Er überlas den Brief noch einmal und dachte: Er klingt kühl und unpersönlich, aber ich möchte sie allmählich auf unsere Trennung vorbereiten. Dann befahl er einen der Kammerherren, den alten Baron von Poellnitz, zu sich und sagte:»ich beauftrage Sie mit der Leitung der Beisetzungsfeierlichkeiten Ihres ehemaligen Gebieters. Lassen Sie sich gesagt sein, dass nach meinem Wunsche alles mit Würde und Vornehmheit vonstattengehen soll. Sparen Sie also nicht an dem, was zu einem angemessenen Leichengepränge notwendig ist. Gehen Sie zu den Kaufleuten und kaufen Sie alles Nötige an schwarzem Tuch für die Bespannungen und Behänge. Sie werden mir dann die Rechnungen vorlegen, und ich werde sie bezahlen lassen.«poellnitz verneigte sich:»zu Befehl, Majestät.«
Als er an der Tür war, rief Friedrich:»Keine Mogeleien! Keine Durchstechereien mit den Kaufleuten! Ich mache Sie darauf aufmerksam, dass ich das nicht durchgehen lassen werde!«mon Dieu, dachte der Kammerherr, das ist also der neue Herr in Preußen, nun, der Apfel fällt wahrhaftig nicht weit vom Stamm. Unterdessen unterhielten sich die Diener aufgeregt über den neuen König.»Was für eine strahlende Erscheinung, ein wahrhaft schöner Mann, er ist zwar nur mittelgroß, aber seine Figur ist wohlproportioniert.habt ihr die weich gerundeten Gesichtszüge gesehen und die leuchtend blauen Augen?Seine Stimme klingt wunderbar, so schmeichelnd.«
»Wie elegant er gekleidet war, hohe schwarze Stulpenstiefel, die bis über die Knie reichen, der hellblaue Samtrock, der elegante schwarzseidene Haarbeutel, der über den Rücken fällt, dann die weißgepuderte Perücke, die sich in leicht fliegenden Locken wellt, darüber, schräg nach rechts, ein flacher Dreispitz mit silbernen Tressen und der Orden auf der linken Brustseite was war das für ein Orden?Das war der Schwarze Adlerorden. Ja, ich glaube, in Preußen ist endlich die Sonne aufgegangen.«am nächsten Vormittag empfing Friedrich die preußischen Generäle. Die Herren sahen einander erstaunt an, als der König stehenblieb und sie musterte.»der verstorbene König«, sagte einer leise zu seinem Nachbarn,»hat uns die Hand
geschüttelt und uns auf die Schulter geklopft, der neue König legt anscheinend Wert auf Distanz.«In diesem Augenblick sagte Friedrich:»Meine Herren, ich fordere Sie auf, sich streng an Ihre Dienstpflichten zu halten und mit der schärfsten Disziplin bei sich selbst anzufangen. Die Truppen müssen ebenso brauchbar sein wie schön. Doch behalten Sie zwei Dinge stets im Auge: das eine, dass ich sie noch lieber gut als schön sehen möchte, und das andere: sie sollen mein Land beschützen, nicht es verderben! Denn, meine Herren und das lassen Sie sich gesagt sein, gegen einige von Ihnen, und ich kenne ihre Namen, liegen schwerwiegende Klagen über Härte, Habsucht und Übermut vor. Sorgen Sie dafür, dass ich sie vergessen darf. Denn es ist die Pflicht eines guten Soldaten, eben sowohl menschlich und vernünftig zu sein als auch
unerschrocken und brav!«er sah in die Runde und fuhr fort:»bitte, meine Herren, handeln Sie danach! Ich ermahne Sie als Ihr König, rate es Ihnen als Ihr aufrichtiger Freund und bitte Sie darum als Ihr treuer Kamerad. Sie können jetzt gehen.«die Generäle sahen einander unsicher an und zogen sich zurück. Der Dessauer blieb stehen:»majestät, ich hoffe, dass ich auch unter Ihrer Regierung meine bisherige Autorität am Hof und in der Armee behalten darf.«friedrich musterte den Freund seines Vaters, ging zu ihm und sagte langsam:»ich werde versuchen, Ihnen in allem, was ich vermag, gefällig zu sein, und werde weder Ihnen noch Ihren Söhnen ihre Stellungen nehmen. Was aber die Autorität betrifft, die Sie zu behalten wünschen, so weiß ich nicht,