Der kleine Weihnachtsmann und der große Wunsch

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Der kleine Weihnachtsmann und der große Wunsch Eine Geschichte von Norbert Hesse

Es war einmal ein Weihnachtsmann, der so sein wollte, wie alle Weihnachtsmänner. Doch das ging nicht, denn er war leider zu klein. Jedes Jahr, wenn die Adventszeit nahte, freute er sich auf das Weihnachtsfest. Doch jedes Mal sagten die anderen Weihnachtsmänner: "Dieses Jahr nicht! Nein, nicht in diesem Jahr! Vielleicht im nächsten Jahr!". Und dann kam der unvermeidliche Satz: Du bist doch noch viel zu klein! Dabei hielt er sich für einen ganz normalen, durchschnittlichen Weihnachtsmann. Auch diesmal ging er wieder zum Weihnachtsmann-Direktorium. Dort muss ein Weihnachtsmann immer hin, denn es kann ja schließlich nicht jeder Weihnachtsmann werden. Jeder Weihnachtsmann muss sich einer Prüfung unterziehen, ob er denn dieser Aufgabe auch würdig war. Der kleine Weihnachtsmann hielt sich natürlich für viel würdiger als alle anderen Weihnachtsmänner. Doch wie schon im Jahr davor und all den anderen Jahren vorher, bekam er wiederum zu hören: Du bist noch zu klein! Da wurde der kleine Weihnachtsmann sehr traurig und begann zu weinen. Und immer, wenn der kleine Weihnachtsmann traurig war, dann lief er in den Stall. Dort standen die Rentiere, die die vollgepackten Schlitten ziehen sollten. Und dort war auch sein Freund Rudolph, das rotnasige Rentier. Er setzte sich auf einen Strohballen und vergrub sein Gesicht in den Händen. Plötzlich spürte er den warmen Atem von Rudolph im Hacken: Weine nicht, kleiner Weihnachtsmann. Irgendwann darfst Du auch mit! Sanft stupste Rudolph den kleinen Weihnachtsmann mit seiner Nase an. Mit tränengefüllten Augen sah ihn der kleine Weihnachtsmann an: Das sagst Du jedes Jahr. Du musst daran glauben, kleiner Freund, erwiderte Rudolph leise, Sieh mal, die Kinder in der Welt glauben doch auch ganz fest, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen. Ja, aber die glauben doch an den Weihnachtsmann, und da ich ein Weihnachtsmann bin, kann ich nicht schlecht daran glauben. Nach einer langen Pause sagte Rudolph mehr zu sich als zu seinem kleinen Freund: Wenn man doch an den Glauben, glauben könnte! Plötzlich sprang der kleine Weihnachtsmann auf und rief: Das ist es! Ja, Rudolph, das ist es. Was ist was? Nun, wenn ich irgendjemandem einen besonderen Wunsch erfüllen könnte. Einen, den keiner der anderen Weihnachtsmänner in seinem Sack hätte. Ach, mein armer kleiner Weihnachtsmann, auch wenn Du einen finden würdest, Du könntest ihn gar nicht erfüllen. Wieso nicht? Weil Du doch kein richtiger Weihnachtsmann bist. Denn nur ein richtiger Weihnachtsmann darf den Nordpol verlassen und zu den Menschen reisen. Der kleine Weihnachtsmann aber sprang auf und rief: Ich frage meinen Freund, den Nordpolarbär. Der ist alt und weise. Er weiß sicherlich eine Antwort. Er umarmte Rudolph, das rotnasige Rentier und drückte ihm einen dicken Kuss auf die samtene Nase:

Danke Rudolph, Du bist ein wahrer Freund. Rudolph schüttelte seinen Kopf und meinte, als der kleine Weihnachtsmann Hals über Kopf aus dem Stall gerannt war: Wenn das nur gut geht! Inzwischen aber stapfte der kleine Weihnachtsmann durch den tiefen Schnee nach Norden. Es war kein weiter Weg, aber er war mühsam. Trotzdem freute er sich, denn der weise und gemütliche Nordpolarbär würde schon eine Antwort auf seine Fragen wissen. Schließlich kam er vor der Höhle an und rief laut: Nordpolarbär! Hallo, Nordpolarbär! Wer brüllt denn da so laut, schallte es aus der dunklen Höhle zurück. Ich bin es der kleine Weihnachtsmann! Dann komm' herein und mach' nicht solch einen Lärm! Schnell lief der kleine Weihnachtsmann den langen Gang entlang, der zur Wohnhöhle vom Nordpolarbär führte. Der saß auf einem großen Eisblock und begann zu lachen, als er den kleinen Weihnachtsmann hereinstürzen sah: Hallo, mein kleiner Freund. Du bist ja völlig außer Atem. Nordpolarbär, Du musst mir helfen. Ich meine... ich wollte sagen... Nicht so schnell. Setz' Dich doch erst einmal und komm' wieder zu Atem. Aber der kleine Weihnachtsmann war viel zu aufgeregt, um ruhig zu sein: Ich brauche einen Wunsch, den keiner der anderen Weihnachtsmänner in seinem Sack hat. Warum brauchst Du denn einen solchen Wunsch?, fragte der Nordpolarbär. Also, das ist so..., begann der kleine Weihnachtsmann und erzählte seinem Freund, dass er schon wieder nicht zum richtigen Weihnachtsmann gemacht worden war. Und jetzt willst du einen ganz besonderen Wunsch haben, aber wofür denn? Das ist doch ganz einfach, erklärte der kleine Weihnachtsmann, Wenn ich irgendjemandem einen Wunsch erfüllen könnte, den sonst keiner erfüllen kann, dann habe ich doch bewiesen, dass ich ein richtiger Weihnachtsmann bin. Nun, brummte der Nordpolarbär, das mag stimmen, aber es wird nicht einfach sein. Das weiß ich doch, sagte der kleine Weihnachtsmann, deshalb bin ich ja zu Dir gekommen. Du weißt doch immer alles. Nun, dann lass mich mal nachdenken, brummt der Nordpolarbär. Er schloss die Augen und hin und wieder brummelte er etwas in seinen Pelz, schüttelte dann wieder den Kopf, um dann wieder lange Zeit zu schweigen. Der kleine Weihnachtsmann war ungeduldig, und jedes Mal, wenn der Nordpolarbär sich bewegte, wollte er etwas sagen, aber dann schwieg er doch, weil er wusste, dass der Nordpolarbär nicht gestört werden durfte, wenn er nachdachte. Plötzlich stand der Nordpolarbär auf und schüttelte seinen weißen Pelz: Ich glaube, ich habe es. Eigentlich muss es funktionieren. Erzähle doch, lieber Nordpolarbär, rief der kleine Weihnachtsmann aufgeregt. Also Du brauchst einen Wunsch, den keiner der anderen Weihnachtsmänner in seinem Sack hat. Ist das richtig? Ja, das stimmt. Es darf also nichts sein, was man sich kaufen kann. Und was kann man nicht kaufen? Trauer zum Beispiel. Kannst Du in ein Geschäft gehen und eine Tüte Trauer kaufen? Nein, das kann ich nicht, antwortete der kleine Weihnachtsmann, das kann niemand.

Siehst Du, und solch einen Wunsch musst Du haben. Aber woher bekomme ich denn einen Wunsch wie diesen. Ach, kleiner Weihnachtsmann, Du bist ein Dummkopf! Der Nordpolarbär schüttelte seinen Kopf: Überlege doch mal, was wünschen sich die Menschen am meisten? Ein Auto, eine Stereoanlage... Quatsch, rief der Nordpolarbär laut, Das kann man doch alles kaufen! Angestrengt dachte der kleine Weihnachtsmann nach. Plötzlich rief er: Frieden! Ja, Frieden wollen alle haben. Richtig, mein kleiner Freund, sagte der Nordpolarbär, aber was wünschen sich denn die meisten Menschen? Freundschaft wünschen sich viele Menschen. Alles richtig, aber was ist denn die Voraussetzung für Frieden und Freundschaft? Wieder dachte der kleine Weihnachtsmann angestrengt nach, schließlich begann er wieder zu weinen. Ich weiß es nicht, schluchzte er. Der Nordpolarbär nahm seinen kleinen Freund in den Arm und sagte: Du musst nicht weinen, es ist doch ganz einfach. Ja??? Ja, sieh' mal. Die Voraussetzung für Frieden und Freundschaft ist, dass die Menschen sich lieb haben. Was fehlt also den Menschen? Hoffnungsvoll sah ihn der kleine Weihnachtsmann an: Liebe? Ja, die Liebe ist es. Wenn sich alle Menschen lieb haben würden, dann wären sich auch Freunde. Freunde halten Frieden, weil sie ja Freunde sind. Richtig, mein kleiner Freund. Aber wo bekomme ich jetzt die Liebe her? Du brauchst nur dafür zu sorgen, dass die Menschen sich die Liebe, die sie sich wünschen, selbst erfüllen. Wie können sich denn die Menschen die Wünsche selbst erfüllen, die sie sich nicht kaufen können? Das ist ganz einfach: Die Menschen brauchten nur offen zu sagen, dass sie sich Liebe und Freundschaft wünschen. Momentan denken sie sich ihren Wunsch nur. Der kleine Weihnachtsmann begann zu lachen: Natürlich, wenn die Menschen an einen anderen schreiben würden, dass sie ihn gerne lieb haben und ihn gern zu Freund haben würden, dann hätten sie es ja gesagt. Ist das richtig? Genau, sagte der Nordpolarbär. Wenn man seine Wünsche nicht geheim hält und sie anderen mitteilt, dann wissen die anderen, was sich der andere wirklich wünscht... Aufgeregt unterbrach ihn der kleine Weihnachtsmann: Und deshalb kann der Wunsch auch erfüllt werden. Siehst Du, mein kleiner Freund, brummte der Nordpolarbär, so einfach ist das alles. Der kleine Weihnachtsmann sprang auf und rief: Dann will ich mal loslaufen und meinen Sack zusammenpacken, damit die Menschen das bekommen, was sie sich wirklich wünschen. Mach das, kleiner Weihnachtsmann, sagte der Nordpolarbär, aber der kleine Weihnachtsmann war schon fort. Aus der Ferne hörte er noch, wie der kleine Weihnachtsmann rief: Danke, Nordpolarbär! Ich komme bald wieder und erzähle Dir alles!

Schnell lief der kleine Weihnachtsmann durch den hohen Schnee zu seinem anderen Freund in den Stall. Rudolph, das rotnasige Rentier kaute gerade an einem Büschel Zweige, als er schon von Weitem das laute Rufen hörte: Rudolph, ich werde ein richtiger Weihnachtsmann! Er erzählte Rudolph, was ihm der Nordpolarbär geraten hatte und sagte dann: Ich darf aber nicht zu den Menschen, da ich noch kein richtiger Weihnachtsmann bin. Hast Du nicht eine Idee? Einen Augenblick dachte Rudolph nach dann sagte er langsam: Wenn Du einen Brief schreiben würdest, könnte ich ihn mitnehmen. Was für einen Brief denn? Nun, einen Brief, in dem steht, dass sich ein Mensch die Liebe und die Freundschaft wünscht. Das mache ich. Ich fange sofort an, rief der kleine Weihnachtsmann. Moment, nicht so eilig, sagte Rudolph, Was willst Du denn schreiben? Du musst den Brief so schreiben, dass der Empfänger weiß, dass der Brief von einem einsamen Menschen kommt und an ihn direkt geschrieben wurde. Der kleine Weihnachtsmann sah Rudolph an: Weißt Du denn, wer sich Liebe und Freundschaft wirklich wünscht? Ich meine, kennst Du jemanden, der wirklich einsam ist? Oh, auf meinen Reisen habe ich viele einsame Menschen gesehen, die sich wünschen, nicht mehr allein zu sein. Dann braucht man ja nur einen Namen, ich meine, den richtigen Samen unter den Brief zu setzen. Ja, genau so, nickte Rudolph mit dem Kopf, und ich bringe dann die Briefe zu den Menschen. Aber was soll ich denn schreiben? Schreibe doch einfach Deine Geschichte auf, riet ihm Rudolph, Erzähle sie wie ein Märchen, denn die Menschen, die einsam sind, lesen gerne Märchen. Und dann kommt einfach unter den Brief die Unterschrift von dem, der sehr einsam ist? Ja, sagte Rudolph, aber Du musst Dich beeilen. Denn schon morgen fahren wir los. Schnell lief der kleine Weihnachtsmann zu seiner Schneehütte und begann zu schreiben. Die ganze Nacht dauerte es, dann waren die Briefe fertig. Er packte sie alle in einen großen Sack und lief schnell in den Stall. Rudolph, ich bin fertig! Das ist gut, sagte Rudolph, der schon angeschirrt vor dem großen Schlitten stand. Der kleine Weihnachtsmann wollte den Sack gerade auf den Schlitten werfen, da sagte Rudolph: Nein, kleiner Weihnachtsmann. Du musst mir den Sack umhängen, denn ich muss doch die Briefe verteilen. Der kleine Weihnachtsmann hängte den schweren Sack um den Hals von Rudolph, dem rotnasigen Rentier. Hast Du auch Platz für die Unterschrift gelassen? Ja, da kann jeder einsame Mensch, der nicht mehr allein sein will, seinen Namen druntersetzen. Sehr schön," nickte Rudolph mit dem Kopf. Aber wie schreiben die Menschen denn ihren Namen unter den Brief?

Weißt Du, kleiner Freund, sagte Rudolph leise, wenn der Wunsch von Herzen kommt, dann wird der Name vom Herzen darunter gesetzt. Ich brauche den Sack nur über den Menschen auszuschütten, die Briefe finden dann schon ihren eigenen Weg zu den einsamen Herzen. Der kleine Weihnachtsmann dachte einen Augenblick nach, dann sagt er fröhlich: "Ich habe ein Märchen geschrieben vom kleinen Weihnachtsmann und dem großen Wunsch. Glaubst Du, dass die Menschen das glauben? Vielleicht, vielleicht auch nicht, aber das ist nicht so wichtig, sagte Rudolph, Viel wichtiger ist, dass die Menschen den Sinn verstehen und ich denke, das tun sie. Der kleine Weihnachtsmann nickte mit dem Kopf: Ich glaube das auch. Bitte sei schön vorsichtig mit den Briefen. Sie sind sehr kostbar. Das weiß ich, kleiner Weihnachtsmann. Der kleine Weihnachtsmann umarmte Rudolph und wünschte ihm alles Gute für die lange Reise, dann verließ er still den großen Stall. Und so kann es sein, dass zu Weihnachten irgendjemand von irgendwem ein kleines Märchen bekommen hat, unter dem der Name dessen steht, den er gerne lieb haben würde. Was daraus wird, weiß niemand, außer dem Absender und dem Empfänger... und vielleicht dem kleinen Weihnachtsmann. ENDE