Pressemitteilung Wien, 26. April 2010 Österreich für Investoren wenig attraktiv? Foreign Direct Investment Confidence Index: In der Krise erweisen sich vor allem China, USA, Indien, Brasilien und Deutschland als Zielländer für Unternehmenskäufe durch ausländische Investoren. Österreich scheint in der Liste der TOP 25 Investitionsziele nicht auf. Auch wenn der zuletzt starke Rückgang der globalen Auslandsinvestitionen gebremst wird, verharren sie weiterhin auf niedrigerem Niveau als vor der Krise. Laut UNCTAD lagen sie im Jahr 2009 nur bei rund einer Billion Dollar ein Rückgang um mehr als 40% im Vergleich zum Jahr 2008. Mit einer echten Erholung ist erst 2012 zu rechnen, denn viele Unternehmen verschieben derzeit Investitionen und geplante Beteiligungen. Spürbare Wachstumsimpulse für die Weltwirtschaft erwarten die internationalen Spitzen-Manager vor allem aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Zu diesen Ergebnissen kommt der aktuelle Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index 2010 der Top-Management-Beratung A.T. Kearney. Die Rangliste basiert auf einer regelmäßigen Befragung von Vorständen und Top- Managern der 1.000 weltweit größten Unternehmen, die zusammen einen Jahresumsatz von rund zwei Billionen US-Dollar erwirtschaften. Nach den aufstrebenden Schwellenländern China, Indien und Brasilien auf Rang eins, drei und vier sowie der zweitplatzierten USA kletterte Deutschland in der Liste deutlich nach oben und liegt nun auf Platz 5. Vor allem europäische Investoren achten darauf im nahen Ausland zu investieren und richten dabei ihren Blick verstärkt auf unser Nachbarland. Aber auch Unternehmen aus Asien beteiligen sich vermehrt an europäischen Firmen, wie das Beispiel Geely/Volvo zeigt. Im ersten Quartal 2010 stieg die Anzahl der von asiatischen Unternehmen realisierten bzw. geplanten Deals in Europa um 125%. 1 Österreich nicht in den Top 25 In der Krise versuchen Firmen naturgemäß Risiken zu vermeiden und gehen bei ihren Investitionen lieber auf Nummer sicher, so Dr. Robert Kremlicka, Partner und Geschäftsführer von A.T. Kearney Österreich. Mit seiner ökonomischen Stabilität, dem hohen Ausbildungsniveau sowie der hochwertigen Technologie und Infrastruktur wäre Österreich eigentlich auch ein ideales Investitionsziel. Wieso werden also andere europäische Länder bevorzugt? Ein Grund ist 1 Wirtschaftsblatt vom 14.4. 2010
sicherlich der - im Vergleich zu Ländern wie Deutschland - relativ kleine Inlandsmarkt Österreichs. Außerdem waren in der Vergangenheit die Nähe und die guten Beziehungen zu Osteuropa wichtige Argumente für eine Unternehmensbeteiligung oder Niederlassung in Österreich. Doch diese Region hat mit einigen Ausnahmen wie z.b. Polen - durch die Krise massiv gelitten und ist daher für potentielle Investoren nicht mehr so attraktiv wie zuvor, erklärt Kremlicka. Unternehmen verschieben Investitionen Hoffnungen auf ein rasches Wachstum der Auslandsinvestitionen insgesamt erteilen die Teilnehmer der Studie eine Absage. Die Hälfte der befragten Unternehmen verschiebt entsprechende Projekte meist um ein bis zwei Jahre. Hauptursache dafür sind unsichere Märkte sowie Probleme bei der Kreditbeschaffung. Gut zwei Drittel der Unternehmen erwartet erst 2011 oder später einen wirtschaftlichen Aufschwung. Als Konjunktur-Lokomotive könnte sich dann der asiatisch-pazifische Raum erweisen: 72 Prozent der Befragten gaben an, dass diese Region die Welt aus der Rezession führen wird. Nur 15 Prozent trauen dies den USA zu. Noch weniger Optimismus herrscht bei internationalen Investoren in Bezug auf Europa: Nur sechs Prozent erwarten hier wichtige Impulse für die Erholung der Weltwirtschaft. China, Indien und Brasilien gewinnen an Stärke Erstmals stehen China, Indien und Brasilien zusammen in den Top-Vier des Indexes. Investoren erwarten, dass diese Staaten trotz Krise wachsen werden. Das Vertrauen in die zukünftige Entwicklung der Länder ist im Vergleich zur Befragung des Jahres 2007 deutlich gewachsen. Mit China, Indien und Brasilien gewinnen die Giganten der Wachstumsmärkte in der Krise zusätzlich an relativer Stärke, erläutert Kremlicka. Investitionen in diesen Ländern werden als unverzichtbar angesehen, um die Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten von morgen zu erhalten. Der Mittlere Osten holt auf Im Gegensatz zu vielen anderen Schwellenländern haben sich die Volkswirtschaften des Mittleren Ostens gut behauptet das Vertrauen der Investoren ist im Vergleich zu den Vorjahren sogar gewachsen. Daran konnten selbst negative Berichte über die Top-Ziele der Region die Vereinigten Arabischen Emirate als Heimat von Dubai und Abu Dhabi nichts ändern. Rang elf für die Vereinigten Arabischen Emirate deutet darauf hin, dass Investoren die Bedeutung des Mittleren Ostens und Nordafrikas mit seinen 500 Millionen Konsumenten verinnerlicht haben, so Kremlicka. Sie erwarten, dass die Emirate als Ganzes, mit Dubai als bevorzugtem Eintrittspunkt, wichtigste Anlaufstelle für Investitionen in der Region bleiben werden. 2
Empfehlungen für Österreich In den ersten drei Quartalen 2008 flossen noch über 7 Mrd. Euro Direktinvestitionen des Auslands nach Österreich. Im Vergleichszeitraum 2009 waren es nur etwas über 5,3 Mrd. 2010 ist mit der langsamen Erholung von der Krise wieder ein moderates Wachstum der Auslandsinvestitionen zu erwarten 2. Laut ÖNB liegt die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit dem Rest der Welt knapp unter dem EU-Durchschnitt erklärt Kremlicka. Die Angst vor einem Ausverkauf ist also unbegründet, ergänzt er und fordert einen Relaunch Österreichs als Investitionsziel. Initiativen, die den Vorteil des Wirtschaftsstandorts Österreich in den neuen Wachstumsregionen, insbesondere in Asien, hervorheben, sind jetzt gefragt. Durch diesen neuen strategischen Akzent könnte Österreich ein Brückenkopf zur EU für diese Regionen werden, fährt der A.T. Kearney Experte fort. Seine Empfehlung für österreichische Investoren lautet, sich weniger als in der Vergangenheit auf Investitionsziele in Osteuropa zu konzentrieren. Die EU- und CEE-Staaten müssen mittelfristig mit einer eher schwachen Performance rechnen. Wer nicht dem Trend folgt und nicht in Regionen mit hohen Wachstumsraten wie Asien, Brasilien und den Mittleren Osten investiert, riskiert einen Verlust an Wachstumspotentialen, so Kremlicka abschließend. Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index 2010 (Rang 2007) 1. China (1.) 2. USA (3.) 3. Indien (2.) 4. Brasilien (6.) 5. Deutschland (10.) 6. Polen (22.) 7. Australien (11.) 8. Mexiko (19.) 9. Kanada (14.) 10. Großbritannien (4.) 11. Vereinigte Arabische Emirate (8.) 12. Vietnam (12.) 13. Frankreich (13.) 14. Hongkong (5.) 15. Weitere Golfstaaten (17.)* 2 Quelle: ÖNB 3
16. Rumänien (-) 17. Tschechien (25.) 18. Russland (9.) 19. Saudi-Arabien (-) 20. Indonesien (21.) 21. Malaysia (16.) 22. Chile (-) 23. Türkei (20.) 24. Singapur (7.) 25. Ägypten (-) * inklusive Bahrain, Kuwait, Oman, Qatar Über den FDI Confidence Index Der Foreign Direct Investment (FDI) Confidence Index wird seit 1998 regelmäßig von A.T. Kearneys Global Business Policy Council ermittelt und basiert auf der Befragung von Vorständen und Führungskräften der weltweit 1.000 größten Unternehmen. Über A.T. Kearney A.T. Kearney ist eines der größten internationalen Top-Management- Beratungsunternehmen. A.T. Kearney bietet seinen Klienten das gesamte Spektrum strategischer und operativer Beratung. Zu unseren Klienten gehören globale Großkonzerne wie nationale Unternehmen aller Wirtschaftszweige, Industrien und Dienstleister des öffentlichen und privaten Sektors. A.T. Kearney wurde 1926 in Chicago gegründet und beschäftigt heute rund 2.500 Mitarbeiter in mehr als 30 Ländern der Welt. Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.com. Über A.T. Kearney Österreich A.T. Kearney ist seit 1998 mit einer eigenen Tochtergesellschaft in Österreich mit rund 40 Mitarbeitern vertreten. Zu den Kunden zählen nationale und internationale Top- Unternehmen aus den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugindustrie, Anlagenbau, Telekommunikation, Energiewirtschaft, Financial Services, Transport, Chemie, Papier, Verpackung, Konsumgüter, Handel, Tourismus und öffentliche Verwaltung. Die Partner am Standort Wien sind Dr. Florian Haslauer, Dr. Robert Kremlicka, Dr. Christian Schuh. Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.at. 4
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Robert Kremlicka A.T. Kearney Ges.m.b.H. Trattnerhof 1 A-1010 Wien Tel: +43-1-53667-0 robert.kremlicka@atkearney.com Sandra Luger Grayling Austria GmbH Siebensterngasse 31 1070 Wien Tel. +43/1/524 43 00-0 sandra.luger@trimedia.at 5