Verband BSW, Hauptstr. 28, Stuttgart Achim Brauneisen

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Transkript:

Verband BSW, Hauptstr. 28, 70563 Stuttgart Vorsitzender: Geschäftsführerin: Generalstaatsanwalt Achim Brauneisen Dipl. Sozialarbeiterin Hilde Höll Pressemitteilung Tel. (0711) 2155-510 Mobil 01792157325 e-mail: verband-bsw@arcor.de homepage: www.verband-bsw.de Tübingen, den 23. März 2015 Gebt der Resozialisierung im Ländle eine Zukunft! Die Mitgliederversammlung des Verbands fordert von der Landesregierung schnelle Klarheit über die künftige Organisation der sozialen Dienste in der Justiz Ende 2016 läuft der Vertrag des Landes mit der privaten Neustart ggmbh über die landesweite Durchführung der Bewährungs- und Gerichtshilfe sowie des Täter-Opfer-Ausgleichs aus. Bis heute gibt es noch keine Entscheidung der Landesregierung, wie es künftig weitergehen soll. Der Verband geht davon aus, dass das Privatisierungsmodell beendet wird und die Aufgaben der Bewährungs- und Gerichtshilfe nach dem Auslaufen des Vertrags in die staatliche Hand zurückübernommen werden. Anlässlich der Mitgliederversammlung des Verbands Bewährungs- und Straffälligenhilfe Württemberg e.v. am 23. März 2015 in Tübingen sagte dazu deren Vorsitzender, Generalstaatsanwalt Achim Brauneisen: Wir brauchen dringend eine schnelle Entscheidung der Landesregierung über die künftige Organisation der Bewährungshilfe. Sofern es zur Rückverstaatlichung kommt, müssten neue Strukturen geschaffen werden. Dafür blieben jetzt gerade noch 21 Monate. Die Zeit werde eng wenn man gewährleisten wolle, dass im Land auch weiterhin eine gute Resozialisierungsarbeit stattfindet. Brauneisen appellierte an die Mitglieder der Koalitionsfraktionen: Geben Sie der Resozialisierung im Ländle`eine Zukunft!. Er warnte davor, die mit der Umstrukturierung verbundenen Herausforderungen und den hierfür erforderlichen Zeitbedarf zu unterschätzen. Die Grundsatzfrage, ob die Bewährungshilfe künftig `privat oder staatlich` organisiert wird, wollen wir als Verband nicht bewerten. Wichtig ist uns, dass diese Entscheidung schnell getroffen wird, weil im absehbaren Fall der Rückkehr in ein staatliches System zahlreiche Folgeentscheidungen getroffen werden müssen, bevor die für eine Resozialisierung wichtige Institution der Bewährungs- und Gerichtshilfe ihren Auftrag sachgerecht erfüllen kann. bemerkte Brauneisen dazu. Gerade auch für die Vereine der freien Straffälligenhilfe sei es von zentraler Bedeutung, dass die Grundfragen zur Ausgestaltung der künftigen Bewährungshilfe kurzfristig geklärt werden, weil die Vereine mit dem Träger der Bewährungshilfe in vielfältiger Hinsicht kooperieren. Alle diese Beziehungen müssten mit dem künftigen Träger voraussichtlich neu begründet werden. Für die 22 Mitgliedsvereine des Verbands sei es wichtig zu erfahren, ob und inwiefern die Aufgaben, die sie bislang in Absprache mit dem Land originär wahrnehmen und die teilweise mit Landesmitteln gefördert werden, künftig in der bisherigen Form erhalten bleiben. Für die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vereine könne hiervon ihr Arbeitsplatz abhängen. An erster Stelle stehe hier die Vermittlung gemeinnütziger Arbeit zur Vermeidung von Haft. Im Projekt Schwitzen statt Sitzen werde diese Vermittlungsarbeit im

2 Land flächendeckend von den Vereinen der Straffälligenhilfe durchgeführt. Die Vereine benötigten Klarheit, weil sie disponieren müssen. Brauneisen: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Mitgliedsvereine sind verunsichert. Sie wollen ihre erfolgreiche Arbeit auf den von ihnen zuletzt wahrgenommenen Aufgabenfeldern künftig gerne mit demselben Engagement wie bisher fortsetzen können. Deshalb habe der Verband ein Interesse daran, vom Land frühzeitig in die weiteren Überlegungen eingebunden zu werden. Im Interesse einer erfolgreichen Resozialisierung müsse die anstehende Strukturänderung aber auch als Gelegenheit ergriffen werden, die Kooperation zwischen den verschiedenen Trägern auf dem Feld der justiznahen Sozialarbeit weiter zu optimieren. Als Beispiel nannte Brauneisen die Arbeitsmarktintegration der Strafentlassenen als zentralen Punkt einer Resozialisierung. Um hier Verbesserungen zu erreichen, müssten strukturelle Voraussetzungen für ein beschäftigungsorientiertes Übergangsmanagement geschaffen und verbindliche Vereinbarungen zwischen Justizministerium und Arbeitsagenturen getroffen werden. Wünschenswert wäre beispielsweise ein regelmäßig zusammentretender Arbeitskreis Resozialisierung und Opferschutz, bei dem unter der Federführung des Justizministeriums die konzeptionelle Weiterentwicklung strukturiert und nachhaltig vorangetrieben werden. Der Vorsitzende des Vereins für Jugend- und Bewährungshilfe im Landgerichtsbezirk Tübingen, Richter am Amtsgericht Eberhard Hausch, verdeutlichte die aktuelle Lage exemplarisch am Beispiel des Tübinger Vereins: Der Verein für Jugend- und Bewährungshilfe im Landgerichtsbezirk Tübingen sei 1955 gegründet worden, um das neu ins Gesetz aufgenommene Instrument der Bewährungshilfe zu unterstützen. Die Bewährungshilfe sei damals unter staatlicher Regie geführt worden. Im Jahr 2005 also genau 50 Jahre nach seiner Gründung habe der Verein seine Gründungsaufgabe verloren, weil die Privatisierung der Bewährungs- und Gerichtshilfe in einer 2-jährigen Pilotphase in seinem Zuständigkeitsbereich erprobt worden sei. 2007 sei die Bewährungs- und Gerichtshilfe dann landesweit an den privaten Träger, die Neustart ggmbh, vergeben worden. Die ehemals als Unterstützervereine angetretenen Vereine hätten sich deshalb völlig neu orientieren müssen. Dies sei gelungen. Eine klare Aufgabenteilung zwischen Bewährungs- und Gerichtshilfe sowie Täter-Opfer-Ausgleich einerseits und sonstigen sozialen Aufgaben zur Resozialisierung andererseits habe seither stattgefunden. Dadurch habe man eine Strukturverbesserung erreicht. Hausch dazu: Die Vereine der freien Straffälligenhilfe, so auch der Verein in Tübingen, haben neue eigene Aufgaben übernommen. Im Projekt Schwitzen statt Sitzen wurden beispielsweise im Jahr 2014 allein im Landgerichtsbezirk Tübingen 834 Straftäter betreut. Sie hätten gegen sie verhängte Geldstrafen mit über 7.000 Hafttagen absitzen müssen, weil sie nicht in der Lage waren, die Geldstrafe zu bezahlen. Stattdessen leisteten die Verurteilten gemeinnützige Arbeit. Die dazu erforderlichen Arbeitsstellen würden durch den Tübinger Verein vermittelt. Durch seine Arbeit habe man dem Strafvollzug und damit dem Land erhebliche Kosten erspart. Für die Organisation der gemeinnützigen Arbeit wurde vom Jugend- und Bewährungshilfeverein Tübingen eigenes Fachpersonal eingestellt. Die neue staatliche Organisationsform in der Bewährungs- und Gerichtshilfe kann auf die Tätigkeit des Vereins erhebliche Auswirkungen haben. so Hausch.