Schwerpunkt: Seite 8: Seite 10: Geschlechter- Starke Kinder. Gendersensible gerecht. durch starke. Erziehung. Erzieher. erziehen. im Vorschulbereich

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Transkript:

Nummer 3/2011 Schwerpunkt: Geschlechter- Seite 8: Starke Kinder Seite 10: Gendersensible gerecht durch starke Erziehung CHANCENGLEICHHEIT FÜR FRAUEN UND MÄNNER erziehen Erzieher im Vorschulbereich

AKTIV 43 53 I/2009 III/2011 Termine 9. Sept. 2011 Kinderwelten tagt! Baustelle Inklusion, Barrieren in frühkindlichen Bildungseinrichtungen, Kinderwelten Berlin, Anmeldung unter: www.kinderwelten.net 12. - 16. Sept. 2011 6. Fortbildung für Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte pro phila Freiburg, Infos unter: www.prophila-freiburg.de 22. - 25. Sept. 2011 Gläserne Decke für Frauen im öffentliche Dienst Kongress/Fachtagung, Deutscher Juristinnenbund, Potsdam, www.djb.de 23. - 25. Sept. 2011 Frauen- und Männerseelen Wie die Kriegserfahrungen nachwirken, Hospitalhof Stuttgart, www.hospitalhof.de 27. Sept. 2011 10 Uhr Cross Work - neue Wege in der Genderpädagogik Workshop für Frauen und Männer aus der Jugendarbeit, LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg u.a., Stuttgart, www.lag-maedchenpolitik-bw.de 7. - 9. Okt. 2011 Bundeskongress der kommunalen Frauenlisten Herrenberg, www.frauenlisten-dachverband.de 13. - 15. Okt. 2011 Frauenwirschaftstage 2011 www.frauenwirtschaftstage.de 18./19. Okt. 2011 Führungs- und Kommunikationstraining für Frauen in Verantwortung Diözese Rottenburg-Stuttgart Fachbereich Frauen, Tel.: 0711/97 91-228, http://frauen.drs.de Agentur für Arbeit Stuttgart, Nordbahnhofstr. 30-34, Tel.: 0711/920-3565, www.arbeitsagentur.de/stuttgart 13. Sept. 2011 9 Uhr Der Wiedereinstieg in den Beruf weitere Termine: 11.10. u. 8.11.2011 22. Sept. 2011 15 Uhr Mütter im Job-Casting - oder die Kunst, sich optimal zu präsentieren 10. Nov. 2011 15 Uhr Bewerbung - Tipps und Tricks zum Erfolg Landeszentrale für politische Bildung Baden- Württemberg, Tel.: 07 11/16409933, E-Mail: Maria.Ochedowski@lpb.bwl.de, www.lpb-bw.de 24. Sept. 2011 10 Uhr Bauhaus- Frauen, Meisterinnen in Kunst, Handwerk und Design 14. Okt. - 11. Nov. 2011 Interkulturelle Kompetenzen erwerben, E-Learning-Kurs 28. - 30. Okt. 2011 Hauptsache gesund? Ethische Fragen zum werdenden Leben 4. - 6. Nov. 2011 Frauen Europas - Europas Frauen (Un)Bekannte Gestalterinnen europäischer Kultur und Politik Evangelische Akademie Bad Boll, Tel.: 0 71 64/79-0, E-Mail: info@ev-akademieboll.de, www.ev-akademie-boll.de 5. - 8. Okt. 2011 Abschied von der Erwerbsarbeit, Aufbruch ins Morgen weiterer Termin 9. - 12.11. 5./6. Dez. 2011 Mit Zielen zum Ziel Die eigenen Visionen des Lebens entwickeln und verwirklichen Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an den wissenschaftlichen Hochschulen Baden-Württembergs, MuT Mentoring und Training zur berufsbegleitenden Unterstützung und Förderung von hochqualifizierten Nachwuchswissenschaftlerinnen, www.mut-programm.de 6./7. Okt. 2011 Konfliktmanagement im Hochschulalltag 21. Okt. 2011 Wissenschaftskarriere 2011 - die freie Wahl für Kind und Wissenschaft 28. Okt. 2011 Weichen stellen für wissenschaftliche Karrieren 11. Nov. 2011 Ihre Stimme zählt - Fach- und Führungskompetenz stimmlich transportieren Broschüren/Bücher Neue Wege Gleiche Chancen: Expertisen zum Ersten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung Klammer, Uta/Motz, Markus, Vs-Verlag 2011 Männliche Fachkräfte in Kindertagesstätten Eine Studie der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin und Sinus Sociovision GmbH, Cremers, Michael/Krabel, Jens/ Calmbach, Marc, BMFSFJ (Hg.), Heidelberg/Berlin 2010 Männer für erzieherische Berufe gewinnen Krebs, Angelika/Neubauer, Gunter, Schriftenreihe der Baden-Württemberg Stiftung Nr. 50, Stuttgart 2010 Übergänge verstehen und begleiten Transitionen in der Bildungslaufbahn von Kindern, Griebel, W./Niesel, R., Berlin 2011 Kinder sind Mädchen und Jungen Geschlechtersensible Erziehung: Theorie u. Praxis der Sozialpädagogik (TPS), 2, 2008 Jungen sind anders, Mädchen auch Den Blick schärfen für eine geschlechtergerechte Erziehung, Walter, Melitta., München 2005 Handbuch Kinderwelten Vielfalt als Chance - Grundlagen einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung, Wagner, Petra (Hg.), Freiburg 2008 Genderkompetenz in der Sozialpädagogik Hubrig, Silke, Köln 2010 Wer betreut Deutschlands Kinder? DJI-Kinderbetreuungsstudie, Bien, W./Rauschenbach, T./Riedel, B. (Hg.), 2007 Gender Mainstreaming im Kindergarten Dräger, Tanja, Stuttgart 2008 Starke Mädchen, starke Jungs Leitfaden für eine geschlechtsbewusste Pädagogik, Focks, Petra, Freiburg 2002 Einführung in Genderstudien Faulstich-Wieland, Hannelore, Opladen 2006 Auf den Anfang kommt es an Perspektiven für eine Neuorientierung frühkindlicher Bildung, Fthenakis, Wassilios E., Berlin, Bonn 2005 Die soziale Konstruktion der Geschlechter Gildemeister, Regine in: Hark, Sabine (Hg.): Dis/kontinuitäten: Feministische Theorie, Wiesbaden 2007 KiTa Kindertageseinrichtungen spezial Schwerpunkt: Gender Mainstreaming, 3/2008 Gender Loops. Praxisbuch für eine geschlechterbewusste und gerechte Kindertageseinrichtung Krabel, Jens/Cremers, Michael (Hg.) Berlin 2008, Dissens e.v., www.genderloops.eu Männer in Frauen-Berufen der Pflege und Erziehung Krabel, Jens/Stuve, Olav (Hg.), Opladen 2006 Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung Stamm, Margrit, Stuttgart 2010 Väter im Kindergarten Anregungen für die Zusammenarbeit mit Vätern in Tageseinrichtungen für Kinder, Verlinden, Martin/Külbel, Anke, Weinheim 2005 Frauengesundheit Informationsbroschüre für Frauen und Ärzte, Institut für Frauengesundheit, www.institut-frauengesundheit.org Migration, Familie und Beruf Report der FamilienForschung Baden-Württemberg, www.fafo-bw.de/familien_in_bw Mädelsache Frauen in der Neonazi-Szene, Berlin 2011 Zwischenbilanz zum Pilotprojekt "Anonymisierte Bewerbungsverfahren" (6/2011) www.antidiskriminierungsstelle.de Jo im Roten Kleid Thiele, Jens, Wuppertal 2004 Mein Onkel Malte, der ist Erzieher Pixi-Buch, Gemeinschaftsprodukt des Hessischen Sozialministeriums und des BMFSFJ, www.grosse-zukunft-erzieher.de/aw/home/~ce/infomaterial/ Adressen BMFSFJ www.gender-mainstreaming.net Friedrich Ebert Stiftung www.fes.de/fulltext/asfo/00802toc.htm Evangelische Frauenarbeit Deutschland e.v. www.evangelischefrauen-deutschland.de Bundeszentrale für politische Bildung www.bpb.de/ themen/43hfgv.0.0gender_mainstreaming.hmtl Fachkräfteportal der Kinder- und Jugendhilfe http:// www.jugendhilfeportal.de/imfokus/gender Kompetenzzentrum geschlechtergerechte Kinder- und Jugendhilfe LSA e.v. www.geschlechtergerechtejugendhilfe.de Koordinationsstelle Männer in Kitas www.koordinationmaennerinkitas.de Gender und Schule www.genderundschule.de Geschlechterstereotype www.genderkompetenz.info/genderkompetenz/gender/stereotype Decet Europäisches Netzwerk zur Frühkindlichen Erziehung, www.decet.org Jugendarbeit aktuell Newsletter des Landesjugendrings Baden-Württemberg, www.ljrbw.de Kampagne des Hessischen Sozialministeriums Große Zukunft mit kleinen Helden Werde Erzieherin/Erzieher! www.grosse-zukunft-erzieher.de E-Learning-Kurs Frühe Hilfen und frühe Interventionen im Kinderschutz für Fachkräfte, die mit Familien mit Säuglingen und Kleinkindern arbeiten. https://fruehehilfen-bw.de/ login/index.php E-Learning-Kurs Wilde Engel sanfte Kerle für Schulen und die offene Jugendarbeit Landeszentrale für politische Bildung, www.lpb-bw.de 55. Frauenrechtskonferenz www.unwomen.org 100 Jahre Frauensport Ein Rückblick auf bewegte und bewegende Jahre. Interviews und Texte von M. Rose (Hg.), DOSB 2011, www.dosb. de/de/sportentwicklung/ frauen-und-gleichstellung /news/detail/news/100_ jahre_frauensport Family-Programm Wirtschaft fördert Eltern, www.vodafonestiftung.de Neuer Internetauftritt von pro familia www.profamilia.de und www.sextra.de IMPRESSUM Herausgeber: Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg Postfach 10 34 43, 70029 Stuttgart Fax: 07 11/1 23-39 99 E-Mail: Poststelle@sm.bwl.de Internet: www.sozialministerium.de Redaktion: Harald Frank (V.i.S.d.P.), Sina Möller, Sozialministerium/ Ludmilla Fromme, Staatsanzeiger Projektmanagement: Ludmilla Fromme, Staatsanzeiger Verlag/Vertrieb: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg (Bestellungen/ GmbH, Postfach 10 43 63, 70038 Stuttgart Adressänderungen) Internet: www.staatsanzeiger.de Tel.: 07 11/6 66 01-37 Fax: 07 11/6 66 01-58 E-Mail: l.fromme@staatsanzeiger.de Anzeigenpreise: E-Mail: anzeigen@staatsanzeiger.de Satz: Friederike Rook, Staatsanzeiger Druck: DruckhausDiesbach GmbH, Weinheim Titelgestaltung: Nantscheff & Company, Reutlingen ISSN 1613-9925 Einzelhefte erhalten Sie gegen Zusendung eines ausreichend frankierten DIN A4-Umschlags kostenlos. Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier. Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht unbedingt mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. Redaktionsschluss dieses Hefts: 29.07.2011...und mehr im Internet: www.frauen-aktiv.de

Seite 3 Liebe Leserinnen und Leser, im Rahmen der Regierungsneubildung wurde ich am 12. Mai 2011 zur Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren ernannt. Ich freue mich, Sie in dieser neuen Funktion begrüßen zu können. Im Juni fand die Gleichstellungs- und Frauenministerkonferenz (GFMK) 2011 in Schleswig-Holstein statt mit dem Schwerpunkt Erster Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Dieser wurde auf Initiative der großen Koalition 2005 in Auftrag gegeben. Das Sachverständigengutachten Neue Wege gleiche Chancen. Gleichstellung von Frauen und Männern im Lebensverlauf und die Stellungnahme der Bundesregierung bilden den Ersten Gleichstellungsbericht. Frau Prof. Dr. Ute Klammer, Vorsitzende der Sachverständigenkommission, stellte den Mitgliedern der GFMK ihre Analysen und Vorschläge vor. Auf der Basis der Lebensverlaufsperspektive zeigt der Bericht ganz konkret den gleichstellungspolitischen Handlungsbedarf auf. Da gesellschaftliche und rechtliche Rollenbilder ein Hauptgrund für die Segregation am Arbeitsmarkt sind, ist es nur folgerichtig, bereits in Kindertagesstätten eine geschlechtergerechte und gleichstellungsorientierte Bildung zu verankern. Die hierfür notwendige Genderkompetenz des Fachpersonals ermöglicht einen Prozess, der Lernende für Geschlechterfragen sensibilisiert, sie die Konstrukthaftigkeit von Geschlecht erkennen lässt und sie befähigt, Geschlechterleitbilder zu hinterfragen. Geschlechtergerechte Erziehung ist die Chance, Mädchen und Jungen frei von Rollenzuweisungen so zu fördern, dass sie ihre ureigenen Fähigkeiten entwickeln und einsetzen können. Dann haben diese Mädchen und Jungen später eine bessere Chance, selbstbewusst und frei ihren Beruf zu wählen. Das ist meiner Meinung nach der wichtigste Schritt, um die Rollenbilder zu erweitern, zukünftig die Arbeitsmarktteilung aufzuheben und die Chancengleichheit generell zu verbessern. Liebe Leserinnen und Leser, Bei der Frage der Chancengleichheit von Jungen und Mädchen als Gegenstand pädagogischer Überlegungen richtete sich das Interesse anfangs auf die Mädchen. Expertinnen und Experten beschäftigten sich damit, wie der naturwissenschaftliche Unterricht aussehen muss, damit er nicht nur die Jungen, sondern auch die Mädchen erreicht. Heute ist dies nicht nur um die Frage ergänzt, wie die Defizite bei der Lesekompetenz der Jungen im Vergleich zu den Mädchen verringert werden können. Vielmehr geht es nun auch um die Ursachen, warum Jungen häufiger die Hauptschule und seltener das Gymnasium besuchen, warum sie häufiger sitzen bleiben und die Schule häufiger ohne Abschluss verlassen. Laut Koalitionsvereinbarung ist unser Ziel ein sozial gerechtes Schulsystem, in dem nicht die Kinder sich an die Schule anpassen müssen, sondern die Schule an die Kinder angepasst wird. Daher sollten bei unseren Bemühungen um Geschlechtergerechtigkeit nicht die Defizite von Jungen und von Mädchen im Vordergrund stehen, sondern die Frage, wie man die spezifischen Interessen von Jungen und Mädchen für den Aufbau von Kompetenzen und zur Förderung der Chancengleichheit sinnvoll nutzen kann. Chancengleichheit kann nur erreicht werden, wenn die Bedürfnisse beider Geschlechter berücksichtigt werden. Ein differenziertes Wissen über die Geschlechter und die Geschlechterverhältnisse bildet dabei die Basis und ist die Voraussetzung für geschlechtergerechte Förderung und Ermöglichung von Chancengleichheit. Die Beiträge im vorliegenden Heft zum Thema "Geschlechtergerechte Erziehung" gehen über den schulischen Breich hinaus und eröffnen neue Perspektiven auch im frühkindlichen Bereich. Sie sollen die Diskussion befördern und in der Praxis vor Ort regen Anklang finden. Katrin Altpeter MdL Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Gabriele Warminski-Leitheußer Ministerin für Kultus, Jugend und Sport AKTIV 53 III/2011

GESCHLECHTERGERECHT AKTIV 53 III/2011 Renate Niesel Diplom-Psychologin Staatsinstitut für Frühpädagogik(IFP) München Die QUELLE 1 Wie verschieden sind sie? Die Gehirnentwicklung bei Mädchen und Jungen, Eliot, Lise, Berlin 2010: Berlin Verlag, S. 14f, S. 225 ff, S. 232 2 Krippen: Wie frühe Betreuung gelingt, Lieselotte Ahnert und Maike Gappa u.a., Beltz 2008 Das ZITAT Pädagogisch kann auf die Entwicklung der Identität mit den geschlechtstypischen Merkmalen unterschiedlich reagiert werden: Entweder mit Achselzucken So sind richtige Mädchen und Jungs nun mal da kann man nichts machen oder Das sind entwicklungsabhängige Verhaltensmuster. Wir achten darauf, dieses Verhalten nicht zu verstärken, sondern bieten allen Kindern ein breites Spektrum an Erfahrungsmöglichkeiten, um eine frühzeitige Einengung der sich entwickelnden Selbstbilder zu vermeiden." (Renate Niesel) Eine geschlechtergerechte oder geschlechtssensible Pädagogik ist kein Konzept mit Standardmethoden. Es geht nicht um isolierte Projekte der Mädchenoder Jungenförderung. Vielmehr ist das Bemühen um Geschlechtergerechtigkeit als Querschnittsaufgabe für alle Bildungsbereiche zu sehen. Sie entwickelt sich auf der Basis von Fachwissen, Selbstreflexion und Austausch im pädagogischen Team. So kommt es zu einer Haltung, die zunächst den Blick für die Lebenswelten von Mädchen und Jungen schärft und unterschiedliche Familienformen, verschiedene kulturelle Hintergründe und soziale Unterschiede, unter denen Kinder heute aufwachsen, mitbedenkt. Das Geschlecht gehört zu den mächtigsten Ordnungskriterien in unserer Gesellschaft. Menschen orientieren sich im Laufe jeden Tages sehr häufig in ihrer Wahrnehmung und ihrem Urteil an den Kategorien männlich/weiblich, in den meisten Fällen ohne dass es ihnen bewusst ist. Bewusst wird es z.b., wenn uns erwachsene Menschen begegnen, deren Geschlecht uns nicht auf den ersten Blick eindeutig identifizierbar erscheint. Sitzt eine solche Person mit uns im Bus oder in der U-Bahn, werden wir immer verstohlen hinschauen und nach Hinweisen suchen, die unsere Irritation beenden. Wie Mädchen Mädchen und Jungen Jungen werden Nach der Geburt wird es sichtbar: Gene und Hormone machen den biologischen Unterschied. Was es jedoch bedeutet, Junge oder Mädchen zu sein, bestimmt die jeweilige Kultur, in die die Kinder hinein geboren werden. Für das soziale Geschlecht hat sich auch im deutschen Sprachraum der angloamerikanische Begriff Gender als sprachliche Abgrenzung zum biologischen Geschlecht durchgesetzt. Das soziale Geschlecht unterliegt Wandlungen. Am Ende des zweiten Lebensjahres können die meisten Kinder beide Geschlechter unterscheiden und zuverlässig sagen, ob sie selber ein Junge oder Mädchen sind. Die Unterscheidung zwischen den Geschlechtern nehmen Kinder an äußeren Merkmalen (wie Haare, Kleidung) vor, die Genitalien spielen noch keine Rolle. Es fehlt in diesem Alter auch noch das Verständnis der Geschlechterkonstanz, d.h. davon, dass ihr Geschlecht unabhängig von den Wünschen oder den Veränderungen des äußeren Erscheinungsbildes bestehen bleiben wird. Spätestens jetzt zeigen die meisten Kinder in ihrem Spielverhalten geschlechtstypische Spielzeugpräferenzen was bei Jungen stärker ausgeprägt zu sein scheint als bei Mädchen. In den ersten Lebensjahren fehlt Kindern noch das Verständnis dafür, dass es neben den Unterschieden zwischen den Geschlechtern auch Unterschiede innerhalb eines Geschlechts gibt: Sie denken eher in absoluten Kategorien. Mädchen und Jungen, ordnen sich nun selbst einer Kategorie zu und wählen aktiv aus den Angeboten ihrer Umwelt aus: zum einen das, was ihnen entsprechend der Mädchen-/Jungenkategorie angeboten wird, zum anderen das, was ihnen gefällt und ihr Interesse weckt. Das sich noch entwickelnde Geschlechtsschema steuert eine auswählende Aufmerksamkeit. So ist zu verstehen, dass plötzlich stereotypes Verhalten zu beobachten ist. Die Mädchenwelt verfärbt sich rosa (wenn Erwachsene dafür nicht schon früher gesorgt haben) und das Interesse der Jungen scheint sich z.b. auf Action-Figuren zu beschränken. Wenn Jungen und Mädchen wählen können, bevorzugen sie nun häufig gleichgeschlechtliche Spielpartner/innen und entwickeln in gleichgeschlechtlichen Gruppen unterschiedliche Arten miteinander umzugehen: eher konkurrenzbetont in Jungengruppen, eher kommunikativ und ausgleichend in Mädchengruppen. Diese Trennung in Mädchen- und Jungenwelten bleibt im Großen und Ganzen bestehen, bis am Ende der Grundschulzeit mit der Vorpubertät das andere Geschlecht wieder interessant zu werden beginnt. Gender spielt eine wichtige Rolle in der Frühpädagogik Die Bildungspläne, -programme oder -leitlinien der einzelnen Bundesländer unterscheiden sich sehr in ihren Umfang und in ihrer inhaltlichen Gestaltung. Ausführungen zu den Themen Mädchen und Jungen, Geschlechterrollen, Geschlechtssensible Pädagogik, etc. reichen von kurzen Erwähnungen bis hin zu differenzierten Ausführungen. Generell wird das Thema Gender in Bildungsplänen unter der Perspektive von Diversität und Chancengleichheit behandelt. Als Zielvorgabe wird in der Regel formuliert, dass Einschränkungen des Erfahrungs- und Verhaltensrepertoires von Mädchen und Jungen durch Geschlechterstereotype vorzubeugen sei. Für pädagogische Fachkräfte, Lehrkräfte und Eltern kann es jedoch hilfreich sein, den Erwerb des sozialen Geschlechts (Gender) auch aus dem Blickwinkel von Lernen und Bildung zu sehen. Also darüber nachzudenken, welche Impulse die Entwicklungsumgebungen Elternhaus, Kindertageseinrichtung und Schule bieten, wenn Kinder lernen, was es heißt, ein Junge oder ein Mädchen zu sein. Erzieherinnen und sehr viel seltener Erzieher -, Lehrerinnen und an Grundschulen sehr viel seltener Lehrer leisten ebenso wie Väter und Mütter und Mädchen und Jungen in Kita und Schule ihren Beitrag zu diesem Bildungsprozess. Diese Perspektive wird auch durch die Hirnforschung bestätigt. Sie verweist auf die Erkenntnisse zur Plastizität des Gehirns als Grundlage für jede Art von Lernen. Sämtliche Elemente des Nervensystems reagieren auf die Erfahrungen, die wir machen, und passen sich durch Umgestaltung an sie an. Es ändert sich, wenn uns klar wird, dass wir ein Mädchen oder Junge sind Da Mädchen und Jungen ihre Zeit zum Teil mit sehr unterschiedlichen Aktivitäten verbringen und frühe Erfahrungen einen besonders großen Einfluss auf die Struktur des Nervensystems ausüben, wäre es eigentlich unverständlich, wenn die Gehirne nicht unterschiedlich funktionieren würden. 1 Positive Beziehungsqualitäten zwischen Kindern und Pädagoginnen bzw. Pädagogen gelten als wichtige Voraussetzung für erfolgreiche Bildungsprozesse. Für die frühe Kindheit gilt das in besonderem Maße. Ahnert und Gappa als Vertreterinnen der Bindungs-

und Beziehungsqualitätsforschung vertreten die Auffassung, dass eine der wesentlichen Ursachen für die z. Zt. diskutierten unterschiedlichen Bildungschancen für Mädchen und Jungen bereits vor dem Schulstart in den unterschiedlichen Beziehungsqualitäten zu finden sei. Da Jungen geringere Chancen als Mädchen hätten, eine bindungsähnliche Beziehung zu einer Erzieherin aufzubauen, könnten die Beziehungsaspekte Assistenz und Explorationsunterstützung in Bildungsprozessen bei Jungen weniger nachhaltig wirken. Erzieherinnen reagieren auf das Verhalten der Jungen häufiger reglementierend und weniger an den Interessen der Jungen orientiert, was die Beziehungsqualität eher schwächt als stärkt. Die Autorinnen folgern daraus, dass die Gefahr besteht, dass die Erziehungs- und Lehrformate der pädagogischen Programme ihre Wirkung verfehlen und so der Bildungseinfluss von Seiten der (weiblichen) Erzieherinnen ausbleibt. 2 Beim Eintritt in die Schule gibt es Unterschiede und Gemeinsamkeiten Wie verschieden sind Mädchen und Jungen in bildungsbezogenen Aspekten, wenn sie in die Schule kommen? Lise Eliot fasst Forschungsergebnisse folgendermaßen zusammen: Insgesamt liegen fünf- und sechsjährige Mädchen und Jungen in den Fähigkeiten, die für den Schuleintritt erforderlich sind, mehr oder weniger gleichauf, sie unterscheiden sich jedoch in einigen Punkten. Ein Aspekt der etwas weiter fortgeschrittenen feinmotorischen Entwicklung der Mädchen beeinflusst laut Eliot auch die Sprachentwicklung, da die vielen kleinen Muskeln von Hals, Lippen und Zunge in komplexer Weise koordiniert werden müssen. Sowohl in Quantität als auch Qualität der Artikulation sind Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen nachweisbar. 1 Auch für die größere Unruhe und Ungeduld der Jungen liefert die Hirnforschung eine Erklärung: die Herausbildung der sogenannten Inhibition, das heißt der Hemmung von Handlungsimpulsen. 1 Reifungsprozesse beinhalten nicht nur Erweiterung, sondern auch, dass gelernt wird, Verhaltensweisen zu unterdrücken, wie z.b. den Impuls, los zu plappern oder den Nachbarjungen anzurempeln. Bei Jungen entwickelt sich die Inhibitionskontrolle langsamer als bei Mädchen. Insgesamt sind die Leistungen der Mädchen und Jungen bei Schuleintritt ähnlich gut. Etwas besser als die Mädchen schneiden Jungen in Tests zu visuellräumlichen Fähigkeiten ab, mit der Gefahr, dass sich dieser Unterschied im Lauf des Kindes- und Jugendalters vergrößert. Selbstverständlich sollte sein, dass Mädchen und Jungen gleichwertig und gleichberechtigt sind und dass für Jungen und Mädchen ein gleicher Zugang zu und eine gleiche Teilhabe an allen Lerninhalten und Lernräumen sichergestellt wird. Auch die Teilnahmewünsche von Jungen bzw. Mädchen an typischen Mädchen- bzw. Jungenaktivitäten müssen erkannt und unterstützt werden. Für Jungen wird es mit zunehmendem Alter oft schwerer als für Mädchen, Alternativen zum typischen Rollenverhalten zu erproben, ohne sich der Gefahr auszusetzen, die Akzeptanz ihrer Peer-Group zu verlieren. Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte müssen sicherstellen, dass Überschreitungen von Geschlechternormen und Geschlechterstereotypen nicht zu Diskriminierung oder Ausgrenzung führen. Auch die Zusammenarbeit mit Eltern zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit ist langfristig anzulegen und transparent zu machen. Mütter/Väter mit Söhnen/ Töchtern, nicht nur aus nichtdeutschen Kulturkreisen und mit unterschiedlichen religiösen Bindungen können sehr verschiedene Erziehungsansichten im Hinblick auf das soziale Geschlecht ihres Kindes haben. Ein Einklang zwischen den Vorstellungen der Eltern und den pädagogischen Zielen von Kita oder Schule wird nicht immer einfach zu erreichen sein. Für Pädagoginnen und Pädagogen ist es dann umso wichtiger, eine klare, fachlich begründete Haltung zu haben, die es ihnen erlaubt, ihre Zielvorstellung von geschlechtergerechter Bildung in ihrem Verantwortungsbereich umzusetzen und dabei das Wohl des Kindes in seiner Familie im Auge zu behalten. Oft sind es aber auch die scheinbaren Nebensächlichkeiten des Alltags, die geschlechtsbezogene Auswirkungen haben. So ist z.b. Sprache ein wichtiges Medium, um Stereotype zu verfestigen, aber auch, um sie aufzubrechen. Wird z.b. ausschließlich die männliche Form benutzt (der Politiker, der Arzt, der Deutsche, die Teilnehmer, die Schüler), wird das geistige Bild, das in der Vorstellung der (jungen) Zuhörer und Zuhörerinnen entsteht, überwiegend männlich sein. Der bewussten Wahl der weiblichen, der männlichen oder beider sprachlicher Formen kommt in der geschlechterbewussten Erziehung eine besondere Bedeutung zu. Auch Vorsicht ist geboten Die Ergebnisse der Genderforschung sind immer durchschnittliche Werte, die sich auf untersuchte Gruppen beziehen und nicht automatisch für Rückschlüsse auf einzelne Jungen oder Mädchen heran gezogen werden sollten. Es besteht die Gefahr, dass allgemeine Aussagen zu Jungen oder Mädchen dazu führen, Geschlechterstereotype zu verfestigen und dass geschlechtsbezogene Erwartungen genau den Einfluss auszuüben, der durch eine geschlechtergerechte Pädagogik überwunden werden soll. Im Blick ist zu behalten: Im Vergleich der Geschlechter sind die Gemeinsamkeiten bei Intelligenz, Begabungen, Fähigkeiten und anderen Persönlichkeitsmerkmalen größer als die Unterschiede. Es muss darum gehen, Mädchen und Jungen zu ermöglichen, die eigene (Geschlechts-)Identität ohne einengende Zuschreibungen entwickeln zu können und ihre Entwicklungspotenziale unabhängig vom Geschlecht zu fördern. Zur Geschlechtergerechtigkeit gehört auch, dass das Geschlecht manchmal eben keine Rolle spielt. Jungen und Mädchen werden als Individuen, mit eigenen Interessen und Begabungen, die nicht an das Geschlecht gebunden sind, gesehen. Für die Ausschöpfung dieser Potenziale kann eine geschlechtssensible Pädagogik, die unterschiedliche Entwicklungstempi oder geschlechtsabhängige Interessen berücksichtig, aber wichtig sein. Seite 5 Das ZITAT Für schulischen Erfolg sind langfristig nicht nur Stillsitzenkönnen und sauberes Ausmalen entscheidend. Räumliches und technisches Denken sowie selbstbewusstes Auftreten stehen am Beginn der Schullaufbahn zwar noch nicht im Mittelpunkt, werden aber von Jungen bereits in ihrer vorschulischen Zeit stärker geübt als von Mädchen. Sie gewinnen in den höheren Schulklassen, bei den nachfolgenden Transitionen im Bildungssystem und schließlich bei der Berufswahl an Relevanz. (Renate Niesel) WEBTipp Orientierungsplan für Bildung und Erziehung in baden-württembergischen Kindergärten und weiteren Kindertageseinrichtungen, Fassung vom 15. März 2011 www.kultusportal-bw.de/servlet/pb/ show/1285728/km_kiga_ Orientierungsplan_2011.pdf Qualifikationsprofil Frühpädagogik Fachschule / Fachakademie www.weiterbildungsinitiative.de/ uploads/media/wiff_ Kooperationen_1_ Qualifikationsprofil_Internet.pdf AKTIV 53 III/2011 ERZIEHEN

AKTIV 53 III/2011 Seite 6 Gender Mainstreaming in der Kindertagesstätte Bianca Fischer Erzieherin, Leiterin der städtischen Kindertagesstätte Nikolaus-Lenau-Platz (1999 bis 2008), Sindelfingen Das ZITAT Die Themenbausteine Akustik Schallwelle Messen Zeit ermöglichen es dem Kind, erleben, be-greifen und verstehen zu können. Bei diesen unterschiedlichen Schwerpunkten fühlen sich alle Kinder der Kindertagesstätte, unabhängig von Alter und Geschlecht, angesprochen und sind interessiert und neugierig bei der Sache. Sie verknüpfen ihre Erkenntnisse mit ihren bisherigen Tätigkeiten und werden auch zu Hause aktiv. So messen sie die Raumgröße des Kinderzimmers aus oder malen zusammen mit den Eltern auf, um welche Uhrzeit sie morgens aufstehen u.v.m. (Bianca Fischer) Was ist ein Bildungstablett? Die Kindertagesstätte Nikolaus-Lenau-Platz in Sindelfingen wurde 2004 für das einjährige Modellprojekt Gender Mainstreaming ein Thema für die Kindertagesstätte?! ausgewählt. Ziel des Projekts war es, das Interesse für Naturwissenschaft und Technik bei Jungen wie auch bei Mädchen bereits im Kindergartenalter zu fördern. Die Bildung und Betreuung der Kinder hat in Sindelfingen einen hohen Stellenwert und eine lange Tradition. Es gibt 33 städtische Kindertagesstätten für rund 1850 Mädchen und Jungen. 2004 fand für alle Leiterinnen der städtischen Kindertagesstätten ein Seminar statt mit dem Titel Gender Mainstreaming ein Thema für die Kindertagesstätte?! Ziel war die Implementierung eines Modellprojekts im Bereich der Kindertagesstätten. Ursula Fujike, Leiterin des Regiebetriebs Kindertagesstätten, Gisela Kentrup, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt sowie das externe Beratungsteam, Sabine Brommer und Gerhard Tschöpe, führten in das Thema Gender Mainstreaming ein. Als eine von drei Projekt-KiTas wurde die zweigruppige Kindertagesstätte Nikolaus-Lenau-Platz im westlichen Stadtgebiet Sindelfingens ausgewählt. 50 Jungen und Mädchen im Alter von drei bis sechs Jahren aus allen sozialen Schichten werden hier alters- und geschlechtsgemischt betreut. Der Anteil der Kinder mit Migrationshintergrund beträgt rund 45 Prozent. Vor dem Hintergrund, dass in der Kita ausschließlich Frauen arbeiten, reflektierten die Mitarbeiterinnen ihre bisherige pädagogische Arbeit. Dabei wurde deutlich, dass es im Bereich Naturwissenschaft und Technik nur wenige Angebote gab und Väter und Mütter diese erstaunlicherweise auch nicht einforderten. Im ersten Schritt setzten sich die Erzieherinnen unter Anleitung durch die beiden Externen mit der eigenen kindlichen Prägung und den Vorstellungen über Gender auseinander. Schnell wurde klar, wie wichtig dies insbesondere auch für die Wahrnehmung und Interpretation von Beobachtungen im pädagogischen Alltag ist. Beim zweiten Treffen wurden konkrete Ziele definiert: Das Interesse für Naturwissenschaft und Technik soll bei Jungen und insbesondere auch bei Mädchen In der Kita Nikolaus-Lenau-Platz werden die Räume multifunktional genutzt. Um den Kindern verschiedene Möglichkeiten des Experimentierens zu bieten, haben wir Bildungstabletts eingeführt. Immer passend zu einem Thema sind verschiedene Materialien auf einem Tablett zusammengestellt. Dieses kann leicht zur Seite gestellt werden, wenn der Platz für eine andere Tätigkeit genutzt wird. Ferner können sie schnell verändert werden, um für Kinder wieder attraktiv zu sein. Momentan ist das Bildungstablett Magnetismus bei den Kindern sehr beliebt, mit verschiedenen Magneten sowie kleine Spielsachen wie Muggelsteine, Schrauben, Murmeln, Puzzleteile. Die Kinder formulieren ihre Erkenntnisse wie folgt: Ein Schrank ist nicht magnetisch. Der ist aus Holz. Und Holz klebt nicht. Wenn Du die Metall- Murmeln nimmst, die rollen ganz schnell auf den Magneten. Die kleben richtig dran fest. Und Reißverschlüsse von Jacken, die sind auch richtig magnetisch. Das ist cool. gefördert werden, um ihnen vielleicht ein größeres Berufswahlspektrum zu ermöglichen. Das Thema Naturwissenschaft und Technik soll als Lernziel in der Alltagsgestaltung der Kita präsent sein. Die Mitarbeiterinnen nahmen die Raumgestaltung genauer unter die Lupe Welche Bereiche werden mehr von den Jungen, welche mehr von den Mädchen genutzt? Wo haben die Mädchen und Jungen die Möglichkeit, mit Mathematik in Berührung zu kommen? Die Basis mathematischen Denkens ist das Sortieren, Zählen, Messen und Experimentieren sowie das genaue Beobachten und Beschreiben naturwissenschaftlicher Phänomene. Zunächst wurde die Raumgestaltung verändert. In der Bauecke wurden neben den üblichen Bauelementen auch kleine Spiegelfliesen und Glitzersteine angeboten. Alle Materialien, die man sortieren kann, wurden in einer Experimentierecke zusammen geführt. Die anschließende Beobachtungsphase war spannend: Die Mädchen nahmen die Bauecke in Beschlag. Sie experimentierten mit großen Bauklötzen und Höhen um sie anschließend mit Glitzersteinen zu dekorieren. Und auch die Jungen fanden Gefallen an den bunten Steinen. Dies war der Beginn eines großen Miteinanders. In der Sortierecke verblüffte das Ergebnis alle: Es gab keinen Unterschied zwischen Jungen und Mädchen. Beide Geschlechter waren hier sehr aktiv. Die Frage, ob denn Technik und Naturwissenschaft auch für Mädchen interessant ist, wurde bei den Kindern an keiner Stelle thematisiert. Eventuell deshalb, weil eben allen Kindern unabhängig von ihrem Geschlecht ganz selbstverständlich Naturwissenschaft und Technik dargeboten wurde und sie das Angebot auch annahmen. Allein die Tatsache, dass es für die Kinder keine Rolle spielte, ob sich ein Mädchen oder ein Junge mit Experimentieren, Messen oder Zahlen beschäftigte, spricht für den Veränderungsprozess. Es ist zu hoffen, dass sich viele der Mädchen in der Schulzeit im Mathematik-, Physik- oder Chemieunterricht daran erinnern, wie viel Freude sie an den naturwissenschaftlichen Versuchen hatten und dass Naturwissenschaft und Technik auch für Mädchen selbstverständlich zur Lebensrealität gehören. Das Thema Gender Mainstreaming ist bis heute in der Kita präsent Neue Kolleginnen werden während der Teambesprechung an das Thema Gender Mainstreaming herangeführt und gebeten, sich Gedanken über ihre eigenen Rollenvorstellungen zu machen. Gleichzeitig achten die (immer noch ausschließlich weiblichen) Mitarbeiterinnen darauf, dass Angebote aus dem Bereich Naturwissenschaft, Technik und Mathematik sich an alle Kinder richten. Hier haben sich so genannte Bildungstabletts bewährt. Das Material in den Baubereichen, in der Puppen- und Verkleidungsecke soll Jungen und Mädchen ansprechen. Aber auch die Möglichkeit, naturwissenschaftliche Phänomene zu beobachten, eigene Beobachtungen zu dokumentieren und mit anderen ins Gespräch zu kommen, ist für die Kinder zur Selbstverständlichkeit geworden. Und auch heute noch nehmen die Erzieherinnen in diesem Punkt keinen Unterschied zwischen Mädchen und Jungen wahr.

KINDERWELTEN ist ein Inklusionsprojekt zur vorurteilsbewussten Erziehung des Instituts für den Situationsansatz/Internationale Akademie ggmbh an der Freien Universität Berlin. Das Projekt wurde vom BMFSFJ gefördert und bundesweit ausgeschrieben. Von 2008 2010 hat auch die Kindertageseinrichtung Sandbuckel in Stuttgart daran teilgenommen. Projekt Kinderwelten Seite 7 Die Kita Sandbuckel liegt im Stuttgarter Stadtteil Giebel und bietet 38 Ganztagesplätze für Kinder von eineinhalb bis 12 Jahren. Im gesamten Stadtteil leben viele Menschen mit Migrationshintergrund, viele alleinerziehende Mütter und viele Familien an der Armutsgrenze. Diese Vielfalt spiegelt sich im Alltag unserer Einrichtung wieder. So freuten wir uns sehr, ins Projekt Kinderwelten aufgenommen zu werden. Folgende vier Kinderweltenziele haben wir erarbeitet und dann mit den Eltern und Kindern umgesetzt: 1. Jedes Kind muss Wertschätzung und Anerkennung finden, als Individuum und als Mitglied einer bestimmten sozialen Gruppe. 2. Kinder müssen Erfahrungen mit Menschen machen, die anders aussehen und sich anders verhalten als sie selbst, so dass sie sich mit ihnen wohl fühlen und Empathie entwickeln können. 3. Das kritische Denken von Kindern über Vorurteile, Einseitigkeiten und Diskriminierung anzuregen, heißt auch, mit ihnen eine Sprache zu entwickeln, um sich darüber verständigen zu können, was fair und was unfair ist. 4. Kinder sollen ermutigt werden, sich aktiv und gemeinsam mit anderen gegen einseitige oder diskriminierende Verhaltensweisen zur Wehr zu setzen, die gegen sie selbst oder gegen andere gerichtet sind. Von Anfang an wollten wir die Vielfalt in der pädagogischen Arbeit nutzen Bei der Bearbeitung des ersten Zieles stand die Stärkung der Ich-Identität im Vordergrund. Unter dem Motto Alle Kinder sind gleich jedes ist besonders haben wir uns gemeinsam auf die Suche nach körperlichen Gemeinsamkeiten und Unterschieden gemacht. Hier wurden natürlich auch die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bearbeitet. Thesen wurden aufgestellt, wie Mädchen bzw. Jungen sind. Fast alle Thesen konnten widerlegt werden. Denn es gibt Mädchen, die genauso stark sind wie Jungen. Es gibt Jungen, die weinen, wenn sie traurig sind. Es gibt Jungen und Mädchen, die gern Fußball spielen, und Jungen und Mädchen, die gern in der Küche helfen. Für unsere Kinder war schnell klar, dass sich Freunde nicht unbedingt dadurch auszeichnen, dass sie dasselbe Geschlecht haben. Während des Prozesses beschäftigten wir uns mit geschlechtlich-kulturellen, sozial-kulturellen, ethnischkulturellen und individuellen Unterschiedlichkeiten. Die Vielfalt von Lebensformen, Kulturen, Religionen und die Zugehörigkeit zu dem einen oder dem anderen Geschlecht spiegelten sich in den Familienbildern wieder. Jede Familie gestaltete einen Bilderrahmen, in dem sie die wichtigsten Familienmitglieder vorstellt und einen Bezug zum Heimatland zeigt. Viele Gespräche fanden bisher zu den Inhalten der Bilder statt. Beim dritten Ziel überlegten wir gemeinsam mit den Kindern, woher Vorurteile kommen, wie man sich fühlt, wenn man ausgegrenzt und ausgelacht wird und was wir tun können, damit keine neuen Vorurteile entstehen. Auch hier kamen wir wieder auf das Thema Jungen und Mädchen zu sprechen. Tun alle Mädchen das Gleiche, sind alle Mädchen so? Hauen und schlagen alle Jungen, sind die Jungen immer die Stärkeren, die Bestimmer? Dürfen sich auch Jungs schminken und Mädchen im Dreck wühlen? Mittlerweile haben fast alle Jungen akzeptiert, dass auch sie Tischdienst haben und die Mädchen in der Bauecke tolle Kunstwerke bauen. Die Mädchen mussten sich damit arrangieren, dass es in der Puppenecke nicht nur langhaarige Puppen gibt, sondern ein Puppenjunge genauso zur Puppenfamilie gehört wie unser dunkelhäutiges Puppenbaby, und die Jungen gern einmal selber den Papa oder die Mama spielen. Und das mit dem Bestimmer hat sich auch geklärt. Dass ich als Frau die Einrichtung leite und der Chef bin, wird nur noch manchmal hinterfragt. Gegenseitiger Respekt und Wertschätzung des anderen Geschlechtes haben zugenommen Um Ungerechtigkeiten außerhalb der Einrichtung oder Familie ansprechen zu können, brauchen unsere Kinder sicher noch eine ganze Weile. In der vertrauten Umgebung der Tageseinrichtung gelingt es jedoch schon manchmal, das vierte Ziel umzusetzen. Kinder weisen sich gegenseitig auf Ungerechtigkeiten hin und versuchen Lösungen zu finden. Seit unsere Kinder die Kinderrechte kennengelernt haben, sprechen sie unfaires Verhalten an, weisen sich auf Regelverletzungen hin und unterstützen sich gegenseitig bei Problemen. Je älter unsere Kinder werden, desto wichtiger wird der Freundeskreis. Unsere Hortkinder wählen mit viel Feingefühl ihre Freundschaften. Mit zunehmendem Alter auch geschlechterspezifisch. Das hat sich auch durch unser Kinderweltenprojekt nicht verändert. Rollenklischees konnten jedoch kritisch hinterfragt und abgebaut werden. Nach den zwei Jahren waren wir uns sicher, dass wir noch lange nicht am Ende unserer Arbeit angekommen sind. Mit jedem neuen Kind und jeder neuen Familie fangen wir wieder ein bisschen von vorne an, damit niemand alleine zurück bleibt und unsere Ziele weiterhin in der Einrichtung leben und erlebbar bleiben. So hat es mich nicht gewundert, dass erst letzte Woche ein Junge sich vehement geweigert hat, den Tischdienst zu übernehmen. Seine Begründung, er sei ein Mann und das sei Frauenarbeit wurde von den Mädchen gleich abgetan. Nach einer längeren Diskussion über die Rechte und die Pflichten von Jungen und Mädchen wurde das Geschirr dann doch noch von dem Jungen in die Küche gebracht. Und noch etwas hat sich verändert. Einige unserer Mütter erwarten nun auch Mithilfe der Söhne und Männer im Haushalt und unsere wenigen Väter sind weitaus mehr in der Einrichtung präsent. Weder Mütter noch Kinder wundert es, wenn die Väter ihre Kinder in die Einrichtung bringen, auf Ausflügen die Erzieherinnen und den Erzieher unterstützen und ihre Kinder während der Eingewöhnungszeit begleiten, wickeln, trösten und zum Schlafen bringen. Das ZITAT Bei uns hat sich viel verändert. Was man sehen kann, sind Flaggen der Herkunftsländer unserer Familien mit dem jeweiligen Begrüßungsspruch, von den Eltern gemalte Kinderportraits, die die Vielfalt der unterschiedlichen Hautfarben wiederspiegeln, Schriftzüge in den Muttersprachen unserer Familien, Duden, Bilderbücher und Plakate mit Schriftzeichen aus aller Welt. Gutenmorgenlieder und Tischsprüche werden in den Sprachen der Familien gesungen und gesprochen, Kinder sprechen auch in ihrer Muttersprache mit anderen Kindern, Dolmetscher werden bei Elterngesprächen hinzugezogen. Kleine Gesten, die unseren Kindern, den Eltern und auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zeigen, hier bist du willkommen, wir achten und schätzen dich so wie du bist, und wir verstehen Unterschiedlichkeit als Bereicherung in unserem Alltag. (Cornelia Rieker) Mehr INFORMATIONEN www.kinderwelten.net Cornelia Rieker, Fachwirtin Sozialmanagement und Einrichtungsleitung einer Kindertagesstätte in Stuttgart AKTIV 53 III/2011

AKTIV 53 III/2011 Seite 8 Starke Kinder durch starke Erzieher Birgit Hamm Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH Stuttgart Mehr INFORMATIONEN Die Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH beschäftigt 350 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon rund 300 Erzieherinnen und Erzieher. Nach der dreijährigen Kampagne MEHR Männer in Kitas soll ein Anteil von 20 Prozent männlicher Erzieher erreicht sein. In allen 24 Kinderhäusern wird nach dem pädagogischen element-i-konzept gearbeitet. Dessen Leitsatz lautet: Menschen bilden sich ganz individuell in der Auseinandersetzung mit einer für sie interessanten Umgebung und in Interaktion mit Anderen. www.konzept-e.de Im bundesweiten Projekt Mehr Männer in Kitas, das die Stuttgarter Konzept-e für Bildung und Soziales GmbH als einziger Träger in Baden-Württemberg umsetzt, geht es darum, mehr Männer für den Erzieherberuf zu gewinnen. Bundesweit beträgt der Anteil männlicher Erzieher drei Prozent, in Baden- Württemberg sind es 2,9 Prozent. Dienstagnachmittag in der Kindertagesstätte Bengelbande in Stuttgart-Vaihingen: Erzieher Benjamin Decker fährt mit seinem Seat Ibiza vor dem Kinderhaus vor und holt den Wagenheber aus dem Kofferraum. Er will heute seine Reifen wechseln. Einige Kinder sind ganz autovernarrt, das brachte ihn auf diese Idee. Ein paar ältere Jungen und zwei Mädchen sind auch gleich zur Stelle, fragen interessiert nach und packen mit an. Warum brauchen wir mehr Männer in Kitas? Der beschriebene Impuls mag zwar dem gängigen Stereotyp Männer und Technik entsprechen, doch zweifelsohne gibt es auch viele Frauen, die Reifen wechseln können. Und umgekehrt, macht nicht jeder Mann Luftsprünge, wenn der halbjährliche Reifenwechsel ansteht. Das Geschlecht ist nur ein Kriterium, das die Persönlichkeit und die Interessen prägt. Andere, nicht minder wichtige Einflussgrößen, sind Alter, Herkunft, Religion und kultureller Hintergrund. Die Konzept-e, die in einem Trägerverbund 24 Kinderhäuser betreibt, hat mit 14 Prozent schon jetzt einen vergleichsweise hohen Männer-Anteil. Die Erfahrung zeigt, dass die mehr als 40 männlichen Erzieher von allen als Bereicherung erlebt werden. Sie bringen neue pädagogische Ideen ein und erhöhen die Vielfalt an spielerischen Angeboten. Kinder brauchen Vorbilder und Bezugspersonen beiderlei Geschlechts jenseits von Rollenstereotypen Sowohl Jungen als auch Mädchen brauchen Frauen und Männer, die mit ihnen toben, raufen, Fußball spielen, Reifen wechseln und auch vorlesen, trösten, schlichten, wickeln oder kochen. Das stärkt sie und erweitert ihre Handlungsoptionen. Damit dies im Kita-Alltag gelingt, bedarf es einer Sensibilisierung und ständigen Reflexion der Gender-Thematik in den Teams, in der pädagogischen Arbeit mit den Kindern und auch in der Zusammenarbeit mit den Eltern. Dafür brauchen die Erzieherinnen und Erzieher die notwendige Kompetenz. Ein Projektteam MEHR Männer in Kitas Das sind 16 Modellprojekte mit 1300 Kindertageseinrichtungen in 13 Bundesländern. Das Programm wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und dem Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union bis Ende 2013 mit insgesamt 13 Millionen Euro gefördert. Es ist Teil der gleichstellungspolitischen Gesamtinitiative Männer in Kitas. Eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte und Maßnahmen, wie Schüler-Praktika, Schnuppertage, Freiwilligendienste und Programme für Mentorinnen und Mentoren werden eingesetzt und ausgewertet. Hinzu kommen aktive Väterarbeit, die Auseinandersetzung mit dem Thema Geschlecht sowohl während der Berufsfindung junger Männer wie auch im Kita-Alltag. Runde Tische und Netzwerke männlicher Erzieher werden dazu beitragen, in ganz Deutschland mehr Männer für den Beruf des Erziehers zu gewinnen. Die Erfahrungen aus den Modellprojekten werden überregional an Kita-Träger weitergegeben. bei Konzept-e erarbeitet derzeit eine Konzeption, die anschließend in den 24 element-i-kinderhäusern umgesetzt wird. Auch gilt es, die Räume und das Spielmaterial mit Blick auf die Geschlechterreflexivität zu überprüfen. Männer sind in Kitas nicht nur willkommen, sie wecken auch Bedenken. Die Gefahr sexuellen Missbrauchs steige mit mehr männlichen Erziehern, ist die Befürchtung, die oft unter dem Schlagwort Generalverdacht thematisiert wird. Diese Angst müssen Träger ernst nehmen und mit den Eltern diskutieren. In den elementi-kinderhäusern herrscht ein sehr gemeinschaftlicher Geist, bei dem sich niemand über längere Zeit oder regelmäßig mit einzelnen Kindern isolieren kann. Das Prinzip der offenen Türen ist selbstverständlich. Die Kampagne des Bundesfamilienministeriums möchte die Perspektiven für den Erzieherberuf insgesamt verbessern, und zwar für Frauen und Männer. Dies ist dringend notwendig, existiert doch in vielen Köpfen noch das überholte Bild von den kaffeetrinkenden Basteltanten. Die fachlich kompetente Arbeit, die Frauen schon seit Jahrzehnten in der Frühpädagogik leisten, geht leider nicht mit einer entsprechenden gesellschaftlichen Anerkennung und Wertschätzung sowie einer angemessenen Entlohnung einher. Ein Teil der Projektmittel verwendet Konzepte deshalb für eine Imagekampagne, die Anfang 2012 im Großraum Stuttgart startet. Geplant sind die Entwicklung aktueller Informationsmaterialien zum Berufsbild, Kooperationen mit Schulen und Fachschulen, eine Internetplattform und eine Facebook-Kampagne sowie ein Film und ein Buch zum Thema geschlechterbewusste Erziehung. Der Einstieg in soziale Berufe erfolgt oft über Berufspraktika Mit dem Slogan Starke Typen für starke Kinder will Konzept-e gezielt junge Männer ansprechen. Studien zeigen, dass viele Männer den Einstieg in soziale Berufe über Praktika, früher den Zivildienst oder über ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) finden. Deshalb bietet Konzept-e verstärkt Praktika und Ferienjobs an. Natürlich steht auch 2012 wieder die Teilnahme am bundesweiten Boys Day auf dem Projektplan. In diesem Jahr waren alle 50 angebotenen Plätze in den element-i- Kinderhäusern belegt. Die Schüler wurden an dem Tag ausschließlich von männlichen Erziehern betreut. Abschließend noch ein Blick auf die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher: Sie ist in der Regel unbezahlt, zum Teil müssen die Auszubildenden sogar Schulgeld bezahlen. Damit ist die Ausbildung vergleichsweise unattraktiv. Konzept-e geht hier angesichts des sich abzeichnenden Fachkräftemangels neue Wege und hat eine eigene Freie Duale Fachschule für Pädagogik - Schwerpunkt Jugend- und Heimerziehung gegründet. In der dreijährigen dualen Fachschule wechseln sich Praxis und Theoriephasen von Beginn an ab und die Schülerinnen und Schüler erhalten ein Ausbildungsgehalt. Die ersten Fachschülerinnen und Fachschüler haben im September ihre Ausbildung begonnen. Bei der Bewerberauswahl wird das Kriterium der Vielfalt großgeschrieben: Männer und Frauen, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie Quereinsteiger, die schon Berufsund Lebenserfahrung mitbringen, sind dabei. Denn: Langfristig muss es darum gehen, nicht nur mehr Männer für die Elementarpädagogik zu begeistern, sondern insgesamt eine größere Vielfalt an Persönlichkeiten in die Kitas zu holen. Eine Vielfalt, die die gesellschaftlichen Lebenswelten und Realitäten wiederspiegelt.

Im Rahmen der Studie Gendersensitive Erziehung im Kindergarten Situations- und Bedarfsanalyse einer geschlechterreflektierenden Pädagogik in der frühkindlichen Bildung 1, einem Projekt der Baden- Württemberg Stiftung, wurden die Ausgangsbedingungen für eine gendersensitive Erziehung im Kindergarten analysiert. Grundlage hierfür waren Baden-Württemberg-weite Befragungen von Trägern von Kindertageseinrichtungen und Gruppendiskussionen mit Kindergartenteams. Die Befragungen hatten das Ziel, strukturelle Bedingungen, gegenwärtige Handlungsmuster, die Verankerung von gendersensitiven Ansätzen und das Entwicklungspotenzial geschlechterreflektierter Pädagogik zu erfassen. Dabei wird Genderreflektion als eigene Urteilsfähigkeit von der Gendersensitivität als feinfühliges Handeln abgegrenzt. An den Umfragen nahmen 158 Träger von Kindertageseinrichtungen in Baden-Württemberg teil, die mindestens vier Einrichtungen unterhalten. Abgefragt wurden neben soziodemografischen Daten auch Aspekte zur Personalentwicklung, zur pädagogischen Konzeption, Handlungs- und Denkmuster in der Praxis sowie Unterstützungswünsche. Ergänzend dazu wurden aus den Gruppendiskussionen Haltungen von Erzieherinnen und Erziehern in Hinblick auf ihre expliziten und impliziten Annahmen (über Erfordernisse einer geschlechtergerechten Erziehung und Bildung) herausgearbeitet. Durch diese Herangehensweise erhofften wir uns Antworten auf die Frage, ob und inwiefern Orientierungen von Erzieherinnen und Erziehern gendersensitive Aktivitäten nach sich ziehen bzw. diesen entgegenstehen. Geschlechter-Reflexivität muss als pädagogische Grundhaltung entwickelt werden Für eine gendersensitive Erziehung von Kleinkindern kommt dem Kindergarten als erster außerfamiliärer Instanz eine besondere Bedeutung zu. Es ist davon auszugehen, dass bereits in dieser Entwicklungsphase Weichenstellungen 2 erfolgen, die für die weitere Biografie folgenreich sind. Gender-Kompetenz der pädagogischen Fachkräfte umfasst insbesondere die Fähigkeit, geschlechtsbezogene Arrangements und Praktiken zu analysieren. Ferner wird unter den Bedingungen im Kindergarten - die unter anderem durch einen Mangel an männlichen Fachkräften charakterisiert sind - der Abbau geschlechtsspezifischer Benachteiligung angestrebt. Zugleich sollte auf die Flexibilisierung von traditionellen Geschlechterrollen und, damit verbunden, auf die Erweiterung der Handlungsspielräume von Mädchen und Jungen hingewirkt werden. 3 Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass in Art und Grad der Gendersensitivität innerhalb und zwischen den Kindergartenteams deutliche Unterschiede darin bestehen, welche Rolle Geschlecht in der Handlungspraxis von Erzieher/-innen spielt und wo sie selbst ihre Spielräume und Grenzen und die des Kindergartens im Entwicklungsprozess von Mädchen und Jungen sehen. Entsprechend der Auswertung lässt sich die Situation des pädagogischen Personals wie folgt beschreiben: Es herrscht ein erhebliches Gefühl der eigenen Benachteiligung vor, bei dem berufliche Rahmenbedingungen und Geschlecht Hand in Hand gehen. Eine Situationsund Bedarfsanalyse Es gibt große inhaltliche Unsicherheiten zum Thema Gender. Die Gesprächsteilnehmerinnen zeigen ein unterschiedlich ausgeprägtes Wissen. Einerseits handelt es sich im Alltag der Kindertagesstätten um Geschlechterblindheit, d.h. das Nicht-Bemerken von Ungleichheiten im Namen einer vermeintlichen Gleichbehandlung. Andererseits zeigt sich auch ein Fortschreiben von Unterschieden als vermeintliche Bedürfnisorientierung bzw. als Ausgleich von Benachteiligungen. Das mangelnde Wissen führt zu reduzierten Ausdrucksmöglichkeiten, Begriffe fehlen und das Thema Geschlecht ist teilweise mit Tabus belegt. Unklarheiten über die Zusammenhänge sozialer und biologischer Faktoren im Hinblick auf das Thema Geschlecht schmälern auch die Zuversicht und Motivation, den eigenen erzieherischen Einfluss optimal geltend machen zu können. Bei den Erzieherinnen und Erziehern kommen Unsicherheiten oder Ambivalenzen zum Ausdruck. Deren Komplexität wird meist erkannt, jedoch nie systematisch thematisiert und geklärt. Die mangelnde Reflexion, Artikulation und weitestgehende Auflösung solcher (durchaus berechtigter) Ambivalenzen tragen zu einer Schwächung des eigenen Einflusses bei. Diese ist umso ausgeprägter, je stärker der gesellschaftliche Druck auf die Kinder ist, den die Erzieherinnen und Erzieher wahrnehmen und der sich ja ihrem Einfluss entzieht. Darüber hinaus spielen auch die unterschiedlichen Voraussetzungen innerhalb eines Teams eine Rolle. In der Regel arbeiten mehrere Generationen mit unterschiedlichen Hintergründen (bezüglich Ausbildung, Erfahrung, moralischer Maßstäbe und Definition von Weiblichkeit und Emanzipation) zusammen, was Spannungen erzeugen kann. In gemischtgeschlechtlichen Teams könnten weitere Spannungen hinzutreten. Das kann sich im schlimmsten Fall zu einer Blockade des gegenseitigen Austauschs entwickeln. Handlungsempfehlungen müssen sich auf Rahmenbedingungen, Bewusstsein und Wissen beziehen Bei nahezu allen Trägern besteht der Wunsch nach einem höheren Männeranteil beim pädagogischen Personal. D.h., es stellt sich gar nicht die Frage ob, sondern ausschließlich wie dieser Wunsch erfüllt werden kann. Etwa jeder dritte Träger bemüht sich aktiv um männliche Mitarbeiter, wobei die Träger in städtischen Gemeinden deutlich engagierter sind als die in ländlichen Gemeinden. Dies sind einige Aspekte, die eine Hürde für die Verständigung über gendersensitive Erziehungsstrategien darstellen. Handlungsempfehlungen zur Förderung der gendersensitiven Erziehung müssen sich sowohl auf die Rahmenbedingungen als auch auf das Bewusstsein und Wissen der Erzieherinnen und Erzieher beziehen. Auf dem Weg zu einer geschlechterreflektierenden Bildung und Erziehung sind noch einige Etappen zu meistern, aber das pädagogische Fachpersonal ist sehr motiviert und verfügt über ein erhebliches Potenzial. Seite 9 Die QUELLE 1 Gendersensitive Erziehung im Kindergarten, Forschungsbericht Baden-Württemberg Stiftung, 2010, Projektleitung: Eble, Karin, Wissenschaftliche Mitarbeit: Wintermantel, Johanna und Müller, Ulrich 2 vgl. Rohrmann, Tim, Gender in Kindertageseinrichtungen. Ein Überblick über den Forschungsstand, München 2009 3 vgl. Faulstich-Wieland, Hannelore, Gender Mainstreaming im Bereich der Kindertagesstätten, in: Ginsheim, Gabriele von/meyer, Dorit (Hg.), Gender Mainstreaming - neue Perspektiven für die Jugendhilfe, Berlin 2001 Mehr INFORMATIONEN Die Baden-Württemberg Stiftung führt das Programm Chancen=Gleichheit. Gleiche Chancen für Frauen und Männer seit dem Jahr 2007 durch, um die tatsächliche Chancengleichheit von Frauen und Männern in den Handlungsfeldern Arbeitswelt, unmittelbares Lebensumfeld und individuelle Entwicklung zu verwirklichen. Das Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren und das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg begleiten das Programm und sind von der Baden- Württemberg-Stiftung mit der Projektträgerschaft beauftragt. www.bwstiftung.de Karin Eble Dipl. Pädagogin, Organisationsberatung und Supervision Kommunikation und Medien e.v. Freiburg AKTIV 53 III/2011