Wahrnehmung und Bewertung der Ukraine-Krise und Meinungen zu Wirtschaftssanktionen gegen Russland 11. August 2014 q4561/30373 Le, Gü Max-Beer-Str. 2/4 10119 Berlin Telefon: (0 30) 6 28 82-0
Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung 2 1. Interesse an den Ereignissen in der Ukraine 3 2. Vermutete Auswirkungen der Ukraine-Krise für Deutschland 5 3. Meinungen zur Wirksamkeit von Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland 7 4. Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Energieversorgung 10 5. Meinungen zu Russland als Energielieferant 12 6. Meinungen zu einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine 13 1
Vorbemerkung Im Auftrag der navos - Public Dialogue Consultants GmbH hat forsa Politik- und Sozialforschung GmbH eine repräsentative Befragung zur Wahrnehmung und Bewertung der Ukraine-Krise sowie zur Beurteilung der Wirtschaftssanktionen gegen Russland durchgeführt. Ein Teil der aktuell gestellten Fragen zur Einschätzung der Ukraine-Krise wurde den Bundesbürgern bereits in Erhebungen im März, April und Juni dieses Jahres gestellt. Somit kann untersucht werden, ob sich einige Einstellungen und Einschätzungen der Bürger im Verlauf der Ukraine-Krise verändert haben oder nicht. Im Rahmen der Untersuchung wurden insgesamt 1.001 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Personen ab 18 Jahren in der Bundesrepublik Deutschland befragt. Die Erhebung wurde am 7. und 8. August 2014 mithilfe computergestützter Telefoninterviews durchgeführt. Die Untersuchungsbefunde werden im nachfolgenden Ergebnisbericht vorgestellt. Die ermittelten Ergebnisse können lediglich mit den bei allen Stichprobenerhebungen möglichen Fehlertoleranzen (im vorliegenden Fall +/- 3 Prozentpunkte) auf die Gesamtheit der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland übertragen werden. 2
1. Interesse an den Ereignissen in der Ukraine Das Interesse an den Ereignissen in der Ukraine war im Frühjahr des Jahres (März und April) sehr groß: Fast drei Viertel aller Bundesbürger (73 %) interessierten sich für das Geschehen in der Ukraine stark oder sogar sehr stark. Auch im Sommer ist das Interesse an den Ereignissen in der Ukraine noch recht hoch. Derzeit sagen mit 71 Prozent ähnlich viele Bürger wie bereits im Frühjahr des Jahres, sie würden sich stark oder sogar sehr stark für die Ereignisse in der Ukraine interessieren. Etwas geringer als im Durchschnitt aller Befragten ist das Interesse an den Ereignissen in der Ukraine bei den unter 45 Jahre alten Bürgern sowie den Befragten mit formal niedrigem Bildungsabschluss. Über 60-Jährige, Beamte, Befragte mit weiterführenden Bildungsabschlüssen (Abitur, Studium) sowie die Anhänger der SPD und der FDP interessieren sich noch häufiger als der Durchschnitt aller Befragten für die Ereignisse in der Ukraine. 3
Interesse an den Ereignissen in der Ukraine Für die Ereignisse in der Ukraine interessieren sich sehr stark weniger stark bzw. *) stark überhaupt nicht % % % insgesamt: März 31 42 26 April 31 42 27 Juli 24 43 33 August 27 44 29 Ost 29 45 27 West 27 44 29 18- bis 29-Jährige 18 43 39 30- bis 44-Jährige 23 42 35 45- bis 59-Jährige 25 46 29 60 Jahre und älter 36 45 19 Arbeiter 28 39 32 Angestellte 26 44 30 Beamte 30 60 10 Selbständige 21 51 28 Hauptschule 26 34 41 mittlerer Abschluss 24 46 30 Abitur, Studium 31 48 22 Anhänger der: CDU/CSU 27 43 30 SPD 30 50 20 Linke 42 30 27 Grünen 26 50 24 FDP 33 52 15 4
2. Vermutete Auswirkungen der Ukraine-Krise für Deutschland Derzeit befürchtet eine große Mehrheit aller Befragten (83 %), dass die Konflikte in der Ukraine für Deutschland negative Auswirkungen haben könnten. Damit ist der Anteil derjenigen, die negative Auswirkungen für Deutschland durch die Konflikte in der Ukraine befürchten, aktuell deutlich höher als noch im März dieses Jahres (+ 19 Prozentpunkte). Negative Auswirkungen befürchten insbesondere Ostdeutsche, 45- bis 59-Jährige, Arbeiter und Selbständige sowie die Anhänger der Linkspartei. Auswirkungen der Konflikte in der Ukraine für Deutschland? Es befürchten, dass die Konflikte in der Ukraine für Deutschland negative Auswirkungen haben könnten ja nein *) % % insgesamt: März 64 32 August 83 14 Ost 91 8 West 82 15 18- bis 29-Jährige 80 17 30- bis 44-Jährige 79 17 45- bis 59-Jährige 89 9 60 Jahre und älter 82 14 Arbeiter 89 9 Angestellte 84 13 Beamte 76 21 Selbständige 94 6 Anhänger der: CDU/CSU 80 18 SPD 81 16 Linke 87 10 Grünen 81 17 FDP 87 13 5
Von denjenigen, die Auswirkungen der Konflikte in der Ukraine für Deutschland erwarten, werden vor dem Hintergrund der neuesten Entwicklungen (beschlossene Wirtschaftssanktionen gegen Russland und russische Reaktion) insbesondere negative wirtschaftliche Folgen (57 %) für Deutschland befürchtet. Der Anteil derer, die wirtschaftliche Auswirkungen für Deutschland befürchten, ist somit deutlich höher (+ 16 Prozentpunkte) als noch im März dieses Jahres. 19 Prozent befürchten ein weiteres gewaltsames Ausufern der Konflikte bis hin zu einem möglichen Krieg. Direkte Auswirkungen auf Energielieferungen befürchten noch 18 Prozent - weniger Befragte als noch im März. Mögliche Auswirkungen der Konflikte in der Ukraine für Deutschland *) März August % % wirtschaftliche Auswirkungen 41 57 finanzielle Belastungen 7 3 Börsen, Aktienkurse 3 1 Krieg, Gewalt 16 19 Militäreinsatz 3 2 Auswirkungen auf Energielieferungen 37 18 Verschlechterung der Beziehungen zu Russland 9 5 Konflikte mit Russland 3 2 Flüchtlingswellen 3 2 Ausweitung der Konflikte - 6 politische Auswirkungen - 6 *) Basis: Diejenigen, die negative Auswirkungen der Konflikte erwarten 6
3. Meinungen zur Wirksamkeit von Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland Auch nachdem die USA und Europa verschiedene Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen haben, glaubt eine Mehrheit der Befragten (64 %) nach wie vor nicht, dass diese dazu beitragen können, die politische Situation in der Ukraine zu lösen. Meinungen zur Wirkung von Wirtschaftssanktionen gegenüber Russland Es glauben, dass Wirtschaftssanktionen dazu beitragen können, die politische Situation in der Ukraine zu lösen ja nein, *) Wirtschaftssanktionen können keinen Beitrag zur Lösung der politischen Situation in der Ukraine leisten % % insgesamt: März 24 69 April 22 73 Juli 30 62 August 30 64 Ost 24 74 West 31 62 18- bis 29-Jährige 28 67 30- bis 44-Jährige 31 62 45- bis 59-Jährige 33 61 60 Jahre und älter 28 67 Arbeiter 24 70 Angestellte 30 64 Beamte 50 44 Selbständige 28 67 Anhänger der: CDU/CSU 36 58 SPD 32 61 Linke 22 76 Grünen 32 62 FDP 31 62 7
Obwohl nur 30 Prozent der Meinung sind, Wirtschaftssanktionen gegen Russland könnten etwas zur Lösung der politischen Situation in der Ukraine beitragen, befürworten 45 Prozent diese Sanktionen. 48 Prozent aber lehnen die Wirtschaftssanktionen generell ab. Mehrheitlich werden Wirtschaftssanktionen gegen Russland befürwortet von den Beamten, den Befragten mit weiterführender Bildung sowie die Anhängern der Union. Ostdeutsche, Arbeiter und Selbständige, Befragte mit formal niedrigen und mittleren Bildungsabschlüssen sowie die Anhänger der Linkspartei hingegen lehnen Wirtschaftssanktionen gegen Russland mehrheitlich ab. Befürwortung von Wirtschaftssanktionen gegen Russland Es befürworten Wirtschaftssanktionen gegen Russland ja nein, *) lehne Wirtschaftssanktionen generell ab % % insgesamt 45 48 Ost 31 62 West 47 45 Arbeiter 37 55 Angestellte 45 46 Beamte 71 23 Selbständige 40 58 Hauptschule 37 51 mittlerer Abschluss 39 53 Abitur, Studium 53 42 Anhänger der: CDU/CSU 54 40 SPD 48 45 Linke 29 64 Grünen 48 48 FDP 44 40 8
Von denjenigen, die Wirtschaftssanktionen gegen Russland prinzipiell befürworten, befürwortet eine große Mehrheit (77 %) diese auch, wenn diese Deutschland wirtschaftlich schaden. Somit befürwortet ungefähr ein Drittel (35 %) aller Bundesbürger Sanktionen gegen Russland uneingeschränkt also auch dann, wenn sie Deutschland wirtschaftlich schaden. Weitere 10 Prozent sprechen sich für Sanktionen aus, wenn Deutschland dadurch kein wirtschaftlicher Schaden entsteht. Knapp die Hälfte aller Bundesbürger (48 %) aber lehnen Sanktionen generell ab. Befürwortung von Wirtschaftssanktionen Befürworter von Sanktionen...... auch wenn diese Deutschland wirtschaftlich schaden 35 %*)... nur wenn sie Deutschland nicht schaden 10 % Gegner von Sanktionen 48 % 9
4. Auswirkungen des Ukraine-Konflikts auf die Energieversorgung Der Anteil derer, die durch den Ukraine-Konflikt spezifische Auswirkungen auf die Lieferung von Energie befürchten, ist bei der offen gestellten Frage nach den möglichen Auswirkungen der Krise aktuell zwar geringer als noch im März. Doch bei der gezielten Frage, ob es aufgrund der Vorgänge in der Ukraine zu Engpässen bei der Versorgung mit Erdöl und Erdgas in Deutschland kommen könnte, befürchten wie bereits im Frühjahr des Jahres 43 Prozent der Bundesbürger Versorgungsengpässe. 53 Prozent glauben dies nicht. Mit Engpässen in der Erdöl- und Erdgasversorgung in Deutschland rechnen etwas häufiger als im Durchschnitt aller Befragten diejenigen mit formal niedrigem Bildungsgrad. 10
Mögliche Engpässe bei der Versorgung mit Erdöl und gas? Es glauben, dass es durch den Ukraine-Konflikt zu Engpässen bei der Versorgung mit Erdöl und Erdgas in Deutschland kommen wird ja nein *) % % insgesamt: März 44 49 April 42 54 August 43 53 Ost 36 61 West 44 52 18- bis 29-Jährige 45 50 30- bis 44-Jährige 40 59 45- bis 59-Jährige 47 49 60 Jahre und älter 41 55 Arbeiter 45 53 Angestellte 42 56 Beamte 32 64 Selbständige 38 56 Hauptschule 56 38 mittlerer Abschluss 45 53 Abitur, Studium 36 61 Anhänger der: CDU/CSU 46 52 SPD 38 58 Linke 40 57 Grünen 41 56 FDP 22 75 11
5. Meinungen zu Russland als Energielieferant Nach wie vor hält eine Mehrheit aller Befragten (62 %) Russland für einen verlässlichen Erdgas- bzw. Energielieferanten für Europa. Der Anteil derjenigen, die Russland für einen verlässlichen Energielieferanten halten, ist damit aktuell nur etwas geringer als im Frühjahr dieses Jahres und im November vergangenen Jahres. Russland als Erdgas- und Energielieferant für Europa Russland halten für einen verlässlichen Erdgas- und Energielieferanten für Europa ja nein weiß nicht % % % insgesamt: November 2013 70 27 3 März 2014 64 32 4 April 2014 67 29 4 Juli 2014 67 29 4 August 2014 62 33 5 Ost 60 36 4 West 62 33 5 18- bis 29-Jährige 61 29 10 30- bis 44-Jährige 68 29 3 45- bis 59-Jährige 64 33 3 60 Jahre und älter 56 40 4 Arbeiter 66 33 1 Angestellte 69 28 4 Beamte 72 28 0 Selbständige 64 31 5 Anhänger der: CDU/CSU 61 37 2 SPD 66 31 3 Linke 62 33 5 Grünen 65 35 10 FDP 55 29 16 12
6. Meinungen zu einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine Nur noch rund jeder fünfte Befragte (21 %) befürwortet derzeit eine EU- Mitgliedschaft der Ukraine. Die Mehrheit der Befragten (69 %) ist der Meinung, die Ukraine sollte in den nächsten Jahren nicht Mitglied der EU werden. Damit ist der Anteil derer, die eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine befürworten, derzeit noch geringer als schon im Frühjahr dieses Jahres (- 13 Prozentpunkte). Meinungen zu einer EU-Mitgliedschaft der Ukraine Die Ukraine sollte in den nächsten Jahren Mitglied der EU werden ja nein *) % % insgesamt: März 34 55 August 21 69 Ost 25 65 West 20 69 18- bis 29-Jährige 24 66 30- bis 44-Jährige 16 73 45- bis 59-Jährige 19 70 60 Jahre und älter 24 65 Arbeiter 16 75 Angestellte 19 70 Beamte 11 81 Selbständige 16 72 Anhänger der: CDU/CSU 21 70 SPD 33 62 Linke 10 78 Grünen 21 69 FDP 25 63 13
Dass die Ukraine gleichzeitig enge Beziehungen zu Russland pflegen und Mitglied in der EU sein könnte, meinen derzeit 37 Prozent aller Befragten und damit ähnlich viele wie bereits im März dieses Jahres. Mehrheitlich (55 %) sind die Befragten allerdings der Meinung, dass sich dies gegenseitig ausschließe. Ukraine: Mitglied der EU und enge Beziehungen zu Russland? Die Ukraine könnte gleichzeitig enge Beziehungen zu Russland pflegen und Mitglied in der EU sein ja nein, *) das schließt sich gegenseitig aus % % insgesamt: März 40 53 August 37 55 Ost 46 47 West 35 57 18- bis 29-Jährige 37 58 30- bis 44-Jährige 37 57 45- bis 59-Jährige 36 54 60 Jahre und älter 38 53 Arbeiter 29 64 Angestellte 39 54 Beamte 40 59 Selbständige 37 56 Anhänger der: CDU/CSU 33 60 SPD 38 56 Linke 50 44 Grünen 41 52 FDP 49 51 14