Exkursion Deutschland

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Transkript:

Exkursion Deutschland Lernende Landwirtschaft 3. Lehrjahr 2016/2017 BBZN Hohenrain 17. / 18. November 2016 Organisation und Leitung: Astrid Lussi, Markus Höltschi und Beda Estermann Programm: Donnerstag 17. November 2016 5.45 Uhr Abfahrt via Basel Richtung Mannheim 9.30-10.30 Uhr Karl-Heinz Urban, Rheinau 10.45-12.30 Uhr Mittagessen Waldhorn Rheinau 14.00-16.00 Uhr Kurt Meerwarth, Oberderdingen 16.30-17.30 Uhr Weingut Klumpp, Bruchsal 18.00 Uhr Hotel Germersheimer Hof, Germersheim Freitag 18. November 2016 7.00 Uhr Abfahrt Richtung Mannheim 8.00-12.30 Uhr Besichtigung John-Deere-Werk mit Mittagessen 13.30-14.30 Uhr Karl-Heinz Kästel, Bad Schönborn 19.30 Uhr Ankunft am BBZN Hohenrain Quellen: Google Maps und Hotel Germersheimer Hof

- 2 - Betrieb von Karl-Heinz Urban, Baden Württemberg Arnold Lukas und Wessner Jonas Betrieblicher Steckbrief Landwirtschaftliche Nutzfläche 100 ha davon Mais 35 ha Grünland 35 ha Weizen 30 ha Betriebszweige Arbeitskräfte Tiere / Haltung Überbetriebliche Zusammenarbeit Milchwirtschaft Verkauf von Tränke-Kälber K.-H. Urban und sein Sohn 110 Kühe / Laufstall ohne Auslauf Betriebsphilosophie, -konzept und Betriebsziele Betriebsphilosophie: Was auf dem Betrieb wächst (angebaut wird), wird verfüttert! Das Betriebskonzept basiert aktuell auf den 108 Holsteinkühen. Es werden Probleme bei der Grösse der Tiere, beim Abkalben, bei den Klauen oder bei der Besamung geortet. Versuchsweise werden 2 Brown Swiss-Tiere gehalten. Sollte sich diese leichtere Art bewähren, ist ein Wechsel des Tierbestandes vorgesehen. Mähen des Grünlandes beim Nachbarbetrieb Der Betrieb wurde in den vergangen zwei Jahren modernisiert (2 neue Fahrsilos, Güllensilo mit 3 200 m 3 Inhalt, Stallerweiterung, Futterschieberoboter). Dabei wurden 350 000 Euro investiert. Der Staat übernahm rund 20% der Investitionen. Ziel ist, dass der Betrieb in der harten Konkurrenzsituation überlebt. Der Liter Milch wird mit 31 Cents vergütet und bei der Schwarzwald Milch in Freiburg i.b. verarbeitet. Entwicklung des Betriebes bis heute 1962 1988 arbeitete K.-H. Urban auf einem gepachteten Kleinbetrieb mit 5 Milchkühen. 1988 konnte er gratis eine Industriehalle aus dem 2. WK übernehmen. Diese baute er zum Stall um. Da der Sohn zurück auf den elterlichen Hof wollte, wurde der Betrieb 2015 modernisiert. Mit Land-Zukauf erreichte der Betrieb eine Grösse von 100 ha. Da die Getreidepreise so tief sind und K.-H. Urban Freude an den Tieren hat, entschied er sich für die Milchwirtschaft. Um teure Zukäufe möglichst zu vermeiden, will er das Futter selber anbauen und seinen Tieren direkt verfüttern. Basis bilden dabei Gras, Heu und Mais. Der geschrotete Weizen, Mineralstoffen und weiteren Zusätzen, bildet das Kraftfutter. Dabei erreicht er ein MPP von 28 kg Milch. Zusätzlich hat er noch eine Kraftfutterstation im Stall.

- 3 - Herausforderungen Die Zukunft des Betriebes ist vom Milchpreis abhängig. Eine Vergrösserung des Betriebes ist aufgrund der fehlenden Landressourcen nicht mehr möglich. Heute ernährt der Betrieb eine Familie. K.-H. Urban will weiterhin eigenständig bleiben. Darum kommen zum jetzigen Zeitpunkt eine Erweiterung der überbetrieblichen Zusammenarbeit oder gar eine Zusammenlegung nicht in Frage. Vater und Sohn haben sich deshalb entsprechend weitergebildet (Meisterprüfung, Besamungskurse). Bisher war der Betrieb auch nicht mit grösseren Schwierigkeiten (Familie, Nachbarn, Behörden) konfrontiert. Vermarktung der Produkte Tränke-Kälber und Schlachtvieh werden dem Viehhändler verkauft. Die Milch wird an die Schwarzwald Milch in Freiburg i.b. geliefert. Weitere Produkte werden nicht vermarktet. Reflektion der Betriebsbesichtigung Positive Eindrücke - Gruppenhaltung der Tiere - Stallausbau (viel Platz, gute Luft, grosse Tränkebecken, befahrbar) - Sehr gutes Verhältnis zwischen Vater und Sohn Negative Eindrücke - Melken der Kühe (enge Platzverhältnisse, Melkstand ausserhalb des Stalls verkompliziert den Ablauf) - Bauart des Stalles (Halle aus Rohstahl, rostet) - Standort Abkalbebox (steht in der Mitte des Stalles und ist daher nicht gut einsehbar) Spezielle Eindrücke und Erkenntnisse - Betriebsphilosophie: Was auf dem Betrieb wächst, wird verfüttert! - Auch in Deutschland müssen Landwirtschaftsbetriebe um das Land kämpfen. - Bei Modernisierung/Neubauten muss genau überlegt werden, wie der Betrieb zukünftig ausgerichtet werden soll. - Die Freude am Beruf bildet ein zentrales Element.

- 4 - Betrieb von Kurt Meerwarth, Oberderdingen Bacher Fabian und Küng Manuel Am 17. November 2016 durfte die Abschlussklasse aus Hohenrain eine zwei tägige Exkursion nach Deutschland unternehmen. Wir besichtigten verschiedene Landwirtschaftliche Betriebe. Einer davon war in Oberderdingen (nähe Karlsruhe) bei Kurt Meerwarth. Der Betrieb hält 180 Milchkühe und besitzt 3 Melkroboter (Lely Astronaut 3). Die Kühe der Rasse Deutsches Fleckvieh (2-Nutzungsrasse Milch/Fleisch) sind in 4 Gruppen unterteilt. Drei Gruppen bestehen aus jeweils 45 Kühen und haben einen Melkroboter. Die vierte Gruppe bilden die Galtkühe. Bei zwei von den melkenden Gruppen wird die Besamung künstlich durchgeführt (Tierarzt), bei der anderen Gruppe läuft ein Stier mit. Die Brunst wird mit Hilfe von Aktivitätsmessungen erkannt, welches aber nicht zu 100% sicher ist. Ein geschultes Auge ist durch keine Technik zu ersetzen. Die Kühe werden mit einer TMR dreimal pro Tag gefüttert. Die Ration ist sehr maislastig. Zusätzlich wird noch Gras, Heu, Biertreber, Karotten und andere Zusätze beigemischt. Die durchschnittliche Milchleistung liegt bei 7 500 bis 8 000kg pro Kuh und Jahr. Die Zellzahl liegt aktuell bei 140'000 Zellen pro Milliliter. Der tiefe Milchpreis von 27 Cent pro Liter macht sich auch bei Familie Meerwarth bemerkbar. Aus diesem Grund wird der Milchviehstall momentan durch die Biogasanlage querfinanziert. Die Frau des Chefs hat mir gesagt, wenn der Milchpreis auf 23 Cent sinke, würde der Stall vom einen Tag auf den anderen geleert werden. Die Kälber werden in überdachten Boxen gehalten und mit einem Milchtaxi getränkt. Es ist schwer zu sagen, ob die 120ha Eigenland für die Kühe reichen, weil auf dem Betrieb noch eine Biogasanlage (BGA) läuft. Alles Futter wird in einem Fahrsilo gekippt, welches für etwa 15 000 Tonnen Futter Platz bietet. Der Vorteil besteht darin, wenn das Futter schlecht (verschimmelt etc.) ist, kann man das schlechte Futter in die BGA kippen und nur das beste Futter den Kühen vorgelegt. Für die Arbeit im Stall und der BGA sind der Chef, seine Frau und ein Herdemanager beschäftigt.

- 5 - Die Eigenmechanisierung und deren Auslastung ist sehr hoch. Mit den Traktoren werden bis zu 1 200 Stunden gemacht, mit der Mähkombination werden rund 500 Hektar pro Jahr geschnitten. Zusätzlich zum eigenen Land wird viel Futter für die BGA zugeführt. So werden jährlich zwischen 200 bis 300 Hektar Mais zugekauft. Dieses Jahr hat der Betrieb zum ersten Mal den Transport mit Lastwagen erprobt, weil der Radius mit 30km für Traktoren hoch ist. Futter ist beinahe zu viel vorhanden. Herr Meerwarth bekommt viele Anrufe, in denen ihm das Futter umsonst angeboten wird. Die einzige Bedingung ist es, er müsse das Futter selber schneiden und abtransportieren. Jedoch ist dies für Ihn nicht sonderlich lukrativ, weil es oftmals Distanzen von über 30 Kilometern sind. Fazit Es ist erstaunlich, dass dieser Betrieb mit 180 Milchkühen und 120ha Land nicht rentabel ist. Da können wir Schweizer noch über unseren beinahe doppelt so hohen Milchpreis froh sein. Biogasanlage von Kurt Meerwarth, Oberderdingen Bättig Michael und Muff Simon Anlässlich der 2-Tagesexkursion besuchten wir den Milchviehbetrieb Meerwarth mit anliegender 550kW Biogasanlage. Zur Biogasanlage: Die Biogasanlage wurde 2010 in Betrieb genommen, sie setzt sich aus Hauptfementer (1800m3), dem Nachgärer (1500m3), dem Endlager (4200m3) und dem Technikraum inkl. Motorenraum zusammen. Die Biogasanlage wird täglich mit ca. 25 Tonnen Frischsubstanz befüllt. Diese setzt sich aus Mais, Rindergülle, Grünroggen und wenig Grassilage zusammen. Dies sind jährlich rund 200 Hektar Mais, 40 Hektar Grünroggen und 30 Hektar Grassilage. Dies erstaunte uns sehr, da es in der Schweiz verboten ist, Mais oder Gras in der Biogasanlage zu verwerten. Hingegen ist in Deutschland klar untersagt Abfallprodukte

- 6 - wie Laub, Äste oder sonstiges Grüngut zu verwerten, was ja in der Schweiz gefördert wird. Mit dem gewonnen Gas wird ein 6 Zylinder MAN Motor (190kW) betrieben, der wiederrum einen Generator antreibt der Strom produziert. Das restliche Gas geht über eine Fernleitung in die Industrie, wo ebenfalls ein Motor (12 Zyl - 360 kw) zur Stromversorgung betrieben wird. Mit der Abwärme der Motoren werden jeweils der Betrieb und ein grosser Industrietrakt beheizt. Ein paar technische Details: Mit den beiden Motoren werden im Jahr je 8760h gemacht. Zusammen gibt dies 4 200 000kW abgegebene Energie. Rechnet man die Abwärme in Heizöl um, können ca. 220 000 Liter Heizöl pro Jahr eingespart werden. Weingut Klumpp, Bruchsal Felder Christian und Herzog Dominik Der Betrieb bewirtschaftet 150 Rebberge was zusammen 40 Hektaren ergibt. Es arbeiten 4 Familienmitglieder und 6 Angestellte auf dem Weingut. 60% des produzierten Weines wird an Gastronomiebetriebe verkauft. Die Trauben werden in 4 Etappen abgelesen. Nur die Reifsten kommen ins Fass. Alle Rotweine werden im 225 Liter Bariquefass gelagert. Die Fässer stammen aus Frankreich, kosten zwischen 600-1200 Euro und werden nur 3-4 Mal genutzt. Danach gehen sie nach Schottland, um dort als Whiskyfässer verwendet zu werden. Der Betrieb setzt auf ökologische Produktion und beste Qualität. Um diese Qualität zu erreichen, herrscht überall extreme Sauberkeit. Ein weiteres Ziel des Betriebes ist es kundenorientiert zu handeln. Dank dem Einstieg der Söhne in den Betrieb, welche beide Weinbau studiert haben, konnte die Grösse des Betriebes in den letzten 4 Jahren, durch Pachtverträge, vervierfacht werden.

- 7 - Die Klimaerwärmung macht sich auch im Weinbau bemerkbar. Einerseits steigt die Qualität des Weines durch mehr Sonnenstunden an, andererseits ist die Weinlese im Durchschnitt 6 Wochen früher als noch vor 20 Jahren. Dies führt zu Arbeitsspitzen, da alle Traubensorten fast miteinander Reif werden. Eine weitere Schwierigkeit bereitet die Kirschessigfliege, welche nur mit viel Aufwand bekämpft werden kann. John Deere Werk, Mannheim Iten Simon und Pfrunder Reto Am Freitag haben wir das John Deere Werk im Mannheim besucht. Nach einer spannenden Begrüssung mit einem Werksfilm, wurden wir in 3 Gruppen eingeteilt und durch das Werk geführt. Dabei gab es viele verschiedene Informationen: 1837 Entwicklung vom ersten Stahlpflug von John Deere. 1838 Gründung Hersteller John Deere 1918 Start Traktorenbau John Deere. 1921 Startete Lanz Bulldog mit dem Traktoren Bau in Mannheim, bevor es 1956 von John Deere übernommen wurde. Als der größter Landtechnikhersteller Deutschlands, beschäftigt die John Deere rund 6'610 Mitarbeiter an sechs Standorten. Im Geschäftsjahr 2016 erwirtschafteten die deutschen John Deere Unternehmen einen Umsatz von 3,17 Milliarden Euro.

- 8 - Mit rund 2'900 Mitarbeitern ist das John Deere Werk in Mannheim seit über 43 Jahren Deutschlands größter Hersteller und Exporteur von landwirtschaftlicher Traktoren. Das Produktionsprogramm für den weltweiten Markt umfasst 22 verschiedene Grundmodelle von 95-259PS in unterschiedlichen Versionen. Wir konnten miterleben, wie ein John Deere von Anfang bis zu Schluss komplett aufgebaut wird. Begonnen wird mit dem Zusammenbau vom Getriebe, dann geht es weiter mit der Montage des Motors bis zur Hochzeit (Montage der Kabine) und zum Schluss die Räder. Vor der Auslieferung wird jeder Traktor auf alle Funktionen getestet und 10 Minuten Probe gefahren. Jeder Montageposten hat jeweils 3.3 Minuten Zeit, um seine Arbeit zu erledigen, bevor das Werkstück zum nächsten Posten geht. Deshalb verlässt alle 3.3 Minuten ein fertiger Traktor das Band und ist zur Auslieferung bereit. Pro Tag werden ca. 120 Traktoren fertiggestellt. (Jahr 2015: 29'000 Traktoren) Für einen Traktor braucht das Werk rund 2.5 Tage, um ihn zusammen zu bauen. Alle 30 Minuten kommt ein Lkw mit 8 Kabinen, die ausserhalb von Mannheim gebaut werden. Die Motoren, Hauben und Doppelkupplungsgetriebe werden von anderen Werken produziert. In Mannheim wird im Einschichtbetrieb gearbeitet. Die Angestellten haben eine 35 Stunden Woche (Vergleich CH: ca. 42.5 Stunden (Landwirte: 55 Stunden)). Arbeitsbeginn ist um 06:00 und Arbeitsende um 14:00. Jede Stunde gibt es eine Pause und 30 Minuten Mittagszeit. Zum Schluss gab es noch eine Demonstration vom neuen Doppelkupplungsgetriebe, das uns sehr beeindruckt hat. Betrieb von Karl-Heinz Kästel, Bad Schönborn Fischer Kilian und Salzgeber Natalia Der Hof Kästel liegt in Bad Schönborn. 100 ha gehören dazu, 60 ha, zum Teil extensiv bewirtschaftetes, Grünland und 40 ha Ackerbau mit Zuckerrüben, Körner- & Silomais, Gerste, Weizen, Tritikale und Hafer. Der Ackerbau dient fast ausschliesslich zur Fütterung der eigenen Tiere (etwa 50 t werden noch verkauft). Die Heuerntemaschinen, ausser eine Presse, sind alle auf dem Hof vorhanden. Im Ackerbau fehlen ihnen lediglich ein Drescher und ein Häcksler. Vor 15 Jahren hat die Familie Kästel wegen dem tiefen Milchpreis von der Milchwirtschaft auf die Mutterkuhhaltung umgestellt. 40 Mutterkühe, 180 Rinder und 350 dazugekaufte Absetzer werden hier untergebracht. Die Munimast macht den Hauptteil der Fleischproduktion aus, die weiblichen Tiere dienen zur Ergänzung des Bestandes oder werden auch ausgemästet. Mit 8 Monate werden die tiere abgesetzt, denn da setzt die Geschlechtsreife ein. Die

- 9 - Bullen werden kastriert und von den weiblichen Tränkern getrennt in 10er Gruppen aufgeteilt. Die Bullen sind mit 17 Monaten schlachtreif, die Rinder mit 18-19 Monaten. Die Tageszunahmen vom Beef betragen etwa 1500g/Tag. Gefüttert werden die Tiere nach Herrn Kästel recht extensiv, da dies zu einer besseren Fleischqualität führt. Sie erhalten alle eine Mischung, die zu 1/3 Mais, 1/3 Heu und zu 1/3 Grassilage besteht, sowie 4.5 kg Kraftfutter pro Tier aus dem eigenen Getreide und 1 kg pro Tier zugekauftem Rapsschrot. Die ganze Fütterung ist GVO frei. Die Mutterkühe werden in einem Vollspaltenboden-Laufstall, mit betonierten und teilweise feinen Gummimatten überzogenen Liegeboxen mit einem eingestreuten Kälberschlupf gehalten. Im Sommer können sie auf die Weide. Wenn das Wetter mitspielt, haben sie Zugang zu einem Laufhof. Die ganze Herde erhält eine Gruppenschutzimpfung. Eine Klauenpflege wird nur nach Bedarf vorgenommen, was höchst selten ist. Für die Stallarbeit benötigt Herr Kästel morgens und abends je eine Stunde. Geschlachtet und verarbeitet werden die Tiere auf dem Hof, wofür zwei Metzger angestellt sind. So bleibt den Tieren der Stress vom Transport erspart. All die Erzeugnisse werden nur im Hofladen, der 2-mal die Woche geöffnet hat, von zwei angestellten Verkäuferinnen, verkauft. Somit haben die Produzenten alles selbst in der Hand. Nebst den eigenen werden auch andere Produkte wie Schweinefleisch, Nudeln, Getränke etc. von Nachbarshöfen verkauft. Jährlich werden 150 Rinder vermarktet. Um gut vermarkten zu können, wird ein gutes Image aufrechterhalten. Artgerechte, natürliche Haltung mit Weidegang und Tierfreundlichkeit, sowie die Qualität, werden gross umworben. Und die Kunden kommen gerne für diese Qualität von weiter her. (Hier sieht man gut, dass in Deutschland andere Standards betreffend Tierfreundlichkeit gelten.) Neben der Fleischproduktion gibt es noch 10 Pensionspferde auf dem Hof. Im Grossen und Ganzen hat die Familie Kästel ihre eigene Überlebensstrategie gefunden und ist damit äusserst zufrieden. Nur so weiter machen, nicht vergrössern, nicht viel verändern, das ist ihr Konzept. Jährlich gehen sie auf Lehrfahrten, einerseits um die Mutterkuhhaltung in anderen Betrieben zusehen, vor allem aber, um sich in Sache Bürokratie, Hygiene und Vorschriften weiterzubilden. Was ihnen etwas Schwierigkeiten bereitet, sind die strengen Vorschriften im Lebensmittelgeschäft und die stetig schwindende Fläche. Auch wenn der Sohn bereit wäre, sich noch zusätzlich zum Landwirt ausbilden zu lassen und später zu übernehmen, so ist das nicht sicher, ob ihm da noch genügend Fläche zur Verfügung steht.