Ried und Sand Restitution und Management von Offenland- Sandvegetation

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Transkript:

Ried und Sand Restitution und Management von Offenland- Sandvegetation Carsten Eichberg, Universität Trier

Binnendünen in der nördlichen Oberrheinebene Entstehung - nacheiszeitliche Verlagerung von kalkreichen Rhein-Sedimenten - anthropo-zoogener Einfluss Eigenschaften - nährstoffarm, sommertrocken - viele bedrohte Arten a b Gefährdung - Fragmentierung, Nährstoffeinträge, Nutzungsintensivierung/-aufgabe c d e a) Stipa capillata, b) Helichrysum arenarium, c) Medicago minima, d) Veronica praecox, e) Silene conica 2

Wie kann der Gefährdung entgegengewirkt werden? F D M Gut entwickelte Sandfläche Restitutionsfläche Sand * Restitutionsfläche Ried Wanderschafherde F: Fragmentierung D: Defragmentierung M: Multi-Habitat-Modell Dynamisches System mit variabler Flächenfolge *Minimierung des Nährstofftransfers (lange Triftwege, Beginn im Sand mit ruderalisierten Flächen)

Einleitung Restitution Projektgebiet Diasporentransfer Tierernährung Synopsis Weiterstadt E+E-Projekt Ried und Sand Darmstadt Griesheim ca. 25 km Flugsande Pfungstadt Rhein AltneckarSchlingen Seeheim Alsbach Bodenkarte der nördl. Oberrheinebene 1:50000, Hess. Landesamt für Bodenforschung 1990 4

1. Restitution degradierter Flächen Bsp. Korridor in Seeheim-Jugenheim ES 1 Maßnahmen 1. Tiefensand-Aufschüttung (2005) 6000 m³; Mächtigkeit 1,5-3 m; 0,6 ha 2. Rechgut-Auftrag (2005) 20-40 g Pflanzenmaterial + 10-360 g Boden m -2 ; 2 Spendergebiete K 3. Eselbeweidung (ab 2006) Methoden Bodenanalysen (ph, N, P) Substrat geeignet Vegetationsaufnahmen von Empfängerund Spenderflächen (4-11 J.) ES 2 ES 1-2: Etablierte Sandrasen-Komplexe, K: Korridor Foto: M. Stroh, in Koop. mit AG Strömungslehre der TU Darmstadt, Nov. 2005 5

TSR qualitativ TSR quantitativ Süss & Schwabe 2011, NaBiV 110 Ergebnisse a) Vegetationszusammensetzung b) Zielartenanteil 1,0 0,8 2008 0,6 0,4 2005 0,2 0,0 1,0 südl. rest-flächen nördliche Rest.-Flächen neue Rest.-Flächen Leitbild 2005 2006 2007 2008 2009 2010 0,8 0,6 0,4 NMDS-Ordination. Eichberg et al. 2010, Appl. Veg. Sci. 13. 0,2 0,0 südl. Rest.-Flächen nördliche rest.-flächen neue Rest.-Flächen Leitbild 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Die Restitutionsflächen auf dem Korridor nähern sich floristisch den Rechgut-Spenderflächen an. 6

2. Diasporentransfer durch Schafe Ergebnisse 93 Gefäßpflanzenarten in Fell u./o. Faeces darunter 7 RL-Arten (Dtschld.) und 5 graminoide Konkurrenzstrategen Methoden Verschiedene Feldexperimente zur natürlichen Diasporenaufnahme, zur Verweilzeit von Diasporen auf dem Vektor und zur Etablierung nach Transport 800-köpfige Schafherde: Transport von mind. 300.000 Diasporen zum Zeitpunkt eines Koppelwechsels im Fell und 0,5-2,5 Mio. Diasporen pro Tag in den Faeces Langstreckentranporte (> 100 m) von Diasporen und deren Etablierung möglich Schaftritt hat ein hohes Potenzial, den Etablierungserfolg der ausgebreiteten Diasporen zu erhöhen Eichberg 2005, Diss.; Eichberg et al. 2007, Flora; Wessels 2007, Diss.; Wessels et al. 2008, Flora; Faust et al. 2011, Basic Appl. Ecol.; Eichberg & Wessels-de Wit 2011, NaBiV 7

3. Weidetierernährung Methoden Ernte der oberirdischen Phytomasse vor und nach Beweidung Bestimmung des Trockengewichts und der Inhaltsstoffe der geernteten Phytomasse Erfassung der Weiderouten im Projektgebiet in den Jahren 2006-2009 während der Vegetationsperiode (Apr. bis Sept. [Okt.]) Futterpotenzial Weiderest vor Beweidung nach Beweidung 8

Phytomasse [g/m²] Einleitung Restitution Diasporentransfer Tierernährung Synopsis Fraß [%] Ergebnisse: Verfügbare Phytomassemenge und Fraßentzug 600 500 100 80 400 300 200 100 60 40 20 0 2006 2007 2008 2009 Fehler: Standardfehler. Süss, Fritsch, Bauer & Eichberg 2011, NaBiV 110. junge Ackerbrachen im Ried entwickeltes Grünland im Ried ruderale Sandvegetation typische Sandvegetation Verfügbare Phytomassemenge abhängig vom Flächentyp und vom Verlauf der Weideroute (z.b. jahreszeitlich frühe Ried-Beweidung 2009 geringe Aufwuchsmenge, hoher Fraßentzug) Fraßanteil im Ried in allen Jahren höher als im Sand 0 2006 2007 2008 2009 9

RNB [g/kg] Einleitung Restitution Diasporentransfer Tierernährung Synopsis P [g/kg] Ergebnisse: Stickstoffversorgung und Phosphorgehalte 20 15 10 5 0-5 5 4 3 2 1-10 2006 2007 2008 2009 0 2006 2008 Fehler: Standardfehler. Süss, Fritsch, Bauer & Eichberg 2011, NaBiV 110. junge Ackerbrachen im Ried entwickeltes Grünland im Ried ruderale Sandvegetation typische Sandvegetation Ruminale N-Bilanz (RNB): zu hohe Werte auf den jungen Ackerbrachen im Ried (z.t. toxische Effekte) und durchweg zu niedrige Werte im Sand Phosphor meist im Mangelbereich (Empfehlung VDLUFA: 3-4 g P kg -1 ) 10

Synopsis 1. Abiotisch-biotische Restitution degradierter Sandflächen führt zu einer sukzessiven floristischen Annäherung an die Rechgut-Spendergebiete rascher Restitutionserfolg, Folgemanagement wichtig. 2. Wanderschafherden haben das Potenzial, Effekten der Habitatisolation und -degradation entgegen zu wirken (Ausbreitungs- und Nachausbreitungseffekte) langfristig Restitutionserfolg zu erwarten. 3. Die Tierernährung kann durch eine Ökosystemtypen-Kombinierung (Ried-Sand) im Vergleich zu einer reinen Sandrasen-Beweidung verbessert werden Voraussetzung: eine sorgsame Flächenwahl und ein kompetentes, flexibles Management. 11

Vielen Dank an AG Geobotanik/ Vegetationsökologie der TU Darmstadt Prof. Dr. Angelika Schwabe-Kratochwil (Projektleitung) Dr. Christian Storm Dr. Karin Süß, Dr. Michael Stroh, Dr. Saskia Wessels, Cora Schwebel, Linda Freund, Iris Retta, Ursula Lebong Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Bundesamt für Naturschutz (BfN) Evangelisches Studienwerk e.v. Villigst Landkreis Darmstadt-Dieburg Regierungspräsidium Darmstadt Landschaftspflegehof Stürz Reinhold Joeck

Autor/Kontakt: Dr. Carsten Eichberg Universität Trier e-mail: eichberg@uni-trier.de Diese Präsentation wurde während der Fachtagung Management des Grünen Bandes gehalten. 23.-25. November 2011 in Eisenach. Das Copyright dieser Präsentation liegt beim Autor.