. Die exakten Werte für die EnEV 2009 können allerdings erst nach Inkrafttreten des Gesetzes berechnet werden. Es wurden folgende sechs Varianten erarbeitet: Variante 1a: Altbaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Erdgas- Brennwertzentrale Variante 1b: Neubaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Erdgas- Brennwertzentrale Variante 2a: Altbaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Hackschnitzelzentrale und Erdgas-Spitzenkessel Variante 2b: Neubaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Hackschnitzelzentrale und Erdgas-Spitzenkessel Variante 3a: Altbaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Erdgas BHKW- Zentrale und Erdgas-Spitzenkessel Variante 3b: Neubaustandard, zentrale Wärmeversorgung mit einer Erdgas BHKW- Zentrale und Erdgas-Spitzenkessel Anhand drei exemplarischer Wohnblöcke wurden die Sanierungsstandards ermittelt und festgelegt. Gereuthstr. 9/11/13 Lerchenweg 5/7/9 Mohnstr. 34/36 Seite 3 von 65
Die daraus resultierenden Ergebnisse wurden dann auf die gesamte Gereuthsiedlung übertragen. Zur Verringerung der Wärmeverluste ist eine komplette Sanierung der Gebäudehülle geplant, hier wurden drei Gebäudesanierungsniveaus erarbeitet. Das Sanierungsniveau 1 (Varianten 2a und 3a) umfasst die Dämmung der Wände und der obersten Geschossdecken. Beim Sanierungsniveau 2 (Varianten 1a, 2b, 3b) wird zusätzlich die Kellerdecke gedämmt die Dämmstärken der Wände und der obersten Geschossdecken werden verstärkt. Beim Sanierungsniveau 3 (Variante 1b) müssen zusätzlich die Fenster von 1998 gegen eine 3-Scheibenverglasung ausgetauscht werden, die übrigen Dämmstärken werden nochmals deutlich erhöht. Um die gesetzlichen Anforderungen der EnEV 2009 zu erfüllen, muss bei der rein fossil beheizten Variante 1b zusätzlich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installiert werden, um den Neubaustandard zu erfüllen. Die folgende Grafik zeigt die gesamten Investitionen der Maßnahme für die Gebäudesanierung sowie den Aufbau eines Fernwärmenetzes mit einer neuen Heizzentrale. 16.000.000 Investitionen 14.000.000 14.136.000 13.504.000 12.000.000 10.000.000 9.532.000 9.532.000 8.694.000 8.359.000 9.857.000 9.191.000 8.722.000 8.610.000 9.880.000 9.324.000 8.000.000 6.000.000 4.000.000 2.000.000 0 0 632.000 335.000 666.000 112.000 * 556.000 * gesamte Investitionen Zuschuss Eigenanteil Durch mögliche Zuschüsse, die je nach Variante unterschiedlich hoch sind, ergebenen sich die Investitionen, die getätigt werden müssen. Grundsätzlich sind bei den Varianten b höhere Zuschüsse möglich, da hier EnEV-Neubaustandard erreicht wird. Die Hackschnitzelvarianten profitieren zusätzlich von Förderprogrammen für erneuerbare Energien. Die Variante 1b ist mit Abstand am teuersten. Wegen des fossilen Brennstoffes Erdgas müssen zum Erreichen des Neubaustandards unverhältnismäßig hohe Investitionen für Lüftungsanlage und Fensteraustausch getätigt werden. Bei der Variante 2b, Neubaustandard mit Hackschnitzellösung) werden mit 666.000 die höchsten Zuschüsse gewährt. Seite 4 von 65
Die Varianten wurden hinsichtlich ihrer Wirtschaftlichkeit miteinander verglichen. Die jährlichen Gesamtkosten beziehen sich auf eine Nutzungsdauer von 20 Jahren und wurden für zwei unterschiedliche Preissteigerungsszenarien ermittelt. Als Basisszenario diente ein Preisanstieg von 3% bei Hackschnitzeln und 5% bei Erdgas und Strom. Nachfolgend sind die Ergebnisse für das Basisszenario dargestellt: 1.400.000 1.416.400 Jährliche Kosten nach VDI 2067 (20 Jahre) mit Zuschuss Preissteigerung Hackschnitzel 3%, Erdgas 5%, Strom 5% 1.200.000 1.149.200 1.000.000 800.000 600.000 789.900 1.016.000 188.700 247.300 282.700 196.500 867.500 176.200 177.300 821.400 199.000 169.400 920.500 193.500 197.000 846.400 214.700 175.700 400.000 200.000 626.500 580.000 670.000 514.000 453.000 530.000 456.000 0 1.416.400 1.016.000 1.149.200 867.500 821.400 920.500 846.400 Ist-Zustand de Kapitalgebundene Kosten (mit Zuschuss) Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten Die Grafik zeigt, dass eine zentrale Versorgung mit Hackschnitzeln und der Sanierung auf Neubauniveau (Variante 2b) zu den günstigsten Gesamtkosten führt. Ca. 3% teurer ist die Variante 3b, zentrale Versorgung mit einem Erdgas BHKW. Preisverhandlungen mit den Stadtwerken Bamberg könnten das Ergebnis noch ändern. Seite 5 von 65
Aufgrund der sehr schwer einzuschätzenden Energiepreissteigerung wurden die jeweiligen Teuerungsraten in einem zweiten Szenario verdoppelt. Die folgende Grafik zeigt die Ergebnisse bei einer Preissteigerung der Hackschnitzel von 6% und beim Erdgas sowie Strom von 10%: 1.800.000 1.744.600 Jährliche Kosten nach VDI 2067 (20 Jahre) mit Zuschuss Preissteigerung Hackschnitzel 6%, Erdgas 10%, Strom 10% 1.600.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 789.900 954.700 1.167.800 188.700 399.100 580.000 1.268.700 282.700 316.000 670.000 940.300 176.200 250.100 514.000 896.500 199.000 244.500 453.000 1.068.700 193.500 345.200 530.000 978.400 214.700 307.700 456.000 0 1.744.600 1.167.800 1.268.700 940.300 896.500 1.068.700 978.400 Ist-Zustand de Kapitalgebundene Kosten (mit Zuschuss) Verbrauchsgebundene Kosten Betriebsgebundene Kosten Bei einer höheren Steigerung der Energiepreise zeigen sich grundsätzlich die gleichen Ergebnisse, allerdings vergrößert sich der Abstand zwischen der Hackschnitzelvariante 2b und der BHKW Variante 3b auf ca. 9%. Die Entscheidung für die Hackschnitzelvariante ist daher unabhängig von der Preissteigerung der Brennstoffe zusehen. Seite 6 von 65
Neben der Wirtschaftlichkeit sollte die ökologische Komponente mit entscheidend für die Wahl einer Energieversorgungsvariante sein. Die jährlichen CO 2 -Emissionen, als ökologischer Kennwert, errechnen sich aus dem Endenergiebedarf der eingesetzten Brennstoffe sowie der Hilfsenergie Strom und den jeweiligen CO 2 -Emissionsfaktoren. Bei der BHKW-Variante kommt es durch die Stromerzeugung zu einer CO 2 -Gutschrift. Im Folgenden werden die Ergebnisse der Emissionsberechnung dargestellt: Jährliche CO 2 -Emissionen absolut 1.600,00 Tonnen/a 1.590 1.400,00 Tonnen/a 1.200,00 Tonnen/a 1.000,00 Tonnen/a 800,00 Tonnen/a 847 600,00 Tonnen/a 667 400,00 Tonnen/a 200,00 Tonnen/a 222 280 0,00 Tonnen/a Ist-Zustand de 107 109 Klar zu erkennen ist die deutliche CO 2 -Reduktion, die durch die Sanierungsvarianten erzielt werden kann. So ergeben sich bis zu 1.500 Tonnen CO 2 -Entlastung pro Jahr bei den BHKW- Varianten. Die Hackschnitzelvarianten reduzieren die jährlichen Emissionen immerhin noch um über 1.300 Tonnen. Aus ökologischer Sicht ist die Variante 3a optimal obwohl hier mehr Energie verbraucht wird als bei 3b. Gleichzeitig wird aber auch mehr Strom erzeugt, was wiederum zu einer höheren CO 2 - Vermeidung führt. Auch die Hackschnitzelvarianten emittieren deutlich weniger CO 2 als der Ist-Zustand und die zentralen Erdgasvarianten. Obwohl beim Neubaustandard weniger Endenergie als beim Altbaustandard verbraucht wird, kommt es bei der Variante 2b zu höheren Emissionen, da wegen der unterschiedlichen Anlagenkonfiguration der Erdgas-Spitzenverbrauch beim Hackschnitzel Neubaustandard doppelt so hoch ist wie beim Altbaustandard. Der deutlich größere CO 2 - Emissionsfaktor des Erdgases ist dann verantwortlich für dieses Ergebnis. Aus Gründen der Energieeffizienz und Ressourcenschonung sind trotzdem die Varianten mit Neubaustandard ökologischer. Seite 7 von 65
Empfehlung Bei der Auswahl der umzusetzenden Sanierungsvariante ist sowohl eine Entscheidung bezüglich des Dämmstandards der Gebäudehülle als auch bezüglich der eingesetzten Heizzentrale zu treffen. Neben wirtschaftlichen Gesichtspunkten sollten auch Aspekte der Umweltbelastung durch CO 2 -Emissionen und die Beeinträchtigung der Nutzer während der Umbaumaßnahmen eine Rolle spielen. Die Gewichtung der einzelnen Aspekte obliegt dem Auftraggeber dieser Studie. Es sollte in jedem Fall auf EnEV 2009 Neubaustandard saniert werden, da dies, auch durch den Einsatz der Fördermittel, die wirtschaftlichere Lösung ist. Die Gebäude entsprechen dann außerdem einem Sanierungsstand, der auch für die Zukunft Sicherheit bietet und Vermietbarkeit gewährleistet. Die Hackschnitzelvariante 2b stellt sich insgesamt als wirtschaftlichste Lösung dar. Hackschnitzel sind ein Brennstoff die der regionalen Wertschöpfungskette dienen und regenerativ langfristig zur Verfügung stehen. Die Gesamtkosten der BHKW-Variante 3b liegen rechnerisch nur knapp über der Hackschnitzellösung. Sollten die Stadtwerke Bamberg den Gaspreis entsprechend anpassen, könnte hier eine Kostengleichheit entstehen. Seite 8 von 65