IRIS ESSER FOLGE MIR, MEIN FREUND Auf dem Weg zur Familie mit Kind und Hund
Für Kelly und alle Hunde und Kinder dieser Welt. Ein herzliches Dankeschön an Carolin Reger, www.nasenreich.de, die mit ihrer konstruktiven Kritik die Kapitel über die Sinne begleitet hat und nicht zuletzt an alle mitwirkenden Vier- und Zweibeiner vor der Kamera. Die Autorin Während verschiedener Tätigkeiten sowohl im operativen Personalwesen als auch in der Personalentwicklung wurde der Grundstein für ihr Interesse an menschlichen Lernprozessen gelegt. Seit nunmehr 20 Jahren beschäftigt sie sich mit Lernen und Motivation. Dieses Buch entstand während ihrer Ausbildung zur International Dog Trainerin bei Turid Rugaas. Derzeit absolviert sie ein Aufbaustudium zum Verhaltenstherapeuten für Hunde bei der Biologin Dr. Ute Blaschke-Berthold und Dieter Degen. Mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und zwei Hunden lebt sie im französischen Lothringen, grenznah zu Saarbrücken. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-9814692-0-2 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Caniris, 2011 Caniris Iris Esser Saarbrücker Straße 51 66130 Saarbrücken www.caniris.de Bildnachweis: Lektorat: Umschlag und Satz: Druck und Bindung: Patricia Stroucken, www.pastfotografie.de Titelbild, Seite 34, Seite 36, Seite 38, Seite 60, Seite 64 Anke Friese, www.niemandshunde.de Seite 10 Frank Kribelbauer, www.tierfoto-kribelbauer.de Alle weiteren Fotos Susanne Lniany, www.begegnungstraum.de Markus Dawo PRISMA Verlagsdruckerei GmbH, Saarbrücken
INHALT Einleitung 7 Mit Hunden leben 9 Ein Kind wünscht sich einen Hund 9 Was ist eigentlich ein Hund? 10 Wie kommuniziert ein Hund? 13 Lautäußerungen 14 Feine Signale gehen wir auf Empfang! 16 Rund ist freundlich 18 Den Kopf abwenden 19 Den Fang lecken/züngeln 19 Hecheln 20 Splitten 20 Die Sinne 23 Wie nimmt ein Hund seine Umwelt wahr? 23 Mit den Augen eines Jägers 24 Eine faszinierende Welt der Gerüche 26 Mehr als nur Töne 28 Fühlen, was sich unter der Erde tut 29 5
Lieber Fast-Food als Haute Cuisine? 31 Gemeinsam Lernen 33 Motivation der Schlüssel zum Erfolg 34 Ruhepausen 36 Komm zu mir, mein Freund 38 Der Hund an der Leine 41 Keine Zeit für den Hund? 44 Mit Hunden arbeiten Sinnvolle Beschäftigung 47 Belohnen gewusst wie! 49 Spielideen für Anfänger 51 Leckerchensuche 51 Kinder lieben Pfannkuchen Hunde auch! 56 Spielzeuge basteln 59 Ein Spielplatz für die Sinne 60 Spielideen für Fortgeschrittene 63 Tierspuren melden 63 Geh zu Training 68 Eine positive Bilanz 71 Literaturempfehlung 73 6
EINLEITUNG Über Kinder und Hunde wird meist im Zusammenhang mit Gefahrenvermeidung und richtigem Verhalten geredet. Beide sicher miteinander spielen zu lassen ist, auch unter Aufsicht von Erwachsenen, eine Gratwanderung, die immer ein Risiko in sich birgt. Es gibt jedoch Möglichkeiten, gemeinsam Spaß zu haben, ohne aufpeitschendes Herumtoben in Form von Bällchen- oder Stöckchenwerfen, Zerr- und Jagdspielen. Ganz nebenbei bleiben viele Bedürfnisse unserer Haushunde bei einer derart einseitigen Beschäftigung völlig auf der Strecke. Aber wer weiß denn schon, was ein Hund wirklich braucht und wie man ihn sich zum wahren Freund macht? Hunde sind sehr flexibel und anpassungsfähig. Vielleicht ist dies ja sogar das Geheimnis ihrer Erfolgsgeschichte. Es ist schon erstaunlich, wie viele Hunde heute die Welt bevölkern. Jeder Hund wird im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchen, mit uns eine Beziehung einzugehen. Wir sollten ihm dabei ein Stück entgegenkommen, denn eine echte Beziehung kann nur ent- und bestehen, wenn alle daran arbeiten. In diesem Sinne versteht sich dieses Buch als eine Art Beziehungstraining, von dem beide profitieren: der Hund, weil er endlich verstanden und akzeptiert wird und der Mensch, weil er Fähigkeiten 7
entwickelt und ausbaut, die ihn auch für den Umgang mit seinen Mitmenschen sensibilisieren. Wahrscheinlich können junge Menschen sich viel leichter auf die unterschiedlichen Bedürfnisse unserer Haushunde einlassen als Erwachsene. Mit dem entsprechenden Hintergrundwissen und ersten Vorschlägen von sinnvollem Miteinander werden viele Kinder uns Erwachsene mit ihrer Kreativität und Phantasie überraschen. Die Hunde profitieren von einer artgerechten Haltung und Beschäftigung, die ihre Sozialisation und Integration in die Familie fördern. Gefahren- und Konfliktsituationen werden somit maßgeblich reduziert. 8
MIT HUNDEN LEBEN Ein Kind wünscht sich einen Hund Nicht selten steht der Hund ganz oben auf dem Wunschzettel vieler Kinder. Dies ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Beziehung zu einem Tier für Kinder in unserer technischen und hektischen Welt immer wichtiger wird. Doch nicht selten landen die mit viel Euphorie angeschafften Hunde nach einiger Zeit im Tierheim. Dies ist nicht nur tragisch für die Haustiere, sondern vielmehr auch für die beteiligten Kinder. Soziales Lernen hat nicht stattgefunden und das, was gelernt wurde, ist gesellschaftlich unerwünscht. Die Kinder hatten ohne entsprechende Unterstützung keine Chance, die feinen Signale ihrer Gefährten wahrzunehmen und haben nur ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen in dieser Beziehung durchgesetzt. Außer Kind und Hund haben hier alle versagt. Die Konsequenzen müssen zwei unschuldige Lebewesen tragen. Kein Hund der Welt wird kinderlieb geboren, auch wenn viele Zuchtverbände und Organisationen dies häufig anders darstellen. Als soziales Lebewesen verfügt er jedoch über sämtliche Voraussetzungen, sich nicht nur zum ausgeglichenen, berechenbaren Familienmitglied zu entwickeln, sondern auch zum Freund des Kindes. Wenn ein junger Mensch nun das Glück hat, von Eltern und Trainern begleitet zu werden, die das Potential 9
dieser Freundschaft auszuschöpfen wissen, wird er ein Leben lang davon profitieren können. Solche Kinder sind eine Chance für die zukünftigen Generationen von Menschen und Tieren. Was ist eigentlich ein Hund? Irgendwann vor ca. 10 bis 15.000 Jahren begann die gemeinsame Geschichte von Mensch und Hund. Bis heute sind die Wissenschaftler sich nicht einig, wie und warum der Hund in das Leben des Menschen trat. Sicher weiß man mittlerweile, dass der Stammvater der heutigen Haushunde der Wolf ist. Bei ihm handelt es sich um ein hochsoziales Raubtier. Der Eingriff des Menschen in das natürliche Fortpflanzungsverhalten durch selektive Zucht hat auch nach Jahrhunderten nichts daran geändert, dass jeder unserer 10
Haushunde der Nachfahre eines Raubtieres ist, das gerne in familienähnlichen Verbänden lebt. Dies erklärt, warum unsere Haushunde in unterschiedlicher Ausprägung viele für uns Menschen unliebsame Verhaltensweisen zeigen können. Ein Hund, der schnüffelnd nach Fressbarem Kauen und Zerlegen sind natürliche Bedürfnisse. sucht und womöglich noch sämtlichen Unrat frisst, der sein Futter bewacht, der allem, was sich bewegt hinterherjagt, der nicht alleine bleiben will und die Wohnungseinrichtung anknabbert oder gar zerlegt, tut dies nicht, um seinen Besitzer zu ärgern, sondern weil es das genetische Erbe seiner Urahnen ist. Dennoch ist der Hund kein Wolf mehr. Fast 15.000 Jahre im Schatten des Menschen haben ihre Spuren hinterlassen. Der Hund hat sich in vielerlei Hinsicht hervorragend an ein Leben mit uns angepasst. Er schließt sich dem Menschen freiwillig an und ist bereit, sich in unsere Welt einzufügen. Das Wissen um sein Erbe, seine Fähigkeiten und Bedürfnisse ebnet uns den Weg zu einem harmonischen Zusammenleben mit einem der ältesten Haustiere des Menschen. 11