Sachlicher Diskurs oder Ideologie? Der Widerstand gegen die moderne Pflanzenzüchtung in Deutschland und der EU

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Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen in NRW Saerbeck, 29. April 2014

Transkript:

Sachlicher Diskurs oder Ideologie? Der Widerstand gegen die moderne Pflanzenzüchtung in Deutschland und der EU Susanne Günther, schillipaeppa.net, Waldeck -Dehringhausen

Unser Betrieb -192 ha Ackerbau -250 kw Biogasanlage -14.400 Putenmastplätze -3 Ponys -4 Katzen

Mein Blog: schillipaeppa.net

Begriffsbestimmung: BIGGREEN -Partei(en): Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke -(Öko)verbände: BÖLW, Bioland, AbL, Demeter -NGOs: BUND, Greenpeace, Nabu, Campact -Stiftungen: Zukunftsstiftung Landwirtschaft -kirchliche Institutionen: Brot für die Welt, Misereor

Euphorie im Wissenschaftsjounalismus

Positive Schlagzeilen aus der Medizin

Sympathieträger Emmanuelle Charpentier

Die internationale Debatte

Urs Niggli in der taz, 6. April 2016 Es wäre unschön, wenn der konventionelle Bauer eine Kartoffelsorte hätte, die ohne Pestizide auskommt und der Biobauer eine Kartoffelsorte, die er mit Kupfer spritzen muss.

Reaktionen (nach taz.de) Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BOELW): Weil hier technisch direkt ins Erbgut eingegriffen wird, muss man sich mit Crispr/Cas geschaffene Pflanzen genauso intensiv anschauen wie Pflanzen der alten Gentechnik. Deswegen ist es auch keine Technologie, die sich für den ökologischen Landbau eignen würde. Heike Moldenhauer, BUND: Problematisch finde ich auch, dass er sich nicht abgestimmt hat mit den Leuten, für die er arbeitet. Er tritt sehr auf als Solitär und nicht als Teil der Bewegung, zu der er eigentlich gehört. Saat:gut e.v: Die deutsche Biobranche bleibt Gentechnikfrei! ( ) Wir fordern den Stiftungsrat und den Vorstand auf, ihre Mitarbeiter darauf zu verpflichten in ihren öffentlichen Äußerungen zu den Zielen und Inhalten des Ökolandbaus zu stehen und die gemeinsamen Anliegen der Biobranche zu befördern, nicht konterkarieren!

Urs Niggli in der FAS, 14. August 2016 - Crispr/Cas9 kann zu neuen Sorteneigenschaften führen (Pestizide und Dünger sparen) - Crispr/Cas9 ist günstig und damit auch für kleine Firmen anwendbar - Wer Saatgut züchtet, und das tut Monsanto auch, ist Teil der Zukunft. - Es braucht dann aber eine zweite Ökologisierungs-Strategie, die den wissenschaftlichen Fortschritt nutzt, um die Welt zu ernähren. Und diese wird genauso ihre Berechtigung haben wie der Ökolandbau.

Widerstand: Die Grünen/EU Versuch, negative Attribute zu übertragen: -riskant -Hunger wird nicht gelindert -lobbygetrieben -Pestizideinsatz steigt -Kontamination -Patente

Widerstand: Die Grünen/Bundestag Versuch, über die steigende Zahl der Tierversuche mit gentechnisch veränderten Tieren einen negativen Touch zu transportieren

Widerstand: Rechtsgutachten Bundesamt für Naturschutz AbL, BUND, BÖLW, Gen-ethisches Netzwerk, Greenpeace, IG Saatgut, Testbiotech, Zukunftsstiftung Landwirtschaft

Widerstand: Die Grünen/Bundestag "Wenn es sich um Gentechnik handelt, dann muss das auch draufstehen und dann muss auch entsprechend geregelt werden. Nehmen Sie doch einfach mal als Beispiel, wenn jemand täuschend echtes Falschgeld druckt, das von echtem nicht zu unterscheiden ist, dann würde man auch nicht sagen: Ja dann ist es ja auch egal, sieht ja aus wie das echte" Harald Ebner, MdB, Bündnis 90/Die Grünen gegenüber dem Deutschlandfunk, 11.09.2016

Widerstand: Die Grünen/Bundestag "Wir haben allerdings ein Problem. Das Monitoring funktioniert da nicht mehr wie in der bisherigen Form. Das heißt, wir müssen frühzeitig eine Regulierung haben, dass uns das nicht komplett aus dem Ruder läuft. Die Folge darf eben nicht sein, dass wir nicht regulieren, sondern ganz im Gegenteil: Dort, wo die neuen Verfahren angewendet werden, dass die nur angewendet werden dürfen, wenn eine Identifizierbarkeit sichergestellt werden kann." Harald Ebner, MdB, Bündnis 90/Die Grünen gegenüber dem Deutschlandfunk, 11.09.2016

Wissen und Meinen 80,44 Prozent wollen Kennzeichnung für Lebensmittel, die DNA enthalten 82,28 Prozent wollen Kennzeichnung für Lebensmittel, die mit Hilfe von Gentechnik hergestellt worden sind Quelle: Oklahoma State University, Januar 2015 BY SCHILLIPAEPPA.NET

Wissen und Meinen Quelle: YouGov, Genome Editing bei Lebensmitteln, n=2.054 Befragte, August 2016 BY SCHILLIPAEPPA.NET

Die Schweigespirale -Der Mensch als soziales Wesen passt sich mehr oder weniger bewusst einer Mehrheitsmeinung an und erhebt selten Widerspruch (Angst vor Sanktion und Isolation) -Was die vermeintliche Mehrheitsmeinung ist, wird vor allem über die Medien wahrgenommen -Welche Meinung als Mehrheitsmeinung fungiert, hängt u.a. von der Lautstärke der Akteure ab -Medien verstärken den Effekt, indem sie wiederholend ( kumulativ ) und übereinstimmend ( konsonant ) berichten -Schweigespiralen entwickeln sich vor allem bei kontrovers diskutierten Themen

Die Schweigespirale in Aktion Beispiel Tagespresse: HNA, 19.09.2016: Gegenwind für Bayer-Deal : -Christian Meyer, Bündnis 90/Die Grünen -Martin Häusling, Bündnis 90/Die Grünen -WWF -Oxfam -Brot für die Welt, Misereor, Fian Deutschland, Inkota-Netzwerk -Greenpeace

Und Monsanto? Umsatz 2015 (Mrd. $): 14,97 Umsatz 2015 (Mrd. $): 15,39 Quelle: marketwatch.com BY SCHILLIPAEPPA.NET

BY SCHILLIPAEPPA.NET Umsätze 2015 [Mrd. $] Quelle: marketwatch.com

Und Monsanto? Bild: Campact BY SCHILLIPAEPPA.NET

Beezlebayer BY SCHILLIPAEPPA.NET

Bayer-Monsanto-Produktkreislauf BY SCHILLIPAEPPA.NET

Gegenbewegung pro Gentechnik

Genome Editing regulieren? Argentinien: nein Kanada: nein USA: nein EU:? Fotos: Stefan Jansson, www.blogg.umu.se

Kritische Punkte -> BIGGREEN arbeitet mit Emotionen und Bildern, nicht mit Fakten ->Meldungen ergänzen und verstärken sich (Glyphosat in Muttermilch (Bündnis 90/Die Grünen), Bier (Umweltinstitut München), Urin (Bund, UBA), Wein (Greenpeace), -> Debunking is ineffective, Walter Quattrociocchi -> Medien berichten selektiv (hohe Glaubwürdigkeit der NGOs) -> Wissenschaftler genießen hohes Ansehen (Autorität), riskieren aber ihren Ruf, wenn sie sich an der Debatte beteiligen BY SCHILLIPAEPPA.NET

Fazit Ob die neuen Züchtungsverfahren akzeptiert werden, hängt davon ab, ob es gelingt den persönlichen Nutzen für die Menschen aufzuzeigen. -> die Versprechen müssen sich bald bestätigen -> Geschichten erzählen, eigene Motive erklären -> Allianzen bilden -> soziale Netzwerke nutzen -> Pressekontakte aufbauen -> auch bei Veranstaltungen die Schweigespirale unterbrechen BY SCHILLIPAEPPA.NET

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit! BY SCHILLIPAEPPA.NET