Kleiner Leitfaden für Ortsvereinsvorsitzende Rund 10.000 Ortsvereine bilden die Basis unserer Partei. Der Ortsverein ist Scharnier zwischen Sozialdemokratischer Politik und den Bürgerinnen und Bürgern. Die Mitglieder eines Ortsvereins geben der Sozialdemokratie ein Gesicht vor Ort. Gerade neu gewählte Vorsitzende sind sich aber oft unsicher, welche Aufgaben und Pflichten sie erwarten. Dieser Leitfaden soll einen ersten Einstieg für neu gewählte Ortsvereinsvorsitzende geben. Wer sich intensiver mit den Aufgaben eines Ortsvereins befassen möchte, dem ist das Handbuch Ortsvereinsarbeit des Parteivorstands empfohlen, das es zum Download auf spd.de oder im SPD- Shop zum Bestellen gibt, und auf dem dieser Leitfaden basiert. I. Der Vorstand und seine Mitglieder Nach dem Parteiengesetz muss ein Vorstand aus mindestens drei Mitgliedern bestehen. Im Allgemeinen sollten dem Ortsvereinsverein jedoch wenigstens der Vorsitzende 1, ein oder zwei stellvertretende Vorsitzende, ein Kassier sowie ein Schriftführer angehören. Ratsam ist es auch, einen Organisationsleiter, Jusovertreter, 60plus- sowie einen Bildungsbeauftragten zu wählen. In den Parteiämtern und Mandaten der SPD müssen Frauen und Männer zu mindestens jeweils 40 Prozent vertreten sein. Bei größeren Ortsvereinen besteht der Vorstand aus weiteren Mitgliedern (Beisitzer), deren Anzahl von der Mitgliederversammlung vor der Wahl festgelegt werden muss. Der Vorsitzende beruft regelmäßig Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen ein koordiniert die Tätigkeit im Vorstand repräsentiert den Ortsverein nach innen und außen gibt den Jahresbericht bei der Mitgliederversammlung führt verantwortlich Beschlüsse aus unterrichtet den Vorstand über alle Vorgänge, die die politische Arbeit berühren leitet Versammlungen und Sitzungen macht Vorschläge für die politischen Aktivitäten unterzeichnet die Abrechnungen Der Stellvertreter leitet in Vertretung des Vorsitzenden die Vorstandssitzungen und Versammlungen unterstützt den Ortsvereinsvorsitzenden bei seiner Arbeit 1 Die nachfolgend verwendete männliche Form bezieht selbstverständlich die weibliche Form mit ein. Auf die Verwendung beider Geschlechtsformen wird lediglich mit Blick auf die bessere Lesbarkeit des Textes verzichtet.
Der Kassier führt die Kasse und verwaltet die Finanzen prüft regelmäßig die Beitragshöhe der Mitglieder stellt den Haushalts- und Wirtschaftsplan auf gibt den Kassenbericht bei der Jahreshauptversammlung betreut die Mitgliederdatei (oder der/die Vorsitzende) erstellt den Rechenschaftsbericht (gemäß Parteiengesetz) hält Kontakt zu Revisoren Der Schriftführer führt Protokoll über die Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen führt die Terminliste Beisitzer betreuen einzelne (politische oder organisatorische) Themenfelder betreuen wichtige politische Zielgruppen, z.b. Jugend, Senioren Weitere empfehlenswerte Posten: Der Orgaleiter organisiert Verteilungen im Ortsverein kümmert sich um die Vorbereitung von Veranstaltungen betreut (falls vorhanden) den Schaukasten reserviert Räume für die Vorstands- und mitgliedsversammlungen koordiniert Wahlkampfaktivitäten Der Bildungsbeauftragte bereitet für Vorstandssitzungen ein aktuelles Stichwort vor informiert die Mitglieder über mögliche Weiterbildungsangebote Weitere Informationen gibt es im Handbuch zur Bildungsarbeit unter spd.de im Mitgliedsbereich oder im SPD-Shop. Außerdem empfiehlt es sich für folgende Tätigkeiten unter den Ortsvereinsmitgliedern aufzuteilen: Geburtstagsgratulationen, Neumitgliederbetreuung, Pressearbeit, Betreuung der Homepage oder von Web 2.0-Aktivitäten.
II. Allgemeines Der Vorstand bildet das politische Führungsgremium des Ortsvereins. Er führt die Beschlüsse der Mitgliederversammlung aus. Unter seiner Regie werden die politischen und organisatorischen Aufgaben des Ortsvereins durchgeführt. Er sorgt für eine gute Zusammenarbeit mit anderen Gliederungen und Mandatsträgern in der SPD und hält den Kontakt zu anderen Organisationen und Einrichtungen. Der Ortsvereinsvorstand ist für die Partei eine Art Motor, er sollte: die Partei nach innen und außen öffnen politische und organisatorische Antriebskraft des Ortsvereins sein demokratische Führungsqualitäten besitzen mit Toleranz und Integrationskraft die vielfältigen Meinungen und Interessen des Ortsvereins moderieren und bündeln die Aufgaben im Ortsverein delegieren und koordinieren politischen Nachwuchs aufbauen die Kontakte zum gesellschaftlichen und sozialen Umfeld aufbauen und vertiefen Vorschläge für politische Aktivitäten machen III. Aufgaben im Ortsverein Aufnahme neuer Mitglieder Der Ortsvereinsvorstand entscheidet formell über die Aufnahme neuer Mitglieder bzw. kann dieser auch widersprechen. Erfolgt keine formelle Aufnahme, gilt ein Mitglied nach vier Wochen automatisch als aufgenommen. Vorstandssitzungen Der Vorstand trifft sich regelmäßig zu Vorstandssitzungen, führt die Geschäfte des Ortsvereins, bereitet Mitgliederversammlungen und Veranstaltungen vor und plant Wahlkämpfe. Information Der Vorstand informiert die Mitglieder über aktuelle sozialdemokratische Aktivitäten in der Gemeinde und über sozialdemokratische Politik auf Bundes- und Landesebene. Er macht die Informationen, die an ihn weitergeleitet werden, auf oder nach der Mitgliederversammlung verfügbar (z.b. durch Mail). Politische Bildung Der Vorstand fördert die politische Bildung der Mitglieder, etwa durch die Entwicklung eigener Angebote oder Information über die Angebote von Bildungsträgern
Kontakte Der Vorstand hält den Kontakt zum Stadt- und Kreisverband, zum Unterbezirk, zu anderen Ortsvereinen und unterstützt die Zielgruppenarbeit der Arbeitsgemeinschaften. Vorstandssitzungen Vorstandssitzungen sollten einmal monatlich stattfinden die Tagesordnung sollte folgende Themen behandeln o Mitgliederstand und OV-Kasse o Veranstaltungen o aktuelles Stichwort o Berichte aus den Gliederungen und von Mandatsträgern o aktuelle politische Lage Mitgliederversammlungen Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Ortsvereins. Sie wählt alle zwei Jahre den Ortsvereinsvorstand, dem beide Geschlechter zu mindestens 40 Prozent angehören müssen, die Revisoren sowie die Delegierten zur Stadt- bzw. Kreisverbandsdelegiertenkonferenz sowie zum Unterbezirksparteitag. Sie kann Wahlvorschläge, Anträge, Entschließungen und die Geschäftsordnung für den Ortsverein verabschieden. Jedes Mitglied kann durch Anträge (die bis zum Bundesparteitag gehen können) oder Diskussionsbeiträge seine politischen Vorstellungen einbringen. Anträge und Wahlen sind auf der Tagesordnung anzukündigen. Die Einladungsfristen sind dabei zu beachten. Die Mitgliederversammlungen bieten eine Möglichkeit der politischen Information. Sie sollen regelmäßig, jedoch mindestens halbjährlich einberufen werden. IV. Aktive Ortsvereinsarbeit Zu einer aktiven Ortsvereinsarbeit gehören mehr als regelmäßige Vorstandssitzungen und Mitgliederversammlungen. Der Ortsverein hat die Pflicht, die Partei nach außen zu vertreten. Hierzu eignen sich vor allem regelmäßige öffentliche Veranstaltungen in unterschiedlichsten Formen sowie eine aktive Pressearbeit, eine aktuelle Homepage oder eine lebendige Facebook-Seite. Auf der folgenden Seite findet Ihr erste Hinweise dazu. Zur weiteren Information empfehle ich Euch die Handbücher des Parteivorstands oder den Besuch eines Seminares der Bildungsträger, beispielsweise der Friedrich-Ebert-Stiftung.
1. Veranstaltungen Die Möglichkeiten für Veranstaltungen sind zahlreich. Dabei muss es sich nicht immer um einen politischen Vortrag handeln. Auch Infostände, politische Frühschoppen, Stadtteilrundgänge oder moderne Veranstaltungsformen wie das World Café bieten sich an, um die Bevölkerung einzuladen und für unsere Themen und Ziele zu gewinnen. Wichtige Hinweise zur Veranstaltungsplanung rechtzeitig mit den Planungen beginnen einen Termin wählen, der nicht mit anderen Veranstaltungen von allgemeinem Interesse (Stadtratssitzung, Volksfest, Fußballspiel) kollidiert mind. drei Wochen vorher per Brief und Mail einladen Presse zum Termin einladen und Veranstaltung auch über die Presse ankündigen falls keine Presse kommt: nach der Veranstaltung Pressebild und text an Redaktionen schicken 2. Öffentlichkeitsarbeit Aktive Öffentlichkeitsarbeit zählt zu den Grundvoraussetzungen erfolgreicher Ortsvereinsarbeit. 2. a) Die Pressemitteilung Presseverteiler An erster Stelle gehört dazu ein aktueller Presseverteiler, der alle Ansprechpartner der Redaktionen vor Ort erfasst. Er enthält alle wichtigen Kontaktdaten der Redakteurinnen und Redakteure. Pressemitteilung Anlässe für eine Pressemitteilung gibt es genug, zum Beispiel: Äußerungen zu aktuellen politischen Themen im Ortsvereinsgebiet Berichte und Vorankündigungen zu Veranstaltungen Jahreshauptversammlung und Neuwahlen Je besser und präziser ein Text geschrieben ist, desto größer ist die Chance, dass er von den Medien übernommen wird. Deshalb lohnt sich der Besuch eines Presseseminars immer. An dieser Stelle trotzdem einige Tipps: der erste (Ab-)Satz enthält die wichtigsten Informationen o Sechs W-Fragen beantworten: Wer macht was, wann, wo, wie und warum kurze Sätze mit wenig Nebensätzen einfache Sprache Fremdwörter vermeiden die Überschrift (oder Unterüberschrift) nennt das Thema eindeutig weniger ist mehr: höchstens 1 Seite (Schriftgröße 10, Zeilenabstand 1,5)
ein zusätzliches Foto sorgt für Aufmerksamkeit, aber nur wenn die Qualität stimmt Weitere anschauliche Beispiele findet Ihr im Handbuch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, das über den SPD-Shop bezogen werden kann bzw. unter SPD.de zum Download bereit steht. 2. b) Ortsvereinszeitung und Postkarten Auch ein Ortsverein kann es sich leisten eine eigene Zeitung, einen Flyer oder eigenes Werbematerial zu produzieren. Ortsvereins-Zeitung Eine eigene Zeitung ist aufwändig und kostet Geld. Bevor man das Projekt Zeitung startet, sollte unbedingt geklärt sein, dass genügend helfende Hände da sind, um Texte zu schreiben, Fotos zu machen, die Zeitung zu setzen und anschließend auch zu verteilen. Und auch der finanzielle Aspekt ist nicht zu unterschätzen. Um die Ortsvereinskasse nicht komplett plündern zu müssen, lohnt es sich, Betriebe in der Umgebung anzusprechen und als Anzeigenkunden zu werben. Postkarten Nicht ganz so informativ, aber sicher auch ein gutes Werbemittel sind Postkarten. An Ostern und Weihnachten zusammen mit einem kleinen Geschenk an einem Infostand verteilt kommen sie immer gut an. Postkarten haben den Vorteil, dass sie relativ günstig zu produzieren sind und auch keine allzu große Vorbereitung benötigen. Auf die Vorderseite kommt ein zur Jahreszeit passendes Motiv mit Grüßen vom Ortsverein. Die Rückseite kann man dazu nutzen die Erfolge des letzen Jahres zu präsentieren, die politischen Ideen zu kommunizieren oder einfach um auf eine Veranstaltung hinzuweisen. 3. Internet Nirgends werden Informationen so schnell, zeit- und ortsunabhängig verbreitet wie im Internet. Das bietet auch für uns eine große Chance, unsere Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. 3. a) Eigene Homepage Die klassische Internetseite ist ein erster Schritt, um die SPD vor Ort vorzustellen, aktuelle Informationen sowie Pressemitteilungen zu verbreiten und Veranstaltungen zu bewerben. Eine einfache und kostengünstige Lösung bieten hierfür beispielsweise die Websozis (www.websozis.de). Wichtig hierbei ist die Aktualität. Homepages, die über Wochen und Monate brach liegen, schaden mehr als sie nützen. Es muss also unbedingt einen Verantwortlichen im Ortsverein geben, der sich zuverlässig darum kümmert.
3. b) Soziale Netzwerke Auch die sozialen Netzwerke sind inzwischen zu einer Plattform geworden, die Ortsvereine für sich nutzen können. Sie bieten nicht nur die Möglichkeiten, sich zu vernetzen, sondern ebenfalls die Gelegenheit, eigene Termine und Veranstaltungen zu bewerben, sowie politische Meinungen zu transportieren und das kostenlos. Eine eigene Facebook-Seite für den Ortsverein ist schnell eingerichtet. Hier gilt Gleiches wie für eine Homepage: Seiten im Internet leben von Aktualität. Zudem merken die User schnell, wenn jemand hinter der Seite steckt, der sich eigentlich sonst nicht mit dem Thema beschäftigt. Also übergebt die Betreuung dieser Seite jemandem, der wirklich fit in dem Thema ist.